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Das Spiel mit dem Halstuch


 
 
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Andrea F.
Leseratte
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Beiträge: 154
Wohnort: München


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Beitrag11.06.2010 23:05
Das Spiel mit dem Halstuch
von Andrea F.
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Das Spiel mit dem Halstuch

Laras Lider flattern. Langsam öffnet sie die Augen. Ein scheues, fast ungläubiges Lächeln stiehlt sich in ihre Mundwinkel. Sie hat es getan. Zum ersten Mal, ohne dass ihr jemand dabei geholfen hat. Stolz macht sich breit.

Vorsichtig richtet sie sich auf und betrachtet sich im Spiegel. Sie hat das Gefühl, es ist ihr anzusehen. Irgendwie sieht sie jetzt anders aus, findet sie. Ob das den anderen in der Schule auch auffällt?
Unbändige Freude durchströmt sie: Endlich gehört sie so richtig dazu.
Am liebsten würde sie gleich noch einmal. Wie sie es liebt, wenn das Blut in den Ohren rauscht. Wenn ein heller Lichtblitz sie durchzuckt, um sich dann in alle Farben des Regenbogens aufzuspalten. Wenn sich ein Gefühl wie Watte im Kopf ausbreitet. Schweben wie auf Wolken. Ganz ohne Drogen.
Dieser kurze Moment, bevor sie das Bewusstsein verliert - ein Moment höchsten Glücksgefühls, den sie nun mühelos jederzeit herbeiführen kann. Dass dabei jedes Mal tausende Gehirnzellen absterben, sie jedes Mal in akuter Lebensgefahr schwebt, kümmert sie nicht. Allein der Kick zählt. Auch wenn er nur Sekunden dauert.

Stolz nimmt Lara ihr Halstuch ab, streicht es glatt, legt es fast ehrfürchtig auf ihren Nachttisch. Ein hübsches blaues Halstuch, das die Farbe ihrer Augen zur Geltung bringt. -  Unscheinbares, modisches Accessoire, das eine tödliche Gefahr in sich birgt.



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Lesen ist in einer immer schneller lebenden Welt die einzige Methode der Verlangsamung.
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Bananenfischin
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Beitrag12.06.2010 00:47

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Hallo Andrea,

er hat mir eine Gänsehaut bereitet, dein Text. Dieses Spiel hat ja schon einige das Leben gekostet.
Aber so, genau so, könnte es aus der Sicht eines Jugendlichen wahrgenommen werden, und das macht es ziemlich gruselig.
Besonders schön:
Zitat:
Ein scheues, fast ungläubiges Lächeln stiehlt sich in ihre Mundwinkel.

und auch
Zitat:
Ganz ohne Drogen.
als Verweis auf vermeintliche Harmlosigkeit.
Eventuell könnte man hier
Zitat:
Sie hat es getan. Zum ersten Mal, ohne dass ihr jemand dabei geholfen hat.
noch ein "Und es hat tatsächlich funktioniert." oder so ähnlich ergänzen.

Zitat:
Dass dabei jedes Mal tausende Gehirnzellen absterben, sie jedes Mal in akuter Lebensgefahr schwebt, kümmert sie nicht. Allein der Kick zählt. Auch wenn er nur Sekunden dauert.

Diesen Part - ebenso wie den letzten Satz - bräuchte es für mein ganz persönliches Empfinden nicht. Ersteres ist mir zu erklärend und lenkt von Laras Sicht der Dinge ab. Bei dem letzten Satz des Textes empfinde ich es so, dass der Leser sich doch nun schon denken kann, dass das Spiel tödlich enden kann. Mich greift die Erwähnung der eigentlichen Harmlosigkeit des Tuches in seiner ursprünglichen Funktion als Accessoire im Zusammenhang mit dem Vorhergehenden als Abschluss jedenfalls emotionaler an als der "Zeigefinger". Aus meiner Sicht also der bessere Schluss.

Liebe Grüße
Bananenfischin


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denLars
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Beitrag12.06.2010 09:24

von denLars
Antworten mit Zitat

Moinsen Andrea,

Eine gelungene Momentaufnahme, die du hier ablieferst. Vor allem dieser erste Absatz, die ersten zwei Zeilen waren sehr gelungen. Sofort einen Namen genannt, der Nähe zum Charakter aufbaut, knappe Beschreibungen, die sitzen und ein guter Satzrythmus. Dann lässt du den Leser noch für kurze Zeit bewusst ins Leere laufen, auch wenn man sich schnell denkt, worauf das ganze hinführen wird. Ich muss mich Bananenfischin anschließen - den letzten Satz empfinde ich auch als unnötig. Der Leser hat die Geschichte verstanden, weiß, was du zum Ausdruck bringen willst - du kannst hier mehr Vertrauen in dich selbst und deine Schreibe setzen. Dieser letzte Satz wirkt, als wolltest du dir sicher sein, dass die Aussage des Textes auch wirklich verstanden ist, aber es brauch ihn nicht.

Begeisterte Grüße,

denLars


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Andrea F.
Leseratte
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Beiträge: 154
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Beitrag12.06.2010 10:17

von Andrea F.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Bananenfischin, hallo denLars,

vielen Dank für eure Kommentare.
Ihr habt Recht, den letzten Satz braucht es nicht. Mei, wie oft ich den gestrichen und dann doch wieder eingefügt habe  Surprised

Deinen Zusatz, Bananenfischin, übernehme ich gern.
An den absterbenden Gehirnzellen und der Lebensgefahr hänge ich im Moment noch. Wenn ich den Satz umstelle, passt es dann besser?

Lieben Dank und freudige Grüße
Andrea



Das Spiel mit dem Halstuch

Laras Lider flattern. Langsam öffnet sie die Augen. Ein scheues, fast ungläubiges Lächeln stiehlt sich in ihre Mundwinkel. Sie hat es getan. Zum ersten Mal, ohne dass ihr jemand dabei geholfen hat. Und es hat tatsächlich funktioniert. Stolz macht sich breit.

Vorsichtig richtet sie sich auf und betrachtet sich im Spiegel. Sie hat das Gefühl, es ist ihr anzusehen. Irgendwie sieht sie jetzt anders aus, findet sie. Ob das den anderen in der Schule auch auffällt?
Unbändige Freude durchströmt sie: Endlich gehört sie so richtig dazu.
Am liebsten würde sie gleich noch einmal. Wie sie es liebt, wenn das Blut in den Ohren rauscht. Wenn ein heller Lichtblitz sie durchzuckt, um sich dann in alle Farben des Regenbogens aufzuspalten. Wenn sich ein Gefühl wie Watte im Kopf ausbreitet. Schweben wie auf Wolken. Ganz ohne Drogen.
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Stolz nimmt Lara ihr Halstuch ab, streicht es glatt, legt es fast ehrfürchtig auf ihren Nachttisch. Ein hübsches blaues Halstuch, das die Farbe ihrer Augen zur Geltung bringt.


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Ilona
Klammeraffe
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Beiträge: 558
Wohnort: irgendwo in Hessen


I
Beitrag12.06.2010 10:36

von Ilona
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Gefäät mir viel besser! In der neuen Version gruselt der letzte Satz, vorher nahm er alle Fantasie aus dem Stück.

Mir gefällt das kühl-beschreibende, mit dem Du das Thama angehst.

Grüße

Ilona
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ELsa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 74
Beiträge: 1398



Beitrag12.06.2010 10:42

von ELsa
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Hallo Andrea,

Hui, das ist absolut perfide geschrieben, scheinbar locker/spielerisch erzählst du von einer lebensgefährlichen neuen Mode der Jugendlichen, sich in einen Taumel zu würgen.

Super gelungen für mich. (2. Version!)

Liebe Grüße
ELsa


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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag12.06.2010 10:59

von The Brain
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Daumen hoch


Sehr schöne, noch ausdrucksstärkere zweite Version!


Liebe Grüße


The Brain


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Bananenfischin
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Beiträge: 5338
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Silberne Harfe



Beitrag12.06.2010 11:47

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Hallo Andrea,

freut mich, dass dir mein Vorschlagssatz gefallen hat.  Very Happy

Jetzt passt alles für mich, auch das mit den "Gehirnzellen" und der "Lebensgefahr" hast du durch das Umformulieren super gelöst, finde ich.
 Daumen hoch

Liebe Grüße
Bananenfischin


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Andrea F.
Leseratte
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Beiträge: 154
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A
Beitrag13.06.2010 00:11

von Andrea F.
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Liebe Ilona, ELsa und The Brain,
vielen Dank für die lobenden Kommentare.

Ich war wirklich geschockt, als ich Berichte über dieses „Spiel“ gelesen habe, vor allem, weil bereits Kinder im Kindergarten es praktizieren und sich dabei gegenseitig die Luft abdrücken – das muss man sich mal vorstellen.


Liebe Bananenfischin,
freut mich, dass es für dich jetzt passt; so passt es für mich auch   Very Happy

Gute Nacht und liebe Grüße
Andrea


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dragonblade2000
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 38
Beiträge: 91



Beitrag13.06.2010 00:37
Re: Das Spiel mit dem Halstuch
von dragonblade2000
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Andrea F. hat Folgendes geschrieben:
Das Spiel mit dem Halstuch

Laras Lider flattern. Langsam öffnet sie die Augen. Ein scheues, fast ungläubiges Lächeln stiehlt sich in ihre Mundwinkel. Sie hat es getan. Zum ersten Mal,
Bis hierhin habe ich gedacht es geht darum, dass sie das erste Mal Sex hatte.
Andrea F. hat Folgendes geschrieben:
ohne dass ihr jemand dabei geholfen hat. Stolz macht sich breit.
Hier denn wieder nicht.
Andrea F. hat Folgendes geschrieben:

Vorsichtig richtet sie sich auf und betrachtet sich im Spiegel. Sie hat das Gefühl, es ist ihr anzusehen. Irgendwie sieht sie jetzt anders aus, findet sie. Ob das den anderen in der Schule auch auffällt?
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Denn wieder gedacht, oh vielleicht doch das erste Mal.
Andrea F. hat Folgendes geschrieben:
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Stolz nimmt Lara ihr Halstuch ab, streicht es glatt, legt es fast ehrfürchtig auf ihren Nachttisch. Ein hübsches blaues Halstuch, das die Farbe ihrer Augen zur Geltung bringt. -  Unscheinbares, modisches Accessoire, das eine tödliche Gefahr in sich birgt.

Ab hier ist es ja deutlich.

Klasse Geschichte gefällt mir sehr.
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Andrea F.
Leseratte
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Beiträge: 154
Wohnort: München


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Beitrag13.06.2010 15:08

von Andrea F.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo dragonblade,

lieben Dank fürs Lesen und deinen Kommentar. Freut mich, wenn dir der Text gefallen hat. Jetzt, wo du es erwähnst, könnte man im ersten Moment wirklich an "das erste Mal" denken. War von mir jetzt aber nicht so gewollt, auch wenn ich hin und wieder gern eine falsche Fährte lege  Smile

Liebe Grüße
Andrea


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