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Kampf/Schlacht beschreiben - Teil meiner Geschichte


 
 
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OceanChild
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 36
Beiträge: 272
Wohnort: Köln


Beitrag15.04.2010 18:08
Kampf/Schlacht beschreiben - Teil meiner Geschichte
von OceanChild
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen!

So, jetzt bin ich also hier gelandet. smile Urprünglich hab ich nur um Rat gefragt, wie man eine Schlacht/Kampf beschreiben kann, da diese Szene in meiner Geschichte vorkommt (http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=22845). Nun hab ich diese Szene mal versucht zu beschreiben und poste sie hier mal:



So, here we go. Hab nun noch etwas dran gebastelt. Wie gesagt, das erste Mal, dass ich sowas schreibe. Ich hoffe nur, dass ihr nicht vom Stuhl kippt....und zwar nicht vor Begeisterung.

Ich weiß nicht, ob das vl relevant ist, um das zu verstehen was ich da schreibe, es geht darum, dass eine englische Garnison angerückt ist, um die Schotten zu bekämpfen. Vorher hat ein Schotte allerdings den Engländern verraten, dass sich einige Schotten in den Hügeln in einen Hinterhalt legen, um eine Art Überraschungsangriff zu starten (hoffe das ist militärisch auch logisch).



Donnchadh MacDonald fixierte die schottischen Truppen, die sich im Tal von Kilmartin postiert hatten. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht, als wollte er ihm den Schopf vom Haupt reißen. Schwarze Gewitterwolken, vollgesogen und schwer, legten sich über das Tal.
Donnchadh ließ seinen Blick umherstreifen. Knapp 1000 Schotten hatten sich mit Schwertern, Dolchen und Lanzen rings um das Tal in den Hügeln in einem Hinterhalt auf die Lauer gelegt und warteten auf das Eintreffen der englischen Truppen. Diese sollten Die Führung des Hinterhalts hatte Gavin MacDonald, Chief des Clans MacDonald und Donnchadhs Vater.
Weitere 1000 schottische Krieger hatten sich im Tal am Fuße des höchsten Hügels postiert, die vom Chief des Clans Campbell angeführt wurden. Außer Campbells waren dort auch Krieger einiger kleinerer Clans vertreten.
Donnchadh fröstelte. Er wusste nicht wie lange sie schon warteten. Angespannt presste er sich in das feuchte Gras. Der frostige Wind ließ seine Gelenke steif und unbeweglich anfühlen. Angestrengt starrte er in die Ferne in Erwartung der sich nähernden Engländer. Es dauerte einen Moment, bis Donnchadh den feinen Nieselregen registrierte. Das leise Plätschern des Regens gesellte sich zu dem dröhnenden Rauschen des Windes. Sein Blick ging gen Himmel. Ein Blitz zuckte, kurz darauf ertönte der krachende Donner. Donnchadh wischte sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht und beobachtete weiter den Horizont. Dann tat sich etwas. Aufmerksam beobachtete er die heranziehende englische Garnison. Donnchadh schätzte, dass es doppelt so viele Soldaten wie schottische Krieger waren. Zwischen den metallenen Waffen leuchteten die roten Tupfen der Oberbekleidung. Jeden Meter den sich die Truppen näherten, spannten sich seine Muskeln mehr an, wie ein Pfeil, der auf einem Bogen gespannt wird. Donnchadh tastete nach seinem Schwert ohne den Blick abzuwenden. Er suchte den Blick seines Vaters. Der Regen wurde stärker, ein regelrechter Wasserschwall ergoss sich auf das Tal. Donnchadh kniff die Augen zusammen und versuchte etwas zu erkennen, der Regen beeinträchtigte die Sicht. Die Engländer mussten jetzt nur noch wenige hundert Meter entfernt sein. Sie schienen den Hinterhalt nicht entdeckt zu haben. Donnchadh machte sich bereit, um aufzuspringen, angestrengt fixierte er den Clan-Chief und wartete auf sein Zeichen zum Angriff.
Plötzlich ertönte ein Schrei, dann noch einer. Donnchadh sprang auf und wirbelte herum. Ein schottischer Kämpfer fiel leblos ins nasse Gras, quer über dem Bauch eine klaffende Wunde. Reflexartig zog Donnchadh sein Schwert und nahm seinen Schild, eine runde hölzerne Scheibe. Noch in einiger Entfernung sah er englische Soldaten heranströmen. Donnchadh blickte sich um. Sie kamen von überall. Er sprintete los und stürzte auf einen Engländer zu und rammte ihm ein Schwert in den Bauch. Mit einem Ruck zog er es heraus. Er wandte sich um, als ein weiterer englischer Soldat mit erhobenem Schwert auf ihn zustürmte. Von Adrenalin gepeitscht riss er seinen Schild in die Höhe und stieß ihm seine Waffe in die Brust. Der Engländer sank leblos herab.
Donnchadh schaute wild umher, über reglose Körper stolpernd, nicht wissend, ob sie noch am Leben waren oder nicht. Wie im Rausch stürzte er auf jeden englischen Soldaten zu, der ihm in den Weg kam. Wild schwang er sein Schwert um sich, plötzlich schrie er schmerzvoll auf, sein Schwert wurde aus der Hand geschlagen, fiel lautlos zu Boden. Er wirbelte herum, sein Rücken brannte wie Feuer. Eine Wunde klaffte auf seinem Rücken. Bruchteile von Sekunden starrte er den Engländer an, riss reflexartig seinen Schild hoch, den er krampfhaft umklammert hielt. Stumpf prallte der Angriff des englischen Soldaten ab, der jedoch direkt zum nächsten Angriff ausholte. Fieberhaft griff Donnchadh an seinen ledernen Gürtel. Die Klinge des Soldaten sauste ihm entgegen. Bebend stieß er den Dolch ins Genick des Soldaten. Das Schwert schrammte an Donnchadhs Schulter vorbei, er zuckte schmerzverzerrt zusammen. Einige Sekunden blickte der englische Soldat ihn an, bis er reglos zu Boden fiel. Keuchend zog er den Dolch aus dem Hals des Engländers und griff nach seinem Schwert.
Hastig ließ er seinen Blick streifen. Dort war seinen Vater, blutüberströmt. Über ihm gebeugt ein Engländer, der zum Todesstoß ansetzte. Donnchadh stürzte auf ihn zu und stieß ihm das Schwert in den Rücken. Ein rauer Schrei drang aus seiner Kehle, er fiel zu Boden. Donnchadh warf seinem Vater einen besorgten Blick zu, dann wirbelte er herum und stieß einen Wutschrei los, während er auf einen englischen Soldaten zustürzte. Mit klirrendem Schwert tötete er den Feind, dann noch einen und noch einen. Er schaute sich um. Mit den Kämpfern, die übrig geblieben waren, konnten sie nichts mehr gegen die Engländer ausrichten. Donnchadh stand am Rande des Schlachtfeldes. Wütend biss er die Zähne zusammen, stieß das Schwert in die Luft und rief zum Rückruf.



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Märchenprinz
Wortedrechsler
M

Alter: 57
Beiträge: 67
Wohnort: Oberstaufen


M
Beitrag15.04.2010 19:55

von Märchenprinz
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Hi Oceanchild.

Erst mal soviel. Geschichtlich ist die Geschichte super. Kann man perfekt zu einem Roman ausbauen.

Jetzt die "böse" Kritik: Du hast ne Menge Schreibfehler drinnen. Auf die müsstest Du besser achtgeben.

Zitat:
Diese sollten Die Führung des Hinterhalts hatte Gavin MacDonald, Chief des Clans MacDonald und Donnchadhs Vater.

Diesen Satz kapier ich z.B. überhaupt nicht. Ist aber verm. nur ein kleiner Ausrutscher von dir.

Ich möchte jetzt nicht den gesamten Text auf Fehler abchecken. Das überlass ich Dir.

Am Schluss schreibst du noch, dass dein Protagonist sein Schwert nach einem Hieb fallen lässt. So ein Ding war riesengroß, also kann es eigentlich nicht lautlos fallen. Dann wird er noch vom Engländer angegriffen. Von vorne. Und er schafft es trotzdem, ihm den Dolch ins Genick zu stoßen? Ich hätte mir die Kehle ausgesucht. Notorischer Schwachpunkt einer jeden Rüstung.

Und noch zum Schluss: Es war früher nicht unüblich, dass es unter Schotten und Engländern Spione gab, die jeden schönen Überfallplan verpetzten. Von dem her passt die Situation.

Ansonsten eine wunderbare Geschichte zum Weitermachen.

Liebe Grüße
Stephan
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caesar_andy
Geschlecht:männlichKlammeraffe
C

Alter: 42
Beiträge: 536



C
Beitrag15.04.2010 22:20

von caesar_andy
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Hallo.

In der Geschichte sind leider viele Schnitzer drin, Märchenprinz hat ja schon einige genannt, vor allem das mit dem Dolch ins Genick fällt störend auf, weil man sich als Leser Fragt, wie das gehen soll. Da muss der Akteur ja schon "Gogo-Gadgetto-Arme" haben.

Außerdem hast einen ausgeprägten Hang dazu, zu oft Artikel zu benutzen, um einen Akteur zu bennenen, statt einer eindeutigen Identifikation. Daraus resultieren in dem kurzen Text Stück sehr viele undeutliche Situationen.

Zitat:
Von Adrenalin gepeitscht riss er seinen Schild in die Höhe und stieß ihm seine Waffe in die Brust.

Genau genommen steht da, das Donnchadh seinem Schild das Schwert in die Brust stößt, nachdem er ihn in die Höhe gehoben hat. Das ist so nicht gemeint, das ist klar. Aber stehen tut es da wink

Mein 'Highlight' diesbezüglich ist das hier:
Zitat:
Hastig ließ er seinen Blick streifen. Dort war seinen Vater, blutüberströmt. Über ihm gebeugt ein Engländer, der zum Todesstoß ansetzte. Donnchadh stürzte auf ihn zu und stieß ihm das Schwert in den Rücken.

Vieleicht fällt dir selber auf, dass aus der vorliegenden beschreibung nicht klar wird, ob Donnchadh nun den Engländer, oder seinen Vater umbringt  Laughing

Eine Zeile später dann:
Zitat:
Ein rauer Schrei drang aus seiner Kehle, er fiel zu Boden.

Hier wird aus dem Kontext nicht klar, ob gerade der englische Soldat stirbt, oder Donnchadh.

Also, nicht entmutigen lassen, und in zukunft noch etwas sorgfältiger arbeiten wink
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pripri
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 281
Wohnort: Schweiz (Zürich)
Postkartenprosa I


Beitrag15.04.2010 23:09

von pripri
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Hi Oceanchild,

wie versprochen, möchte nun auch ich noch meinen Senf dazugeben.
Zuerst mal: Ganz so schlecht, wie Du sie darstellst ist die Szene für's allerallererste Mal doch gar nicht. Es bedarf sicher noch einiges an Ausfeilen und Verfeinern, aber das lässt sich durchaus schaffen. Das Gerüst, die Knochen hast Du bereits, jetzt geht's darum das Fleisch darum herum aufzubauen.

Da Märchenprinz die Schreibfehler schon angemerkt hat, gehe ich jetzt nicht darauf ein und konzentriere mich auf den Text.
Punkto Schlachtszenen ... ja, ich hab zwar auch schon welche geschrieben, bin jedoch noch längst kein Meister darin, da gibt es hier Andere, die das viel besser können. Den einen oder anderen Tipp kriegste aber trotzdem von mir  Wink

Also denn ... Da ich zu meiner Schande noch immer nicht begriffen habe, wie das mit dem Durchstreichen funktioniert, erlaube ich mir einfach, die Korrekturen gleich im Text vorzunehmen.
Zitat:
Knapp eintausend ((Zahlen besser ausschreiben)) Schotten hatten sich mit Schwertern, Dolchen und Lanzen rings um das Tal in den Hügeln in einem Hinterhalt auf die Lauer gelegt und warteten auf das Eintreffen der englischen Truppen. Diese sollten Die Führung des Hinterhalts hatte Gavin MacDonald, Chief des Clans MacDonald und Donnchadhs Vater. ((hat Märchenprinz schon angemerkt)) Weitere eintausendschottische Krieger hatten sich, angeführt vom Chief des Campbell-Clans, im Tal am Fuße des höchsten Hügels positioniert. Außer Campbells waren dort auch Krieger einiger kleinerer Clans vertreten.

Ok, hier schon mal das erste Problemchen: Du gibst hier Informationen weiter, die eigentlich bereits aus der Vorgeschichte herausgehen sollten. Ich meine, es sollte z.B. inzwischen klar sein, wer Donnchadhs Vater ist. Das hier nochmals so explizit zu erwähnen, ist überflüssig und zudem verwirrend für den Leser, der sich eh bereits mit unzähligen fremden Namen konfrontiert sieht.
Also haben wir hier zweitausend Schotten stehen, die auf die Engländer warten. Schön und gut, aber denk daran, Du schreibst aus Sicht eines Kriegers, der sich irgendwo hinter einem Busch, einem Felsen oder im hohen Gras verkrochen hat. Was sieht er da? Wie nimmt er seine Mitkämpfer wahr? Vielleicht ein roter Haarschopf, der zwischen Gebüschzweigen hervorlugt, oder der Lauf einer Flinte? Ein Husten, oder ein geflüstertes Gebet von einem anderen Krieger neben ihm? Versuch, die Szene dem Leser vor Augen zu führen, als würde er selbst dort sitzen und warten.  

Zitat:
Das leise Plätschern des Regens gesellte sich zu dem dröhnenden Rauschen des Windes. Sein Blick ging gen Himmel. Ein Blitz zuckte, kurz darauf ertönte der krachende Donner.

Zuviele akkustische Adjektive auf einem Haufen. Kann ein Windrauschen überhaupt dröhnen?

Zitat:
Donnchadh wischte sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht und beobachtete weiter den Horizont. Dann tat sich etwas. ((Was denn? Hier solltest Du näher auf die Geschehnisse zoomen))Aufmerksam beobachtete ((Wortwiederholung)) er die heranziehende englische Garnison.


Zitat:
Donnchadh tastete nach seinem Schwert ohne den Blick abzuwenden. Er suchte den Blick ((Wiederholung))seines Vaters.


Zitat:
Reflexartig zog Donnchadh sein Schwert und nahm seinen Schild, eine runde hölzerne Scheibe ((unwichtiges Detail und hindert den Lesefluss))


Zitat:
Er wirbelte herum, sein Rücken brannte wie Feuer. Eine Wunde klaffte auf seinem Rücken ((Wortwiederholung & Achtung, er kann die Wunde selber nicht sehen, nur spüren. ))


Das nur mal ein paar der wichtigsten Details, die mir aufgefallen sind.
Du solltest übrigens unbedingt sparsamer mit den Adjektiven und Adverben umgehen. Überleg Dir, ob sie an gewissen Stellen nicht ganz und gar überflüssig sind, oder ob Du sie sogar als verstärktes Verb oder Subjekt einsetzen kannst.

Fazit: Du hast ein paar ganz gute Ansätze drin. Jetzt musst Du die Drammatik herausarbeiten. Bei einem Kampf geht es um Leben oder Tod. Gefühle werden ausgeschaltet, dafür reagiert der Körper mit jeder noch so kleinen Faser, und das musst dem Leser vermittelt werden.

Geh einfach noch einmal drüber. Das kommt schon wink     

lg pripri


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DasProjekt
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Beitrag16.04.2010 06:07

von DasProjekt
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Pripri hat es schon sehr schön zusammengefasst (vor allem die Adjektivlastigkeit). Sie muss es wissen, sie weiß, wie man Schlachtszenen auseinandernimmt  Razz , hat es oft genug am eigenen Leib erfahren. Von mir noch ein paar Zusätze.

Zunächst einmal, Gefühle werden nicht unbedingt ausgeschaltet. Sie werden nur anders wahrgenommen. Atemlosigkeit, Adrenalin etc. So, wie du die Schlacht beschreibst, ist es nur das: eine Beschreibung. Aber kein Erleben. Du zählst nur auf, was deine POV-Figur sieht, aber du lässt mich in keinem Moment wirklich in ihn hineinschauen. Und dann bleibe ich eben nur ein unbeteiligter Zuschauer. Als Leser will ich aber "drinstecken", und das kann ich nur, wenn ich die Empfindungen der Figur am eigenen Leib fühle.

Atemlosigkeit und Adrenalin erreichst du am effektivsten mit kurzen, abgehackten Sätzen. Ich selbst arbeite dann gerne nur mit Bruchstücken von Sätzen. Also nix mit Subjekt - Prädikat - Objekt, sondern einzelne flashes, Lichtblitze auf das Geschehen, Andeutungen. Das verdeutlicht in meinen Augen besser die Wahrnehmung des Akteurs in diesem Moment, der hat keine Zeit für ganze Sätze, und dann darfst du dem Leser auch keine Zeit für ganze Sätze geben. Jag ihn durch das Geschehen, nur dann weiß er, wie die Figur durch das Geschehen gejagt wird.

Und wofür niemand in einer Schlacht Zeit hat, sind Zahlen. (Indianer haben beim Büffeljagen ihre erlegten Tiere auch erst hinterher gezählt - anhand der gekennzeichneten Pfeile.) Tausend Krieger hier und tausend Krieger da. Was bedeutet das? Weißt du, was das in mir auslöst? Ich denke an das Dorf, in dem ich aufwuchs. Das hatte damals tausendfünfhundert Einwohner. Ich sehe die alle vor mir, stelle sie nebeneinander auf dem Schulhof auf und bekomme so eine ungefähre Vorstellung, wieviele Männer auf deinem Schlachtfeld stehen. Ganz sicher nicht die Gedankengänge, die mich ans Geschehen binden, oder? Arbeite mit Eindrücken. Ist das Feld schwarz von Menschen oder sind es nur ein paar Hanseln, die durchs Heidekraut rennen? Um Himmels Willen keine Zahlen in einer solchen Szene, das bremst unwahrscheinlich aus. Wenn die Zahlen wichtig sind, arbeite sie vorher aus oder hinterher auf - in Form von Dialogen zwischen Befehlshabern oder so. Nicht im Geschehen selbst. Das ist ein Killer.

Ach so, geh sparsam um mit "dieser", "jener", "welcher". Sind schwache Wörter in JEDEM Zusammenhang, haut dir jeder Lektor gnadenlos um die Ohren.


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OceanChild
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Beitrag16.04.2010 08:26

von OceanChild
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Ersteinmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mein Geschreibsel zu lesen und für eure tollen Tipps und Anregungen smile

Zuerst möchte ich fragen: könnt ihr mir einige Schreibfehler zeigen (außer der von Märchenprinz angeführte, da stimmte wirklich was nicht, danke für den Hinweis), ich habe mir meinen Text grade noch einmal durchgelesen und keine Schreibfehler (in Form von Rechtschreibfehlern) entdeckt.

Ich bin jetzt etwas verwirrt. Pipri gab mir den Rat, weniger Adjektive zu benutzen. Und DasProjekt sagte, mein Text ist mehr nur eine Beschreibung. Helfen Adjektive nicht, um einen Text lebedinger zu machen?
Und dieses Problem des "nur beschreibens" hab ich leider, das muss ich zugeben. Ich weiß nur irgendwie nicht so Recht, wie ich das abstelle.

So, dann weiß ich ja jetzt, was ich am Wochenende mache, vielen Dank nochmal! smile


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caesar_andy
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Beitrag16.04.2010 08:43

von caesar_andy
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Nein, das ist falsch.

Adjektive machen eine beschreibung präziser, aber nicht lebendiger.

Zieh den Leser einfach tiefer in das Geschehen. Werde in deinem Stiel weniger 'wissenschaftlich' und zeige dem Leser stattdessen, was dein Protag erlebt.
Am Anfang sagst du zum Beispiel das es stark regnet, und am Ende wird nur noch geschildert, wer wen umbringt. Wo ist die Schilderung des Knöchelhohen Schlamms der das Laufen erschwert? Der vom Regen glitschige Schwertgriff, die durchnässten Haare, die durch das Gesicht schmieren?
Warum gehst du am ende nicht mehr auf Donnchadhs verletzung ein? Zeigst, wie sie ihm die Kraft raub, ihn zu Boden zwingen will? So, wie der Text da steht, ist das ein typisches Hollywood-Klischee mit dem superhelden, der - egal wie schwer er verletzt ist - immer noch so weiter kämpfen kann, als wäre nichts passiert.
Warum scheint dein Protag in der Situation weder Angst noch Wut zu verspüren? Da wird gerade sein VATER gemeuchelt. Wo ist der Wutschrei, die innere Befriedigung, als er den Angreifer tötet? All sowas fehlt vollkommen in deiner Geschichte.
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OceanChild
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Wohnort: Köln


Beitrag16.04.2010 08:56

von OceanChild
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caesar_andy hat Folgendes geschrieben:
Nein, das ist falsch.

Adjektive machen eine beschreibung präziser, aber nicht lebendiger.

Zieh den Leser einfach tiefer in das Geschehen. Werde in deinem Stiel weniger 'wissenschaftlich' und zeige dem Leser stattdessen, was dein Protag erlebt.
Am Anfang sagst du zum Beispiel das es stark regnet, und am Ende wird nur noch geschildert, wer wen umbringt. Wo ist die Schilderung des Knöchelhohen Schlamms der das Laufen erschwert? Der vom Regen glitschige Schwertgriff, die durchnässten Haare, die durch das Gesicht schmieren?
Warum gehst du am ende nicht mehr auf Donnchadhs verletzung ein? Zeigst, wie sie ihm die Kraft raub, ihn zu Boden zwingen will? So, wie der Text da steht, ist das ein typisches Hollywood-Klischee mit dem superhelden, der - egal wie schwer er verletzt ist - immer noch so weiter kämpfen kann, als wäre nichts passiert.
Warum scheint dein Protag in der Situation weder Angst noch Wut zu verspüren? Da wird gerade sein VATER gemeuchelt. Wo ist der Wutschrei, die innere Befriedigung, als er den Angreifer tötet? All sowas fehlt vollkommen in deiner Geschichte.


Klar, du hast total Recht! Ich bin grade etwas...geschockt, dass ich wie ein Ochse vor dem Berg stehe und da nicht selber drauf komme, oh man. Ich betrachte die Geschehnisse, die ich beschreibe wohl selber viel zu distanziert, das geht so nicht. Werde definitiv dran arbeiten. Danke smile


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Canyamel
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Beitrag16.04.2010 09:35

von Canyamel
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Hallo OceanChild!

Da meine Vorposter schon ausführlich auf Rechtschreibung und Wortwahl eingegangen sind, möchte ich noch ein paar andere Tipps geben, die Dir vielleicht weiterhelfen könnten:

1. Ich finde, Deine Schlachtsequenz hat wenig Spannung, wenig was einen hinein zieht, stattdessen sehr viele Klischees (z.B. der Regen, der natürlich fällt, der Vater, der verletzt wird und der Sohn der dann in Wut noch gleich mal ein paar Engländer mehr abmurkst)... Dadurch, dass Du viel wie in einem Aufsatz beschreibst, baut sich zum Beispiel auch keine emotionale Fallhöhe auf. Donnchadh und seine Leute erwarten einen Angriff der Engländer, okay... Aber ich würde mir viel mehr Informationen über seine Gefühlslage wünschen. Hat er Angst? Wenn nicht, warum hat er keine? Woran denken die Krieger beim Aufmarsch des Feinds? Ans Töten? An den Sieg? An eine geliebte Frau, die vielleicht von den Engländern ermordet wurde? An ein Leben nach dem Tod? Oder haben sie nur noch einen Tunnelblick, wie ein Boxer, unmittelbar bevor er in den Ring steigt?

2. Mein zweiter Kritikpunkt hängt eng mit dem ersten zusammen: Ich finde Deine Schlacht ist zu "clean." Es ist natürlich schwer bis unmöglich, glaubwürdige Schilderungen im Sinne von Erlebnisberichten über militärische Auseinandersetzungen in der damaligen Zeit zu bekommen. Ich würde an Deiner Stelle trotzdem mal mit einem Militärhistoriker reden. Wir kennen solche Schlachten vor Erfindung der Feuerwaffen meist nur aus Romanen oder Hollywood-Filmen. Und die wollten/durften die Wirklichkeit nicht zeigen. So weit ich weiß, waren Schlachten damals ein unvorstellbar grausames und unübersichtliches Gemetzel. Die meisten Soldaten starben eben nicht, sondern wurden verstümmelt. Der saubere Schwerthieb in den Rücken war die Ausnahme, die abgetrennte Hand, das ausgeschlagene Auge, die Regel. Wenn Du das nun auf Deine Schlacht im triefenden Regen überträgst, kann eigentlich nur eine völlig chaotische bluttriefende Metzelei entstehen. Und genau die vermisse ich in Deiner Textsequenz! Ich weiß natürlich nicht, wie stark Dir an Glaubwürdigkeit gelegen ist. Aber lebendiger und authentischer dürfte Deine Schlacht auf jeden Fall werden, wenn Du hier noch ein paar Schaufeln "Kampfgeruch" drauf packst!

Als Grundlage für eine beeindruckende Schilderung der Schlacht finde ich Deinen Text aber gar nicht schlecht!

LG

Canya


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Murmel
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Beitrag16.04.2010 14:01

von Murmel
Antworten mit Zitat

Es sind einige gute Ansätze da, aber neben den schon angesprochenen Sachen fehlt es an dem Wichtigsten: Authentizität.

Wie schon im Originalthread angedeutet, wäre es gut, zuerst einmal den historischen Zeitpunkt festzumachen. Der bestimmt nämlich, welche Waffen und welche Kampftaktiken zum Einsatz kamen. Waren das Hieb oder Stichschwerter? Kanonen, Pistolen, Musketen? Rüstung? Brustschilder? Das alles hängt vom Zeitpunkt deiner Schlacht ab.

Im Gegensatz zu DP glaube ich schon, dass Duncan sich Gedanken um die Stärke ihrer Mannen macht. Er ist immerhin Nachfolger des Chiefs.

Ich verstehe nicht, warum er Donnchadh heißt und sein Vater Gavin. Da schüttelt es mich. Aber noch mehr, dass du MacDonalds neben Campbells stellst.

Zitat:
Wild schwang er sein Schwert um sich,
Du hast keine Ahnung wovon du schreibst, ja?

Youtube hat gute Kampfszenen, schau mal unter der Cateran Society nach. Wenn du nicht weißt, was Cateran waren, google das oder frage.

Das ist das A und O einer Schlachten oder Kampfszene: du musst wissen, mit was und wie mit dem was gekämpft wurde. Zuerst einen Schnappschuss aus der Vogelperspektive, damit sich Leser vorstellen kann, wo wer lauert oder steht, dann reinzoomen auf den Mann. Lass uns fühlen, wie das ist, wenn sich das Schwert in das Fleisch bohrt.  Gefühle sind reduziert, in der Tat, aber trotzdem fühlt er sich bewegen, fühlt er die Muskeln arbeiten.

Zitat:
Von Adrenalin gepeitscht
Das bist du, der schreibt, denn ein vor 20. Jahrhundert man, wusste nicht, was ihn treibt.
Zitat:

nahm seinen Schild, eine runde hölzerne Scheibe
Auch hier. Duncan denkt nicht an:oh da liegt mein Schild, eine runde hölzerne Scheibe, denn für ihn hat das Ding einen Namen. Das machst du für den Leser, aber das musst du an anderer Stelle unterbringen. Wieso nimmt er sein Schild erst jetzt auf?

Tröste dich, du bist nicht die erste, die beim ersten Mal kräftig daneben langt. Wenn du dich für Militär oder Kampftechniken nicht interessierst, dann lass die Szene lieber weg.

So, wie sie dasteht, ist sie eh nur dem Fantasygenre zuzuschreiben.


 Wink


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OceanChild
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Beitrag16.04.2010 15:58

von OceanChild
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Hallo Murmel,

vielen Dank für deinen Kommentar. Einen Zeitpunkt habe ich, ja. Ich glaube nicht, dass ich mich auf ein bestimmtes Jahr festlegen muss, habe aber so um 1670 im Kopf.

Murmel hat Folgendes geschrieben:

Ich verstehe nicht, warum er Donnchadh heißt und sein Vater Gavin. Da schüttelt es mich. Aber noch mehr, dass du MacDonalds neben Campbells stellst.


Wieso schüttelt es dich denn? Weil dir die Namen nicht gefallen?
Donnchadh ist die gälische Form von Duncan. Duncan fand ich einfach zu "gewöhnlich" und außerdem gefiel mir die Bedeutung des Namens. Der gleiche Grund ist, wieso de Chief Gavin heißt.


Murmel hat Folgendes geschrieben:
Tröste dich, du bist nicht die erste, die beim ersten Mal kräftig daneben langt. Wenn du dich für Militär oder Kampftechniken nicht interessierst, dann lass die Szene lieber weg.


Ich bin tatsächlich sehr unbeholfen bei dieser Thematik. Vor allem, weil die Schlacht an sich gar nicht wichtig für mich ist, sondern nur der Aspekt, dass die Schotten an die Engländer verraten wurden, damit wollte ich das unterstreichen, da die Schlacht gravierende Folgen haben wird, die wichtig für die Geschichte sind. Ich hatte auch überlegt, ob ich einfach den Verrat beschreibe und als nächstes einen Sprung mache, wenn die Überlebenden von der Schlacht kommen und der Verdacht des Verrats aufkommt. Aber ich dachte dann, dass der Sprung vielleicht zu groß ist.

Naja, ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich mich für Militär und Kampftechniken brennend interessiere. Ich glaube aber schon, dass ich trotzdem dazu lernen kann und so eine Szene gut beschreiben könnte. Was mir aber trotzdem ziemlich schwer fallen wird, glaub ich.


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Murmel
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Beitrag16.04.2010 16:37

von Murmel
Antworten mit Zitat

OceanChild hat Folgendes geschrieben:


vielen Dank für deinen Kommentar. Einen Zeitpunkt habe ich, ja. Ich glaube nicht, dass ich mich auf ein bestimmtes Jahr festlegen muss, habe aber so um 1670 im Kopf.



Schön, dass du meine Kritik einigermaßen gelassen nimmst. Sie sollte dich wachrütteln und wenn ich das geschafft habe, dann passt's.

Das 17te Jahrhundert ist sehr komplex. Ich würde dir raten, dich einmal in der Geschichte Schottlands umzublicken, wie zum Beispiel MacDonalds und Campbell zu einander standen, und warum ausgerechnet die Engländer nach Schottland einfallen hätten sollen?

Außerdem google mal wie Highlander so hießen, damals. Einen Gavin findest du nicht.

Im Genre Historischer Roman wird Recherche erwartet. Pingelige, monatelange Recherche, außer du schreibst Groschenromanniveau. Dann brauchst du's nicht. Manchmal ist Vermeidung die bessere Taktik.

Sin agad e.

Grüsse vom Murmel.


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OceanChild
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Beitrag16.04.2010 17:16

von OceanChild
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Murmel hat Folgendes geschrieben:
Schön, dass du meine Kritik einigermaßen gelassen nimmst. Sie sollte dich wachrütteln und wenn ich das geschafft habe, dann passt's.

Das 17te Jahrhundert ist sehr komplex. Ich würde dir raten, dich einmal in der Geschichte Schottlands umzublicken, wie zum Beispiel MacDonalds und Campbell zu einander standen, und warum ausgerechnet die Engländer nach Schottland einfallen hätten sollen?

Außerdem google mal wie Highlander so hießen, damals. Einen Gavin findest du nicht.

Im Genre Historischer Roman wird Recherche erwartet. Pingelige, monatelange Recherche, außer du schreibst Groschenromanniveau. Dann brauchst du's nicht. Manchmal ist Vermeidung die bessere Taktik.

Sin agad e.

Grüsse vom Murmel.


Ich habe mich schon sehr mit der Geschichte Schottlands auseinander gesetzt, was mich aber keinesfalls zu einem Experten macht.
Ich weiß, dass Campbells und MacDonalds verfeindet waren (z. B. Massaker von Glencoe).  Wieso MacDonalds und Campbells in meiner Geschichte (anscheinend) zusammenkämpfen hat auch einen Grund. Den Anfang meiner Geschichte kannst du ja nicht kennen.
Und wieso ausgerechnet die Engländer? Diese Frage verstehe ich nicht. War doch schon Jahrhunderte vor dem 17. Jhd. dass die Engländer die Schotten unterwerfen wollten. Oder spielst du auf die Vertreibung von Jakob II an?

Nur weil ich keinen finde, der Gavin hieß, wüsste ich nicht, warum ich den gälischen Namen nicht benutzen kann? Müssen alle Highlander gleich heißen?

Werde deine Anregungen aber totzdem beherzigen und noch etwas mehr recherchieren.

Gruß
Karin


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Beitrag16.04.2010 18:17

von DasProjekt
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OceanChild hat Folgendes geschrieben:

Nur weil ich keinen finde, der Gavin hieß, wüsste ich nicht, warum ich den gälischen Namen nicht benutzen kann? Müssen alle Highlander gleich heißen?


Hallo Karin,

das hat was mit Demographie zu tun. Je nachdem, für welche Kreise du schreibst und wie ernst es dir ist, gehört das zu 100% mit in die Recherche rein. Du kannst nicht einfach Namen verwenden, weil sie dir gefallen, wenn sie zur angepeilten Zeit aber völlig ignoriert wurden.
Ich schreibe auch 17. Jahrhundert, allerdings Deutschland. Glaub mir, ich habe ein Riesenproblem mit den Namen - in einer Zeit, in der gefühlte 80% der Frauen Anna hießen und gefühlte 50% der Männer hießen Johannes. Adelheid ist ja z.B. ein sehr alter deutscher Name, aber den kann ich nicht verwenden, weil die Adelheid in der Demographie der von mir als Schauplatz gewählten Gegend zu jener Zeit nicht vertreten war. Bin ich auf Authenzität bedacht, so muss ich solche Dinge mit einkalkulieren (ich bewege mich schon mit Agnes auf sehr sehr schmalen Grat).

Und: Nur weil es in der Volkstümlichkeit so ausschaut, als hätten "die Engländer" IMMER "die Schotten" drangsaliert, so gab es auch hier wieder Phasen, wo das nicht so war. 1670 ist slap bang in der Regierungszeit von Charles II. Auch ohne jetzt gezielt Geschichtsbücher zu wälzen, glaube ich mich zu erinnern, dass es in der Zeit von Charlies Regierung im englisch-schottischen Konflikt eher gelassen zuging, beide Länder waren unter einer (schottischen) Krone vereinigt und Charlie hatte sowieso viel mehr Lust auf Mätressen und Theater als darauf, Krieg zu spielen. Die Unruhe kam erst wieder hinterher, nach dem Tod von Charles II, mit der Unfähigkeit seines Bruders James, dem Aufruhr seines Sohnes Monmouth und der Regierungsübername durch den Oranier, wobei das Aufbegehren gegen William und Mary weniger ein englisch-schottischer Konflikt war als vielmehr ein religiöser Konflikt.
(Murmel wird mich wahrscheinlich gleich wieder berichtigen, aber in dieser Form glaube ich mich an die Begebenheiten zu erinnern - ich habe mich schon diverse Jahre nicht mehr mit britischer Geschichte befasst.)  Wink


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25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever"
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Murmel
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Beitrag16.04.2010 18:40

von Murmel
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Passt schon, DP ... und danke.

Monmouth war in England, und nur der Argyll ist in Schottland mit ein paar Campbells rumgetappt und wurde von einer schottischen Truppe besiegt.

Nope, 1670 war friedlich.

Wenn Oceanchild unbedingt die Engländer gegen die Schotten haben will, empfehlen sich die Jahrhunderte vor James I und der Schauplatz Borders. Dort gab es die Border Reivers... zwar sind das keine Klischeeträchtigen Highlander, aber wenigstens ein glaubwürdiger Konflikt.


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OceanChild
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Beitrag16.04.2010 21:37

von OceanChild
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Vielen Dank euch beiden. Ich verstehe was ihr meint. Und jetzt bin ich da, wo ich gar nicht hinwollte. Nämlich bei Engländer gegen Schotten und englische Krone usw, was in dem Sinn gar nichts zur Sache tut in meiner Geschichte. Ich glaube ich werde mein Konzept noch einmal überarbeiten. Eigentlich wollte ich über die Fehde zwischen zwei Clans schreiben. Ein junger Clanchief, der mit dem Chief eines anderen Clans verschwägert ist. Und durch Intrigen und Mord will er auch noch an den Platz des Chief des anderen Clans kommen, um so mehr Macht in den Highlands zu erlangen. Das war so meine grobe Idee. Die im eigentlichen Sinn nichts mit England zu tun hat. Naja, wie gesagt, ich werd es noch einmal überarbeiten und genauer recherchieren.

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DasProjekt
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Beitrag17.04.2010 07:22

von DasProjekt
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Gewisse Clans haben sich untereinander so reichlich bekriegt, dass du die Engländer da gar nicht brauchst.

Was mir allerdings nun wieder etwas schleierhaft ist, ist das mit dem "Platz des Chiefs des anderen Clans". Es gibt zwar genug Beispiele, dass jemand in einen anderen Clan überging, aber von feindlichen Übernahmen gar des Chefsessels hab ich ja noch nie was gehört. Dazu waren die Clans ineinander viel zu eingeschworen und mächtig, als dass sie das zugelassen hätten, da hätte dein Jüngling sämtliche Mitglieder schlachten müssen, um da oben ranzukommen. Nötigenfalls wurde ein Clan ja auch schon mal von einer Frau angeführt, wenn's keinen passenden Mann gab.

Schreib doch einen Roman zum Runrig-Song "Siol Ghoraidh", wenn du das Thema unbedingt durchziehen willst.  Wink  (Recherchereise nach Uist unumgehbar - aber lohnend  Smile )


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OceanChild
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Beitrag17.04.2010 09:33

von OceanChild
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Ok kapiert, hab mir da Quatsch zusammengsponnen.

Dann vergess ich das Ganze. Trotzdem danke für eure Hilfe.


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Beitrag17.04.2010 09:57

von DasProjekt
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"Vergessen" ist der Weg des schreibenden Feiglings oder auch des feigen Schreiberlings. Wenn du Mut hast, plottest du so lange um, bis der Plot koherent ist und zusammenpasst und wasserdicht in die Geschichte des Landes passt, in dem er spielt.

Umplotten, die Crux und Freude des Schriftstellerns. Den Plot um Lukas und Helene habe ich mindestens zehnmal umgeschmissen (zum letzten Mal bei der geforderten Überarbeitung, weil es eine Stelle gab, an der Testleser wie auch Lektorin sagten, das geht so nicht, das wird jeder Leser verübeln - dann musste ich da eben nochmal neu ansetzen). Den Plot um Anna und Martin noch viel häufiger. Da muss man durch, wenn man seine Figuren liebt  Laughing


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Isabelle34
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Beitrag17.04.2010 10:34

von Isabelle34
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Hallo,

ich klicke mich grad mal in eure Diskussion ein, weil mir das alles doch sehr bekannt vorkommt.

Fängt bei deinem Text an OceanChild. Als ich den las, dachte ich, 'Hey, das könnte glatt von mir sein!'. Ist allerdings nicht positiv gemeint.
Natürlich kann und muss man immer dazu lernen. Aber als Autor sollte man seine Stärken und Schwächen sehr genau kennen und sie umgehen, beziehungsweise hervorheben, soweit möglich.

Ich umgehe Schlachten, wo ich nur kann, weil sie bei mir kein Gefühl transportieren. Kein Leser kann sich bei meinen Schlachten in meinen Prota reinversetzen, weil ich das nicht kann. Ich scheue die Recherche in dieser Hinsicht, weil es mich schlichtweg nicht interessiert und das merkt man meinen Schlachtbeschreibungen ebenso an, wie deinen.

An der 'okay, dann lass ich es eben!' Stelle war ich auch schon unzählige Male, wie vermutlich jeder hier. Mein Lektor sagt mir bei solchen Gelegenheiten immer: "Du kannst nicht alles streichen, nur weil du gerade unfähig bist, es besser zu machen."

Da paßt meine aktuelle Situation ganz gut rein:

Mein Prota sollte als strahlender Held aus einem Kampf hervor gehen. So hab ich mir das gedacht und rate mal woran es scheiterte? Ganz genau. Der Kampf las sich wie ein Einkaufszettel. Also wollte ich ihn streichen. Ging aber nicht, weil er für die Handlung wichtig war und ich die Geschichte nunmal schlecht umschreiben kann. Also mußte ich nach einer Lösung suchen, bin über ihr verzweifelt, war stinksauer auf meinen Prota, meinen Lektor, das Wetter, die Katze der Nachbarn, sprich, auf alles, was sich gerade anbot.

Beim Bügeln kam mir dann die Lösung: Mein Prota muss doch gar nicht im Kampfgetümmel stehen. Also rangesetzt, Nachtschicht eingelegt und ja siehe da, das Ergebnis stimmt alle zufrieden. Die Schlacht liest sichimmer noch wie eine reine Beobachtung. Aber: Sie es ist es auch. Mein Prota ist nämlich dazu verdammt, von der Burgmauer aus zuzusehen.

Es gibt immer Lösungen, auch wenn sie oft mit Schweiß, Wut und der Vernichtung einiger Liter Kaffee einhergehen. Die Herausforderung liegt darin, mit Niederlagen und Rückschlägen umgehen zu können und aus ihnen zu lernen.

Recherchiere das nächste Mal vorher gründlich, denn das ist bei einem historischen Roman nunmal das A und O. Lass dir die historischen Fakten von einem Experten absegnen. Dann kannst du dich ganz auf das Schreiben konzentrieren.

Liebe Grüße,
Isabelle
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OceanChild
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Beitrag17.04.2010 11:11

von OceanChild
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Danke für das Mut machen smile
Mit "vergessen" meinte ich meine Idee in dieser Form. Ich werde nochmal genau drüber nachdenken und es ummodeln. Und wenn ich darf, würde ich gerne eure Meinung dann VORHER hören, das hilft nämlich sehr viel weiter.


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Murmel
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Beitrag17.04.2010 14:14

von Murmel
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Wäre gut, wenn du dich nicht unterkriegen ließest, denn in dem Einkaufszettel deiner Schlacht waren durchaus richtige und der eine oder andere gute Ansatzpunkt zu finden.

Du bist noch jung, hast daher Zeit und Energie, dich drauf zu stürzen.

Jetzt ein paar harte Worte: du hast zwei Probleme in deiner Schlacht: eins ist die Technik Schlachten zu beschreiben, und das andere, dass du worüber schreiben willst, wovon du nicht einmal den Hauch einer Ahnung hast.

Ich habe einen Helden, der ist Highlander, und habe an dessen Abenteuer schon lange herum geknabbert, bis mir aufging, dass das so nichts wird. Seit drei Jahren beschäftige ich mich mit dem 17 Jahrhundert, komme vom Hundertsten ins Tausendste. Ich hatte schon vorher Gälisch gelernt und dann sogar studiert, und Schottische Kultur dazu. Eine Bekannte studiert Schottische Geschichte, um über die Borders - das Grenzgebiet Schottland - England schreiben zu können. So weit treiben es manche im Genre Historischer Roman!

Du musst Passion zur Recherche haben, wenn du im Histobereich Erfolg haben willst. Histoschreiber machen sich das Leben doppelt schwer: sie müssen schreiben lernen und Authentizität erreichen. Hast du diese Passion nicht, dann schreibe zeitgenössisch - obwohl auch hier recherchiert werden muss. Aber Zeitgenössisch ist eh der größere Markt und du musst dir nicht über Kleidung und Essen Gedanken machen.


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