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Einmal Drecksloch und zurück


 
 
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag05.12.2009 10:59
Einmal Drecksloch und zurück
von BlueNote
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Einmal Drecksloch und zurück
(Vorsicht Satire, bissig!)

Da saßen sie wie die Drecksratten in ihren Dreckslöchern und lauschten, bis sie schwarz wurden. In engen Kellerräumen, ganz ohne Fenster. Stundenlange Stille. Angeordnete, systematische Vernichtung von Dreckslebenszeit, war das. Ab und zu gab es mal Abwechslung: Eine Klospülung, Türen schlagen, ein langgezogener Furz.  Am liebsten mochte das Drecksschwein aber Geschlechtsverkehr. Viel wichtiger waren jedoch die Worte, die gesprochen wurden. Banale, alltägliche, kritische … Alles wurde notiert: auch Geräusche oder Stille – immer genau mit Uhrzeit. Mielke interessierte einfach alles.

Irgendwann wurden die Drecksratten dann aus ihren Dreckslöchern befreit. Sie kamen ans Licht  und schauten mit ihren roten Kelleraugen verwirrt um sich. Sie suchten nach ihren alten Herren, den Rattenfängern. Und schnell fanden sie sie wieder. Die gründeten inzwischen die Reichtum-Für-Alle-Partei. Daneben gab es auch  noch die Wohlstand-Für-Alle-Partei. Die lachte sich ins Fäustchen, denn bei der Konkurrenz, der Gerechtigkeit-Für-Alle-Partei, huschten jetzt immer mehr Drecksratten durch die  Verwaltungsräume und wollten sich paaren. Kopulieren, oder wie man in Politikerkreisen sagt: koalieren. Die kriegen die nie wieder los, dachte sich die  Wohlstand-Für-Alle-Partei. Somit war das Thema Linke für sie erst einmal gestorben.

Die Drecksrattenfänger aber waren wieder unterwegs. Eloquent und geistreich zeigten sie sich in Talkshows. Die Worte, die sie sagten, klangen sehr schön. Was sie dachten war aber der gleiche Dreck, den sie immer schon dachten.  Und die Drecksratten hingen wieder an ihren Lippen und liefen den Drecksfängern hinterher. Irgendwann ging es dann allen saudreckig, denn die Wohlstand-Für-Alle-Partei hatte sich an der Weltbörse verspekuliert. Da war sie plötzlich wieder ganz groß da, die Reichtum-Für-Alle-Partei. Und die ganzen Drecksrattenfänger kamen herbei, um die kleinen Drecksratten wieder in ihre Dreckslöcher zu stecken, so wie sie es gerne hatten. Denn sie konnten ja wählen. Und da saßen sie dann wieder in den dunklen Kellern und lauschten, bis sie vor Dreck ganz schwarz wurden.

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i-Punkt
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beitrag08.12.2009 18:15

von i-Punkt
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Ich weiß, ich weiß, da steht vorsicht Satire... Habe ich hier nicht selbst mal irgendwo gepostet Satire darf alles? Nein, ich glaube es war: Kunst darf alles. Aber sorry, hier überwiegt einfach ein massives Unwohlsein wegen der Naziterminologie. Die Ratten, der Geschlechtsverkehr, das viehische, triebhafte, schmutzige... Ich mag bissige Satire. Aber hier ist es mir persönlich eine Spur zu menschenverachtend.

Ich glaube der entlarvende, amüsierte Aspekt einer messerscharfen Satire fehlt hier, und der Holzhammer ist einfach zu stumpf.

I.


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Schreiben ist einfach, man setzt sich nur hin, starrt auf ein weißes Blatt Papier, bis sich Blutstropfen auf der Stirn bilden.
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag09.12.2009 17:36
Re: Einmal Drecksloch und zurück
von lupus
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Hallo BN,

hm, da hat sich jemand ein Lieblingsgenre gefunden? Sauschwer, eine g'scheite satire hinzukriegen, gell.

Muss sagen ich bin ein bisserl verwirrt. Mit einigem Nachdenken komm ich schon drauf - glaub ich - was du meinst und dann - wenn ich's richtig versteh - find ich's nicht schlecht. Inhaltlich. Technisch scheint mir aber genau das das Problemzu sein. Eine satire sollte zwar verstecken, verklausulieren, aber eben nicht so viel, dass man am Ende vor einem Rätsel steht. Mir fehlt die klare aussage. oder besser: die Nachvollziehbarkeit der Aussage.

Was les ich da raus:
1) wurscht welche Partei, es sind alle gleich, alle Dreckfänger. Folge: alle Dreck am stecken.
2) Politiker halten sich die Wähler wie Ratten, lassen sie grad einmal frei, wenn sie als Wahlvolk gebraucht werden.
3) Wohlstand - Reichtum, noch dazu für alle, ha, alle Parteien versprechen das Blaue vom Himmel.

deshalb ist auch (@i-punkt) nicht die Sprache menschenverachtend, sondern eigentlich die Politik.
so weit so gut.

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Einmal Drecksloch und zurück
(Vorsicht Satire, bissig!)

Da saßen sie wie die Drecksratten in ihren Dreckslöchern und lauschten, bis sie schwarz ... später rote Augen ... nettes politisches Farbenspielwurden. In engen Kellerräumen, ganz ohne Fenster. Stundenlange Stille. Angeordnete, systematische Vernichtung von Dreckslebenszeit, war das. Ab und zu gab es mal Abwechslung: Eine Klospülung, Türen schlagen, ein langgezogener Furz.  Am liebsten mochte das Drecksschwein ... dieses 'das' suggeriert allerdings eine art Spezies-bezeichnung mit pseudowissenschaftlichem Touch. Das find ich dnn doch ziemlich übertriebn aber Geschlechtsverkehr. Viel wichtiger waren jedoch die Worte, die gesprochen wurden. Banale, alltägliche, kritische … Alles wurde notiert: auch Geräusche oder Stille – immer genau mit Uhrzeit. Mielke interessierte einfach alles.

Irgendwann wurden die Drecksratten dann aus ihren Dreckslöchern befreit. Sie kamen ans Licht  und schauten mit ihren roten Kelleraugen verwirrt um sich. Sie suchten nach ihren alten Herren, den Rattenfängern. Und schnell fanden sie sie wieder. Die gründeten inzwischen die Reichtum-Für-Alle-Partei. Daneben gab es auch  noch die Wohlstand-Für-Alle-Partei. Die lachte sich ins Fäustchen, denn bei der Konkurrenz, der Gerechtigkeit-Für-Alle-Partei, huschten jetzt immer mehr Drecksratten durch die  Verwaltungsräume und wollten sich paaren. Kopulieren, oder wie man in Politikerkreisen sagt: koalieren. ...hm, das scehint mir ein bisserl zu plakativ und deshalb gar oberflächlich.Die kriegen die nie wieder los, dachte sich die  Wohlstand-Für-Alle-Partei. Somit war das Thema Linke für sie erst einmal gestorben.... das mag ich nicht verstehen. Überall Drecksratten .... warum sollten die dann stören?

Die Drecksrattenfänger aber waren wieder unterwegs. Eloquent und geistreich zeigten sie sich in Talkshows. Die Worte, die sie sagten, klangen sehr schön. Was sie dachten war aber der gleiche Dreck, den sie immer schon dachten.  Und die Drecksratten hingen wieder an ihren Lippen und liefen den Drecksfängern hinterher. Irgendwann ging es dann allen saudreckig, denn die Wohlstand-Für-Alle-Partei hatte sich an der Weltbörse ... wo ungefähr wär die??verspekuliert. Da war sie plötzlich wieder ganz groß da, die Reichtum-Für-Alle-Partei. Und die ganzen Drecksrattenfänger kamen herbei, um die kleinen Drecksratten wieder in ihre Dreckslöcher zu stecken, so wie sie es gerne hatten. Denn sie konnten ja wählen. Und da saßen sie dann wieder in den dunklen Kellern und lauschten, bis sie vor Dreck ganz schwarz wurden.


irgendwie glaub ich aber dann doch ein Präverenz für eine Partei rauslesen zu können, was mich dann wieder vollends verwirren würd.

Naja.

Möglicherweise liegt mein Problem das ich habe mit der inflationären verwendung von 'Dreck'. Oder auch das die einzelnen Gedanken zu wenig ausgearbeitet werden, zu unklar bleiben.

Etwas mehr Präzision würde dem Text gut tun. an sich gefällt mir die Idee, es is auch nicht schlecht, aber es fehlt an Klarheit und Würze. Vielleicht is der Versuch eine Satire mit einer Parabel zu vermischen schon fast ein bisserl zu viel.

Wenn du satiren schreiben willst, find ich das genial. ME einer der Größten war Karl Kraus. Möglicherweie könntest du mir satirischen Dialogen anfangen. (Theaterstück?) Da kannst du dann auch viel direkter sein.

also,

LGL


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Beitrag09.12.2009 17:40

von BlueNote
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Hi i!

Ich habe mir ganz fest vorgenommen, nachdem meine letzte Satire allen zu wenig bissig war ("Difficile est saturam non scribere"), jetzt etwas ganz bissiges zu schreiben. Und auf die alten Stasispitzel darf man doch ruhig mal ein bisschen "Volkszorn" abladen, oder? Aber wenn es dir unwohl dabei wird, muss ich mir natürlich etwas überlegen: Möglich wäre, dass man einen Betroffenen zu Wort kommen lässt, also jemand, der bespitzelt wurde. Dann wäre die Wut des Protagonisten verständlich. Allerdings gefiel mir diese Opfersicht nicht so sonderlich, weil das Thema "Stasivergangenheit" offensichtlich nur aus dieser Perspektive heraus erzählt wird (zumindest kenne ich kein anderes Beispiel). Und so ein Gesäusel, dass der Stasimann dann irgendwann doch ein Guter wird (wie in: Das Leben der andern - dessen ungeachtet ein guter Film!) wollte ich nicht schreiben.

So versuche ich also, meine nächste Satire nicht mehr bissig, sondern messerscharf zu schreiben.

Warum dich der "Geschlechtsverkehr" stört, wundert mich allerdings. Für mich ist das eher ein besonders erwähnenswertes Phänomen, dass Stasispitzel jeden Verkehr akribisch protokollieren mussten (Quelle: Eva Hagen, Frau von Wolf Biermann, Mutter von Nina-Maria Hagen).

BlueNote
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Beitrag09.12.2009 17:51

von BlueNote
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Hi lupus,

muss gleich weg, deswegen später mehr. Fürs erste schnell nur ein paar Hausaufgaben:

Welche Partei versprach in der Vergangenheit "Wohlstand für alle"?
Welche Partei verspricht heute "Reichtum für alle"?
Was hatte eigentlich Erich Mielke im Sinn?
Welche Partei ist diejenige, die Gerechtigkeit für alle wünscht (verschwindet gerade in der Bedeutungslosigkeit)?
Welche zwei Parteien könnten auf die Idee kommen, zu koalieren (zu kopulieren), obwohl das laut Volksmeinung nicht besonders anständig wäre?
In welchem Land war das, wo in Kellerlöchern alles notiert wurde?

Wer weiß was?

Niemand?  Shocked

Vielleicht ja doch!

Bis bald!

BlueNote
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lupus
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Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag09.12.2009 18:00

von lupus
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is scho recht, aber ich will dir gerne einmal antworten:


Welche Partei versprach in der Vergangenheit "Wohlstand für alle"?
implzit: ALLe
Welche Partei verspricht heute "Reichtum für alle"?
implizit: ALLE
Welche Partei ist diejenige, die Gerechtigkeit für alle wünscht?
implizit ALLE
Welche zwei Parteien könnten auf die Idee kommen, zu koalieren (zu kopulieren), obwohl das laut Volksmeinung nicht besonders anständig wäre?
ALLE
In welchem Land war das, wo in Kellerlöchern alles notiert wurde?
na, dann schau dir einmal den Schäuble an, der Weg is nimmer weit, wenn das Kellerloch zur Festplatte wird.
Was hatte eigentlich Erich Mielke im Sinn?
das ganze könnte auch ein Blick in die Zukunft gewesen sein, eine Warnung s.z.s., worauf man wegen der 'Weltbörse' kommen hätte können, dass jedes Land seine Mielkes hat / haben könnte

also?

und den Unterton, vergess ich jetzt einfach einmal, o.k? Wink

LGL


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lg Wolfgang

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BlueNote
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Beitrag10.12.2009 01:07

von BlueNote
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Hi lupus,

du hörst Untertöne? Deine Antwort ALLE kann ich nicht ganz gelten lassen, obwohl natürlich die richtigen dabei sind wink

Weiter oben meinte ich übrigens Eva-Maria Hagen, Mutter von Nina Hagen.

Gute Nacht

BlueNote
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag12.12.2009 13:35

von Hardy-Kern
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Hallo Blue Note,
sehr schnittig und scharf geschrieben. Man merkt du bist mit der Materie vertraut, ein anderer könnte diese Art Satire nicht schreiben, nicht mal D. Hildebrandt. Diese Art Satire wäre in einem Kabarett, zB. Berlin überhaupt nicht zu verkaufen, weil dort auch die Ratten immer noch ein- und ausgehen. Und nun kommen wir zu ALLE Parteien. Smile

Da sitzen auch immer noch Ratten (Ost) aus früheren Tagen gemischt mit den Ratten (West) aus früheren Tagen und lachen was in früheren Tagen war. Sie verstehen sich gut, weil sie die gleichen Intelligenzquotienten und Geldhunger haben.

Ich bezweifele aber, dass es der Führung der Linken angenehm ist, schon wieder feststellen zu müssen, dass es neue Stasienthüllungen in Brandenburg gibt. Minister Platzeck (SPD) gibt zu, dass es seit 1990 keine Stasi-Überprüfungen gab. Ist doch klar, man wird doch nicht den eigenen Koalitionspartner verärgern wollen.

Kürzlich wurde festgstellt, dass es in den Verwaltungsapparaten von Sachsen-Anhalt etwa 10.000 ehemalige Stasi-Mitarbeiter gibt, bei denen keine Bedenken bestehen.

Und warum wird denn nun keine Untersuchung angeordnet?
Das kann nur eine Regierungspartei, aber sie tut das nicht. Smile
Warum? Keine Ahnung? Weil sie sich ALLE Parteien mal wieder mit Dreck bewerfen müssten und dazu haben sie zu wenig Klamotten, da zu wenig Spesen und Diäten. Ein langes Thema, was wohl aber nicht hierher gehört.

Ist tatsächlich schwer sowas zu schreiben, kann da auch nicht viel helfen. Da muss man viel üben, aber dazu sind wir ja hier.
Finde es trotzdem gut gelungen, nur etwas schwer zu verstehen.

P.S. Übrigens die Sache mit dem Geschlechtverkehr kann ich bestätigen. Auch in den höchsten Kreisen der DDR waren die Weiber sehr liebes- und scheidungslustig, was allerdings manchen die Karriere gekostet hat. Hat die Stasi oft mit rumgewühlt und viel Unheil angerichtet.
Kann ich leider so bestätigen, da bedarf es der Pamphlete der Hagen-Damen bestimmt nicht.

Denen hätte man längst mal ihre beschmierten Mäuler stopfen müssen, statt die auf die Menschheit auf der Bühne und in Talk- Shows loszulassen. Das sind Nestbeschmutzer im wahrsten Sinne des Wortes. Warum das so war könnte ich auch begründen, aber das wäre dann ein anderes Thema.

Hardy
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag12.12.2009 14:02
Re: Einmal Drecksloch und zurück
von Nina
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Einmal Drecksloch und zurück
(Vorsicht Satire, bissig!)

Da saßen sie wie die Drecksratten in ihren Dreckslöchern und lauschten, bis sie schwarz wurden. (Da finde ich das Drecks- vor den Ratten schon zuviel).
In engen Kellerräumen, ganz ohne Fenster. Stundenlange Stille. Angeordnete, systematische Vernichtung von Dreckslebenszeit, war das. (Ganz - verzichtbar. Auch hier die Drecks... mir persönlich too much. War das - ist auch verzichtbar, gerade deshalb, weil Du ja auch eine Brücke ins Heute schlägst).

Ab und zu gab es mal Abwechslung: Eine Klospülung, Türen schlagen, ein langgezogener Furz.  Am liebsten mochte das Drecksschwein aber Geschlechtsverkehr. Viel wichtiger waren jedoch die Worte, die gesprochen wurden. Banale, alltägliche, kritische … Alles wurde notiert: auch Geräusche oder Stille – immer genau mit Uhrzeit. Mielke interessierte einfach alles. (Wieso auf einmal Drecksschwein, nachdem es vorher doch Drecksratten waren? Worte, die gesprochen wurden... eine unschöne Formulierung. Geschmackssache: Anstelle des "auch" könnte ein: egal ob oder unabhängig davon ob ... sowas in der Art stehen.)

Irgendwann wurden die Drecksratten dann aus ihren Dreckslöchern befreit. Sie kamen ans Licht  und schauten mit ihren roten Kelleraugen verwirrt um sich. Sie suchten nach ihren alten Herren, den Rattenfängern. Und schnell fanden sie sie wieder. Die gründeten inzwischen die Reichtum-Für-Alle-Partei. Daneben gab es auch noch die Wohlstand-Für-Alle-Partei.

(Schauten ist mir hier "zu schwach". Spähten vielleicht? Auf das "und" kann evtl. verzichtet werden. "Die" gründeten ... unschön, finde ich. Dann in der letzten Zeile entweder "auch" oder "noch". Eins ist zuviel. Oder, beide zusammenfassend mit "außerdem").

Die lachte sich ins Fäustchen, denn bei der Konkurrenz, der Gerechtigkeit-Für-Alle-Partei, huschten jetzt immer mehr Drecksratten durch die  Verwaltungsräume und wollten sich paaren. Kopulieren, oder wie man in Politikerkreisen sagt: koalieren. Die kriegen die nie wieder los, dachte sich die  Wohlstand-Für-Alle-Partei. Somit war das Thema Linke für sie erst einmal gestorben.

(Geschmackssache: "wie es in Politikerkreisen heißt".)

Die Drecksrattenfänger aber waren wieder unterwegs. Eloquent und geistreich zeigten sie sich in Talkshows. Die Worte, die sie sagten, klangen sehr schön. Was sie dachten war aber der gleiche Dreck, den sie immer schon dachten.  Und die Drecksratten hingen wieder an ihren Lippen und liefen den Drecksfängern [...] hinterher.

(aber ist verzichtbar. Die Worte... hm, unschön formuliert.... Bei "der gleiche Dreck" bin ich unsicher, ob es nicht "der selbe" heißen müßte? "und" ist verzichtbar. Da, wo ich das [...] eingefügt habe, könnte noch ein ergänzendes Wort stehen).

Irgendwann ging es dann allen saudreckig, denn die Wohlstand-Für-Alle-Partei hatte sich an der Weltbörse verspekuliert. Da war sie plötzlich wieder ganz groß da, die Reichtum-Für-Alle-Partei. Und die ganzen Drecksrattenfänger kamen herbei, um die kleinen Drecksratten wieder in ihre Dreckslöcher zu stecken, so wie sie es gerne hatten. Denn sie konnten ja wählen. Und da saßen sie dann wieder in den dunklen Kellern und lauschten, bis sie vor Dreck ganz schwarz wurden.


(gerne hatten, ist mir zu schwach formuliert. Könnte überzeichneter / stärker formuliert werden mE.).

Hallo Bluenote,

ich mag ja auch Wiederholungen in Texten, aber hier ist es mir an einigen Stellen dann doch zuviel, bzw. zu "eingefahren". Ich habe besagte Stellen markiert. Sieht schlimmer aus, als es ist.

LG
Nina


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BlueNote
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Beitrag13.12.2009 00:19

von BlueNote
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Guten Abend Nina und Hardy,

der Reihe nach:

@Hardy
Deine Meinung zu diesem Thema interessiert mich besonders Smile

Zitat:

Diese Art Satire wäre in einem Kabarett, zB. Berlin überhaupt nicht zu verkaufen, weil dort auch die Ratten immer noch ein- und ausgehen.


Wenn man bedenkt, wie sich die Securitate in Rumänien wieder reaktiviert hat, ist unsere Gelassenheit bezüglich des Themas Spitzelei eigentlich recht erstaunlich.
Warum lernen wir nicht aus der Geschichte und verbeten uns, dass "sie" ein und aus gehen?

Zitat:

Ein langes Thema, was wohl aber nicht hierher gehört.

Wir können ja ab und zu einen satirischen Text darüber schreiben. Ich habe deine Ausführungen jedenfalls mit Interesse gelesen.

Zitat:

Ist tatsächlich schwer sowas zu schreiben, kann da auch nicht viel helfen.


Ich habe ja immer den Drang, ein Thema so in Texten zu verarbeiten, wie ich es noch nicht gelesen habe. Wie gesagt, kann man einen derartigen Text leichter aufziehen, wenn man den Fokus auf die Opferrolle legt (weil jeder mit dem Opfer mitfühlen kann). Ich wollte die Aufmerksamkeit aber ganz klar auf die "Täter" lenken, ohne drum rum zu reden. Mag sein, dass das schwierig ist. Für Gestaltungsideen bin ich natürlich sehr offen.

Zitat:

Finde es trotzdem gut gelungen, nur etwas schwer zu verstehen.


Vermutlich wegen der Zitate. Das "Wohlstand für alle" ist ein Zitat von Ludwig Erhard, also CDU. Das hat "die Linke" zu "Reichtum für alle" umfunktioniert (ein recht absurder Slogan übrigens, vor allem für eine Linkspartei).

Zitat:

Denen hätte man längst mal ihre beschmierten Mäuler stopfen müssen, statt die auf die Menschheit auf der Bühne und in Talk- Shows loszulassen. Das sind Nestbeschmutzer im wahrsten Sinne des Wortes.


Schade, das verstehe ich nicht (obwohl es mich brennend interessieren würde). Meinst du die Schauspielerin Frau Hagen, Wolf Biermann??

@Nina
Vielen Dank für deine Anmerkungen/Korrekturen. Ich habe nun schon so oft im DSFO die Bemerkung gelesen "Das habe ich einfach so spontan herunter geschrieben", dass ich das auch mal probieren wollte. Es schien mir auch passend, um die Wut des Erzählers herüber zu bringen (beim Überarbeiten wird alles ja immer viel besonnener).

Sprachlich hätte ich da noch vieles zu verbessern. Hoffentlich wird es beim Überarbeiten nicht zu glatt.

Danke euch beiden

BlueNote
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Hardy-Kern
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Beitrag13.12.2009 21:48

von Hardy-Kern
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Zitat Blue Note:
Wenn man bedenkt, wie sich die Securitate in Rumänien wieder reaktiviert hat, ist unsere Gelassenheit bezüglich des Themas Spitzelei eigentlich recht erstaunlich. Warum lernen wir nicht aus der Geschichte und verbeten uns, dass "sie" ein und aus gehen?


Das ist die Frage aller Fragen und wer kann mir (uns) die Antwort sagen?
Was die Securitate in Rumänien betrifft, ist das nicht schwer zu verstehen.
Sie diente der absuten Erhaltung einer spätfeudalistisch- kommunistisch-anarchisch- anarchistischen Machtstruktur. Ich weiß, das ist ein Begriff welchen man kaum definieren kann und so war auch der gesamte angebliche Sozialismus in diesem Land.

Nur ist mir heute immer noch unklar, welche Kräfte Ceausescu und seine Elena nach 25 Jahren Machtmissbrauchs erschossen haben.
Ich habe mir gerade mal ein Protololl der Vernehmung der Ceausescu's ,
vom 28. 12. 1989, abgedruckt in der Tagespresse des damaligen Bezirkes
Halle ("Freiheit") rausgesucht. So hätte die eigene Stasi den Herrn Mielke bestimmt nicht verhört, heißt, die Hinrichtung der Rumänen haben andere veranlasst. Sehr interessant; habe auch das Video zum Verhör noch dazu und die Aufnahmen der Toten auf einem Hinterhof. Die Leute waren eiskalt, so kalt wie die Ceaucescus im Verhör waren. Draculas war damals deren Spitznamen.

Will damit nur sagen, wenn die Wut auf die Honeckers und das Politbüro der SED so groß gewesen wäre... Die Politik kann schon Rätsel aufgeben.
Ich selbst kann die Machenschaften der Stasi nur schwer einschätzen, da wir auf dem Dorf relativ wenig mitbekamen. Eigenartig war, dass ich die meisten kannte, wie sich aber erst nach der Wende heraus stellte.

Kurz zu den Hagens. Was willst du denn nun der Eva-Maria Hagen glauben? Warum hat sie sich denn von Biermann scheiden lassen?
Weil sie in der DDR wie eine Made im Speck gelebt hatte und nicht wusste was sie im Westen erwartete. Tolle Liebe. Ging doch vielen Künstlern in der DDR so, wenn sie ihre Schnauze hielten. Die Puddys haben kürzlich zugegeben, dass sie sich schon geschämt haben in der DDR aufzutreten, weil sie soviel Kohle hatten und haben.Smile

Ich mache aber Schluss, sonst sagt mir mal wieder jemand, dass ich nicht soviel Politik machen solle, weil das ohnehin schon bekannt wäre.
Von nichts eine Ahnung, keine Zähne im Maul, aber La-Paloma pfeifen.

Vielleicht können wir uns woanders, Auf ein Wort, weiter unterhalten?Cool

Hardy
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BlueNote
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Beitrag14.12.2009 00:03

von BlueNote
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Hi Hardy,

ich habe mal in der besagten Gruppe geantwortet. Es ist aber ein ziemlich wirres Sammelsurium geworden wink
An den politischen Themen interessiert mich besonders, wie man sie schreiberisch umsetzt. Meinungsaustausch ist natürlich OK, aber besagter Gesichtspunkt interessiert mich vor allem. Dann sind wir auch wieder ontopic.

BlueNote
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