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mizzu Schneckenpost
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Beiträge: 10
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M 20.01.2010 22:11 Das richtige Handeln von mizzu
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Das richtige Handeln
”Hast du sie noch alle?“ fauchte der Daumen, nachdem ihn der schwere Hammer erwischt hatte. Dunkles Blut quoll rund um ihn herum heraus und er hing nur noch motivationslos von der restlichen Hand herab.
Eine Weile später bekam der Zeigefinger einen Schrecken. Er bemerkte, dass sein Nachbar nicht mehr auf seinem festen Posten war. Unmöglich! Das musste er natürlich sofort melden.
Es kam ihm gelegen, da er mit ihm noch ein Hühnchen zu rupfen hatte. Er war der Meinung, dass dieser keine Sonderstellung haben dürfe, da er einfach nur inkompetent, also genauer gesagt, schlicht und ergreifend zu kurz war.
Dir werde ich nicht helfen, überlegte sich der Zeigefinger insgeheim. Solle doch der Posten da frei für den werden, dem es in Wahrheit zustand. Nämlich einzig und allein für ihn selbst.
Der Zeigefinger schnippte in einer schnellen, flüssigen Bewegung den Daumen an, der nur noch wie ein loser Zahn baumelnd, nicht mehr so richtig einem Daumen ähnlich sah.
Darauf wurde der Mittelfinger aufmerksam und beobachtete, was der Zeigefinger angerichtet hatte, woraufhin er einen kurzen Abstecher beim Daumen unternahm.
”Allein wegen dir, nur wegen dir durfte ich mein ganzes Leben die elende Drecksarbeit erledigen. Mir ist es so was von scheißegal, wie es mit dir jetzt weitergeht. Hast du je einen der anderen aufgefordert, mir etwas zur Hand zu gehen? Nein!“. Und so wandte auch er sich ab.
Der Ringfinger zuckte kurz zusammen, als er einen Blutspritzer abbekommen hatte, aber das störte ihn wenig. ”Ich habe echt Besseres zu tun. Denn ich muss diesen kostbaren, wundervollen Ring tragen. Er passt wie angegossen, nicht wahr?“.
Der kleine Finger hatte davon nur wenig Wind bekommen. Er konzentrierte sich nämlich tagein, tagaus auf das, was ihm der Ringfinger zu befehlen hatte. ”Du bist so wunderschön, ooooh, und dieser tolle RING, er steht DIR wirklich überaus gut!“.
Auf diese Weise versuchte er seinen Nachbarn nachzumachen.
Nun stellte sich dem Bewusstsein des Engels die Frage, was ihm das nun alles sagen will.
Er hatte einfach nicht mehr die Fäden in der Hand. Alle handelten falsch. Also ist sie nutzlos, kam sofort die Antwort.
Daraufhin zog er sein flammendes Schwert und schnitt sie in einem Schwung ab.
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Dunkelblaue Kunst Gänsefüßchen
Alter: 40 Beiträge: 46
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21.01.2010 00:05
von Dunkelblaue Kunst
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Hallo,
Wow. Die Geschichte ist echt sehr gelungen. Zwar sehr kurz, aber dafür sitzt eigentlich jedes Wort. Du erzeugst sehr gute Bilder mit deinen Aussagen, wie z.B. "hing nur noch motivationslos", die ziemlich treffend und gleichzeitig verschmitzt sind. Auch die Charaktere der einzelnen Finger sind schön herausgearbeitet.
Was ich irgendwie nicht ganz raffe ist das mit dem Engel. Bis dahin dachte ich, irgendein Handwerker war unvorsichtig. Ich verstehe denke ich zwar die Aussage die dahinter steht (ein sehr radikales Weltbild...). Nur nicht so ganz den Kontext zur Hand.
Tut der Geschichte aber keinen Abbruch, fand mich gut unterhalten.
Auf bald.
_________________ Was soll all dies? |
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5339 Wohnort: NRW
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21.01.2010 00:59
von Bananenfischin
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Hallo Mizzu,
eine witzige Idee hattest du da, auch das Ende gefällt mir gut.
Die Umsetzung gefällt mir jedoch weniger, ich zähle ein paar Dinge auf:
Zitat: | ihn der schwere Hammer erwischt hatte. Dunkles Blut quoll rund um ihn herum heraus |
Das ist für mich nicht stimmig. Ein Hammer fügt zunächst mal eine, äh, Art Quetschung zu, würde ich sagen. Sicher kann es auch zu einer Blutung kommen, aber "rund um ihn herum"? Dass der Daumen sozusagen nur noch am seidenen Faden hängt, passt für mich ebenfalls nicht zu einer Hammerverletzung.
Zitat: | Eine Weile später bekam der Zeigefinger einen Schrecken. Er bemerkte, dass sein Nachbar nicht mehr auf seinem festen Posten war. |
Das Bemerken stand doch vor dem Schreck, oder? Demnach müsste es heißen: "Er hatte bemerkt".
Zitat: | Solle doch der Posten da frei für den werden, dem es in Wahrheit zustand. Nämlich einzig und allein für ihn selbst. | Diese beiden Sätze passen für mich besser zueinander, wenn der zweite Satz sich auf den Relativsatz des ersten bezieht. Also: "Nämlich einzig und allein ihm selbst."
Zitat: | der nur noch wie ein loser Zahn baumelnd | Dieser Vergleich "hinkt" . Lose Zähne baumeln nicht wirklich, jedenfalls nicht meiner Erfahrung nach.
Zitat: | Der Ringfinger zuckte kurz zusammen, als er einen Blutspritzer abbekommen hatte, aber das störte ihn wenig. | Besser "nachdem" als "als". Außerdem könnte man behaupten, dass das Zucken und das "wenig stören" ein Widerspruch sind. Könnte man, muss man aber nicht.
Insgesamt empfinde ich diesen Text stilistisch als eher schwach, auch die Charakterisierung der Finger hätte wesentlich ausgefeilter sein können, so ist zum Beispiel der Ringfinger der schwächste Finger, und der Daumen ist mit dem Zeigefinger im Grunde der wichtigste Finger, so dass die Vorwürfe gar nicht berechtigt sind.
Fazit: Gute Idee, aber verbesserungswürdig.
Liebe Grüße
Bananenfischin
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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21.01.2010 12:02
von Alogius
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Moin,
die Idee ist zwar nicht neu, aber dennoch gut. Doch ich habe den Eindruck, da hätte man mehr rausholen können. Der Text ist relativ kurz (grundsätzlich ist da natürlich nichts gegen zu sagen), daher entfaltet er sich auch nicht weiter. Anstatt von Finger zu Finger zu springen, hätte man zum Beispiel die einzelnen "Persönlichkeiten" näher beleuchten können. Das wäre amüsant und bizarr geworden.
So aber endet der Text etwas in der Luft, wenn plötzlich von einem Engel die Rede ist. Einordnen kann ich das momentan nicht.
Ein paar Kleinigkeiten:
Die Verletzung wurde schon erwähnt. Schwer vorstellbar. Was ist das für ein Hammer?
Weiter:
Zitat: | Eine Weile später bekam der Zeigefinger einen Schrecken |
Was ist "eine Weile später"? Klingt sehr holprig.
Zitat: | Er war der Meinung, dass dieser keine Sonderstellung haben dürfe, da er einfach nur inkompetent, also genauer gesagt, schlicht und ergreifend zu kurz war. |
Wurde, glaube ich, schon erwähnt:
Ich sehe da ein inhaltliches Problem. Das ergibt keinen Sinn, da der Daumen doch immens wichtig ist - so wie er ist und nicht anders. Wäre das eine Fehleinschätzung des Fingers, sollte das dargestellt werden.
Zitat: | Solle doch der Posten da frei für den werden, dem es in Wahrheit zustand. |
Zumal hier suggeriert wird, dass der Posten des Daumens wichtig ist, denn wieso sonst sollte er ihn haben wollen?
"Solle" ist etwas seltsam. "Soll" wäre sinniger.
Zitat: | woraufhin er einen kurzen Abstecher beim Daumen unternahm. |
"beim" ist nicht sehr gut ("zum")
Warum fühlt der arrogante Ringfinger sich überhaupt angesprochen?
Zitat: | ”Ich habe echt Besseres zu tun. Denn ich muss diesen kostbaren, wundervollen Ring tragen. Er passt wie angegossen, nicht wahr?“. |
Seine Aussage hängt somit etwas in der Luft.
Im Gegensatz zu den anderen gefällt mir das Ende nicht:
Zitat: | Er hatte einfach nicht mehr die Fäden in der Hand. Alle handelten falsch. Also ist sie nutzlos, kam sofort die Antwort.
Daraufhin zog er sein flammendes Schwert und schnitt sie in einem Schwung ab. |
Da fehlt mir der Bezug zum Text.
Fazit:
Die Grundidee ist gut, doch die Umsetzung ist alles andere als gelungen. Inhaltlich gibt es einige Ungereimtheiten, die sich in gewissen stilistischen Fehlern begründen.
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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mizzu Schneckenpost
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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21.01.2010 23:00
von Alogius
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Also, ich schreibe keinem vor, wo er posten soll.^^
Wo, das ist auch eine Frage des jeweiligen Textes usw.
Das mit dem Talent hab ich mal überlesen. Waren ja auch nur Vorschläge.
Und EINE Meinung unter verschiedenen.
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mizzu Schneckenpost
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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21.01.2010 23:05
von Alogius
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"falls überhaupt Talent vorhanden ist" (Zitat)
Was soll ich dazu sagen?
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mizzu Schneckenpost
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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21.01.2010 23:55
von Alogius
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Nein, hab ich nicht.^^
Und wage es auch nicht, nach nur einem Text IRGENDEIN Urteil zu fällen.
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5339 Wohnort: NRW
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22.01.2010 00:55
von Bananenfischin
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Hallo mizzu,
ich hoffe, du hast die Kritik nicht krumm genommen. Kannst du sie denn nachvollziehen?
Ich spreche mal offen: Für DIESEN speziellen Text hätte ich die Talentschmiede für angemessener gehalten.
Was zukünftige Texte angeht: Ich selbst gehe danach, ob ich mit meinem Text weitgehend zufrieden bin. Bin ich unsicher und habe ich selbst Zweifel hinsichtlich des Stils oder Teile des Inhalts betreffend, wähle ich die Talentschmiede, um mehr Klarheit zu gewinnen. So auch, wenn es sich zum Beispiel erst um eine Rohfassung handelt.
Liebe Grüße
Bananenfischin
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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22.01.2010 09:41
von Alogius
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Falls Du mir etwas krumm genommen hast an der Kritik oder der Formulierung, tut es mir leid. Ich habe nur meinen Eindruck geschildert, ohne Dich in irgendeiner Form angreifen zu wollen...
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Biggi Klammeraffe
Alter: 52 Beiträge: 782 Wohnort: BY
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22.01.2010 10:01
von Biggi
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Hallo mizzu,
erst einmal ein herzliches Willkommen im Club an dieser Stelle!
Deine kurze Geschichte vom Schlag auf den Daumen des Engels wurde handwerklich schon ausführlich besprochen, denke ich. Du weißt nun, wo es formulierungstechnisch noch etwas hakt. Aber deswegen warst Du ja hier, um Dir das aufzeigen zu lassen.
Das hier allerdings hat mir zu denken gegeben:
mizzu hat Folgendes geschrieben: | Sollte ich in Zukunft eher in der Talentschmiede posten, falls überhaupt Talent vorhanden ist? |
So lange Du (noch) so über Dein Talent denkst, sage ich dazu: Ja.
Poste in der Schmiede. Als ich vor einem halben Jahr im Forum angefangen habe, hat man mir versprochen, dort würde man etwas zarter angefasst. Der Wind in der belletristischen Prosa wehe deutlich rauer, hier werde wesentlich härter mit den Texten umgegangen.
Aber: wenn man genau hinschaut, wird auch in der Schmiede ein Text, der an sich schon recht gut ist, auseinandergenommen und auf seine Sollbruchstellen oder Leseflusshemmung überprüft.
Von daher: bau in der Schmiede Dein schreiberisches Selbstvertrauen auf, bis Dir so ein Satz wie der zitierte da oben gedanklich fern ist, und wenn Du - überspitzt ausgedrückt - sagst: "So, das ist ein Text, auf den ich richtig stolz bin. Den würde ich an einen Verleger schicken und der hätte nichts mehr daran auszusetzen, weil ich verdammt gut bin!", dann glaubst Du an Deine schriftstellerischen Fähigkeiten und bist in dieser Ecke hier bestens aufgehoben. Und selbst dann kann noch jemand daherkommen und Dich auf Dinge aufmerksam machen, die Du verbessern könntest. Man lernt zwar nie aus, aber man wird dabei immer besser.
Dass Du dafür eine gewisse Zeit brauchen wirst (bis Du das sagst), ist keine Neuigkeit. Du könntest beinahe jeden fragen, der hier so schreibt fürs Publikum... Also von daher:
Ran an die Tasten und auf Wiederlesen,
Biggi
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