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Andy M Wortedrechsler
Beiträge: 64 Wohnort: Good Old Germany
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01.04.2010 21:37 Maurice von Andy M
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Als ich aufwachte, war ich tot. Fertig. Futsch. Finito.
Es war Maurice, der mir auf den Pfad der Erkenntnis verhalf. Nicht, dass das schmierige, geflügelte Männlein, das sich mir als Seelenwächter zweiten Grades vorgestellt hatte, besonders feinfühlig agierte.
»Du bist tot«, lauteten die exakten Worte, mit denen er mich begrüsste.
Ich weigerte mich, ihm zu glauben.
»Halt doch mal die Luft an«, empfahl er mir daraufhin mit einem hämischen Grinsen.
Als sich nach einer Ewigkeit die Atemnot nicht einstellen wollte und mir zudem langweilig wurde, gab ich mich geschlagen.
Maurice hüpfte kichernd um mich herum und flatterte geziert mit den Flügelchen.
»Na, glaubst du mir endlich?«
Arschloch.
»Okay, du hast gewonnen. Was jetzt?« fragte ich. Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr ich fort: »Wer bist du überhaupt? Und warum schickt man mir nur einen Seelenwärter zweiten Grades?«
»Seelenwächter.« Maurice blinzelte mich gekränkt an. »Ich bin ein Seelewächter, kein Wärter. Verstanden? Das hier ist doch kein Zoo.«
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*Gast* Klammeraffe
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Beiträge: 504 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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* 01.04.2010 22:16
von *Gast*
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Hallo Andy,
fein, mal was richtig Schmunzliges zu dem Thema zu lesen. Schöner Stil, flott und so, dass ich ohne Zögern weiter lesen könnte.
Aber, weil ich nun mal krankhaft irgendwas anmerken muss:
Zitat: | der mir auf den Pfad der Erkenntnis verhalf. | Auf den Pfad find ich ein bisschen ungelenk. Einfach "... zu der Erkenntnis verhalf." würde mir persönlich besser gefallen.
Zitat: | Nicht, dass das schmierige, geflügelte Männlein, das sich mir als Seelenwächter zweiten Grades vorgestellt hatte, besonders feinfühlig agierte. | Dreimal das/dass ... Mir etwas viel, aber mir fällt auch nichts besseres ein.
Zitat: | »Du bist tot«, lauteten die exakten Worte, mit denen er mich begrüsste. | Vorher war von einem Männlein die Rede. Auch, wenn noch weiter vorne Maurice erwähnt wird, würde ich doch bei "es" bleiben, bis Maurice wieder namentlich in Erscheinung tritt, oder hier direkt wieder zum Namen wechseln.
Gern gelesen, könntest Du meinetwegen fortsetzen.
Lieben Gruß
Sabine
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Andy M Wortedrechsler
Beiträge: 64 Wohnort: Good Old Germany
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02.04.2010 09:51
von Andy M
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Herzlichen Dank für die lieben Worte und die Vorschläge, Sabine.
Ich habe dieses Fragment aus Jux schnell mal hingetippt - doch beim Schreiben kam die Lust auf mehr. Irgendwo schlummert da eine Geschichte.
LG
Andy
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Scribus Wortedrechsler
Beiträge: 82
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03.04.2010 19:39
von Scribus
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Hi Andy M,
also das schreit doch nach mehr. Die Phantasie wird angekurbelt und der Kopfkinoprojektor rattert schon los - auch wenn das Bild mangels allzuvieler Informationen ein bisschen unscharf ist - wirkt vielleicht wie ein modernes Theaterstück vor schwarzem Tuch als Kulisse.
Mehr!
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Maria Magdalena Eselsohr
Beiträge: 274 Wohnort: Schweiz
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04.04.2010 20:52
von Maria Magdalena
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Hallo Andy
Sehr gut! Eine unglaublich komprimierte, spritzige Kurz-Kurzgeschichte hast Du geschrieben. Zwei störende Dinge:
Zitat: | Als ich aufwachte, war ich tot.Fertig. Futsch. Finito. | Das weiss er offenbar noch nicht. Deshalb würde ich schreiben: "Als ich aufwachte, wusste ich noch nicht, dass ich tot war."
Oder Du löst es der Klarheit halber so: Zitat: | Es war Maurice, der mir auf den Pfad zu dieser Erkenntnis verhalf |
Zitat: | Fertig. Futsch. Finito | Ich finde die Gassensprache passt nicht zu Deiner Geschichte. Es wertet den Text ab. Ausserdem denkt der "Tote" in einer zu gewählten Sprache, als dass er sich so ausdrücken würde.
Herzliche Grüsse
Gabriela
_________________ Wenn die Sterne fallen und die Zeit sich für einen Moment der Ewigkeit anvertraut, finde ich nach Hause, in den Regenbogen der Menschheit. GH |
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Andy M Wortedrechsler
Beiträge: 64 Wohnort: Good Old Germany
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05.04.2010 08:15
von Andy M
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@Scribus - Lieben Dank für die netten Worte. Ich bin überrascht und froh, dass du die Stimmung erkannt hast. So schwebte sie mir auch vor.
@ Gabriela - Auch dir einen lieben Dank. Bin mir nicht sicher, wie ich das angesprochene Problem lösen soll. Der Protagonist wacht auch, weiss natürlich nicht, dass er tot ist. Da der erste Satz allerdings diese Kenntnis beinhaltet, brauche ich wohl oder übel eine Rückblende. Dieses Problem versuchte ich mit: "Es war Maurice, der . . . " zu lösen.
Zur Gassensprache - auch hier muss ich noch einmal nachdenken.
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Ilona Klammeraffe
I
Beiträge: 558 Wohnort: irgendwo in Hessen
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I 05.04.2010 11:58
von Ilona
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Hallo Andy
mir hat gerade die Gassensprache gut gefallen. Sie bringt etwas flapsiges und Humor in die Geschichte.
Wenn der Neutode so gedacht hat, als er gelebt hat, warum soll er das als Toder nicht weiter tun?
Weshalb weiss eigentlich der frisch Gestorbene, was ein Seelenwärter zweiten Grades ist?
Ich bin gespannt, wie das weiter geht
Grüsse von
Ilona
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Andy M Wortedrechsler
Beiträge: 64 Wohnort: Good Old Germany
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05.04.2010 19:05
von Andy M
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@ Ilona - lieben Dank. Maurice hat sich als solcher gleich zu Beginn vorgestellt (in der Minirückblende).
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Andy M Wortedrechsler
Beiträge: 64 Wohnort: Good Old Germany
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07.04.2010 22:35
von Andy M
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Als ich aufwachte, war ich tot. Fertig. Futsch. Finito.
Es war Maurice, der mir zu dieser Erkenntnis verhalf. Nicht, dass der schmierige, geflügelte Wicht, der sich mir als Seelenwächter zweiten Grades vorgestellt hatte, dabei besonders schonend und feinfühlig vorgegangen wäre.
»Du bist tot«, lauteten seine exakten Worte.
Ich weigerte mich, ihm zu glauben.
»Versuch doch mal, die Luft anzuhalten«, empfahl er mir daraufhin hämisch grinsend.
Gute Idee. Als sich nach einer kleinen Ewigkeit keine Atemnot einstellen wollte, gab ich mich geschlagen.
Maurice tanzte kichernd um mich herum, flatterte dabei wie irre mit seinen zu klein geratenen, reichlich zerzausten Flügelchen.
»Jetzt glaubst du mir endlich. Jetzt glaubst du mir endlich.«
Arschloch.
»Okay, was jetzt?« fragte ich. Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr ich fort: »Und wer bist du überhaupt? Warum schickt man mir keinen Seelenwärter ersten Grades.«
»Seelenwächter!« Maurice hörte mit der Hopserei auf und blinzelte gekränkt. »Ich bin ein Wächter, kein Wärter. Verstanden? Dies hier ist doch kein Zoo.«
»Sondern?«
»Du bist im Rekrutierungsbüro.«
Ich sah mich um. Weiße Unendlichkeit, wohin mein Blick auch fiel.
»Komisches Büro. Bist du sicher, dass wir die richtige Adresse haben?«
Maurice seufzte. »Geduld. Deine Augen müssen sich zunächst an unsere Dimension gewöhnen.«
Augen?
Ich sah an mir herab.
»He, ich hab ja noch meinen Körper. Und ich dachte immer, nur die Seele wandert ins Jenseits.«
»Du hast nur einen Körper, weil du ihn dir vorstellst. Du bist schließlich tot.«
»Moment. Hast du mir nicht gerade gesagt, ich hätte Augen?«
Maurice schien zu beten, vermutlich handelte es sich um ein Stoßgebet. Oder er hatte Verdauungsprobleme. Gequält sagte er schließlich: »Das war doch nur bildlich gemeint.«
»Verstehe.«
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*Gast* Klammeraffe
*
Beiträge: 504 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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Andy M Wortedrechsler
Beiträge: 64 Wohnort: Good Old Germany
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08.04.2010 10:45
von Andy M
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Danke Sabine . . . mal sehen, wie sich die Geschichte entwickelt
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Ilona Klammeraffe
I
Beiträge: 558 Wohnort: irgendwo in Hessen
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I 08.04.2010 10:48
von Ilona
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Ich bin gespannt, wie das weitergeht
Grüsse
Ilona
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Andy M Wortedrechsler
Beiträge: 64 Wohnort: Good Old Germany
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16.04.2010 19:27
von Andy M
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(Fortsetzung)
Ich rieb mir die Augen. Schon irre, wie echt sich dies anfühlte. Der Druck meiner Fingerknöchel auf den Augäpfeln; das leichtes Kratzen an den Augliedern; ja selbst das Kitzeln eines kleinen Schlafkörnchens in dem linken Augenwinkel – alles war so wie es sein sollte. Existierte dies wirklich alles nur in meiner Vorstellung?
»Maurice?«
»Jaaa?«
»Mein Körper . . . ist also nur . . . eine Illusion?«
»So ist es.« Er klappte salbungsvoll die Flügelchen zusammen und machte ein zufriedenes Gesicht. »Gut, dass du dich so schnell damit abfindest.«
»Angenommen ich hau dir jetzt eine rein, dies wäre also ebenfalls eine Illusion.«
»Hä?«
»Und du würdest daher auch keinen Schmerz verspüren«, vollendete ich.
Maurice sagte vorsichtig. »Nun, theoretisch ist das richtig.«
Ich schickte mich an, die Theorie in harte Praxis umzusetzen. Hastig wich er zurück.
»He . . . Ich sagte, theoretisch.«
»Theoretisch? Bin ich etwa nur theoretisch tot?«
»Nein, du bist mausetot. Mach dir da bloß keine falschen Hoffnungen. Aber die Illusion deines Schlages würde in mir ebenfalls eine Illusion hervorrufen. Und diese würde den Schmerz in mir verursachen.«
Ich dachte darüber nach. »Und warum sagst du dir nicht einfach: HEY, DER SCHLAG IST NUR EINE OLLE ILLUSION? Keine Illusion, kein Schmerz, nicht wahr?«
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Hast du eine Ahnung, wie viel Konzentration so ein Gedankenakt erfordert?«
»Woher soll ich das wissen?« erwiderte ich trocken. »Bist du daher nur Seelenwärter zweiter Klasse?«
»Seelenwächter! Ich bin ein SEELENWÄCHTER. Herrgottnoch . . .«
Ein lautes Donnern ließ uns zusammenzucken.
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Ilona Klammeraffe
I
Beiträge: 558 Wohnort: irgendwo in Hessen
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I 17.04.2010 11:49
von Ilona
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Biin über etwas gestolpert:
Wenn sich der Protagonist seinen kompletten Körper vorstellen kann, warum konnte er sich die Atemnot aus Teil 1 nicht ebenfalls vorstellen?
Ansonsten hat es sich spannend gelesen.
Grüße
Ilona
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Andy M Wortedrechsler
Beiträge: 64 Wohnort: Good Old Germany
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17.04.2010 11:52
von Andy M
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Guter Punkt. Da "ich" mich so sehr auf das Atemanhalten konzentriert habe, konnte ich mir nicht die Atemnot vorstellen . . . .
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Dienstwerk Reißwolf
Alter: 55 Beiträge: 1254 Wohnort: Gera/Markkleeberg
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06.05.2010 14:27
von Dienstwerk
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Das gefällt mir richtig gut!!!
Erkenntnisse aus dem Himmel - schreib mal schön weiter! Mal sehen, was noch so alles dabei rauskommt.
Stilistisch wurde schon alles gesagt, außerdem bin ich nach dem Postkartenmarathon jetzt rezisionsfaul.
LG, Ana
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Andy M Wortedrechsler
Beiträge: 64 Wohnort: Good Old Germany
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10.02.2011 21:45
von Andy M
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(Fortsetzung)
»Der Chef«, flüsterte er. »Du Unglückseliger.«
»Warum ich? Du hast doch Herrgott . . . «
Es donnerte erneut. Diesmal in unmittelbarer Nähe.
»Hör auf.« Maurice rollte panisch mit den Augen. »Keine Kraftausdrücke. Besonders nicht, wenn SEIN Name darin vorkommt.«
»Aber . . .«
»Halt’s Maul.«
Ich tat das einzig Vernünftige. Ich hielt den Mund.
Maurice lauschte angespannt. Halb gebückt, die Flügel zusammengeklappt, ein leichtes Zittern in den Knien, wirkte er wahrhaftig nicht besonders engelhaft - eher wie ein halbgerupftes Hühnchen.
Hinter mir zischte es. Ich fuhr zusammen und wirbelte herum.
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