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polarheld Wortedrechsler
Alter: 41 Beiträge: 63 Wohnort: Wien
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31.01.2010 14:55 Eine gefährliche Geliebte von polarheld
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Ein schwarzer Hintergrund, durchzogen von Lichtern. Milliarden von Lichtjahren in jede Richtung und doch nur ein Stück weit von daheim entfernt. Der Weltraum ist ein ewig langer Ort für Träume und Pioniergeist. Seh ich aus der Luke meiner kleinen Raumkapsel, kann ich meinen Heimatplaneten,die Erde, in ihrer schieren Vielfalt sehen. Ihre ewig langen Flüsse und farbenreiche Landschaft, von hier oben nicht mehr als eine dünne Staubschicht, die den Planeten überzieht. Doch nicht mehr lange und meine einzigen Gefährten werden die Sterne sein. Seit ich ein kleiner Junge war, haben sie mich fasziniert, wie sie weit entfernt in Regenbogenfarben aufglühen, miteinander verschmelzen, explodieren und vergehen. Nun werden sie mir beim Sterben zusehen, wenn der greifbarste von ihnen mich verschluckt.
Ich war bis vor kurzem Techniker auf der ISS, der internationalen Raumstation, welche lange Zeit meine Heimat war. Es war eine traumhaft schöne Aufgabe, hier oben der Menschheit zu dienen. Russen, Amerikaner, Chinesen, hier oben alle gleich. Alle ein Teil dieses besonderen Menschenschlags, welcher erst viele Kilometer über der Erde wahres Glück gefunden hat.
Neben mir liegt die Leiche von Eduart, mit mir gemeinsam die aktuele Crew der internationalen Raumstation und wir liegen, der eine ein wenig toter als der andere, neben der Luke unserer Rettungskapsel und blicken hinaus in die Leere. Wir sehen zu, wie unsere letzte Heimat, die Raumstation, langsam auseinanderbricht und im verschluckenden Nichts verschwindet.
Schon bald wird es sehr kalt hier drinnen. Doch die Kälte wird mich nicht töten. Nicht mit den Unmengen aus Jacken, die ich mitgenommen habe. Sterben werde ich an zunehmender Hitze, genaugenommen werde ich ersticken, wenn die Kapsel sich dermassen aufhitzt, dass das atmen unmöglich wird. Es ist eine Welt der Extreme. Der Weltraum ist eine gefährliche Geliebte, mit der man sehr behutsam umgehen muss. Dreht man nur ein wenig am Rad oder bewegt sich ein Stück weit in die falsche Richtung, dann erkennt man das hier draussen sehr schnell. Und dennoch werde ich diesen Drahtseilakt vollführen. Ich werde gut auf meinen Sauerstoff aufpassen und den letzten Rest Elektronik sinnvoll einsetzen, während ich in diesem Schrotthaufen sitze, der unausweichlich auf die Sonne zufliegt.
Mich erwartet eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Ich wurde gut in Psychologie unterrichtet und auf den Tod vorbereitet. Ich kenne ihn gut, den natürlichen Wahnsinn eines Sterbenden, alle seine bittersüssen Ebenen. Selbstverständlich könnte ich meine Pille schlucken, welche sofort wirkt und sollte mir dies zu wenig sein, dann kann ich Eduarts Pille noch hinzunehmen. Aber das werde ich nicht tun.
Denn auch wenn ich, wie jeder Mensch, Angst vor dem Sterben habe, dann hätte ich es nicht besser erwischen können. Irgendwo in einer Holzkiste zu verrotten oder in einer eisernen Kammer zu verbrennen, das ist ungeeignet für einen Menschen, der die Sterne liebt. Mein Sarg ist ein Raumschiff und meine Grabesrede das unverständliche Summen aus dem Lautsprecher. Einen für mich idealeren Tod könnte ich mir nicht wünschen. Ich werde einfach aus dem Fenster sehen und nachdenken. Denn eins hat man hier draussen zuhauf, Zeit zum Nachdenken.
"Machs gut du verrückte Kugel," flüster ich der blauen Schönheit entgegen. Sie ist bereits etwas kleiner geworden. Und während ich sie beobachte, erkenne ich zum ersten mal, dass wir etwas gemeinsam haben. Hier draussen sind wir beide nur Elemente in einer Welt , die uns beide übersteigt. Die mit extravaganten Kräften und Wechselwirkungen, mit atomaren Supergaus und allesfressenden schwarzen Löchern so gigantisch ist, dass wir beide damit unweigerlich ganz nah aneinanderrücken.
Ich werde diese Philosophie auf meinem Weg zur Sonne noch vertiefen und freu mich auf weitere Gedanken, die das grosse Nichts einem Sterbenden in den Sinn ruft. Ich bin ein Pionier und betrete neues Land. Leider wird mein Innerstes auf dieser Reise nie jemand erfahren. Und vieleicht ist die Vorstellung, die die Menschen von mir haben werden, der bessere Weg, als die Wahrheit, welche sehr bitter werden könnte.
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Ruthi Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 218
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31.01.2010 15:56
von Ruthi
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Hallo Polarheld,
Inhaltlich fand ich das Thema sehr interessant, ich habe noch nie übers Sterben im Weltraum gelesen. Allerdings nimmst du mit deinem Schreibstil viel Spannung aus der Geschichte. Die Einleitung empfinde ich als überflüssig, besser fänd ich, mit dem Blick aus der Luke und anschließend auf die Leiche zu beginnen, dann ist der Leser direkt mittendrin und will wissen wie es weitergeht.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass du oft verschachtelte Sätze konstruierst, die außerdem oft mit dem Wort "Welche/r/s" verbunden sind. Das lässt das Ganze wie ein Protokoll, einen Bericht erscheinen. Hier mal einige Beispiele:
Zitat: | Ich war bis vor kurzem Techniker auf der ISS, der internationalen Raumstation, welche lange Zeit meine Heimat war. |
Zitat: | Alle ein Teil dieses besonderen Menschenschlags, welcher erst viele Kilometer über der Erde wahres Glück gefunden hat. |
Zitat: | Selbstverständlich könnte ich meine Pille schlucken, welche sofort wirkt |
Hier sind außerdem noch Rechtschreibfehler:
Zitat: | Und vieleicht ist die Vorstellung, die die Menschen von mir haben werden, der bessere Weg, als die Wahrheit, welche sehr bitter werden könnte. |
Zitat: | Neben mir liegt die Leiche von Eduart, mit mir gemeinsam die aktuele Crew der internationalen Raumstation und wir liegen, der eine ein wenig toter als der andere, neben der Luke unserer Rettungskapsel und blicken hinaus in die Leere. |
Du solltest genauer darauf achten, nicht solche Riesenbandwurmsätze zu bilden. Sie machen das Lesen nur unnötig kompliziert und schnell auch langweilig. Teil sie lieber in zwei oder drei Einzelsätze auf.
LG Ruthi
_________________ Mit deinem Denken erschaffst du deine Realität |
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Felix Eselsohr
F Alter: 36 Beiträge: 338
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F 31.01.2010 16:12
von Felix
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Moin,
ich schließe mich ruthi an, die Idee ist gut. Im Gegensatz zu ihr gefällt mir aber auch die Umsetzung.
Zuerst dachte ich, dass es mir besser gefiele, wenn du die Geschichte nicht aus der Ich-Perspektive geschrieben hättest, aber das hab ich dann schnell revidiert. Gerade die rationale, schnörkellose Schreibweise macht den Reiz der Geschichte aus. Der Techniker fliegt seinem Tod entgegen, kann nichts dagegen tun und bleibt dennoch ruhig in der Erkenntnis, dass es um ihn herum so viel gibt, das größer ist als seine eigene Existenz.
Der Einstieg hat mir auch gefallen. Die Beschreibung der fernen Erde schafft Atmosphäre und lässt den Leser in dieses ruhige Szenario einsteigen. Allerdings wäre es vielleicht ein noch größerer Paukenschlag, wenn du direkt im ersten Satz erwähnst, dass Eduard tot ist und erst danach auf die Beschreibung der Erde eingehst, als wäre der Tote die größte Nebensache der Welt in diesem Moment.
Mir hats gut gefallen. Gut, an den Schachtelsätzen könntest du etwas arbeiten, aber ansonsten gibts nix zu meckern
mfg
Felix
_________________ -Show me a hero and I will write you a tragedy-
F.S. Fitzgerald |
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polarheld Wortedrechsler
Alter: 41 Beiträge: 63 Wohnort: Wien
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31.01.2010 16:13
von polarheld
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@Ruthi
Ok danke - ich werd versuchen darauf zu achten
stimmt , ich hätte die leiche und das schicksal der astronauten gleich am anfang bringen sollen
die bandwurmsätze kann ich mir auch nicht abgewöhnen ^^
werd drauf achten - thx
@Felix
Vielend dank
jap so wars gemeint - ein techniker, der die sterne liebt und den tod hinnimmt , weil er einfach in seinem element ist
freut mich , dass es dir gefällt
nur die verdammten schachtelsätze - muss ich mehr darauf achten
danke euch beiden
lg
Polar
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Leander Liguster Wortedrechsler
Beiträge: 74 Wohnort: Magrathea
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31.01.2010 18:36
von Leander Liguster
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Hallo polarheld,
inhaltlich sehr interessant. Die Schachtelsätze sind ja auch mein Problem. Ich kann es auch nicht unterbinden regelrechte Bandwurmsätze zu produzieren.
Ich teile Ruthis Kritik mit der Einleitung auch, die kann man weglassen.
Ansonsten gut geschrieben
Gruss Leander
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