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Isabelle34 Klammeraffe
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Beiträge: 567
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I 01.04.2010 14:11 Der letzte Morgen von Isabelle34
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Hallo zusammen,
wieder einmal brauche ich eure fachkundige Hilfe.
Dies hier ist ein Auszug meines aktuellen Projekts, die bislang wichtigeste Szene und ich krieg die Kurve nicht. Genau genommen geht es um den letzten Satz. Er hört sich holprig an, ist gefühlt Version 1836, ich bekomm es einfach nicht besser hin. Konzentrierte Betriebsblindheit würde ich sagen.
***********
„Hast du Angst?“
„Ihr habt mich gelehrt, dass nur ein Narr keine Angst hat.“
Friedrich konnte seinen Knappen im spärlichen Schein des heruntergebrannten Feuers nur noch schemenhaft erkennen. Es reichte jedoch aus um zu sehen, dass der Junge angespannt war. Die Züge seines jungen Gesichts wirkten härter als normal. Einzelne Strähnen der kastanienbraunen Haare hingen ihm in die Augen, die sich auf den staubigen Boden zu ihren Füßen richteten.
„Das ist keine Antwort auf meine Frage.“
Stephan zögerte seine Antwort hinaus, wandte sich zum Lager um, in das mit dem ersten Licht des Morgens das Leben zurück kehrte. „Ja, ich habe Angst“, murmelte der Junge mit noch immer gesenktem Blick.
Friedrich fragte sich nicht, warum sein Knappe seinem Blick auswich. Dafür kannte er ihn gut genug und wusste, dass es ihm unangenehm war, Schwäche zuzugeben. Angst zu empfinden zählte er zweifellos dazu.
„Angst ist ein guter Freund, solange man sich nicht von ihr beherrschen läßt“, erklärte er Stephan nicht zum ersten Mal.
„Ich... lasse mich nicht von ihr beherrschen. Seid unbesorgt, ich werde Euch kein Schande machen.“
„Das habe ich nicht einen Moment lang geglaubt.“ Friedrich war sicher, dass der Vierzehnjährige ein vorbildlicher Ritter werden konnte. Wenn das Schicksal ihn ließ und er diesen Tag überlebte.
Einige Herzschläge lang herrschte Schweigen zwischen ihnen. Nur noch das Knistern der verglühenden Holzscheite lag in der Luft und in der Ferne konnte man Schwerterklirren und gedämpfte Stimmen hören. Sie waren nicht fröhlich, aber auch nicht ängstlich. Ruhe lag an diesem schicksalhaften Morgen über dem Lager. Die Männer hatten ihren Frieden mit sich und Gott gemacht, waren bereit zu sterben für Ihre Überzeugung. Friedrich ging es nicht anders. Sollte heute sein Ende kommen, war er bereit dafür. Ein erfülltes Leben lag hinter ihm, das nun schon beinah vierzig Jahre dauerte. Mehr konnte ein Mann nicht erwarten.
„Wir... tun doch das Richtige mein Herr, nicht wahr?“
Friedrich sah lächelnd auf und sein Blick richtete sich dabei auf die Augen seines Knappen. Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte er, Adele würde ihn aus diesen ansehen. Nicht vorwurfsvoll, sondern voller Vertrauen.
„Wir kämpfen für unseren König. Es ist richtig, was wir tun und deswegen ist Gott auch auf unserer Seite und wird seine schützende Hand über uns halten.“ Er sprach aus voller Überzeugung, auch wenn er wusste, dass bei weitem nicht alle diesen Tag überleben würden. Zu groß war die Übermacht, die ihnen gegenüber stand. Selbst ein Sieg käme einem kleinen Wunder gleich.
„Falls...“ Stephan zögerte und sprach erst weiter, nachdem Friedrich ihm auffordernd zunickte. „Falls Gott gerade alle Hände voll zu tun hat und mich... vielleicht für einen Moment vergißt... würdet ihr... zu meiner Mutter gehen?“
Nun war es an Friedrich, zu zögern. Noch zu gut hatte er das letzte Aufeinandertreffen mit Adele vor Augen. Er hatte ihr versprochen, den Sohn, den er ihr nahm, gesund zu ihr zurück zu bringen. Wie sollte er ihr jemals wieder unter die Augen treten können, wenn Stephan etwas zustoßen sollte? Alles hatte sie ihm verziehen, doch das, dessen war er sicher, würde sie ihm niemals verzeihen können. Ebenso wenig, wie er selbst.
„Ich werde zu ihr gehen“, versprach er dem Jungen dennoch.
Stephan wirkte erleichtert. „Danke, mein Herr.“
Friedrich nickte und spürte einen dicken Kloß in seinem Hals enstehen. Unbehagen überkam ihn, dessen Ursprung er nicht kannte. Er konnte nicht wissen, dass Stephan nie erfahren sollte, weshalb seine Haare genau denselben Farbton hatten wie die, seines Dienstherrn.
Weitere Werke von Isabelle34:
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Gast
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01.04.2010 15:27
von Gast
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Hallo Isabelle,
gleich mal zum letzten Satz: Er klingt holprig, da der letzte Teilsatz ein wenig plump formuliert ist, mit "Farbton haben". Schreib doch "weshalb seine Haare genau so rötlich schimmerten wie die seines Dienstherrn" (Ich glaube, das Komma ist unnötig).
Zitat: | Es reichte jedoch aus, um zu sehen, dass der Junge angespannt war. |
Das Komma fehlt bei dir.
Zitat: | Einzelne Strähnen der kastanienbraunen Haare hingen ihm in die Augen, die sich auf den staubigen Boden zu ihren Füßen richteten. |
Hört sich verdammt merkwürdig an. Die Augen richten sich nicht aus, Stephan macht das für sie. Außerdem würde ich das mit den Haaren komplett weglassen, man erfährt bestimmt schon vorher dass Stephan kastanienbraune Haare hat, oder? Wirkt einfach holprig, wenn du das jetzt noch mal reinstopfst.
Zitat: | ... des Morgens das Leben zurück-kehrte. |
Zurückkehren ist ein Wort.
Zitat: | Nur noch das Knistern der verglühenden Holzscheite lag in der Luft |
Geräusche können nicht in der Luft liegen, nur Stimmungen oder Gerüche, denke ich.
Zitat: | waren bereit zu sterben für Ihre Überzeugung |
Besser: ...waren bereit, für ihre Überzeugung zu sterben.
Zitat: | Friedrich sah lächelnd auf und sein Blick richtete sich dabei auf die Augen seines Knappen. Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte er, Adele würde ihn aus diesen ansehen. Nicht vorwurfsvoll, sondern voller Vertrauen. |
Stephan blickt doch nach unten, oder? Hier hebt plötzlich Friedrich den Blick und Stephans ist bereits gehoben? Konsequenzfehler.
Zitat: | Friedrich nickte und spürte einen dicken Kloß in seinem Hals enstehen |
Finde ich unschön formuliert. --> Friedrich nickte und ein dicker Kloß verschloss ihm den Hals. Vielleicht so in die Richtung.
Zitat: | Unbehagen überkam ihn, dessen |
Grammatikalisch richtig, "dessen" klingt trotzdem zu männlich für das neutrale Unbehagen... meiner Meinung nach^^.
Im Allgemeinen finde ich deinen Text i-wie träge. Du baust keine Spannung auf, obwohl es die wichtigste Szene ist. Außerdem finde ich den Inhalt viel zu ausgelutscht. Die heroischen/emotionalen Reden Friedrichs ziehen nicht mehr... Ich würde v.a. nicht Gott mit reinziehen und das mit Angst ist 'ne alte Zeile, das mit heimlicher Sohn ist zu sehr Star Wars bzw. auch ausgelutscht.
Das ist aber nur meine Meinung, ergo subjektiv, nimm's mir nicht übel ;),
Beste Grüße,
David
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Ernst Clemens Klammeraffe
Alter: 78 Beiträge: 594 Wohnort: München
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01.04.2010 15:37
von Ernst Clemens
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hallo isabelle,
schade, ich bin leider nicht bis zum letzten satz vorgedrungen; habe vorher aufgehört zu lesen. warum? weil mir zuviele stolpersteine im weg waren. hier ein paar beispiele vom anfang deines textes:
Zitat: | Friedrich konnte seinen Knappen im spärlichen Schein des heruntergebrannten Feuers nur noch schemenhaft erkennen. Es reichte jedoch aus um zu sehen, dass der Junge angespannt war. Die Züge seines jungen Gesichts wirkten härter als normal. | dass das licht eines heruntergebrannten feuers spärlich ist, und man deshalb nur schemenhaft etwas erkennen kann, ist logisch - es muss nicht ausdrücklich in der geschichte erwähnt werden. lass dem leser die freiheit, sein eigenes "kopfkino" zu entwickeln!
dass der JUNGE ein JUNGES gesicht hat ist auch normal. anders wäre es, wenn er ein ALTES gesicht hätte: das müsste speziell erwähnt werden.
Zitat: | Einzelne Strähnen der kastanienbraunen Haare hingen ihm in die Augen, die sich auf den staubigen Boden zu ihren Füßen richteten.
| zu SEINEN (des jungen) füßen.
Zitat: | ich werde Euch kein Schande machen | keine
Zitat: | Zu groß war die Übermacht, die ihnen gegenüber stand. Selbst ein Sieg käme einem kleinen Wunder gleich.
| -SELBST weglassen; sonst würdest du genau das gegenteil von dem schreiben, was du wahrscheinlich meinst.
ich hoffe, du kannst aus diesen beispielen herauslesen, was ich meine:
- keine redundanten informationen
- mehr sorgfalt
herzliche grüße
ernst
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ono Eselsohr
O
Beiträge: 347
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O 01.04.2010 17:42
von ono
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friedrich nickte und blickte auf seinen sohn hinunter. stephan würde niemals erfahren, warum er die gleiche haarfarbe hatte wie sein herr.
lg
ono
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Isabelle34 Klammeraffe
I
Beiträge: 567
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I 09.04.2010 11:16
von Isabelle34
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Hallo,
besser spät als nie möchte ich euch für eure Kritik danken.
@David
Hm, diese Szene soll auch nicht spannend sein. Dem Leser soll nur eine Tatsache vermittelt werden. Ich setze 'wichtig' nicht gleich mit 'spannend'.
Der heroische Hintergrund, ja, damit magst du Recht haben. Gehört aber dazu. Ebenso wie Gott, der für meine Protas zumindest, noch eine sehr viel größere Bedeutung hatte, als für einige von uns heute.
Aber trotzdem danke für deine Meinung, den Geschmack aller wird wohl nie jemand treffen.
@Ernst
Du hast vollkommen Recht, wenn du mir mangelnde Sorgfalt bei diesem Textausschnitt ankreidest. Es passiert mir leider immer wieder, dass ich mich so dermaßen in einen Satz oder eine Formulierung verbeiße, dass ich blind für den 'Mist' werde, den ich drumrum schreibe.
@Ono
Danke!
Erstaunlich, dass ich hin und wieder nicht nur ein Brett, sondern einen ganzen Baumstamm vor dem Kopf habe.
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Gast
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10.04.2010 13:22
von Gast
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Da hast du Recht, is' einfach Geschmackssache. Aber ich lese 'ne Hinführung zu 'ner großen Schlacht raus --> nicht lieber doch etwas spannender?
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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11.04.2010 15:32
von Murmel
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Zitat: | Friedrich nickte und spürte einen dicken Kloß in seinem Hals enstehen. Unbehagen überkam ihn, dessen Ursprung er nicht kannte. Er konnte nicht wissen, dass Stephan nie erfahren sollte, weshalb seine Haare genau denselben Farbton hatten wie die, seines Dienstherrn. |
Ich gebe dir eine Aufgabe. Bestimme die Wortzahl und streiche 10%. Schau dir jeden Satz genau an und bestimme, was du brauchst, und was nicht. Ich meine damit nicht Füllwörter, die zwar oft überflüssig, aber manchmal auch nützlich sind. Ich meine damit Füllsätze und Füllsatzteile, einfach Überbestimmungen.
Zum Beispiel der Para oben. Der durchgestrichene Satz ist überflüssig. Der blaue Teil ist zudem eine Verletzung der Perspektive. Das kann man machen, klar, aber besser ist, man lässt das sein.
Nicken ist eine triviale Körpersprache, die vom Leser meistens von alleine dazu interpretiert wird. In 90% der Fälle überflüssig.
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