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Ich bin du!


 
 
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Inkognito
Eselsohr


Beiträge: 465



Beitrag05.06.2010 00:56
Ich bin du!
von Inkognito
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Dieser Beitrag wurde auf Wunsch des Autors inkognito eingestellt.

Ich begleite dich,

Die Maya hab ich umgebracht! Keiner konnt sich wehren.
Den Indianern die Pocken gebracht! War das ein Fest.
Habe offen die Hexen verbrannt! Spaß hats gemacht.

bin die Stimme im Hinterkopf,

Jack the Ripper die Tipps gegeben! Guter Schüler.
In der Hindenburg ließ ich Kippen fallen! Nie würde ichs verschweigen.
Bücher verbrannt! Kann ja eh nicht lesen.

die du nur zu gern wärst.

Bomben auf Dresden! Die Maske vom Gesicht und Tränen gelacht.
Den kleinen Jungen warf ich auf die Stadt! Sieben auf einen Streich? Dass ich nicht lach!
Napalm am frühen Morgen! Doch auch gern zum Tee.


Du ziehst die Waffe, doch immer drücke ich am Ende ab!
Ich bin der lachende Schatten in dir selbst, den du nicht sehen willst. Doch wenn du mich brauchst bin ich stets bereit.


Du willst mich hassen? Hass dich selbst und jeden Anderen, werde ich und räche dich!

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dschingis
Eselsohr

Alter: 52
Beiträge: 305



Beitrag05.06.2010 08:53

von dschingis
Antworten mit Zitat

Hallo I.

dieses Gedicht kommt scheinbar klar daher, sagt, das Böse wohnt in jedem von uns. Es verschweigt, dass es Gründe gibt, die es wecken und es verschweigt, dass der "Spass" den das Böse rauslassen macht, kein Spass ist, sondern die Befreiung von auf uns wirkende böse Einflüsse.

Einzig mit den letzten beiden Worten kann ich etwas anfangen: Räche Dich! Darin liegt endlich die Erklärung für alles. Rache wofür(?), fragt sich der denkende Leser. Also muß es einen Ursprung geben. Der Schmerz wird also weitergegeben. Entweder in Selbstzerstörung, dann erkennt man nicht warum oder in Rache, dann ist zumindest der Schuldige benannt.

Die Aufforderung, sich und andere zu hassen, wird weder die Schmerzkette durchbrechen, noch ein verstehendes Einhaltgebieten sein, denn diese Aufforderung deckelt die ausgelösten Aggressionen nur erneut und der verletzte Angesprochene wird sie gegen sich richten.

Ich halte dieses Gedicht für gefährlich, weil das Verstehen fehlt. Gefährlich im Sinne von Anheizen oder Deckeln, ohne eine verstehende Richtung zu zeigen.  Den durchklingenden Zynismus wird ein Verletzter nicht brauchen können. Er wird sich nur ein weiteres mal unverstanden fühlen. Unverletzte werden auch nicht viel damit anfangen können. Was sagt mir das Gedicht? Alle Menschen sind potenziell böse? Aber warum?

Es fehlt das Warum, denn es stimmt, dass alle Menschen potenziell böse sind, weil Schmerz weitergegeben wird. Die Lösung dafür ist nicht Hass, sondern Verstehen, welches von anderen kommen muß, damit es Wirkung auf die Schmerzkette zeigen kann.  Das fehlt im Gedicht. Es führt sozusagen irre.

Ich würde es inhaltlich gründlich überarbeiten.

Liebe Grüße,
Bianka
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag05.06.2010 09:31

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi!

Die Idee finde ich gut, im Großen und Ganzen auch die Aufzählung deiner Beispiele. Dieser Hollywood Schluss "Werde ich/räche dich" verdirbt aber alles. So bleibt der Eindruck zurück: Alles Käse!

BN
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Inkognito
Eselsohr


Beiträge: 465



Beitrag05.06.2010 10:39

von Inkognito
pdf-Datei Antworten mit Zitat

dschingis hat Folgendes geschrieben:
Räche Dich! Darin liegt endlich die Erklärung für alles. Rache wofür(?), fragt sich der denkende Leser. Also muß es einen Ursprung geben. Der Schmerz wird also weitergegeben. Entweder in Selbstzerstörung, dann erkennt man nicht warum oder in Rache, dann ist zumindest der Schuldige benannt.

Zitat:
Dieser Hollywood Schluss "Werde ich/räche dich" verdirbt aber alles. So bleibt der Eindruck zurück: Alles Käse!

So etwas habe ich erwartet

Zitat:
dieses Gedicht kommt scheinbar klar daher, sagt, das Böse wohnt in jedem von uns. Es verschweigt, dass es Gründe gibt, die es wecken und es verschweigt, dass der "Spass" den das Böse rauslassen macht, kein Spass ist, sondern die Befreiung von auf uns wirkende böse Einflüsse.

Die Idee wr hier von einer Person zu sprechen... die immer da ist, das Böse symbolisiert und sich nicht töten lässt!


Zitat:

Es fehlt das Warum, denn es stimmt, dass alle Menschen potenziell böse sind, weil Schmerz weitergegeben wird. Die Lösung dafür ist nicht Hass, sondern Verstehen, welches von anderen kommen muß, damit es Wirkung auf die Schmerzkette zeigen kann. Das fehlt im Gedicht. Es führt sozusagen irre.


Zitat:
Du willst mich hassen? Hass dich selbst und jeden Anderen, werde ich und räche dich!

Eigentlich habe ich gerade hier beschrieben wie gefährlich es ist blind zu hassen!




Danke für die Beiden Antworten
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dschingis
Eselsohr

Alter: 52
Beiträge: 305



Beitrag05.06.2010 10:59

von dschingis
Antworten mit Zitat

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Eigentlich habe ich gerade hier beschrieben wie gefährlich es ist blind zu hassen!


Stimmt, hast Du. Sehr gut hast Du das. Aber reicht das Erinnern einer Gefahr durch Hass aus, um Gefühle zu deckeln, die nicht grundlos entstanden sind? Ich sehe die Gefahr, den Hass nach außen dadurch lediglich nach innen zu richten und das ist nicht weniger schlimm.


Zitat:

Die Idee wr hier von einer Person zu sprechen... die immer da ist, das Böse symbolisiert und sich nicht töten lässt!

 Die hasserfüllte Person ist nicht böse und muß auch nicht getötet werden! Sie braucht Anerkennung ihres Schmerzes und Verständnis. Kein Töten, kein Gefühle Deckeln. Das wäre Selbsthass und macht die Lage kein bischen besser.

Nach wie vor wünsche ich mir Gründe mit ins Gedicht, die Verstehen des gefährlichen Gefühls möglich machen und so die Kette vom ewig weitergegebenen Schmerz durchbrechen.



Liebe Grüße,
Bianka


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Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.
Voltaire


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Angst
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Beitrag05.06.2010 11:39

von Angst
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Huhu,

Der Text und seine Aussage erinnern mich an die Schlüsselszene von "Lord of the Flies":

William Golding hat Folgendes geschrieben:
"Fancy thinking the Beast was something you could hunt and kill! You knew, didn't you?" said the head. For a moment or two the forest and all the other dimly appreciated places echoed with the parody of laughter. "You knew, didn't you? I'm part of you? Close, close, close! I'm the reason why it’s no go? Why things are what they are?"

Ich zitiere die Stelle, weil ich sie poetischer finde, als das, was du geschrieben hast. Das Böse bei Golding erscheint in Form einer Halluzination. Es wird von einem Jungen imaginiert. In deinem Text hingegen erscheint das Böse als Lyrisches Ich, wird also ganz klar personalisiert. Das ist für mich das Hauptproblem: Denn ich empfinde es immer als unzulässige Vereinfachung, Gefühle und Wesensarten des Menschen in Personifikationen abzubilden – ganz besonders dann, wenn sie sich so schemenhaft wie hier präsentieren.

Obwohl du schreibst "Ich bin du!" wirkt das Böse wie ein Fremdkörper, das auf das Lyrische Du einwirkt. Aber das ist ja gerade nicht deine Botschaft, oder? Ich würde das anders lösen. Mit der Betonung auf ich. Nur so als Anregung.


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»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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dschingis
Eselsohr

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Beitrag05.06.2010 12:15

von dschingis
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Scheinheilige hat Folgendes geschrieben:
Obwohl du schreibst "Ich bin du!" wirkt das Böse wie ein Fremdkörper, das auf das Lyrische Du einwirkt. Aber das ist ja gerade nicht deine Botschaft, oder?

Das "personifizieren" des "Bösen" ist ein Mittel, sich mit Gefühlen auseinanderzusetzen. Die Frage ist nicht, wie man es nennt, sondern wie man damit umgeht. Unterdrücken und verschleiern ist der sicherste Weg, dass es einem im unpassenden Moment über den Kopf wächst, weil sich Gefühle nicht unterdrücken lassen.

Die Idee das vermeindlich Böse als Person darzustellen halte ich für eine gute auf dem Weg zum Verstehen.


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Inkognito
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Beiträge: 465



Beitrag05.06.2010 12:53

von Inkognito
pdf-Datei Antworten mit Zitat

dschingis hat Folgendes geschrieben:
Scheinheilige hat Folgendes geschrieben:
Obwohl du schreibst "Ich bin du!" wirkt das Böse wie ein Fremdkörper, das auf das Lyrische Du einwirkt. Aber das ist ja gerade nicht deine Botschaft, oder?

Das "personifizieren" des "Bösen" ist ein Mittel, sich mit Gefühlen auseinanderzusetzen. Die Frage ist nicht, wie man es nennt, sondern wie man damit umgeht. Unterdrücken und verschleiern ist der sicherste Weg, dass es einem im unpassenden Moment über den Kopf wächst, weil sich Gefühle nicht unterdrücken lassen.

Die Idee das vermeindlich Böse als Person darzustellen halte ich für eine gute auf dem Weg zum Verstehen.

Stephen King hat es mit der Sucht so gemacht...
Als Affe, den man auf den Schultern trägt und der größer oder kleiner wird.
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Angst
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Beitrag05.06.2010 13:42

von Angst
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dschingis hat Folgendes geschrieben:
Das "personifizieren" des "Bösen" ist ein Mittel, sich mit Gefühlen auseinanderzusetzen. Die Frage ist nicht, wie man es nennt, sondern wie man damit umgeht.

Man muss immer aufpassen, wie und ob man etwas benennt. Sobald das Böse zu einem Lyrischen Ich wird, rechnet man ihm ein Eigenleben zu. Das wiederum hat grosse Auswirkungen darauf, wie man damit umgeht – in diesem Falle widerspricht es der Aussage, die das Gedicht vermitteln will. (Natürlich nur, sofern ich es richtig verstanden habe.) Das ist der Hauptgrund, weswegen ich die Personifikation hier kritisiere.


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dschingis
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Beiträge: 305



Beitrag05.06.2010 16:04

von dschingis
Antworten mit Zitat

[quote="Inkognito"]

dschingis hat Folgendes geschrieben:


Das "personifizieren" des "Bösen" ist ein Mittel, sich mit Gefühlen auseinanderzusetzen. Die Frage ist nicht, wie man es nennt, sondern wie man damit umgeht. Unterdrücken und verschleiern ist der sicherste Weg, dass es einem im unpassenden Moment über den Kopf wächst, weil sich Gefühle nicht unterdrücken lassen.

Die Idee das vermeindlich Böse als Person darzustellen halte ich für eine gute auf dem Weg zum Verstehen.


Inkognito hat Folgendes geschrieben:

Stephen King hat es mit der Sucht so gemacht...
Als Affe, den man auf den Schultern trägt und der größer oder kleiner wird.


Und was macht den "Affen auf der Schulter" größer oder kleiner? Versucht man ihn zu töten, wird er mit Recht ein mißtrauischer mißgünstiger Tyrann. Streichelt man ihn und versteht, was ihn so "böse" macht, wird man einen guten Gefährten mit ihm haben, der vor neuen Verletzungen warnt. Dazu sollte man aber die Gründe wissen wollen, oder nicht?

LG

Bianka


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