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Leider noch ohne Titel...


 
 
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JohannaSunshine
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
J

Alter: 30
Beiträge: 11
Wohnort: nahe Düsseldorf


J
Beitrag02.01.2010 17:53
Leider noch ohne Titel...
von JohannaSunshine
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hier kommt mein angefangenes Buch, alles was ich bisher habe. EIn großer Teil  ist noch nicht von mir überarbeitet, habe aber momentan wenig Zeit, da schreibe ich lieber weiter.
Bitte um konstruktive Kritik oder Anregungen. Auch ein kleines Lob ist herzlich Willkommen!

Wichtig: Im Text erscheint '####'. Dies ist der Name für die Stadt. Ist mir leider noch nicht eingefallen. sad
'Hans-Wurst' ist nicht der wirklich Name des Charakters, muss mir noch einen ausdenken. Viel Spaß!

Laute Sirenen und wirres Geschrei von vielen Leuten, die panisch um mich herumliefen. In der Dunkelheit blitzten blaue und rote Lichter. Ich ging langsam nach vorn auf eine Menschenmenge zu. Ein Mann mit vertrautem Gesicht kam mir entgegen und sagte mit ruhiger Stimme: „Cheryl, es tut mir so leid, aber du weißt, dass wir mussten.“ Ich drückte ihn weg, die Menschen traten auseinander und ich sah, dass jemand auf dem Boden lag. Blutüberströmt, mit vielen offenen Wunden, verrenkten Gliedmaßen, schwer atmend, von Sanitätern umringt. Es war ein Mann, dessen Kleidung, Haarfarbe, Frisur, jede Einzelheit kam mir so bekannt und vertraut vor. Ich hörte viele entsetzte und mitleidige Stimmen. Ich musste etwas mit diesem Mann zu tun haben, denn ich spürte so eine Verbundenheit zwischen ihm und mir. Ich schaute mich um. Alle Blicke waren auf mich gerichtet.
„Wer ist das?“, hauchte ich.
„Cheryl“, sagte mir ein ebenfalls vertrautes Gesicht. Ich glaubte zu wissen, dass es eine Arbeitskollegin oder eine Nachbarin sein musste. „Das ist dein Verlobter!“ Ich starrte sie verständnislos an.
„Vielleicht hat sie einen Schock“, mutmaßte ein Sanitäter, der auf mich zukam. Dann erblickte ich das Gesicht des Verletzten und mir viel es wie Schuppen von den Augen. Ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner Brust, an der Stelle, wo sich normalerweise mein Herz befand. Ich sah es wie eine kleine Diashow vor meinen Augen. Jedes Wort, das er zu mir gesagt hatte, seine Umarmungen, seine Küsse, sein wundervoller, warmer Blick, unsere erste Begegnung, dass er mich liebte, dass ich ihn liebte. Er war der einzige, den ich je geliebt hatte. Mehr als alles Andere je zuvor. Und jetzt wurde er mir genommen. Zwei Sanitäter und die Frau, die es mir eben gesagt hatte, wollten mich davon abhalten, mich hysterisch schreiend auf ihn stürzen zu können, während ich versuchte mich ihren Armen zu entreißen. Ich wollte nur zu ihm.

1.
„Nein!“, schrie ich und schreckte auf. Mein Atem war schnell und keuchend. Mein Herz raste und von meiner Stirn liefen Schweißperlen auf meine Wange. Oder waren es Tränen?
Wieso regte ich mich eigentlich so auf? Es war doch nur ein Traum.
Ich sah die Bilder vor meinem inneren Auge und spürte wieder diesen stechenden Schmerz.
Mein Verlobter hatte jemand gesagt…Ob ich wohl jemals eine funktionierende, lang anhaltende Beziehung führen könnte oder würde? Wohl eher nicht. Ich hatte viele Romanzen und Affären gehabt (sogar mit meinem Chef!), aber nicht mit dem Ziel einer Beziehung. Und das wussten meine One-Night-Stands auch. Nun ja, die meisten jedenfalls.
Claire. Ja, es war Claire gewesen, die es mir gesagt und mich umarmt hatte. Nicht anders zu erwarten. Sie ist meine beste Freundin und arbeitete in meiner Abteilung. Leider hatte sie genauso wenig Glück mit festen Beziehungen wie ich, wobei ich es gar nicht erstrebenswert finde. Sie war sehr hübsch und ein Jahr älter, was man ihr aber nicht ansah, trotzdem hatte sie nicht annähernd so viele Romanzen wie ich. Überhaupt empfanden mich viele als sehr attraktiv, was mir auch viele Feinde verschaffte, nicht nur aus Neid.
In der Zwischenzeit hatte ich mich wieder zurück auf mein weiches Samtkissen fallen lassen. Ich hatte mich schon etwas beruhigt, doch dass ich nicht mehr einschlafen würde, wusste ich. Ich schloss die Augen. Nein, müde war ich nicht. Vielleicht erschöpft, aber nicht müde. Ich schaute auf den Nachttisch. Zwischen zwei dicken Büchern, Ohrringen und einem Glas Wasser leuchtete in roten Ziffern ‚5:07’.
„Na super“, sagte ich grimmig und stand auf. Ich tastete mit meinen perfekt pedikürten Füßen nach meinen Hausschuhen, doch als ich sie nicht fand, verlor ich die Geduld und ging in die Küche, um erst einmal die Kaffeemaschine anzuschalten. Danach nahm ich eine kalte Dusche von der ich mir bessere Laune versprach. Schlechte Gedanken einfach wegwaschen. Schöne Vorstellung!
Das Badezimmer roch herrlich nach Rosen und ich streifte mir den kuscheligen Bademantel über, den ich von meiner Schwester letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Sie wusste mir immer etwas Brauchbares zu schenken, was gleichzeitig wunderschön war.
Ich ging in die Küche und goss mir heißen Kaffee ein. Mmmmhh…lecker. Das hob meine Stimmung wirklich. Ich entschloss mich, früher als üblich loszufahren und in mir in meiner Lieblingsbäckerei ein Croissant zum Frühstück zu kaufen. Ich schaute auf die Uhr und musste feststellen, dass ich noch etwas mehr als eine Stunde hatte, also ging ich langsam mit meinem Kaffee ins Bad und fing an mir die Haare zu fönen und zurecht zu legen. Als ich auch mit schminken, und Zähne putzen fertig war, ging ich ins Schlafzimmer um mich umzuziehen. Heute entschied ich mich für einen schwarzen Bleistiftrock, der meine schlanke Figur perfekt zur Geltung brachte und eine weiße kurzärmelige Bluse. Eine lange Kette mit großen, roten Elementen rundete die Sache ab. Schnell noch ein paar Spritzer Parfüm, rote Highheels und den schwarzen Kurzmantel angezogen, dann war ich fertig. Gutgelaunt verließ ich mein schickes Apartment und ging in die Tiefgarage, um zur Arbeit zu fahren. Zu der Zeit ist der Verkehr morgens in den Straßen der Großstädte sehr dicht und genauso schwer, wie sich möglichst durch verschiedene Staus zu kämpfen, ist es einen Parkplatz zu finden. Jeden Morgen regte ich mich darüber auf und beschloss öfter mit Bus oder Bahn zu fahren, hielt mich aber trotzdem nicht daran. Mit einem eleganten Sportwagen zu fahren kam mir aber doch weitaus komfortabler vor. Und vor allem imponierte es der Männerwelt.
Schließlich fand ich einen Parkplatz keine 50m vor der Verwaltung. Schon beim Einparken bemerkte ich drei Jugendliche, denen ich vermutlich aufgefallen war. Gekonnt stieg ich mit meiner Handtasche unterm Arm aus und verriegelte die Türen per Knopfdruck. Der größte Teenager schien wohl der Mutigste von allen zu sein, denn er versuchte per Augenkontakt mit mir zu flirten. „Was für ein Macho“, dachte ich und verdrehte die Augen. Da ich noch nicht gefrühstückt hatte, musste ich zur Bäckerei, die praktischerweise auf dem Weg zur Verwaltung war. Als ich an den Jugendlichen vorbei kam, pfiff mir ein Junge nach, doch kurz danach hörte ich ein angewidertes „Iiiihhhh!“ Er war wohl in Hundescheiße getreten. Wie war die wohl auf einmal dahin kam? Ich kicherte in mich hinein. Es war doch von Vorteil eine Zauberin zu sein.

In der Eingangshalle war viel los. Eine Menge schick angezogener Menschen rannten herum, Handys klingelten, die Rezeptionisten plauderten in die Telefone hinein. Währenddessen bildete sich eine lange Schlange an der Theke. Fahrstühle fuhren hoch und runter, Aktentaschen fielen zu Boden und Papier verteilte sich auf dem Boden und man hörte Leute fluchen. Der ganz normale Alltag. „Eigentlich schön“, dachte ich mir, „Alles hat seine Ordnung und ist wie es sein sollte.“ Mit dem Fahrstuhl fuhr ich in die neunte Etage auf der meine Abteilung ihren Platz hatte und wo Claire mich begrüßte. Ich machte mir einen Kaffee und setzte mich vor den Berg Akten auf meinem Schreibtisch. Während ich mir meine Fälle durchguckte, plapperte Claire munter auf mich ein, die ihren Schreibtisch direkt vor meinem hatte, doch ich schenkte ihrem Gerede wenig Beachtung. Es war nicht böse gemeint, aber ich hatte wenig Lust mir irgendein Gerede von irgendwelchen tollen Männern anzuhören, die diesmal wirklich die große Liebe sind. „Cheryl! Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte sie vorwurfsvoll. Ich stöhnte. Wenn sie traurig oder enttäuscht war, hatte sie eine unglaubliche Schmolllippe.
„Nein, tut mir leid. Ich war nur…in diesen Fall hier vertieft“, log ich. „Schlimme Sache...“
„Wieso denn? Erzähl!“, bohrte sie weiter. Ich musste wieder stöhnen, tat es aber nicht. Wieso musste sie nur so neugierig sein? „Was wolltest du mir denn eben erzählen?“, versuchte ich abzulenken. Sie würde garantiert nicht weiterfragen, das war klar. Zu mindestens vorerst nicht.
1. Sie war  nicht wirklich dumm aber begrenzt. Und naiv.
2. Sie hatte so einen Drang mir diese Sache zu erzählen, dass sie die Chance auf eine freiwillige Zuhörerin  garantiert nicht verpassen würde.
Ihre Mundwinkel schnellten nach oben und ihre Augen wurden groß. „Also, heute Morgen, als ich in die Aufzüge gestiegen bin und die Türen schon fast zugingen, da kam er angerannt und ist dann eingestiegen und der Aufzug war leer, außer uns natürlich, und er hat mich angeguckt, und gelächelt und sogar gegrüßt hat er mich! Ist das nicht toll?“
„Er hat dich also angeguckt und gegrüßt?“, fragte ich wenig begeistert und sie nickte freudig. „Diesmal ist er es wirklich, ganz sicher.“
„Sicher“, sagte ich leicht angenervt. „ Wer ist es denn?“ „Jan. Kennst du ihn? Er arbeitet hier nebenan im Büro. Er ist groß und gutaussehend...Hmm... Meinst du ich sollte den nächsten Schritt machen und ihn zum Essen einladen. Ja, genau, das mach ich. Ich wollte dich eigentlich heute fragen, aber wenn ich mir das so recht überlege...Du bist mir doch nicht böse?“, fragte sie und wie gewohnt hatte sie diesen verträumten Blick, wenn sie von Männern schwärmte. „Nein“, sagte ich und trank den letzten Schluck Kaffee. „Ich bin heute sowieso schon verabredet.“
„Mit wem denn?“, hakte Claire nach. „Jan“, antwortete ich unbesorgt, ohne darüber nachgedacht zu haben, was ich überhaupt sagte. „Oh nein, das tut mir leid. Ich wusste ja nicht...Das ist...Das ist ja nur ein Essen, nichts weiter!“ Doch wir beide wussten, dass es normalerweise mehr als ein Essen geworden wäre. Sie guckte traurig und ihre Schmolllippe kam zum Vorschein. Sie konnte ganz schön beleidigt sein, wenn es um ihre „große Liebe“ ging. Ich sagte einfach gar nichts mehr zu diesem Thema und machte mich an die schätzungsweise zehn Aktenmappen vor mir. Meine Arbeit bestand darin verschiedene Fälle von Magiemissbrauch einzuschätzen und abzuheften...Das heißt den Papierkram der Polizei und die Vorarbeit für den Richter. Ein gut bezahlter Bürojob und ohne Stress. Aber jeder Magier brauchte auch einen Zweitjob bei Nichtmagiern, damit die Deckung perfekt blieb. Ich arbeitete an 2 Tagen in der Woche zusätzlich als Buchhalterin in einer Buchhandlung.
Claires Schmolllippe war noch bis zur Mittagspause vorhanden, doch nach und nach taute sie wieder ein wenig auf, bis sie mich irgendwann ganz leise und schüchtern fragte, ob ich wirklich nicht mit ihm schlafen würde. Ich versprach es hoch und heilig und meinte es auch wirklich so. Von da an war sie wieder die Alte, weder eingeschnappt, noch traurig und sie redete sogar mit mir. Und das nicht zu knapp.
Der Tag verging schnell und es kam mir vor als wären nur Minuten vergangen, als es an der Tür klopfte. Bevor ich die Tür öffnete, schaute ich mich im Spiegel an. Ich hatte ein schwarzes, knielanges Kleid an, die Haare offen. Mein Auftreten war ziemlich reif, doch ich sah alles andere als 26 aus. Vor fast 27 Jahren war ich geboren worden, doch in meinem Gesicht fand sich kein einziges Fältchen, meine Lippen waren sinnlich und schon von Natur aus rot, meine Augen groß und mit geschwungenen, langen Wimpern, mein Busen groß und nichts wies darauf hin, dass sie hängend oder schlaff sein könnten. Mein Körper glich einer 18-Jährigen, mein Gesicht einer 22-Jährigen, aber niemand würde vermuten, dass ich in drei Monaten 27 werden sollte. „Hmm...“, dachte ich, während ich die Tür aufmachte und von Komplimenten überschüttet wurde, „das ist doch auch von Vorteil.“ Nachdem wir gegessen hatten, saßen wir auf meinem Sofa und guckten eine DVD, die er mitgebracht hatte. Ein Horrorfilm. Mit dem einzigen Zweck mich zu erschrecken und sich an ihn zu kuscheln. Doch da hat er sich geschnitten, denn wenn ich eins nicht war, dann schreckhaft. Also saß ich ungefähr ein Stunde lang da, ohne mich zu gruseln. Doch der Film war spannend und ich war so gebannt, dass ich gar nicht bemerkte, wie er sich rüber beugte und anfing mich zu küssen. Ok, er war ein hübscher junger Mann, doch für meinen Geschmack nicht gebildet genug und vor allen Dingen auf seine Karriere und Geld fixiert. Außerdem musste ich an Claire denken. Die Arme saß jetzt bestimmt zu Hause und machte sich furchtbare Sorgen, dass ich mein Versprechen vielleicht doch nicht hielt, wahrscheinlich weinte sie sogar.
Jans Küsse wurden leidenschaftlicher und er fing an den oberen Teil meines Kleides auszuziehen. Was sollte ich jetzt tun? Er sollte jedenfalls nicht weitermachen, das stand fest. Nur wie sollte ich ihm das sagen? Entweder ein theatralisches Drama, von wegen, ich wäre noch nicht bereit, oder ich würde ihn einfach eiskalt abservieren. Bei der ersten Möglichkeit würde er nicht aufgeben und es irgendwann anders wieder versuchen, also hielt ich die zweite Möglichkeit für besser. Seine Lippen fuhren meinen Hals herunter, während er meinen BH aufmachte, als ich ihn anfuhr: „Was fällt dir überhaupt ein?“ Klatschend schlug meine Hand auf seiner Wange. „Ich dachte, dass sollte ein Essen unter Freunden werden und du wolltest mich direkt ins Bett zerren? Raus! Verschwinde von hier!“, brüllte ich und konnte gerade noch ein Lachen unterdrücken. Ein bisschen Dramaqueen musste ich doch spielen. Der arme Mann musste schrecklich verwirrt gewesen sein. Erst lässt sie sich küssen und ausziehen, und dann? Er stammelte ein paar „aber“, nahm seine Sachen und verschwand. Als ich die Tür zufallen hörte, fing ich an zu lachen und rief Claire an, um sie zu erlösen. Sie war natürlich schrecklich erleichtert und glücklich, lies sich aber nichts anmerken und tat ganz cool. „Achso, er ist also schon weg. Naja, ging aber schnell. Also das Essen. Hättest du vielleicht Lust rüber zu kommen?“
„Jetzt gleich? Wie viel Uhr ist es denn?“ Ich schaute auf die Uhr. 21:42 Uhr. „Nein, ich glaube nicht. Tut mir leid, Claire. Ich bin einfach schon zu müde. Und ich muss aufräumen.“
„Gut, dann sehen wir uns morgen.“ In ihrer Stimme lag Enttäuschung und ich war mir sicher, dass sich die altbekannte Schmolllippe wieder blicken lies. „Nein, morgen bin ich in der Buchhandlung.“ „Ach so, na dann“, sagte sie und legte auf. Sie war manchmal schon etwas merkwürdig. Sehr schnell beleidigt, obwohl es keinen Grund gab, doch sie war immer für mich da. Hörte zu, tröstete, heiterte auf.
„Wow. Du hast mal nicht mit einem Kerl geschlafen, der bei dir Essen war“, dachte ich sarkastisch während ich die Küche aufräumte. Plötzlich war ich wütend und enttäuscht von mir selbst. Ich kam mir vor wie ein billiges Flittchen. Na gut, niemand hielt mich für eines (ausgenommen ein paar neidischer Frauen), obwohl jeder wusste wie „beschäftigt“ ich war. Nein, ich war eher unerreichbar, ein Traum jedes Mannes, alles was sie begehrten. Doch genau in diesem Moment wurde mir klar, dass es nicht das war, was ich wollte. Mir war das bestimmt schon vorher aufgefallen, doch ich wollte es nicht wahrhaben.
Ich hatte so viel und doch zu wenig. Erfolg im Beruf, Geld, Luxus, makelloses Aussehen, Unmengen an Bewunderern, aber ich fühlte mich trotzdem so alleine. Mit meinen Sorgen, Freuden, allem. Ich hatte tolle Freunde, eine Familie, die immer hinter mir stand, eine tolle Kindheit, ich war gesund. Also insgesamt war mein Leben gar nicht so schlimm, doch irgendwas fehlte. In der Zwischenzeit hatte ich mich gewaschen und umgezogen und lag im Bett. Was mir fehlte war ein Mann, das war klar. Jemand der mich verstand und wirklich liebte. Nach circa einer Stunde und nach vielen kitschigen Vorstellungen war ich eingeschlafen.
Die Nacht war kurz und nicht erholsam gewesen. Nach meinem morgendlichen Kaffee und nachdem ich mich fertig gemacht hatte, fuhr ich zur Buchhandlung. Als Sekretärin kleidete ich mich immer etwas unauffälliger als sonst, um bei den Menschen nicht allzu sehr raus zu stechen. Doch das gelang mir nicht wirklich. Die streng zusammengebundenen Haare ließen mein Gesicht trotzdem jung und fröhlich wirken, mein attraktiver Busen lies auch nicht von sich ablenken, auch nicht mit einem grauen Rollkragenpullover und der schwarze Rock lies meine Beine lang genug wirken, um alle Blicke auf sich zu lenken. Mein Sportwagen trug auch nicht gerade dazu bei eine graue Maus zu spielen, deshalb parkte ich zwei Straßen weiter und ging immer zu Fuß zu “Jeffs Bücherparadies“. Jeff war der Besitzer und verrückt nach allem was mit Literatur zu tun hatte. Er war ein sehr guter Chef und netter Freund. Ich mochte meinen Job in der Buchhandlung fast schon mehr als den in der Verwaltung. „Jeffs Bücherparadies“ war berühmt für dessen umfangreiche Sammlung an den verschiedensten Büchern, weswegen die verschiedensten Leute aus den verschiedensten Ländern und Kulturkreisen kamen, so lernte ich sie alle kennen. Es war immer lustig dort und jeder fühlte sich zwischen den endlosen, dicht aneinander gereihten Regalen wie zu Hause. Ich saß oft dort, trank Kaffee und auch manchmal etwas Hochprozentiges und redete mit Klienten über Gott und die Welt.
„Schätze wird wohl bald regnen“, brummte Jeff, als ich durch die Tür kam. „Guten Morgen“, begrüßte ich ihn.
„Morgen. Komm, setz dich doch erstmal und trink` `nen Kaffee. Oder willste ein Bier?“, fragte er und zeigte lachend auf den Stuhl neben seinem am Fenster. „Nein, danke. Aber ein Kaffee wäre nett.“
Ich hängte meinen Mantel und meine Tasche an die Garderobe, während Jeff mir Kaffee eingoss. Wie jeden Morgen, an dem ich hier arbeitete, saßen wir vor dem Fenster und schauten raus.
„Und was hast du die letzten Tage so gemacht? Gestern zum Beispiel?“, fragte er beiläufig.
„Jan war da.“ Ich versuchte genauso beiläufig zu klingen, doch  einerseits klang es etwas sauer, anderseits belustigt, denn ich musste an die gestrige Abfuhr denken. Meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben. „Oha. Und...ähm...War es nett?“, grinste Jeff und hatte eine bedeutungsvolle Miene aufgesetzt. Offenbar hatte er mein Grinsen falsch gedeutet.
„Na gut, was konnte man bei mir denn anderes erwarten? Ein Mann hatte den Abend bei mir verbracht, aber nicht die Nacht? Bei mir? Niemals!“, dachte ich voller Verdruss.
„Sieh nur, die schwarzen Wolken. Du hast Recht, es wird bald regnen“, sagte ich nur. Es war nicht so als würde man mit Jeff über so etwas nicht reden können, doch ich hatte keine Lust über gestern zu reden. Sonst erzählte ich ihm alles, er war ein guter Zuhörer und konnte Situationen objektiv beurteilen. Er war einer der Personen, die mich am besten kannten. Er wusste alles. Fast alles. Über meine magischen Fähigkeiten wusste er nichts. Ich durfte ihm nichts verraten. „Versuch nicht abzulenken, Cheryl. Also was ist passiert?“, bohrte er weiter. Offenbar hatte er gerade Langeweile oder war in der Stimmung zu reden. „Gar nichts“, sagte ich kühl und versuchte die leichte Wut, die in mir aufkam zu unterdrücken.
„Gar nichts?“, fragte er überrascht.
„Ist das so schwer zu glauben?“, fragte ich zickig. Jetzt war ich sauer. Aber nicht auf ihn, eher auf mich. Ich war so unzufrieden auf mein voriges Liebesleben und enttäuscht von mir selbst, dass ich nichts anderes zustande bekam und auch nichts anderes gewollt hatte. „Es ist gleich neun Uhr. Ich mache mich schon mal an die Arbeit.“ Damit verschwand ich an meinen Schreibtisch.
„Ja, ich mach auch schon gleich auf“, brummte er kopfschüttelnd und ging auch.
Bestellung, Rechnung, Bestellung, Werbung, Rechnung, Bestellung...Innerhalb der letzten zwei Tage in denen ich nicht da gewesen war, hatte sich viel Arbeit angesammelt. Außerdem fand ich noch einen kleinen Zettel auf meinem Schreibtisch auf dem eine Liste mit Kundenbestellungen stand, die ich erledigen sollte. Wenn ich rechtzeitig damit fertig werden wollte, musste ich mich ranhalten.
Ich hörte Jeff die Tür aufschließen und kurze Zeit später Kunden den Raum betreten.

„Möchtest du denn keine Pause machen?“, fragte mich eine tiefe, wohlbekannte Stimme und riss mich aus der Arbeit. Vor mir stand Jeff und hatte schon wieder ein Bier in der Hand. Mein nächster Blick wanderte auf meine Uhr. Es war schon halb zwei, obwohl um eins meine Mittagspause anfing. Ich war wohl so vertieft in meine Arbeit gewesen, dass ich die Zeit vergessen hatte. „Mach `ne Pause. Haste verdient. Mach bis halb drei und wenn du dann früher fertig bist, kannste auch früher gehen. Ich komm schon klar“, sagte er und begab sich wieder in Richtung Sessel. „Na gut“, murmelte ich, nahm meine Sachen und ging raus. Ich brauchte ein bisschen frische Luft und einen Platz, wo ich uns unbemerkt etwas Leckeres herzaubern konnte.
Nachdem ich uns zwei Lasagne mit Magie beschaffen hatte, saßen wir essend und lachend an unserem üblichen Platz vor dem Fenster. Auf die Frage, woher ich auf einmal so ein leckeres Essen hatte, antwortete ich nur mit einem geheimnisvollen Grinsen: „Mein kleines Geheimnis.“ Ich hatte zwar gegrinst, doch in Wahrheit machte es mich nur traurig und ein bisschen wütend. Ich fand es nicht fair ihn belügen zu müssen. Seine warmen, braunen Augen und die Falten, die sich an deren Rand bildeten, wenn er lächelte, während sich zur selben Zeit Grübchen neben seinem dunkelbraunen Schnurrbart zeigten, erinnerten mich an meinen Großvater und seine liebevolle und lustige Art machte es noch schwerer mich zu verstecken, zu verstellen und Ausreden finden zu müssen.
Da ich wirklich relativ früh mit dem Papierkram fertig geworden war, schickte Jeff mich vor Dienstschluss nach Hause. Dort angekommen nahm ich ein Vollbad, weil mir nichts Besseres einfiel, was ich in der Zeit tun konnte. Danach machte ich mir einen Salat, setzte mich vor den Fernseher, las ein Buch, guckte wieder fern. Doch weder die Zeit, noch die Langeweile wollten vergehen. Ich fragte mich, ob ich ein paar Freunde anrufen sollte, aber die meisten hatten einen harten Arbeitstag hinter sich und würden bestimmt lieber einen schönen Abend mit ihrer Familie verbringen oder alleine ausspannen. Als ich fand, dass es spät genug war, legte ich mich schlafen.
Ich schlief schnell ein und wachte sogar erstaunlicherweise auf, bevor der Wecker klingelte. Ich schaute auf die Uhr, ob es sich überhaupt noch lohnte weiter zu schlafen. Ein bisschen müde war ich noch, also würde mir nichts gelegener kommen, als noch eine Stunde Schlaf. Der Blick auf die Uhr machte mich sofort hellwach. Ich war nicht vor dem Klingeln des Weckers aufgewacht, sondern danach, was mich sehr überraschte. So etwas passierte mir sonst nie. Im Eiltempo zog ich mich an, machte mir mit Magie die Haare (ging sehr schnell, in einer Sekunde waren sie gekämmt und gelegt) und zauberte mir auf dem Weg zum Auto einen Kaffee.
Auf den Straßen war viel Verkehr, doch irgendwie schaffte ich es doch noch pünktlich um acht Uhr auf einem nahe gelegenen Parkplatz zu parken. In schnellen Schritten lief ich zu dem großen Gebäude mit der beigen Juramarmorfassade. Menschen hielten es für eine große Firma namens „A-Sign“, ein Architekturbüro, das viele Aufträge hatte, Designs neu erfand und den Weltmarkt in der Branche quasi leitete. Dieses Unternehmen gab es wirklich, es wurde aber nur zum Schein gemacht. Die ersten zwei Etagen bestanden also wirklich aus dem Unternehmen, doch die restlichen neun waren etwas, was nie ein Mensch erfahren durfte. Zauberer, die es Nichtmagiern erzählten, bekamen die Todesstrafe. Für meinen Geschmack ein wenig zu heftig, aber ich hatte das ja nicht zu entscheiden, sondern die Versammlung der Ältesten. Eine handvoll der größten und mächtigsten Magier der ganzen Welt.
Schnell ging ich zu den Aufzügen und erwischte einen gerade noch bevor sich die Türen schließen konnten. Er war nur halbvoll, was zu dieser Zeit besonders ungewöhnlich war. Die meisten Leute kannte ich nicht, grüßte sie nur flüchtig. Jan, der direkt neben mir stand, grüßte ich mit einem relativ freundlichen „Morgen, Jan“. Er sagte gar nichts und guckte beleidigt weg. Nicht anders zu erwaten. Was für ein Kind! In der zweiten Etage hielt der Aufzug, ein paar Leute stiegen aus. Claire stieg mit zwei Ordnern unterm Arm ein und begrüßte mich mit einem Wangenkuss. Natürlich sah sie sofort Jan. Sie warf ihre langen, blonden Haare zurück und stellte sich genau zwischen ihn und mich. Sie fragte mich wie mein gestriger Tag war. Natürlich hätte ich nur um Jan zu ärgern so etwas sagen können wie: „Total super, gestern war Herr xy da und wir hatten eine tolle Nacht“, aber ich beantwortete es wahrheitsgemäß mit wenig Enthusiasmus: „Ziemlich langweilig. Ein bisschen Arbeit und ein Buch.“ Sie erzählte irgendwas von ihrem tollen Tag, natürlich nur um Jan zu beeindrucken oder erst einmal auf sich aufmerksam zu machen, denn wie könnte man auch anderes erwarten, gaffte er mich dich ganze Fahrt in den neunten Stock an. Und weil Claire die ganze Zeit zwischen uns stand dachte sie selbstverständlich diese bewundernden Blicke galten ihr. Als wir ausstiegen warf sie ihm einen letzten verführerischen Blick zu, doch er hatte sie sehr wahrscheinlich noch nicht einmal bemerkt.
Als wir an unseren Schreibtischen saßen, plapperte sich aufgeregt drauf los: „Er hat mich angeguckt! Die ganze Zeit! Oh mein Gott! Ich bin so glücklich! Ich glaub, ...ich glaub er ist es wirklich. Diesmal ist er es wirklich! Ganz sicher.“ Und den Rest des Tages verbrachte ich damit, mit ihr seine Blicke, sowie jede noch so kleine Bewegung zu deuten und das erste Date zu planen.
„Vielleicht triffst du ihn heute in irgendeinem Klub“, ermutigte ich sie mit ein wenig mehr Enthusiasmus als zuvor. Es war Hoffnung auf ein Ende ihres Geschwafels in Sicht-Dienstschluss. Ich würde bald zu Hause sein. „Oh ja, bestimmt. Ich muss mich heute besonders heiß anziehen, denn in irgendeiner Disko habe ich direkt integrierte Konkurrenz. Also ich komme dann um acht Uhr vorbei, okay? Dann können wir noch kurz etwas essen, kannst du die leckeren Spaghetti machen? Die leckeren Spaghetti, und dann ziehen wir los. Ich ruf noch Ann, Nadine und Sven an. Sie sollen um neun im „Blue“ auf uns warten. Das wird bestimmt Klasse!“, sie drückte mich kurz und verschwand durch die Eingangshalle, in der wir standen, zu den Tiefgaragen.
Diese Nacht würde wohl wieder eine lang Nacht werden. Wie jedes Wochenende. Ich seufzte und fuhr ebenfalls nach Hause.

Ich hatte die Spaghetti à la Geheimrezept meiner Großmutter gerade fertig, als es klingelte und ich Claire herein lies. Ihre langen, hellblonden Haare und der helle Hautton passten perfekt zu dem kurzen, silbernen Paillettenkleid, was sie trug. „Ich brauche Schuhe!“, sagte sie verzweifelt. Das war keine Aussage, sondern die Frage: „Hast du welche die dazu passen?“ Direkt danach würde eine Frage folgen, die mehr als Aufforderung gemeint sein würde: „Leihst du sie mir!?“
„Wir gucken mal ob ich etwas passendes hab“, sagte ich nur.
Nach dem Essen fanden wir tatsächlich ein paar silberne Highheels, die sie noch begehrenswerter aussehen ließen. Praktisch, dass wir dieselbe Schuhgröße hatten. „Was ziehst du denn an? Oder willst du etwa so gehen?“ fragte sie schließlich, nachdem sie sich genug im Spiegel betrachtet hatte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich immer noch eine schwarze Hose, eine blaue Bluse und ein braunes Jäckchen trug. Ein typisches Bürooutfit, aber nichts fürs Nachtleben. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, bohrte sie weiter und stellte sich vor mich, die Hände an meinen Schultern. „ Ich weiß nicht...“, sagte ich vorsichtig und langsam. Ich hatte wirklich wenig Lust, aber sie würde beleidigt sein, wenn sie das wüsste. „Hast du etwa keine Lust auf Party?“, sie tänzelte um mich herum. „Männer? Drinks? Spaß?“
„Nein, irgendwie...heute nicht.“
„Ach komm schon“, bettelte sie. „Bitteeeee!“ Ihre Stimme wurde immer quengeliger, wie die einer drei-jährigen, die ein Eis haben möchte.
Wieso konnte ich nie Nein sagen? Immerzu gab ich nach. Waren es diese treuen, naiven Augen? Ihr Gesicht, das ich schon lange kannte? Ihre mädchenhafte, naive Art? Jedenfalls saßen wir eine halbe Stunde später im „Blue“ und warteten mit einem Cocktail auf Nadine, die wie üblich zu spät kam. Sven und Ann waren schon da.
Claire und ich kannten Sven schon lange, schon seit neun Jahren. Seit wir ihn kannten war er still gewesen, höflich und klug. Ich hatte ihn noch nie erlebt, dass er richtig hemmungslos aus sich heraus kam. Aber seine Schüchternheit hatte noch nie in unserer Freundschaft gestört. Äußerlich hatte er viel mit Claire gemein. Er hätte ihr Bruder sein können. Er hatte genau die gleiche blasse Haut und hellblonde Haare.
Ann dagegen sind wir erst vor circa 4 Jahren begegnet. Ich war in einer Bar und als ich sie verlassen hatte, lief sie mir nach, weil ich mein Portemonnaie  dagelassen hatte. Ihre Hilfsbereitschaft und Zuvorkommendheit gefiel mir sofort und als ich sie auf einen Kaffee einlud, ist mir ihr wunderbarer Humor aufgefallen. Sie bringt mich dauernd zum lachen, aber hat nicht diese unangenehme Angewohnheit laut zu sein.
„Tut mir leid, ich hab einfach nicht auf die Uhr geguckt und irgendwie sind alle Ampeln immer auf rot geschaltet, als ich kam, als würden sie es böse meinen.“ Nadine kam völlig außer Atem auf uns zu und begrüßte uns. Sie war die einzige unter uns, die nicht zaubern konnte und immer zu spät war oder etwas vergessen hatte. Wo wir uns mit Magie halfen, musste sie sich alleine helfen, aber ich glaube, auch wenn sie zaubern könnte, wäre sie die chaotischste von uns allen. „Kommt, ich will tanzen!“, sagte Claire und zog mich an einer Hand und Nadine an der anderen auf die Tanzfläche.
Nachdem wir einige Male den Klub gewechselt hatten, ging ich raus, um etwas frische Luft zu schnappen. Meine Füße schmerzten und ich hatte keine Lust mehr auf das Flirten mit drittklassigen, betrunkenen Männern. Ich hatte natürlich auch etwas getrunken, konnte aber noch halbwegs gerade laufen. Ich ging in den nahe gelegenen Park und setzte mich neben einer Laterne auf eine Bank. Niemand außer ein paar grölenden und torkelnden Menschen war noch auf der Straße. Laute Musik war zu hören und manchmal blitzen bunte Lichter auf, als eine Tür geöffnet wurde. Wieso hatte ich mich überhaupt darauf eingelassen? Ich hatte Bauchschmerzen und Blasen an den Füßen, die in den Stilettos fürchterlich brannten. Ich hätte jetzt gemütlich in meinem warmen Bett liegen können, anstatt in einer dünnen Jacke und einem Top darunter frieren zu müssen.
Der Himmel war erstaunlich unbewölkt, dafür dass es Frühling war und die letzten Tage verregnet waren. „Hallo, darf ich mich setzen?“, fragte eine leise Männerstimme. Ich schrak auf. Ich hatte ihn nicht kommen hören. „N-Natürlich“, sagte ich leicht verwirrt und setzte mich gerade hin. Vermutlich hatte es so ausgesehen, als wäre ich sturzbetrunken, beide Beine ausgestreckt und den Kopf im Nacken.
„Was machen sie denn um diese Uhrzeit hier draußen? Natürlich nur, wenn ich fragen darf“, fragte er lächelnd und bekam Grübchen. Dieser wildfremde, junge Mann hatte irgendetwas an sich, was mich ihm sofort vertrauen lies, obwohl ich eigentlich große Angst vor ihm haben sollte. Eigentlich urteilte ich nie zu vorschnell, aber was sollte man schon von jemandem denken, der einen mitten in der Nacht irgendwo in einem Park ansprach. Man selbst, leicht bekleidet, attraktiv, jung, alleine, hilflos... Naja, ich war eine Hexe und konnte mich mit Magie verteidigen, aber es würde zu viel Aufsehen erregen, denn leider konnte man nur leblose Dinge verändern oder bewegen.
„Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben. Ich werde sie nicht entführen.“ Offensichtlich schien ihn meine Unsicherheit zu amüsieren. Gelassen lehnte er sich zurück und schaute in den Himmel.
„Nein, ich ähm...also...Was war noch mal die Frage?“, fragte ich immer noch leicht verwirrt. Er hatte mich einfach überrascht. Ich hatte mit niemandem gerechnet, der mich dann auch noch ansprechen würde. „Was sie hier draußen machen, hatte ich gefragt. Es ist mitten in der Nacht“, wiederholte er und drehte sich zu mir.
„Nun, ich war mit meinen Freunden unterwegs und...wollte...weiß auch nicht. Ich bin einfach raus. Ich hatte von Anfang an keine Lust zu feiern“, sagte ich.
„Aha“, sagte er einfach nur. Es hätte mir eigentlich klar sein sollen, dass ihn das nicht interessierte. Nur wieso hatte er dann gefragt? Auf ein Date oder sonstiges hatte er keine Lust, sonst hätte er anders gefragt, hätte sich anders verhalten.
„Sie gehen öfter feiern, nicht wahr? Vielleicht auch jedes Wochenende. Wieso denn heute ausgerechnet keine Lust? Und wieso sind sie dann trotzdem hier?“, fragte er, wieder zum Himmel schauend.
„Wow, das sind ganz schön viele Fragen für einen Fremden“, sagte ich nur und folgte seinem Blick nach oben. Der Himmel war dunkelblau und es waren immer noch keine Sterne zu sehen. Hier über einer Großstadt waren nie Sterne zu sehen. Die Lichter waren einfach viel zu hell.
„Vielleicht“, sagte er leise. „Aber ich bin neugierig und naja, ich habe gerade nichts zu tun. Da dachte ich mir, ich spreche einfach irgendjemanden an und meine Langeweile wird schon verschwinden“, lachte er und auch ich musste lachen. „Sie haben wohl wirklich nichts zu tun. Ist das der Grund weshalb sie mitten in der Nacht hier draußen sitzen?“
„Ich hab zuerst gefragt“, beharrte er.
„Na gut“, seufzte ich. Was soll’s? Ich kannte ihn nicht und würde ihn sowieso nie wieder sehen. „Nun, eigentlich weiß ich es nicht. Ich habe festgestellt, dass ich nicht zufrieden bin mit meinem Leben, so wie es war. Partys, Männer...Ich höre mich sehr wahrscheinlich an wie ein Teenager mit Stimmungsschwankungen, aber das ist nicht das was ich will. Ich meine, ich bin schon 26, werde bald 27 und da muss man doch schon irgendetwas im Leben erreicht haben. Schon etwas aufgebaut haben, auf etwas zurückblicken können.“ Was tat ich hier eigentlich? Einem wildfremden Mann mein Leben erzählen? Bestimmt war er total gelangweilt, wollte so etwas gar nicht hören, wahrscheinlich war er wie alle anderen Männer. Er wollte nur ins Bett mit mir. Wie ich ihn verabscheute, genau wie alle anderen, die genauso waren wie er und mich selbst, weil ich es jedes mal soweit hatte kommen lassen.
„Sie sehen gar nicht aus wie 26“, sagte er nur. „Übrigens, mir war wirklich langweilig, ich brauchte frische Luft zum Denken. Da bin ich in den Park gegangen. Ich geh oft hierhin. Sie auch?“
„Nein. Das heißt ja. Ich weiß nicht.“ Wieso fragte er ob ich gerne in den Park ging? War das eine neue Masche mich rumzukriegen? Warum stand ich jetzt nicht einfach auf und ging? Zur gleichen Zeit spürte ich wieder das Brennen an meinen Fußsohlen. „Püh“, dachte ich. „Ich bin zuerst hier gewesen und deshalb bleibe ich auch!“
„Sie sind sich nicht sicher, ob sie in den Park gehen?“, fragte er ungläubig. Über seine gelassene Art hätte ich mich noch mehr aufregen können. Ich war sowieso schon sauer, müde war ich noch dazu und plötzlich kann ein wildfremder Mann und stellte mir irgendwelche sinnlosen Fragen.
„Tut mir leid. Ich wollte sie nicht...Wieso? Ähm...Also, wieso sind sie so sauer?“, stammelte er. Diesmal war er verwirrt. Ich hatte gar nicht auf meine Gesichtsmimik geachtet. Offensichtlich erkannte er meine Wut.
„Es passiert mir öfter, dass Menschen wütend auf mich sind. Liegt wohl in der Familie. Aber ich habe doch eigentlich nichts getan, oder? Ich habe mich hierhin gesetzt und versucht mich mit Ihnen zu unterhalten“, sagte er mit einer ruhigen Stimme, mit leichten Falten in der Stirn.
Dieser Kerl macht mich fertig. Kommt her, stellt mir sinnlose Fragen, macht mich wütend und stellt noch mehr sinnlose und dämliche Fragen. Ich meine, wer geht mitten in der Nacht auf die Straße und spricht fremde Leute an? Aus Langeweile? Garantiert nicht! Dieser Typ führt was im Schilde. Ganz sicher!, dachte ich und es lief mir eiskalt den Rücken runter, als ich mir ausmalte, was er vorhaben könnte.
Er schaute mich immer noch an und sein fragender Blick durchbohrte sich meinen. Überraschender Weise hatte sein Blick etwas Warmes und Beruhigendes an sich, was mich mehr an eine friedliche, grüne Wiese mit Gänseblümchen erinnerte, als an einen Verbrecher.
Ein schriller, anhaltender Ton unterbrach die Stille und ich schrak auf. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich bemerkte, dass es ein Handy war, welches ununterbrochen klingelte. Und es verging weitere Zeit bis ich registrierte, dass es meines war und ich abnahm. „Cheryl, wir wollen nach Hause fahren. Wo bist du denn? Oder hab ich dich gerade gestört?“, kicherte Claire.
„Nein, ich komme gleich. Ich bring dich dann nach Hause. Du kannst sowieso nicht fahren bei deinem Alkoholspiegel“, antwortete ich und legte auf. Ich hatte zwar auch schon etwas im Blut, würde mich aber besser zusammenreißen können.
„Ich muss los“, sagte ich knapp und stand auf. „Schade“, sagte er nur und ich blieb wie vereist stehen, weil ich wieder in diese wundervollen Augen blickte und nicht mehr loskam.
„Ja“, antwortete ich, als ich mich von ihm losriss und in schnellen Schritten wegging. Ich hoffte nur, ich hatte ihn nicht zu lange angestarrt.


2.
Am Samstagmorgen weckte mich lautes Klopfen an der Tür. Ich stand auf und die Welt um mich herum fing sich schneller an zu drehen, als sie sollte und mein Kopf fühlte sich an, als wäre ein Lastwagen darüber gerollt. Meine Beine waren schwer und träge, als ich zur Haustür schlurfte. Ich guckte durch den Türspion, konnte jedoch nichts erkennen, also machte ich die Tür einen Spalt breit auf.
„CHERYL! Cheryl, Cheryl, Cheryl! Endlich machst du auf! Ich war gestern auch schon da. Wo warst du denn?“, sagte meine Schwester hektisch und mit wilden Armbewegungen dazwischen. „ER HAT MICH GEFRAGT! Er hat mich gefragt!“ Sonja drückte die Tür auf, um fröhlich hüpfend rein zuspringen und munter drauf los zu plappern. Ich schloss langsam die Tür und begab mich langsam wieder in mein Bett. Ohne Sonjas Worten auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Schreiend kam sie hinter mir her und schüttelte mich an den Schultern. „Wo gehst du denn hin? Hallo? Julian hat mich gefragt! Er hat mich gefragt und du willst wieder schlafen gehen??“
„Wer hat was?“, murmelte ich und Sonja zog mich auch die Couch.
„Du musst erstmal richtig wach werden“, sagte sie und zauberte uns zwei Kaffees. Sie war keine besonders gute Zauberin, aber immerhin hatte sie ein bisschen Magie im Blut. „Also, gestern hat Sven mir einen Antrag gemacht. Und jetzt guck mal, ich bin VERLOBT!“, sagte sie breit grinsend und schon etwas ruhiger und zeigte stolz ihre Hand an der sich ein silberner Ring mit mehreren funkelnden Steinchen befand. Während ich mir ein Frühstück und noch einen Kaffee machte, erzählte sie mir alles ganz genau bis ins kleinste Detail. Wie ihr Freund, mit dem sie schon acht Jahre zusammen war, vor ihr niederkniete und um ihre Hand anhielt. Geduldig hörte ich ihr zu, bis sie mich fragte, ob ich ihre Trauzeugin werden wollte. Ich hatte noch nie darüber nachgedacht und es überraschte mich. Ich war ihre Schwester und wir hatten ein super Verhältnis zu einander und es war auch vorauszusehen, dass sie mit Julian für immer zusammen sein würde, aber nie hatte ich es auch nur in Erwägung gezogen mich mit dem Thema Hochzeit näher auseinander zusetzen. Es war nicht meine eigene, doch weil es Sonjas war, rückte es beträchtlich nahe. Hochzeit war so fremd für mich und ich hatte eigentlich gar keine Ahnung davon. Natürlich war ich schon auf Hochzeiten gewesen, aber es war immer ein Zeichen von Spießigkeit und Langeweile für mich gewesen. Das Ende von einem wilden Leben und viel Spaß. Vielleicht war es kindisch so zu denken, aber ich konnte nicht anders.
„Möchtest du gar nicht?“, fragte Sonja traurig und riss mich aus den Gedanken. Natürlich wollte ich, es würde sie so glücklich machen, aber andererseits wollte ich doch nicht. Allein bei dem Gedanken, spießig, in einem dezenten Kleid in einer Kirche...
„Doch, natürlich will ich“, sagte ich und umarmte sie. „Danke! Ich freu mich so für dich.“ Und das tat ich wirklich. Er war der Mann ihrer Träume und sie passten perfekt zusammen. Es war wie in einem Märchen. Sie lernten sich auf einer Messe kennen. Sonja hatte etwas fallen gelassen, Julian hob es auf  und lief ihr nach, um es ihr zubringen. Sie unterhielten sich nett, trafen sich später und  kamen zusammen. Sie blieben zusammen und werden es auch wahrscheinlich für immer bleiben. Wie deprimierend!


Helle Sonnenstrahlen weckten Sonja, die bei mir übernachtet hatte, und mich am  Sonntagmorgen und man hörte die Vögel zwitschern. Ich stand auf um die hohen, großen Fenster aufzumachen und atmete die kalte Morgenluft ein. Die Sonne lies sich hinter ein paar leichten Wolken blicken und in der Luft lag ein angenehmer Frühlingsduft. Positive Energie durchströmte mich, als wäre ich aus einem langen Winterschlaf erwacht.
„Hey! Das ist kalt!“ Etwas Weiches traf mich am Kopf. „Komm las uns einen Kaffee trinken und etwas Leckeres frühstücken. Aber bitte im warmen!“
Sonja schloss die Fenster und lief in die Küche. Ich hob das Kissen auf, schleuderte es zurück auf das Bett und folgte ihr. „Guck mal, heute ist ein herrliches Wetter. Was hältst du davon wenn wir zu Oma fahren und ihr erzählen was so vorgefallen ist. Sie muss doch wissen, dass ihre Enkelin verlobt ist“
„Ich freu mich so! Ich bin so glücklich! Und so schrecklich aufgeregt! Was wir nicht alles noch organisieren müssen! Du musst mir unbedingt helfen! Also wir brauchen ein Brautkleid. Oh, du meine Güte! Welches nehmen wir bloß? Und dann...“, sie gestikulierte so stark, dass ihr fasst eine Tasse aus der Hand gefallen war „Oh, das tut mir leid, aber es ist ja nichts passiert. Aber wir brauchen noch umbe...“
„Sonja, beruhige dich mal. Er hat dir erst gestern einen Antrag gemacht. Ihr werdet nicht heute heiraten. Auch nicht morgen. Das hat alles Zeit!“, Ich nahm ihr die Tasse aus der Hand und setzte sie auf die Couch. Da ich eine offene Küche hatte, konnte ich das Frühstück machen und ihr gleichzeitig zuhören oder sich mit ihr unterhalten.

Zwei Stunden später saßen wir satt und gut gelaunt in meinem Auto. Ich hatte das Verdeck aufgemacht und eine frische Frühlingsbrise wehte uns durch die Haare. Eigentlich war es noch zu kalt, um Cabrio zu fahren, aber wir hatten uns dicke Jacken angezogen, weil wir schon das ‚Summerfeeling’ hatten. Es kribbelte in den Fingerspitzen, die Sonne strahlte und man hat den Drang sich zu bewegen, fröhlich zu singen und das schöne Wetter zu genießen. Wir fuhren eine halbe Stunde lang zur psychiatrischen Klinik, in die nicht allzu große Nachbarstadt, in der ich auch groß geworden bin.
Der Parkplatz war fast voll, da Sonntag war und viele Familien ihre Verwandten besuchen waren und wir brauchten einige Zeit, um einen freien Platz zu finden.

Oma begrüßte uns wie immer mit einer herzlichen Umarmung und war sichtlich erleichtert endlich jemanden außer die Pfleger und Pädagogen zu sehen. Sie hatte ein kleines Zimmer mit einer Küchenzeile, das sehr gemütlich und zeitlos eingerichtet war und machte uns einen Kaffee. „Also Kinder, wie geht es euch? Ihr seid doch gesund?“, sie guckte uns beide abwechselnd Aufmerksam an, als ob sie kein einziges Indiz verpassen wollen würde, das darauf hindeuten könnte, wir wären doch nicht ganz gesund und munter.
‚Ja, natürlich sind wir das, Oma’, sagte ich und schenkte ihr ein liebevolles und überzeugendes Lächeln. Sie machte sich immer so viele Sorgen und bereute es das sie nie bei uns ‚draussen’ sein konnte, um alles zu erleben. Ich denke ihre Sorgen waren berechtigt, denn falls irgendetwas passieren würde, würde sie es wahrscheinlich als letzte erfahren. Und das nach Monaten, wenn es vielleicht schon zu spät sein könnte.
„Aber, pass auf!“, grinste Sonja, nachdem wir uns hingesetzt hatten, und streckte Tanja ihre linke Hand entgegen „Ich werde heiraten!“ Tanja sprang auf und umarmte Sonja, die auch aufstand und wie ein kleines Mädchen auf und ab hüpfte. Beide lachten und kreischten. Nach ungefähr 2 Minuten hatten sie sich wieder etwas beruhigt und begutachteten stolz den Ring.
„Wollt ihr euch nicht wenigstens wieder setzen?“, ich deutete auf die zwei sesselähnlichen Stuhle, die um einen runden Tisch standen, neben mir.
„Ja gleich, ich hab den Kaffee ganz vergessen.“ Tanja drehte sich um und füllte den Kaffe in eine hübsche, zeitlose Kanne.
Sie hatte sich ihr Zimmer wirklich schön und praktisch eingerichtet. Die Küchenzeile, mit weißen Holzfronten und einer braunen Arbeitsplatte, war direkt neben dem kleinen, aber ausreichenden Esstisch, an dem wir saßen. Zwischen dem Ende der Ziele und eines Stuhls war eine verglaste Tür die auf den Balkon führte, von dem aus man einen schönen Blick auf ein Waldstück hatte. Zwar war Tanja auch nicht mehr die jüngste, doch sie kümmerte sich noch selbst um ihren Balkon, der wirklich wunderschön war. Neben einem Tischchen und zwei Stühlen, standen verschiedene Behälter in denen im Sommer unzählige Blumen wuchsen.
Auf der anderen Seite des Raumes war eine große Nische in der ihr Bett stand.
Der Wohnbereich war weiter Hinten im Zimmer. Eine gemütliche weiße Couch mit vielen Kissen lud zum Sitzen ein und ein Couchtisch in einem warmen Holzton und ein gemütlicher Sessel machten den Raum perfekt. Alles war so gemütlich und stilvoll. Während Sonja und Tanja über diverse Möglichkeiten zur Planung der Hochzeit erörterten, überlegte ich ob ich meine Wohnung auch so einrichten sollte.
„Ja?“, meldete sich Sonja an ihrem Handy, als es mehrere Male klingelte und sie es hektisch in ihrer Tasche gesucht hatte. „Oh, ja klar. Ich bin bei meiner Oma. In ####. Ja, okay, ich komm’ jetzt. Ich dich auch“, sie kicherte glücklich und legte auf. „Ich muss jetzt nach Hause, Julian hat angerufen.“
„Jetzt schon?“, sagte Tanja entsetzt. „Das ist aber Schade. Aber Cheryl, Schatz, du bleibst doch noch oder?“ Ich nickte. Natürlich würde ich noch bleiben. Wir waren doch erst vor kurzem gekommen und geredet hatte ich mit Oma wenig.
Sonja umarmte Oma und mich, nahm ihre Jacke und ging zur Tür.
„Du weißt, dass wir mit meinem Auto hier sind?“, fragte ich leicht amüsiert.
„Oh“, Sonja drehte sich langsam um. „Hmmm. Ich kann ja damit nach Hause fahren und es dir hierher zaubern“
„Schaffst du das?“, fragte ich und sogar Tanja guckte unglaubwürdig. „Ich meine, das ist ein schweres Auto und es sind schon ein paar Kilometer. Ich will dich nicht beleidigen, aber du weißt, dass deine Fähigkeiten nicht die Besten sind.“ Sie würde das nie im Leben schaffen und das wusste sie. Doch wie kam sie dann trotzdem immer wieder auf solche Ideen?
„Ja, stimmt. Nagut, ich fahre nach Hause und rufe dich an, wenn ich da bin, dann kannst du dir es selber herzaubern, okay?“
„Ja, das würde gehen“, seufzte ich „aber mach’s nicht kaputt“. Immer diese Umstände. Sie ging und Tanja füllte ihre selbstgemachten Kekse auf dem Teller nach: „So mein Schätzchen. Erzähl mal etwas über dich. Ich hab dich schon lange nicht mehr gesehen. Gibt es irgendwas Neues? Wie geht es dir?“
„Och, ganz gut. Eigentlich hat sich nicht viel geändert. Ich hab mir eine neue Kaffeemaschine gekauft, die alte ist kaputt gegangen. Also eigentlich habe ich mir einen Kaffeeautomaten gekauft.“
„Das macht dich traurig, nicht war?“, Tanja stellte ihre Tasse ab und nahm meine Hand.
„Was soll mich denn traurig machen? Die Kaffeemaschine? Bitte, ich hab mir eine neue gekauft“, fragte ich erstaunt und zog meine Hand weg.
„Nein, das meinte nicht“, lachte sie „Deine Schwester heiratet bald.“
„Ich freu mich für sie. Wirklich!“ Sie mir vorwarf ich würde mich für meine geliebte Schwester nicht freuen? Eine Unverschämtheit!
„Ich glaube dir, dass du dich für sie freust, aber man kann sich doch für jemanden freuen und gleichzeitig traurig sein.“, erklärte sie „Sie ist jünger als du und bei dir ist noch lange keiner in Aussicht, der dich heiraten wird. Den du heiraten würdest.“
„Ach, das stimmt doch gar nicht. Ich könnte jederzeit jemanden heiraten, aber ich will nicht. Ich finde mein Leben so gut wie es ist. Total super.“. ich wollte nicht schnippisch klingen, aber das gelang mir nicht so ganz.
Tanja guckte mich schräg an. Sie brauchte gar nichts zu sagen, ich wusste was sie sagen wollte. ‚Ach wirklich?’ stand ihr förmlich auf die Stirn geschrieben.
„Ja.“, antwortete ich auf die nicht gestellte Frage.
„Ach“, seufzte sie „ich weiß noch als Marlin und ich uns kennen lernten. Es war im Sommer 1954, wenn ich mich nicht irre. Ich war 18 Jahre jung und eigentlich hatte ich mich bis dahin noch nicht für Jungen interessiert. Meine Eltern hatten schon Angst ich würde mich für meinesgleichen interessieren, wollten mich mit allen möglichen bekannten und Freunden zusammen bringen. Natürlich hat das auch nichts gebracht. Aber dann habe ich deinen Opa getroffen. Auf einem Bahnsteig. Wir waren die einzigen dort und er hat mich gefragt, wo ich hin fahre und so haben wir uns dann unterhalten. Naja, und was soll ich sagen, nach ein paar Treffen war’s um mich geschehen. Gott, waren meine Eltern froh, dass ich „normal“ war. Das waren Zeiten damals!“, schüttelte sie den Kopf „Lesbisch oder schwul sein galt als Krankheit oder Verbrechen.
Nun, ich wollte Krankenschwester werden, also ging ich auf eine Berufsschule und jeden Tag hat er mich nach Ende abgeholt. Er hatte kein eigenes Auto und kam deshalb er zu Fuß. Ich habe immer gesagt es sei nicht nötig. Er musste immer ja so einen Umweg machen, um mich nach Ende seiner Arbeit zu holen.
5 Jahre später war ich Hochschwanger und immer noch sehr glücklich. Dass er ein Zauberer ist, hatte er mir noch vor unserer Hochzeit gesagt. Er wollte das ich weiß, worauf ich mich da einlasse.“ Sie lächelte verträumt, doch als sie weiter sprach wurde ihr Blick leer. „Vor ungefähr 17 Jahren wachte ich auf, weil ich ein Klirren gehört hatte. Ich wollte Marlin wecken, doch als ich neben mir auf der Bettseite herumtastete, bemerkte ich, dass er nicht da war. Ich rief seinen Namen, zuerst leise, dann immer lauter, doch er antwortete nicht. Ich machte das Licht an und suchte ihn. Ich fand in nirgendwo. Zuerst dachte ich er wäre fort gegangen, hätte mich zurück gelassen, aber das passte nicht zu ihm. Ich wartete Tage ab und er kam immer noch nicht zurück... Er, einer der wichtigsten Menschen in der ‚Versammlung der Ältesten’, hatte mir schon von verschiedenen Machenschaften erzählt und das nicht nur eine davon seine Kräfte besitzen wollte, aber...“ Sie machte eine kurze Pause. „Er war wirklich ein großer Zauberer.“
„Ja“, stimmte ich zu „und ein großartiger Mensch. Wieso mussten sie ihn denn entführen? Noch dazu, um seine Zauberkraft zu bekommen! Jeder weiß doch, dass es unmöglich ist, jemandem die Kräfte abzunehmen, geschweige denn sie dann auf sich zu übertragen. Gut, dass sie dich wenigstens nicht mitgenommen haben!“
Sie nahm meine Hand. „Sie haben gedacht ich werde von der ‚Versammlung der Ältesten’ getötet, wenn ich sage was passiert ist und falls ich nicht darauf komme, das sie es waren, wird die Polizei doch auch nichts finden.
Da wir mit einigen aus der Versammlung befreundet waren, zögerten diese ein Urteil solange hinaus, bis die Nichtmagier mich hier einsperrten und dann sorgten unsere Freunde dafür, dass die ganze Versammlung sich damit zufrieden gab. Ich habe ihnen wirklich viel zu verdanken.“
„Ja“, sagte ich nach einer Weile, „das ist das Beste was wir aus dieser Situation geworden ist, denke ich“ Tanja guckte mich nur mit ihrem warmherzigen Blick an.
„Ich denke es ist Zeit zu gehen.“, ich stand langsam auf.
„Nein, warte! Wir haben doch kaum geredet, mein Kind. Wie geht es dir in deiner Arbeit? Deinen Freuden? Ist alles gut?“, Oma versuchte mich wieder auf meinen Platz herunter zu drücken.
„Es ist alles beim Alten “, sagte ich und blieb stehen.
„Wirklich? Nun, gut. Ich denke es ist wirklich Zeit.“, seufzte Tanja. „Soll ich dir ein paar Kekse mitgeben? Du bist ja so dünn, du fällst mir bestimmt vom Fleisch“ Während sie die Kekse in eine Tüte einpackte, lächelte ich.
„Du fällst mir Oma.“
„Du mir auch mein Kind“, sagte sie, drückte mir die Kekse in die Hand und einen Kuss auf die Stirn. Ich nahm meine Jacke und meine Tasche und ging zur Tür.
„Du hast gesagt, an dem einen Morgen, hättest du etwas Klirren gehört. Haben sie die Tür aufgebrochen? Aber wieso, wenn sie doch die Tür aufzaubern konnten?“
Sie deutete auf eine Vase auf ihrem Nachttisch: „Das war ihre Art mich auszulachen. Ein Zeichen, das auch wenn ich ein Beweisstück habe, die Polizei ihn nicht finden wird. Ich glaube, dass hat mich auch dazu provoziert laut herum zu schreien, dass mein Mann von Zauberern verschleppt wurde. Ein bisschen naiv, gleich zwei Regeln gleichzeitig zu brechen: Den Nichtmagieren von eurer Existenz zu erzählen und damit zu verraten, dass ich von euch bescheid weiß. Ich hab die Vase wieder zusammen geklebt. Es ist eine Art Erinnerung für mich, immer vorsichtig zu sein.“
Ich schaute noch eine Weile auf die Vase, dann verabschiedete ich mich endgültig von Tanja. Draussen angekommen, suchte ich mir ein Nichtbeobachtetes Plätzchen hinter dem Parkplatz, rief Sonja an und zauberte, nach ihrer Bestätigung, dass sie schon angekommen ist, meine Auto herbei.
Auf der Fahrt dachte ich noch etwas über Oma und Opa nach.
Früher, als ich noch ein Kind war, habe ich oft und gerne Zeit bei ihnen verbracht. Wir lebten in dem selben Haus, ein großes Haus auf einem Hügel, nah am Wald, und so konnte ich sehr oft bei ihnen sein. Da ich mich mit meinen Eltern seit der Vollständigkeit meiner Kräfte nicht mehr gut verstanden hatte, waren sie eine Art Ersatz für mich. Meine Eltern sind Nichtmagier und sie verabscheuen Magie. Komischerweise mögen sie meine Schwester sehr gerne, obwohl sie auch eine Zauberin ist. Eine sehr schlechte, muss man zugeben, aber immerhin. Meine Großeltern unterstützten mich hingegen in meiner Fähigkeit. Mit Oma lernte ich Theorie und Opa brachte mir das Praktische bei.

Plötzlich bekam ich Sehnsucht nach unserem alten Haus und der Terrasse am Ende des Hügels, auf der ich meistens mit meinen Großeltern saß, um zu lernen.
Und nach Opa bekam ich auch Sehnsucht. Tanja hatte mir die Geschichte schon oft erzählt, aber ich konnte noch immer nicht begreifen, warum jemand einen so wunderbaren und bedeutenden Menschen grundlos und ohne jede Aussicht auf Gewinn entführen konnte. Das verräterische Klirren hatte ich in dieser Nacht nicht gehört. 10-Jährige Mädchen schlafen wohl zu fest.
Ich war schon in der Tiefgarage angekommen, hatte mein Auto geparkt und betrat meine Wohnung. Meine arme Oma. Nur wegen irgendwelchen dummen Idioten war sie jetzt in dieser Anstalt gefangen! Ich hoffte, dass sie sie wenigstens zu Sonjas Hochzeit rauslassen würden. Und zu meiner hoffentlich irgendwann auch. Ja, denn ich würde irgendwann bestimmt heiraten. Wie kam sie bloß darauf, dass ich es nicht tun würde? Ich kann auch eine glückliche Familie sein, beschloss ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Das war doch alles total einfach! Ich müsste einfach nur irgendwo hingehen, mir jemanden angeln und das mit dem Verlieben und Glücklich sein würde sich schon ergeben.
Ich zog meinen Mantel aus, warf ihn über die Sofalehne und setzte mich hin. Nachdem ich mir das Telefon quer durch den Raum in meine Hand gezaubert hatte, wählte ich Claires Nummer:  „Hi Schätzchen. Wie wär’s? Ich hol dich einer halben Stunde ab und dann gehen wir feiern?“
„Super, ich wollte eigentlich mal die Fenster putzen. Ich habe auch schon angefangen, aber Party geht vor!“ Ich hörte sie lachen. „Ich ruf noch Sven und Nadine an, dann ist es wieder so lustig wie immer.“
„Ich frag noch Ann, dann sind wir komplett.“
„Klar, super Idee! Du holst mich ab, richtig? Dann in ’ner halben Stunde. Ciao!“
„Okay, bis dann.“ Ich legte auf.
Was sollte ich bloß anziehen? Während das Telefon eine Verbindung zu Anns Festnetzanschluss aufbaute, ging ich zum Kleiderschrank, machte ihn auf uns betrachtete meine Sachen.
„Jaaaa, hier ist Ann.“, trällerte es am anderen Ende der Leitung.
„Hey, ich wollte fragen, ob du nicht Lust hättest heute mit uns auszugehen, in ein paar Klubs.“
„Ja klar, gerne. Wann? Wo? Soll ich noch jemandem Bescheid sagen?“
„In 40 Minuten, wie immer vorm ‚Blue’, denke ich.“
„Okay, bis dann.“ In der Leitung war es still und ich betrachtete immer noch ausführlich meine Modesammlung von großem Ausmaß. Also an Auswahl mangelte es mir nicht. Vielleicht das kleine Schwarze? Nein! Zu langweilig, heute will ich doch auffallen, heute gründe ich meine eigene, große und glückliche Familie. Ja, Oma, da kannst du mal sehen!
Mir viel eine pailettenbesetzte Hotpants ins Auge und ich probierte sie an. Nur noch in Highheels geschlüpft, Wow. Eins musste man mir lassen: Ich hatte sehr lange Beine und in dem Outfit wirkten sie noch länger, sehr sexy. Dazu noch ein weißes Oberteil, am besten bedruckt. Ich kramte lange, bis ich einfach ein langes, weißes Top nahm, auf dem I love Paris stand. Ich ging noch ins Bad, machte mich etwas frisch und band meine Haare zusammen. Ich wollte gerade rausgehen, doch als ich mich im Spiegel betrachtete, fiel mir auf das mein Kurzmantel nicht wirklich zu meinem Outfit passte. Ich ging ins Schlafzimmer, um etwas Besseres zu finden, da wurde mir klar, dass ich zuerst wohl oder übel noch aufräumen musste. Schuhe lagen auf dem Boden zerstreut und Kleider, Hosen und Oberteile lagen überall im Zimmer. Wenn ich meinen Zukünftigen heute HIER reinlassen wollte, wäre das garantiert kein guter Start in meine Vorzeigeehe. Ich seufzte. Ach, wozu aufräumen, wenn man auch zaubern kann? Es flogen Sachen durch den Raum und in einer Minute war Alles im Kleiderschrank verstaut, nicht ordentlich, aber immerhin nicht mehr zu sehen und ich – diesmal in einem schicken, schwarzen Blazer, anstatt Mantel – auf dem Weg zum ‚Blue’ mit Claire.

3.
4 Stunden später
Anfangs war nicht viel los gewesen, da wir relativ früh da gewesen sind. Nach ein paar schleppenden Unterhaltungen, lernte ich aber doch einen netten, jungen Mann kennen, der gerade in meiner Wohnung betrat.
„Nett hast du’s hier.“
„Danke“, antwortete ich nur. Dann zog er mich an sich heran.

Der Wecker klingelte 6:30 Uhr. Langsam drehte ich mich um und schaltete ihn aus. Ich richtete mich auf, um mich zu strecken, da bemerkte ich, dass noch jemand in meinem Bett lag. Achja, er ist ja gestern noch mitgekommen. Wie war noch gleich sein Name? Oh man, Cheryl, du wolltest doch Oma beweisen, dass du auch eine eigene Familie haben kannst und jetzt weißt du noch nicht mal seinen Namen! Ich stöhnte auf und der namenlose Mann neben mir regte sich.
„Guten morgen“, sagte ich freundlich.
„Wie spät ist es denn?“. Er schielte auf die Uhr. „Was?! Halb Sieben? Oh mein Gott, wieso so früh?“
„Ich muss arbeiten“, antwortete ich total erstaunt. Was sonst? Müssen Menschen nicht Montagmorgens arbeiten?
„Achso, ja, ähm, ich nicht.“
„Nagut, ich mache erstmal frühstück oder hast du keinen Hunger?“. Ich stieg aus dem Bett und zog mir einen dünnen Bademantel an.
„Hmm...Ja, ich denke ich könnte Etwas vertragen.“. Er stieg ebenfalls aus dem Bett und suchte seine Sachen zusammen.
Das ich Frühstück für einen nächtlichen Besucher machte, war zwar keine Premiere, aber dennoch eine Rarität.
Beim Essen unterhielten wir uns und da fiel mir sein Name auch wieder ein: Tobias. Er war freischaffender Künstler, leider jedoch nicht so erfolgreich, was ihm sichtlich zu schaffen machte. Beim Gespräch merkte ich gleich, dass ich niemals mit diesem Mann für längere Zeit auskommen könnte. Er war nicht besonders gebildet, bemitleidete sich permanent selbst und träumte nur von seinem –meiner Meinung nach sehr unrealistischem- Durchbruch als Künstler des Jahrzehnts.
Enttäuscht fuhr ich zur Arbeit. So leicht war das Gründen einer Familie nun wohl doch nicht. Nagut, es war mein erster ernst zu nehmender Versuch gewesen und der Ausdruck ‚Familie gründen’ war wohl etwas zu übertrieben, aber eine feste Beziehung zu haben konnte doch wirklich nicht so schwer sein!
Es war kalt und leicht bewölkt und ich war froh die warme Eingangshalle betreten zu können. Der Fahrstuhl brachte mich nach oben und ich ließ mich an meinem Schreibtisch nieder. Zunächst einmal brauchte ich einen Kaffee, also stand ich auf, um mich zur Kaffeemaschine zu begeben. Da kam mein Chef durch die Tür, direkt auf mich zu: „Cheryl! Guten morgen, hast du gut geschlafen?“
„Aber sicher. Und sie?“, fragte ich und nahm mir eine Tasse aus dem Schrank.
„Lass uns doch einen Kaffee bei mir im Büro trinken.“
„Nun gut“, stimmte ich zu und folgte ihm ins Büro. Sein Büro war ein circa 10 m² großes Zimmer, minimalistisch und in hellen Holztönen eingerichtet. An einer Wand standen zwei halbhohe Regale, überfüllt mit Büchern und heraushängenden Zetteln, neben der Tür stand ein einsamer Stuhl, über dem ein Wandregal hing und mitten im Raum thronte ein Großer Massiver Schreibtisch, der ebenfalls mit Zetteln, Mappen, Büchern und sonstigem Kleinkram übersäht war.
„Setz dich doch“, sagte er und deutete auf einen der zwei Sessel, die vor seinem Tisch standen. Er setzte sich an diesen und schob nervös ein paar Akten an die Seite. „Nun, ähm, möchtest du einen Kaffee oder Tee?“
„Kaffee“, sagte ich und machte es mir in einem der schon etwas durchgesessenen Sessel bequem.
„natürlich“, murmelte er und drückte einen Knopf ein seinem Tischtelefon: „Claudia, bringst du uns bitte zwei Kaffee“. Man möge meinen Claudia sei seine persönliche Sekretärin, aber sie war jedermanns Sekretärin, ein Mädchen für alles der Abteilung. Er war der Abteilungschef, hatte viel Macht, jedoch nicht genug, um als großer oder als einflussreicher Zauberer zu gelten. Oder er wollte nicht. Er war ein guter Zauberer, sonst hätte er diese Stelle nicht bekommen, doch er war schüchtern und bescheiden. Ich denke er fühlte sich Unbehagen im Mittelpunkt zu stehen oder durch seine besseren Fähigkeiten hervorzustechen. Er rückte seine rahmenlose Brille zurecht und strich seine braunen Haare zurück. Ich schaute ihn an und wartete darauf, den Grund meines Besuchs bei ihm zu erfahren.
„Wieso hast du mich geduzt? Ich dachte, wir wären schon weiter“, schmunzelte er unsicher.
„Ich hielt es nicht für angemessen. Nachher denken noch die Kollegen Ich genieße irgendwelche Privilegien bei dir.“, ich lächelte ihn an. Natürlich hatte ich Vorteile und die Kollegen wussten das auch. Er konnte es weder vor mir noch vor jemandem anderen verstecken. Ich war mir noch nicht einmal sicher, ob er es überhaupt versuchte.
„Ja, du hast Recht. Das wäre nicht gut.“, sagte er, wobei sein Sprachstil mehr einem Grummeln oder Murmeln glich.
„Also, ich mö...“, begann ich doch die Tür ging auf und die etwas beleibtere, blonde Claudia kam mit einem Tablett herein. Sie grüßte mich flüchtig, stellte das Tablett ab und ging wieder.
„Milch oder Zucker?“, er blickt nicht auf, als er mir Kaffee in eine schöne weiße Tasse eingoss.
„Du weißt wie ich meinen Kaffee mag.“
„Natürlich.“
„Hans-Wurst, ich bin doch nicht hier nur um mit dir Kaffee zu trinken.“, ich nahm die Tasse und nahm einen Schluck. „Warum hast du mich hergerufen?“
„Achja, nun, ich, ja, ich kenne dich ja“, er lachte unsicher, was sich eher wie ein leichtes Husten anhörte „Du magst deinen Schreibtisch und magst es auch hier im Büro zu arbeiten. Und du machst deinen Job auch wirklich gut. Nur wir haben in letzter Zeit eine erhöhte zahl von Verstößen und sogar Verbrechen. Wir vermuten eine Art Bande oder ‚Mafia’“, er grinste leicht. „Das gab es schon öfter und



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Beitrag02.01.2010 18:17

von Hoody
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Auch wenn wir im Bereich: Mein erstes Mal sind, muss man nicht so einen großen Textbrocken reinstellen.
Es gibt die sieben goldenen Regeln:
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=4551

Du wirst wahrscheinlich keine Kritik oder Kommentare bekommen.
Ich lese mir die Geschichte mal durch und gebe dann eine ausführliche Kritk, könnte etwas länger werden. Vielleicht werde ich heute noch fertig, wenn nicht dann spätestens Montag.

Normalerweise kritisiert man nicht in diesem Bereich. Hier kommen alte Geschichten rein. Aber da du um Kritik  bitttest, bekomme ich hoffentlich keinen Ärger. Nächste Mal bitte nicht so einen großen Brocken reinstellen und wenn du Kritik willst, dann in die Talentschmiede posten - aber bitte jetzt die selbe Geschichte nicht da noch einmal reinposten.


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Beitrag02.01.2010 18:28

von JohannaSunshine
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vielen dank, das wusste ich nicht
hmm das sind mir viel zu viele foren und themen  Confused nungut, muss mich ertmal einleben hier smile


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Beitrag02.01.2010 21:27

von Hoody
Antworten mit Zitat

Alsoo fangen wir mal an. Nebenbei schaue ich mir Geschichten aus der Gruft an. Tolle Horrorserie.


Ich werde live kritisieren, heißt: Ich werde lesen, wenn mir was aufällt schreibe ich es gleich auf.
1. Erspart mir vieles Suchen.
2. Geht schneller.


Eine kleine Anmerkung vorher noch. Es könnte sein dass ich etwas sarkastisch bin, aber nimm das nicht persönlich. Ist nicht böse gemeint. Aber mir hilft es beim Durchhalten. Mir würde sonst die Puste ausgehen und das ist für mich ein kleiner Motivationsschub.
Ich gehe auch mit einem sehr kritischen Augen durch deinen Text durch. Ich kritisiere alles was mir nicht gefällt. Anderen könnte es gefallen. Du musst am Ende selber entscheiden was du für richtig hälst und was nicht.


Zitat:
Laute Sirenen und wirres Geschrei von vielen Leuten, die panisch um mich herumliefen.

Der erste Satz. Er will mir nicht gefallen. Einmal das vielen. Es passt da nicht rein. Es stört mich.
Laute Sirenen und wirres Geschrei von Leuten, die panisch um mich herumliefen.
Besser. Durch das: die panisch um mich herumliefen, wird der Leser schon wissen das es mehrere Menschen sind. Bei solch einer Szene sowieso, ist Standart.  Aber jetzt fehlt noch was. Ich als Leser höre nichts. Du schreibst zwar; lautes Geschrei und Sirenen, aber mehr nicht. Lass den Leser in die Szene eintauchen. Er muss der Prota sein. Er muss es hören können. Er muss Gänsehaut bekommen. Wenn man Sirenen hört, dann hat jeder Mensch ein schlechtes Gefühl und dass will ich hier auch.
Du könntest statt laute Sirenen auch traurigen Sirenen - jeder sollte verstehen was damit gemeint ist.
Traurige/wütende/was auch immer. Was für dich passt.
Könnte dann so aussehen:

Die traurigen Sirenen gingen im Geschrei der Menschen unter, die panisch um mich herumliefen. - oder so ähnlich.
(Der Klang der traurigen Sirenen - wenn du es lieber ausführlicher haben willst.)

Ich werd auf die Szene nicht mehr näher eingehen da es nur eine Traumszene ist. Ich weiß jetzt nicht... willst du es in der Traumszene genau haben, oder soll alles schnelll gehen. in deiner Version passiert ja alles recht rasch. Passt eigentlich auch ganz gut. Leider ist so eine Traumszene, besonders für den Anfang, schlecht. Da fühlt man sich wortwörtlich vera....t. Musst du die drinnen haben? Wenn die Szene wichtig ist, könnte man sie nicht woanders einbauen bzw ohne den Traum.

Zitat:
Mein Atem war schnell und keuchend. Mein Herz raste und von meiner Stirn liefen Schweißperlen auf meine Wange. Oder waren es Tränen?

Ne. Nicht. Gut.
Schon der Satz: Mein Atem war schnell und keuchend. Über den kann man nur stolpern und er liest sich nicht schön.
Mein Atem ging schnell und keuchend, liest sich aber auch nicht schön und keuchend ist überhaupt kein schönes Wort. Wie schon oben erwähnt, lass die Szene dynamischer sein. Ich bin nicht dabei.
Wenn der Atmen schnell geht, wird das Herz rasen, oder? Muss man nicht doppelt schreiben. Also hier bisschen lebendiger.
Und natürlich die Wortwiederholung Mein ausmerzen.


Zitat:
Ich hatte viele Romanzen und Affären gehabt (sogar mit meinem Chef!)

Das in Klammern passt nicht so gut. Also der Inhalt schon, der Charakterisiert schön, aber die Klammern stören mich.

Um mal kurz die seltsamen Gedanken deiner  prota zusammen zu fassen und zu deuten:
Zitat:

Nein!“, schrie ich und schreckte auf. Mein Atem war schnell und keuchend. Mein Herz raste und von meiner Stirn liefen Schweißperlen auf meine Wange. Oder waren es Tränen?
Wieso regte ich mich eigentlich so auf? Es war doch nur ein Traum.
Ich sah die Bilder vor meinem inneren Auge und spürte wieder diesen stechenden Schmerz.
Mein Verlobter hatte jemand gesagt…Ob ich wohl jemals eine funktionierende, lang anhaltende Beziehung führen könnte oder würde? Wohl eher nicht. Ich hatte viele Romanzen und Affären gehabt (sogar mit meinem Chef!), aber nicht mit dem Ziel einer Beziehung. Und das wussten meine One-Night-Stands auch. Nun ja, die meisten jedenfalls.
Claire. Ja, es war Claire gewesen, die es mir gesagt und mich umarmt hatte. Nicht anders zu erwarten. Sie ist meine beste Freundin und arbeitete in meiner Abteilung. Leider hatte sie genauso wenig Glück mit festen Beziehungen wie ich, wobei ich es gar nicht erstrebenswert finde. Sie war sehr hübsch und ein Jahr älter, was man ihr aber nicht ansah, trotzdem hatte sie nicht annähernd so viele Romanzen wie ich. Überhaupt empfanden mich viele als sehr attraktiv, was mir auch viele Feinde verschaffte, nicht nur aus Neid.

Ich muss es leider sagen, es langweilit mich. Du schreibst da oben einen halben Lebenslauf, ist ja okay, aber du wiederholst dich. Man könnte vieles kürzen, wegstreichen etc. Weil  manches könntest du später einbauen und anderes gar nicht, weil es nicht wichtig ist. Auch ist der Übergang komisch. Erst wacht sie auf, dann denkt sie über den Traum nach und ist Depri - kommt mir so vor. Und dann denkt sie über ihr Liebesleben nach und auf einmal schlägt ihre Stimmung um. Es passt irgendwie nicht. Besonders am Anfang als sie  denkt sie würde weinen.
Auch ist es seltsam das sie erst darüber nachdenkt ob sie jemals eine feste Beziehung hat und dann daraufhin gleich stellt sich raus das sie lauter One-Night-Stands hatte und dass es die Männer wussten.Es passt nicht. Sie will eine feste Beziehung aber gleichzeitig lässt sie jeden rein.
Auch dann wieder der Übergang von One-Night-Stands Gedanken zu Claire. Pass das besser an.
Das rot markierte kannst du streichen oder woanders einbauen.

Zitat:

Ich hatte mich schon etwas beruhigt, doch dass ich nicht mehr einschlafen würde, wusste ich. Ich schloss die Augen. Nein, müde war ich nicht. Vielleicht erschöpft, aber nicht müde. Ich schaute auf den Nachttisch. Zwischen zwei dicken Büchern, Ohrringen und einem Glas Wasser leuchtete in roten Ziffern ‚5:07’.

Die vielen Ichs am Satzanfang sind störend. Mindestens eins solltest du streichen bzw den Satz umstellen. Auch wirkt die Szene wieder so unwichtig. Die Beiden Sätze wollen nicht reinpassen: Ich schloss die Augen. Nein müde war ich nicht.
Das Nein hier gefällt mir nicht. Das reißt den Leser wieder aus der Szene, da du ihn direkt ansprichst. So als hätte ich gefragt: Wieso schließt du die AUgen? Und der Autor schreibst als Antwort durch seinen Prota: Nein, müde war ich/er nicht. Also hier bitte was anderes schreiben.

Zitat:
„Na super“, sagte ich grimmig und stand auf. Ich tastete mit meinen perfekt pedikürten Füßen nach meinen Hausschuhen, doch als ich sie nicht fand, verlor ich die Geduld und ging in die Küche, um erst einmal die Kaffeemaschine anzuschalten. Danach nahm ich eine kalte Dusche von der ich mir bessere Laune versprach. Schlechte Gedanken einfach wegwaschen. Schöne Vorstellung!
Das Badezimmer roch herrlich nach Rosen und ich streifte mir den kuscheligen Bademantel über, den ich von meiner Schwester letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Sie wusste mir immer etwas Brauchbares zu schenken, was gleichzeitig wunderschön war.
Ich ging in die Küche und goss mir heißen Kaffee ein. Mmmmhh…lecker. Das hob meine Stimmung wirklich. Ich entschloss mich, früher als üblich loszufahren und in mir in meiner Lieblingsbäckerei ein Croissant zum Frühstück zu kaufen. Ich schaute auf die Uhr und musste feststellen, dass ich noch etwas mehr als eine Stunde hatte, also ging ich langsam mit meinem Kaffee ins Bad und fing an mir die Haare zu fönen und zurecht zu legen. Als ich auch mit schminken, und Zähne putzen fertig war, ging ich ins Schlafzimmer um mich umzuziehen. Heute entschied ich mich für einen schwarzen Bleistiftrock, der meine schlanke Figur perfekt zur Geltung brachte und eine weiße kurzärmelige Bluse. Eine lange Kette mit großen, roten Elementen rundete die Sache ab. Schnell noch ein paar Spritzer Parfüm, rote Highheels und den schwarzen Kurzmantel angezogen, dann war ich fertig. Gutgelaunt verließ ich mein schickes Apartment und ging in die Tiefgarage, um zur Arbeit zu fahren. Zu der Zeit ist der Verkehr morgens in den Straßen der Großstädte sehr dicht und genauso schwer, wie sich möglichst durch verschiedene Staus zu kämpfen, ist es einen Parkplatz zu finden. Jeden Morgen regte ich mich darüber auf und beschloss öfter mit Bus oder Bahn zu fahren, hielt mich aber trotzdem nicht daran. Mit einem eleganten Sportwagen zu fahren kam mir aber doch weitaus komfortabler vor. Und vor allem imponierte es der Männerwelt.

Es tut mir Leid, aber... es ist langweilig. Du könnste aus der Szene da oben mindestens 80% streichen. Sie sind unnötig, langweilig. Eine Geschichte ist eine Bewegung. Jeder Satz bzw so gut wie jeder Satz sollte die Geschichte voranbringen. Wenn die Geschichte stillsteht, dann passiert das was dir gerade passiert ist. Es wird langweilig, der Leser wird müde, er schlägt das Buch zu. Hier bitte drübergehen. Und wenn du schöne Beschreibungen schreiben willst, dann sei kreativ. Es reicht nicht nur hinzuschreiben: Sie zog sich einen roten Pullover an, einen Stiftrock und so weiter. Ist mir vorher auch schon irgendwo aufgefallen.

Zitat:
Schließlich fand ich einen Parkplatz keine 50m vor der Verwaltung. Schon beim Einparken bemerkte ich drei Jugendliche, denen ich vermutlich aufgefallen war. Gekonnt stieg ich mit meiner Handtasche unterm Arm aus und verriegelte die Türen per Knopfdruck. Der größte Teenager schien wohl der Mutigste von allen zu sein, denn er versuchte per Augenkontakt mit mir zu flirten. „Was für ein Macho“, dachte ich und verdrehte die Augen. Da ich noch nicht gefrühstückt hatte, musste ich zur Bäckerei, die praktischerweise auf dem Weg zur Verwaltung war. Als ich an den Jugendlichen vorbei kam, pfiff mir ein Junge nach, doch kurz danach hörte ich ein angewidertes „Iiiihhhh!“ Er war wohl in Hundescheiße getreten. Wie war die wohl auf einmal dahin kam? Ich kicherte in mich hinein. Es war doch von Vorteil eine Zauberin zu sein.

Wie vorher. Du erzählst zuviel. Du lässt deine Geschichte nicht leben. Aber hier muss ich sagen: Gegen Ende ist es lustig. So etwas braucht eine Geschichte. Das motiviert auch zum Weiterlesen. Vielleicht hätte man schon früher erwähnen können das sie eine Zauberin ist, aber das ist Geschmackssache schätze ich.



Also ich höre mit der genauen Rezension auf. Eigentlich wiederholen sich deine Fehler nur noch. Nimm die obere Kritik als Checkliste und gehe so deinen Text durch.
Absätze zwischen den Dialogen wären auch ganz gut. Und benutz nur Dialoge wenn sie auch sinnvoll sind. Die Unterhaltung in der Buchhandlung mit Jeff...also die hat es gar nicht gebracht. Sie war wieder ermüdend wie sovieles. Ich finde auch den roten Faden in deiner Geschichte nicht. Bis jetzt dreht sich alles um Liebe. Ich les mal weiter. Aber so langsam werde ich ungeduldig. Es ist irgendwie brutal kitschig.

Habs aufgegeben. Tut mir ehrlich Leid. Aber mir fehlt der roten Faden oder zumindest Motivationsschübe. Ich weiß nicht. Du musst noch einmal drüber gehen. Am besten du fängst von vorne an. Das wäre wahrscheinlich das Beste. Nachher zeig ich dir ein paar Links die mir geholfen haben, aber jetzt erst einmal die harte Kritik. Wird gleich weh tun.
Also die Charaktere sind flach - platt. Sie sind stereohaft. Anfangs dachte ich: Cool, ein Luder, könnte auch mal interessant sein. Aber dann wurde das Flittchen schnell zu einer schüchternen, normalen, Frau. Schade. Wirklich. Auch Claire ist Ron, nur weiblich. Und die andere da...naja chaotisch, gab es auch schon tausend Mal. Bitte setz dich noch einmal an deine Charaktere und arbeite sie aus. Charaktere gehören zu den wichtigsten Dingen im Buch, ist ja eh klar. Habe erst selber vor kurzen den Fehler begangen und mich nicht um meinen Charakter gekümmert, ich dachte: Der wird sich schon alleine entwickeln. Das ist total falsch.
Also setz dich hin und versuch deinen Prota leben einzuhauchen und das so, dass der Leser meint es würde die Figur wirklich geben.

Ansonsten spielt sich eigentlich die Geschichte im Kopf deines Protas ab. Ist zwar schön und gut, aber mit der Zeit langweilt es.
Du hast keine fünf Sinne drinnen. Langweilige Ortsbeschreibungen und so weiter. Es ist nur eine Skizze, es ist keine Geschichte finde ich. Du solltest lebendiger schreiben, abwechslungsreicher und vorallem: Nicht so ausführlich. Es kommt nicht immer auf die Länge an. Was bringt dir ein 3000 Seiten buch, in dem sich alles tausendmal wiederholt. Da hole ich mir lieber ein dreihundert Seiten Buch, dafür ist es kurz und knackig und entführt mich in eine andere Welt in der ich nicht vor Langeweile einschlafe. Es tut mir Leid das ich das jetzt so schonungslos geschrieben habe.

Um noch einmal alles zusammen zu fassen:

1. Lebendiger schreiben, mit Wörtern spielen.
2. Fünf Sinne - gehört eigentlich zu 1.
3.Zahlen ausschreiben.
4. Klammern... gut Geschmackssache
5. Lebendige Orts/Charakterbeschreibungen
6. Charakter gut ausbauen
7. Nicht zu ausführlich schreiben
8. Die Welt einen eigene Züge geben oder zumindest paar Besonderheiten. Mehr ins Detail gehen. Warum nennt sich die Disco Blue?  Da könntest du schreiben: Weil sie blaue Wände hat oder die Gläser blau sind. Sind zwar nur Kleinigkeiten und für solche KLeinigkeiten brauchst du auch nur ein, zwei Sätze verschwenden, aber sie hauchen Leben ein. Sie motivieren zum Weiterlesen. Bei Harry Potter zum Beispiel... ist sehr langatmig teilweise, aber dann waren immer diese kleinen, lustigen, Kleinigkeiten dabei und diese spornen an weiterzulesen.
Fang am besten von vorne an. Plan deinen Roman gut durch, dann wirds auch besser klappen.

So und jetzt noch ein Glücklich-mach-Song:
http://www.youtube.com/watch?v=E3NN8rQbtYM

und noch einer
Lemon Tree
http://www.youtube.com/watch?v=Va0vs1fhhNI

Ich schätze du hast gute Ideen und es waren auch paar gute Stellen dabei. Aber du solltest es wirklich noch einmal überdenken und von vorne Anfangen.


Paar Links:
Ralphis Schreibwerkstatt:
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=2067


Ahrimans Schreibschule
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=9914

Dsfo-Leitfaden
http://www.dsfo.de/leitfaden/index.php/Spezial:Allpages


Also das wärs. Lass den Kopf nicht hängen. Und sei nicht ungeduldig. Schreiben lernt man nicht in wenigen Tagen.

lg Hubi =)


_________________
Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D

Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant

"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer
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Angst
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Alter: 33
Beiträge: 1571



A
Beitrag03.01.2010 23:41

von Angst
Antworten mit Zitat

Huhu,

Dein Schreibstil ist ganz in Ordnung, wenn auch schwankend in der Qualität. Ich weise auf ein paar sprachliche Schnitzer hin, die mir ins Auge gefallen sind:

JohannaSunshine hat Folgendes geschrieben:
Wie war die wohl auf einmal dahin kam?

Gekommen.

JohannaSunshine hat Folgendes geschrieben:
Ich musste wieder stöhnen, tat es aber nicht.

Was denn nun?

JohannaSunshine hat Folgendes geschrieben:
1. Sie war nicht wirklich dumm, (Komma) aber begrenzt. Und naiv.

Begrenzt? Meinst du damit begrenzt im Geiste? Oder beschränkt?

JohannaSunshine hat Folgendes geschrieben:
Claires Schmolllippe war noch bis zur Mittagspause vorhanden, […]

Vorhanden ist ein zu neutrales Wort. Vielleicht besser: Claires Schmolllippe hing noch bis zur Mittagspause in ihrem Gesicht?

JohannaSunshine hat Folgendes geschrieben:
Von da an war sie wieder die Alte, weder eingeschnappt, noch traurig und sie redete sogar mit mir.

Sie hat schon vorher mit ihr geredet.

Ich habe nun beim Horrorfilm-Date eine Lesepause eingelegt, weil ich glaube, das Hauptproblem ausgemacht zu haben – zumindest, was mich als Leserin betrifft. Es ist die Ich-Erzählerin. Ihr fehlt bislang ein echtes Profil. Du beschreibst zwar, wie sie sich kleidet, aber das ist nur ein nebensächlicher Teil eines Charakters. Zwar versuchst du durchaus Tiefe in deine Protagonistin zu bringen, indem du sie den Wunsch ausdrücken lässt, die wahre Liebe zu finden. Danach aber bleibt sie doch eher auf dem Niveau eines – sorry – Flittchens. Da frag ich mich dann auch, wieso überhaupt. Doch nicht etwa Sexsucht? Sie interessiert sich ausschliesslich dafür, wie sie aussieht. Das macht sie als Stütze der Geschichte leider nicht sonderlich geeignet, da ich mich persönlich nicht wirklich mit ihr identifizieren kann. Auch ist mir suspekt, wie sie mit Claire umgeht: Wieso das Risiko eingehen und Jan daten? Wäre ich Cheryls Freundin, würde ich mich hintergangen fühlen.

Nun kann es natürlich sein, dass du einen Entwicklungsroman planst, indem sich Claires Charakter zum Guten wendet. Du deutest ja bereits an, dass sie im Überfluss lebt. Trotzdem führt die Ich-Perspektive zu einer unangenehmen Verzerrung, die Claires Handlungen in einem gänzlich unkritischen Licht erscheinen lässt. In der Fanfiction-Szene würde man Claire wahrscheinlich die Symptome einer Mary Sue unterstellen. (Soweit will ich nicht gehen, obwohl ich gewisse Tendenzen befürchte.) Um diesen Vorwurf zu entgehen, wirst du deiner Protagonistin mehr Ecken und Kanten geben müssen. Sieht sie wirklich perfekt aus? Hat sie eine Phobie? Ein besonderes Merkmal, eine Angewohnheit?

Bisher ist Cheryl nur eine hübsche Zauberin mit stilvollem Geschmack. Das reicht nicht. Gib ihr etwas, das sie erinnerungswürdig macht. Claires Schmollmund zum Beispiel ist eine gelungene Art, sie als Figur zu charakterisieren – man kann sich etwas darunter vorstellen. Bei Cheryl ist das leider nicht der Fall.

Liebe Grüsse,
Scheinheilige


_________________
»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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