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Gast







Beitrag30.01.2010 00:26

von Gast
Antworten mit Zitat

Hey Tom,

ans Interpretieren wage ich mich mal nicht - vor allem, nachdem ich das spontan so wie MT gesehen hätte. Aber dass der Protagonist tot ist, wurde ja schon ausgeschlossen.

Allerdings - und das ist der Grund, weshalb ich jetzt auch noch meinen Senf dazu gebe - habe ich durchaus Mitgefühl mit dem Protagonisten, finde die schon häufig erwähnte Egomanie mehr als nachvollziehbar. Er wird nicht zum großen Sympathieträger, das mag sein - aber ich kann weder das

Zitat:
In jedem Fall vollzieht der Prota im zweiten Teil endgültig die Wandlung zum selbstverliebten Mistkerl, den ich auch trotz seiner Behinderung einfach nicht bemitleiden kann.


noch das

Zitat:
Der Ekel vor dem Protagonisten ist nicht gewischen.


unterschreiben. Bei mir löst dieser äußerliche und innerliche Außenseiter einfach nur aufrichtiges Mitleid aus.

Bin gespannt auf deine Ausführungen dazu!

LG

Soraya
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Dunkelblaue Kunst
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 46



Beitrag30.01.2010 01:54

von Dunkelblaue Kunst
Antworten mit Zitat

Hallo,

da du, Soraya, mich zitiert hast, werde ich das als persönlichen Angriff werten und dich nun so richtig schön fertig machen! (ist natürlich nur ein scherz wink )

Trotzdem will ich dies nochmal aufgreifen.

Zitat:
Bei mir löst dieser äußerliche und innerliche Außenseiter einfach nur aufrichtiges Mitleid aus.


Nun, mein Mitleid bekommt er nicht, weil er selbst ja schon genug davon hat. In meinen Augen suhlt er sich sogar geradezu darin. Er fordert für sich Dinge ein, die jedem Menschen selbstverständlich zustehen, Liebe, Anerkennung, Akzeptanz. Das ist auch sehr verständlich und erregt schon mein Mitleid, weil ich mich da selbst wiederfinde.
Allerdings bin ich eben nicht die Sorte Mensch, die sagt "Liebt mich, weil ich so bin!", sondern eher "Liebt mich, auch wenn ich so bin!".
Der Protagonist ist vom ersteren Schlag an Menschen, das liest man aus Sätzen wie

Zitat:
Aber sie ist doch meine Schwester. Warum liebt sie mich denn nicht?


Zitat:
Weil ich einen liebenden Vater wollte, hat er mein Aussehen und meine Last auf sich genommen. Wir teilen brüderlich jede Qual.


Zitat:
Hat sie kein Mitleid mit mir? Sieht sie nicht, dass ich versuche, ein guter Sohn, ein guter Bruder zu sein?


Es sind also nur rein persönliche Gründe. Ich werde niemanden an die Wand nageln, wegen einer anderen Meinung. (Ich hoffe mal, mir widerfährt dies auch nicht  wink )

Auf bald.


_________________
Was soll all dies?
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Gast







Beitrag30.01.2010 06:44

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Dunkelblaue Kunst,

Dunkelblaue Kunst hat Folgendes geschrieben:
da du, Soraya, mich zitiert hast, werde ich das als persönlichen Angriff werten und dich nun so richtig schön fertig machen! (ist natürlich nur ein scherz wink )


Shocked lol Huch. wink

Zitat:
Allerdings bin ich eben nicht die Sorte Mensch, die sagt "Liebt mich, weil ich so bin!", sondern eher "Liebt mich, auch wenn ich so bin!".


Ich ergänze Variante Zwei um "... und wenn nicht, dann kann ich auch niemanden zwingen." Was ja auch in meinen Augen die sympathischere Variante ist. Trotzdem tun mir Menschen leid, denen dazu die Kraft und das Selbstvertrauen fehlen, die meinen, Liebe könne einfach so eingefordert werden - davon gibt's ja doch so einige. Glücklich macht das wohl nicht. Und es ist vermutlich eine "Behinderung" (um im Text zu bleiben), die man nur unter großem Kraftaufwand loswerden kann. Wenn man sie erkannt hat. Was die meisten nicht tun. Und was ich wiederum sehr sehr traurig finde, deshalb das Mitleid.

Zitat:
Es sind also nur rein persönliche Gründe. Ich werde niemanden an die Wand nageln, wegen einer anderen Meinung. (Ich hoffe mal, mir widerfährt dies auch nicht  wink )


Ich nagle grundsätzlich niemanden an die Wand. Bin zu ungeschickt, zwei linke Hände... wink Quatsch, bin friedlich, harmoniebedürftig, will niemanden persönlich angreifen, nur weil ich anderer Meinung bin und fühle mich im Gegenzug auch nur in ganz seltenen Fällen persönlich angegriffen / aufgebracht oder grantig, wenn jemand dementsprechend meine Meinung nicht teilt. Die Toleranz in Menschengestalt. angel wink

LG

Soraya
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BlueNote
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Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag30.01.2010 08:56

von BlueNote
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Guten Morgen Alogius,

ein harter Brocken. Hervorragend aufgebaut, deine Geschichte. Was mir beim Lesen lange unklar war, ist, wie der Junge in seiner Kammer alles so genau beobachten konnte. Vielleicht solltest du noch einstreuen, dass er durch den Spalt in der Tür nicht alles sieht, dass ihm irgendwer den Rücken zuwendet etc. Dass er jede Person gleich gut beobachten kann, erscheint mir unlogisch.
Ansonsten hervorragend erdacht und im bekannten Alogius-Stil geschrieben. Ein dickes, zustimmendes Lob von mir. Die Reaktion der Eltern nach dem Besuch hätte mich natürlich noch interessiert, aber du lässt deine Geschichte anders enden. OK! Außerdem könntest du am Beginn vielleicht mehr klar machen, dass nicht der Vater die Hauptperson ist, sondern der Sohn.

Noch eine Ergänzung, weil ich die Kommentare nun gelesen habe: Die Diskussion, ob der Protagonist ein selbstverliebter Mistkerl ist oder nicht, finde ich schrecklich und vollkommen unpassend. Jetzt soll er auch noch tot sein, der Protagonist, dann findet auch diese Leserschaft ihre seelische Ruhe (ich möchte jetzt nicht sagen, an welche Zeiten mich das erinnert). Ich denke du hast die Realität und das Innenleben und auch die Perspektive eines so gehandicapten Menschen hervorragend eingefangen. Auch der Gedanke, aus der Geschichte einen Gruselkrimi zu machen, finde ich abartig.
So, mal ein bisschen Opposition (statt Salz) in die Suppe gestreut wink

BlueNote
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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag30.01.2010 09:51

von Enfant Terrible
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Stark und beängstigend. Diese Unterwürfigkeit gegenüber dem Direktor, diese irrationale Furcht erinnert mich an Zeiten der Diktatur (egal welcher), wenn irgendeine Parteibonze zu Besuch kam. So fühlt es sich an. Toll finde ich, wie du Realismus mit Symbolen verwendest, z.B. das Joch, das du fast real und alltäglich darstellst. Alles in allem eine sehr starke Geschichte, auch politisch.

_________________
"...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP

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"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag30.01.2010 12:34

von Alogius
Antworten mit Zitat

Wird ja immer mehr hier... freut mich sehr! Dass ein spontaner Text zu anregenden Diskussionen führt, ist toll. Danke Euch. smile

Ich fang mal mit dem Lupus an (Rest folgt, muss gleich gegen die Schneemassen antreten...).

@lupus

Zitat:
bis jetzt kommt die Geschichte recht untypisch normal daher. als Sittenbild einer längst vergangenen Zeit, als Direktoren noch zu ihren Angestellten nach HAuse kamen, um zu feiern.

Gerade die Normalität einer vergangenen Epoche war Grundidee des Textes, ja. Wenn das passt, freue ich mich!

Zitat:
in der Darstellung des Vaters schwingt mir etwas zu viel Larmoyanz mit, aber das kann sich ja im zweiten Teil noch auflösen/ändern. Wie auch immer, wenn da diese sozialkritik wieder mitschwingt .... weiß noch nicht, da wart ich wohl noch ab.

Ich denke, ich habe das Gesellschaftsbild lediglich umrissen. Mehr wollte ich auch nicht, da es ein "loser" Rahmen sein sollte.

Zitat:
Die Charaktere sind super dargestellt, obwohl ich - keine Ahnung warum - in diesem Fall ein bisserl Schwierigkeiten habe, mir ein Bild dazu zu zeichnen, die gesamte Szenerie bleibt mir fremd.

Mag kryptisch klingen:
Dass die Szenerie etwas Fremdes hat, ist ein weiteres Ziel gewesen. Zur Entstehung schreibe ich am Ende dieser Antwort noch etwas, wenn's von Interesse ist.^^

Danke dafür:
Zitat:
Auch die Sprache is ein bisserl 'veraltet', was ja mit der Umgebung, die du zeichnest sehr gut harmoniert. Außerdem find ich die Art un Weise, wie du diese Sprache einsetzt sehr gelungen.


Zitat:
Dass sie ihren kaum entwickelten Sohn dem Direktor nicht zeigen wollen, begreife ich. Es würde die Position meines Vaters schwächen. Da die Kosten für die Ärzte kaum tragbar sind, könnte er sich einen solchen Verlust niemals erlauben.


Den Satz versteh ich überhaupt nicht.

bin gespannt, bis jetzt hab ich's sehr gerne gelesen. Ich mag deine perfekt verdrehten Sätze. Die sitzen wie ein Maßanzug.

Zum Satz: Er spricht von sich in der dritten Person. Würde der Direktor ihn sehen, so sein Gedanke, wäre dieser so entsetzt, dass es Auswirkungen auf seinen Vater haben könnte.

Zitat:
der Prota wird mir peu à peu unsympathsicher, insbesondere wegen seiner Weinerlichkeit. Ja, jetzt könnte man sagen: wen wundert's? Dennoch präsentierst du ihn als egomaniac. Das ist nun entweder passiert oder es war geplant oder es geht nur mir so.

Er ist auch nicht absolut sympathisch. Mir war sehr daran gelegen, den Leser selbst wählen zu lassen, wie er die Figur betrachtet. Sicher hat sie Gründe für ihr Selbstmitleid und die Egomanie, doch ich als Autor sehe diese nicht als Entschuldigung für gewisse Ansichten des Protagonisten bzw. Verhaltensweisen.
Die Ambivalenz der Figur interessierte mich.

Zitat:
spannend fand ich die Entwicklung der 'Schuldfrage' oder beser der von dir im Leser ausgelösten 'Schuldzuweisung', dass am Ende die Eltern den Jungen verleugnen, womit du - für mich zumindest - das 'Böse-Direktor'-Klischee verläßt.

Genau das meine ich. Im Leser diese Fragen und Ideen zu erzeugen, war das Hauptziel.
Das Klischee sollte anfangs aufgebaut werden und sich wenden - absolut.

Zitat:
Überrascht hatmich, dass der Junge zwar Schwierigkeiten hat, die Tür zu öffnen, sie aber anscheinend spielend schließen kann.

Er hat Schwierigkeiten, sie zu öffnen, weil seine Ärmchen ihn davon abhalten wollen. Eine Art Angst. Er kann sie so schnell schließen, weil er sich entschieden hat.
Er wird wohl verwelken und vergessen werden, befürchte ich.

Kurz zur Deutung, er wäre tot:
Nein, das war nicht die Intention. So interessant es ist, aber nein, nicht mein Gedanke gewesen. wink

Zur Entstehung kurz, weil kurios:
Grundidee war zuerst eine Milieustudie. Ganz real, ganz unmetaphorisch, nicht surreal, bizarr und tomstilistisch.
Dann hab ich an ein Foto gedacht, das ich mal gesehen habe. Sehr grausames Bild. Spontan wechselte nach dem ersten Absatz die Grundidee, wobei ich 1. das Milieu und 2. die Erzeugung von ENTSCHEIDUNGEN im Leser beibehalten habe. Die Wahl, wie man die Figuren sehen will, sollte Probleme bereiten.

Nun, bewerten wir das nicht über...^^

Danke, lupus!

Ich werd alle Kommentare beantworten. Freue mich, wie gesagt, sehr.


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag30.01.2010 17:13

von Alogius
Antworten mit Zitat

(aus praktischen Gründen keine Reihenfolge jetzt)


@Ruth

Zitat:
Tolle Geschichte, ich persönlich würde einen Horrorfilm oder Thriller daraus drehen wollen, in dem der ungeliebte Sohn Rache nimmt

Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass der Sohn in einem Korb schläft, wie ein Haustier?

Normalerweise finde ich Geschichten schnell langweilig, die sich nur in der Gedanken- und Gefühlswelt einer Person abspielen, ohne Dialoge. Aber in deinem Fall betont es nur umso besser die Isolierung des Protagonisten.
Ich dachte anfangs, es gehe hauptsächlich um die stoische Art des Vaters, sein Schicksal zu ertragen. Da es meiner Meinung nach mehr darum geht, wie genau dieses Merkmal auf den Sohn übergegangen ist, könnte der Anfang eventuell etwas knapper ausfallen. Muss er aber nicht

Ein solcher Film würde natürlich nach der "Verleugnung" ansetzen, hätte aber, gut gemacht, sicher seinen Reiz. wink
Ja, er schläft in einem Korb...
Und es ging mir, richtig, um die Isolation, weshalb erst im zweiten Teil, und auch da nur spärlich, Dialoge folgen.
Gerade die Einleitung, die sich nur um den Vater dreht, finde ich persönlich jedoch wichtig, um aufzuzeigen, wie der Sohn ihn wahrnimmt - als Kontrast zum Ende u.a.


@MT

Zitat:
ausgedruckt, gelesen, geschluckt! Ich war froh, als ich mit dem Text durch war. Das ist ein Kompliment!

Sprache, Stil, Logik: Keine Aussetzer.

Mein Ansatz: Der Prota ist längst tot, als das Essen stattfindet. Surreal, fast grotesk. Zu Lebzeiten hat er gelitten an seiner Krankheit, die aus seiner Sicht nur Leid über die Familie gebracht hat. Er fühlt sich schuldig, und jetzt, da er nicht mehr lebt, will er sich nicht mehr rühren, will ganz leise sein. Vater und Mutter schauen erleichtert. Jetzt kann er ihnen zurückgeben, was er ihnen immer zu nehmen geglaubt hat.

Ein Umhauer.

Dann danke ich sehr für das Kompliment!
Dein Ansatz, dem auch Hardy zustimmt, ist sehr interessant, war aber nicht meine Intention. Dass man den Text so lesen KANN, kann ich nicht leugnen und finde ich auch nicht schlimm - auf alle Fälle eine Art, sich mit ihm zu beschäftigen.
Von daher ausdrücklich: Danke!


@Hardy

Zitat:
Äußerst kraftvoll. Erinnert mich an starke Werke von E. Zola, welcher oft die Mittel- und Unterschicht von Arbeitern, Bauern und Beamten beschrieb.
Natürlich ist diese Geschichte absolut sozialkritisch und ich denke, dass die Tochter das Fabrikantensöhnchen noch heiratet, oder umgekehrt.
Das widerum hat natürlich auch mit der Arbeitswut des Alten zu tun, um Aufmerksamkeit zu erheischen. (schreibe schon so wie...  

Also, meinem buckeligen Freund Quasi geht es gut, mal sehen wie es deinem ergeht.

Die Schwächlinge, die Kranken, bleiben wie immer auf der Strecke.
Aber man muss dir wohl nicht deine eigene Geschichte erklären.

Der gesellschaftlich-kritische Aspekt steht zwar nicht im Vordergrund (ich hätte sonst viel mehr schreiben müssen, denke ich), aber er ist natürlich vorhanden. Er bildet den Rahmen, der dann immer persönlicher werden sollte.
Was das "Totsein" angeht, siehe MT. smile
Vielen Dank!


@Mardii

Zitat:
In dieser Geschichte scheint eine zwingende Logik zu stecken, die sich einfachen Erklärungen entzieht. Sucht der Sohn die Anerkennung durch seinen Vater? Aber der ist zu Hause ein sinnloses Möbelstück, das sich nur durch seine Arbeit definiert.
Was will nur der Direktor mit seinem Junior in dieser Umgebung? Will er ihm nur die Schwester wegnehmen? Es scheint so. Er verspricht sich davon eine weitere treue Seele, die ihm gesunde Nachkommen schenkt. Den kranken Sohn darf er folglich nicht zu Gesicht bekommen.
Der sieht sich zu Recht um seinen Lohn betrogen, vom Vater anerkannt zu werden. Der Direktor dringt in seine Welt ein, ohne zu Wissen, dass er dem Vater wie dem Sohn das Leben genommen hat.
Ich glaube ich verzettele mich in Interpretationen.

Es stimmt, dass die Logik hinter oder "zwischen" der Geschichte nicht zwingend rational, aber doch zwingend ist. Dass Du das herausstellst, freut mich sehr. Es ist einer der Texte, die in einem Rutsch entstanden sind, um zu sehen, was daraus wird. Legitim, denke ich, wenn es am Ende einen Bogen schlagen kann.
Deine Deutung ist sehr interessant und bestätigt meine Intention, dem Leser das Urteil über jede Figur zu überlassen.
Dankeschön. smile


(Rest folgt, wie immer^^)


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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag31.01.2010 18:59

von Alogius
Antworten mit Zitat

(Entschuldigt die Verzögerung. Mir geht's grad nicht so gut, schwächel gerade.)
--


@ E.T.

Zitat:

Stark und beängstigend. Diese Unterwürfigkeit gegenüber dem Direktor, diese irrationale Furcht erinnert mich an Zeiten der Diktatur (egal welcher), wenn irgendeine Parteibonze zu Besuch kam. So fühlt es sich an. Toll finde ich, wie du Realismus mit Symbolen verwendest, z.B. das Joch, das du fast real und alltäglich darstellst. Alles in allem eine sehr starke Geschichte, auch politisch.

Danke Dir.
Das Joch, ja... wollte die Metapher quasi wörtlich nehmen.
Der politische Aspekt ist vorhanden, doch zweitrangig, denke ich. Dennoch oder gerade deswegen freut mich die Erwähnung.


@Felix

Zitat:
Auf den Gedanken, dass er schon längst tot sein könnte bin ich nun wieder überhaupt nicht gekommen. Dennoch interessante Interpretation, auch wenns jetzt ja schon ausgeschlossen wurde.
Was allerdings wirklich auffällt ist die Egomanie, in die sich der Prota immer weiter reinsteigert und die zur Besessenheit wird. Irgendwann ergeht er sich nur noch in Selbstmitleid und denkt keine Sekunde daran, dass seine Schwester ihn so sehr lieben könnte, dass sie seinen Anblick einfach nicht ertragen kann.
Eigentlich nimmt seine Liebe zu ihr auch schon Formen an, die sexueller sind als es zwischen Bruder und Schwester der Fall sein sollte.

In jedem Fall vollzieht der Prota im zweiten Teil endgültig die Wandlung zum selbstverliebten Mistkerl, den ich auch trotz seiner Behinderung einfach nicht bemitleiden kann.
Das Ende wirkt zwar bedrückend, doch mitfühlen kann ich mit ihm nicht.

Wirklich stark geschrieben.

Auch Dir meinen Dank.
Die Besessenheit und der Wahn, das sind die wichtigen Aspekte. Übrigens schön gedeutet. Auch der sexuelle Aspekt...
Die Entscheidung oder das Urteil über die Figur könnte, wenn man die verschiedenen Kommentare betrachtet, nicht unterschiedlicher sein. Es war genau diese Ambivalenz, die mich interessiert hat.


Danke Euch,

Gruß

Tom

p.s.: So, muss fit werden. Die längeren Kommentare später, sorry.


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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag02.02.2010 16:32

von Alogius
Antworten mit Zitat

@DunkelblaueKunst

Zitat:
Auf der einen Seite sind als Plus anzurechnen,
dass der Protagonist etwas außergewöhnlicher ist (wenngleich mir unsymphatisch, aber dazu mehr).

dass du den Zeitgeist sehr gut einfängst, mit dem Joch des Vaters und dem Besuch des Direktors und die Sprache schon sehr gut dazu passt.

Dafür zunächst besten Dank.

Zitat:
Auf der anderen Seite habe ich allerdings meine Schwierigkeiten damit,
dass die Beschreibungen für den Vater sehr opulent ausfallen (vor allem der Teil, wo sich der Erzähler nicht entscheiden kann, wer wessen Last nun aufgenommen hat). Das geht auch kürzer.

Ich finde die Einführung über den Vater recht wichtig, da sie zur Schlusspointe, dass dieser seinen Sohn "leugnet", gehört.

Zitat:
dass du relativ viel "Tell" und nur einen kleinen Teil "Show" hast, was aber vermutlich am Protagonisten liegt (der relativ distanziert wahrnimmt und nicht viel selbst machen kann).

Ja, show don't tell.
Kenn ich.^^

Zitat:
Kombiniert mit der ansonsten emotionalen Distanz des Ichs zum Rest (jedenfalls redet er ziemlich gefühlskalt) ergibt das für mich den Eindruck eines gierigen und schwestergeilen Ekels.

Nun, man kann das natürlich so sehen, ganz bestimmt. Zumal sein Denken und Fühlen bezüglich seiner Schwester eindeutig sexueller Natur sind.
Wie schon erwähnt, war mir sehr wichtig, dass der Leser sich das Urteil über die Figur bildet.

Zitat:
dies muss ich dir sagen. Das was ich in meinem Text laienhaft versucht habe, hast du (fast) perfekt gemeistert.

Danke!

Das meinte ich mit der ambivalenten Stimmung:
Zitat:
Das ist auch sehr verständlich und erregt schon mein Mitleid, weil ich mich da selbst wiederfinde.
Allerdings bin ich eben nicht die Sorte Mensch, die sagt "Liebt mich, weil ich so bin!", sondern eher "Liebt mich, auch wenn ich so bin!".



@Soraya

Zitat:
Allerdings - und das ist der Grund, weshalb ich jetzt auch noch meinen Senf dazu gebe - habe ich durchaus Mitgefühl mit dem Protagonisten, finde die schon häufig erwähnte Egomanie mehr als nachvollziehbar. Er wird nicht zum großen Sympathieträger, das mag sein - aber ich kann weder das
Zitat:
In jedem Fall vollzieht der Prota im zweiten Teil endgültig die Wandlung zum selbstverliebten Mistkerl, den ich auch trotz seiner Behinderung einfach nicht bemitleiden kann.


noch das
Zitat:
Der Ekel vor dem Protagonisten ist nicht gewischen.


unterschreiben. Bei mir löst dieser äußerliche und innerliche Außenseiter einfach nur aufrichtiges Mitleid aus.

Was das Ziel war:
Er ist einerseits schon eine Art "Ekel" (das Äußerliche nicht beachtet, denn das steht kaum zur Debatte in den Kommentaren, ist auch gut so), andererseits meine ich durchaus, dass es gewisse nachvollziehbare Aspekte gibt, die seine Motivation untermauern.


Danke Euch

*wieder Richtung Bett fall*


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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag05.02.2010 11:25

von Alogius
Antworten mit Zitat

@BN

Zitat:
ein harter Brocken. Hervorragend aufgebaut, deine Geschichte. Was mir beim Lesen lange unklar war, ist, wie der Junge in seiner Kammer alles so genau beobachten konnte. Vielleicht solltest du noch einstreuen, dass er durch den Spalt in der Tür nicht alles sieht, dass ihm irgendwer den Rücken zuwendet etc. Dass er jede Person gleich gut beobachten kann, erscheint mir unlogisch.

Danke.
Was die Beobachterperspektive angeht, stimme ich Dir zu. Das sollte ich näher definieren und beschreiben!

Zitat:
Ansonsten hervorragend erdacht und im bekannten Alogius-Stil geschrieben. Ein dickes, zustimmendes Lob von mir. Die Reaktion der Eltern nach dem Besuch hätte mich natürlich noch interessiert, aber du lässt deine Geschichte anders enden. OK! Außerdem könntest du am Beginn vielleicht mehr klar machen, dass nicht der Vater die Hauptperson ist, sondern der Sohn.

Gerade die unerwartete Wendung zum Sohn hin, empfand ich als angenehm und interessant. Zumal des Vaters Lebensweise nicht unwichtig ist für und aus der/die Perspektive des Sohnes.

Zitat:
Die Diskussion, ob der Protagonist ein selbstverliebter Mistkerl ist oder nicht, finde ich schrecklich und vollkommen unpassend. Jetzt soll er auch noch tot sein, der Protagonist, dann findet auch diese Leserschaft ihre seelische Ruhe

Wie ich sagte, er ist nicht tot...
Die Diskussion über die Psyche der Figur hingegen finde ich schon interessant; zumal nicht 100% klar ist, wie sie geartet ist.

Zitat:
Ich denke du hast die Realität und das Innenleben und auch die Perspektive eines so gehandicapten Menschen hervorragend eingefangen. Auch der Gedanke, aus der Geschichte einen Gruselkrimi zu machen, finde ich abartig.
So, mal ein bisschen Opposition (statt Salz) in die Suppe gestreut

Danke dafür!


@gepuzzlet

Zitat:
Für mich spricht aus dem Stück die größtmögliche Verzweiflung eines Kindes, nicht als entmenschlichtes Stück faulenden Fleischs wahrgenommen werden zu wollen.
Die Gedankengänge des Kindes finde ich überaus nachvollziehbar. Sein Bedürfnis nach Zuwendung zeigt sich in seiner abgöttischen Liebe zur Schwester.
Mir scheint, nur die Mutter, die ihn verzärtelt, bringt ein wenig Menschlichkeit in das Verhalten, das der Rest der Familie ihm gegenüber zeigt.
Dass Vater und Schwester am Ende die Existenz des Kindes verleugnen, um ihres persönlichen Vorteils und ihrer materiellen Besserstellung willen, ist erschütternd.

Das ist eine sehr schöne, kompakte Deutung und Äußerung zum Text und über den Text - vielen Dank!

Zitat:
Stilistisch ist (fast) nichts zu meckern. Das Wort "einschläfern" empfinde ich jedoch als einen Stilbruch. Man hätte den Vater den Hund im Fluss ertränken lassen können, oder ähnliches.

Stimmt!

Auch das ist richtig, sollte ich noch klären:
Zitat:
(...) hatte bei mir den Eindruck erweckt, dass das Kind seinen Korb im Schlafzimmer der Eltern habe. Es verwunderte mich dann später herauszufinden, er lebe in einer Besenkammer. Vielleicht sollte man das in der Darstellung noch mal überdenken.



Vielen Dank! smile

Gruß

Tom


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Biggi
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Beiträge: 782
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Beitrag06.02.2010 00:12

von Biggi
Antworten mit Zitat

Hi Tom,

ja, da stellst Du mir ja ein interessantes Etwas vor, das in seinem Körbchen - das sicher früher einmal das des eingeschläferten Hundes war - im Schrank haust. Angeblich menschlich, kongenital verkrüppelt, absolut hilflos, aber mit einem ungeheuren Dickschädel gesegnet. Der Beobachter auf dem billigsten Platz, dem nichts entgeht und der alles um sich herum dahingehend deutet, dass es mit ihm zu tun hat. Ganz sicher, das...

Angefangen beim unterjochten Vater über die schweigsame Mutter zur Schwester, die jetzt doch endlich unter die Haube kommt, ist die skurrile Familie irgendwann komplett.
Möge dann also wenigstens die Schwester glücklich werden und kein genetisches Problem weiter tragen müssen, weil ihr platonisch liebendes, unglaublich eifersüchtiges Bruderherz ein Unikum ist, dem auch nie wieder ein Mensch begegnen wird. Selbst wenn er in dem Hause zu Gast ist.

Jaja, Kreaturen gibts auf dieser Welt... sorry, dass ich an diesen Text nicht mit der sonst gebotenen Ernsthaftigkeit herangehen kann. Das Kerlchen im Schrank war mir eindeutig zu "abgespacet".
Die tiefere Botschaft, die er mir vermitteln könnte, mag sich mir dieses Mal auch nicht recht erschließen.
Gut, wir sind alle seltsam in Gedanken, Taten und mit manchen körperlichen Unzulänglichkeiten teilweise von Natur aus, teilweise erst mit der Zeit belastet, er aber ist der Gipfel und an Seltsamkeit wohl kaum zu überbieten. So in etwa, mehr geht leider nicht. Selbst wenn ich mich ganz arg anstrenge. Aber vielleicht hast Du Dich ja in Wirklichkeit auch amüsiert über dieses Geschöpf, das sich da aus Deinem Gehirn über die Tastatur auf unsere Bildschirme und von da klammheimlich übers Auge in unsere Oberstübchen geschlichen hat. Dummerweise vergisst man das Produkt Deiner Phantasie voraussichtlich nicht so schnell und darauf wolltest Du hinaus. Gib's zu. wink

LG
Biggi

Hier dann jetzt Tante Edit(h). Ausgeschlafen und feststellend, dass es gestern wohl doch etwas spät war und die Kritik deutlich ausgefallen ist...
Wir unterhalten uns bei Deinen Texten ja schon länger nicht mehr über Sprache und Stil. Beides konstant und auf unbestritten hohem Niveau.
Bleibt noch der Inhalt, über den ich nachdenke.
Nehmen wir an, dieser Sohn existierte in der (- ich bleibe dabei – gnadenlos überzeichneten) Form, dann leidet unter seiner Existenz das Leben der gesamten Familie und sie sind alle furchtbar arm dran. Aber: würden solche Eltern ihr Kind wirklich derartig wegsperren, weil hoher Besuch kommt, der zweckdienlich ist, wenigstens der Tochter ein anderes (besseres?) Leben zu ermöglichen... Damit kämpfe ich.
Mein höchster Respekt gilt Menschen in pflegerischen Berufen, die dabei trotz widrigster Umstände menschlich bleiben (ganz besonders im geriatrischen und palliativen Bereich. Und auch hier allen voran die Angehörigen, die auf unbestimmte Zeit ihr eigenes Leben hintan stellen, um aus Nächstenliebe für den anderen da zu sein.)
Dass diese in meinen Augen guten Eltern, über die der Sohn so seltsam spricht, ihn genau in dem Moment verleugnen sollen - zwar erkennbar darunter leiden, aber sie tun es trotzdem – das mag ich beinahe nicht glauben. Wenn das Kind daran zerbricht, ist das nur eine logische Konsequenz.
Fazit: ein körperlich etwas weniger grotesk wirkender Erzähler hätte mich erreicht in diesem Zusammenhang. So aber hat die Beschreibung dieses seltsamen Charakters die Tragik der einzelnen Schicksale vollkommen überdeckt beim Lesen.
Und jetzt hoffe ich, dass Du mir nicht böse bist und mein nächster Text, den ich hier einstelle, wird einer für Dich sein, den Du nach Herzenslust zerfetzen darfst. Marcella lasse ich so schnell jedenfalls nicht mehr an den Computer nachts. Das Password ist geändert.... Cool

LG
Biggi
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Alogius
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Alter: 47
Beiträge: 3206

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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag08.02.2010 18:19

von Alogius
Antworten mit Zitat

Jetzt bin ich irritiert.

Der Beitrag von Dir ist editiert, oder? Wollte gerade antworten und sehe nun eine ganz andere Perspektive in der Kritik, mit der ich auch was anfangen kann. wink

Ja. Es ist sicher richtig, dass der groteske Anteil in der Figur des Sohnes gewisse andere Elemente überlagert. An der Stelle gebe ich auch zu, dass in einigen Passagen die Pferde mit mir durchgegangen sind. (Sagt man das so? Komische Redewendung...) Hat aber extrem spaßbereitend gewirkt, ist auch richtig.^^
Es sind gute Eltern, doch an dieser einen (entscheidenden) Stelle ist ihr Verhalten inkonsequent und damit "nicht mehr gut". Ist der Aspekt angekommen oder überschattet? Bin mir nicht mehr sicher.

Ansonsten danke ich für die Ehrlichkeit und die Begründung! Ich zerfetze übrigens nur, wenn ich einen textlichen Grund habe und sehe das hier auch nicht als eine solche an! smile

Danke

Lg
Tom


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beitrag08.02.2010 18:49

von Biggi
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Hi Tom,

ja, ganz richtig erkannt. Zwischen den beiden Kritiken lag eine Nacht mit einer Mütze voll Schlaf.
Edit(h) sollte das andeuten.
Wurde mir beim Durchlesen am nächsten Morgen nämlich durchaus klar, dass das eine absolut untypische Rezension von mir war. (Angesichts der Uhrzeit und einem arbeitsreichen Tag allerdings kein echtes Wunder. Empfehle mir von daher solche Aktionen nicht mehr ...)
Insofern habe ich erklärend "nachgelegt" am Tag darauf.
Unehrlich gibt es sowieso nicht von mir. Persönliche Eindrücke schon und künftig wieder mit gleichzeitiger Begründung wink.

LG
Biggi
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*Gast*
Klammeraffe
*


Beiträge: 504
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*
Beitrag08.02.2010 22:37

von *Gast*
Antworten mit Zitat

Hallo Tom,

eine Deiner Geschichten, die ich mehrmals gelesen habe. Wäre der Erzähler nicht so schwach, würde er mich an die Verwandlung erinnern. Auch da gab es eine Schwester, die wichtig war, und auch da war der Vater eigentlich schwach. Und auch die Enden ähneln sich. Nur, dass Dein Protagonist von Anfang an hilflos erscheint, nur sein Leiden hat, nie ein anderes Leben gekannt.
Die Erleichterung der Familie, sie ist zu verstehen, wenn sie auch sicher von Schuldgefühlen durchsetzt ist. Durch die Armut sehen sie ihren Sohn nur leiden, können ihm nicht wirklich helfen. Egal, was sie bisher taten, er wurde weniger und kränker, zum Teil auch in einer für alle Beteiligten eklige Art, wenn ich zum Beispiel an den Eiter denke.
Im ersten Teil empfand ich die innere Stimme des Protagonisten zum Teil unangenehm, besonders, als die eifersüchtige Haltung gegenüber der Schwester zum Vorschein kam.

Wieder eine Geschichte, die mit ihren Bildern in meinem Gedächtnis hängen bleibt, wie viele von Dir. Meistens brauche ich viel zu lange, um für mich zu einem Eindruck zu kommen, bis dahin sind sie schon wieder in die Versenkung abgetaucht. Aber gerne lese ich sie alle.

Lieben Gruß
Sabine
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

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Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag10.02.2010 21:54

von Alogius
Antworten mit Zitat

@Biggi:

Ja, Edit(h) hab ich dann auch kapiert...^^
Trotzdem:
Dankesehr. wink

@SabineK63:

Zitat:
Nur, dass Dein Protagonist von Anfang an hilflos erscheint, nur sein Leiden hat, nie ein anderes Leben gekannt.

Genau. In mir kam auch die Frage auf, inwiefern Vater und Sohn miteinander verwoben sein könnten.
Und jetzt hab ich eine neue Idee...

Zitat:
Im ersten Teil empfand ich die innere Stimme des Protagonisten zum Teil unangenehm, besonders, als die eifersüchtige Haltung gegenüber der Schwester zum Vorschein kam.

Oh ja, das ist durchaus so. Obschon, jetzt oute ich mich selbst mal, ich hege eher Sympathien als anderes für ihn... trotz allem.
Oder gerade deswegen.

Das freut mich:
Zitat:
Wieder eine Geschichte, die mit ihren Bildern in meinem Gedächtnis hängen bleibt, wie viele von Dir. Meistens brauche ich viel zu lange, um für mich zu einem Eindruck zu kommen, bis dahin sind sie schon wieder in die Versenkung abgetaucht. Aber gerne lese ich sie alle.



Vielen Dank smile

Tom


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dschingis
Eselsohr

Alter: 52
Beiträge: 305



Beitrag18.05.2010 19:36
Re: Der Besuch des Direktors
von dschingis
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Hallo Tom,

ein Psychogramm einer total verdrehten Familie? Ich habe den ersten Teil gelesen und bin schockiert über das von Lieblosigkeit zerstörte Selbst des Sohnes, dessen Verkrümmung wohl innerer Gestalt ist.
Alogius hat Folgendes geschrieben:

Die Ärzte haben gesagt, dass die Ursache für den Fehler in der Arbeit meines Vaters liegen könnte. Weil er sich von der Früh bis in den Abend in gebeugter Haltung befindet, sind die müden Verwachsungen seiner Knochen auf den Sohn übergegangen und bestimmen sein Äußeres seit der Geburt.
Gut beschrieben. Der Vater ist ein feiger Duckmäuser und der Sohn fühlt sich nicht lebenswert. Das läßt den Schluß zu, dass der Sohn die Launen des Vaters, der sich dem Joch bereitwillig beugt, zu dessen "Ausgleich" ausgeliefert ist.

Du stellst die Feigheit nicht direkt dar, ich lese sie nur indirekt aus dem Zusammenhang. Das ist schade, denn so verliere ich fast den klaren Blick für den verkümmerten Sohn.

Leider reflektiert der Ungeliebte die Feigheit des Vaters nicht, sondern sehnt sich verzweifelt nach Liebe und glaubt, eine scheinbare Last zu sein, weil er sie nicht bekommt. Die Mutter nickt Zustimmung und wird so zur Mitläuferin. Ihre Zuwendung ist Pflicherfüllung, sie fährt eine Linie mit dem Vater, ist also nicht besser als der.
Die Schwester ist in ihrer (vielleicht ehemals kindlichen) Geradlinigkeit die letzte Hoffnung auf ehrliche Zuwendung des erzählenden Prot.

Das ist traurig und ich bin gespannt, wie es im zweiten Teil weiter geht. Auch ich hoffe auf einen rachsüchtigen Sohn, fürchte aber, dass er die Kraft in diesem selbstlosen Zustand nicht aufbringen wird.

Bleibt nur, dem Prot im Korb eine Erleuchtung zu wünschen, die ihn seine Lage klar erkennen läßt.



Bis später,
Bianka


edit: Eine traurige Geschichte und was soll ich sagen, der Erzählprot ist in meinem Herz. Die Umstände, die ihn verkrümmen lassen, liegen klar auf der Hand. Lüge, Falschheit, Leugnung, er darf nicht Sein. Dafür, dass er dem feigen Vater ausgeliefert ist, der seine Duckmäuserei irgendwo abladen muss, hat er Anerkennung seines Leids verdient, denn er kann nichts dafür.


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Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.
Voltaire


zuletzt appeliert alles Erzählen an ein latentes Vorwissen des Lesers - und bleibt in seinem Gelingen von dessen Fülle abhängig. - Hans Wollschläger
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag31.05.2010 14:35

von Alogius
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Hi,

entschuldige die verspätete Antwort. Der Alltag und alle ihn begleitenden Nöte halten mich doch etwas auf...

Die Verkrümmung (also die äußerliche) ist in der Tat ein Bildnis für den inneren Zustand. (Obwohl sie natürlich gleichzeitig vorhanden ist, innerhalb der Geschichte.)

Zitat:
Du stellst die Feigheit nicht direkt dar, ich lese sie nur indirekt aus dem Zusammenhang. Das ist schade, denn so verliere ich fast den klaren Blick für den verkümmerten Sohn.

Hatte das bereits zu den anderen Kommentaren geschrieben:
Der klare Blick ist auch nicht nötig bzw. von mir deshalb nicht vorgesehen, um eine gewisse Unklarheit zu schaffen, damit der Leser selbst reflektiert.

Zitat:
Das ist traurig und ich bin gespannt, wie es im zweiten Teil weiter geht. Auch ich hoffe auf einen rachsüchtigen Sohn, fürchte aber, dass er die Kraft in diesem selbstlosen Zustand nicht aufbringen wird.

Wirst vermutlich das Ende schon gelesen haben.

Meine eigene Position, ich hatte das schon geäußert, ist die:
Ich kann die Gedankengänge des Sohnes und sein "Leid" nachvollziehen. Es ist nicht unbedingt weit hergeholt, zu sagen, dass sein übertrieben wirkender Drang nach Liebe durch die Verhältnisse, die ihn unterdrücken, genährt bzw. gespeist wird.


Danke fürs Lesen,

Gruß,
Tom


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