Montagszönästhesie I

[Alogius]

Montagszönästhesie I


Klaus-Jochen schaut
mich an -
das Spiegelbild wird
zur neuroleptikasuchenden Fratze.
Sein Gesicht fühlt sich an
wie zwischen zwei Panzerketten
am Hindukusch geküsst
und gehört mir.
Wenn man nach langen Nächten
rote Spinnen durch das Zimmer
fliegen sieht,
verfolgt von Freud,
der eben noch duschvorhängend
jagte - obwohl man Freud und Spinnen hasst -
könnte man beunruhigt sein.
Klaus-Jochens Strichaugen
nehmen Vorkommnisse nur noch
kenntnishaft entgegen.
Ich will nicht mehr
Klaus-Jochen sein.

Kommodengroße Zwerge,
bewaffnet mit Vorschlaghämmern,
treffen übrigens zielgenau
Kopf, Brust und Schambein,
und Wundsalbe,
wie auch Dreieckstuch,
Nadel und Faden
und ein mobiler X-Ray
gehören in jede Hausapotheke.
Findet Klaus-Jochen,
finde ich auch.
Gähnbegattet und stressbesamt
werden Treffer versorgt -
ich will nicht mehr
Klaus-Jochen sein.

Der Kopf streift Lampen
und Christbaumspitzen,
rattert die Bretter entlang
und kommt
ohne Klaus-Jochen
wunderbar klar.
Damit erübrigt sich auch,
vom Chef selbigen
gewaschen zu kriegen.
Vielleicht
hören die tanzenden Raketen
dann endlich auf,
ihre Runden um die Magengegend
zu drehen.
Der Afterburner,
hier wörtlich zu nehmen,
prickelt,
wenn der Arsch
grundeisend und entflammt,
funkensprühend und zischend
- dabei recht nackt -
über sonnige Rutschen
in den Sand sinkt.
Ich will nicht mehr
Klaus-Jochen sein.

Will nur noch ganz klein
sein.
Schrumpfe zusammen,
auf Kommodenhöhe,
erreiche den Medischrank
nicht -
und hake damit
die Pillen ab.
Ich bin nicht mehr
Klaus-Jochen,
verbünde mich
mit elektrischen Zwergen
und streife blitzlichtgedonnert
durch das Zimmer,
krieche in die Ohrmuschel
und werde
mein eigener Aufklärer
in unbekannten Regionen,
die Klaus-Jochen
zu Klaus-Jochen machen.