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Kein schöner Sonntag

 
 
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag24.12.2009 18:07
Kein schöner Sonntag
von EdgarAllanPoe
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Kein schöner Sonntag


Sie wohnte tatsächlich nahe bei der Stadtbücherei. Sie hatte ein kleines Haus für sich, ein Reihenhaus zwar, doch immerhin. Mit einer richtigen Diele und einem Garten, in dem sich eine Person lang legen konnte. Der Garten schien nicht viel Sonne zu bekommen, war aber in einer Ecke mit Azaleen bepflanzt. Ein Obergeschoss gab es auch.
„Ich war verheiratet, als wir das Haus gekauft haben“, sagte sie. „Den Kredit habe ich von der Lebensversicherung meines Mannes zurückgezahlt. Wir hätten gern Kinder gehabt, für eine Person ist es eigentlich zu groß.“
Sie machte eine Pause und blickte zu dem Mann, der vor ihr auf dem Stuhl saß.
„Was soll denn das?“, fragte Peter.
Ellen ging zu ihm und zog das Seil fester, das sie zuvor um seinen Körper gezogen hatte.
„Mein Mann war ein Schwächling“, sagte sie. „Er saß immer nur krumm in seinem Sessel und las in der Zeitung. Die Augen konzentriert auf die Schlagzeilen gerichtet. Was ist heute los? Welche Schreckensmeldungen sind heute wieder drin?“
„Würdest du mich jetzt bitte losbinden“, knurrte Peter ungehalten und wand sich auf seinem Stuhl. Die angegrauten Haare standen ihm in die Luft. Ihr fiel auf, dass er sich seit Tagen nicht mehr rasiert haben musste. Silberne Stoppeln bedeckten seine schlaffen Wangen. Trotzdem fühlte sie – zu ihrer Überraschung – noch Zuneigung für ihn, obwohl doch alles vorbei war. Plötzlich war sie bei ihm und strich ihm über den Kopf. Hatte sie das nicht so gerne getan, als noch alles in Ordnung gewesen war? Die weichen Haare unter ihrer Handfläche gespürt, die ihr schon damals, als sie sich kennen gelernt hatten, so gut gefallen hatten?
„Das ist nicht lustig“, rief Peter. „Mach mich los, auf der Stelle.“
„Nein!“, kreischte Ellen. Ihr altes Gesicht war vor Wut verzerrt. Sie zuckte vor ihm zurück. Die blondierten Haare fielen ihr in die Augen und gaben ihr einen gehetzten Ausdruck.
„Hör gefälligst auf mit deinem Betteln und hör dir meine Geschichte an!“
Sie schlug ihm ins Gesicht, sodass sein Kopf zur Seite flog.
„Das stimmt doch alles gar nicht“, wimmerte er. „Ich bin doch dein Mann. Was ist nur los mit dir? Warum hast du mich hier festgebunden? Ist es etwa wegen …?“
„Sprich ihren Namen nicht aus!“, schrie Ellen. Peter zuckte zusammen.
Sie tapste eine Weile lang ziellos durch das Esszimmer, ehe sie sich auf einen Stuhl setzte und gedankenverloren in die Luft starrte. Ihr Leib verharrte einige Minuten lang in seiner  Position. Irgendwann stand sie so ruckartig auf, dass Peter wieder zusammenfuhr.
„Wir hatten doch eine Tochter“, sagte er. „Warum leugnest du das?“
Sie sah ihn überrascht an.
„Das war nicht unsere Tochter“, sagte sie. „Was bildest du dir ein? Bloß weil wir sie aus Mitleid vor ihr und ihrer drogensüchtigen Mutter adoptiert haben, denkst du, sie sei unser … unser … Kind? Die passenderweise schon einen Namen hatte – Sarah, die Herrin? Was meinst du, ist das nicht ein toller Name für eine herrschsüchtige Person wie sie? Welchen naiven Mann habe ich da geheiratet? – Ich hätte es besser wissen müssen, dieses Kind hat sich nur zu seiner eigenen Unterhaltung bei uns eingeschlichen! Sie saß da oben in ihrem Kämmerlein und hat den ganzen Tag nichts anderes getan als zu faulenzen und unsere Güte für ihre Zwecke zu missbrauchen!“
Ellen fuhr sich nervös durch die Haare und tigerte durch den Raum. Ihr Blick streifte gehetzt den Boden.
„Ich habe hier unten in der Küche Tag und Nacht hart gearbeitet“, fuhr sie fort. „Bis zur Erschöpfung.“ Sie lehnte sich an den Geschirrschrank.
„Ich habe auch versucht, dem Kind da oben meine Literatur näher zu bringen. Wir wohnten doch schon nahe an der Bücherei. Aber hat sie sich auch nur im Ansatz dafür begeistert? Nein! Sie war wohl unempfänglich dafür.“
Sie sank am Schrank herab und sprach in einer leisen, monotonen Stimme weiter.
„Hätte ich gewusst, dass es nichts bringt, hätte ich sie niemals bei mir aufgenommen. Diese kleine Maus hat sich siebzehn Jahre lang von uns aushalten lassen. Irgendwann war da diese Spannung in der Luft. Fühlst du sie auch?“
Peter, dessen Kopf nach unten gesunken war, schrak auf. Er versuchte, etwas zu sagen, aber sie unterbrach ihn.
„Immer wenn sie runterkam, hatte sie etwas an sich, was ich nicht beschreiben kann. War es ihr Blick? Dieses Leuchten in ihren Augen, das mir immer sagte, dass ich es nicht mit ihr aufnehmen kann? Wie sie sich lässig da auf den Stuhl hinsetzte, das Kinn mit dem Arm stützte und mich ansah?“
„Das habe ich nie so erlebt“, sagte Peter, „da musst du …“
„Halt die Klappe!“, schrie Ellen und warf eine Blumenvase nach ihm. Er musste sich ducken; das Porzellangefäß zerschellte an der Wand.
Ellen wischte sich mit der Hand über die Stirn und fuhr fort.
„Sonntage waren immer schön. Jedenfalls, bevor sie hier ankam. Teetrinken. Ruhe. Spaziergänge. Aber als sie hier war … Da musste ich oft an unseren engen Garten denken und wie wenig Luft man darin kriegt, weil er so eng ist. Ihr Blick erinnerte mich daran. Ich sah in ihren Augen, dass sie sich belustigte. Über uns. Meine Mutter hätte so was niemals zugelassen!“
„Warum hast du denn nie gesagt, dass dir die Situation nicht behagt?“, rief Peter. „Das kann ich nicht verstehen.“
Er zerrte an dem Seil, das ihn umschlang.
„Und jetzt mach mich bitte los.“
„Ihr Raum“, sagte Ellen, ohne auf den Wunsch ihres Ehemannes einzugehen, „ihr Raum. Alles so hell. Warum konnte sie es nicht auch sein? Warum musste sie uns ausnutzen? Warum musstest du in deinem Sessel sitzen und die Schreckensmeldungen studieren?“
Diesmal war es Peter, der keine Antwort gab.
„Ich habe mit der Zeit begonnen, sie zu verachten“, gab Ellen zu. „Ich habe mit der Zeit begonnen, mir auszumalen, wie gut es uns ohne dieses Wesen gehen würde. Das bot mir irgendeine Art von Befriedigung.“
Sie stand wieder vom Boden auf und torkelte durch den Raum. Peter zog seinen Kopf ein.
Ellen hob urplötzlich ihre Hand und fuchtelte damit in der Luft herum. Ihr gefesselter Mann begann nun lauter zu wimmern.
„Wein nicht“, herrschte sie ihn an. „Oder willst du, dass dich jemand so sieht?“
Für eine Weile war es still. Dann fuhr sie sich wieder durchs Haar und lehnte sich an den Geschirrschrank, bevor sie mit ihrer Erzählung fortfuhr.
„Ich weiß nicht, was dann passierte“, sagte sie. „Irgendwann blieb sie immer öfter in ihrem Zimmer. Wenn ich hereinkam, wurde sie wütend. Das würde ich bitter büßen. Ihre Privatsphäre? Ob ich die kennen würde? – Wohl eher nicht. Die laute Musik aus ihrem Radio hat mich mit der Zeit wahnsinnig gemacht. Das Bummbumm, das selbst noch hier unten zu spüren war.“ Etwas flackerte in Ellens Augen auf, sie schlug mit der Hand auf den Schrank.
„Ich erinnere mich immer wieder an die Socken und die Schuhe, die kreuz und quer im Zimmer herumstanden. Das ungemachte Bett. Die vielen Blätter auf ihrem Schreibtisch. Das Sinnbild ihrer Unordnung und ihres Charakters, meinst du nicht auch?“
Sie machte eine Pause, in der sie drei Mal tief ein- und ausatmete. Peter gab keine Antwort, sondern starrte zu Boden.
„Dann war sie weg. Einfach weg. Wen hat sie kennen gelernt? Ein anderes Adoptivkind, das genauso ein unordentliches Zimmer hat wie sie? Einen Jungen, der sie verführt und vollsabbert?“
„Hör auf mit der Chose und mach – mich – hier – los“, stöhnte Peter.
„Nein“, sagte Ellen und schüttelte wie zur Verstärkung ihrer Aussage den Kopf, „nein, nein, das entscheide immer noch ich selbst.“
Sie machte eine kleine Pause.
„Wir werden ihr jetzt zeigen, wie gute Eltern wir waren, das werden wir doch, oder?“
„Aber sie ist doch nicht hier“, sagte Peter und schaute auf. „Wie willst du das denn anstellen?“
„Zuerst beruhigen wir uns“, meinte Ellen.
„Wie willst du das denn anstellen? – Sieh dich doch an“, sagte Peter. Er wiederholte sich. Ihre Gedanken schweiften ab.
Eine Weile lang war es still.
Dann bemerkte Ellen, wie Peter sich entspannte. Sie ging ins Badezimmer, öffnete das Medizinschränkchen und nahm eine Tablettenschachtel heraus.
Der Quell allen Übels – ihre Adoptivtochter – lag in der Dusche, den Duschvorhang nur unzulänglich über den durchnässten Körper gebreitet. Die Dusche war nötig gewesen. Die Tabletten hatte sie wieder erbrochen, und Ellen hasste Schmutz. Sie hatte sie abgeduscht und zur Vollendung des Werks die Duschbrause genommen. Es hatte lange gedauert, war aber unverhältnismäßig still verlaufen. Jetzt beachtete sie diesen Menschen nicht mehr. Warum auch? – Es war doch alles vorbei.
Sie warf einige Tabletten in ein Wasserglas und wartete, bis sie sich aufgelöst hatten. Dann ging sie zurück ins Esszimmer.
„Das wird dich beruhigen“, sagte sie. „Dann gehen wir zur Polizei und zeigen sie an. Die werden nach ihr suchen.“
Sie zitterte in freudiger Erwartung.
Peter nahm das Glas und trank es aus.
Sie sah ruhig zu, wie er starb.
Hinterher ging sie ins Badezimmer und ließ weitere Tabletten in das Glas fallen. Mehr, als sie ursprünglich hatte haben wollen. Das spielte nun aber keine Rolle mehr. Sie setzte das Glas an die Lippen und kostete den ersten Schluck. Den süßlichen, feuchten Gestank aus der Dusche ignorierte sie, so gut sie konnte.
Kein schöner Sonntag, dachte sie.



_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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BlueNote
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Beitrag25.12.2009 21:00

von BlueNote
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Schade, der Text ist ja gut geschrieben, aber das Thema widerstrebt mir ziemlich. Die ganze Gleichgültigkeit bezüglich der Toten, die lapidare Bemerkung, dass das kein schöner Sonntag war, das sich lange Hinziehen der Qualen des gefesselten Mannes.

BN
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Biggi
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Beiträge: 782
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Beitrag26.12.2009 12:36
Re: Kein schöner Sonntag
von Biggi
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Liebe(r) Autor(in),

der Text ist recht sicher geschrieben, an einigen Stellen sind die Formulierungen noch etwas ungeschickt.

In die Situation kann ich mich ganz gut einfühlen. Der Übergang vom Zitat zum Text kommt mir etwas gestolpert vor, weil es ja ihr Mann ist, der vor ihr sitzt. Schon klar, dass das Zeichen ihres Wahnsinns sein soll, aber es fügt sich nicht ohne weiteres ein.

Die tote Tochter, die schon eine ganze Weile dort zu liegen scheint, tritt als überraschendes Moment auf, das ist gelungen.
Dass der Mann eine Tablettensuspension ohne zu murren trinkt, halte ich für relativ unwahrscheinlich. Aber wer weiß, was er zu befürchten hätte, wenn er es nicht täte...

Recht gut gelungen.

Gruß,
Biggi
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*Gast*
Klammeraffe
*


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Wohnort: Rheinland-Pfalz


*
Beitrag26.12.2009 12:47

von *Gast*
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Hallo,

eine Geschichte, die mich mit gemischten Eindrücken zurück lässt.
Der vorgegebene Text wirkt etwas aufgepfropft. Am Ende bringt sie sich selbst um, warum erzählt sie also zu Beginn diese Phantasie darüber, wie sie allein weiterlebt?
Gut gelungen hingegen finde ich, wie die Kinderlosigkeit zur Adoption führt. Dann allerdings wird die Geschichte für mich ein wenig wirr. Zu viele Fragen, die auftauchen: Wie lange ist die Tochter schon verschwunden? Hat man sie nicht gesucht? Warum ist sie wiedergekommen? Wieso hat der Mann noch nichts bemerkt? Auch, dass er seiner Frau soweit vertraut, dass er etwas von ihr "zur Beruhigung" annimmt, nachdem sie ihn gerade völlig irrsinnig an einen Stuhl gefesselt hatte, scheint mir nicht stimmig zu sein.
Als unlogisch empfand ich noch, dass er an einer Stelle sagt:

Zitat:
„Wir hatten doch eine Tochter“,
Auch, wenn die Tochter erwachsen ist, hat man sie ja noch - auch dann, wenn sie verschwunden ist. Nur, wenn ihr Tod schon bekannt wäre, oder man sich von ihr "losgesagt" hätte, würde man in dieser Weise in der Vergangenheitsform sprechen.

Zitat:
Das wird dich beruhigen“, sagte sie. „Dann gehen wir zur Polizei und zeigen sie an. Die werden nach ihr suchen.“
Hier wiederum wird suggeriert, dass er von dem Tod der Adoptivtochter nichts weiß.

Sprachlich finde ich die Geschichte gelungen. Die logischen Unstimmigkeiten könnten noch behoben werden.

Gruß
Sabine
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag26.12.2009 13:09

von Alogius
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Hi Autor,

die Textvorgabe zu Anfang. Zuerst irritiert es, wie die gesamte Situation. Die Frau, ganz offenbar wahnsinnig (allgemein gesprochen), rechnet mit ihrem Leben ab. Zuerst die Tochter, die für sie nichtmal ein Mensch zu sein scheint, dann der Ehemann, der zu Beginn auch nicht als solcher wahrgenommen wird. Sie scheint nicht nur frustriert (dann wäre ihr Handeln doch etwas übertrieben...^^), sondern wirklich psychotisch zu sein, da ihre Handlung ganz offensichtlich keiner irgendwie den Umständen entsprechenden Reaktion entspricht. Sie hat die Adoptivtochter völlig verdreht erlebt, das eigene Erleben aber nicht als solches erkannt. Also löscht sie ihre Familie und dann sich selbst aus.
Oft gibt es für diese Dinge keine Erklärung, aber sie passieren. Ich finde aber, an der Stelle macht der Text es sich sehr leicht, wenn er zwar die Grausamkeiten beschreibt (das zwar weitgehend nicht so krass wie es sein könnte), aber sich nicht die Zeit nimmt, Ansätze zu liefern. Immerhin ist Peter recht überrascht. Ich gehe also davon aus, dass es für ihn keine Anzeichen gab oder er sie nie wahrgenommen hat. Weil der Text hier etwas zu vage bleibt, mache ich Abstriche. (Es ist nicht so, dass ich als Leser oder Autor stets Erklärungen benötige; aber hier wären Ansätze sinnvoll, um das Bild abzurunden. So schwebt einiges in der Luft.)
Sprachlich ist der Text aber sehr ordentlich umgesetzt.

Gruß

Tom


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Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag26.12.2009 18:08

von femme-fatale233
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Guten Abend!

Zuerst möchte ich Dir frohe Weihnachten wünschen.


Nun zum Text:
Es ist der sechste, den ich heute lese, der zweite zur Textpassage "Stadtbibliothek" und all das, was ich nun schreibe sind nur meine ersten Eindrücke.

Ich finde die Geschichte ziemlich vorhersehbar. Man weiß sehr schnell, dass die Hauptfigur Mann und Adoptivkind umbringen wird. Das ist schade, denn so ist es für den Leser nicht mehr so spannend.

Auch die Art, wie deine Figur auf ihren Ehemann wie eine Furie losgeht und mit Gegenständen um sich schmeißt, wirkt auf mich nicht spannungsfördernd, sondern eher unrealistisch.
Es wird zu viel gekeift und zu viel vorgeworfen - und das auch noch aus absurden Gründen.
Fazit: Die Geschichte gefällt mir nicht wirklich.

Wie viel Federn du erhältst, weiß ich jetzt noch nicht.

Liebe Grüße,
Caro
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Taugenichts
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 38
Beiträge: 1201



Beitrag26.12.2009 22:43

von Taugenichts
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Die Stimmung finde ich größtenteils recht gelungen, auch wenn sich die Charaktere an manchen Stellen ein wenig unverständlich verhalten. Da fehlt ein wenig die Stringenz und Nachvollziehbarkeit, um die Akteure in ihrem Handeln zu verstehen.
Trotzdem gibt es einzelne Sätze und Momente, die mir sehr gut gefallen, da sie sehr bildhaft sind. Mein geliebtes Kopfkino.
Ein zwei Formulierungen empfinde ich auch als unglücklich. Z.B. "vollsabbert" oder "Hör auf mit der Chose", der Satz von einem gefesselten, geschlagenen Mann?

Das Ende fand ich gut, Konsequent.
Mir ist zwar klar, dass man in Kurzgeschichten nicht so leicht nachvollziehbare Charaktere erschaffen kann und viel Raum für den Leser lassen muss, trotzdem krankt die Geschichte in meinen Augen am Meisten an den wenig, bis gar nicht nachvollziehbaren Motiven und Verhaltensweisen.
Gern gelesen.


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Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage.
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Gast







Beitrag27.12.2009 12:08

von Gast
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Hallo liebe(r) Unbekannte(r),

die zugrundeliegende Idee finde ich gut, allerdings habe ich so meine Probleme mit der Umsetzung. Der Monolog der Frau wirkt stellenweise unnatürlich - nicht unbedingt aufgrund der Wortwahl, aber weil sie ihrem Mann alles so überdeutlich erklärt(, damit der Leser auch ja versteht, um was es geht)... Dennoch bleibt für mich das Motiv für ihren Hass irgendwie unklar, muss ich gestehen.
Sprachlich gefällt mir der Text gut. Bezüglich der vorgegebenen Textstelle bin ich unschlüssig - ich finde, dass sich der Anfang überhaupt nicht in die Geschichte einfügt. Ab dem Zeitpunkt, ab dem die Frau spricht, sehe ich das jedoch wieder ganz anders, da finde ich das nahezu grandios. Insgesamt: Gut geschrieben, aber einige Schwächen in der Umsetzung der Idee.

LG

Soraya
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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

Alter: 30
Beiträge: 1178



Beitrag27.12.2009 20:41

von Traumtänzerin
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Interessant, auch wenn es auf mich ein wenig konstruiert wirkt. Bewertung folgt, sobald ich alle Texte gelesen habe. smile
LG,
Traumtänzerin


_________________
Title sponsored by Boro, (c) by Alogius
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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Dem wird befohlen, der sich selbst nicht gehorchen kann. (Nietzsche)
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Inquisition war in der frühen Neuzeit der ganz große Burner.
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag28.12.2009 21:34

von Jocelyn
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Liebe(r) Autor(in) von Kein schöner Sonntag!

Titel:
Gefällt mir, diese Anspielung auf einen ach-so-schönen Sonntag.
9 Punkte

Idee:
Ausgefallen, irgendwie erinnert sie an lustige Kriminalkomödien, Schwarz-weiß-Filme.
8 Punkte

Einbindung der Vorgabe:
Interessant, da erstmal nicht ersichtlich, dann aber gelungen.
Mit Überraschungseffekt.
Etwas Abzug für ihre Stellung am Beginn.
8 Punkte

Rechtschreibung und Grammatik:
Tadellos.
9 Punkte

Unterhaltung:
Gut, nur etwas zu lang werdend im Mittelteil. Fehlte mir eine Variation oder Unterbrechung.
8 Punkte

Spannung:
Ja, ich wollte wissen, wie sie ausgeht, diese groteske Szene.
8 Punkte

Stil:
Unterhaltsam, Kopfkino auslösend. Schöner Dialog. Etwas schräg, mit dunklem Humor.
Und dann wieder schön schlicht, so grausam knapp.
Zitat:
Peter nahm das Glas und trank es aus.
Sie sah ruhig zu, wie er starb.

Da schaudert's mich als Leserin. (Und denke: Klasse, dieser mutige Stil)
8 Punkte

Ende:
So viele Tote hatte ich nicht erwartet.
Der Duschschlauch hat mir gefallen, eine einfallsreiche Variante, die ein Bild in meinen Kopf zaubert. Muss wieder an Schwarz-weiß-Filme denken.
8 Punkte

Durchschnittspunktzahl: 8


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag29.12.2009 22:29

von Mardii
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Der Titel deutet schon an, dass nichts Gutes zuerwarten ist. Das bestätigt der Verlauf der Geschichte und soweit ist das auch in Ordnung.

Aber als Leser wird man etwas konfus, was die Motivatrion der Protagonistin betrifft. Sie scheint durchgeknallt, aber es wird nicht ganz klar warum.

Der Bezug zum Vorgabetext ist nicht so gut gelungen. Viele Bezüge des Textes lassen etwas ahnen, aber man erfährt nicht so genau warum. Welche Bedeutung hat zum Beispiel die Stadtbibliothek. Dieser Zusammenhang mit der Adoptivtochter ist etwas vage.

Einiges könnte noch besser herausgearbeitet werden.
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Estelle
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 57
Beiträge: 44
Wohnort: Berlin


Beitrag30.12.2009 01:47

von Estelle
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Der Text hat keinen Zusammenhang zur Vorlage.
Die Vorlage als Anfang zu nutzen passt nicht.
Das vorgegeben „tatsächlich“ setzt voraus, dass es einen Bezug gibt, warum sie tatsächlich dort wohnt.  
In der Geschichte geht es um ein Paar, dass schon immer in seinem Haus/Wohnung wohnt.

Ellen sagt zu  ihrem eigenen Mann:„
Zitat:
Ich war verheiratet, als wir das Haus gekauft haben“, sagte sie. „Den Kredit habe ich von der Lebensversicherung meines Mannes zurückgezahlt. Wir hätten gern Kinder gehabt, für eine Person ist es eigentlich zu groß.“
Das passt für mich auch nicht, auch dann nicht, wenn die Protagonistin als verwirrt dargestellt wird.
So wie es sich liest, ist sie dies schon eine  Weile und ihrem Mann ist dies bewusst.
Wie ist es möglich, dass er sich einen Strick umlegen ließ?

Mit welchen wenigen Tabletten kann man einen Menschen innerhalb kurzer Zeit töten?

Das Ende mit der ermordeten Adoptivtochter und dem Selbstmord ist nichts, was mich vom Hocker reißt.

Die Geschichte klingt für mich nicht authentisch.

4 Punkte  

LG
Estelle
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hobbes
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Beiträge: 4298

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag30.12.2009 12:13

von hobbes
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Sie (die Ehefrau) ist gut getroffen. Eher gebildet, hat jahrelang den Schein gewahrt und plötzlich dreht sie durch. Daran ist natürlich die Mutter schuld Smile
Und der Ehemann, der sich hinter Schreckensmeldungen versteckt und am Ende selbst eine wird.

Spannend und lebendig geschrieben.

Der Übergang von Vorgabe zu eigenem Text stolpert ein bisschen. Kann aber auch daran liegen, dass plötzlich alles anders ist. Gerade noch im Otto-Normal-Reihenhaus und plötzlich eine irre Ehefrau und ein gefesselter Ehemann.

Und jetzt kommt ein Aber, das ich leider nicht so richtig eingrenzen kann. Bitte nur weiterlesen, wenn auch schwammige Kritik erwünscht ist. Meinen Gesamteindruck trübt ein Gefühl von „hm, irgendwie ein bisschen holperig“. Ich glaube, es die Kleinigkeiten, die mich stören. Zum Beispiel:

Zitat:
Ihr altes Gesicht war vor Wut verzerrt

Ihr altes Gesicht? Hat sie auch ein Neues? Bei runzlig oder faltig könnte ich mir eher etwas vorstellen. Oder gar kein Adjektiv.

Zitat:
Sie tapste eine Weile lang ziellos durch das Esszimmer,

Tapsen ist für mich etwas leichtes, spielerisches, was ich eher mit jungen Hunden verbinde. Stapfen fände ich passender, schließlich ist sie gerade ziemlich wütend.

Liebe Grüße,
hobbes
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Parabolo
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P
Beitrag30.12.2009 12:49

von Parabolo
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Hi,

die vom Leben enttäuschte, inzwischen psychisch Gestörte begeht einen Doppelmord und anschließend Suizid, kurzum ein Familiendrama.

Das Zitat konnte mit der wörtlichen Rede nur unglücklich eingebaut werden.
Sprachlich recht sicher, manche Formulierungen wirken etwas aufgesetzt.
Das Ende ist aus dem Text heraus nicht unbedingt zu erwarten.

Gruß, Parabolo
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Maria
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Beiträge: 5998

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Beitrag30.12.2009 15:31

von Maria
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Hallo,

Wenn Du überall eine Schippe draufpackst (Verhalten, Gebahren, Gegenwehr, Charakterbilder) könnte das ein fetzen Kurzkrimi werden. Weiterlesen wollte ich durchaus, wollte wissen warum sie ihren Mann fesselt. Nur die Begründung war mir zu lauwarm.  

Ich war lange nicht sicher was mich an der Geschichte stört. Komm auch heute nicht dahinter, vage Vermutung sind die Verhaltensweisen der beiden. Also sie wirken so auf MICH. Sie ist nur angedeutet hysterisch oder ballaballa, der Mann ein naives folgsamer Idiot – warum wehrt er sich nicht? Trinkt ohne Widerrede das Glas leer. So bleiben die Verhaltensweisen für mich ohne Motivation und etwas unnatürlich. Die Beschreibungen die sie über ihre Adoptivtochter anführt lassen mich auch eher ungläubig zurück: die Taten an sich nicht schlimm, also geht’s um den die Mutter, und die redet wie eine Mutter die klar denkt, handelt aber wie eine Verrückte. Da fehlt noch was (von den Morden mal abgesehen), dass sie interessant wird: oha, die hat ganz schön ne Schraube locker. Hoffe das war verständlich ^^
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Beitrag01.01.2010 15:08

von Nihil
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Eine Geschichte, die hauptsächlich verwirrt, wird von negativ-seltsamen Charakteren in einem unnatürlichen Tonfall erzählt.

Der vorgegebene Textblock ist sehr schlecht eingefügt, der Anschluss an die übrige Erzählung macht überhaupt keinen Sinn. Zum Beispiel legt "sie wohnte tatsächlich" eine Vermutung oder Unsicherheit nahe, worauf hier nicht eingegangen wird. Dass es einen Garten gibt, spielt für das Folgende ebenso keine Rolle.

Aber wie ist es überhaupt zu dieser Situation gekommen? Wie konnte sie ihren Mann fesseln, wie hat sie die Adoptivtochter umgebracht? Und ist Peter ihr zweiter Mann, oder nicht? "Wir hätten gern Kinder gehabt" bezieht sich ja auch auf Peter, schließlich haben sie ja eins adoptiert. Weiterhin verwirrt, dass Peter auch immer nur "Schreckensmeldungen" liest, genau wie der ominöse erste Mann, den man nicht näher kennen lernt. Hier hätte sich angeboten, dass die Frau von dem Mord an ihrem ersten Mann erzählt, das würde passen und sie als Psychopathin auch ein wenig glaubhafter machen lassen.

Denn sie ist in ihrem Auftreten sehr unglaubwürdig und flach. Sie stapft nur durch die Küche und lamentiert, hat kein Mordmotiv (alle Eltern haben Probleme mit ihren pubertierenden Kindern) und ist Psychopathin, weil sie es eben ist. Das ist nicht gut gemacht. Der Mann ist auch nicht besser ausgearbeitet. Er scheint mir eine chronische Heulsuse ohne jegliches Rückgrat zu sein, wenn er sogar zusammenzuckt, wenn seine Frau nur aufsteht. Wenn sie eine Waffe in der Hand gehabt hätte, wäre das was anderes gewesen. Ich vermute, dass du durch seine Reaktionen Ellens Aura mehr Terror verleihen wolltest. Richtig wäre die Kausalkette aber anders herum gewesen, so ist die Re-Aktion eigentlich gar keine.

Dann gibt es noch viele widernatürliche Sprachfetzen und Beschreibungen. Ganz seltsam ist "Warum musstest du immer nur Schreckensmeldungen studieren". Niemand spricht in Wirklichkeit so, zum Glück. Weiterhin noch "für ihre eigenen Zwecke missbraucht", "dass dir die Situation nicht behagt" und auch "altes Gesicht". Besser wäre hier "alt aussehen" oder "voller Falten" gewesen, das alte Gesicht klingt merkwürdig. Oder auch die Tatsache, dass Peters Kopf nach einem Schlag zur Seite "fliegt". Die gute Ellen muss einen ganz schönen Wumms im Arm haben.

Die Pointe hättest du dir auch sparen können. Bereut sie am Ende etwa, was sie getan hat? Wenn ja, warum? Hätte sie den Sonntag nicht schön finden müssen, wenn zwei unerträgliche Menschen gestorben sind? (Warum musste ihr Mann überhaupt noch sterben?) So endet die Geschichte wie sie begann: verwirrend.
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Bananenfischin
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Beitrag03.01.2010 03:47

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Bei diesem Text gibt es mehrere Dinge, die mich stören. Einmal ist das Zitat nicht gut eingebunden. Der erste Satz impliziert meiner Meinung nach die Sicht eines Fremden, der zum ersten Mal an diesem Ort ist. Etwas später stellt sich aber heraus, dass der Mann kein Fremder, sondern der Ehemann ist.
Das führt direkt zum nächsten Punkt: Zuerst scheint die Frau so verwirrt zu sein, dass sie ihren Mann nicht erkennt, kurze Zeit später aber ist das kein Thema mehr.
Die Dialoge empfinde ich als größtenteils sehr schön geschrieben, insgesamt erscheint mir der Stil dieses Textes aber nicht so ausgereift wie bei vielen der anderen Texte. Ein Beispiel wäre hier für mich die Art, wie Äußerlichkeiten - die im Grunde gar nicht erwähnt werden müssten - in den Text eingeflochten wurden.
Dieses lange Monologisieren der Täterin über Hintegründe und Motive ist ebenfalls nicht so mein Ding; das ist aber ein sehr persönlicher Punkt.


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Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

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Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag04.01.2010 00:58

von sleepless_lives
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Abgesehen davon, dass die Handlung der Geschichte von ihrer psychologischen Seite her wenig überzeugend ist, finden sich einige weitere Ungereimtheiten, zum Beispiel:
Wie hat Ellen es geschafft Paul zu fesseln?
Zitat:
Peter nahm das Glas und trank es aus.

Warum trinkt Paul so einfach das Glas und wie nimmt er es überhaupt, wo er doch gefesselt ist.

Ich bin auch kein Freund einer auktorialen Erzählweise, speziell  bei einer Geschichte wie dieser.
Zitat:
Ihr fiel auf, dass er sich seit Tagen nicht mehr rasiert haben musste.
[...]
Die blondierten Haare fielen ihr in die Augen und gaben ihr einen gehetzten Ausdruck.


Sprachlich ist der Text nicht gerade herausragend und die Vorlage ist sehr schlecht integriert. Der Anschluss passt nicht richtig und keines der Elemente der Vorgabe wird wieder aufgenommen.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag05.01.2010 23:24

von lupus
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Hallo,

einige Gram-Fehler
einige unschöne Kombinationen
einige Satzzeichenfehler
die eine oder andere Wortwiederholung is mir aufgefallen

Manchmal fehlt mE der bezug

das 'tatsächlich' der Textvorgabe hängt ein bisserl in der Luft
das  Haus 'für sich' paßt nicht zum Rest des Textes

der Text an sich is Inhaltlich sehr einfach, der spannungsbogen is nicht wirklich vorhanden. Bogen ja, Spannung nein weil irrsinnig viel erzählt wird, kein Kopfkino, keine Beziehung zu figuren möglich, auch nicht via Dialog, der auch keine aussagekräftigen Charaktereigenschaften transportiert und eintönig wirkt.

fazit: 4


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag07.01.2010 21:04

von EdgarAllanPoe
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Hallo zusammen!

Zuerst möchte ich mich für die zahlreichen Bewertungen und die darin investierte Zeit bedanken.

BlueNote: Dankeschön. Dass du das Lapidare in der Geschichte erkannt hast, freut mich - denn Ellen bedeutet ihre Familie nichts mehr.

Biggi: Dir auch danke. Mir war hinterher auch bewusst, dass sich die Vorlage nicht besonders gut einfügt - und auch die Sache mit den Tabletten ist mir dank deiner Anregung aufgefallen.

SabineK63: Danke für deinen Kommentar und die Anmerkungen zur Geschichte.

Zitat:
Wie lange ist die Tochter schon verschwunden? Hat man sie nicht gesucht? Warum ist sie wiedergekommen? Wieso hat der Mann noch nichts bemerkt? Auch, dass er seiner Frau soweit vertraut, dass er etwas von ihr "zur Beruhigung" annimmt, nachdem sie ihn gerade völlig irrsinnig an einen Stuhl gefesselt hatte, scheint mir nicht stimmig zu sein.


Alles Dinge, die ich - warum auch immer - nicht bedacht habe. Schade. Da tun sich einige Logiklöcher auf.

Zitat:
Zitat:
„Wir hatten doch eine Tochter“,
Auch, wenn die Tochter erwachsen ist, hat man sie ja noch - auch dann, wenn sie verschwunden ist. Nur, wenn ihr Tod schon bekannt wäre, oder man sich von ihr "losgesagt" hätte, würde man in dieser Weise in der Vergangenheitsform sprechen.


Da hast du auch Recht. Ich hätte wohl besser an dieser Stelle das Präsens genommen.

Zitat:
Hier wiederum wird suggeriert, dass er von dem Tod der Adoptivtochter nichts weiß.


Das tut er ja auch nicht! Eigentlich dachte ich, das gehe aus seinen Dialogabschnitten hervor, aber das tut es nun mal nicht ... Danke für den Hnweis!

Tom: Danke für den Hinweis. Die Grausamkeit kommt für Peter in der Tat überraschend - das geht ja aus seinen Dialogabschnitten hervor. Und du hast Recht damit, dass die Grausamkeit Ellens sich nicht so recht erklärt.

Caro:

Ich finde die Geschichte ziemlich vorhersehbar. Man weiß sehr schnell, dass die Hauptfigur Mann und Adoptivkind umbringen wird. Das ist schade, denn so ist es für den Leser nicht mehr so spannend.

Hm, ich hatte nicht gedacht, dass es so vorhersehbar sei ... Aber danke für den Hinweis. Allerdings, falls es tatsächlich so vorhersehbar war, hätte ich mir mehr Spannung aus den Dialogen erhofft - aber du hast Recht, da ist zu viel Keifen und Zerstörung. [/b]Taugenichts:

Danke. Du hast Recht, auch Wahnsinn muss nachvollziehbar sein. Die Geschichte ist rückblickend - wenn man die Vorlage betrachtet - zu konstruiert.

[b]Soraya:


Dir auch danke. Du hast Recht, das übermäßige Erklären der Frau ist unrealistisch (warum habe ich das nicht bedacht?). Allerdings freut es mich, dass dir die sprachliche Gestaltung gefällt!

Traumtänzerin: Danke. Das Konstruierte ist eine der Hauptschwächen des Textes, aber ich freue mich, dass du den Text magst!

Jocelyn: Dir auch danke. Es ist schön, dass dir die Einbindung der Vorlage gefallen hat und du mit dem Text etwas anfangen konntest!

Mardii: Dir auch vielen Dank. Ja, die Stadtbibliothek - ich hatte sie nur am Rande kurz erwähnt, das war wohl zu wenig. Auch die viel erwähnte Motivation der Charaktere ist ein Knackpunkt, an dem es sich zu arbeiten lohnt.

Estelle: Dir auch danke. Du hast Recht, die Vorlage ist schlecht eingearbeitet, auch die Motivation der Charaktere ist nicht authentisch genug.

hobbes: Danke. - Ja, das "alte Gesicht". Ich weiß nicht, wie ich auf diese Formulierung kam - "faltiges Gesicht" wäre deutlich besser gewesen. Die Kleinigkeiten, die du erwähnst, sind tatsächlich störend. Und die Motivation der Charaktere, die schon viel erwähnt worden ist ...

Parabolo: Dir auch vielen Dank, die Vorlage ist ja auch schon von anderen erwähnt worden. Schön, dass du mich nochmal drauf hinweist. Es freut mich, dass dir die sprachliche Gestaltung der Geschichte zusagt!

Maria: Dir auch danke. Ja, dein Kommentar ist verständlich - der Kontrast zwischen klarem Denken/Wahnsinn Ellens kommt darin gut rüber. Inzwischen erscheint sie mir selbst wie eine Klischee-Verrückte, du hast Recht, da fehlt noch was, um sie glaubhafter zu machen.

Nihil: Dir auch danke für deinen ausführlichen Kommentar. Wie schon so oft erwähnt, an der Motivation Ellens hakt es - und auch den Grund, warum sie ihren Mann tötet, hätte ich noch erwähnen müssen. Gut, dass du mich darauf hinweist! Das Ganze ist tatsächlich sehr verwirrend und unlogisch. Was hab ich da nur geschrieben?

Bananenfischin: Dir auch danke. Ja, die Motivation, der Monolog, die Logik ... Schön, dass du die Dialoge magst!

Sleepless: Dir auch vielen Dank. Mir ist inzwischen klar, dass es besonders an Psychologie und Vorlage hakt.

lupus: Danke. Die Charaktere sind wirklich nicht sehr plastisch, stimmt, und auch einige stilistische Fehler hätte ich beseitigen können.

Insgesamt war dieser Wettbewerb also eine interessante Erfahrung, auch wenn das Ergebnis bei diesem Text nicht so überragend war. Ich weiß noch nicht, ob ich den Text verbessern werde, aber ich überlege noch.

Liebe Grüße,

Eddie


_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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