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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 05/2010
Paradies sucht Frau

 
 
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Aknaib
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 64
Beiträge: 740
Wohnort: Dresden
DSFo-Sponsor Lezepo IV


Beitrag03.05.2010 19:03
Paradies sucht Frau
von Aknaib
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Von Zeit zu Zeit sehnte ich mich nach samtener Haut mit dem Duft von wildem Thymian, wie ihn Sabrina verströmte.
Nachdem der Helikopter auf der Landzunge aufgesetzt hatte, betrat sie zaudernd den Sandboden. Sonnenstrahlen funkelten in den schwarzen Locken, Zorn in ihren Augen. Beide Hände in die Wespentaille gestützt stampfte sie mit dem Fuß auf.
„Das ist der Garten Eden? Was soll ich in dieser Einöde, inmitten endloser Grasbüschel und Teiche? Ich hasse kaltes Wasser, Mückenstiche und Fischgestank“, keifte sie. Ihre Absätze versanken im feuchten Sand. „Hier gibt’s nicht mal ein Bistro. Bring mich sofort nach Hause!“
„Eine Bushaltestelle liegt einhundert Meilen, Richtung Südost.“
„Mistkerl.“ Sie hängte die Handtasche quer über die Schulter und stakste auf den Pumps davon.
Grinsend schaute ich ihr hinterher. Die fünfte aus meiner Kontaktanzeige: „Paradies sucht Frau“, erinnerte mich an Helena. Vor zwei Monaten war sie im dünnen Sommerkleid genauso von Grasnarbe zu Grasnarbe gestolpert.
„Bleib, Eva. Ohne mich findest du hier nicht heraus.“ Jede Frau, die mein Reich betrat, nannte ich Eva.
Sie drehte sich um und marschierte zurück. „Damit das klar ist. Ich heiße Sabrina.“ Sie zerrte ihre unförmige Tasche vor den Bauch und wühlte in einem Seitenfach.
Inzwischen entpuppte sie sich als die widerspenstigste aller Evas. Dies würde sich gleich ändern. Ich langte das Lasso aus dem Rucksack und fragte: „Was hast du vor?“
„Das hier.“
Verdattert blickte ich in die Mündung einer Pistole.
„Mörder“, zischte sie.
„Aber, Eva …?“
„Halt die Klappe … Adam! Pech, du Bastard, dass die Polizei unfähig ist und ich Detektiv bin. Deine Anzeige lag im Tagebuch meiner Schwester. Wo ist Helena?“
„Im Paradies“, murmelte ich. Hab nichts Böses gewollt. Nur Evas Duft von wildem Thymian gesucht, dachte ich noch.
Dann durchbrach ein Schuss das Rascheln des Riedgrases.

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anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag03.05.2010 20:14

von anuphti
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Voll genial!!!!!!

EIn Mordkomplott inklusive Durchführung in 300 Worten.

Super!!!


_________________
Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
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*Gast*
Klammeraffe
*


Beiträge: 504
Wohnort: Rheinland-Pfalz


*
Beitrag03.05.2010 20:34

von *Gast*
Antworten mit Zitat

So einen kurzen Krimi hab ich noch nie gelesen. Gelungen!

LG
Sabine
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag03.05.2010 20:38

von Alogius
Antworten mit Zitat

Hallo,

erzählt die Figur quasi im Rückblick? Denn wenn sie erschossen wurde, ist sie eine Stimme aus dem Jenseits. Ok, kann man so machen.
Die Anlehnung an die Aufgabe ist vorhanden: abgehakt.
Die Grundidee Deines Textes ist originell, doch fehlt mir gegen Ende eine conclusio - einerseits ist der Tod des Protagonisten (der Schuss fällt ja) zwar eine, aber aus o.g. Gründen auch keine. Andererseits ist die Auflösung (auch für einen kurzen Text) sehr platt geschrieben.

Lg

Tom

(Ich werte, weil Wettbewerb, etwas strenger als sonst. Der Kommentar ist relativ kurz gehalten, und meine Federung setzt sich zusammen aus: Sprache und Stil, Inhalt, Umsetzung der Aufgabe, eventuelle Fehler. Falls später Fragen sind, kommentiere ich gern ausführlicher.)


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag04.05.2010 01:49

von Dienstwerk
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Aber hallo!!!
Frauenpower - damit hat der Drecksack wohl nicht gerechnet... *lach*
Und ich habe nicht damit gerechnet, das mir diese (allerletzte Geschichte) ein breites und gemeines Grinsen ins Gesicht zaubert.  Twisted Evil

LG, Ana
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag04.05.2010 06:52

von BlueNote
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Gefiel mir zunächst hervorragend, die Beschreibung der widerspenstigen Dame in der Natur. Der Schluss dagegen ist seltsam. Erschießt die Detektivin den Protagonisten? Wer hat dann erzählt? Diese "Parfume"-Anleihe ist etwas weit her geholt.
Schade um die ansonsten schöne Schilderung.
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Leene
Eselsohr


Beiträge: 448



Beitrag04.05.2010 16:51

von Leene
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Die Idee gefällt mir ausgesprochen gut, und es ist Bewegung in der Story. Den Hubschrauber verstehe ich allerdings nicht. Hat sie den geflogen?
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag04.05.2010 17:13

von EdgarAllanPoe
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Lieber Autor!

Die Vorlage ist schön und zufriedenstellend umgesetzt, es entsteht ein Bild von der Umgebung in meinem Kopf.
Am Anfang sehe ich auch Sabrina vor mir, wie sie mit dem Fuß aufstampft und mit ihrem Date nicht zufrieden ist.
Allerdings läuft die Geschichte dann sehr geradlinig weiter, als hätte man das schon vorher so gelesen; der Serienmörder, der plötzlich selbst zum Opfer wird. Das wirkt mir alles schon zu sehr durchgekaut, um es spannend zu finden.
Auch der Stil, den ich zu Beginn sehr schön und bildhaft fand, lässt zum Schluss hin nach, als hättest du die Geschichte schnell beenden wollen; dies lässt einen Eindruck der Schludrigkeit entstehen.
Insgesamt bleibt also ein zwiespältiger Eindruck. Ich kann aber nicht mehr als  fünf Federn geben. Dazu finde ich den Text zu durchschnittlich. Ich habe ihn gerne gelesen, aber vom Hocker gerissen hat er mich leider nicht.

Liebe Grüße,

Eddie


_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Andrea F.
Leseratte
A


Beiträge: 154
Wohnort: München


A
Beitrag04.05.2010 20:39

von Andrea F.
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Mord, den Mörder zur Strecke gebracht und auch gleich noch Rache geübt und das alles auf so kleinem Raum - wow, hat was  Surprised

LG
Andrea


_________________
Lesen ist in einer immer schneller lebenden Welt die einzige Methode der Verlangsamung.
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Gabi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 53
Beiträge: 1216
Wohnort: Köln


Beitrag04.05.2010 21:02

von Gabi
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Böse, böse. Twisted Evil
Schöne kleine Geschichte über Selbsjustiz.
Handwerklich gibt es aus meiner Sicht nichts zu meckern.  Wink

L.G.
Gabi


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Ilona
Klammeraffe
I


Beiträge: 558
Wohnort: irgendwo in Hessen


I
Beitrag04.05.2010 21:20

von Ilona
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Ein richtiger Krimi in knappe Worte gefasst Wink

Grüße

Ilona
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag05.05.2010 00:59

von Dienstwerk
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Ich nochmal!

Mein Bauchgefühl trügt mich selten und deshalb kann ich nach wiederholtem Lesen und Abwägen guten Gewissens sagen:
Diese Geschichte gehört für mich zu den besten vier Texten. Die oberen Zehntausend sozusagen - äh, ich meine die oberen 10 Prozent... Cool
Ich stehe ich zu meinen Favoriten!

Zwar werde ich nicht gern an der Nase herumgeführt, aber hier gefällt mir die fein beschriebene kriminelle Energie des eigentlich sympatisch daherkommenden Fieslings, der im völligen Gegensatz zur anfänglich nervenden Furie steht. Er hatte mir schon fast leid getan - und dann die überraschende Wendung... Knalleffekt pur!

Sämtliche Gefühlskapriolen mit weniger als 300 Worten geschafft. Respekt!

Und nun bin ich wie blöde auf die Auflösung des Wettbewerbs gespannt.

LG, Ana
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Sir Charles Blackwood
Gast






Beitrag05.05.2010 07:04

von Sir Charles Blackwood
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Ein Beitrag nach meinem Geschmack. Die Geschichte wird, trotz ihrer Kürze immer dramatischer und endet final mit einem sprichwörtlichem Knall.

Liebe Grüße

Sir Charles Blackwood
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pripri
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Postkartenprosa I


Beitrag05.05.2010 12:48

von pripri
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Aber hallo, das gefällt mir richtig gut. Der Spannungsbogen funktioniert (zumindest mal bei meiner Wenigkeit smile )

Das "Lasso" erinnert mich zwar eher an den guten alten Wilden Westen, und ein ganz gewöhnliches Seil hätt's wohl auch getan, aber macht nix.
Hab's trotzdem gern gelesen.

lg pripri


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Bananenfischin
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Moderatorin

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Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag05.05.2010 13:03

von Bananenfischin
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Der erste Satz liest sich sehr schön, aber das Problem ist, dass er nicht zum Folgenden passt, denn der Erzähler sieht Sabrina ja zum ersten Mal. Würde dort "Eva" stehen, wie im vorletzten Satz, wäre alles gut, so aber wirkt es verpatzt. Außerdem finde ich Sabrinas Verhalten angesichts ihres Plans unlogisch, ich denke, es wäre glaubhafter, wenn sie sich zunächst völlig unauffällig verhielte.

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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag05.05.2010 14:44

von Nihil
Antworten mit Zitat

Liebe/r Autor/in von „Paradies sucht Frau“, dies waren die Kriterien, die meine Bewertung beeinflusst haben:
1) Umgang mit dem vorgegebenen Thema
(Einfallsreichtum, Bedeutung für die Geschichte, Einbindung in den Kontext)
2) Dramaturgie
(ansprechender und sinnvoller Titel, Organisation der Handlung, Spannung)
3) Form und Sprache
(Rechtschreib- und Grammatikfehler, Wortschatz, stringenter Stil, Perspektive)
4) Fazit
(Vergleich mit anderen Einsendungen, persönliche Meinung)

Du hast das vorgegebene Bild genutzt, um vor dem Hintergrund einer Wasserlandschaft einen Kleinkrimi abzuspielen. Ein mordlustiger Mann lädt sich unbedarfte Frauen in sein „Paradies“ ein, um sie anschließend umzubringen. Ein wenig hat es mich an eine Mischung aus Süßkinds Parfüm und natürlich der RTL-Serie erinnert. Zumindest die letzte Anspielung wird wohl Absicht gewesen sein. Vom Prinzip her gefällt mir die Idee des Krimis sogar ganz gut, ich halte sie aber für eine Wörtergrenze von 300 Wörtern für nicht umsetzbar. In gewisser Weise zielt dein Plan an der Aufgabe vorbei, weil durch die Kürze viele Informationen nicht geliefert werden können, die aber wichtig wären, um solch ein Konzept „solide“ zu machen. Bei mir ist der Eindruck entstanden, dass der Leser durch eine Fülle von Plotwendungen begeistert werden soll. Das funktioniert aber leider nicht.

Wie oben schon genannt, ist der Plot zu komplex für solch einen kurzen Rahmen. Ich finde vier Meilensteine, die den Handlungsbogen tragen: 1) Der Mann schaltet eine Anzeige, um Frauen auf sein abgeschiedenes Grundstück zu locken. 2) Viele Frauen sind auf ihn herein gefallen und er hat sie umgebracht. 3) Sabrina findet die Anzeige im Tagebuch ihrer Freundin. 4) Sie schlussfolgert, dass er der Mörder ist, fliegt hin und knallt ihn ab. Ich habe die Punkte bewusst Meilensteine genannt, weil jeweils einer nach einer langen Strecke folgt. Wenn sie zu dicht aufeinander folgen, können sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Der Leser hat gerade erst begriffen, was das literarische Ich überhaupt plant, da folgen schon weitere Wendungen, schließlich ist das LI schon tot.
Hinzu kommt, dass du dadurch einige wichtige Punkte vergessen hast bzw. nicht näher beschreiben konntest. Warum spielt Sabrina anfangs noch mit? Sie bringt ihn schon wenige Sätze später um. Erst reist sie (wahrscheinlich mit ihrem Privathelikopter, so versnobt wie sie auftritt) selbst an, um dann scheinbar von ihm davon zu staksen (nicht zu fliegen!). Denn der Helikopter ist eine weitere Schwierigkeit. Wenn Sabrina den Mann erschießt, muss der Flieger entweder ihr Komplize gewesen sein, was dann wieder ein Motiv seinerseits erfordert, oder er ist zwischenzeitlich weg geflogen, was jedoch nicht beschrieben wird. Dass sie gar selbst geflogen ist, schließe ich wegen ihres Benehmens aus. Eine wie sie lässt fliegen. Hier sind Luftlöcher entstanden, die irritieren. Dir fehlen die inhaltlichen Begründungen und Motivationen für einen in sich geschlossenen Plot.
Zuletzt noch einmal zum Titel: Reizvoll fand ich ihn nicht und ich glaube, du hast diese Allusion zu „Bauer sucht Frau“ gar nicht nötig. Wegen der Themenvorgabe bist du vermutlich auf das Paradies ausgewichen, aber streng genommen sucht nicht die Landschaft eine Frau, die sie umbringen kann, sondern der Protagonist.

Und leider kann mich auch deine Sprache nicht von der Qualität des Textes überzeugen. Du verwendest zwar für die Wortmenge einen recht weiten Wortschatz ohne nervige Wiederholungen. Die Beschreibungen sind aber meistens nicht besonders anschaulich und originell. Was jedoch am meisten stört, sind die sehr unauthentischen Dialoge.
Zitat:
Das ist der Garten Eden? Was soll ich in dieser Einöde, inmitten endloser Grasbüschel und Teiche? Ich hasse kaltes Wasser, Mückenstiche und Fischgestank.“

Selbst vor zweihundert Jahren hat man nicht so affektiert und geschwollen gesprochen. Von einem lebendigen Dialog, den man gerne liest, ist das leider weit entfernt. Bei Sabrinas übrigen Sätzen und bei „Adam“ sieht es nicht besser aus. Dann gibt es noch ein paar weitere Unschönheiten:
Zitat:
Inzwischen entpuppte sie sich als die widerspenstigste aller Evas.

Wieso denn inzwischen? Was macht Adam in der Zwischenzeit? Und wie kann er so schnell feststellen, dass sie die widerspenstigste aller Frauen ist?
Zitat:
Sonnenstrahlen funkelten in den schwarzen Locken,

Vielleicht strahlen sie durch die Locken, aber darin können sie nicht funkeln.
Zitat:
„Eine Bushaltestelle liegt einhundert Meilen, Richtung Südost.“

Entweder muss das Komma weg oder du fügst noch ein „entfernt“ hinzu.
Zitat:
Ihre Absätze versanken im feuchten Sand. […]Sie hängte die Handtasche quer über die Schulter und stakste auf den Pumps davon.

Staksen ist nicht unbedingt straucheln und einwandfrei wird sie wohl nicht voran kommen. Sie hätte doch einfach die Schuhe ausziehen können, wenn sie das Spiel schon so weit treiben will.

Abschließend muss ich sagen, dass die Geschichte an ihrem Konzeptfehler krankt. Deine Idee war für den Rahmen des Wettbewerbs zu ambitioniert. Mangelnde Authentizität und fehlende Motivationen tun ihr Übriges. Im Vergleich zu anderen Beiträgen ist das leider nicht mehr durchschnittlich gut.
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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag05.05.2010 17:23

von derSibirier
Antworten mit Zitat

Das gefällt mir nicht, tut mir leid, geschrieben ist es nicht schlecht.

derSibirier grüßt
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Michael Lüttke
Cholyriker
M

Alter: 60
Beiträge: 621
Wohnort: Duisburg


M
Beitrag06.05.2010 08:18

von Michael Lüttke
Antworten mit Zitat

Wäre die PIstole und der Schuss nicht gewesen, dann wäre das meine Lieblingsgeschichte geworden.
So wurde sie leider zu banal. Echt schade.


_________________
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3914
Wohnort: wien



Beitrag06.05.2010 15:45

von lupus
Antworten mit Zitat

Very Happy   Very Happy

yep, toller Spannungsaufbau, ein bisserl noir, Ende paßt.

Nur: mE stört in diesem Fall die Ich-perspektive, weil die Sprache (passend zum noir) distanziert/cool bleibt, was aber der ich-Perspektive (noch dazu aus Täter-Sicht) widerspricht. Wenn's ein entsprechendes Experiment war: nicht ganz, glaub ich, liegt wohl dann an der Kürze, amn kann sich nicht so recht daran gewöhnen)

Aber: schon gut


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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Tamar
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 123



Beitrag06.05.2010 17:13

von Tamar
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Die Geschichte gefällt mir, und ich kann sie mühelos mit dem Bild in Zusammenhang bringen. An Zwei Sachen bleibe ich hängen:

Code:
„Das ist der Garten Eden? Was soll ich in dieser Einöde, inmitten endloser Grasbüschel und Teiche? Ich hasse kaltes Wasser, Mückenstiche und Fischgestank“, keifte sie. Ihre Absätze versanken im feuchten Sand. „Hier gibt’s nicht mal ein Bistro. Bring mich sofort nach Hause!“


Ein Millionär (wegen dem Hubschrauber) bringt seine Freundin auf eine einsame Insel, und sie fängt sofort an zu zicken? Und dann so poetisch "ich hasse kaltes Wasser, Mückenstiche und Fischgestank". Finde ich wenig realistisch.

Zweitens: der Typ wird am Ende erschossen. Wie kann er die Geschichte erzählen? Petrus? Ich finde, hier passt die dritte Person besser.

Abgesehen von den beiden Kleineren Sachen sehr schön, eine der besten Geschichten indem Wettbewerb hier.

Schöne Details:
Zitat:
Jede Frau, die mein Reich betrat, nannte ich Eva.



Zitat:
Deine Anzeige lag im Tagebuch meiner Schwester. Wo ist Helena?“


Wow, komplexes Problem in so wenig Worten so gut rübergebracht.
Sehr gern gelesen.
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Gast







Beitrag07.05.2010 22:00

von Gast
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Hallo lieber Wettbewerbsteilnehmer,

aus Gründen der Übersichtlichkeit gibt's von mir dieses Mal auch ein Bewertungsschema, allerdings ohne Angabe der Federnanzahl - die ändere ich erfahrungsgemäß garantiert noch ein paarmal...

Stil und Sprache: Weitgehend gut, ein paar kleine Holperer. Und sie ist doch wohl "Detektivin", hoffe ich? So viel Zeit muss sein. wink (Das hier
Zitat:
Hab nichts Böses gewollt. Nur Evas Duft von wildem Thymian gesucht, dachte ich noch.
finde ich sehr cool.)

Idee: Gefällt mir, uneingeschränkt. Unterhaltsam!

Fazit: Gute Geschichte, weitgehend gut geschrieben.


LG,

Soraya
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4294

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag08.05.2010 13:45

von hobbes
Antworten mit Zitat

Die Geschichte wird mir viel zu schnell erzählt. Ruckzuck, ein Mörder zur Strecke gebracht, da komme ich ja kaum hinterher.

_________________
Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis
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