LOONYS -Kapitel 2.4

[denLars]

2.4
Es war schon eine ziemlich seltsame Situation.
Ein Meisterdieb aus Blackcity, der aus der Spiegelwelt kam, um einen der sieben Rosenhüter zu suchen und mit ihm die Rosen selbst zu holen, lief mit diesem zu McDonald's, um einen Cheeseburger zu essen, während die Nebel bereits durch die Universumsrisse drangen.
Die Nebel.
Die Nebel von Nod. Und mit ihnen kommen die Nebelmänner, ihre dunklen Lieder singend. Wenn man in diesen Zeiten ganz still war, konnte man sie schon hören. Ihre dumpfen Stimmen, die in einer unbekannten, bösen Sprache sangen, die noch nie zuvor ein Mensch in unserer Welt oder in der Spiegelwelt gehört hatte.
Nun waren sie noch ein leises Flüstern, so wie die Nachrichten und Meldungen, die damals durch die Medien gingen. Fälle, die so schienen, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Fälle von spurlos Verschwundenen, Geister- und Ufosichtungen, Meldungen über eine drastisch zunehmende Zahl an Verrückten, Nachrichten über die Sichtungen von Kreaturen, die man lange für ausgestorben oder gar nicht erst für existierend gehalten hatte.
All diese Kreaturen drangen aus der Spiegelwelt, die bereits den Heeren von Nod zum Opfer gefallen war. Es waren nur wenige Überlebende. Um genau zu sein, waren es sieben. Einer von ihnen war Garnett Gormadus. Sie waren die Lilienwächter der Spiegelwelt.
Aber alles zu seiner Zeit. Wir werden noch genug über die Lilienwächter und Rosenhüter, über Nod, die Spiegelwelt und unsere Welt erfahren.
Lasst uns zurück zu den Nachrichten kommen, die so zusammenhangslos schienen, das niemand vermutet hätte, dass sie das erste, leise Rauschen eines riesigen Stromes waren, der uns alle mitreißen sollte.
Ich erinnere mich an den Tag, an dem sich meine Realität genau so auf den Kopf stellte wie bei Kay und Adrian noch sehr gut.
 An ihm veränderte sich die Realität von uns allen.
Die Menschen saßen wie beim 11. September gebannt vor ihren Fernsehern und starrten ungläubig und entsetzt auf ihre Schirme. Diesmal waren es aber nicht die Bilder des einstürzenden World Trade Centers, die uns so beängstigten, sondern die pixeligen, verwackelten Bilder einer Handykamera, die zeigten, wie ein riesiger Minotauros in Hamburg einen Bus rammte und dadurch ein Straßenchaos auslöste. Dann konnte man sehen, wie sich der Minotauros über den Bus beugte, den Mund öffnete und sprach. Das Band hatte keinen Ton, man konnte seine Worte nicht verstehen, doch viele Lippenleser vermuteten, er würde etwas wie "Ich will dir helfen, Aaron" sagen, wobei sie sich nicht sicher waren, ob der Name Aaron, Andreas oder doch Adrian war.
Ich sollte noch erfahren, welcher Name der richtige war, ich sollte sogar noch den Jungen kennenlernen, dem dieser Name gehörte. Doch vorerst sah ich auf dem winzigen, tragbaren Fernseher meines Vaters nur CNN, wo immer wieder dasselbe Handy-Video abgespielt wurde. An diesem Tag fuhren wir mit seiner Yacht zum Great Barrier Reef in Australien. Ich trank eine Cola, erfreute mich meines Lebens und sah dann plötzlich diese Sondersendung, worauf ein Riss durch die Linie meines Lebens ging und ich mein wahres Leben begann. Das Leben eines Rosenhüters.
Cindary, so war ihr Name. Sie war eine Meerhexe, eine wunderschöne Meerhexe. Auch sie war eine Lilienwächterin, genau wie Schattenschleicher, dessen Bekanntschaft Kay machen durfte.
O, ich erinnere mich noch, wie die frische Seeluft an diesem Tag mein Haar zerwehte, ich erinnere mich noch, wie meine Freundin Susanne, die ich in diesem Urlaub kennengelernt hatte, eines ihrer wunderbaren Lieder sang...
...und wie sie starb.