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Luchsopus: Kapitel 1, Teil 1!


 
 
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Hanna1984
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 44
Wohnort: Dortmund


Beitrag20.01.2010 19:38
Luchsopus: Kapitel 1, Teil 1!
von Hanna1984
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Luchsopus: Kapitel 1, Teil 1!

In der milden Jahreszeit, wenn die weißen Wolken die Erde mit Schnee beschenkten, schien das Hochgebirge verlassen.
Der unberührte weiße Teppich glitzerte in der milde Sonne, die die Einöde mit unkenntlichen Strahlen berührte. Auch die Kuppen aller Berge waren mit den eisigen, weißen Aufsatz bedeckt - beinahe schienen sie fast wie die Riesen, die versteinert und unter all der Winterpracht schliefen.

Zwischen den Felsspalten reckte sich meine dünne graubraune Schnauze hervor und ich spürte augenblicklich die eisige Kälte, die sich im ganzen Land ausbreitete. Ich hatte meine langen braune Haare zu einen Pferdeschwanz zusammengebunden, trug eine beige Bluse, die meine Haut im Bauch und Brustbereich bedeckte. Mein Gesäß steckte in einer Lederhose.

Das Rascheln kleiner Füße ertönte, und der scharfe Geruch von Rattenschweiß wehte über den Schnee. Eine Ratte huschte über einen Felsen. Einen Moment starrten wir uns beide verwundert an.
 
Ich leckte mir meine Schnauze, packte ihn mir. Er war schwarz-weiß gescheckt und trug eine Sonnenbrille.   
„Halt, warte!“, piepste der Rattenmann.
Verwirrt blickte ich mich um. „Wer spricht da?“
Doch mein Hunger war so groß, ich führte erneut den Rattenmann zu meinem geöffneten Maul. Die Sonnenbrille fiel in den Schnee.   
„Nein!“, schrie er.  
Ich spürte die wilden Tritte und das Herzrasen des Rattenmann. Er zappelte wie verrückt, um sich zu befreien.
Ich packte fester zu, doch es brachte nichts, er biss mich in meinen Zeigefinger.
Erschrocken ließ ich den kleinen Nager los. „Kannst du reden?“ fragte ich den Rattenmann, blickte ihn erwartungsvoll an.
Nachdem sich der Rattenmann gefasst hatte, piepste er: „Ja, kann ich. Da habe ich aber Glück gehabt, dass du mich nicht gefressen hast. Ich hätte dir gleich sagen können, dass ich nicht schmecke. Ich heiße Agron. Wie ist dein Name? Wer bist du? Du siehst ja aus wie ein Luchs oder doch eher wie ein Fuchs?“ Verwirrt strich er sich mit der Vorderpfote über den Kopf. „Ach, du siehst doch mehr aus wie ein Luchs – ich mag keine Luchse, die sind schrecklich! Mach lieber, dass du hier wegkommst!“ Der Rattenmann wollte weitersprinten.  
„Halt, warte!“, rief ich ihm hinterher. „Ich habe mich doch verlaufen.“
Tatsächlich hielt er inne.
„Soso“, machte er wiederstrebend. „Dann nerv mich aber nicht.“ Er zögerte ein wenig und ich sah, wie er mit sich kämpfte. Schließlich schien seine soziale Seite zu siegen.
„Bitte.“, sagte ich. „Weißt du wo ich hier bin?“
„Tja, das hier ist das Hochgebirge der Riesen.“
Ich erschrak und verstand plötzlich die Eile des Nagers.
„Das ... Hochgebirge der ...?“
„Ja, du weißt schon: Das Gebirge, wo die Riesen die Steilhänge ohne Probleme überwinden können. Kein Ort für jemanden wie dich. Aber.... wenn du das Gebirge verlässt, trifft du ja auch nicht mehr auf Riesen.“
„Nein, davon wusste ich nichts.“, seufzte ich. „Ich wohne bei den Lusapienern. Die Lusapiener sind mein Rudel, meine Familie.“
„Na und? Ich sage dir nur eins, alle halbe Jahre erschwert eine riesige Eisdecke das Leben in dieser Einöde. Deswegen ist es im Laufe der Zeit der letzte Rückzugsort, der Riesen geworden. Binde es bloß nicht jedem auf die Nase! Du musst da lang.“ Nach dem letzten Fingerzeigen verschwand er zwischen zwei Felsen.   
 

Ich werde mich dann auch mal auf den Weg machen! Die Sonne ist ganz schön kräftig!


Das reflektierte Sonnenlicht im Schnee blendete mich. Ich kniff meine Augen zusammen.
Ob die Luft rein war ?  
Prüfend witterte ich im feinen Luftzug. Ein donnerndes Brüllen erklang. Immer lauter werdend, bahnte es sich seinen Weg zwischen den Felsen hindurch, bis es mich schließlich ohrenbetäubend erreichte.

Nachdem ich den erste Schreck überwunden hatte, wandte ich mich vorsichtig in Richtung Lärm. Vor mir standen die Beine eines Riesen, die baumstammgleich in den Himmel wuchsen. Als mein Kopf vollends im Nacken lag, war ich nur in Höhe der Taille des gewaltigen Bewohners. Ich richtete ich mich weiter auf, riss die Augen auf, meine Vorderläufe zitterten als sie in der Luft waren. Als ich endlich auf meinen Hinterläufen stand, schaute ich in sein zerknautschte Gesicht. Die Visage ähnelte dem eines Gorilla. Er trommelte mit seinen Fäusten gegen seine Brust.

Er sieht wahnsinnig interessant aus! So groß und einzigartig. So etwas habe ich noch nie gesehen!
Neben dem braunen Giganten kam ich mir klein und schwach vor.  

Der Riese bewegte sich auf mich zu.

Ich wandte mich um, rannte den engen Felspass hinunter. Er kommt! Mit einem Schnaufen stapfte er hinterher. Ich hielt meine Schnauze in die Luft.
Der beißende Gestank war wie ein Schlag in die Magengrube. Er musste schon sehr nahe sein. Mein Herz raste.

Wo soll ich hin?
Schnee wirbelte auf. Ich stolperte. Rappelte mich wieder auf. Wetzte weiter. Ich keuchte.

Der Riese verteidigt sein Revier.
Die Erde vibrierte unter dem Gewicht des Riesen. Felsbrocken lösten sich. Schneewehen holten mich ein. Doch dann, eine weitere Gefahr. Eine Lawine! Schon spürte ich den kalten Windzug im Nacken. Mein Fell sträubte sich, meine Nasenlöcher blähten sich auf, ich sprang hinter einen Felsen. Grollend schob sich eine weiße Wand an mir vorbei und tauchte alles in eine undurchsichtigen Flockenteppich. Schneestaub fauchte über die Oberkante des Felsens. Ich machte mich ganz klein, kauerte mich in die Ecke. Ein dumpfer Aufschlag löste sich. Jetzt ist der Riese bestimmt aufgeschlagen. Die Erde bebte nicht mehr. Alles war ruhig. Schnee bedeckte meinen Körper vollständig. Ich war irritiert. Wo ist der Ausgang? Buddelte einfach drauf los. Hilfe! Ich ersticke. Auf einmal fiel Licht durch den Schnee. Mit meiner Schnauze stieß ich mich frei. Ich schüttelte mir den Schnee aus meinem Fell.  


Mit bangem Gefühl blickte ich zum Riesen herunter, der immer noch am Fuße des Berges lag. Der Anblick ließ mir das Blut in den Adern pulsieren. Der gewaltige Bewohner hatte sich von den Schneemassen befreit. Er kletterte ein Stück hoch, rutschte mit seinen Füssen beim Berg erklimmen immer wieder ab. Ich konnte nicht weglaufen. Meine Läufe fühlten sich ganz wackelig an. Wie erstarrt blieb ich oben stehen und starrte mit weit aufgerissenen Augen dem Riesen entgegen, der von Sekunde zu Sekunde näher rückte. Eine Pranke krallte sich direkt unter meinen Läufen in den Berg. Ich kreischte auf, sprang davon. Der Riese stapfte hinter mir her. Die Erde bebte nicht mehr. Was ist los? Dann machte ich kehrt, rannte durch die Beine des Riesen. Der Griff des Riesen nach mir ging ins Leere. Ich warf mich unter einen Felsen, in Deckung. In Sicherheit.    

Wie soll ich wieder nach Hause kommen?
Ich machte mich ganz klein, denn ich zitterte am ganzen Körper. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hörte das Knirschen des Schnees und das Beben des Bodens als der Riese sich näherte. Mir wurde ganz heiß und ich traute mich nicht mich zu rühren.

Ich hielt den Atem an. Er kommt jetzt näher! Ich spitze die Ohren, aber kein Geräusch war zu hören. Was passiert jetzt? Ein muffiger Geruch lag in der Luft. Ich verzog angewidert mein Gesicht.

Meine Nase war ganz dicht an der Felsenöffnung. Sie zuckte. Er schnaubte mir direkt ins Gesicht. Ich zuckte zusammen. Hielt mir meine Pfoten vor Augen und Nase. Ich war der Ohnmacht nahe. Schwitzte.   

In der alten Position, fühlte ich mich am Sichersten.
Ein kalter Luftzug streifte mich, es berührte etwas eisig Kaltes mein Hinterteil. Ich zuckte zusammen und drehte mich ängstlich um. Im fahlen Schein erkannte ich, dass eine riesige Pranke den Ausgang fast völlig verdeckte. Ich erstarrte. Mein Herzschlag pulsierte. Meine Gehirn frierte ein. Meine Muskeln spannten sich an. Der braun beharrten Arm kam auf mich zu, löste ich mich mit einer Willenskraft, die aus dem Nichts zu kommen schien. Die Pranke griff nach allen Richtungen, ich konnte nur knapp ausweichen. Nach einiger Zeit setzte der Angreifer den Arm auf den eisigen Boden auf. Ich wollte schon aufatmen, als sich aus heiterem Himmel der zweite Arm unter den Stein schob. Eine neue Starre befiel mich. Gerade noch rechtzeitig, rollte ich mich zusammen.

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