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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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01.04.2010 19:52 welche wasser gehen vorbei von jim-knopf
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welche wasser gehen vorbei an deinen füßen
wie viele jahre zählst du zu den deinen und würdest du
einige stunden heraus nehmen damit ich dich sehen
kann wie viele gedanken hängen
zwischen den haarwurzeln und wie viele davon
erinnern sich an mich oder drücken mir die augen zu
mit den handballen
ich würde dir kerben
treiben in die
gehirnrinde oder
nicht
Weitere Werke von jim-knopf:
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Gast
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01.04.2010 20:16
von Gast
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Hallo Jim-Knopf,
ich muss gleich vorwegnehmen, dass ich relativ wenig Ahnung von Lyrik habe bzw. mich bei Prosa leichter tue, einen Kommentar abzugeben.
Was mir sofort auffiel, ist deine Verseinteilung. Du verwendest ausschließlich Enjambements und genau dafür verrutscht du die Zeilen dermaßen, dass es einem schwer fällt, den Sinn zu behalten. Mir ist klar, dass der Sinn in der Lyrik dem Leser nicht wie in der Prosa auf einem Tablett serviert wird, man ihn stattdessen selbst für sich finden muss. Trotzdem sollte man es dem Leser nicht schwerer machen, als nötig. Dass du die Zeilen wegen eines Versmaßes verschiebst, glaube ich weniger, da ich kein durchgängiges erkennen kann.
Mir gefällt die äußere Struktur, das formale Zuspitzen. Auch mag ich das Bild der Haarwurzeln und der Gehirnrinde. Völlig sinnfrei erscheinen mir jedoch Vers 2 und 3, sorry, kannst du mir das erklären?
Ich habe schon mal ein Gedicht von dir gelesen (Sonne im Rücken) und ich denke, du hast das schon besser gemacht.
Beste Grüße,
David
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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01.04.2010 20:44
von jim-knopf
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guten abend david
vielen dank für deinen kommentar
Zitat: | Trotzdem sollte man es dem Leser nicht schwerer machen, als nötig. |
naja dem würde ich gar nicht unbedingt zustimmen. vll gegenfrage: warum sollte man es dem leser leicht machen? er soll sich doch damit beschäftigen (und womöglich ein wenig mehr, als er das mit einem prosatextabschnitt der selben länge tun würde) Möchte mich nicht entschuldigen, aber was die Verseinteilung mit den ungewöhnlichen Zeilenumbrüchen angeht, so steh ich nur in der Tradition sehr sehr vieler großartiger Lyriker. Schaut man sich die (mehr oder weniger) erfolgreichen Lyriker der letzten Jahre an, so findet man einen anderen Stil der Zeilenumbrüche nur noch sehr selten. Hab ich zumindest den Eindruck. Der Leser soll genauer hinschauen. Und bei Texten die dem Leser nach Augenmaß hingeschustert wurden, da tut er dies oftmals nicht.
Zitat: | Völlig sinnfrei erscheinen mir jedoch Vers 2 und 3, sorry, kannst du mir das erklären? |
Naja ich erkläre meine Texte nicht gern. Sinnfrei sind sie (zumindest für mich) sicher nicht Aber würde ich dir meine Intension jetzt hier aufdrücken, dann hättest du gar keinen Spielraum mehr, dir deine eigenen Gedanken zu machen.
Zitat: | und ich denke, du hast das schon besser gemacht. |
definitiv
Gruß
Roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Gast
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01.04.2010 20:48
von Gast
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Hm, so hab ich das mit den Zeilenumbrüchen noch gar nicht gesehen. Ja, vielleicht sollte man es dem Leser nicht zu leicht machen und er sollte genauer hinsehen, aber durch solch drastische Mittel? Ich weiß nicht. Das ist wohl Geschmacks- oder Einschätzungssache.
Dass du mir deine Zeilen als Lyriker nicht groß und breit erklären willst, versteh ich und seh ich ein.
Gruß,
David
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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01.04.2010 20:56
von jim-knopf
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Zitat: | aber durch solch drastische Mittel? |
so drastisch war das doch nicht
Brinkmann, Bukowski, ...
die waren da alle viel ärger
(vll sin sie aber auch deswegen beide schon tot?)
gruß
roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Angst Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1571
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A 01.04.2010 22:07
von Angst
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jim-knopf hat Folgendes geschrieben: | (vll sin sie aber auch deswegen beide schon tot?) |
Japp, der Lyrikgott hat keinen Humor!
Die Enjambements finde ich verdammt gut gesetzt. (Nett ist auch die Titelspielerei im ersten Vers. Du Ulknudel, du.) Sie sind Treibstoff für das Gedicht. Diese Geschwindigkeit nimmt in der letzten Strophe dann ab. Die Fragen des LI zielen wohl auf das alte Rätsel Liebe: "Wie oft denkst du an mich, wie viel deiner Zeit stellst du mir zur Verfügung?" Ich meine, dem LI eine gewisse Besessenheit unterstellen zu können: Sich selbst in das Gehirn eines anderen einmeisseln, tss, also wirklich!
Liebe Grüsse,
Scheinheilige
PS: Hatten wir das mit den Gehirnkerben nicht schonmal? Oder war das jemand anderes?
_________________ »Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48. |
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Michael Lüttke Cholyriker
M Alter: 60 Beiträge: 621 Wohnort: Duisburg
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M 02.04.2010 14:18
von Michael Lüttke
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Egal wie gut der Text auch technisch funktioniert,
er hat keine lyrische Seele.
Schwaches Wort- und Gedankenkonstrukt.
Sorry Jim
_________________
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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02.04.2010 15:06
von jim-knopf
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guten abend ihr beiden
vielen dank für eure kommentare
Zitat: | Egal wie gut der Text auch technisch funktioniert,
er hat keine lyrische Seele. |
So sehr ich deine Kommentare auch schätze, das ist eine Antwort, mit der ich leider sehr wenig anfangen kann. Ich will mich gar nicht verteidigen, aber wenn du geschrieben hättest: "der Text ist schlecht", wäre das genauso wenig nützlich gewesen. So kann ich jedenfalls weder versuchen zu verbessern, noch kann ich was für die Zukunft daraus mitnehmen.
Gruß
Roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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04.04.2010 12:37
von Jocelyn
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Ich würde den Vers
mit den Handballen
rausnehmen wollen.
Der Sprung vom Kopf zu den Händen erscheint mir unpassend. Ohne diese Zeile liest es sich für mich deshalb schöner.
Das Gedicht drückt für mich die Resignation über das Unvermögen, seine Jahre intensiv zu leben und Wesentliches zurückzubehalten aus. Über den unvermeidlichen Verlust. Und ihre vorbeifließende Monotonie. Das Li fühlt sich als Opfer. Aber weiß auch nicht, ob es was dagegen tun kann.
Mir gefällt dein Gedicht gut.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Michael Lüttke Cholyriker
M Alter: 60 Beiträge: 621 Wohnort: Duisburg
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M 04.04.2010 14:48
von Michael Lüttke
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jim-knopf hat Folgendes geschrieben: | ,
So sehr ich deine Kommentare auch schätze, das ist eine Antwort, mit der ich leider sehr wenig anfangen kann. Ich will mich gar nicht verteidigen, aber wenn du geschrieben hättest: "der Text ist schlecht", wäre das genauso wenig nützlich gewesen. So kann ich jedenfalls weder versuchen zu verbessern, noch kann ich was für die Zukunft daraus mitnehmen.
Gruß
Roman |
Ich bin nicht da, um deine Texte zu verbessern, der wir befinden uns auf Augenhöhe.
Allerdings erwarte ich von einem Lyriker mit deiner Erfahrung, das er durchaus in der Lage ist den Begriff "keine lyrische Seele" zu verstehen.
In letzter Zeit mag ich sowieso nicht, wie du mit der eigenen Person und deinen Texten kokettierst. Das hast Du weder nötig, noch bringt DAS Dich wirklich weiter.
Viele Bewunderer Deiner Lyrik sind deshalb schon abgesprungen.
Michael
_________________
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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04.04.2010 15:39
von jim-knopf
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Michael Lüttke hat Folgendes geschrieben: | jim-knopf hat Folgendes geschrieben: | ,
So sehr ich deine Kommentare auch schätze, das ist eine Antwort, mit der ich leider sehr wenig anfangen kann. Ich will mich gar nicht verteidigen, aber wenn du geschrieben hättest: "der Text ist schlecht", wäre das genauso wenig nützlich gewesen. So kann ich jedenfalls weder versuchen zu verbessern, noch kann ich was für die Zukunft daraus mitnehmen.
Gruß
Roman |
Ich bin nicht da, um deine Texte zu verbessern, der wir befinden uns auf Augenhöhe.
Allerdings erwarte ich von einem Lyriker mit deiner Erfahrung, das er durchaus in der Lage ist den Begriff "keine lyrische Seele" zu verstehen.
In letzter Zeit mag ich sowieso nicht, wie du mit der eigenen Person und deinen Texten kokettierst. Das hast Du weder nötig, noch bringt DAS Dich wirklich weiter.
Viele Bewunderer Deiner Lyrik sind deshalb schon abgesprungen.
Michael |
ich versuch immer, meine Person von meinen Texten abzukoppeln. Wenn das nicht immer klappt, dann tuts mir leid. Ich bin auch nur Mensch.
Und wenn dir eine fehlende lyrische Seele als Begründung unter einem deiner Texte genügt, dann ist das wohl ein Missverständniss. Für mich ist der Begriff eher sehr schwammig und dehnbar.
Ich hab das nur angemerkt, weil gerade du jemand bist, der gerne einmal darauf hinweißt, dass er mit einem Kommentar aller "find ich super" oder "find ich scheiße" recht wenig anfangen kann.
Zudem hatte ich vor, hier noch weiter zu arbeiten. Nicht umsonst steht er in der Talentschmiede. Da hatte ich auf ein paar Ideen gehofft. Is ja jez auch nich schlimm. Ich nehm mir ständig vor, an Texten weiter zu arbeiten. Im Endeffekt wird meist e nix draus
Dank dir für deine Meinung
und danke freilich auch an Jocelyn für den Kommentar
Gruß
Roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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le bip Gast
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04.04.2010 16:26
von le bip
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Hallo jim-knopf,
ich hatte ein paar Probleme mit dem Ende. Das wirkte mir zu nachlässig und willkürlich. Für "nicht" den letzten Vers zu reservieren, kommt mir ein bisschen unglücklich vor, zumal in der Verbindung mit "oder".
Ansonsten las sich "wie viele gedanken hängen/zwischen den haarwurzeln" ziemlich interessant. Du hast einige anschauliche Ideen.
Beim Lesen erzeugte das eher gemischte Gefühle: Einerseits ist dein Gedicht, wie gesagt, ganz schön, anderseits besitzt es nicht genug Ausdrucks-, Aussage- und Schlagkraft, um einen zu fesseln. – Ich vermute, das kommt durch die vielen Enjambements zustande. Es will sich einem einfach nicht erschließen, warum. Hätten es nicht normale Verse oder zumindest Variationen
aus Enjambements und normalen Versen auch getan? Warum schwächst du bei soviel Potential alles ab?
Liebe Grüße,
le bip
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Michael Lüttke Cholyriker
M Alter: 60 Beiträge: 621 Wohnort: Duisburg
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phönixe Eselsohr
P Alter: 56 Beiträge: 238 Wohnort: Gelsenkirchen
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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05.04.2010 12:43
von Jocelyn
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phönixe hat Folgendes geschrieben: |
denn wenn meine hand auf dem ballen aufliegt, befindet sich eine maus darunter, ansonsten wird mein handballen eher selten beansprucht
ansonsten fällt mir nichts besseres ein, mir fehlt für diese zeilen der durchblick...
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Mit dem Handballen macht man einem Toten die Augen zu.
Ich finde die weiter oben vorgeschlagene Verbesserung schlecht. Sie engt ein. Das Original ist besser. (Für mich besteht auch keine Augenhöhe, aber das ist meine persönliche Meinung, nur so am Rande.)
Der Schluss oder nicht ist schön offen.
Er lässt so den Rückschluss zu, dass nicht die Kerbe im Du sondern auch die Kerbe im Ich tragend ist.
Und die Machtlosigkeit gegen die Stärke der Zeit wird so auch ausgedrückt.
Außerdem fehlt mir der Bezug zum Gedanken, dass einer solange nicht endgültig tot ist, wie er nicht vergessen worden ist.
Auch das lese ich in dem Gedicht. Es gefällt mir eigentlich immer besser.
(Bis auf die genannte Zeile)
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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phönixe Eselsohr
P Alter: 56 Beiträge: 238 Wohnort: Gelsenkirchen
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P 05.04.2010 21:10
von phönixe
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tut mir leid, aber dass man einem toten die augen mit den handballen schliesst, es dafür quasi eine vorgeschriebene körperregion gibt, die das übernehmen soll...muss ich nicht wissen( zum glück kein bestatter, und noch nie sowas praktiziert)
lg phönixe
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dancingFire Leseratte
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Beiträge: 168 Wohnort: Karlsruhe
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D 05.04.2010 22:34
von dancingFire
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Mir gefällt das eigentlich so wie es ist (das ursprüngliche), aber mir gefällt auch das, welches Michael geändert hat. Das sind für mich eben einfach zwei Gedichte und nicht eines.
Ich würd es einfach so lassen wie es ist.
_________________ Wenn du einen hungernden Hund aufnimmst und dafür sorgst, dass es ihm wohlergeht, wird er dich nicht beißen. Das ist der grundlegende Unterschied zwischen Menschen und Hunden. (Mark Twain) |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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06.04.2010 14:15
von Jocelyn
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phönixe hat Folgendes geschrieben: | tut mir leid, aber dass man einem toten die augen mit den handballen schliesst, es dafür quasi eine vorgeschriebene körperregion gibt, die das übernehmen soll...muss ich nicht wissen( zum glück kein bestatter, und noch nie sowas praktiziert)
lg phönixe |
Sollte doch nicht Vorschrift sein.
Ich habe es im Gedicht so verstanden, da ich dieses Vorgehen bildlich aus Filmen so im Kopf habe.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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