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Queener


 
 
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Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag07.10.2009 10:49
Queener
von Ralfchen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

im folgenden text wird ab dem absatz beginnend "Mit voll ehrender Furcht" wird eine von mir kreierte space-lingo geschrieben und gesprochen. diese wird nach und nach korrigiert um das verständnis zu erleichtern. ich danke den lesern für ihr verständnis-


Queener

Der ohrenbetäubende Gong des roten Giganten, dringt synthetisiert durch mein erwachendes Mark und stochert mit Millionen Nadelspitzen in meinem Bein.

Unsere Astrophysiker hatten wieder einmal recht gehabt. Ein Stern tobt und wimmert, ehe er stirbt. Aber wer nicht - hm? Gebannt starre ich auf den Visio-Schirm, schräg oberhalb meiner aufgekippten Langschlafhülse. Die Kugel – obzwar ziemlich exakt noch zehn astronomische Einheiten entfernt - ist solar das Immenseste, das ich bisher vor den Glotzern hatte. Das Ding brodelt und blubbert optisch so, als würde meine seit rund 26.000 Jahren verblichene Omi ihr legendäres Goulasch in einer Nylonkugel aufkochen. Buht und muht noch dazu, als ob das filettierte Rindsvieh, mit einer Chilischote im Maul, noch alive im Saft schwimmt.

Shit – ich darf gar nicht an das Goulasch denken, dass ich letztens vor zig Jahrtausenden, in ihrer kleinen Kombüse genüsslich in mich schlang.

Das Implant-Quant-Crystall zwischen meinen Frontlappen, meldet sich mit einem kurzen Zirpen. Oh goody – der Engel ist in der Leitung.

„Guten morgen, mein Süßer!“

Denkt es in mir. Frau oh Frau, hat der Engel eine geile Stimme.

Verdutzt blicke ich auf plötzliche erektile Überfunktion in meinem zentralen Lendenbereich. Shit das nenn´ ich nen Morgensäbel. Und das nach 26.154 Jahren.

Muss mal im Quantcrys nachfragen: ja - genau 9.703.134 Tage ungesext durch die Milky, iss schon ein wuchtiges Stück. Das Blut brennt mir beinahe das krause Scham-Gefieder ab.

„Engel fick mich mal ordentlich durch!“

Flehe ich abgeschöpft.

„Aber gerne mein Süßer!“

Gurrt es warmluftfächernd durch meinen zerebralen Eiweißbereich. Und schon kauert eine virtuelle Brünette mit nassen Titten vor meinem Innerauge am Hülsenrand und saugt mir zärtlich eine heiße Portion Trüben aus dem Erektil. Das Zeug spritzt mir bis an den Hals. Ich gröle löwig, strecke mich und ziehe die Duftluft der Schlaf-Wiege einmal scharf lungenwärts ein. Frau oh Frau, das war echt Wonder!

Rechts neben mir erstreckt sich die endlose Langschlaf-Hülsenreihe der 665 Brüter, aus denen womöglich sehr bald 333 Weibchen und 332 Drohnen rauskrabbeln werden. Ich hier, am Ende, bin der Queener, wie man unsere spezielle Zuchtgattung für  Langzeitreisen taufte. Insgesamt sind zwölf von uns mit der gleichen Entourage, in der lokalen Galaxie kreuz und quer unterwegs. Wir sollen die Habitable Zone erkunden und nach und nach bevölkern.

Ja, so lautet der Plan „Des Ewigen Denkers“. Wir haben dazu rund 260.000 planetare Jahre Zeit zur Verfügung. Sollte genügen, um ein paar passende Eisenbälle á la Gaya zu finden, kultivieren und zu bevölkern.

„Und - hat’s dir gut getan, Süßer?“

Kitzelt mich Engel synaptisch.

„Ja, Himmlische, du weißt wie man’s richtig macht, hab alle deine Brüder und Schwestern singen hören…hahahahaha!“

„ZSchlafen, du alter Borcino, hab dein Erektil recht gut gespürt. Husch, nun dusch dich mal und dann an die Arbeit, du hast eine verbleibende Prime Biophase von 300 Jahren, bevor ich dich einschmelze. Also nimm die Beine in die Hand, Baby!“

***

Verbleibende Solar-Vitale des Roten Giganten, etwa eine Milliarde Jahre. Dann knallt der Typ Nova. Mag sein, er schrumpft in eine braune Zwergenhaut. Hinter ihm sollen im Umkreis von etwa sechzig bis dreihundertsechzig astronomischen Einheiten, sechs Lichtväter der Gruppe II fusen, also Sterne mit einer restlichen Lebensdauer von acht bis zwölf Milliarden Jahren. Einer oder zwei davon, könnten - wenn die spektralen Berechnungen stimmen, von Habitablen umrundet werden. Wahrscheinlich ist, dass wir nach mehr als 26.000 Jahren vielleicht sogar einen Blauen vorfinden.

In genau 26 Tagen, werden wir am Roten Dickerchen – mit seiner massiven Hilfe - vorbei gravitieren und ihn schwungvoll, fast ohne Eigenenergie hinter uns lassen. Sein Dröhnen wird dopplernd in einem für mich hörbar gemachtem Wimmern enden, denn: Im Raum herrscht absolute Stille.


Ich habe das übliche mental-zerebrale Updating nun hinter mir und strecke mich gähnend im  körperwarmen Ganzkissen der Hülse durch.

„Wie geht es dir, Süßer?“

denkt Engel in mir. Ich muss meine plötzliche Gier nach einem Orgasmus unterdrücken. Spaß hat noch alle Zeit der Zeit.

„Denke ich auch, schlaf wieder ein paar Runden mein Kleiner, du hast noch viel vor.“

Engel die Denkerin weiß alles und fühlt alles.

Mit zartem Summen schließt sich meine Hülse. Ich bin allein und doch nicht. In den 665 Hülsen der Reiserhalle alongside der meinen, wird Leben in dem Augenblick zu sprießen beginnen, wenn wir im Orbit eines 100pro-Habitablen zu schmachten beginnen. Genau sechs irdische Monaten danach, ist mein Schwarm dann komplett.

Die Quanten-Crystal-Systeme unseres Reisers, werden in etwa 60 Stunden auf dem letzten Stand des gesamten aktuellen Wissens unseres Heimatplaneten sein. Seit rund 21.153 Jahren erhält unser Reiser Hypertripital-Signale aus Gayas zentraler Whisper-Lounge. Ab damals, war man technisch erstmals in der Lage, via Verfaltungen im Raumzeit-Gefüge, Signale im so genannten Synapsis-Mode zu übermitteln. Gedankenschnell! Verdammt geil.

Während der nächsten Monate, würde Engel den Reiser einem Nano-Auto-Struktur Make-up unterziehen. Die goldene Reise-Kiste wird danach, wie neu sein. Frau oh Frau, das wird ein verdammt süßes Abenteuer. Mit diesem Denkausflug wird es zunehmend kuscheldunkel in mir.

Ich, ein Queener - halbtot bis auf Widerruf.

Hahahahahahu..hu..hm..hm.


***

Voll ehrender Furcht starre ich auf den Visio-Schirm: Shit Frau, der Habitable iss ein Blauer. Fast geht mir Einer ab. Frau oh Frau!

„Was sagst du Süßer, ist das nicht wunderbar?“

Engelt es in mir. Die Synapsprache von Engel – ungewäjubilant, fast schrill.

Engel scheint verändert, klingt irgendwie arrogant, manchmal fast zögernd. Klar, hat irre Mengen an Neuem  im System. Das ist’s´. Ich geh zur Ruh, mach meine Äuglein zu. Schlafe ruhig.

Sechs „Heute“ - denn es gibt ab sofort keine Tage mehr - später: Die 666 Wabensysteme  sind aktiviert, das Volk wächst ab jetzt. Engel erklärt mir, dass die Inkubation auf Grund neuester Methode und Lebenstechnik auf 90 Heute reduziert werden kann. Hm, mein Volk in 90, nicht übel.

Engel hat gestern begonnen, den Blauen zu mappen. Heute sollten die ersten präzisen Daten verfügbar sein. Frau, was sich nicht alles verändert hat. Wir sind in der Lage ein System in einem – max zwei - Heute völlig zu analysieren. Geologisch, botanisch, aquarisch, resourcisch, biologisch und was nicht noch alles. Eben alles. Ich bin am Platzen vor rasender Neugierde. Ich betrachte mich im kleinen Reflektor meiner spärlichen Sanitas. Blaue Augen sehnen mir vis a vis. Mein schwarzes Haar ist schulterlang geworden, ein 16-Heuter-Bart verhaart mein hageres Ponem verzierend. Engel meint, ich sehe gut aus, ein Queener muss seinem Völklein auch von Außen was Charismatisches zu bieten haben. Meinetwegen. Bart und Haare werden am aktuellen Status verharren, bis die Wachstumszellen reaktiviert werden. Frau, ich werde auch nie alt. Das ist das Geilste an der Sache. Nur Engel kann mich abberufen für ne Pause. Aber bis dahin werde ich Tausende gezeugt haben. Geiler geht’s nicht.

Der Blaue ist ein perfekter Lebensplanet. Rotiert in gleicher Distanz wie Gana  um den Gruppe-II-Vater. Im gesamten solaren System: 10 Planeten mit 201 Monden und Trabanten. Alter ca 5,2 Milliarden Ganns. Ein gravitierender Mond, ähnlich unserem Grauen um Gana. 3 Kontinente, 82 Prozent Meere, Regenwälder, unzählige Flüsse, Seen. Ein fertiges System. Mit einem schweren Tropfen Wermut: Der Blaue ist nicht nur, der ganzen Skala gemäß, botanisch und komplex animal bevölkert – sondern auch human. Geschätzte Planeten-Bevölkerung 248 bis 310 Millionen. Keine Techno-Kultur, aber Hochkultur im Ferro-Zyklus. Frau, die ganze Sache eben. Ich fühle mich übel in der Grube. Shit Frau - shit!

Wir zoomen tief rein - recorden im Synchrono. Rote Gebäude. Lehmstrukturen. Eine Stadt, umgeben von einer hohen Mauer aus Quadern. Geschätzte Einwohnerzahl 24 bis 26.000. Marktplätze, Humane hasten durch enge Gassen. Es ist eine Mischung aus Beduinen und Statischen mit dominanten Religiösen - Priester-Kasten, wie es scheint. „Moment Engel – stopp hier – zurück, ja noch ein wenig, gut, hier! Guck mal, eine Soldatenkultur.“

Kleine Trupps geführt von Maskulinen auf Pferden, Pferde wie auf Gana. Sie kreuzen und queren durch die Stadt. Leben nimmt überall denselben Pfad, muss milkyweit – wenn vorhanden – identisch sein. Man hat es seit Langem vermutet. Die Soldaten sind geharnischt, behelmt. Okkupanten? Mag sein. Ich habe den festen Eindruck. Engel: „Es sind Okkupanten Queener, ich habe sie auf zwei Kontinenten in - und außerhalb von Städten recordet. Ein System-Kriegsvolk mit – für die planetare Epoche - modernen Infrastrukturen, sie verwenden zum Transport von Material und Soldateska tiergezogene Fahrzeuge mit gut entwickelten und in Masse hergestellten Rädern. Sie scheinen 75 Prozent der beiden landverbundenen Kontinente zu kontrollieren. Sie sichern sich kommunikativ mit einem elaboraten System von Türmen mit Lichtspiegeln. Ein primitives Morse, wie auf Gana zweihundert Ganns  B.B., also vor dem Blender! Das gut gebaute Straßennetz, hat eine Länge von mehr als 160.000 Ganner; es ist enorm für die kulturelle Epoche!“

Ich atme krampfhaft.

„Mein Nah-Orbit Spy-System ist dabei, die Schriften zu analysieren und dich damit in real-time zu brainen. In zwei Heuten, sprichst du mindestens drei Ihrer Sprachen perfekt, mit Idiomen und Verständnis für ihre Religionen, Poesie und sämtliche kulturelle Eigenheiten. Die ganze Sache, Baby. Du wirst einer von Ihnen sein, Queener!“

„Mein“ Nah-Orbit Spy-System? Engel denkt als Eigner, das ist nicht systemkonform, nein. Ich denke nicht mehr. Gehe tief transzendental. Fragedenkzeichen von Engel in mir: „Wo bist du Queener?“

Der Senker schwebt brummend - ohne Gravi, neben mir. Binnen Kurz, ist er im Blau der Atmosphäre  verschwunden. „Bist du ok. Queener?“ „Ja, Engel alles klaro.“ Die Stadtmauer ist etwa 2,5 Ganner entfernt. Ein heißer Wind prickelt mir Sand an die Wangen. Ich klemme die Augen enger. Ich habe alles im neuen Voll-Daten Quantcrys. Sprachen denken in mir, mischen sich mit der meiner Mutter. Ich sortiere via Crys, denke synchron. Engel lächelt in mir, warum?

Ich blicke auf meine groben Ledersandalen, streiche über den Stoff meines weißen Leinenumhangs. Ja ich bin jetzt einer von ihnen, daran könnte niemand zweifeln. Um das Handgelenk trage ich einen dünnen Schmuck-Riemen, auf dem winzige Muscheln zwischen Ringen aus einem gelblichen Metall gereiht sind. Ein Schweißband gürtet meine Stirne und auf dem geflochtenen Lederband um meine Taille, hängt ein Säcken aus weichem Leder, das bei jedem meiner Schritte klingelt. Kein Credit-Crys, nur Kurant in Auru und Argu. Es ist geprägt, abgegriffen und trägt die flachen Portrait-Schnitte von Regenten, den Emperoren einer fernen Metropolis, ATROCIDAD.

Die Stadt ist von einem Gewirr kleiner Strassen durchschnitten, in welchen sich Menschenmengen drängen und schieben. Die Häuser sind aus Lehmziegeln und teilweise Steinquadern gebaut. Die Tore sind nicht selten, feinstens geschnitzt und mit Nägeln aus einem gelblichen Metall, ähnlich dem auf meinem Armband beschlagen. Auf den geräuschvollen Marktplätzen, werden Gemüse, Obst, Fisch und Fleisch, aber auch sämtliche Dinge des täglichen Bedarfes angeboten. In zum Markt offenen, kleinen Räumen, klopfen Metallschmiede zierliche Geschmeide, Töpfer formen mit lehmigen Händen und Kinder knüpfen feine Teppiche. Bunte Stoffe, die von Femininen auf Qualität geprüft werden, liegen ausgebreitet auf langen Tischen, unter leinenen Baldachinen. Ich bewege mich unter den Menschen, frage da und dort nach dem Preis einer Ware. Das einzige was mich ein wenig befremdet, ist, dass manche sich grüssend vor mir verneigen und mir den Weg höflich frei machen. Man flüstert hinter mir. Mit dem Senso-Hyper kann ich – wenn ich es will - Worte auch aus großer Entfernung wahrnehmen:

„Das ist er…ja er ist es, sieht er nicht erhaben aus…wird er heute wieder einen seiner Vorträge halten?…Weißt du, seit wann er wieder in der Stadt ist?…Er ist schön in seiner einfachen Schlichtheit… schau nur wie elegant er sich bewegt….er verkörpert so vieles, dass uns von anderen unterscheidet, findet ihr nicht – oder? - was denkst du? ...ja schon.“

Eigenartig, es scheint als würden manche mich kennen, oder aber verwechseln. „Engel, was meinst du?“ „Was soll ich meinen, Queener? Mag sein, du bist jemandem ähnlich, den sie kennen.“



Erster Epilog

Der Soldat wagt es nicht, mir in die Augen zu sehen, während er den Nagel in die andere Handfläche schlägt. Das Andolorcrys unterdrückt jegliches Schmerzgefühl, eigentlich könnte ich Grinsen. Ich vermeide es. Ich hänge an der, in ein Loch im Boden versenkten und verkeilten T-förmigen Holzkonstruktion und lasse meinen Blick in der Runde schweifen.

Etwa zwei Dutzend Soldaten unterhalten sich lautstark. Manche sitzen auf Felsblöcken, andere stehen in kleinen Gruppen. Mein Rücken juckt von den Schlägen, die man mir gestern Nachmittag im Hof der Kommandantur verpasst hatte. Unter grölendem Gelächter, hatte sich ein halbes Dutzend der Soldateska, beim Zuschlagen abgewechselt. Die Wunden beginnen sich zu schließen, in sechs Stunden, also einem halben Heute, wird keine Spur mehr auf meinem Rücken zu sehen sein. Nur das heilende Jucken des Sanarsys, nervt mich zum „aus der Haut fahren! Einer der Soldaten schiebt mir einen Schwamm unter die Schnauze und ermuntert mich grinsend, daran zu saugen. „Fick dich du Arschloch!“ sage ich runter zum ihm und er grinst mich verständnislos an. Ich nehm das Ding kurz zwischen die Lippen und verziehe meine Gesicht, als wäre Zitron pur drauf. Der Wichser grinst weiter. Kosmos, was für ein Trottel! Ein Soldat versenkt seine Lanze dort, wo er mein Herz vermutet. Natürlich an der falschen Stelle. Er kratzt mir eine Rippe an, irgendwie kitzelig.

Engel:

„Alles Roger Queener? Wir machen pick-up morgen 0400, Klaro?“ „Klaro!“

Und ich? Rufe den Gaffern unter mir, in ihrer Sprache zu:

„Es ist vollbracht Leute, geht nach Hause!“.

(Weiß nicht warum ich das sage – na egal.)

Mit der Hilfe von zwei Soldaten, hebt man die Konstruktion mit meiner Wenigkeit, aus dem Loch und legt sie flach auf den Boden. Mühsam, zerren die beiden Soldaten die Nägel aus dem Holz und meinen Handflächen. Ich mache auf Hyberno-Mode, wobei ich praktisch nicht mehr durch die Lunge - sondern vorübergehend - nur durch die Haut atme. Die beiden Frauen und ein Mann mit einem dichten Bart und verfilzten Haaren, wickeln mich in Tücher aus dünnem weißen Leinen und heben mich vorsichtig auf eine Karre. Die ganze Prozession bewegt sich gleich drauf andächtig, auf einem holprigen Weg, der links am Hügel vorbeiführt, nach unten.

Es ist schon fast dunkel, als wir an einem kleinen Steingebäude ankommen. Die beiden Soldaten sprechen leise mit den Frauen, man hebt mich von der Karre und legt mich im Inneren der Stätte auf eine lange Steinplatte, die auf einem Sockel aus Lehmziegel ruht. Am oberen und unteren Ende, platziert man je eine brennende Öllampe. Alle entfernen sich und die Soldaten schieben einen mannshohen Steinblock vor den schmalen Eingang.

0400. Ich bin hellwach und vernehme das Brummen des Senkers vor dem Eingang. der Stein schwebt einige Bruch über dem Boden vom Tor weg und senkt sich, wie von unsichtbare Hand getragen, leise ab. Frau oh Frau, das Antigravisys ist voll geil, hat alles im Transportwesen total verändert. Die beiden Soldaten liegen, wenige Schritte von dem Ziegenstall entfernt, selig im Tiefschlaf auf ihren Strohmatten.

Drei Heute später. Ich habe in guter Verkleidung, eine ganze Reihe von Souvenirs in der Stadt erworben und einen Esel damit voll beladen. Ein kleiner Junge begleitet mich bei meinem Einkaufsbummel. Wir sind etwa drei Ganner von der Stadtmauer entfernt und der Junge hilft mir dabei, den Senker zu beladen. Er wird sich im nächsten Moment, an nichts mehr davon erinnern können. Ich begleite ihn zurück - fast bis an die Stadtmauer und gebe ihm den kleinen Lederbeutel mit den restlichen Münzen. Kurz vor dem Senker, begegne ich zwei Männern, die wie gebannt stehen bleiben und mich dabei anstarren. „Herr du bist es…Herr!“ „Hm…ja, wen immer ihr meint!“ sage ich leise und laut (und auch diesmal weiß ich nicht warum): „Ich bin auf dem Weg zurück, zu Vater der mit dem Engel auf mich wartet, macht’s gut!“ Nur keine Missverständnisse bei meiner Abreise. Die Beiden reißen die Mäuler sperrangelweit auf und starren mir nach. Den Senker werden sie im nächsten Moment vergessen.


Zweiter Epilog

Engel: „Es ist Theo unmöglich, da unten eine Etablierung zu installieren, Queener. Es sind uns Millionen Humane, im Weg. Was denkst du Süßer?“ „Hm – wie weit ist das nächste System entfernt, Engel?“ „Spektral sagt, 115 Astrounits, aber der Planet hat Probleme, könnte Pandoras Box für uns werden, wie gemeint - könnte - und dabei die gesamte Mission gefährden.“ „Alternativen Engel, denn: wir haben in cirka 90 Heute, ein Völklein von 666, hier oben herumschwirren? Wir sind, ohne Max-Löschung der Kinder, auf so eine Reise planmäßig nicht eingestellt – hm?“ „Richtig Queener, es käme dann eben nur Ausführung von Plan Phase II zur Anwendung!“ „Hm, die Sodomorra-Lösung also? Ja - denke ich auch Engel. (dabei hitzt es kurzflackrig in mir, wie in nem ungesicherten Brenner.) Wie lange brauchst du für die gesamte Bevölkerung des Planeten?“ „Mit Sonnenbrand etwa 45 Heutes, mit Seuchen etwa 300 – max.“ Wir lassen 333 ausgesuchte und auf max gescreente Maskuline und ebenso viele Feminine (jeweils Frauen und Männer) von ihnen am Leben - zur Auffrischung – hm?“ „Klingt gut Engel, wir sind die Superiorität, jeder Habitable ist unser.“ „Du bist also Dacordo, Queener?“ „Ja Engel 100pro.“ „Gut, ich sag es dem Ewigen, wir beginnen um 0000!“ „Engel.“ „Ja Queener?“ „Ich bin geil wie Primatenshit!“ „Oh Süßer, komm leg dich in die Hülse, das haben wir doch glatt und gleich!“



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yt
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Beitrag07.10.2009 11:01

von yt
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Moin,

wirkt routiniert im Schreibstil. Kommt man durchaus fluessig und gut durch. Deftig. Seltsamer Job.

Mit normalen Grüßen,
yt
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Ralfchen
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Beitrag07.10.2009 11:23

von Ralfchen
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danke YT -

der wesentliche teil mit der space-lingo wird verdeutscht um das verständnis der leser zu erleichtern


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yt
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Beitrag07.10.2009 11:38

von yt
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Ralfchen hat Folgendes geschrieben:
danke YT -

der wesentliche teil mit der space-lingo wird verdeutscht um das verständnis der leser zu erleichtern


Da hatte ich auch keine Probleme mit.
Das ist ohnehin bei Harter SciFi so, manche Dinge muss man erst als gegeben hinnehmen und erklaeren sich dann im Kontext.
Also ruhig man weiter so, wer will schon freiwillig seinen Kopf abschalten

Mit freudigen Gruessen,
yt
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Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beiträge: 375



Beitrag19.02.2010 21:38

von Ralfchen
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das freut mich sehr, denn es gelingt nicht vielen lesern dies zu entschlüsseln, obschon das meiste sich aus dem kontext ergibt.

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Felix
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Beitrag20.02.2010 02:00

von Felix
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Nabend Ralfchen,

wirklich gut und routiniert geschrieben. Man merkt, dass da einer Ahnung von seinem Metier hat. Es stimmt schon, du wirfst ganz schön mit Fachbegriffen um dich, aber auch ich als Sci-Fi Laie sollte da komplett durchgestiegen sein, wenn ich es noch ein- zwei mal gelesen hab.
Meiner Meinung nach gehört das nicht unbedingt in die Talentschmiede.

mfg

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