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Klaus Binding Gänsefüßchen
K Alter: 70 Beiträge: 20 Wohnort: Niedersachsen
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K 05.12.2011 19:09 Blutmond von Klaus Binding
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Heller Mond durchbricht das Fensterglas und wandert schneckengleich über das weiße Bettzeug. Immer wenn die rechte Mondenhälfte ihr gestohlendes Licht verblassen lässt, wenn der alte Javhe sein Gesicht opfert, bemächtigt sich meiner eine qualvolle Unruhe.
Das Mondenlicht kriecht über mein Bett und an der schwarzblauen Schattenkante werden blutrote Flecken sichtbar. Ich schwebe zwischen Hier und Dort, ich schlafe nicht, ich wache nicht. In meine Zerrissenheit mischt sich Erlebtes, Gehörtes und Gelesenes. So taumele ich zwischen den Welten.
Ich hatte Johannes gelesen – vor dem Einschlafen: der erste Engel posaunte, und Hagel und Feuer mit Blut vermischt prasselte auf die Erde nieder…..
Und die roten Flecken nehmen in meiner Seele Riesengestalt an. Ich stolpere durch den Wald der Kindheit. Durch alte knorrige Eichen, die ihre Krallen gen Himmel strecken, wird das Mondlicht seziert. Die Strahlen beginnen rötlich zu schimmern, Schweiß rinnt von meiner Stirn…
An einen Baumriesen gelehnt, wische ich mit dem Handrücken über die feuchte Haut. Blut tropft von meiner Hand. Ich schmecke Eisen verrosteter Schwerter auf meiner Zunge.
Wessen Blut ruft ??
Mitunter zerreißt das Traumbild und ich starre schweratmend mit bleiernen Lidern ins Mondlicht, das wandernd jetzt die Wände beleckt.
Die Blut-Stimme wird lauter in meinem Innern. Sie klagt das vergossene Blut der Jahrtausende an. Meine Seele spannt sich wieder zwischen den Welten auf, ängstlich sich nach dem warmen Körper sehnend.
Der Klang der Stimme steigert sich und dröhnt glockengleich durch mein Hirn. Ohne Unterlass beteuere ich meine Unschuld am unschuldig vergossenen Blut.
Der Kinderwald zerfließt in rötlichem Schein und ich knie am Rande eines Kraters. Mit brüllender Gewalt schreit das heiße Erdenblut um Hilfe. Doch es klingt wie eine endlose Anklage: niemand ist frei von Schuld – es ist die ewige Menschhheitsseele die da spricht….
Ich breche zusammen und gebe jeden Widerstand auf - und wasche meine Hände in Schuld ! Die Richterstimme verklingt in mir wie ein sterbendes Echo in einer Felsenschlucht. Mildes Friedenslicht leuchtet jetzt sternenhaft am Grunde des dunkeln Brunnens. Das ICH ist erwacht, und es weiß, dass mein Körper seelenlos schlafend im Bett liegt. Voll blütenreiner Zuversicht geleitet mein ICH die leicht gewordene Seele ins Körperhaus zurück. Die Pforte der Nachtwelten schließt sich sanft.
Tiefe, friedvolle Dunkelheit umgibt mich.
Weitere Werke von Klaus Binding:
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Julian Eselsohr
Alter: 31 Beiträge: 300
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05.12.2011 19:32 Re: Blutmond von Julian
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Philosophische Texte sind natürlich etwas Schönes, zu diesem Text kann ich allerdings keinen wirklichen Zugang finden.
Klaus Binding hat Folgendes geschrieben: | Heller Mond durchbricht das Fensterglas und wandert schneckengleich über das weiße Bettzeug. |
Diese Aussage erscheint mir widersprüchlich. Im ersten Augenblick durchbricht der Mond (eine schnelle Bewegung) das Fenster, dann wandert er wie eine Schnecke über das Bett. (eine langsame Bewegung)
Zitat: | Immer wenn die rechte Mondenhälfte ihr gestohlendes Licht verblassen lässt, wenn der alte Javhe sein Gesicht opfert, bemächtigt sich meiner eine qualvolle Unruhe. |
Ich kann den Zusammenhang nicht verstehen. Javhe opfert sein Gesicht, das lyrische Ich wird von einer qualvollen Unruhe bemächtigt. Warum? Und meinst du mit "Javhe" "Jahve"? Würde ich nicht direkt so schreiben. Abgesehen davon schreibst du zwei Mal "wenn" in einem Satz, kommt auch nicht gut.
Zitat: | Das Mondenlicht kriecht über mein Bett und an der schwarzblauen Schattenkante werden blutrote Flecken sichtbar. Ich schwebe zwischen Hier und Dort, ich schlafe nicht, ich wache nicht. In meine Zerrissenheit mischt sich Erlebtes, Gehörtes und Gelesenes. So taumele ich zwischen den Welten. |
Das "und" im ersten Satz würde ich durch einen Punkt ersetzen.
Joa, dann kommst du zu der ausführlichen Beschreibung des Traumes, den das lyrische Ich erlebt. Ich wüsste nicht, wie ich dies näher kommentieren könnte, denn der Inhalt erschließt sich mir wie gesagt nicht. Zu erwähnen wäre möglicherweise, dass du ein Dutzend Mal das Wort "Blut" oder "Mondlicht" verwendest.
Gut, vielleicht ein oder zwei Anmerkungen, die mir auffallen.
Zitat: | Mitunter zerreißt das Traumbild und ich starre schweratmend mit bleiernen Lidern ins Mondlicht, das wandernd jetzt die Wände beleckt. |
"Mitunter" ist vermutlich nicht das Wort, das du in diesem Zusammenhang gesucht hast.
Zitat: | Doch es klingt wie eine endlose Anklage: niemand ist frei von Schuld – es ist die ewige Menschhheitsseele die da spricht…. |
Die ewige Menschheitsseele - kannst du das näher erläutern? Das ist viel zu abstrakt.
Ich kann nun nichts Philosophisches in diesem Text erkennen. Du hetzt das lyrische Ich durch eine Welt, es geht um Schuld, um Blut, um Seelen - naja, naja. Wieso versuchst du nicht, deine Botschaft deutlicher zu gestalten und nicht auf diese schwierige Weise zu verschlüsseln?
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Klaus Binding Gänsefüßchen
K Alter: 70 Beiträge: 20 Wohnort: Niedersachsen
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Julian Eselsohr
Alter: 31 Beiträge: 300
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05.12.2011 20:48
von Julian
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Klaus Binding hat Folgendes geschrieben: | Lieber Julian, es ist mir nur zu verständlich, dass dir der tiefere Inhalt nicht einleuchtet. Aber ich kann bei meinen Texten nicht Rücksicht auf die unterschiedlichen Bwusstseinsentwicklungen der Lesenden nehmen. |
Entschuldige, dass ich mit meiner Idiote die heiligen Hallen beschmutzt habe, in denen dieser Text in goldene Tafeln geritzt ist.
Zitat: | Der Kern der Geschichte ist die Frage nach der Schuld, nach der Schuld, die mir/dir nicht bewusst ist, die Frage einer umfassenden Verantwortung ist gestellt, die über das kleine "Unschuldigsein" hinausgeht. |
Dass es um Schuld geht, leuchtet bereits beim Lesen deines Textes ein. Es ergibt aber für mich keinen Sinn, aus welchem Grund du versuchst, diese Botschaft durch das Schaffen "philosophischer Bilder" zu übertragen. Natürlich kann dies als Kunst gewertet werden, wenn es denn schön umgesetzt ist.
Zitat: | Die Beziehung von Mond und Jahve setzt tiefes esoterisch-philosophisches Verständnis voraus, da kann ich dir jetzt keinen Nachhilfe-Unterricht geben.
liebe Grüße Klaus |
Ich bin gespannt, wer das notwendige esoterisch-philosophische Verständnis besitzt.
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Keren Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 260 Wohnort: Die alte Kaiserstadt
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05.12.2011 20:59
von Keren
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Also, dann wollen wir mal loslegen:
mir gefällt dein Text nach dem ersten Lesen sehr gut. Auch wenn ich teilweise den Zugang nicht ganz finde (da schließe ich mich meinem Vorredner an).
Mir gefällt aber auf jeden Fall die doch sehr "blumige Sprache" deines Textes. Als Beispiel:
Zitat: | Durch alte knorrige Eichen, die ihre Krallen gen Himmel strecken, wird das Mondlicht seziert. Die Strahlen beginnen rötlich zu schimmern, Schweiß rinnt von meiner Stirn… |
Mir als Leser ohne besonderes esoterisches Vorwissen fällt ebenfalls der Schuldkomplex auf. Aber mir ist ebenfalls nicht ganz klar, was du mit Javhe meinst. Beziehst du dich da auf Gott? Ein weiterer Beleg dafür aus meiner Sicht Zitat: | Ich hatte Johannes gelesen – vor dem Einschlafen: der erste Engel posaunte, und Hagel und Feuer mit Blut vermischt prasselte auf die Erde nieder….. |
Beziehst du dich da auf die Bibel, bzw. die Apokalypse aus der Offenbarung des Johannes?
Ansonsten ein sehr interessanter Text. Ich kann ehrlich gesagt nur noch keinen richtigen Zusammenhang zwischen dem Traum des lyrischen Ichs und der Bibelstelle herstellen.
Gruß
Keren
_________________ Ich weiß, dass ich nichts weiß.
- Sokrates
Und der Tod warf die Sense hin und stieg auf den Mähdrescher, den es ward Krieg. |
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Keren Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 260 Wohnort: Die alte Kaiserstadt
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05.12.2011 21:03
von Keren
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Noch zum Thema Zitat: | Zitat:
Die Beziehung von Mond und Jahve setzt tiefes esoterisch-philosophisches Verständnis voraus, da kann ich dir jetzt keinen Nachhilfe-Unterricht geben.
liebe Grüße Klaus
Ich bin gespannt, wer das notwendige esoterisch-philosophische Verständnis besitzt. |
Wie wäre es hiermit?
http://wiki.anthroposophie.net/Jahve#Jahve_und_die_Mondenkr.C3.A4fte
_________________ Ich weiß, dass ich nichts weiß.
- Sokrates
Und der Tod warf die Sense hin und stieg auf den Mähdrescher, den es ward Krieg. |
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Klaus Binding Gänsefüßchen
K Alter: 70 Beiträge: 20 Wohnort: Niedersachsen
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Klaus Binding Gänsefüßchen
K Alter: 70 Beiträge: 20 Wohnort: Niedersachsen
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K 05.12.2011 21:11
von Klaus Binding
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Hallo Keren, Danke für den link, natürlich bezieht besteht eine Analogie zur Johannesoffenbarung. Der Träumende trägt die Worte in den Halbschlaf. Jahve war der Volksgott der Juden- das ist nicht der Gott von dem Christus spricht, und den er Vater nennt, manchmal sogar liebevoll Abba, was soviel wie Papa heißt. So wie Christus im esoterischen Christentum mit der Sonne gleichgesetzt wird, ist der Mond der "Wohnort" des Jahve. Danke für deine Zeilen, es ist ein schwerer Text,ich weiß, er setzt viel Wissen, oder eine lebendige Intuition voraus.
Ciao, Klaus
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Keren Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 260 Wohnort: Die alte Kaiserstadt
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05.12.2011 21:24
von Keren
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Hallo Klaus,
danke für die Antwort.
So schwer ist der Text nicht, dank einiger Sinnerklärungen deinerseits.
Du scheinst die esoterische Seite des Christen- wie des Judentums gut zu kennen.
Was mich persönlich stört ist die Unterscheidung zwischen Jahve, dem Gott der Juden, und Gott, dem Vater Jesu Christi. Ist es nicht im Großen und ganzen ein Gott, an den beide Religionen glauben?
Aber darüber kann man anderswo diskutieren. Was mich interessiert ist der Grund für dich, so einen Text zu schreiben. Was ist die Motivation dahinter ?
Gruß Keren
_________________ Ich weiß, dass ich nichts weiß.
- Sokrates
Und der Tod warf die Sense hin und stieg auf den Mähdrescher, den es ward Krieg. |
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Klaus Binding Gänsefüßchen
K Alter: 70 Beiträge: 20 Wohnort: Niedersachsen
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