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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 05/2010
Moorjungfrau

 
 
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mondblume
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 45
Beiträge: 1138
Wohnort: Costa Brava


Beitrag03.05.2010 19:11
Moorjungfrau
von mondblume
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Kälte des Wassers raubt mir im ersten Moment beinahe den Atem. Das Boot, von dem aus ich hineingestoßen worden war, entfernt sich lautlos. Verzweifelt rufe ich ihm hinterher, versuche, zu einer der aus dem Moor ragenden Grasinseln zu gelangen und merke entsetzt, wie meine Beine schon stecken bleiben, umklammert werden. Ich kann den Reflex zu strampeln nicht unterdrücken, aber jede kleinste Bewegung verstärkt den Sog nur. Panik steigt in mir hoch, hysterisch schreie ich um Hilfe, die nicht kommen wird. Denn mein Schicksal ist besiegelt: Ich war auserwählt worden. Auserwählt, durch mein jungfräuliches Opfer den Mißmut der Götter zu mildern, auf daß wieder Friede herrsche und die Felder Ernten trügen.

Am Ufer lodern Feuer und die Priester singen rituelle Lieder. Ich hasse euch, kreische ich in die Nacht, euch, die ihr mir mein Leben nehmt! Am Rand des Feuerscheins kann ich die schemenhafte Gestalt meiner Mutter ausmachen. Ein qualvoller Krampf schüttelt mich, Mund und Magen brennen wie Feuer. Das Gift, welches sie mir versteckt vor den Anderen in meinen letzten Trank gemischt hat, zeigt Wirkung. Ob die Erlösung eintreten wird, bevor mein Kopf untertaucht? Schon steht mir das Wasser bis zum Kinn, Todesangst schnürt mir die Luft ab, ich weine und würge, spüre meinen Körper nicht mehr, alles ist taub. Der Atem wird schwer und stockend. Ich habe keine Kraft mehr zum Schreien.

Meine Augen sind starr auf meine Mutter gerichtet, während das schlammige Wasser meine zusammengepressten Lippen umspielt. Leise wimmere ich vor mich hin, warte, resigniert. Mein Hals wird steif, ich kann kaum schlucken. Schwärze ... überkommt mich. Endlich. Verflucht ... sollt ihr sein.

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anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag03.05.2010 22:14

von anuphti
Antworten mit Zitat

Schon wieder das Wasser und der Tod....

Wasser steht für das Leben......

Und immer wieder Texte über das Ertrinken...

Rituelles Opfer.

sprachlich und inhaltlich nicht wirklich meins.....4 Federn


_________________
Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
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*Gast*
Klammeraffe
*


Beiträge: 504
Wohnort: Rheinland-Pfalz


*
Beitrag03.05.2010 22:19

von *Gast*
Antworten mit Zitat

Gut geschrieben, aber wer hat das geschrieben? Die Jungfer starb ja in der Szene.  Wink  

Zitat:
Denn mein Schicksal ist besiegelt: Ich war auserwählt worden.
Plusquamperfekt geht nicht, entweder Präteritum oder Perfekt.

LG
Sabine
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag04.05.2010 01:26

von Dienstwerk
Antworten mit Zitat

Wie bitte?
Was willst Du uns mit diesem Text mitteilen?

Tut mir leid, kann nicht wirklich was damit anfangen.
Sorry.

Allerdings ist gut, wenn auch knapp beschrieben, wie sich die Schlingpflanzen bei jeder Bewegung enger um die Beine wickeln. Das kann ich gut nachvollziehen, ist mir auch schon mal im See passiert - nur dass ich es geschafft habe, mich zu lösen...  Wink

Lg, Ana
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag04.05.2010 06:40

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Spannend geschrieben, sprachlich auch ganz gut. Nur der Plot mag mir nicht zu gefallen. Zu welcher Zeit, in welchem Landstrich hat man "Jungfrauen" geopfert, damit die Felder Ernte trügen. Der Erzählstil hört sich jedenfalls sehr modern an. Wenn der Protagonist stirbt, ist das immer etwas problematisch.
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag04.05.2010 10:39

von Alogius
Antworten mit Zitat

Hallo,

die Grundidee ist nicht schlecht, aber mir fehlt ein Rahmen, mir fehlt die Ursache für den Zorn der Götter. Wer wird da geopfert?
Das Ende ist sehr klischeehaft beschrieben, sorry. Sprachlich nicht übel, aber die Gesamtumsetzung ist mir zu wenig.

Lg

Tom

(Ich werte, weil Wettbewerb, etwas strenger als sonst. Der Kommentar ist relativ kurz gehalten, und meine Federung setzt sich zusammen aus: Sprache und Stil, Inhalt, Umsetzung der Aufgabe, eventuelle Fehler. Falls später Fragen sind, kommentiere ich gern ausführlicher.)


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Sir Charles Blackwood
Gast






Beitrag04.05.2010 12:35

von Sir Charles Blackwood
Antworten mit Zitat

Hochdramatisch geschrieben. Gut, daß dein Beitrag so kurz ist, denn ich glaube, daß ich wirklich, ohne zu atmen an den Silben hing.
Hut ab! Gefällt mir gut!

Viele Grüße

Sir Charles Blackwood
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pripri
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 281
Wohnort: Schweiz (Zürich)
Postkartenprosa I


Beitrag04.05.2010 13:04

von pripri
Antworten mit Zitat

Eigentlich seltsam, dass nicht mehr solcher Texte gepostet wurden. Das Thema verführt ja fast dazu.

Eindringlich geschrieben. Gut gemacht. Daumen hoch

lg pripri


_________________
-Das Herz des Sternenbringers - März 2014 (Thienemann)
-Die Herrscher von Dhaleth/Der Feueropal - August 2014 (Thienemann)
-TBN - Frühjahr 2017 (Droemer/Knaur)
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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag05.05.2010 05:14

von derSibirier
Antworten mit Zitat

Dein Text macht mich etwas ratlos. Ein Gestrandeter stirbt in einer Fantasywelt?

derSibirier grüßt
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3914
Wohnort: wien



Beitrag05.05.2010 08:54

von lupus
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mit einer Sterbeszene aus der ich-Perspektive hast du dir so ziemlich das Schwerste ausgesucht, schleißlich fehlen ja so ziemlich die wichtigsten Erfahrungswerte.

Dementsprechend kommt bei mir auch null Emotion an, es bleibt bei einer Beschreibung.

Gelegentlich schimmert der Versuch durch, die Sprache möglichst alt, klassisch wirken zu lassen (euch, die Ihr), das wird aber nicht konsequent durchgezogen, weshalb das dann ein bisserl unbeholfen wirkt.

Die Idee fand ich originell und alles in allem ist es ja doch ziemlich fehlerlos


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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Ilona
Klammeraffe
I


Beiträge: 558
Wohnort: irgendwo in Hessen


I
Beitrag05.05.2010 09:16

von Ilona
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Für mich liest sich der Text sehr flüssig, allerdings habe ich den Eindruck dass ein Mädchen aus dem 21. Jahrhundert zu den Kelten oder was-auch-immer gebeamt worden wäre.

Wenn sie an die Götter geglaubt hat, weshalb soll sie fluchen, wenn nicht, wie hat sie das geschafft?

Für mich ist das Thema nicht schlüssig umgesetzt.

Grüße

Ilona
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Scritoressa
Geschlecht:weiblichGraue Hexe

Alter: 29
Beiträge: 686



Beitrag05.05.2010 16:37

von Scritoressa
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is' mir ein bisschen zu überdramatisch, auch mit einem solchen MEnsch-in-Moor-stoss-Opfer. Wenn jemand im Moor geschlachtet, verbrannt oder weiss ich was würde, fände ich das realistischer

_________________
Better to have loved and lost but to have never loved at all.
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Tamar
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 123



Beitrag06.05.2010 16:43

von Tamar
Antworten mit Zitat

Sehr eindringliche Schilderung. Die Gefühle der Prota sind gut transportiert. Ich kann zwar nicht nachvollziehen, dass du auf dem Foto Leute versenken willst, aber kann deine Assoziation sehr gut nachvollziehen.
Zwei Sachen haben mich gestört: erstens finde ich, dass die Ich-Perspektive hier nicht passt. Wenn die Frau ertrinkt, wie kann sie dann erzählen? In der Dritten Person wäre die Geschichte, denke ich passender erzählt.
Zweitens: die Auslassungszeichen am Ende. Ich verstehe, was du damit ausdrücken willst, dass das Gift wirkt, und die Frau versinkt. Aber ich finde es trotzdem nicht gut gelöst.

Ansonsten eine schöne runde Geschichte
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Gabi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 53
Beiträge: 1216
Wohnort: Köln


Beitrag06.05.2010 21:52

von Gabi
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Eine geopferte Jungfrau. Wie grausam.
Leider ist mir das Sterben aus der Ich-Perspektive nicht stark genug beschrieben.
Das beginnt schon mit dem ersten Satz.
Zitat:
Die Kälte des Wassers raubt mir im ersten Moment beinahe den Atem.

Wieso beinahe? Es raubt mir den Atem!

Aber daran kannst du arbeiten. Und dann bekommst du das auch hin. Da bin ich mir sicher. Wink

L.G.
Gabi


_________________
"Das hier ist mein Dach und mein Tag!" (Oma Thea macht die Fliege)
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Gast







Beitrag07.05.2010 21:34

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo lieber Wettbewerbsteilnehmer,

aus Gründen der Übersichtlichkeit gibt's von mir dieses Mal auch ein Bewertungsschema, allerdings ohne Angabe der Federnanzahl - die ändere ich erfahrungsgemäß garantiert noch ein paarmal...

Stil und Sprache: Weitgehend sauber geschrieben, ein paar kleine Holperer (PQP? Hört sich in Kombination mit dem Präsens für meine Ohren seltsam an...), aber nix dramatisches.

Idee: Gefällt mir, obwohl ich nicht so genau weiß - Menschenopfer oder Hexenverfolgung? Der Fluch am Schluss ließe auf zweiteres schließen, aber dann passt der Anfang nicht... Wie auch immer, gefällt mir trotzdem. (Welch rationale Begründung. lol )

Bonus: Einen kleinen gibt's für den Schluss, den finde ich nämlich wirklich cool.

Fazit: Ein paar kleine Schwächen, aber hat mir insgesamt gut gefallen!


LG,

Soraya
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Bananenfischin
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant

Moderatorin

Beiträge: 5339
Wohnort: NRW
Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag08.05.2010 13:00

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Dieser Text gefällt mir ganz gut, wobei anzumerken ist, dass in den Vorzeitiges erzählenden Passagen das Perfekt, nicht das Plusquamperfekt stehen müsste, da die Erzählzeit das Präsens ist.
Ansonsten kleine stilistische Unsicherheiten.
Hier
Zitat:
und die Felder Ernten trügen.
müsst es meines Erachtens heißen "Früchte trügen".

_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag08.05.2010 13:44

von Nihil
Antworten mit Zitat

Liebe/r Autor/in von „Moorjungfrau“,
dies waren die Kriterien, die meine Bewertung beeinflusst haben:
1) Umgang mit dem vorgegebenen Thema
(Einfallsreichtum, Bedeutung für die Geschichte, Einbindung in den Kontext)
2) Dramaturgie
(ansprechender und sinnvoller Titel, Organisation der Handlung, Spannung)
3) Form und Sprache
(Rechtschreib- und Grammatikfehler, Wortschatz, stringenter Stil, Perspektive)
4) Fazit
(Vergleich mit anderen Einsendungen, persönliche Meinung)

Die Idee einer rituellen Opferung gefällt mir gut. Ich finde sie originell, sie führt das vorgegebene Thema in eine mögliche und interessante Richtung. Das Moor spielt somit auch eine wichtige Rolle in deiner Geschichte, was einen weiteren Pluspunkt darstellt. Du hast dir Mühe gegeben, aus dem Bild heraus eine Geschichte zu entwickeln und hast nicht einfach die Wörter Sumpf, Gras und Wasser eingebaut. Negativ aufgefallen ist mir jedoch, dass deine Geschichte einen logischen Haken hat. Sumpfwasser hat keinen Auftrieb wie gewöhnliches Wasser, das heißt, wenn eine junge Frau nicht von selbst darauf schwimmen kann, kann es ein Boot auch nicht. Es müsste ebenfalls untergehen.

Der Titel hat mich im Gegensatz zu den meisten anderen dazu gereizt, deine Geschichte als eine der ersten zu lesen. Ich hätte zwar etwas anderes vermutet (mir kam zuerst das Bild einer hässlichen, übergewichtigen „Meer“jungfrau in den Sinn, die unbedarfte Reisende zu sich ins Moor zieht), aber zu dem eigentlichen Inhalt passt er ebenfalls gut. Er klingt zwar anfangs nur nach einer Allusion, zeigt aber schnell auch seine ironische und zynische Ebene wegen der Jungfrauenopferung.
Du beginnst deine Geschichte mit einem unvermittelten Anfang und erklärst erst im Nachhinein, was in eigentlich passiert. Das soll mit Sicherheit Spannung erzeugen, zum Teil klappt das auch, aber es stört mich, dass auf diese Weise die wichtigsten Informationen nahezu am Rande mitgeteilt werden. Die Bemerkung, dass sie auserwählt wurde, hätte ich mir gleich zu Anfang gewünscht, damit man weiß, woran man ist. Die junge Frau hätte beispielsweise noch auf der Reeling (wobei da wieder das Logikproblem wäre) ihr Schicksal rekapitulieren können. Der Schock des kalten Wassers hätte dann immer noch für Spannung gesorgt. Im nächsten Absatz folgt leider schon wieder eine etwas ungeschickt eingebrachte Information: Erst wenn sie schon im Wasser untergeht und eigentlich andere Sorgen hätte, bemerkt sie, dass sie starke Krämpfe schütteln. Das ist an dieser Stelle nicht ganz angebracht. Außerdem wäre es ebenfalls eine Information, die man auf einem kleinen Prolog auf dem Boot hätte anbringen können. Auch hier ergibt sich für mich ein Logikoproblem: Die junge Frau weiß, dass ihre Mutte ihr Gift untergemischt hat, also wird es wohl ein (unerlaubter) Gnadenakt gewesen sein, um der Tochter den Erstickungstod zu ersparen. Dann hat sie jedoch mehr Schmerzen, als eigentlich nötig gewesen wären, was mich wundert. Denn das die Mutter ihrer Tochter noch mehr Leid zufügen wollte, kann man dem Text nicht entnehmen.
Den Höhepunkt der Geschichte bildet der unausweichliche Tod der Protagonistin. Das wirkt konsequent und ist auch ganz spannend, wirkt aber wegen des Vospanns nicht wie ein bloßer Schocker, der Pepp in die Geschichte bringen soll. Was mich jedoch stört, ist die Ich-Perspektive, die an ihre Grenzen stößt, wenn ein Charakter am Ende stirbt. Das sieht immer eher danach aus, als wäre der Erzähler in Wirklichkeit doch nicht die Figur selbst, soll ein allwissender, der lediglich ihre Gedanken bis zuletzt stenografiert. Das finde ich von der Planung nicht optimal gelöst.

Deinen sprachlichen Stil finde ich solide, abwechslungsreich und angemessen. Du verwendest  für 300 Wörter meistens  einen weiten Wortschatz und bleibst nicht an den Wörtern Sumpf und Wasser hängen. Gleichzeitig fehlen aber auch die Stilmittel, die die Sprache zu etwas Besonderem, zu einem Hingucker machen würden. Lediglich einige kleine Sachen sind mir aufgefallen, die vielleicht etwas besser hätten sein können:
Zitat:
Verzweifelt rufe ich ihm hinterher, […] hysterisch schreie ich um Hilfe […] Ich hasse euch, kreische ich in die Nacht

Kurz hintereinander sagst du im Prinzip das Gleiche, hätte vermieden werden können.
Zitat:
Auserwählt, durch mein jungfräuliches Opfer den Mißmut der Götter zu mildern, auf daß wieder Friede herrsche und die Felder Ernten trügen.

Der Ton dieses Satzes scheint mir nicht passend. Später verflucht die Protagonistin das Dorf sogar, doch hier beschreibt sie ihre Situation mit dem gleichen Pathos, den vielleicht ein Priester verwenden würde, um ihr das schwere Schicksal schmackhaft zu machen. Mehr Zynismus und Ironie hätte ich gut gefunden.
Zitat:
während das schlammige Wasser meine zusammengepressten Lippen umspielt.

Umspielen klingt naiv-romantisch und passt in die Situation überhaupt nicht hinein. Außerdem ist es ein Klischee-Wort, denn Wasser und Wind umspielen in 90% der Fälle irgendetwas.
Zitat:
Am Ufer lodern Feuer und die Priester singen rituelle Lieder. Ich hasse euch, kreische ich in die Nacht, euch, die ihr mir mein Leben nehmt! Am Rand des Feuerscheins kann ich die schemenhafte Gestalt meiner Mutter ausmachen. Ein qualvoller Krampf schüttelt mich, Mund und Magen brennen wie Feuer.

Hier ist nochmal eine Wiederholung, die nicht sein müsste. Vielleicht etwas klein kariert, aber bei 300 Wörtern fällt so etwas stärker auf.
Trotz der hier kritisierten Stellen finde ich, dass du den Todeskampf eindringlich beschreibst und es so möglich machst, dass man sich mit der jungen Frau identifiziert und mit ihr leidet.

Deine Geschichte macht einen ordentlichen, soliden Eindruck und es hat mir Spaß gemacht, sie zu lesen. Deine Weiterführung der Vorgabe hat mir gefallen und bis auf wenige Stellen ist deine Sprache qualitativ gut. Dennoch vermisse ich an deiner Geschichte das Besondere, etwas, das sie von den anderen Eisnendungen abhebt. Deswegen vergebe ich hier nur eine durchschnittliche Wertung, die jedoch nicht so negativ gemeint ist, wie sie vielleicht aufgefasst werden kann.
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Nemo
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 963
Wohnort: Dresden
Pokapro 2016 Pokapro III & Lezepo I
Postkartenprosa II


Beitrag08.05.2010 13:45

von Nemo
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Liebe Autorin oder lieber Autor,

die Geschichte konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Zum einen glaube ich, dass die gewählte Perspektive nicht die beste Wahl war. Die gute Frau sinkt gerade in ihren matschigen Tod und erzählt davon. Sie hat freilich das Ohr für rituelle Lieder und das Auge für flackernde Feuer und noch die Muße, den Grund ihres Todes zu berichten (wem eigentlich?). Ich finde das unglaubwürdig, und damit fällt der Konstruktionscharakter der Story zu sehr auf, als dass er eine erzählerische Wirklichkeitsillusion schaffen könnte. Außerdem wird das Gefühlsleben der Protagonistin nur erzählt (die Formulierung „Panik steigt auf“ finde ich persönlich fürchterlich): Vor allem unangenehm sind mir hier die Adjektive „verzweifelt“, „hysterisch“ und „resigniert“ aufgefallen. Insgesamt summiert sich das zu meinem Hauptproblem: Ich kaufe der Geschichte einfach ihre Echtheit nicht ab. Die Darstellung der Geschichte kann mich leider von ihrer Glaubwürdigkeit nicht überzeugen.

Beste Grüße
Nemo


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Aknaib
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 64
Beiträge: 740
Wohnort: Dresden
DSFo-Sponsor Lezepo IV


Beitrag08.05.2010 14:56

von Aknaib
Antworten mit Zitat

Hallo Autor,  

für ein umfassendes Kommentieren sind es zu viele Geschichten.
Entscheidend ist für mich: Erkenne ich eine Bezug zum Thema? Ist der Text für mich verständlich? Ich möchte auf eine klare oder subtile Weise unterhalten werden. Ist das Ende offen und der Autor hat es damit geschafft, meiner Phantasie freien Raum zu geben umso besser.
Konnte ich keinen Bezug zum Thema erkennen, habe ich von vornherein nur ein oder zwei Punkte vergeben. Insgesamt habe ich zwischen 1 bis 8 Punkten verteilt. Wobei ich 7 und 8 Punkte jeweils ein einziges Mal vergeben habe.

Zu deinem Text:
Der Bezug zum Thema ist und die Idee der Umsetzung gut. Indem du am Anfang  schreibst es wird keine Hilfe kommen, leitest du damit sozusagen das Schicksal deines Textes ein.
Mir fehlt zum Schluss eine kleine Pointe in Form einer Änderung des Schicksals der Protagonistin.
Zitat:

Denn mein Schicksal ist besiegelt: Ich (war) bin auserwählt worden.


Grüße von Bianka
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Andrea F.
Leseratte
A


Beiträge: 154
Wohnort: München


A
Beitrag08.05.2010 17:53

von Andrea F.
Antworten mit Zitat

Ein paar kleine Fehler sind mir aufgefallen, ansonsten angenehmer Schreibstil, auch von Thematik her hat es mir gefallen.

LG
Andrea


_________________
Lesen ist in einer immer schneller lebenden Welt die einzige Methode der Verlangsamung.
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag08.05.2010 19:32

von EdgarAllanPoe
Antworten mit Zitat

Lieber Autor!

Sehr bedrückender Text, der die Vorlage gut umsetzt.
Ich kann die Angst der Protagonistin sehr gut nachempfinden, auch wenn sie manchmal die Dinge zu sehr beim Namen nennt, anstatt dass sie z. B. aus der sie bedrohenden Natur hervorgehen, wie z. B. bei "Todesangst".
Auch einige kleinere Fehler sind vorhanden, die den Gesamteindruck etwas beeinträchtigen.
Insgesamt ist deine kleine Erzählung aber sehr gelungen. Dafür gebe ich dir gerne sieben Federn.

Liebe Grüße,

Eddie


_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag08.05.2010 21:06

von Biggi
Antworten mit Zitat

Liebe(r) Autor(in),

die Idee für den Text gefällt mir recht gut.
Sprachlich schon recht sauber.
Die Stimmung schwappt allerdings nicht so ganz über zu mir, ich gehe nicht mit, spüre die Verzweiflung nicht richtig.

Gruß,
Biggi
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