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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Beitrag24.06.2010 16:26

von BlueNote
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Hi Murmel,

Zitat:

Natürlich hast du mir in allen Punkten widersprochen.  

In mindestens 3 Punkten habe ich dir Recht gegeben! Darauf habe ich genau geachtet! wink
Zitat:

Aber kein Problem, schließlich setze ich mich gerne eine halbe Stunde hin, um dir eine Kritik zu schreiben, der du im Einzelnen widersprechen kannst.  

Super, wenn das kein Problem ist! Die halbe Stunde werde ich dir irgendwann zurückschenken.
Zitat:

Meine Kritik und Vorschläge entspringen immer meiner ehrlichen Meinung; ob die der Autor teilt, oder nicht, bleibt dem Autoren überlassen, und wenn er keinen Handlungsbedarf sieht oder anderer Meinung ist, auch gut.

Ich sehe durchaus Handlungsbedarf und habe danke euch für alle eure Anregungen.
Zitat:

Es kann natürlich passieren, dass ich den Eindruck bekomme, der Autor legt keinen Wert auf meine Meinung, dann lasse ich es in Zukunft bleiben, denn meine halbe Stunde kann ich auch anders verwenden. Nicht wahr?

Das ist wohl wahr! Ich aber lege ganz großen Wert auf deine Meinung – deswegen sei noch einmal umarmt (oder wahlweise sei dir die Hand geschüttelt).

BN
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BlueNote
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Beiträge: 7304
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Beitrag24.06.2010 16:32

von BlueNote
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Hi Traumtänzerin,

Zitat:

Schau doch Papi, die Schwäne auf dem See leuchten in einem wundervollen Weiß. Wie majestätisch sie aussehen!“
Stopp! Hast du schon mal ein kleines Mädchen gehört, das so redet?!  
So in etwa:
"Schau doch, Papi, wie hell die Schwäne (da) auf dem See leuchten! Wie schön weiß die sind!" Und er richtete seinen Blick auf die Stelle, auf die die kleine Kinderhand (weit ausgestreckt) deutete. Majestätisch glitten die Vögel über das (dunkle) Wasser und er freute sich mit seiner (kleinen) Tochter.
Nur ein Vorschlag (wie alles hier) und nur eine Pi-mal-Daumen-Version, damit du dir vorstellen kannst, was ich ungefähr meine.

Gute Idee, das „majestätisch“ aus der wörtlichen Rede zu nehmen. Der Einwand, dass ein Kind mit diesem Schicksal sich eher der Erwachsenenwelt anpasst als ein Kind, das viel mit Seinesgleichen spielt, hat zwar auch seine Berechtigung. Es klingt aber besser, wenn sich die wörtliche Rede kindgerechter anhört. Deine Vorschläge gefallen mir gut.
Zitat:

Zitat:
Noch lange sahen sie an jenem Abend gemeinsam auf den See hinaus. „Sie sind eine Familie. Vater, Mutter und vier Kinder. Dort drüben im Dickicht haben sie wohl ihr Nest gebaut.“ Das Mädchen war ganz aufgeregt. „Eine richtige Familie …“, seufzte sie. „Wie glücklich sie sein müssen!“ Die Schwanenfamilie verschwand irgendwo im Schilf.
Dass es sich bei den Schwänen um eine Schwanenfamilie handelt, hat mich total überrumpelt. Fände es besser/schöner, wenn du das vorher leicht andeuten würdest beziehungsweise beschreibst.

Ähmm, das ist aber jetzt ironisch, oder?! Du meinst bestimmt, dass ich zu viel darauf herumreite (wie soll man das ohne Smilies merken? wink ). Ich fand das halt so erschütternd, dass hier eine Familie zerbricht und dort (auf dem See) das Ideal einer Familie gesehen wird – und dieses Motiv taucht ja später (im Himmel) wieder auf.
Zitat:

Zitat:
“So gerne würde ich sie dorthin mitnehmen.“
Würde den Satz umbauen. Findest du nicht auch, dass
"Ich würde sie so gern(e) dorthin (/dahin?) mitnehmen." natürlicher für ein kleines Mädchen wirkt?

Jaaa … schon!
Mist! Warum hab ich mir ausgerechnet ein kleines Mädchen als Protagonisten ausgesucht wink
Dein Satz kling gut!
Zitat:

Zitat:
Vielleicht vergeht im Himmel die Zeit ja viel schneller als auf der Erde und ich muss nur einen Tag ausharren, bis ich dich dann wieder bei mir habe“.
Wuhahahahaaa!  BN.
Das ist ein Kind!!

Hihi! Jetzt wo du’s sagst, fällt es mir auch auf.
Zitat:

Zitat:
„Du meinst, wir können auch dann noch miteinander sprechen?“ Diese Aussicht machte das Mädchen offensichtlich sehr glücklich.
Gib's zu. Du magst das Wort "offensichtlich".

Der Protagonist stellt nur Vermutungen über die Gedanken des Mädchens an, kann sie nicht wissen. Das Wort „offensichtlich“ ist nicht sehr schön. Perspektivenfehler möchte ich unbedingt vermeiden.
Zitat:

Zitat:
Vielleicht hatte ihre bevorstehende Reise damit ein kleines Stück des Schreckens für sie verloren.
Was ist ein "Schreckenstück"?

Was ist ein Glücksstück? (Antwort: Ein Stück vom Glück).
Du willst mir also sagen, ich soll mir eine andere Formulierung ausdenken.
Zitat:

Zitat:
Anfangs versuchte er noch, diesen Gesprächen über den Tod auszuweichen, aber er merkte bald, dass seine Tochter ihre Gedanken nicht für sich behalten wollte.
Würde einen Punkt nach "auszuweichen" setzen. Dann kann der erste Satzteil ganz für sich wirken. Sonst geht er ein wenig unter.

Warum nicht! Punkte sind immer gut!
Zitat:

Zitat:
Sie wusste genau, dass sie nicht mehr lange zu leben, hatte und schien sich bereits viele Wochen vorher auf den Tod einzustellen.
Komma? Nur a gfui.  

Gerade dieses Komma fand ich die besondere Note in diesem Text. Hmmm … ich hol ja schon den Radiergummi!
Zitat:

Zitat:
Stück für Stück nahm sie Abschied von dieser Welt. Vielleicht würde ihr das Bild einer schönen zukünftigen Welt helfen, diesen schweren Abschied durchzustehen.
Adjektive, Adjektive, Adjektive! Huch, die haste aber gern. Tipp: Ein wenig reduzieren, beziehungsweise umschreiben mit eigenen Teilsätzen und aufteilen in mehrere Sätze (die Infos) verpacken.

Ich dachte immer, Leser mögen Adjektive. Wie soll man denn weinen bei einem Text mit reduzierten Adjektiven? Dennoch zeige ich Einsicht und geh weiter im Text.
Zitat:

Zitat:
Wie konnte dieses kleine Mädchen nur so stark sein, fragte er sich immer wieder?
Vorschlag: Er fragte sich immer wieder, wie dieses kleine Mädchen nur so stark sein konnte. oder: Immer wieder fragte er sich, wie dieses kleine Mädchen nur so stark sein konnte..

Einverstanden!


Deine Überarbeitung finde ich stark!

BN
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BlueNote
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Beitrag24.06.2010 16:37

von BlueNote
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Hi TheBrain,

Zitat:

ich hatte es dir angedroht...

Es freut mich, dass du die Drohung auch umgesetzt hast.
Zitat:

Die Geschichte gefällt mir ausgesprochen gut. Sie vermag mein Herz zu treffen.
Du hast das Szenario sehr gefühlvoll vermittelt. Der Leser neigt dazu sich ein Tränchen aus dem Auge zu wischen.

Das mit dem Tränchen hat noch keiner gesagt. Hatte schon fast befürchtet, der Text würde den Leser emotional nicht erreichen, wie ich mir das gedacht hatte.
Zitat:

Zu kritisieren habe ich, dass du seeehr viele Worte brauchst. Füllworte, die einem das Lesen manchmal etwas anstrengend machen. Ich denke der Text würde noch an Aussagekraft gewinnen, wenn du das "Unkraut" zwischen den Rosengleichen Worten entfernst ....

Die Reduktion der Füllwörter scheint dringend notwendig zu sein – laut Mehrheitsmeinung.
Zitat:

Die Sätze sind allgemein etwas "umständlich" geschrieben. Viele Adjektive, sehr ausladende Beschriebungen. Könnte manchmal etwas weniger vertragen.

Hmmm … „regelrecht“ ist wirklich kein schönes Wort. Sie kann ja tatsächlich „hüpfen“ und nicht hüpfen „wie“ ein Gummiball – das regelrecht ist also überflüssig.
Zitat:

Zitat:
Ich denke sogar jede Minute, in jedem Moment an dich.


Die logische Steigerung aus Tag, Minute wäre Sekunde .... Ist ein Moment eine Steigerung zur Minute???? Weiß es gerade auch nicht so ....

Hmmm … grenzwertig … muss ich auch noch überlegen.
Zitat:

Das mit der kindlichen Sprache finde ich jetzt nicht als sehr störend. Kinder können, je nach ihrem Umfeld, bereits erstaunliche Wortkreationen schaffen. Insbesondere Kinder, die an einem solchen Schicksal, wie es deine Prota ereilt, wachsen. Allerdings die Bezeichnung "ausharren" wirkt im Kontext etwas unpassend auf mich ....

Hier bin ich deiner Meinung. In der Art, wie Traumtänzerin es formuliert hat, werde ich es wohl übernehmen. Das Kind könnte zwar der Erwachsenenwelt angepasst sein und sich so wie geschrieben ausdrücken. Anders klingt es aber doch besser.
Zitat:

Trotz meiner Kritik - ein wunderschönes Werk!

Thank you very much!
Zitat:

P.S. .... und übrigens - ich hasse dich nicht! Kritik muss man einstecken können!

Klingt gut! Aber ich glaube, das kann ich auch (Kritik einstecken).


Vielen Dank für die Kritik

BlueNote
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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

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Beitrag24.06.2010 18:05

von Traumtänzerin
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Noch lange sahen sie an jenem Abend gemeinsam auf den See hinaus. „Sie sind eine Familie. Vater, Mutter und vier Kinder. Dort drüben im Dickicht haben sie wohl ihr Nest gebaut.“ Das Mädchen war ganz aufgeregt. „Eine richtige Familie …“, seufzte sie. „Wie glücklich sie sein müssen!“ Die Schwanenfamilie verschwand irgendwo im Schilf.
Dass es sich bei den Schwänen um eine Schwanenfamilie handelt, hat mich total überrumpelt. Fände es besser/schöner, wenn du das vorher leicht andeuten würdest beziehungsweise beschreibst.


Ähmm, das ist aber jetzt ironisch, oder?! Du meinst bestimmt, dass ich zu viel darauf herumreite (wie soll man das ohne Smilies merken? wink ). Ich fand das halt so erschütternd, dass hier eine Familie zerbricht und dort (auf dem See) das Ideal einer Familie gesehen wird – und dieses Motiv taucht ja später (im Himmel) wieder auf.
Ich? Ironie?!
Was ist das?! Kenn ich nicht. ^^ Gut, dass die Info angekommen ist.


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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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BlueNote
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Beitrag25.06.2010 07:37

von BlueNote
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... ja, die ist angekommen.

Dein Avatar passt gut zur Geschichte, fällt mir gerade auf.

BN
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BlueNote
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Beitrag01.07.2010 17:22

von BlueNote
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Hi tt,

ich habe ich noch etwas nachzuliefern ...
Zitat:

Zitat:
Irgendwann, seinem Kind ging es schon sehr schlecht, hob er es einfach aus dem Krankenbett heraus, nahm ]b]es[/b] in die Arme und packte es[b] in sein Auto.
Sehr distanzierte Formulierung. "Es" klingt verdächtig nach einer Sache. Aber das ist ein Kind und somit ein Mensch! Wenn du Distanz ausdrücken willst, würde ich nicht diesen Weg wählen, es zu "verdingseln", denn das ist dann keine Distanz mehr, sondern vielmehr Respektlosigkeit, wenn man es überspitzt sieht.

Verstehe! Ich hatte das in dem Text so festgelegt, dass von „dem Kind“ die Rede ist. Dein Vorschlag berücksichtigt gleich, dass nicht von dem Kind und „sie“ (ihr) zugelich gesprochen wird. Das ist ein guter Vorschlag!
Zitat:


Gemeinsam wollten sie ein letztes Mal zum See hinaus fahren.
Pingeligkeitshalber angemerkt: Was hältst du davon, "gemeinsam" hinter "sie wollten" zu setzen und den Satz in zwei Parataxen aufzuteilen?
Ungefähr so:
Sie wollten gemeinsam/ noch einmal zum See hinaus fahren. Ein letztes Mal.
Meiner Meinung nach kommt dem "letzten Mal" dadurch mehr Bedeutung zu.

Das weiß ich noch nicht recht. Im Moment ist es mir noch zu arg … Aber vielleicht gefällt es mir ja, wenn ich 2 Jahre drüber geschlafen habe.
Zitat:

Zitat:
Es war ein wunderschöner Sonntag. Ein Tag, so richtig geschaffen für die Erinnerung.
Hmpf. So so so. Hm. Macht irgendwie die Stimmung/ den Gedanken ein wenig kaputt durch die Relativierung.  Tipp: Weglassen.


Das war die Stelle, an der ich geweint hatte ... Hmmm ... weglassen?! Ich weiß noch nicht recht ...
Zitat:

Sodala, muss schon wieder. Dritter Teil folgt. Vielleicht schaff ich den auch heute noch vor'm Konzert.  

Ich schweige und warte …
und schlafe und träume …
da ist er ja: Der dritte Teil!
(Jetzt nur nicht aufwachen!)

Danke noch einmal

BlueNote
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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

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Beitrag01.07.2010 17:43

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Entschuldige die zeitliche Verzögerung, bin etwas im Stress.
Mache mich - frühestens heute - an den dritten und letzten Teil, okay?

LG,
Traumtänzerin im Schulchaos


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BlueNote
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Beitrag01.07.2010 17:47

von BlueNote
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Zeitlosse!
(Hey, ich kann Fremdsprachen!)

Ich bin ja froh, wenn du überhaupt noch Lust dazu hast. Wie kann ich das je wieder gut machen ... wink

BN
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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

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Beitrag02.07.2010 14:55

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Bevor ich mich an den dritten Teil mache:
BlueNote hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

Zitat:
Es war ein wunderschöner Sonntag. Ein Tag, so richtig geschaffen für die Erinnerung.
Hmpf. So so so. Hm. Macht irgendwie die Stimmung/ den Gedanken ein wenig kaputt durch die Relativierung.  Tipp: Weglassen.

Das war die Stelle, an der ich geweint hatte ... Hmmm ... weglassen?! Ich weiß noch nicht recht ...
Ja, weglassen. Aber nicht den ganzen Satz. Sondern nur das Wort "so". wink
War etwas missverständlich ausgedrückt, sorry.

LG,
Zerfieslerin


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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

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Beitrag02.07.2010 16:46

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Dritter Teil des zweiten Teils.


Zitat:
An ihrem Grab hatte er hemmungslos geweint.  All die unterdrückten Tränen, die er drei lange Jahre nicht weinen durfte, kamen plötzlich aus ihm herausgeflossen.
Die Gefühle sind mir hier zu plakativ in Szene gesetzt. Natürlich empfindet der Prota in diesem Moment so, aber ich bin größerer Fan der eher impressiven, dezenten Ausdrucksweise. Doch dann müsste ich alles umschreiben und das geht am Sinn einer Kritik vorbei, die auf Verbesserungsvorschlägen basiert und nicht darauf, dass der Kritisierende seinen Geschmack als non-plus-ultra darstellt.
Deshalb hier ein kleiner Versuch meinerseits, deinen Stil ein wenig zu verändern, dass es auch mir eher gefiele. Ich konnte es aber nicht lassen, ein wenig Neues einzubauen, ich hoffe, das ist okay für dich.
Als er an ihrem Grab stand, hatte er hemmungslos geweint. All die unterdrückten Tränen, die er (ganze) drei Jahre lang nicht herauslassen hatte dürfen (schreckliche Konstellation, ich weiß. Aber in der Art und Weise), flossen (auf einmal/)plötzlich aus ihm heraus. (Er hatte sich nicht mehr zurückgehalten, die Kammer in seinem Herzen, die er zuvor so sorgfältig verschlossen gehalten hatte, zu öffnen.)

Zitat:
Jetzt musste er nicht mehr stark sein, denn nun war er endgültig alleine.
Dieser Zusatz ist wie der falsche Einsetzer des Perkussionisten mit in das hauchzarte Zerschmelzen der Streicher. Weniger dramatisch und überspitzt ausgedrückt: Brauchst du diesen Zusatz? Ist wieder sehr plakativ. Beispiel: "Der Mann verstarb letzte Nacht, er ist jetzt tot." wink
Wenn dir diese Info trotzdem wichtig ist, um das Gefühl der schleichend einsetzenden Einsamkeit des Protagonisten darzustellen, würde ich es ein wenig be-/ umschreiben.
[i]Jetzt musste er nicht mehr stark sein. Er spürte, wie Einsamkeit schleichend von ihm nun vollends Besitz ergriff. Es wurde ihm kalt ums Herz. Seine Seele fröstelte.

Okay, jetzt ein wenig übertrieben. Aber so meinte ich das in etwa.

Zitat:
Die meisten Gedanken und Zukunftspläne ergrauten schlagartig in diesem Moment. All seine Erinnerungen erschienen ihm nun wie in einem dichten Nebel eingehüllt.
Ergrauende Zukunftspläne ... schönes Sinnbild. Gefällt mir!
Beim "dichten Nebel", in den "seine Erinnerungen" als "eingehüllt" dargestellt werden, übertreibst du vielleicht ein bisschen. Was hältst du von diesem provisorischen Vorschlag:
All seine Erinnerungen entglitten ihm, waren nicht mehr greifbar. Zu einem dichten Nebel geworden, in dem er orientierungslos und blind umhertappte.

Zitat:
Nur wenn er am See entlang schritt, konnte er seine Tochter wieder ganz deutlich neben sich sehen.
So schritt der Kaiser, der von Gott gewollte Herrscher seines Volkes, die Stufen zu seinem Thron hinauf.
Was ich damit sagen will: Ich empfinde "schreiten" als zu machtvoll für diese Bewegung. Majestätisch schreitet dein Protagonist wohl kaum dahin.
Vorschlag: Nur wenn er am See entlang schlenderte/spazierte/ging [...]
Abgesehen davon fällt mir gerade was ein. Was hältst du davon:
Nur wenn er am See entlang ging. Dann konnte er sie wieder sehen, ganz deutlich und neben sich. Seine Tochter.

Zitat:
In seiner Vorstellung konnte sie auch wieder laufen, sie hüpfte regelrecht an seiner Seite.
Bitte lass diese Relativierung weg. Es wirkt auch so.

Zitat:
Er hatte ihr ja auch fest versprochen, seine Gedanken an sie himmelwärts zu schicken, dort, an ihrem Lieblingsplatz.
Das weiß der Leser schon. "ja auch" verstärkt den Eindruck: "Jetzt erinnere ich dich mal daran, kleines Leserlein, der du diese Info bestimmt verschlafen hast, und wiederhole es einfach nochmal." wink
Tipp: Entweder weglassen oder:
Er hatte ihr fest versprochen, seine Gedanken an sie himmelwärts zu schicken. Dort, an ihrem Lieblingsplatz. Und er hielt sein Versprechen. (Tag für Tag. Woche um Woche. Monat um Monat.)

Zitat:
Und die sich im Wasser spiegelnden Bäume begannen vor seinen Augen zu verschwimmen und das salzige Wasser seiner Tränen brannte wie Feuer.
Hier würde ich das "und" zu Beginn weglassen.


Zitat:
Ein plötzlicher Windstoß weht ihm eine große Schwanenfeder vor die Füße. Mit einem Lächeln hebt er sie auf und nimmt sie mit nach Hause. Dort setzt er sich an den Schreibtisch, taucht die Federspitze in ein Tintenfass und schreibt seiner Tochter einen Brief:
Sorry, BN, aber das gefällt mir überhaupt nicht. Erzählgeschichts-Aufsatz-Stil. "und schreibt seiner Tochter einen Brief" würde ich komplett weglassen. Dafür den Brief dann einfach kursiv schreiben.
Ein plötzlicher Windstoß zerzaust ihm das Haar und er kneift die Augen zusammen, als er eine große Schwanenfeder, sanft in der Luft schwebend zu ihm wehen sieht. Mit einem Lächeln hebt er sie auf. Macht sich bedächtigen und langsamen Schrittes auf den Heimweg, die Feder fest in der Rechten umschlossen. (Sie drückt sich weich gegen seine Handfläche, liebkost seine (gealterte?) Haut. Und er spürt, dass seine Tochter ganz nah bei ihm ist.) Zuhause angekommen, setzt er sich an den Schreibtisch.
Taucht die Federspitze in ein Federfass, lässt behutsam Wort um Wort mit entstehen.


Zitat:
Nun bin ich ganz alleine auf der Welt und denke jeden Tag an dich.
Sorry, aber das stinkt nach selbstmitleidigem Vorwurf. Absicht? Zieht sich m.E. übrigens durch den gesamten Brief durch, dieses Motiv.

Zitat:
Ich denke sogar jede Minute, in jedem Moment an dich. Es wäre so schön gewesen, wenn ich dich noch weiter bei mir behalten hätte können. Manchmal stelle ich mir vor, wie du groß geworden wärst. Ein frecher Teenager vielleicht, eine wunderschöne Frau. Dein Lachen wäre sicherlich noch genauso schön gewesen, wie es immer war. Ich wäre älter, du aber an jedem Tag nur noch schöner geworden. Irgendwann hättest du mich zu Grabe getragen. Aber das ist dir ja jetzt erspart geblieben. Glück gehabt! Leider ist es jetzt ja umgekehrt gekommen und ich musste dich, mein kleines Kind, zu Grabe tragen. Ich hoffe, dass es dir dort oben gut geht. Ich stelle mir vor, dass du jetzt im Himmel einer der vier kleinen Schwäne auf einem riesigen Himmels-Schwanensee bist. Das ist eine sehr schöne Vorstellung für mich. Ich liebe dich so!
Es umarmt dich ganz herzlich,

dein über alles trauriger Papi.
Wuahh. Was für ein Gutmensch dein Prota doch ist. Er denkt nicht nur jeden Tag, sondern jede Minute und in jedem Moment an sie. Wenn du das so formulierst, kommt das ... nicht so positiv (bei mir) rüber.
Vorschlag: Beginne den Brief mit dem zweiten Satz und setzte mehr Parataxen.
Ich denke jeden Tag an dich. Jede Minute, in jedem (stillen) Moment. (Du fehlst mir [so sehr].) Es wäre so schön gewesen, wenn ich dich noch weiter bei mir behalten hätte können. Weißt du, manchmal, da frage ich mich, wie es wohl gewesen wäre, wenn du nicht hättest frühzeitig gehen müssen. Wenn du groß geworden wärst. Ein frecher Teenager vielleicht, eine wunderschöne Frau. Dein Lachen wäre sicherlich noch genauso schön gewesen, wie es immer war. Mit jedem Tag, der mich älter gemacht hätte, wärst du schöner geworden. Irgendwann hättest du mich zu Grabe getragen. Das wurde dir erspart. (Und ich kann nicht sagen, ob ich froh oder traurig darüber sein soll.)
Leider ist es jetzt ja umgekehrt gekommen. Der natürliche Lauf der Dinge, unsere Rollen wurden vertauscht. Stattdessen war ich es, der über deinem kleinen Sarg stand, am Boden des Grabes (, die frische Erde noch ganz feucht vom Gewitter der Nacht zuvor).
Ich stelle mir vor, dass du jetzt im Himmel einer der vier kleinen Schwäne auf einem riesigen Himmels-Schwanensee bist. Das ist eine sehr schöne Vorstellung für mich. Ich liebe dich so!
Es umarmt dich ganz herzlich,

dein über alles trauriger Papi.


Wie gesagt, sind alles nur Vorschläge (und noch dazu sehr provisorische).

Hoffe, es hat dir vielleicht ein paar Denkanstöße geben können.

LG,
Traumtänzerin


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BlueNote
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Beitrag02.07.2010 16:46

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Traumtänzerin hat Folgendes geschrieben:
Bevor ich mich an den dritten Teil mache:
BlueNote hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

Zitat:
Es war ein wunderschöner Sonntag. Ein Tag, so richtig geschaffen für die Erinnerung.
Hmpf. So so so. Hm. Macht irgendwie die Stimmung/ den Gedanken ein wenig kaputt durch die Relativierung.  Tipp: Weglassen.

Das war die Stelle, an der ich geweint hatte ... Hmmm ... weglassen?! Ich weiß noch nicht recht ...
Ja, weglassen. Aber nicht den ganzen Satz. Sondern nur das Wort "so". wink
War etwas missverständlich ausgedrückt, sorry.



Ja, das hatte ich falsch verstanden. Dann werde ich auf das "richtig" auch noch verzichten:
Ein Tag, geschaffen für die Erinnerung.

BN
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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

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Beitrag02.07.2010 16:58

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ein Tag, geschaffen für die Erinnerung.
Perfekt. wink

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Gast2
Eselsohr
G


Beiträge: 459



G
Beitrag03.07.2010 10:04
..
von Gast2
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Hallo BN,

ich habe deine zwei Teile gelesen, die Tränen weggewischt....wundervoll geschrieben! Irgendwo habe ich einen Rechtschreibfehler gefunden: Ja im ersten Teil: ....es sind die Erinnerungen!

Ich habe jetzt die ganzen Kommentare nicht gelesen, hoffe, ich wiederhole jetzt nicht allzuviel. Der erste Teil gefällt mir noch besser als der zweite. Dort schreibst du nicht alles so aus.
Die Erklärung der Krankheit als böses Tier, ich weiss nicht, ob das nötig ist. Wichtig ist, wie tapfer das Kind ist, wie hilflos der Vater. Mehr aber nicht.

Vielelicht sehe aber nur ich das so?

Im Brief an die Tochter gefällt mir nicht, dass er ihr schreibt, dass sie Glück habe, ihn nicht zu Grabe tragen zu müssen. Das würde ich weglassen. Sicher ist er total verzweifelt: Aber da wäre es nachvollziehbarer, wenn er fluchen würde, als ihr diesen Gedanken zu schreiben. Er sieht sie ja als kleines Mädchen!

Wunderschöner Text.

Liebe Grüße

Heidi
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BlueNote
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Beitrag05.07.2010 21:24

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi Heidi,

jener Vergleich der Krankheit mit einem wilden Tier ist erst relativ spät beim Überarbeiten der Geschichte entstanden. Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig darüber, ob man auf diesen Abschnitt  verzichten kann. Im Moment denke ich noch, dass diese Gedanken das ewige Grübeln über die Krankheit recht treffend wiedergeben. Aber vielleicht gefällt mir dieser Vergleich nach ein paar Wochen selber nicht mehr.

Deinen Einwand wegen des Briefes an die Tochter werde ich überdenken. Deine Bedenken halte ich für nicht ganz für unberechtigt. Da klingt ein  (ironischer) Tonfall  durch, den wohl  eher Erwachsene verstehen würden als Kinder. Aber da das Kind ja kein Kind mehr ist, versteht sie ihn vielleicht trotzdem.
Dennoch würde der Protagonist wohl weiter mit seinem Kind reden, wie er immer mit ihm geredet hat. Wahrscheinlich hast du Recht!

Viele Grüße

BlueNote
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Gast3
Klammeraffe
G


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G
Beitrag10.07.2010 18:37

von Gast3
Antworten mit Zitat

Hallo BlueNote,

es ist ja schon sehr viel zu deinem Text geschrieben worden, so sage ich nur, dass ich die Geschichte sehr schön erzählt finde. Du triffst genau die richtige Mischung, den Ernst und die Trauer zu vermitteln, so dass es nicht kitschig oder auf die Tränendrüse gedrückt wirkt.

Womit ich mich jetzt nur so gar nicht anfreunden kann, ist der Brief am Schluss. Die Idee mit der Schwanenfeder, die den Bogen zu dem sehr schön gewählten Titel schließt, gefällt mir sehr gut. Aber den Brief an sich finde ich unnötig. Im Endeffekt steht ja nichts drin, was man nicht schon weiß. Außer, dass man erfährt, dass das Mädchen Annika geheißen hat. Und irgendwie scheint mir der Schreibstil des Briefes nicht zum Rest der Geschichte zu passen. Beim Lesen kommt es mir so vor, als ob da ein Bruch drin wäre.
Aber das ist jetzt nur meine subjektive Meinung. Ansonsten gefällt mir die Geschichte, wie gesagt, sehr gut, Füllwörter hin oder her  wink

Liebe Grüße
schneestern


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BlueNote
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Beitrag10.07.2010 23:29

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hallo Schneestern,

Zitat:

es ist ja schon sehr viel zu deinem Text geschrieben worden, so sage ich nur, dass ich die Geschichte sehr schön erzählt finde.

Ich freue mich über jeden Kommentar immer wieder aufs Neue.
Zitat:

Womit ich mich jetzt nur so gar nicht anfreunden kann, ist der Brief am Schluss. Die Idee mit der Schwanenfeder, die den Bogen zu dem sehr schön gewählten Titel schließt, gefällt mir sehr gut. Aber den Brief an sich finde ich unnötig. Im Endeffekt steht ja nichts drin, was man nicht schon weiß.

Der Brief bzw. der Schluss erfüllt noch einen ganz wesentlichen Zweck und zwar: die Verklärung, die Vorstellung von der "anderen Welt". Hier wird der Schwanenteich zum Schwanensee und die vier kleinen Schwäne bekommen in der Anspielung auf Tschaikowskys Schwanensee ("Tanz der vier kleinen Schwäne") ihren Sinn. Auch hier schließt sich (genauso wie mit der Schwanenfeder) der Kreis, von den Schwänen zur Musik Tschaikowskys, die zu Beginn bereits ewrwähnt wurde.
Der Tanz der vier kleinen Schwäne ist ein sehr bezauberndes (fast kindliches) Ballettstück, das wohl jeder Mensch schon irgend wann einmal gesehen hat (und sei es als Parodie).
Zitat:

Und irgendwie scheint mir der Schreibstil des Briefes nicht zum Rest der Geschichte zu passen.

Diesen Einwand werde ich mir noch länger überlegen.
Zitat:

Ansonsten gefällt mir die Geschichte, wie gesagt, sehr gut, Füllwörter hin oder her

Dieser Text wird mit Sicherheit eine Überarbeitung erfahren, bei so vielen Vorschlägen. Dann werden die Füllwörter gewiss weniger. Aber eigentlich (*Geheimnis verrat*) mag ich sie, diese Füllwörter wink


Für den Aha-Effekt, wenn sich jemand unter den 4 kleinen Schwänen tatsächlich nichts vorstellen kann, dieser Videolink:

http://www.youtube.com/watch?v=FY4Y1gTO9HE


Liebe Grüße

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BlueNote
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Beitrag12.07.2010 16:31

von BlueNote
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Hi traumtänzerin,

abschließend möchte ich mich noch einmal ganz herzlich für deine ausführlich und überaus hilfreiche Kritik bedanken. Gäbe es bereits eine Rubrik „beste Kritik“, würde ich diese umgehend dafür vorschlagen.
Zitat:

Als er an ihrem Grab stand, hatte er hemmungslos geweint. All die unterdrückten Tränen, die er (ganze) drei Jahre lang nicht herauslassen hatte dürfen (schreckliche Konstellation, ich weiß. Aber in der Art und Weise), flossen (auf einmal/)plötzlich aus ihm heraus. (Er hatte sich nicht mehr zurückgehalten, die Kammer in seinem Herzen, die er zuvor so sorgfältig verschlossen gehalten hatte, zu öffnen.)

Diese Verbesserung gefällt mir teilweise ganz gut, vor allem das „ganze drei Jahre lang“. “Die Kammer in seinem Herzen“  klingt ein bisschen … unecht für mich. Hier gibt es noch einiges Verbesserungspotential.
Zitat:

Zitat:
Jetzt musste er nicht mehr stark sein, denn nun war er endgültig alleine.
Dieser Zusatz ist wie der falsche Einsetzer des Perkussionisten mit in das hauchzarte Zerschmelzen der Streicher. Weniger dramatisch und überspitzt ausgedrückt: Brauchst du diesen Zusatz? Ist wieder sehr plakativ. Beispiel: "Der Mann verstarb letzte Nacht, er ist jetzt tot."
Wenn dir diese Info trotzdem wichtig ist, um das Gefühl der schleichend einsetzenden Einsamkeit des Protagonisten darzustellen, würde ich es ein wenig be-/ umschreiben.
[i]Jetzt musste er nicht mehr stark sein. Er spürte, wie Einsamkeit schleichend von ihm nun vollends Besitz ergriff. Es wurde ihm kalt ums Herz. Seine Seele fröstelte.
Okay, jetzt ein wenig übertrieben. Aber so meinte ich das in etwa.

Die schleichende Einsamkeit finde ich ganz gut, danach ist es vielleicht wirklich etwas übertrieben. Ich sehe schon , bei der Verbesserung gilt es hauptsächlich, die richtige Mischung zu finden.
Zitat:

All seine Erinnerungen entglitten ihm, waren nicht mehr greifbar. Zu einem dichten Nebel geworden, in dem er orientierungslos und blind umhertappte.

Ich würde gerne diese dumpfe Gefühl „wie in Watte eingepackt“ beschreiben. Das „entgleiten“ und „umhertappen“ ist mir zu aktiv.
Zitat:

Zitat:
Nur wenn er am See entlang schritt, konnte er seine Tochter wieder ganz deutlich neben sich sehen.
So schritt der Kaiser, der von Gott gewollte Herrscher seines Volkes, die Stufen zu seinem Thron hinauf.
Was ich damit sagen will: Ich empfinde "schreiten" als zu machtvoll für diese Bewegung. Majestätisch schreitet dein Protagonist wohl kaum dahin.
Vorschlag: Nur wenn er am See entlang schlenderte/spazierte/ging [...]
Abgesehen davon fällt mir gerade was ein. Was hältst du davon:
Nur wenn er am See entlang ging. Dann konnte er sie wieder sehen, ganz deutlich und neben sich. Seine Tochter.

Der Schlusssatz wäre denkbar. Schlendern und spazieren hört sich für mich eher nach Vergnügen und gute Laune an.
Zitat:

Zitat:
Er hatte ihr ja auch fest versprochen, seine Gedanken an sie himmelwärts zu schicken, dort, an ihrem Lieblingsplatz.
Das weiß der Leser schon. "ja auch" verstärkt den Eindruck: "Jetzt erinnere ich dich mal daran, kleines Leserlein, der du diese Info bestimmt verschlafen hast, und wiederhole es einfach nochmal."
Tipp: Entweder weglassen oder:
Er hatte ihr fest versprochen, seine Gedanken an sie himmelwärts zu schicken. Dort, an ihrem Lieblingsplatz. Und er hielt sein Versprechen. (Tag für Tag. Woche um Woche. Monat um Monat.)

„Und er hielt sein Versprechen“ ist gut, weil das die neue Information ist.
Zitat:

Sorry, BN, aber das gefällt mir überhaupt nicht. Erzählgeschichts-Aufsatz-Stil. "und schreibt seiner Tochter einen Brief" würde ich komplett weglassen. Dafür den Brief dann einfach kursiv schreiben.
Ein plötzlicher Windstoß zerzaust ihm das Haar und er kneift die Augen zusammen, als er eine große Schwanenfeder, sanft in der Luft schwebend zu ihm wehen sieht. Mit einem Lächeln hebt er sie auf. Macht sich bedächtigen und langsamen Schrittes auf den Heimweg, die Feder fest in der Rechten umschlossen. (Sie drückt sich weich gegen seine Handfläche, liebkost seine (gealterte?) Haut. Und er spürt, dass seine Tochter ganz nah bei ihm ist.) Zuhause angekommen, setzt er sich an den Schreibtisch.
Taucht die Federspitze in ein Federfass, lässt behutsam Wort um Wort mit entstehen.

Hier werde ich die Struktur übernehmen, aber einige Formulierungen umschreiben z.B. das „Sie drückt sich weich gegen seine Handfläche, liebkost seine (gealterte?) Haut“ Dass er sich seiner Tochter nahe fühlt, ist gut, wurde aber vorher schon ähnlich geschrieben (seine Tochter ginge an seiner Hand).
Zitat:

Zitat:
Nun bin ich ganz alleine auf der Welt und denke jeden Tag an dich.
Sorry, aber das stinkt nach selbstmitleidigem Vorwurf. Absicht? Zieht sich m.E. übrigens durch den gesamten Brief durch, dieses Motiv.

Nein, das ist keine Absicht. Ich werde das wohl abwägen müssen, wie viel Selbstmitleid man einer solchen Person zugestehen würde.
Zitat:

Wuahh. Was für ein Gutmensch dein Prota doch ist.

Wuhaaa! Ich dachte, so geht herzzerreißende Schreibe …
Zitat:

Ich denke jeden Tag an dich. Jede Minute, in jedem (stillen) Moment. (Du fehlst mir [so sehr].) Es wäre so schön gewesen, wenn ich dich noch weiter bei mir behalten hätte können. Weißt du, manchmal, da frage ich mich, wie es wohl gewesen wäre, wenn du nicht hättest frühzeitig gehen müssen. Wenn du groß geworden wärst. Ein frecher Teenager vielleicht, eine wunderschöne Frau. Dein Lachen wäre sicherlich noch genauso schön gewesen, wie es immer war. Mit jedem Tag, der mich älter gemacht hätte, wärst du schöner geworden. Irgendwann hättest du mich zu Grabe getragen. Das wurde dir erspart. (Und ich kann nicht sagen, ob ich froh oder traurig darüber sein soll.)
Leider ist es jetzt ja umgekehrt gekommen. Der natürliche Lauf der Dinge, unsere Rollen wurden vertauscht. Stattdessen war ich es, der über deinem kleinen Sarg stand, am Boden des Grabes (, die frische Erde noch ganz feucht vom Gewitter der Nacht zuvor).
Ich stelle mir vor, dass du jetzt im Himmel einer der vier kleinen Schwäne auf einem riesigen Himmels-Schwanensee bist. Das ist eine sehr schöne Vorstellung für mich. Ich liebe dich so!
Es umarmt dich ganz herzlich,

Die Erwähnung des Sarges ist gut, weil das wohl die Erinnerung wäre, die am prägensten gewesen wäre. Aus diesen Tipps lässt sich was machen.
Zitat:

Wie gesagt, sind alles nur Vorschläge (und noch dazu sehr provisorische).
Hoffe, es hat dir vielleicht ein paar Denkanstöße geben können.

Das waren jede Menge guter Denkanstöße. Nach den Verbesserungen muss die Geschichte wieder ein Ganzes sein, d.h. die Denkanstöße müssen so umgesetzt werden, dass sie auch wieder gut zusammen passen.

Ich danke dir recht herzlich für deine Mühe.
Großartig!

BN
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