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Flugstunden


 
 
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ELsa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 74
Beiträge: 1398



Beitrag10.05.2010 13:39
Flugstunden
von ELsa
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Flugstunden

Nach seiner Sturzgeburt im Supermarkt war Pit fürs Leben geprägt. Hätte nicht die Angestellte der Gemüseabteilung eine Steige Salatherzen zwischen die Beine seiner Mutter geschoben, wäre er mit dem Kopf voran auf den Fliesen zerschellt.
Der Vater, der ums Eck an der Fleischtheke anstand, um Schnitzel für das Sonntagsessen auszusuchen, wurde durch das Kreischen einer Frau alarmiert, die danach über den Orangen ohnmächtig zusammenbrach. Inzwischen war seine Frau sanft auf den Boden gelagert worden, auf ihrem Bauch sein Sohn. Der Notarzt war schon unterwegs.

Pit war das lang ersehnte Kind, beim Stillen sagte die Mutter immer wieder erstaunt, „du bist kopfüber in die Welt gestürzt, so was.“    
Der Vater meinte: „Der Junge wird sicher Großes tun im Leben – so eilig, wie er es hatte.“
      
Sobald Pit laufen konnte, kletterte er auf alles hinauf und verschaffte sich einen Überblick. Zuerst vom Gitterbett, später von Stühlen, danach kamen die Tische dran. Mit ausgestreckten Armen segelte er hinab. Mit vier eroberte er den Schrank im Kinderzimmer. „Mami“, rief er.
Sie schlug die Hand vor den Mund. Zitternd sagte sie: „Bleib oben, ich hole dich.“
„Nein!“ Er flog aus der Höhe von einem Meter achtzig in ihre Arme.
Der Vater schraubte Stuhl und Tisch am Boden des Kinderzimmers fest, damit Pit keine Klettertürme mehr bauen konnte.

Im Alter von zehn zwängte er sich durch die Dachluke und balancierte auf dem First. Seine Mutter jätete Unkraut, stolperte bei „Juhu, Mama!“ durch die Salatsetzlinge. Sie verharrte mit bleichem Gesicht und starrte ihren Jungen an, der sich am Wetterhahn festhielt.
„Pass auf, ich fliege jetzt!“
„Bitte nicht, Pit, ich flehe dich an!“
Doch er streckte wie gewohnt die Arme aus und stieß sich ab. Die Mutter fing ihn auf und brach sich drei Rippen.
„Er ist verrückt“, schluchzte sie leise, als Pit abends im Bett lag; jeder Atemzug verursachte ihr Schmerzen.
Der Vater kratzte sich im Nacken. „Ein schweres Los. Was können wir tun?“

Pit überlebte seine Kindheit. Die Pubertät schien ihn von weiteren Flugversuchen abzulenken; er benahm sich wie alle seiner Altersgenossen, fuhr Skateboard, wenn auch über die höchsten Rampen, und machte seine ersten sexuellen Erfahrungen.
„Er hat es überwunden!“ Die Eltern schöpften Mut, denn Pit sprang nirgends mehr hinunter. Ein einziges Mal nur konnte er einen Sturz spüren in dieser Zeit – er schluckte mit ein paar Freunden LSD, schwebte und fiel lange Stunden durch sein inneres Weltall. Er fragte die Mutter über die Umstände seiner Geburt aus, weil er immer wieder vage davon träumte. Sie wand sich und lächelte nur.

„Ich möchte Physik studieren mit Schwerpunkt Aerodynamik“, eröffnete er den Eltern nach dem Abitur, verschwieg allerdings, dass er Selbstversuche einplante. Er bewarb sich um einen Studienplatz an der Universität Innsbruck. Am Zug klopfte ihm der Vater auf den Rücken, „Mach’s gut, Pit“, und die Mutter weinte.
Sofort nach der Immatrikulation schrieb er sich in einen Kurs für Paragliding ein. Danach schaffte er sich von seinem Ersparten einen Gleitschirm an. An den Wochenenden kletterte Pit auf die Berge. Bald hatte er eine Steilwand gefunden, die eintausend Meter hochragte. Er biwakierte am Felsabsturz und wartete auf den morgendlichen Aufwind, der sich um sieben Uhr einstellte. Dann zog er den Schirm auf und rannte los. Mit einem Schrei warf er sich über die Wand, gewann an Höhe und sein Jubel schallte übers Tal.
„Ich fliege“, schrie er ein ums andere Mal. Nach zwei Stunden landete er in einem Kornfeld.
Am nächsten Wochenende kletterte er auf einen Zweitausender. Sein Herz klopfte wild, als er ganz weit unten das winzige Dorf ausnahm. Ein Steinadler segelte auf Augenhöhe vorbei.
„Du wirst gleich den Himmel mit mir teilen“, rief Pit. Der beginnende Morgenwind raubte ihm den Atem. Er rannte los, die Luftkammern des Schirms füllten sich und seine Sprünge berührten kaum mehr den Boden. Kurz vor der Kante hob er ab, rauschte darüber, schwebte höher und höher.
„Frei“, flüsterte er. Er sah auf die Almen hinunter. „Frei!“, schrie er.
Pit legte sich in die Kurve, immer steiler und wirbelte in einer Spirale hinab, tiefer und tiefer. Als er auf der Höhe von dreihundert Metern den Schirm stabilisieren wollte, schoss ein Schatten auf ihn zu und im nächsten Moment blickten ihn Raubvogelaugen an. Pit riss an den Steuerleinen, verlor die Strömung und der Schirm klappte zusammen. Über ihm stieß der Adler einen Pfiff aus. Pit raste abwärts. Und auf einmal blitzen innere Bilder auf, die er nicht einordnen konnte. Grelles elektrisches Licht, Blut, das von seinem Kopf tropfte – er war ein Baby und hing bis zum Hals senkrecht aus einer Öffnung, die seinen Körper saugend festhielt.

Als er zu sich kam, spürte Pit den Schlauch in seiner Kehle, hörte ein rhythmisches Atmen neben sich. Er öffnete die Augen, Neonlicht blendete ihn. Der Wunsch, sich mit seinem Schmerz zu verkriechen, am besten in einer tiefen Höhle, in warmer, weicher Dunkelheit, schwappte über ihm zusammen. Er benötigte einen Moment, um sich davor zu schützen. Erst musste er doch wissen, wo er war, was mit ihm passierte. Pit blickte herum. Die Geräusche kamen von einer Art Blasebalg. Fiel er in sich zusammen, blähte sich Pits Brustkorb, breitete er sich aus, sank die Brust. Da waren noch viel mehr Schläuche und Kabel. Seine Überlegungen führten nirgendwohin, die Atemmaschine zwang ihm ihren Rhythmus auf und plötzlich rauschte ein aufgeregter Typ in weißem Mantel herein.
Dass er sich in einer Klinik aufhielt, hatte Pit mittlerweile verstanden, aber sonst nichts.
Der Arzt sah aus wie ein Grubenarbeiter mit seiner Stirnlampe. Er setzte sie in Betrieb, zog Pits Augenlider auseinander und leuchtete ihm in die Pupillen. „Alles bestens“, sagte er abschließend, „willkommen zurück in der Welt!“
Aber was für eine Welt war das nur, fragte sich Pit. Er schwieg, wollte nur zurück ins Dunkel.

Ein Ehepaar besuchte ihn und behauptete, seine Eltern zu sein. Wenigstens wusste er aus Erzählungen, dass er drei Monate in ein künstliches Koma verbannt worden war, damit ein komplizierter Schädelbruch heilen konnte.
Nach einem Reha-Aufenthalt, der jedoch sein Gedächtnis auch nicht wieder brachte, baten die Eltern ihn, heimzukommen. Pit wagte einen ersten Besuch. Er sichtete das Zimmer seiner Kindheit und Jugend, alle Gegenstände schienen ihm fremd, geradezu unheimlich. Viel zu hell und blankgeputzt waren die Räume, in denen er angeblich aufgewachsen war. Am Liebsten lag er unter seinem Bett. Er zog die Zierdecke bis zum Boden herab, dann war es wohlig dunkel dort. Sein Studium, seine Ambitionen, höher und höher zu steigen, seine Begeisterung fürs Herabsegeln, alles war ausgelöscht. Im Gegenteil, die Geschichten darüber waren rätselhaft und bedrohlich. Bei dem kleinsten Gedanken daran begann die Narbe auf seiner Schädeldecke wie verrückt zu jucken.
Er spazierte durch die Wälder der Umgebung, wartete darauf, sein bisheriges Leben wiederzubekommen und studierte derweil Ameisenhügel, Maulwurfsstollen, das Unterirdische. Er meldete sich zu einem Höhlengang an. Mit der Zeit bezwang Pit immer größere und vor allem tiefere Grotten und Höhlen. Es artete zu einer Sucht aus. Das hohle Tropfen von den Wänden, der Hall, den ein Seufzer Pits erzeugte, die Dunkelheit beglückten ihn.
Eines Tages, er kroch schon lange verbotenerweise ganz ohne Führung durch die Unterwelt, endete der Gang vor einem Abgrund. Pit schätzte die Tiefe auf einhundert Meter. Etwas in ihm wollte die Arme ausbreiten und abwärts schweben. Mit aller Willenskraft stemmte er sich dagegen und umklammerte den Tropfstein neben sich. Er presste die Lider zusammen, hoffte, wenn er nicht mehr hinsähe, würde das Gefühl abklingen, sich dort hinabwerfen zu wollen. Er schrie erstmals nach dem Erwachen aus dem Koma, der Schrei vervielfachte sich, schlug von den Wänden zurück, schraubte sich in Pits Gehörgang. Dazu zeigte ihm sein Gehirn Bilder eines Adlers, der durchs Blau segelte, ihn selbst, wie er pfeilschnell auf einen Wald zuschoss.
Er zitterte, die Beine knickten ihm weg und er sank an dem Fels zu Boden.

Als Pit danach in das Haus seiner Eltern zurückkehrte, sagte er: „Mama, Papa, wisst ihr was? Ich bin als Flieger geboren! Vielleicht sollte ich zur Raumfahrt gehen?“
Er zuckte zusammen, weil die Mutter einen spitzen Schrei ausstieß.
„Du willst zum Mond fliegen, oh nein!“
„Weiter, Mama, viel weiter.“ Er stand im Sonnenlicht, streckte die Arme dem Himmel entgegen und lachte.



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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beitrag10.05.2010 17:23

von Hardy-Kern
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Hallo Elsa,

habe lange überlegt ob ich Nachdenken soll oder es als Schwarzen Humor betrachte. Hab mich dann für ein Gemisch aus Beidem entschieden. Die Differenziertheit zwischen den Höhen und Tiefen des Pit, hast du sehr gut rausgearbeitet. Auch die Details im Krankenhaus aufzuzeigen war nicht leicht. Der Schluss ist Klasse und gemein zugleich, lässt er doch 2 Optionen offen. Entweder hat er sich auf seine früheren Ziele besonnen, oder er ist verrückt geworden.
Ich rätsele immer noch. Smile

Das sind ein paar Adlerfedern wert.

Hardy
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ELsa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 74
Beiträge: 1398



Beitrag10.05.2010 17:35

von ELsa
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Lieber Hardy,

das ist ja mal ein netter Kommentar  Rolling Eyes  

Vielen Dank für ihn und die Federn.

Magst du eine Erklärung dazu oder nicht?

Liebe Grüße
ELsa


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ono
Eselsohr
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Beiträge: 347



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Beitrag10.05.2010 18:03

von ono
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liebe elsa,

bitte erklär uns nicht noch mehr, damit wir unsere eigene fantasie gebrauchen können.

ich nenn's ein stückerl, das uns von extremitäten berichtet, wie sie nur einer wienerIn gesehen werden können: hell leuchtendes schwarz!

schade, dass du die "äußere" erzählebene nicht komplett einhältst und uns deshalb der möglichkeit begibst, selbst darüber nachzudenken, warum dieser hans im unglück von einem extrem ins andere stürzt. die paar stellen, die uns die gefühle dieses borderliners näherbringen wollen und überflüssig sind, weil sie den coolen blick von außen ruinieren, hab ich dir angebläut - vielleicht magst darüber nachdenken, ob man's nicht doch ein wenig unpersönlicher rüberbringen sollte? schau mal:
Zitat:
Nach seiner Sturzgeburt im Supermarkt war Pit fürs Leben geprägt. Hätte nicht die Angestellte der Gemüseabteilung eine Steige Salatherzen zwischen die Beine seiner Mutter geschoben, wäre er mit dem Kopf voran auf den Fliesen zerschellt.
Der Vater, der ums Eck an der Fleischtheke anstand, um Schnitzel für das Sonntagsessen auszusuchen, wurde durch das Kreischen einer Frau alarmiert, die danach über den Orangen ohnmächtig zusammenbrach. Inzwischen war seine Frau sanft auf den Boden gelagert worden, auf ihrem Bauch sein Sohn. Der Notarzt war schon unterwegs.

Pit war das lang ersehnte Kind, beim Stillen sagte die Mutter immer wieder erstaunt, „du bist kopfüber in die Welt gestürzt, so was.“
Der Vater meinte: „Der Junge wird sicher Großes tun im Leben – so eilig, wie er es hatte.“

Sobald Pit laufen konnte, kletterte er auf alles hinauf und verschaffte sich einen Überblick. Zuerst vom Gitterbett, später von Stühlen, danach kamen die Tische dran. Mit ausgestreckten Armen segelte er hinab. Mit vier eroberte er den Schrank im Kinderzimmer. „Mami“, rief er.
Sie schlug die Hand vor den Mund. Zitternd sagte sie: „Bleib oben, ich hole dich.“
„Nein!“ Er flog aus der Höhe von einem Meter achtzig in ihre Arme.
Der Vater schraubte Stuhl und Tisch am Boden des Kinderzimmers fest, damit Pit keine Klettertürme mehr bauen konnte.

Im Alter von zehn zwängte er sich durch die Dachluke und balancierte auf dem First. Seine Mutter jätete Unkraut, stolperte bei „Juhu, Mama!“ durch die Salatsetzlinge. Sie verharrte mit bleichem Gesicht und starrte ihren Jungen an, der sich am Wetterhahn festhielt.
„Pass auf, ich fliege jetzt!“
„Bitte nicht, Pit, ich flehe dich an!“
Doch er streckte wie gewohnt die Arme aus und stieß sich ab. Die Mutter fing ihn auf und brach sich drei Rippen.
„Er ist verrückt“, schluchzte sie leise, als Pit abends im Bett lag; jeder Atemzug verursachte ihr Schmerzen.
Der Vater kratzte sich im Nacken. „Ein schweres Los. Was können wir tun?“

Pit überlebte seine Kindheit. Die Pubertät schien ihn von weiteren Flugversuchen abzulenken; er benahm sich wie alle seiner Altersgruppe, fuhr Skateboard, wenn auch über die höchsten Rampen, und machte seine ersten sexuellen Erfahrungen.
„Er hat es überwunden!“ Die Eltern schöpften Mut, denn Pit sprang nirgends mehr hinunter. Ein einziges Mal nur konnte er einen Sturz spüren in dieser Zeit – er schluckte mit ein paar Freunden LSD, schwebte und fiel lange Stunden durch sein inneres Weltall. Nachdem ihn jedoch nach dem Trip grauenhafte Kopfschmerzen heimsuchten, ließ er die Finger davon. Doch bei all dem vermisste Pit ein besonderes Gefühl, das ihm das Fliegen verschafft hatte.
Er fragte die Mutter über die Umstände seiner Geburt aus, weil er immer wieder vage davon träumte.
Sie wand sich und lächelte nur.

„Ich möchte Physik studieren mit Schwerpunkt Aerodynamik“, eröffnete er den Eltern nach dem Abitur, verschwieg allerdings, dass er Selbstversuche einplante. Er bewarb sich um einen Studienplatz an der Universität Innsbruck. Am Zug klopfte ihm der Vater auf den Rücken, „Mach’s gut, Pit“, und die Mutter weinte.
Sofort nach der Immatrikulation schrieb er sich in einen Kurs für Paragliding ein. Danach schaffte er sich von seinem Ersparten einen Gleitschirm an. An den Wochenenden kletterte Pit auf die Berge. Bald hatte er eine Steilwand gefunden, die eintausend Meter hochragte. Er biwakierte am Felsabsturz und wartete auf den morgendlichen Aufwind, der sich um sieben Uhr einstellte. Dann zog er den Schirm auf und rannte los. Mit einem Schrei warf er sich über die Wand, gewann an Höhe und sein Jubel schallte übers Tal.
„Ich fliege“, schrie er ein ums andere Mal. Nach zwei Stunden landete er in einem Kornfeld.
Am nächsten Wochenende kletterte er auf einen Zweitausender. Sein Herz klopfte wild, als er ganz weit unten das winzige Dorf ausnahm. Ein Steinadler segelte auf Augenhöhe vorbei.
„Du wirst gleich den Himmel mit mir teilen“, sagte Pit, der beginnende Morgenwind raubte ihm den Atem. Er rannte los, die Luftkammern des Schirms füllten sich und seine Sprünge berührten kaum mehr den Boden. Kurz vor der Kante hob er ab, rauschte darüber, schwebte höher und höher. „Frei“, flüsterte er und fühlte, wie sehr ihn die rätselhafte Sorge seiner Eltern bedrückt hatte. Er sah auf die Almen hinunter. „Frei!“, schrie er.
Pit legte sich in die Kurve, immer steiler und wirbelte in einer Spirale hinab, tiefer und tiefer. Als er auf der Höhe von dreihundert Metern den Schirm stabilisieren wollte, schoss ein Schatten auf ihn zu und im nächsten Moment blickten ihn Raubvogelaugen an. Erschrocken riss Pit an den Steuerleinen, verlor die Strömung und der Schirm klappte zusammen. Über ihm stieß der Adler einen Pfiff aus. Pit raste abwärts. Und auf einmal blitzen innere Bilder auf, die er nicht einordnen konnte. Grelles elektrisches Licht, Blut, das von seinem Kopf tropfte – er war ein Baby und hing bis zum Hals senkrecht aus einer Öffnung, die seinen Körper saugend festhielt.

Als er zu sich kam, spürte Pit den Schlauch in seiner Kehle, hörte ein rhythmisches Atmen neben sich. Er öffnete die Augen, Neonlicht blendete ihn. Der Wunsch, sich zu verkriechen, am besten in einer tiefen Höhle, in warmer, weicher Dunkelheit, schwappte als Schmerzgefühl über ihm zusammen. Er benötigte einen Moment, um sich dagegen zu schützen, erst musste er doch wissen, wo er war, was mit ihm passierte. Pit blickte herum. Die Geräusche kamen von einer Art Blasebalg. Fiel er in sich zusammen, blähte sich Pits Brustkorb, breitete er sich aus, sank die Brust. Da waren noch viel mehr Schläuche und Kabel. Pit war komplett verdrahtet. Panik breitete sich aus, er kannte das Gefühl von irgendwann, schloss die Augen, ihm schwindelte beim Gedanken an sich selbst. Er wusste weder, wer er war, noch wo! Seine Überlegungen führten nirgendwohin, die Atemmaschine zwang ihm ihren Rhythmus auf und plötzlich rauschte ein aufgeregter Typ in weißem Mantel herein.
Dass er sich in einer Klinik aufhielt, hatte Pit mittlerweile verstanden, aber sonst nichts.
Der Arzt sah aus wie ein Grubenarbeiter mit seiner Stirnlampe. Es setzte sie in Betrieb, zog Pits Augenlider auseinander und leuchtete ihm in die Pupillen. „Alles bestens“, sagte er abschließend, „willkommen zurück in der Welt!“
Aber was für eine Welt war das nur, fragte sich Pit. Er traute sich nicht, den Arzt auszufragen, wollte nur zurück ins Dunkel.

Pit akzeptierte, dass das Ehepaar bei seinem ersten Besuch behauptete, sie seien seine Eltern. Wenigstens wusste er aus Erzählungen, dass er drei Monate in ein künstliches Koma verbannt worden war, damit ein komplizierter Schädelbruch heilen konnte.
Nach einem Reha-Aufenthalt, der jedoch sein Gedächtnis auch nicht wieder brachte, baten die Eltern ihn, heimzukommen. Pit wagte einen ersten Besuch. Er sichtete das Zimmer seiner Kindheit und Jugend, alle Gegenstände schienen ihm fremd, geradezu unheimlich. Viel zu hell und blankgeputzt waren die Räume, in denen er angeblich aufgewachsen war. Am Liebsten lag er unter seinem Bett. Er zog die Zierdecke bis zum Boden herab, dann war es wohlig dunkel dort. Sein Studium, seine Ambitionen, höher und höher zu steigen, seine Begeisterung fürs Herabsegeln, alles war ausgelöscht. Im Gegenteil, die Geschichten darüber waren rätselhaft und bedrohlich. Denn niemals würde er auf einen Berg klettern wollen! Bei dem kleinsten Gedanken daran begann die Narbe auf seiner Schädeldecke wie verrückt zu jucken.
Er spazierte durch die Wälder der Umgebung, wartete darauf, sein bisheriges Leben wiederzubekommen und studierte derweil Ameisenhügel, Maulwurfsstollen, das Unterirdische, das ihn maßlos faszinierte. Er meldete sich zu einem Höhlengang an. Mit der Zeit bezwang Pit immer größere und vor allem tiefere Grotten und Höhlen. Es artete zu einer Sucht aus. Das hohle Tropfen von den Wänden, der Hall, den ein Seufzer Pits erzeugte, die Dunkelheit beglückten ihn.
Eines Tages, er kroch schon lange verbotenerweise ganz ohne Führung durch die Unterwelt, endete der Gang vor einem Absturz. Pit schätzte die Tiefe auf einhundert Meter. Etwas in ihm wollte die Arme ausbreiten und abwärts schweben! Mit aller Willenskraft stemmte er sich dagegen und umklammerte den Tropfstein neben ihm sich. Er presste die Lider zusammen, hoffte, wenn er den Abgrund nicht mehr sah sähe, würde das Gefühl abklingen, sich dort hinabwerfen zu wollen. Er schrie erstmals nach dem Erwachen aus dem Koma, der Schrei vervielfachte sich, schlug von den Wänden zurück, schraubte sich in Pits Gehörgang. Dazu zeigte ihm sein Gehirn Bilder eines Adlers, der durchs Blau segelte, ihn selbst, wie er pfeilschnell auf einen Wald zuschoss.
Er zitterte, die Beine knickten ihm weg und er sank an dem Fels zu Boden.

Als Pit danach in das Haus seiner Eltern zurückkehrte, sagte er: „Mama, Papa, wisst ihr was? Ich bin als Flieger geboren! Vielleicht sollte ich zur Raumfahrt gehen?“
Er zuckte zusammen, weil die Mutter einen spitzen Schrei ausstieß.
„Du willst zum Mond fliegen, oh nein!“
„Weiter, Mama, viel weiter.“ Er stand im Sonnenlicht, streckte die Arme dem Himmel entgegen und lachte.


kleines, ganz großes kino!

liebe grüße aus dem sumpf

ono
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ELsa
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Beitrag10.05.2010 18:09

von ELsa
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Lieber ono,

hab Dank! Ich werde das überarbeiten und nix mehr erklären, das hast du ja liebenswürdiger Weise schon übernommen *smile*

Dein Gebläutes macht mir die fraglichen Stellen deutlich, wird nachgebessert.

Herzlich aus der Innenstadt,
ELsa


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ELsa
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Beitrag10.05.2010 18:18

von ELsa
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2. Fassung (dank an ono)

Flugstunden

Nach seiner Sturzgeburt im Supermarkt war Pit fürs Leben geprägt. Hätte nicht die Angestellte der Gemüseabteilung eine Steige Salatherzen zwischen die Beine seiner Mutter geschoben, wäre er mit dem Kopf voran auf den Fliesen zerschellt.
Der Vater, der ums Eck an der Fleischtheke anstand, um Schnitzel für das Sonntagsessen auszusuchen, wurde durch das Kreischen einer Frau alarmiert, die danach über den Orangen ohnmächtig zusammenbrach. Inzwischen war seine Frau sanft auf den Boden gelagert worden, auf ihrem Bauch sein Sohn. Der Notarzt war schon unterwegs.

Pit war das lang ersehnte Kind, beim Stillen sagte die Mutter immer wieder erstaunt, „du bist kopfüber in die Welt gestürzt, so was.“    
Der Vater meinte: „Der Junge wird sicher Großes tun im Leben – so eilig, wie er es hatte.“
      
Sobald Pit laufen konnte, kletterte er auf alles hinauf und verschaffte sich einen Überblick. Zuerst vom Gitterbett, später von Stühlen, danach kamen die Tische dran. Mit ausgestreckten Armen segelte er hinab. Mit vier eroberte er den Schrank im Kinderzimmer. „Mami“, rief er.
Sie schlug die Hand vor den Mund. Zitternd sagte sie: „Bleib oben, ich hole dich.“
„Nein!“ Er flog aus der Höhe von einem Meter achtzig in ihre Arme.
Der Vater schraubte Stuhl und Tisch am Boden des Kinderzimmers fest, damit Pit keine Klettertürme mehr bauen konnte.

Im Alter von zehn zwängte er sich durch die Dachluke und balancierte auf dem First. Seine Mutter jätete Unkraut, stolperte bei „Juhu, Mama!“ durch die Salatsetzlinge. Sie verharrte mit bleichem Gesicht und starrte ihren Jungen an, der sich am Wetterhahn festhielt.
„Pass auf, ich fliege jetzt!“
„Bitte nicht, Pit, ich flehe dich an!“
Doch er streckte wie gewohnt die Arme aus und stieß sich ab. Die Mutter fing ihn auf und brach sich drei Rippen.
„Er ist verrückt“, schluchzte sie leise, als Pit abends im Bett lag; jeder Atemzug verursachte ihr Schmerzen.
Der Vater kratzte sich im Nacken. „Ein schweres Los. Was können wir tun?“

Pit überlebte seine Kindheit. Die Pubertät schien ihn von weiteren Flugversuchen abzulenken; er benahm sich wie alle seiner Altersgenossen, fuhr Skateboard, wenn auch über die höchsten Rampen, und machte seine ersten sexuellen Erfahrungen.
„Er hat es überwunden!“ Die Eltern schöpften Mut, denn Pit sprang nirgends mehr hinunter. Ein einziges Mal nur konnte er einen Sturz spüren in dieser Zeit – er schluckte mit ein paar Freunden LSD, schwebte und fiel lange Stunden durch sein inneres Weltall. Er fragte die Mutter über die Umstände seiner Geburt aus, weil er immer wieder vage davon träumte. Sie wand sich und lächelte nur.

„Ich möchte Physik studieren mit Schwerpunkt Aerodynamik“, eröffnete er den Eltern nach dem Abitur, verschwieg allerdings, dass er Selbstversuche einplante. Er bewarb sich um einen Studienplatz an der Universität Innsbruck. Am Zug klopfte ihm der Vater auf den Rücken, „Mach’s gut, Pit“, und die Mutter weinte.
Sofort nach der Immatrikulation schrieb er sich in einen Kurs für Paragliding ein. Danach schaffte er sich von seinem Ersparten einen Gleitschirm an. An den Wochenenden kletterte Pit auf die Berge. Bald hatte er eine Steilwand gefunden, die eintausend Meter hochragte. Er biwakierte am Felsabsturz und wartete auf den morgendlichen Aufwind, der sich um sieben Uhr einstellte. Dann zog er den Schirm auf und rannte los. Mit einem Schrei warf er sich über die Wand, gewann an Höhe und sein Jubel schallte übers Tal.
„Ich fliege“, schrie er ein ums andere Mal. Nach zwei Stunden landete er in einem Kornfeld.
Am nächsten Wochenende kletterte er auf einen Zweitausender. Sein Herz klopfte wild, als er ganz weit unten das winzige Dorf ausnahm. Ein Steinadler segelte auf Augenhöhe vorbei.
„Du wirst gleich den Himmel mit mir teilen“, rief Pit. Der beginnende Morgenwind raubte ihm den Atem. Er rannte los, die Luftkammern des Schirms füllten sich und seine Sprünge berührten kaum mehr den Boden. Kurz vor der Kante hob er ab, rauschte darüber, schwebte höher und höher.
„Frei“, flüsterte er. Er sah auf die Almen hinunter. „Frei!“, schrie er.
Pit legte sich in die Kurve, immer steiler und wirbelte in einer Spirale hinab, tiefer und tiefer. Als er auf der Höhe von dreihundert Metern den Schirm stabilisieren wollte, schoss ein Schatten auf ihn zu und im nächsten Moment blickten ihn Raubvogelaugen an. Pit riss an den Steuerleinen, verlor die Strömung und der Schirm klappte zusammen. Über ihm stieß der Adler einen Pfiff aus. Pit raste abwärts. Und auf einmal blitzen innere Bilder auf, die er nicht einordnen konnte. Grelles elektrisches Licht, Blut, das von seinem Kopf tropfte – er war ein Baby und hing bis zum Hals senkrecht aus einer Öffnung, die seinen Körper saugend festhielt.

Als er zu sich kam, spürte Pit den Schlauch in seiner Kehle, hörte ein rhythmisches Atmen neben sich. Er öffnete die Augen, Neonlicht blendete ihn. Der Wunsch, sich mit seinem Schmerz zu verkriechen, am besten in einer tiefen Höhle, in warmer, weicher Dunkelheit, schwappte über ihm zusammen. Er benötigte einen Moment, um sich davor zu schützen. Erst musste er doch wissen, wo er war, was mit ihm passierte. Pit blickte herum. Die Geräusche kamen von einer Art Blasebalg. Fiel er in sich zusammen, blähte sich Pits Brustkorb, breitete er sich aus, sank die Brust. Da waren noch viel mehr Schläuche und Kabel. Seine Überlegungen führten nirgendwohin, die Atemmaschine zwang ihm ihren Rhythmus auf und plötzlich rauschte ein aufgeregter Typ in weißem Mantel herein.
Dass er sich in einer Klinik aufhielt, hatte Pit mittlerweile verstanden, aber sonst nichts.
Der Arzt sah aus wie ein Grubenarbeiter mit seiner Stirnlampe. Es setzte sie in Betrieb, zog Pits Augenlider auseinander und leuchtete ihm in die Pupillen. „Alles bestens“, sagte er abschließend, „willkommen zurück in der Welt!“
Aber was für eine Welt war das nur, fragte sich Pit. Er schwieg, wollte nur zurück ins Dunkel.

Ein Ehepaar besuchte ihn und behauptete, seine Eltern zu sein. Wenigstens wusste er aus Erzählungen, dass er drei Monate in ein künstliches Koma verbannt worden war, damit ein komplizierter Schädelbruch heilen konnte.
Nach einem Reha-Aufenthalt, der jedoch sein Gedächtnis auch nicht wieder brachte, baten die Eltern ihn, heimzukommen. Pit wagte einen ersten Besuch. Er sichtete das Zimmer seiner Kindheit und Jugend, alle Gegenstände schienen ihm fremd, geradezu unheimlich. Viel zu hell und blankgeputzt waren die Räume, in denen er angeblich aufgewachsen war. Am Liebsten lag er unter seinem Bett. Er zog die Zierdecke bis zum Boden herab, dann war es wohlig dunkel dort. Sein Studium, seine Ambitionen, höher und höher zu steigen, seine Begeisterung fürs Herabsegeln, alles war ausgelöscht. Im Gegenteil, die Geschichten darüber waren rätselhaft und bedrohlich. Bei dem kleinsten Gedanken daran begann die Narbe auf seiner Schädeldecke wie verrückt zu jucken.
Er spazierte durch die Wälder der Umgebung, wartete darauf, sein bisheriges Leben wiederzubekommen und studierte derweil Ameisenhügel, Maulwurfsstollen, das Unterirdische. Er meldete sich zu einem Höhlengang an. Mit der Zeit bezwang Pit immer größere und vor allem tiefere Grotten und Höhlen. Es artete zu einer Sucht aus. Das hohle Tropfen von den Wänden, der Hall, den ein Seufzer Pits erzeugte, die Dunkelheit beglückten ihn.
Eines Tages, er kroch schon lange verbotenerweise ganz ohne Führung durch die Unterwelt, endete der Gang vor einem Abgrund. Pit schätzte die Tiefe auf einhundert Meter. Etwas in ihm wollte die Arme ausbreiten und abwärts schweben! Mit aller Willenskraft stemmte er sich dagegen und umklammerte den Tropfstein neben sich. Er presste die Lider zusammen, hoffte, wenn er nicht mehr hinsähe, würde das Gefühl abklingen, sich dort hinabwerfen zu wollen. Er schrie erstmals nach dem Erwachen aus dem Koma, der Schrei vervielfachte sich, schlug von den Wänden zurück, schraubte sich in Pits Gehörgang. Dazu zeigte ihm sein Gehirn Bilder eines Adlers, der durchs Blau segelte, ihn selbst, wie er pfeilschnell auf einen Wald zuschoss.
Er zitterte, die Beine knickten ihm weg und er sank an dem Fels zu Boden.

Als Pit danach in das Haus seiner Eltern zurückkehrte, sagte er: „Mama, Papa, wisst ihr was? Ich bin als Flieger geboren! Vielleicht sollte ich zur Raumfahrt gehen?“
Er zuckte zusammen, weil die Mutter einen spitzen Schrei ausstieß.
„Du willst zum Mond fliegen, oh nein!“
„Weiter, Mama, viel weiter.“ Er stand im Sonnenlicht, streckte die Arme dem Himmel entgegen und lachte.


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Hardy-Kern
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Beitrag10.05.2010 18:27

von Hardy-Kern
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Liebe Elsa,
ich schreibe immer nette Kommentare. Embarassed Zu dieser Behauptung solltest du aber keinen Kommentar abgeben.  Laughing

Hardy
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ELsa
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Beitrag10.05.2010 18:47

von ELsa
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Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben:
Liebe Elsa,
ich schreibe immer nette Kommentare. Embarassed Zu dieser Behauptung solltest du aber keinen Kommentar abgeben.  Laughing

Hardy


 Exclamation

ELsa


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Gast2
Eselsohr
G


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G
Beitrag10.05.2010 19:52
..
von Gast2
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Liebe Elsa,

mir hat schon die erste Fassung gefallen, die zweite ist besser!
Den Gedanke, wie einen die Geburt schon beeinflußt bzw. das Schiksal schon vorgesehen hat, ob man als Unglücksrabe oder nicht auf die Welt kommt, könnte man nicht besser schildern.

(will gar nicht über meine Geburt nachdenken -schluck-)

Im Ernst: Mir gefällt, dass er nach dem Sturz, die Geborgenheit sucht-in die "Höhle" zurück will, dann nach einem weiteren Schock, wieder der "Alte" wird.

Bei der ärztlichen Untersuchung, hasst du statt "ER" ein "Es" geschrieben.


Liebe Grüße

Heidi
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ELsa
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Beitrag10.05.2010 20:18

von ELsa
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Oh, das freut mich liebe Heidi,

danke auch für dein aufmerksames Lesen, so soll es an der Stelle sein:
Zitat:
Der Arzt sah aus wie ein Grubenarbeiter mit seiner Stirnlampe. Er setzte sie in Betrieb, zog Pits Augenlider auseinander und leuchtete ihm in die Pupillen. „Alles bestens“, sagte er abschließend, „willkommen zurück in der Welt!“
Aber was für eine Welt war das nur, fragte sich Pit. Er schwieg, wollte nur zurück ins Dunkel.


Ich will über meine Geburt eigentlich auch nicht nachdenken *grusel*.

Wenn man nicht gerade ein Flashback kriegt, welches einen dorthin schleudert, wie den Pit in der Höhle, kann mans ruhig verdrängen  Wink

Liebe Grüße dir,
ELsa


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Beitrag10.05.2010 23:43

von ono
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cool!

wenn du jetzt noch das grässliche ausrufezeichen da eliminiertest:
Zitat:
Nach seiner Sturzgeburt im Supermarkt war Pit fürs Leben geprägt. Hätte nicht die Angestellte der Gemüseabteilung eine Steige Salatherzen zwischen die Beine seiner Mutter geschoben, wäre er mit dem Kopf voran auf den Fliesen zerschellt.
Der Vater, der ums Eck an der Fleischtheke anstand, um Schnitzel für das Sonntagsessen auszusuchen, wurde durch das Kreischen einer Frau alarmiert, die danach über den Orangen ohnmächtig zusammenbrach. Inzwischen war seine Frau sanft auf den Boden gelagert worden, auf ihrem Bauch sein Sohn. Der Notarzt war schon unterwegs.

Pit war das lang ersehnte Kind, beim Stillen sagte die Mutter immer wieder erstaunt, „du bist kopfüber in die Welt gestürzt, so was.“
Der Vater meinte: „Der Junge wird sicher Großes tun im Leben – so eilig, wie er es hatte.“

Sobald Pit laufen konnte, kletterte er auf alles hinauf und verschaffte sich einen Überblick. Zuerst vom Gitterbett, später von Stühlen, danach kamen die Tische dran. Mit ausgestreckten Armen segelte er hinab. Mit vier eroberte er den Schrank im Kinderzimmer. „Mami“, rief er.
Sie schlug die Hand vor den Mund. Zitternd sagte sie: „Bleib oben, ich hole dich.“
„Nein!“ Er flog aus der Höhe von einem Meter achtzig in ihre Arme.
Der Vater schraubte Stuhl und Tisch am Boden des Kinderzimmers fest, damit Pit keine Klettertürme mehr bauen konnte.

Im Alter von zehn zwängte er sich durch die Dachluke und balancierte auf dem First. Seine Mutter jätete Unkraut, stolperte bei „Juhu, Mama!“ durch die Salatsetzlinge. Sie verharrte mit bleichem Gesicht und starrte ihren Jungen an, der sich am Wetterhahn festhielt.
„Pass auf, ich fliege jetzt!“
„Bitte nicht, Pit, ich flehe dich an!“
Doch er streckte wie gewohnt die Arme aus und stieß sich ab. Die Mutter fing ihn auf und brach sich drei Rippen.
„Er ist verrückt“, schluchzte sie leise, als Pit abends im Bett lag; jeder Atemzug verursachte ihr Schmerzen.
Der Vater kratzte sich im Nacken. „Ein schweres Los. Was können wir tun?“

Pit überlebte seine Kindheit. Die Pubertät schien ihn von weiteren Flugversuchen abzulenken; er benahm sich wie alle seiner Altersgenossen, fuhr Skateboard, wenn auch über die höchsten Rampen, und machte seine ersten sexuellen Erfahrungen.
„Er hat es überwunden!“ Die Eltern schöpften Mut, denn Pit sprang nirgends mehr hinunter. Ein einziges Mal nur konnte er einen Sturz spüren in dieser Zeit – er schluckte mit ein paar Freunden LSD, schwebte und fiel lange Stunden durch sein inneres Weltall. Er fragte die Mutter über die Umstände seiner Geburt aus, weil er immer wieder vage davon träumte. Sie wand sich und lächelte nur.

„Ich möchte Physik studieren mit Schwerpunkt Aerodynamik“, eröffnete er den Eltern nach dem Abitur, verschwieg allerdings, dass er Selbstversuche einplante. Er bewarb sich um einen Studienplatz an der Universität Innsbruck. Am Zug klopfte ihm der Vater auf den Rücken, „Mach’s gut, Pit“, und die Mutter weinte.
Sofort nach der Immatrikulation schrieb er sich in einen Kurs für Paragliding ein. Danach schaffte er sich von seinem Ersparten einen Gleitschirm an. An den Wochenenden kletterte Pit auf die Berge. Bald hatte er eine Steilwand gefunden, die eintausend Meter hochragte. Er biwakierte am Felsabsturz und wartete auf den morgendlichen Aufwind, der sich um sieben Uhr einstellte. Dann zog er den Schirm auf und rannte los. Mit einem Schrei warf er sich über die Wand, gewann an Höhe und sein Jubel schallte übers Tal.
„Ich fliege“, schrie er ein ums andere Mal. Nach zwei Stunden landete er in einem Kornfeld.
Am nächsten Wochenende kletterte er auf einen Zweitausender. Sein Herz klopfte wild, als er ganz weit unten das winzige Dorf ausnahm. Ein Steinadler segelte auf Augenhöhe vorbei.
„Du wirst gleich den Himmel mit mir teilen“, rief Pit. Der beginnende Morgenwind raubte ihm den Atem. Er rannte los, die Luftkammern des Schirms füllten sich und seine Sprünge berührten kaum mehr den Boden. Kurz vor der Kante hob er ab, rauschte darüber, schwebte höher und höher.
„Frei“, flüsterte er. Er sah auf die Almen hinunter. „Frei!“, schrie er.
Pit legte sich in die Kurve, immer steiler und wirbelte in einer Spirale hinab, tiefer und tiefer. Als er auf der Höhe von dreihundert Metern den Schirm stabilisieren wollte, schoss ein Schatten auf ihn zu und im nächsten Moment blickten ihn Raubvogelaugen an. Pit riss an den Steuerleinen, verlor die Strömung und der Schirm klappte zusammen. Über ihm stieß der Adler einen Pfiff aus. Pit raste abwärts. Und auf einmal blitzen innere Bilder auf, die er nicht einordnen konnte. Grelles elektrisches Licht, Blut, das von seinem Kopf tropfte – er war ein Baby und hing bis zum Hals senkrecht aus einer Öffnung, die seinen Körper saugend festhielt.

Als er zu sich kam, spürte Pit den Schlauch in seiner Kehle, hörte ein rhythmisches Atmen neben sich. Er öffnete die Augen, Neonlicht blendete ihn. Der Wunsch, sich mit seinem Schmerz zu verkriechen, am besten in einer tiefen Höhle, in warmer, weicher Dunkelheit, schwappte über ihm zusammen. Er benötigte einen Moment, um sich davor zu schützen. Erst musste er doch wissen, wo er war, was mit ihm passierte. Pit blickte herum. Die Geräusche kamen von einer Art Blasebalg. Fiel er in sich zusammen, blähte sich Pits Brustkorb, breitete er sich aus, sank die Brust. Da waren noch viel mehr Schläuche und Kabel. Seine Überlegungen führten nirgendwohin, die Atemmaschine zwang ihm ihren Rhythmus auf und plötzlich rauschte ein aufgeregter Typ in weißem Mantel herein.
Dass er sich in einer Klinik aufhielt, hatte Pit mittlerweile verstanden, aber sonst nichts.
Der Arzt sah aus wie ein Grubenarbeiter mit seiner Stirnlampe. Es setzte sie in Betrieb, zog Pits Augenlider auseinander und leuchtete ihm in die Pupillen. „Alles bestens“, sagte er abschließend, „willkommen zurück in der Welt!“
Aber was für eine Welt war das nur, fragte sich Pit. Er schwieg, wollte nur zurück ins Dunkel.

Ein Ehepaar besuchte ihn und behauptete, seine Eltern zu sein. Wenigstens wusste er aus Erzählungen, dass er drei Monate in ein künstliches Koma verbannt worden war, damit ein komplizierter Schädelbruch heilen konnte.
Nach einem Reha-Aufenthalt, der jedoch sein Gedächtnis auch nicht wieder brachte, baten die Eltern ihn, heimzukommen. Pit wagte einen ersten Besuch. Er sichtete das Zimmer seiner Kindheit und Jugend, alle Gegenstände schienen ihm fremd, geradezu unheimlich. Viel zu hell und blankgeputzt waren die Räume, in denen er angeblich aufgewachsen war. Am Liebsten lag er unter seinem Bett. Er zog die Zierdecke bis zum Boden herab, dann war es wohlig dunkel dort. Sein Studium, seine Ambitionen, höher und höher zu steigen, seine Begeisterung fürs Herabsegeln, alles war ausgelöscht. Im Gegenteil, die Geschichten darüber waren rätselhaft und bedrohlich. Bei dem kleinsten Gedanken daran begann die Narbe auf seiner Schädeldecke wie verrückt zu jucken.
Er spazierte durch die Wälder der Umgebung, wartete darauf, sein bisheriges Leben wiederzubekommen und studierte derweil Ameisenhügel, Maulwurfsstollen, das Unterirdische. Er meldete sich zu einem Höhlengang an. Mit der Zeit bezwang Pit immer größere und vor allem tiefere Grotten und Höhlen. Es artete zu einer Sucht aus. Das hohle Tropfen von den Wänden, der Hall, den ein Seufzer Pits erzeugte, die Dunkelheit beglückten ihn.
Eines Tages, er kroch schon lange verbotenerweise ganz ohne Führung durch die Unterwelt, endete der Gang vor einem Abgrund. Pit schätzte die Tiefe auf einhundert Meter. Etwas in ihm wollte die Arme ausbreiten und abwärts schweben! Mit aller Willenskraft stemmte er sich dagegen und umklammerte den Tropfstein neben sich. Er presste die Lider zusammen, hoffte, wenn er nicht mehr hinsähe, würde das Gefühl abklingen, sich dort hinabwerfen zu wollen. Er schrie erstmals nach dem Erwachen aus dem Koma, der Schrei vervielfachte sich, schlug von den Wänden zurück, schraubte sich in Pits Gehörgang. Dazu zeigte ihm sein Gehirn Bilder eines Adlers, der durchs Blau segelte, ihn selbst, wie er pfeilschnell auf einen Wald zuschoss.
Er zitterte, die Beine knickten ihm weg und er sank an dem Fels zu Boden.

Als Pit danach in das Haus seiner Eltern zurückkehrte, sagte er: „Mama, Papa, wisst ihr was? Ich bin als Flieger geboren! Vielleicht sollte ich zur Raumfahrt gehen?“
Er zuckte zusammen, weil die Mutter einen spitzen Schrei ausstieß.
„Du willst zum Mond fliegen, oh nein!“
„Weiter, Mama, viel weiter.“ Er stand im Sonnenlicht, streckte die Arme dem Himmel entgegen und lachte.

wär's eine zehn auf der nach unten offenen scharfrichter-scala.

liebe grüße aus der aschewolke

ono

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Beitrag11.05.2010 00:00

von ELsa
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Ok, o ono, hast recht. hinfort damit.

dankeschön!


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ELsa
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Beitrag11.05.2010 00:02

von ELsa
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Überarbeitete Fassung 3

Flugstunden

Nach seiner Sturzgeburt im Supermarkt war Pit fürs Leben geprägt. Hätte nicht die Angestellte der Gemüseabteilung eine Steige Salatherzen zwischen die Beine seiner Mutter geschoben, wäre er mit dem Kopf voran auf den Fliesen zerschellt.
Der Vater, der ums Eck an der Fleischtheke anstand, um Schnitzel für das Sonntagsessen auszusuchen, wurde durch das Kreischen einer Frau alarmiert, die danach über den Orangen ohnmächtig zusammenbrach. Inzwischen war seine Frau sanft auf den Boden gelagert worden, auf ihrem Bauch sein Sohn. Der Notarzt war schon unterwegs.

Pit war das lang ersehnte Kind, beim Stillen sagte die Mutter immer wieder erstaunt, „du bist kopfüber in die Welt gestürzt, so was.“    
Der Vater meinte: „Der Junge wird sicher Großes tun im Leben – so eilig, wie er es hatte.“
      
Sobald Pit laufen konnte, kletterte er auf alles hinauf und verschaffte sich einen Überblick. Zuerst vom Gitterbett, später von Stühlen, danach kamen die Tische dran. Mit ausgestreckten Armen segelte er hinab. Mit vier eroberte er den Schrank im Kinderzimmer. „Mami“, rief er.
Sie schlug die Hand vor den Mund. Zitternd sagte sie: „Bleib oben, ich hole dich.“
„Nein!“ Er flog aus der Höhe von einem Meter achtzig in ihre Arme.
Der Vater schraubte Stuhl und Tisch am Boden des Kinderzimmers fest, damit Pit keine Klettertürme mehr bauen konnte.

Im Alter von zehn zwängte er sich durch die Dachluke und balancierte auf dem First. Seine Mutter jätete Unkraut, stolperte bei „Juhu, Mama!“ durch die Salatsetzlinge. Sie verharrte mit bleichem Gesicht und starrte ihren Jungen an, der sich am Wetterhahn festhielt.
„Pass auf, ich fliege jetzt!“
„Bitte nicht, Pit, ich flehe dich an!“
Doch er streckte wie gewohnt die Arme aus und stieß sich ab. Die Mutter fing ihn auf und brach sich drei Rippen.
„Er ist verrückt“, schluchzte sie leise, als Pit abends im Bett lag; jeder Atemzug verursachte ihr Schmerzen.
Der Vater kratzte sich im Nacken. „Ein schweres Los. Was können wir tun?“

Pit überlebte seine Kindheit. Die Pubertät schien ihn von weiteren Flugversuchen abzulenken; er benahm sich wie alle seiner Altersgenossen, fuhr Skateboard, wenn auch über die höchsten Rampen, und machte seine ersten sexuellen Erfahrungen.
„Er hat es überwunden!“ Die Eltern schöpften Mut, denn Pit sprang nirgends mehr hinunter. Ein einziges Mal nur konnte er einen Sturz spüren in dieser Zeit – er schluckte mit ein paar Freunden LSD, schwebte und fiel lange Stunden durch sein inneres Weltall. Er fragte die Mutter über die Umstände seiner Geburt aus, weil er immer wieder vage davon träumte. Sie wand sich und lächelte nur.

„Ich möchte Physik studieren mit Schwerpunkt Aerodynamik“, eröffnete er den Eltern nach dem Abitur, verschwieg allerdings, dass er Selbstversuche einplante. Er bewarb sich um einen Studienplatz an der Universität Innsbruck. Am Zug klopfte ihm der Vater auf den Rücken, „Mach’s gut, Pit“, und die Mutter weinte.
Sofort nach der Immatrikulation schrieb er sich in einen Kurs für Paragliding ein. Danach schaffte er sich von seinem Ersparten einen Gleitschirm an. An den Wochenenden kletterte Pit auf die Berge. Bald hatte er eine Steilwand gefunden, die eintausend Meter hochragte. Er biwakierte am Felsabsturz und wartete auf den morgendlichen Aufwind, der sich um sieben Uhr einstellte. Dann zog er den Schirm auf und rannte los. Mit einem Schrei warf er sich über die Wand, gewann an Höhe und sein Jubel schallte übers Tal.
„Ich fliege“, schrie er ein ums andere Mal. Nach zwei Stunden landete er in einem Kornfeld.
Am nächsten Wochenende kletterte er auf einen Zweitausender. Sein Herz klopfte wild, als er ganz weit unten das winzige Dorf ausnahm. Ein Steinadler segelte auf Augenhöhe vorbei.
„Du wirst gleich den Himmel mit mir teilen“, rief Pit. Der beginnende Morgenwind raubte ihm den Atem. Er rannte los, die Luftkammern des Schirms füllten sich und seine Sprünge berührten kaum mehr den Boden. Kurz vor der Kante hob er ab, rauschte darüber, schwebte höher und höher.
„Frei“, flüsterte er. Er sah auf die Almen hinunter. „Frei!“, schrie er.
Pit legte sich in die Kurve, immer steiler und wirbelte in einer Spirale hinab, tiefer und tiefer. Als er auf der Höhe von dreihundert Metern den Schirm stabilisieren wollte, schoss ein Schatten auf ihn zu und im nächsten Moment blickten ihn Raubvogelaugen an. Pit riss an den Steuerleinen, verlor die Strömung und der Schirm klappte zusammen. Über ihm stieß der Adler einen Pfiff aus. Pit raste abwärts. Und auf einmal blitzen innere Bilder auf, die er nicht einordnen konnte. Grelles elektrisches Licht, Blut, das von seinem Kopf tropfte – er war ein Baby und hing bis zum Hals senkrecht aus einer Öffnung, die seinen Körper saugend festhielt.

Als er zu sich kam, spürte Pit den Schlauch in seiner Kehle, hörte ein rhythmisches Atmen neben sich. Er öffnete die Augen, Neonlicht blendete ihn. Der Wunsch, sich mit seinem Schmerz zu verkriechen, am besten in einer tiefen Höhle, in warmer, weicher Dunkelheit, schwappte über ihm zusammen. Er benötigte einen Moment, um sich davor zu schützen. Erst musste er doch wissen, wo er war, was mit ihm passierte. Pit blickte herum. Die Geräusche kamen von einer Art Blasebalg. Fiel er in sich zusammen, blähte sich Pits Brustkorb, breitete er sich aus, sank die Brust. Da waren noch viel mehr Schläuche und Kabel. Seine Überlegungen führten nirgendwohin, die Atemmaschine zwang ihm ihren Rhythmus auf und plötzlich rauschte ein aufgeregter Typ in weißem Mantel herein.
Dass er sich in einer Klinik aufhielt, hatte Pit mittlerweile verstanden, aber sonst nichts.
Der Arzt sah aus wie ein Grubenarbeiter mit seiner Stirnlampe. Er setzte sie in Betrieb, zog Pits Augenlider auseinander und leuchtete ihm in die Pupillen. „Alles bestens“, sagte er abschließend, „willkommen zurück in der Welt!“
Aber was für eine Welt war das nur, fragte sich Pit. Er schwieg, wollte nur zurück ins Dunkel.

Ein Ehepaar besuchte ihn und behauptete, seine Eltern zu sein. Wenigstens wusste er aus Erzählungen, dass er drei Monate in ein künstliches Koma verbannt worden war, damit ein komplizierter Schädelbruch heilen konnte.
Nach einem Reha-Aufenthalt, der jedoch sein Gedächtnis auch nicht wieder brachte, baten die Eltern ihn, heimzukommen. Pit wagte einen ersten Besuch. Er sichtete das Zimmer seiner Kindheit und Jugend, alle Gegenstände schienen ihm fremd, geradezu unheimlich. Viel zu hell und blankgeputzt waren die Räume, in denen er angeblich aufgewachsen war. Am Liebsten lag er unter seinem Bett. Er zog die Zierdecke bis zum Boden herab, dann war es wohlig dunkel dort. Sein Studium, seine Ambitionen, höher und höher zu steigen, seine Begeisterung fürs Herabsegeln, alles war ausgelöscht. Im Gegenteil, die Geschichten darüber waren rätselhaft und bedrohlich. Bei dem kleinsten Gedanken daran begann die Narbe auf seiner Schädeldecke wie verrückt zu jucken.
Er spazierte durch die Wälder der Umgebung, wartete darauf, sein bisheriges Leben wiederzubekommen und studierte derweil Ameisenhügel, Maulwurfsstollen, das Unterirdische. Er meldete sich zu einem Höhlengang an. Mit der Zeit bezwang Pit immer größere und vor allem tiefere Grotten und Höhlen. Es artete zu einer Sucht aus. Das hohle Tropfen von den Wänden, der Hall, den ein Seufzer Pits erzeugte, die Dunkelheit beglückten ihn.
Eines Tages, er kroch schon lange verbotenerweise ganz ohne Führung durch die Unterwelt, endete der Gang vor einem Abgrund. Pit schätzte die Tiefe auf einhundert Meter. Etwas in ihm wollte die Arme ausbreiten und abwärts schweben. Mit aller Willenskraft stemmte er sich dagegen und umklammerte den Tropfstein neben sich. Er presste die Lider zusammen, hoffte, wenn er nicht mehr hinsähe, würde das Gefühl abklingen, sich dort hinabwerfen zu wollen. Er schrie erstmals nach dem Erwachen aus dem Koma, der Schrei vervielfachte sich, schlug von den Wänden zurück, schraubte sich in Pits Gehörgang. Dazu zeigte ihm sein Gehirn Bilder eines Adlers, der durchs Blau segelte, ihn selbst, wie er pfeilschnell auf einen Wald zuschoss.
Er zitterte, die Beine knickten ihm weg und er sank an dem Fels zu Boden.

Als Pit danach in das Haus seiner Eltern zurückkehrte, sagte er: „Mama, Papa, wisst ihr was? Ich bin als Flieger geboren! Vielleicht sollte ich zur Raumfahrt gehen?“
Er zuckte zusammen, weil die Mutter einen spitzen Schrei ausstieß.
„Du willst zum Mond fliegen, oh nein!“
„Weiter, Mama, viel weiter.“ Er stand im Sonnenlicht, streckte die Arme dem Himmel entgegen und lachte.


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MosesBob
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Beitrag11.05.2010 08:08
Re: Flugstunden
von MosesBob
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Guten Morgen, ELsa!

Drei Kleinigkeiten vorweg:

ELsa hat Folgendes geschrieben:
Nach seiner Sturzgeburt im Supermarkt war Pit fürs Leben geprägt. Hätte nicht die Angestellte der Gemüseabteilung eine Steige Salatherzen zwischen die Beine seiner Mutter geschoben, wäre er mit dem Kopf voran auf den Fliesen zerschellt.

„Zerschellt“ klingt mir zu reißerisch. „Auf die Fliesen geknallt“ gefiele mir zum Beispiel besser.

ELsa hat Folgendes geschrieben:
Sein Studium, seine Ambitionen, höher und höher zu steigen, seine Begeisterung fürs Herabsegeln, alles war ausgelöscht. Im Gegenteil, die Geschichten darüber waren rätselhaft und bedrohlich.

Im Gegenteil wozu? fragte ich mich zuerst. Die beiden Wörtchen würde ich streichen.

ELsa hat Folgendes geschrieben:
Als Pit danach in das Haus seiner Eltern zurückkehrte, sagte er: „Mama, Papa, wisst ihr was? Ich bin als Flieger geboren! Vielleicht sollte ich zur Raumfahrt gehen?“
Er zuckte zusammen, weil die Mutter einen spitzen Schrei ausstieß.
„Du willst zum Mond fliegen, oh nein!“
„Weiter, Mama, viel weiter.“ Er stand im Sonnenlicht, streckte die Arme dem Himmel entgegen und lachte.

Ganz am Schluss fände ich die wörtliche Rede effektvoller.


Der Anfang ist großartig, ebenso wie der Großteil der Erzählung. Eine Länge stellt sich meines Erachtens ein, wenn Pit von der Felswand springt und hinterher im Krankenhaus landet. An diesen Stellen beschränkst du dich plötzlich nicht mehr auf das im positiven Sinne "Heruntererzählen" von Pits Werdegang, sondern ziehst den Zoom näher heran, und zwar sowohl auf seine Gefühlswelt wie auch auf seine Umwelt. Es ist, als würdest du die zuvor angedachte Erzählweise verlassen, um aus dem Kurzgeschichten-Lebenslauf doch noch etwas Größeres zu machen. So zumindest wirkt es auf mich. Nichtsdestotrotz ist dir hiermit eine sehr unterhaltsame und zynische Geschichte über einen Eigenbrötler gelungen, der irgendwie nicht mehr alle Steine auf der Schleuder hat und gerade durch seine verschrobene Andersartigkeit tonnenweise Sympathien keschert. Pit hat Charakter.

Viele Grüße,

Martin


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Beitrag11.05.2010 08:57

von ono
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offensichtlich, lieber moses, beziehst du dich auf elsas erste, nicht auf die dritte version. das von dir zu recht inkriminierte wurde bereits beseitigt.

Zitat:
„Zerschellt“ klingt mir zu reißerisch. „Auf die Fliesen geknallt“ gefiele mir zum Beispiel besser.

ono sähe keine veranlassung, von dem bild, eine zarte säuglingshirnschale via sturzgeburt auf fliesen zerschellen zu lassen, abzuweichen - die von dir vorgeschlagene banalisierung trifft weder die wienerische morbidezza, die durch das ganzte stückerl weht, noch wäre sie gutes deutsch: ein klassischer fall von verschlimmbesserung, von der dringend abgeraten wird.

bei
Zitat:
Sein Studium, seine Ambitionen, höher und höher zu steigen, seine Begeisterung fürs Herabsegeln, alles war ausgelöscht. Im Gegenteil, die Geschichten darüber waren nun rätselhaft und bedrohlich. Bei dem kleinsten Gedanken daran begann die Narbe auf seiner Schädeldecke wie verrückt zu jucken.
rate ich zu einem "nun", damit der kontrast besser herauskommt. unbedingt notwendig wär's aber nicht, denn "der gedanke daran" weist im nächsten satz ja eh auf die zeitdifferenz.

liebe grüße aus beckmesserkasten

ono
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MosesBob
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Beitrag11.05.2010 09:36

von MosesBob
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ono hat Folgendes geschrieben:
offensichtlich, lieber moses, beziehst du dich auf elsas erste, nicht auf die dritte version.

Nein, ich beziehe mich auf die dritte Version.


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Beitrag11.05.2010 09:46

von ono
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dann lieber moses,

wird mir dein korrekturvorschlag umso unverständlicher. offenbar hast du überlesen, dass auch der "erste teil" nicht ganz frei ist von distanzlosigkeit - z. b.:

Zitat:
Pit war das lang ersehnte Kind, beim Stillen sagte die Mutter immer wieder erstaunt, „du bist kopfüber in die Welt gestürzt, so was.“

ich halte die paar beschreibungen innerer zustände, die sich in der grenzgänger-nummer finden, nicht für störend, sondern für das "timbre" unerlässlich: wir sind in wien, mein lieber, und da ist auch auf dem zentralfriedhof ein wenig stimmung.

heitere grüße aus der gruft

ono
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MosesBob
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Beitrag11.05.2010 10:10

von MosesBob
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ono hat Folgendes geschrieben:
ich halte die paar beschreibungen innerer zustände, die sich in der grenzgänger-nummer finden, nicht für störend

Das ist sogar dein gutes Recht. Pack es ein, binde eine schöne Schleife drumherum und trage es bei dir wie einen besonderen Schatz. Und wenn es dir jemand zu stibitzen trachtet, dann ziehst du es rasch zurück, ehe der Langfinger es mit einem seiner unmanikürten Nägelchen streifen kann. Hierauf: Verzieh das Gesicht zu einer raubtierhaften Grimasse des Unmuts über sein tadelhaftes Vorhaben, fauche wie eine kiebige Katze respektive ein verkaterter Kiebitz, roll die Pupillen unter die Schädeldecke und murmele in gollumhafter Litanei: "Es kam zu mir! Es ist mein eigen, mein Liebes, mein Schatzzzzzz!"

Und wenn der Bösewicht sich weigern sollte, sich daraufhin ...

a) zu trollen
b) gehackt zu legen oder
c) sich in den Verschwindibus nach Ganzweitweg zu setzen,

dann trittst du ihm ganz unsportlich ins Geläut.

So, nun aber Spam Ende.

Greetings from the Discokugel,

das goldblonde Paradiesvögelchen im Trachtenkorsett


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Beitrag11.05.2010 10:19
Re: Flugstunden
von ELsa
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Hallo Martin,

danke für deine Befassung hier, freut mich sehr!

Zitat:
ELsa hat Folgendes geschrieben:
Nach seiner Sturzgeburt im Supermarkt war Pit fürs Leben geprägt. Hätte nicht die Angestellte der Gemüseabteilung eine Steige Salatherzen zwischen die Beine seiner Mutter geschoben, wäre er mit dem Kopf voran auf den Fliesen zerschellt.

„Zerschellt“ klingt mir zu reißerisch. „Auf die Fliesen geknallt“ gefiele mir zum Beispiel besser.
Das ist mir zu wenig Wienerisch, wäre aber durchaus ok andernfalls.

Zitat:
ELsa hat Folgendes geschrieben:
Sein Studium, seine Ambitionen, höher und höher zu steigen, seine Begeisterung fürs Herabsegeln, alles war ausgelöscht. Im Gegenteil, die Geschichten darüber waren rätselhaft und bedrohlich.

Im Gegenteil wozu? fragte ich mich zuerst. Die beiden Wörtchen würde ich streichen
. Naja, zu seinen Ambitionen. Ist das echt falsch?

Zitat:
ELsa hat Folgendes geschrieben:
Als Pit danach in das Haus seiner Eltern zurückkehrte, sagte er: „Mama, Papa, wisst ihr was? Ich bin als Flieger geboren! Vielleicht sollte ich zur Raumfahrt gehen?“
Er zuckte zusammen, weil die Mutter einen spitzen Schrei ausstieß.
„Du willst zum Mond fliegen, oh nein!“
„Weiter, Mama, viel weiter.“ Er stand im Sonnenlicht, streckte die Arme dem Himmel entgegen und lachte.

Ganz am Schluss fände ich die wörtliche Rede effektvoller.
Das werde ich gern übernehmen, ist mir plausibel, danke!

Das Zoomen in den Gleitflug schenke ich meinen Lesern, sonst ist es gar sooo trocken imho.

Zitat:
Es ist, als würdest du die zuvor angedachte Erzählweise verlassen, um aus dem Kurzgeschichten-Lebenslauf doch noch etwas Größeres zu machen. So zumindest wirkt es auf mich.
In gewisser Weise hast du nicht unrecht, so einen Typen in einem Roman zu verewigen, schwebt mir vor ... mal sehen.

Zitat:
der irgendwie nicht mehr alle Steine auf der Schleuder hat und gerade durch seine verschrobene Andersartigkeit tonnenweise Sympathien keschert. Pit hat Charakter.
*g*
Finde ich auch, fast schade, wenns nur eine KG bleibt, mM.

Liebe Grüße
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Beitrag11.05.2010 10:21

von ELsa
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Nachtrag:

Ich bedanke mich freundlich bei den Herren Martin und ono für die interessante Diskussion über mein Textlein!

ELsa


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Beitrag11.05.2010 10:28

von ono
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mag sein, lieber moses, dass du die meinung dritter zu deinen kommentaren nur ganz schlecht verträgst (vor allem am frühen morgen) - du solltest deinen aversionen dann aber anderweitig ein ventil schaffen als hier in elsas thread. da bitte keine abgenudelte "haltet den dieb"-nummer,  sondern nur sachbezogenes. persönliche rachefeldzüge gehören in den chat.

ich glaube, es ist für eine autiorIn durchaus hilfreich, wenn ein werk von dritten untereinander besprochen oder kritisiert wird - sieht sie doch, dass bestimmte dinge bei dem einem verständlich werden, beim anderen nicht, und dass, vor allem, ihre intentionen so oder anders zu begründen sind, ohne dass sie sich selbst erklären muss. letzteres hält ono für einen der chramantesten beweggründe, sich hier aufzuhalten.

tipp: cool und bei der sache bleiben!

liebe grüße aus der alleruntersten schublade

ono
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MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

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Beiträge: 18339

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Beitrag11.05.2010 10:47
Re: Flugstunden
von MosesBob
Antworten mit Zitat

ono hat Folgendes geschrieben:
mag sein, lieber moses, dass du die meinung dritter zu deinen kommentaren nur ganz schlecht verträgst (vor allem am frühen morgen) - du solltest deinen aversionen dann aber anderweitig ein ventil schaffen als hier in elsas thread.

Achwo, ono, du kleines Mimöschen, weder Unverträglichkeit noch Aversionen waren hier federführend (solltest du das wirklich denken, was ich gar nicht so recht glauben mag, dann schick mir bitte eine PN, damit wir das Missverständnis aus der Welt schaffen und den Thread davon verschonen). Ich bin in der Sache nur anderer Meinung als du, und das ist völlig okay, schließlich obliegt es ELsa, darüber zu befinden, was sie für ihre tolle Geschichte umsetzt oder lieber bleiben lässt. Wenn wir beide demnächst mal einer Meinung sind, dann kaufen wir uns eine kaltgestellte Pulle Sekt auf Forumskosten und trinken ihn aus einem weiblichen Bauchnabel unserer Wahl. Perso nicht vergessen wegen Jugendschutz! Und vorher unbedingt Zähne putzen! Weil wegen die Hygiene. Denn wenn mir jemand ein liebevoll gerauntes "Guten Appetit" über nackte Haut hinweghaucht, dann rieche ich in dem Odem gerne eine Spur von Pfefferminze als Naturkräuterxtrakt im grünen Streifen, ganz wie der bissfeste Biber aus der Zahnpastawerbung. Der hat so ein gewinnendes Lächeln, meinst du nicht auch? Von dem würde ich sogar einen Gebrauchtwagen kaufen, so vertrauensvoll wirkt das kleine Fellknäuel.

Greetings from the biberdamm,

das blonde Beißerchen


Kuckuck, ELsa!

ELsa hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
ELsa hat Folgendes geschrieben:
Sein Studium, seine Ambitionen, höher und höher zu steigen, seine Begeisterung fürs Herabsegeln, alles war ausgelöscht. Im Gegenteil, die Geschichten darüber waren rätselhaft und bedrohlich.

Im Gegenteil wozu? fragte ich mich zuerst. Die beiden Wörtchen würde ich streichen
. Naja, zu seinen Ambitionen. Ist das echt falsch?

Ja, ich denke schon. Sein Studium und seine Ambitionen sind ausgelöscht, schreibst du. Und dann schreibst du: "Im Gegenteil", weil sie ja doch nicht ausgelöscht sind, sondern rätselhaft und bedrohlich. Dazwischen fehlt mir ein Bindeglied. Ich würde es so formulieren: "Sein Studium, seine Ambitionen, höher und höher zu steigen, seine Begeisterung fürs Herabsegeln, all das war nicht ausgelöscht, im Gegenteil, die Geschichten darüber waren rätselhaft und bedrohlich."


ELsa hat Folgendes geschrieben:
In gewisser Weise hast du nicht unrecht, so einen Typen in einem Roman zu verewigen, schwebt mir vor ... mal sehen.

Ja, das habe ich mir gedacht. Mir erging es nämlich ähnlich bei meiner Trash-Geschichte "Jugendabschnittsgefährdet", die stilistisch der deinen gar nicht so unähnlich ist. Wenn man einen solchen Charakter erschafft, dann ist es nachgerade jammerschade, sein Leben nicht noch weiter zu verfolgen.

Liebe Grüße,

Martin


_________________
Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)

Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)

Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse)
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