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Die Augen der Revolution


 
 
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Leviathana
Geschlecht:weiblichErklärbär
L


Beiträge: 1



L
Beitrag12.05.2010 15:19
Die Augen der Revolution
von Leviathana
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vorwort:
Die Geschichte ist schon seit ca. über einem Jahr in Arbeit. Inspiriert wurde ich unter anderem durch das Buch "Das Phantom der Oper", was in dieser Hinsicht nicht viel mit der Story gemeinsam hat. Das bedeutet: Es spielt nicht unter einer Oper. Es handelt sich nicht um den Operngeist und es spielt keine Christine mit...  Es ist einfach eine Version für sich.^^

Des Weiteren interessierte ich mich schon immer über die Geschichte Frankreichs im 18. und 19. Jahrhundert.

Es handelt mehr um ein Projekt, dass ich schon lange im Kopf habe und es nun durch das Drängen von meinem Freund und von Freunden, es Stück für Stück hier updaten möchte.

Die Geschichte ist fiktiv... Alle Figuren bzw.das gewisse Handlungen und Ereignisse fiktiv sind.

So, nun halt ich endlich die Klappe und wünsche allen Lesern viel Spaß mit der Geschichte:

Die Augen der Revolution  wink
-


Prolog:



Mein Name ist Clairice Marie Ledoux und ich wurde im Jahre 1808 in einem kleinen Städtchen namens Roune zur Welt gebracht.

Meine Mutter war eine stadtbekannte Prostituierte. Sie verfügte über keinerlei Scheu ihrem Gewerbe nachzugehen und genoss nicht nur den Männern das Geld aus den Taschen zu ziehen, sondern empfand selbst Freude an ihrer Tätigkeit. Ihr entging nicht die Verabscheuung der anderen Frauen. Es interessierte sie jedoch herzlich wenig.

Irgendwann wurde sie von einem ihrer Kunden schwanger und gebar mich. Als meine Mutter mich erblickte, brach eine Welt in ihr zusammen. Es war unmöglich herauszufinden welcher ihrer Freier mein Erzeuger war…

Wie soll ich sagen…

Obwohl wir nicht mehr im Mittelalter lebten, gab es noch Leute, die dem Aberglauben an Hexen, Dämonen und Ketzer treu blieben.
In dieser Zeit erschraken viele Menschen immer noch über Andersartige und verfielen in Angst oder Mordlust…
Sie konnten, nein… sie wollten solche Geschöpfe, die nicht ihrem eigentlichen Bild entsprachen, nicht dulden. Alles was nicht richtig erschien, war böse und kam aus der Tiefe der Hölle.

Hach… Auch mich betraf die  Feindseligkeit der Menschen, obwohl wir zur ein und derselben Art gehörten.

Welch Ironie…

Mein Aussehen war nicht natürlich. Mein Körperbau war normal entwickelt, das stand außer Frage.
Jedoch waren meine Haut sowie meine Haare weiß… Schneeweiß um genau zu sein. Man hätte mich mit einer Porzellanpuppe vergleichen können. Dies war jedoch nicht der eigentliche Schreck…

Der Albtraum begann, als ich meine verfluchten Augen öffnete… Sie waren dunkelrot wie Blut…

Dann wurden meine Mutter und ich aus der Stadt verjagt. Die Menschen fürchteten sich vor mir. Sie dachten ich wäre ein Kind des Teufels.
Acht Jahre zogen wir von einem Ort zum Anderen und meine Mutter versuchte dort ihren Geschäften nachzugehen. Doch wurden wir gemieden wie Außenseiter, die den schwarzen Tod in sich trugen. Niemand gewährte uns Unterschlupf, so dass wir auf der Straße oder außerhalb der Stadt im Wald nächtigen mussten. Gemieden wurden wir nicht durch den Beruf, den meine Mutter tätigte, sondern allein durch das Antlitz meiner Wenigkeit.

Unser Hunger zwang meine Mutter zu stehlen. Anstatt Geld für ihre Liebesdienste zu bekommen, erhielt sie Schläge und Misshandlungen.
Ihre Schönheit raffte dahin und eine hässliche, verschmutzte, arme Frau war von ihr übrig geblieben - Gezwungen zu betteln!
Ich wusste, obwohl ich noch sehr jung war, dass sie mich vom ganzen Herzen verabscheute. Sie gab mir die Schuld an ihrem Unglück. Die Schuld für den Schmerz, den ihre Seele ertragen musste…

Falls diese Frau überhaupt eine Seele besaß... In meinen Augen nicht…

In meinen Augen war sie nichts anderes als eine widerwärtige Hexe. Jeder würde sich bestimmt fragen, warum ich meine Mutter so sehr verachtete. Vielleicht könnte man mich besser verstehen, wenn die Menschen, dieselben Anschuldigungen und Prügel ertragen müssten, wie ich es tat.

Pff… Aber vielleicht dachten sie auch, dass ich, das abscheuliche Monster, es nicht anders verdient habe.

Seit meinem vierten Lebensjahr fragte ich mich, da meine Mutter mich so sehr hasste, warum sie mich nicht ausgesetzt oder noch besser… Mich nicht gleich getötet hatte? Was hielt sie davon ab mich loszuwerden?

Erst konnte ich mir diese Frage nicht beantworten. Aber langsam…Nach langer Beobachtung ihres Verhaltens wusste ich es…
Diese Frau fühlte sich, auch wenn man es nicht glauben konnte, einsam. Obwohl sie mich auf den Tod nicht ausstehen konnte, brauchte sie mich…
Sie fühlte sich alleine auf der Welt und brauchte jemanden, dem sie ihren ganzen Kummer, ihren ganzen Zorn sowie den ganzen Hass, den ihr Herz mit sich trug, entladen konnte.

Wer wäre da besser geeignet als ich? Ich war schließlich der Ursprung des Ganzen, oder?

Im Winter, 1816, wollte meine Mutter ihr Glück in Paris versuchen. Tagelang wanderten wir in der kalten Schneelandschaft, versuchend andere Menschen auf unserem Weg zu meiden.
Ja, meine Mutter hatte gelernt, dass es klug war, wenn sie mit mir unterwegs war, einen großen Bogen um die Leute zu machen.
Mir war aufgefallen, dass sie kaum mit mir sprach. Immerhin hielten sich auch ihre Wutausbrüche in Grenzen. Was beklagte ich mich also?
Sie verhielt sich merkwürdig ruhig, so als würde sie auf irgendetwas Bestimmtes warten.

Es geschah jedoch nichts, bis…

Bis wir kurz davor waren unser Ziel zu erreichen.
Unsere letzte Rast machten wir in einem Wald, der uns von der Stadt trennte. Der Wind war eisig kalt und peitschte uns ins Gesicht. Kein Geräusch war zu vernehmen bis auf das knirschende Stapfen, welches von unseren durchgefrorenen Füßen verursacht wurde.

Plötzlich hielt ich inne. Etwas war komisch. Meine Sinne gaben mir die Warnsignale, dass wir beobachtet wurden.
Meine Mutter drehte sich zu mir und sprach in einem zornigen Tonfall:

„Was hast du?! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! Ich will noch vor Anbruch der Nacht die Stadt erreicht haben!“

„Irgendetwas stimmt nicht…“

„Was soll nicht stimmen?! Kind, mach mich nicht wahnsinnig!“

„Irgendjemand ist hier, Mutter…“

Sie schaute sich um.

„Wer soll hier bei diesem Wetter schon herumgeistern außer uns beiden? Los, Komm! Bevor wir…“

Als sie ihren Weg weiter fortsetzen wollte, kamen zwei dunkle Gestalten hervor, die sich anscheinend hinter den Bäumen versteckt haben mussten. Man konnte ihre Gesichter nicht erkennen, da sie diese unter ihren Kapuzen verbargen.
Einer von ihnen schien erst meine Mutter und dann mich zu betrachten, bevor er seinem Gefährten etwas zu murmelte.

„Das müssen sie sein…“

Der andere nickte leicht mit dem Kopf.

„Ja… Außer Frage. Das ist die Hure mit der rotäugigen Schneeprinzessin.“

„Du hast recht… Sollen wir?“

Ich verstand nicht was die Männer meinten. Rotäugige Schneeprinzessin? Meinten sie mich?
Ich war mehr als verwirrt, aber auch meiner Mutter erging es nicht anders. Zuerst drehte sie sich zu mir um, trat dann einen Schritt auf die Männer zu und sprach mit ruhiger Stimme:

„Ich weiß zwar nicht wer ihr seid. Aber lasst mich und das Kind passieren. Wir haben kein Unheil angerichtet. Wir sind nur auf der Durchrei…“

Einer der Männer unterbrach sie barsch.

„Sei still Hure! Niemand hat dir erlaubt zu sprechen!“

Der andere kam einen Schritt auf uns zu und zeigte mit ausgestrecktem Arm, indem er einen Dolch, dessen goldener Griff mit Lilien verzierte, hielt, auf mich.

„Frau! Händige uns sofort das Kind aus! Vielleicht wirst du mit deinem Leben davon kommen…“

In mir stieg pure Angst hoch. Jetzt hatte sie die Möglichkeit meinem Leben für immer ein Ende zu setzen.
Mit geweiteten Augen sah ich ihren zerlumpten Körper von der Seite. Meine Mutter blieb für diese Drohung ungewöhnlich ruhig oder versuchte es zumindest zu sein.
Die Gestalten warteten immer noch auf eine Antwort ihrerseits. Es schienen Stunden zu vergehen, als meine Mutter sich ihnen zuwandte.

„Niemals!“

Der Mann, dessen Arm immer noch ausgestreckt auf mich zeigte, schien ihr Aufbegehren nicht zu beeindrucken.

„Ist das dein letztes Wort, Frau?“

Sie regte sich nicht.

„Ja!“

Mit großen Augen sah ich ihren Widerstand.

Warum wollte sie mich ihnen nicht ausliefern? Es wäre so einfach für sie gewesen…

Die dunkle Gestalt mit dem Dolch neigte ihren Kopf leicht zur Seite:

„Willst du nicht für deine Sünden erlöst werden? Willst du wirklich nicht deine Seele wieder reinwaschen, indem du dieses Kind des Teufels uns aushändigst? Willst du nicht für deine Untaten bereuen?“

Meine Mutter senkte den Kopf. Sie schloss die Augen und schien lange nachzudenken. Wie gebannt beobachtete ich die ganze Szenerie. Obwohl es um mein Leben ging, interessierte mich mehr die Antwort, die Sie ihnen geben sollte.
Mit dem öffnen ihrer Augen schien sie etwas begriffen zu haben und antwortete ihnen mit hochgehobenen Kinn, das ihren Trotz spiegelte.

„Nein! Niemals werde ich dieses Kind aufgeben!“

„So soll es sein…“

Kaum das der Verhüllte diesen Satz aussprach, sprintete sein Kumpane, der sich bisher im Hintergrund ruhig verhalten hatte, auf mich zu.
Er schlug mich mit seiner Faust an den Kopf, ohne dass ich ihn vorher wahrnehmen konnte. Ich verlor mein Gleichgewicht und wurde weggeschleudert.
Mein Aufprall war alles andere als angenehm, denn mein Kopf kam auf die dicke Wurzel eines Baumes auf.
Starr vor Schreck konnte ich mich nicht mehr bewegen. Ich blieb einfach liegen…

„Um Himmelswillen, Kind!“, war alles was ich noch vernahm. Dann ging alles schnell. Der Mann, der mich schlug, kam langsam auf mich zu. Auch er hatte mit Lilien verzierten Dolch bei sich.
Er wollte mir gerade den Todesstoß versetzen als meine Mutter ihn am Arm packte und an ihm herumzerrte.
Ihre Mühe schien umsonst, denn mein Peiniger stieß sie von sich weg.
Nebenbei hatte sich sein Gefährte dazugesellt und fing meine Mutter mit umklammertem Griff auf.

Ohne weiteres Zögern zückte er seinen Dolch hervor und hielt ihn ihr an ihre Kehle.

„Das wars, Hure! Du hast es nicht anders gewollt. Fahr zur Hölle!“
Das Nächste was ich sah, hatte dieselbe Farbe wie meine Augen… rot…
Das Blut spritze mir ins Gesicht und ich sah meine Mutter zu Boden fallen. Sie lag vor mir… Und ihre weit aufgerissenen Augen, die auf mich gerichtet waren, hatten jeglichen Glanz verloren… Sie war tot…
In diesem Moment war mir alles egal. Mir war schlecht und mein Kopf schmerzte. Ohne irgendeine Regung von mir zu geben, starrte ich den Mann an, der meiner Mutter die Kehle aufgeschlitzt hatte. Ihr Blut tropfte ungehalten von seiner Klinge.
Als ich auf sah, sah ich sein hämisches Grinsen, welches ich niemals in meinem Leben vergessen würde.
Langsam schritt er auf mich zu. Kurz vor mir stehend, ging er langsam in die Hocke und betrachtete mich.

„Tja, kleines Mädchen. So schön du auch bist… Hier ist kein Platz für dich auf Erden…“

Wieder setzte er dieses widerwärtige Grinsen auf, als er seinen Arm hob um mit seiner Waffe zu zustechen.
Ein Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit, worauf er in seiner Bewegung inne hielt. Der andere Mann wurde nervös.

„Verdammt! Raphael, wir müssen weg! Da kommt wer!“

Ich hörte den Mann, namens Raphael, schnauben. Er erhob sich, gab seinem Begleiter ein bejahendes Nicken und wendete sich noch einmal zu mir.

„Da hast du noch einmal Glück gehabt, rotäugige Schneeprinzessin. Keine Sorge, früher oder später krieg ich dich noch.“

Darauf rannten die beiden davon und verschwanden in der Dunkelheit.

Sollte ich glücklich sein? Sollte ich mich freuen, dass ich noch am Leben war? Ich war des Denkens müde…
Meine Umgebung wurde immer schemenhafter und ich schloss meine Augen.
Ich hörte eine kindliche Stimme… Eine Stimme die sehr angenehm in meinen Ohren klang…

„Hallo, du? Ist alles in Ordnung? Maman! Papa! Adrian! Hier ist ein Mädchen verletzt!“

Ich hörte hastige Schritte auf mich zukommen, dann eine männliche Stimme.

„Oh, Gott…! Was ist denn hier passiert?!“ Camille! Adrian! Beeilt euch!“

Weitere Schritte kamen näher und ein schriller Schrei zerschnitt die Luft. Er schien zu einer Frau zu gehören. Daraufhin hörte ich nur eine weitere männliche Stimme aufkeuchen.

„Schnell, Adrian! Nimm meinen Mantel und deck die Frau damit zu. Der Junge muss sie nicht unbedingt sehen! Und gib mir bitte deinen Mantel, damit ich das Mädchen einwickeln kann. Das arme Ding erfriert noch.“

Was für ein Junge? Etwa das Kind mit der schönen Stimme?

„Ja, Vater! Sofort!“

Kurz darauf spürte ich, dass die Wärme des Stoffes mich umhüllte. Dann strich eine raue Hand über meine Stirn. Eine sehr große Hand wie ich fand.

„Armes Ding… wie konnte das nur passieren? Wer in Gottes Namen würde so etwas tun? Wie heißt du, Kleines?“

Ich befeuchtete leicht meine Lippen, die nach Blut schmeckten, bevor ich ihm antworten konnte.

„Meine Mutter hat mir keinen Namen gegeben…“

Dann herrschte wieder Stille, bevor die schöne Stimme wieder erklang.

„Clairice Marie!“

„Was?“, fragte die männliche Stimme, die noch immer behutsam meine Stirn streichelte.

„Sie hat keinen Namen, Papa! Also hab ich ihr einen gegeben!“, darauf kicherte der Junge entzückt was Musik in meinen Ohren war.

„Clairice? Clairice Marie?! Das ist wirklich ein schöner Name… Also gut, ab heute nennen wir dich Clairice Marie. Bist du damit einverstanden? Wir nehmen dich mit…“

Geschwächt öffnete ich meine Augen, worauf gleich entsetztes Keuchen, wegen meiner Abnormalität, zu hören war. Schnell schloss ich meine Lider, weil das Licht zu sehr schmerzte.

Wieder wurde ich von meinem grausamen Schicksal eingeholt…

„Alexis! Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Du kannst doch nicht einem wildfremden Kind bei uns Unterschlupf bieten. Außerdem haben wir weitaus mehr Probleme in unserer eigenen Familie!“, kreischte eine Frauenstimme aufgebracht.

„Maman…“, wisperte die Stimme des Jungen.

„Camille! Ich hab jetzt keine Lust wieder mit dir über diese Angelegenheit zu reden. Dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt!“

„Ja, ich verstehe dich doch… Aber er kann nicht unser Kind sein. Niemand aus unserer Familie hat solche Augen. Dann willst du noch so ein Ungetüm aufnehmen?! Denk an deinen Status!“

„Jetzt reicht es, Weib! Wir nehmen die kleine Clairice mit. Ob du willst oder nicht! Wer weiß wer dieses Massaker angerichtet hat…und ob diese Leute noch einmal hier auftauchen… Für die Frau kommt jede Hilfe zu spät… Außerdem können wir so ein kleines Mädchen hier doch nicht hilflos liegen lassen… Es wäre unmenschlich…“

Er schwieg einen Moment und sprach ruhig weiter:

„Camille… Ich möchte, dass du nie wieder so über unseren Sohn sprichst! Egal, welche Farbe seine Augen haben. Also, lass uns gehen…
…Um die Frau kümmern wir uns später…“

Ich konnte es nicht glauben. Sollte es noch jemanden geben, der solche verfluchte Augen hatte wie ich? Dann wollen mich irgendwelche fremden Leute mitnehmen? Sie geben mir einfach so einen Namen?
Es war alles zu viel für mich. Mein Bewusstsein schwand langsam dahin. Doch vorher öffnete ich noch einmal die Augen… und sah den Jungen mit der hübschen Stimme, der über mich gebeugt war und mich betrachtete.

Dann sah ich noch etwas anderes, bevor ich das Bewusstsein verlor…

Seine Augen… seine wunderschönen gelben Augen, die mich stark an die einer Katze erinnerten...

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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag13.05.2010 09:32

von derSibirier
Antworten mit Zitat

Hallo Leviathana
(smile, da wird sich Bruder Flosse aber freuen)

Du versuchst dich an einem historischen Roman, so scheint es mir. Wenn du an eine solch große Arbeit heran gehst, dann ist die Wahl der Sprache ungeheuerlich wichtig, weil deine Protagonistin ansonsten unglaubwürdig durch das 18 Jahrhundert schreitet.

Ich unterstreiche dir mal ein Stück weit grob, was hier nicht ordentlich ist:

Zitat:
Mein Name ist Clairice Marie Ledoux und ich wurde im Jahre 1808 in einem kleinen Städtchen namens Roune zur Welt gebracht.

Meine Mutter war eine stadtbekannte Prostituierte. Sie verfügte über keinerlei Scheu ihrem Gewerbe nachzugehen und genoss nicht nur den Männern das Geld aus den Taschen zu ziehen, sondern empfand selbst Freude an ihrer Tätigkeit. Ihr entging nicht die Verabscheuung der anderen Frauen. Es interessierte sie jedoch herzlich wenig.

Irgendwann wurde sie von einem ihrer Kunden schwanger und gebar mich. Als meine Mutter mich erblickte, brach eine Welt in ihr zusammen. Es war unmöglich herauszufinden welcher ihrer Freier mein Erzeuger war…

Wie soll ich sagen…

Obwohl wir nicht mehr im Mittelalter lebten, gab es noch Leute, die dem Aberglauben an Hexen, Dämonen und Ketzer treu blieben.
In dieser Zeit erschraken viele Menschen immer noch über Andersartige und verfielen in Angst oder Mordlust…
Sie konnten, nein… sie wollten solche Geschöpfe, die nicht ihrem eigentlichen Bild entsprachen, nicht dulden. Alles was nicht richtig erschien, war böse und kam aus der Tiefe der Hölle.

Hach… Auch mich betraf die Feindseligkeit der Menschen, obwohl wir zur ein und derselben Art gehörten.

Welch Ironie

Mein Aussehen war nicht natürlich. Mein Körperbau war normal entwickelt, das stand außer Frage.
Jedoch waren meine Haut sowie meine Haare weiß… Schneeweiß um genau zu sein. Man hätte mich mit einer Porzellanpuppe ein Gossenmädchen aus dem 18 Jahrhundert wusste sicherlich nicht, was eine Porzelanpuppe war vergleichen können. Dies war jedoch nicht der eigentliche Schreck

Der Albtraum begann, als ich meine verfluchten Augen öffnete… Sie waren dunkelrot wie Blut…

Dann wurden meine Mutter und ich aus der Stadt verjagt. Die Menschen fürchteten sich vor mir. Sie dachten ich wäre ein Kind des Teufels.
Acht Jahre zogen wir von einem Ort zum Anderen und meine Mutter versuchte dort ihren Geschäften nachzugehen. Doch wurden wir gemieden wie Außenseiter Aussätzige, die den schwarzen Tod in sich trugen. Niemand gewährte uns Unterschlupf, so dass wir auf der Straße oder außerhalb der Stadt im Wald nächtigen mussten. Gemieden wurden wir nicht durch den Beruf, den meine Mutter tätigte, sondern allein durch das Antlitz meiner Wenigkeit.

Unser Hunger zwang meine Mutter zu stehlen. Anstatt Geld für ihre Liebesdienste zu bekommen, erhielt sie Schläge und Misshandlungen.
Ihre Schönheit raffte dahin und eine hässliche, verschmutzte, arme Frau war von ihr übrig geblieben - Gezwungen zu betteln!
Ich wusste, obwohl ich noch sehr jung war, dass sie mich vom ganzen Herzen verabscheute. Sie gab mir die Schuld an ihrem Unglück. Die Schuld für den Schmerz, den ihre Seele ertragen musste…

Falls diese Frau überhaupt eine Seele besaß... In meinen Augen nicht…

In meinen Augen war sie nichts anderes als eine widerwärtige Hexe. Jeder würde sich bestimmt fragen, warum ich meine Mutter so sehr verachtete. Vielleicht könnte man mich besser verstehen, wenn die Menschen, dieselben Anschuldigungen und Prügel ertragen müssten, wie ich es tat.

Pff… Aber vielleicht dachten sie auch, dass ich, das abscheuliche Monster, es nicht anders verdient habe.

Seit meinem vierten Lebensjahr fragte ich mich, da meine Mutter mich so sehr hasste, warum sie mich nicht ausgesetzt oder noch besser… Mich nicht gleich getötet hatte? Was hielt sie davon ab mich loszuwerden?

Erst konnte ich mir diese Frage nicht beantworten. Aber langsam…Nach langer Beobachtung ihres Verhaltens wusste ich es…
Diese Frau fühlte sich, auch wenn man es nicht glauben konnte, einsam. Obwohl sie mich auf den Tod nicht ausstehen konnte, brauchte sie mich…
Sie fühlte sich alleine auf der Welt und brauchte jemanden, dem sie ihren ganzen Kummer, ihren ganzen Zorn sowie den ganzen Hass, den ihr Herz mit sich trug, entladen konnte.

Wer wäre da besser geeignet als ich? Ich war schließlich der Ursprung des Ganzen, oder?


Details:
Zitat:
Irgendwann wurde sie von einem ihrer Kunden schwanger und gebar mich.

das liest sich, als geschehe es gleichzeitig.
So sprachen sie: In einer unheilvollen Nacht, in der meine Mutter lachte, dass man sich schämen musste, zeugten sie mich ...

Zitat:
Als meine Mutter mich erblickte, brach eine Welt in ihr zusammen.

Als mich meine Mutter im Gestank einer Latrine geworfen hatte , stieß sie mich angewidert von sich ...

usw.

es wäre ratsam, wenn du dich historischen Romanen ein bisschen widmest, vieles könntest durch das Lesen dieser Lektüren erlernen. Denn die Sprache ist von sehr großer Bedeutung. Von ihr hängt das Gelingen deines Vorhabens ab.

derSibirier grüßt
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