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Andrea F. Leseratte
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Beiträge: 154 Wohnort: München
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A 25.03.2010 19:13 Norbert allein zu Haus von Andrea F.
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Norbert allein zu Haus
Meine liebe Klara,
wie geht es dir denn? Ich hoffe doch, dass du dich schon besser fühlst und dass dir nicht mehr alles so wehtut. Erhol dich jedenfalls gut, so dass du bald wieder richtig fit bist.
Hier daheim ist alles in Ordnung. Ich weiß, das hast du mir nicht zugetraut, weil du mich ja immer so verwöhnt hast, aber du würdest dich wundern, wie gut ich zurecht komme.
Die Waschmaschine zu bedienen ist selbst für einen Laien wie mich nicht unbedingt schwierig. Waschen macht sogar richtig Spaß. Und ist außerdem irre spannend. Du hast mir vor einer Weile doch mal erklärt, dass rosa einer Frau in jedem Alter gut zu Gesicht steht und vor allem dem Teint älterer Frau ausgesprochen schmeichelt. Also da bin ich jetzt wirklich froh, dass wir darüber gesprochen haben, denn so bin ich mir sicher, dass du an deinem weißen Lieblingspulli künftig noch viel mehr Freude haben wirst. Der sieht jetzt wirklich toll aus, auch wenn er mir ein wenig kleiner vorkommt. Aber da du in der Klinik ja auf Diät gesetzt worden bist, wird er dir nun bestimmt perfekt passen.
Es ist auch gar kein Problem, dass du mir nichts vorgekocht hast. Ich komme sehr gut über die Runden. Ich muss ja nicht jeden Tag ein Dreigängemenü haben. Und eine Mikrowelle an sich ist eine sensationelle Erfindung. Die Dose Eintopf darin zu erwärmen, war zudem ein Riesenspektakel. Aber natürlich habe ich sofort eingegriffen, als ich merkte, wie es da drinnen funkte und britzelte. Ich hätte nur nicht gedacht, dass eine Dose so dermaßen heiß sein kann. Aber andererseits war das ein super Test für meine Reflexe – also, die funktionieren noch bestens. Der Glaser hat zudem gemeint, es ist fast nicht möglich, einen Gegenstand so durchs Fenster zu werfen, dass dabei ein kreisrundes Loch entsteht und dass er da gern dabei gewesen wäre. Da siehst du mal, wozu ich fähig bin. Ehrlich gesagt, war ich in dem Moment sogar richtig stolz auf mich und hab mir zur Feier des Tages ein Glas Rotwein gegönnt. Wobei ich grad mal sagen möchte, dass ich nicht verstehen kann, warum du immer so ein Tamtam um Rotweinflecken machst. Also auf der Couch sieht man nicht mal mehr den Hauch davon. Aber das liegt vielleicht einfach auch an dem Bezug. Da haben wir damals wirklich eine kluge Entscheidung getroffen, die Möbel mit diesem Strukturmuster zu kaufen. Die kleinen Löcher darin fallen jetzt überhaupt nicht auf.
Da ich ja viel Zeit habe und das Wetter so schön ist, habe ich mich auch mit dem Garten beschäftigt. Du siehst, ich bin wirklich fleißig und bemüht, die Wochen ohne dich, sinnvoll zu gestalten. Ich weiß, dass dir die Unkrautplage im Gemüsebeet schon lange ein Dorn im Auge ist und du dich mit den ganzen chemischen Keulen nicht anfreunden kannst. Also habe ich mich für eine natürliche Form der Vernichtung entschieden. Für Feuer. Hat auch wirklich bestens geklappt. Einer der Feuerwehrmänner, die die Reste unseres Gartenhäuschens gelöscht haben, hat mir gratuliert und gemeint, das sei eine sehr innovative Idee gewesen, vor allem da eine Brandrodung ja die Grundlage für einen guten Nährboden schaffen soll. Auf die Ernte im nächsten Jahr können wir uns somit heute schon freuen.
Ach übrigens, deine Mutter war letztens zu Besuch. Sie war von meinem Führungsstil was den Haushalt betrifft aber überhaupt nicht begeistert. Ich kann dir sagen, die hat sich so aufgeregt, dass du beim Schwellen ihrer Halsschlagader richtiggehend zuschauen konntest. Der Notarzt hat auch gemeint, dass er selten einen so hohen Blutdruck gemessen hat. Aber das muss dich nicht weiter bekümmern. Inzwischen ist sie von der Intensivstation wieder verlegt worden und macht recht gute Fortschritte, so dass es ihr den Umständen entsprechend schon wieder recht gut geht.
Du siehst also, meine Liebe, du musst dir keine Sorgen machen, ich habe hier alles im Griff und komme ganz wunderbar allein zurecht, du kannst wirklich stolz auf mich sein.
Lass es dir also gut gehen und pass auf dich auf. Ich denke an dich und schick dir einen dicken Kuss.
Dein dich liebender
Norbert
Weitere Werke von Andrea F.:
_________________ Lesen ist in einer immer schneller lebenden Welt die einzige Methode der Verlangsamung. |
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Gast
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25.03.2010 19:29
von Gast
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Wie wahr... Als ich letztens eine Woche außer Haus weilte, hat mein lieber Mann es geschafft, an 5 Tagen hintereinander zu MacDonald's zu gehen. Sobald sie es nicht mehr gewöhnt sind, sind sie alleine nicht mehr lebensfähig... Wie haben sie das bloß vorher geschafft? Wenigstens war er kaum zuhause, sodass sich das Chaos in Grenzen hielt...
Zum Text selbst: Grundlegend habe ich nichts zu meckern, du hast mich ganz hervorragend unterhalten!
Ein paar Kleinigkeiten haben mich gestört, die ich, pingelig wie ich bin, nicht unerwähnt lassen will, so hier:
Zitat: | Wobei ich grad mal sagen möchte |
"grad" schreib' ich in SMS oder Mails durchaus auch, aber ich mag's einfach nicht so in Texten, die literarisch gemeint sind. Hab' ich, glaub' ich, bei einem anderen Text von dir auch schon mal angemerkt, renitent wie ich bin. *hüstel*
Zitat: | richtig stolz auf mich und hab mir zur Feier |
Bei "hab" fehlt mir entweder das "e" oder ein Apostroph. Ich bin so kleinlich. Aber nur, weil ich nix Größeres zu bemängeln finde.
Irgendwo war noch ein Komma zu viel, an anderer Stelle zwei zu wenig, aber das find' ich jetzt gerade nicht mehr. Peanuts. Und "so dass" schreibt man nach neuer deutscher Rechtschreibung zusammen. Argh, bin ich ätzend.
Das war's dann aber auch schon wieder - dieser Text war genau das Richtige für mein persönliches "Endlich Feierabend"-Gefühl! Ich les' dich wirklich gern, jawollja!
GLG
Soraya
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*Gast* Klammeraffe
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Beiträge: 504 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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25.03.2010 22:47
von anuphti
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Hallihallo
Ja, so einen Brief kenne ich auch.
Da waren die Katastrophen aber noch etwas schlimmer
Aber es ist halt immer wieder witzig zu sehen, was man im Alltag so zusammenbringen kann .
Amüsierte Grüße
Anuphti
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Andrea F. Leseratte
A
Beiträge: 154 Wohnort: München
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A 26.03.2010 14:29
von Andrea F.
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Liebe Soraya,
du immer mit deinen Pingeligkeiten, grr – aber wo du Recht hast, hast du Recht.
Das mit dem „so dass“ weiß ich eigentlich, aber ich gewöhne es mir einfach nicht an, auch deshalb nicht, weil meine Ärzte mir das in den Arztbriefen auch immer durchgehen lassen
Hallo Sabine,
diesen Text kannte ich nicht, aber einen in der Art, auf den anuphti anspricht, habe ich schon mal irgendwo gelesen. Der war wirklich krass, hat mich aber wohl inspiriert
Danke euch fürs Lesen und amüsieren, wünsche schon ein schönes WE
Andrea
_________________ Lesen ist in einer immer schneller lebenden Welt die einzige Methode der Verlangsamung. |
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Ernst Clemens Klammeraffe
Alter: 77 Beiträge: 594 Wohnort: München
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26.03.2010 15:27
von Ernst Clemens
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hallo andrea,
deine geschichte ist zwar flüssig geschrieben, das hat mir gut gefallen. nur der inhalt hat einen sehr langen bart. schade, dass du dein talent dafür hergibst, finde ich!
herzliche grüße
ernst
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Andrea F. Leseratte
A
Beiträge: 154 Wohnort: München
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