Der Tag, an dem ich Gott meine verfluchte Seele verkaufte

mondblume · Reißwolf Alter: 45 Beiträge: 1138 Wohnort: Costa Brava

„Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt.“
„Wo drückt der Schuh, mein Sohn?“
„Ich habe meine Seele dem Teufel verkauft.“
„So, so, dem Teufel. Hast du wenigstens etwas Anständiges dafür bekommen?“
„Nun, heiliger Vater, er hat mir ewiges Leben versprochen.“
„Aber das bekommst du doch bei mir auch, noch dazu mit Ausblick!“
„Das mag schon sein, aber bei dir kommt das im selben Paket wie der Tod.“
„Ah, ich verstehe. Ewiges Leben auf Erden. Sonst noch was?“
„Äh, ja, also er wird meine Steuern zahlen. Ausser die Kirchensteuer. Und eine private Krankenversicherung krieg ich auch.“
„Ewige Gesundheit inklusive?“
„Nein, davon hat er nicht gesprochen.“
„Dieser Halunke. Sonst noch was?“
„Meine Traumfrau.“
„Die Traumfrau, natürlich. Die da auch ewiges Leben geniessen wird?“
„Das ... das habe ich nicht nachgefragt. Muss mal kurz im Vertrag nachschauen. Hm. Moment, bitte. Ganz schön klein geschrieben ... Da brauche ich ja eine Brille, um das entziffern zu können!“
„Ob die von der Krankenkasse übernommen wird?“
„Hä?“
„Och, nichts, nichts.“
„Nein.“
„Nein, was?“
„Kein ewiges Leben für die Traumfrau.“
„Naja, sie kann dir ja dann von hier oben aus zuwinken. Was musst du überhaupt dafür leisten? So wie ich den alten Schurken kenne, wird er dich nicht mit Geschenken überhäufen, nur damit er eine Seele mehr auf dem Konto hat. Dafür ist er zu geizig.“
„Ich soll, also, ich muss pro Monat drei Leute davon überzeugen, ihre Seelen ebenfalls dem Teufel zu überlassen.“
„Das ganze, ewige Leben lang? Da hast du aber ordentlich zu tun! Schuften, schuften, mein Lieber! Während du bei mir auf der weichen Wolke sitzen, und mit deiner Traumfrau Milch und Honig schlürfen könntest. Was passiert, wenn du das Soll nicht erreichst?“
„Dann fahre ich sofort zur Hölle.“
„Ha, ha, in das versiffte Loch! Da hat er mich mal kurz reinblicken lassen. Grauslig, mein Sohn, grauslig.“
„Scheisse.“
„Unter anderem.“
„Hä?“
„Nichts, nichts.“
„Ach herrje, herrje, was mach’ ich denn jetzt bloss?“
„Jetzt fängt das Jammern an ... Immer das gleiche.“
„Lieber Gott, heiliger Vater, kannst du mir denn gar nicht helfen?“
„Einschleimen ist unfair, da werde ich immer schwach.“
„Bitte, bitte, lieber Gott, ich werde von jetzt an auf Knien durchs Land kriechen und deine weisen Worte verkünden.“
„Ne, lass mal lieber, das können andere besser.“
„Ich werde alle Moslems zum Christentum bekehren!“
„Da krieg ich nur Ärger mit Allah.“
„Ich tätowiere deinen Namen überall auf meinen Körper. Überall!“
„Um Gottes Willen, nein.“
„Bitte!“
„Nein!“
„Ich könnte dir, wenn ich tot bin, jeden Abend die Wolke fegen, dir den Bart kraulen und auf der Flöte vorspielen!“
„Ja Kruzifix! Moment einmal. Das klingt nicht schlecht. Gib her die Seele, wir sehen uns morgen.“
„Hä?“