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Innenansichten eines Außendienstlers


 
 
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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

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Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag01.12.2009 16:37
Innenansichten eines Außendienstlers
von MT
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Moin zusammen,
hier der kurze Beginn einer kurzen Geschichte (die wieder einmal noch nicht beendet ist). smile
Höre sehr gern Eure kritischen Stimmen.


Innenansichten eines Außendienstlers

Jetzt also auch noch Gefängnis, vorläufig jedenfalls – Untersuchungshaft. Soweit musste es also kommen. Ich hätte es wissen müssen. Aber was wäre dann anders gewesen? Was hätte ich anders gemacht?
Nichts! Gar nichts!

Keinen Wohnsitz, haben sie gesagt, irgendwas von Fluchtgefahr gefaselt. Fluchtgefahr?! Wohin sollte ich schon flüchten? In einen See aus Vermouth vielleicht. Der Geist in der Flasche. Oder in den alten Elbtunnel, da gibt´s eine Ecke, in der es ist trocken und fast ein wenig warm. Und eine Kerze, die hätte ich noch irgendwo aufgetrieben. Nur nicht ins Männerwohnheim zurück. Nein, das auf keinen Fall!
Und jetzt? Jetzt verbringe ich Heiligabend im Knast. Dann bin ich wohl ein Verbrecher, wie? Und Liebe ist strafbar. Wenn ich könnte, würde ich mich totlachen, das können sie mir glauben.

(…)

Euer

MT

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Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
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Beitrag01.12.2009 16:56

von Maria
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Hey MT, tja was soll man hierzu schon groß sagen. Fehlerlos in Grammatik und Rechtschreibung Mr. Green Ich hätte weitergelesen, wäre da noch Text gekommen.
Ganz im Ernst - was bringt Dir hier ein Kommentar? Oder arbeitest Du, wie ich, auch nur (weiter), wenn du Druck und Drohungen kriegst?

Nix für ungut, aber ein bisserl mehr, um in Stimmung zu kommen oder von der Geschichte eine Ahnung zu bekommen wäre schon besser.
Zumal das Gestückle sowieso jegliche Stimmung zunichte macht, aber Satz für Satz macht das Fühlen gänzlich unmöglich. Außer man sammelt Schnipsel, schneidet aus, klebt und liest dann in einem Rutsch.

wink

Gruß
Maria


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Tyrion Lannister
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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 52
Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag01.12.2009 18:25

von MT
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Liebe Maria,

vermutlich hast du recht. Wenn der Text steht, poste ich ihn ganz (er wird nicht lang).

Merci

MT
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Michael Lüttke
Cholyriker
M

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Beiträge: 621
Wohnort: Duisburg


M
Beitrag01.12.2009 18:48

von Michael Lüttke
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Schade, dieser Auszug könnte zu allem gehören:
Sozialdrama,
Märchen,
Thriller,
Kindergeschichte, etc.

Das ist zu wenig um einen Konsens zu erreichen.
Wenn Du so etwas postest, dann frage ich mich ernsthaft warum?


ML


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Ernst Clemens
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 77
Beiträge: 594
Wohnort: München


Beitrag01.12.2009 19:03

von Ernst Clemens
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hallo mt,

ich muss schon sagen, würde ich deinen ersten abschnitt als klappentext lesen, hätte das buch chancen, von mir gekauft zu werden.

also, stell bitte den vollständigen text ein, dann bekommst du bestimmt hier ein echo!

schönen abend

ernst
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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 52
Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag01.12.2009 20:04

von MT
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke ML und Ernst Clemens,
hier der volle Text (freue mich über jeden Kommentar):

Innenansichten eines Außendienstmitarbeiters

Jetzt also auch noch Gefängnis, vorläufig jedenfalls – Untersuchungshaft. Soweit musste es also kommen. Ich hätte es wissen müssen. Was aber wäre dann anders gewesen? Was hätte ich anders gemacht?
Nichts! Gar nichts!

Keinen Wohnsitz, haben sie gesagt, irgendwas von Fluchtgefahr gefaselt. Fluchtgefahr?! Wohin sollte ich schon flüchten? In einen See aus Vermouth vielleicht. Der Geist in der Flasche. Oder in den alten Elbtunnel, da gibt´s eine Ecke, in der es ist trocken und fast ein wenig warm. Und eine Kerze, die hätte ich noch irgendwo aufgetrieben. Nur nicht ins Männerwohnheim zurück. Nein, das auf keinen Fall!
Und jetzt? Jetzt verbringe ich Heiligabend im Knast. Dann bin ich wohl ein Verbrecher, wie? Und Liebe ist strafbar. Wenn ich könnte, würde ich mich totlachen, glauben sie mir.

Ein wenig schockiert sah mich mein alter Schulkamerad schon an, als ich gestern in den Vormittagsstunden vor seiner Haustür stand. Meiner Kleider trug ich bereits seit Wochen am Leib, und rasiert hatte ich mich ebenso lang nicht. Es ist gut, dass man den eigenen Körpergeruch nicht richtig wahrnimmt, ein freundlicher Einfall der Natur. Meinem Schulfreund aber schnürte offenkundig irgendetwas die Kehle zu, als ich ihn um ein paar Hosen und eine ausgediente Jacke bat. Es macht nichts, dass er meinen Namen nicht mehr kannte, ich bin ihm nicht böse, im Gegenteil. Die Sachen, die er mir gab, sind tadellos in Ordnung; eine braune Cordhose, eine dicke Daunenjacke, sogar einen Strickpullover hat er oben draufgelegt. Ob ich ihn bat, mich ins Haus zu lassen, wollen Sie wissen? Nein, habe ich nicht. Sein Lächeln war zu förmlich. Gelächelt hat nur sein Mund, seine Augen blieben starr. Glauben Sie mir: Sowas kann ich beurteilen, habe ich zehn Jahre lang getan. Bei den ersten Worten meiner Kunden an der Haustür konnte ich sagen, ob hier eine Tasse Kaffee rausspringt oder der Staubsauger auf dem Absatz vorgeführt werden muss. Nein, nein, meinem Schulkameraden bin ich dankbar. Er war sehr freundlich, auf seine Art.

Mit meiner neuen Kleidung unterm Arm ging ich in den Stadtpark. Dort steht ein Brunnen, ein Löwenkopf spuckt seine Betrachter mit Wasser an. Ich wusch mich, so gut ich konnte und zog mir die frischen Sachen an. Es war hundekalt, erste Schneeflocken tanzten im Wind. Danach gab ich ein Vermögen für einen Haarschnitt und eine Rasur aus. Die Frau hat sogar Rasierwasser für mich übrig gehabt. Früher, vor dem, da habe ich immer gut gerochen, und meine Krawattensammlung stand der eines Bankangestellten in nichts nach. Das kann ich Ihnen versichern.
Für das restliche Geld, das ich bei mir trug, kaufte ich einen echten Lederfußball, so einen, wie ich ihn als Kind gern gehabt hätte. Ich ließ in einpacken in schönes, rotes Papier. Rot ist Michas Lieblingsfarbe.

Die Trainingsstunde war noch nicht beendet, als ich den Fußballplatz erreichte. Das Flutlicht war eingeschaltet und strahlte gegen Dezembernebel an. Die Jungs übten Torschüsse. Mein lieber Mann, ich kann Ihnen sagen: Der Micha, der hat inzwischen einen Schuss drauf! Alle Achtung. Und das mit gerademal zehn Jahren. Als ich mich auf eine der kleinen Holzbänke setzte, sah er mich gleich und winkte und lachte mir zu. Ob Sie´s mir glauben oder nicht: Wenn sein Betreuer ihn abholt, verzieht der Bengel keine Miene.
Der Trainer pfiff ab, der Betreuer war noch nirgends zu sehen. Sofort kam Micha auf mich zugelaufen und fiel in meine Arme. Sein kleiner verschwitzter Körper presste sich an mich, der Geruch war eine Ewigkeit her. Ob wir jetzt wieder ein gemeinsames Zuhause haben könnten, wollte er wissen und wo ich so lange gewesen sei. Ich dachte an den Beschluss des Vormundschaftsgerichts und lächelte ohne ein Wort.
Nachdem er sich umgezogen hatte, nahmen wir die Straßenbahn. Wir gingen ins Kino, sahen uns einen Weihnachtsfilm an, in dem drei Engel aus einem bösen einen guten Mann machten. Anschließend aßen wir Pommes und tranken heißen Kakao in der Innenstadt. Micha und ich fuhren mit dem Riesenrad auf dem Weihnachtsmarkt und stopften kandierte Äpfel in uns hinein. Ich schwöre Ihnen: Ich habe während der ganzen Zeit nicht einen Tropfen Alkohol getrunken – auch wenn´s schwerfiel. Und noch etwas: Ich hätte Micha doch zurück gebracht, was denken Sie von mir! Wo hätte ich schon mit ihm übernachten können? Unter der Elbe vielleicht?
Hand in Hand schlenderten wir an den hell erleuchteten Fensterscheiben der Warenhäuser entlang, Vater und Sohn – ein ganz normales Leben. Die Frage jedoch, die er mir plötzlich stellte, riss mich aus meinem Tagtraum, riss mich raus aus dem Duft von Mandelkern und Zuckerwatte, und ließ meine Vorstellung von einem gemeinsamen Leben platzen wie eine Christbaumkugel, die zu Boden fällt. Er fragte mich, ob ich Mutter auch vermisse. Statt mit dem Mund zu antworten liefen mir stille Tränen übers Gesicht. Die Bilder vom Unfall, sie waren wieder da. Sarah war nicht angeschnallt, damals. Und ich? Ich hatte getrunken. Viel zu viel getrunken. Vor genau sechs Jahren, auf den Tag genau. All meine Hoffnungen, all meine Pläne, ich habe sie totgefahren. Der Babysitter für Micha, die Nachbarstochter, sie wäre auch über Nacht geblieben. Es hätte einen Anruf gekostet und ein paar unspürbare Euros für das Zimmer im Hotel, in dem wir gefeiert hatten.
Ich wischte mir die Wangen trocken. Ich hockte mich hinunter zu Micha und sagte, ja, ich vermisse Mammi auch. Bald wird alles gut.
In dem Moment ergriff mich die Hand des Polizisten, und seine Kollegin riss Micha fort. Er schrie, er zappelte, er schlug um sich. Es half nichts, seine Kinderkräfte konnten nichts ausrichten gegen diese Staatsgewalt. Und ich auch nicht.

Alles, was man mir in der nächtlichen Vernehmung vorhielt, war der Beschluss des Vormundschaftsgerichts. Alkohol, keinen Job, keinen festen Wohnsitz und so weiter. Das Jugendamt habe nun endlich Anzeige erstattet. Kindesentführung, sagte der Beamte in seiner Uniform. Er warf mir Entführung eines Kindes vor. Entführung meines eigenen Sohnes. Wenn ich könnte, würde ich mich totlachen, glauben Sie mir.

Jetzt also auch noch Gefängnis, vorläufig jedenfalls – Untersuchungshaft. Soweit musste es also kommen. Ich hätte es wissen müssen. Was aber wäre dann anders gewesen? Was hätte ich anders gemacht?
Nichts! Gar nichts!


MT
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Elvis Brucelee
Klammeraffe
E

Alter: 53
Beiträge: 743



E
Beitrag01.12.2009 20:34

von Elvis Brucelee
Antworten mit Zitat

MT hat Folgendes geschrieben:
Es war hundekalt, erste Schneeflocken tanzten im Wind.


Hundekalt habe ich noch nie gehört - schweinekalt schon eher.

MT hat Folgendes geschrieben:
Die Frau hat sogar Rasierwasser für mich übrig gehabt.  


Uaahhh, hat gehabt ... Warum tust du nicht folgendes schreiben tun: "Die Frau hatte sogar etwas Rasierwasser für mich übrig"?


MT hat Folgendes geschrieben:
Früher, vor dem, da habe ich immer gut gerochen, und meine Krawattensammlung stand der eines Bankangestellten in nichts nach. Das kann ich Ihnen versichern.
Für das restliche Geld, das ich bei mir trug, kaufte ich einen echten Lederfußball, so einen, wie ich ihn als Kind gern gehabt hätte. Ich ließ in einpacken in schönes, rotes Papier. Rot ist Michas Lieblingsfarbe.


Hier drehst du dich zu sehr im Kreis. Ich denke der Leser hat längst verstanden worauf du hinaus willst. Es schläfert irgendwann ein, was schade ist, da der Anfang ziemlich flüssig zu lesen ist.

MT hat Folgendes geschrieben:
... der Geruch war eine Ewigkeit her.


Den Satz verstehe ich nicht. Wie kann ein Geruch eine Ewigkeit her sein? Kann es sein, dass du die Erinnerung an den Geruch meinst?

MT hat Folgendes geschrieben:
... und lächelte ohne ein Wort.


Warum nicht "schweigend" oder "still"?

MT hat Folgendes geschrieben:
Die Frage jedoch, die er mir plötzlich stellte, riss mich aus meinem Tagtraum ...


Füllwörter, wenn sie keinen Sinn ergeben, sollten weggelassen werden. Das "jedoch" stört den Lesefluss enorm.


MT hat Folgendes geschrieben:
Statt mit dem Mund zu antworten liefen mir stille Tränen übers Gesicht.


Mit dem Mund antworten klingt sehr merkwürdig. Auch wenn es andere Möglichkeiten gibt zu antworten (Gesten, Blicke usw.), muss man den Mund hier nicht hervorheben.


Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mir nach dem durchaus gelungenen und lesenswerten Anfang mehr erhofft. Wenn du die anfängliche Qualität durchgezogen hättest, wäre es ein guter Text geworden. Aber fast scheint es mir, als wäre der Autor mittendrin ausgetauscht worden.
Ich bin etwas enttäuscht, finde allerdings, dass eine Überarbeitung viel mehr aus dem (eigentlich guten) Text herausholen könnte.
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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 52
Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag02.12.2009 09:52

von MT
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Moin Mir,

herzlichen Dank für deine Arbeit am Text.

Hundekalt: Ein Begriff meiner Kindheit, ich fand nichts ungewöhnliches daran - werd´aber nochmals drüber nachdenken.

...hat gehabt... Oh ja, das Plusqqamperfekt. Grammatikalisch hier m. E. richtig, aber holpern tut´s schon. Werde wohl deinen Vorschlag übernehmen.

Dass ich mich zu sehr im Kreis drehe, kann ich ehrlich gesagt nicht erkennen. Der Text entstammt einer wahren Begebenheit; vielleicht wollte ich zuviel Tatsächliches hineinbringen. Muss ich nochmals drüber nachdenken.

Zitat:
MT hat Folgendes geschrieben:
... der Geruch war eine Ewigkeit her.

Den Satz verstehe ich nicht. Wie kann ein Geruch eine Ewigkeit her sein? Kann es sein, dass du die Erinnerung an den Geruch meinst?
  Nein, kann nicht sein. Es ist genau anders herum, als du schreibst: Die Erinnerung ist im Zweifel sofort wieder da oder besser gesagt: Sie ist im Grunde immer da. Der tatsächliche Geruch aber, der hat lange Zeit gefehlt.

... lächelte ohne ein Wort: Ich fand die Formulierung runder, gefälliger. Einfach nur "...lächelte still" war mir zu platt.

Das "jedoch" kommt weg - Da hast du völlig recht.

"Mit dem Mund antworten": Gefiel mir eigentlich - als Gegensatz zu den wortlosen Tränen - recht gut.

Zitat:
Ich bin etwas enttäuscht, finde allerdings, dass eine Überarbeitung viel mehr aus dem (eigentlich guten) Text herausholen könnte.
Schade und danke zugleich. Ich werde nochmal genauer drübergehen. Deine Anmerkungen helfen wirklich gut.

MT
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Maria
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Alter: 52
Beiträge: 6000

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Beitrag02.12.2009 12:14

von Maria
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Hallo MT,

dann will ich auch mal. Vorweg - die geschichte an sich mag ich, aber es hätte gefühliger sein können. Also keineswegs pathetischer oder so, sondern einfach nur etwas näher ran an den Erzähler. Kurz: irgendwas fehlt mir.


Zitat:
Die Sachen, die er mir gab, sind tadellos in Ordnung;

Doppelt gemoppelt in meinem Ohr. Tadellos würde doch genügen. Schon lange nicht mehr gelesen das Wort..


Zitat:
Gelächelt hat nur sein Mund, seine Augen blieben starr. Glauben Sie mir: Sowas kann ich beurteilen, habe ich zehn Jahre lang getan.

Was hast Du zehn Jahre getan: es können oder es beurteilen? Etwas ungelenk, wie wäre es mit.
Das kann ich beurteilen, auf meine Menschenkenntnis war ich die letzten zehn Jahre angewiesen. Oder so.

Zitat:
Es war hundekalt, erste Schneeflocken tanzten im Wind.

Ich kenn nur die Hundskälte, oder die Schafskälte. Schweinekalt. Bestimmt geht auch hundekalt, aber ich kenns nicht, bin drüber gefallen.

Zitat:
Die Frau hat sogar Rasierwasser für mich übrig gehabt.

Die Frau hatte …übrig.

Zitat:
Statt mit dem Mund zu antworten liefen mir stille Tränen übers Gesicht.

Hab schon gesehen, dass Mir das auch anmerkte, Dir der Satz aber gefällt. Statt mit dem Mund zu antworten klingt echt verquer und auch nicht schön, verzeihung. ^^
Mit was solltest Du sonst antworten? Du meinst also Laute von Dir geben. Statt einen Laut von mir zu geben…. Z.B.

Zitat:
Ich dachte an den Beschluss des Vormundschaftsgerichts und lächelte ohne ein Wort.

Auch hier das gleiche: lächelte wortlos.
Augenmerk liegt auf dem Lächeln, konkreter auf der Aussage die du damit transportierst. „Er lächelt über den Beschluss.“ Fini. Wenn er was dazu zu sagen hätte, könnte das im nächsten Satz folgen.
Oder das lächeln definieren. Lächelte gequält, lächelte verkrampft ...
wortlos ist eine Ergänzung die mir kein genaueres Bild gibt und darüber hinaus auch unschön klingt.


Und der folgende Punkt ist Geschmackssache und (mich z.B. macht es sofort ungeduldig und es nervt mich) aber hier erscheint es mir auch überstrapaziert: die Einbeziehung des Lesers. Habe z.B. die Angewohnheit im Geiste zu Antworten, NEIN zurück zu brüllen und das Buch zurück zu legen. Ich will kein Rhetorik-Seminar, ich will eine Geschichte erzählt bekommen. Andere sehen das sicherlich wieder anders.

Zitat:
Dann bin ich wohl ein Verbrecher, wie?


Zitat:
Wenn ich könnte, würde ich mich totlachen, glauben sie mir. (das ist ohnehin doppelt, kann das sein?)


Zitat:
Ob ich ihn bat, mich ins Haus zu lassen, wollen Sie wissen?


Zitat:
Glauben Sie mir:


Zitat:
Mein lieber Mann, ich kann Ihnen sagen:


Zitat:
Ob Sie´s mir glauben oder nicht:


Zitat:
Ich schwöre Ihnen:


Zitat:
was denken Sie von mir!




Die Geschichte als solches fand ich gut, aber erzählerisch war ich doch etwas irritiert, weil ich eben auch Strandgut kenne, mehrfach gelesen hab und diesen Text liebe. Daher hört sich das vielleicht wie viel Mecker an, ist es aber im Grunde nicht – eher Ziselierarbeiten. Einerseits beschreibst Du viel, aber das –zumindest für mein Ohr- etwas ungeschickt, ich komm nicht gut rein in die Geschichte.
Was vielleicht auch Grund für meine verhaltene Bemerkung ist: die Geschichte verlief dramaturgisch auf einer Linie, kein Höhepunkt, kein Ruhepunkt, keine Kunstpausen… eine Nacherzählung wie aus einem Atemzug. Ich will nicht Flatline sagen wink

Vielleicht kannst was brauchen.

Servus
Maria


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Tyrion Lannister
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag02.12.2009 15:05

von Alogius
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Hi,

(habe die anderen Rezensionen höchstens überflogen, um eine eigene Meinung zu finden.)

Zum Text:

Insgesamt ist es ein guter Text, aber "Strandgut" war wesentlich besser, weil Du im Gegensatz zu hier Deinen Figuren etwas Kostbares gegeben hast: Zeit.
Der Text lässt sich in zwei Teile gliedern:
Der Beginn ist sehr gut und sogar hoch interessant, so dass man zum Weiterlesen geradezu (positiv) genötigt wird. Ich meine die ersten drei Absätze, die ziemlich gelungen sind. Hier wird ein unfreiwilliger Verlierer dargestellt (hatte Gedanken an den "Salesman"...), dem alles unter den Sohlen fortgerissen wurde.
Wenn aber schließlich im zweiten Teil ein Höhepunkt, eine Erkenntnis, Pointe oder - allgemein gesagt - ein besonderer Augenblick folgen müsste, geschieht dies hier nicht. Stattdessen endet eine Art Kreisbewegung, die mit den Sätzen am Ende abgeschlossen wird. Das IST eine Stilart, aber hier wirkt sie nicht, weil - wieder allgemein- etwas fehlt. Es fehlt der besondere Moment.
Dass wir uns nicht missverstehen:
Die Geschichte ist auf jeden Fall besser als viele andere Texte hier. Aber es fehlt der Funke, der - wie bei "Strandgut" (eine famose Erzählung) - auf den Text und den Leser nachhaltig wirkt.
Fast habe ich den Eindruck, am Ende ging es Dir nicht schnell genug.

Kleinigkeiten:

Das
Zitat:
Jetzt also auch noch Gefängnis, vorläufig jedenfalls – Untersuchungshaft. Soweit musste es also kommen. Ich hätte es wissen müssen. Was aber wäre dann anders gewesen? Was hätte ich anders gemacht?
Nichts! Gar nichts!

ist ein famoser Start.

Und das
Zitat:
Dann bin ich wohl ein Verbrecher, wie? Und Liebe ist strafbar.

lässt erahnen, was aus dem Text geworden wäre.

Zitat:
Es war hundekalt, erste Schneeflocken tanzten im Wind.

"Hundekalt" ist sehr ungewöhnlich, aber meiner Ansicht nach durchaus passend. Ein armer Hund in einem Hundewetter. Doch, das passt.

Dies
Zitat:
Die Frau hat sogar Rasierwasser für mich übrig gehabt.

liest sich recht umgangssprachlich ("hat gehabt"). Passt eventuell, weil die Figur ja erzählt. Lässt aber dennoch stolpern.

Anschließend treibt die Handlung ziemlich schnell voran. Wie gesagt, als wäre die Zeit oder die Laune unterwegs ausgegangen. Das wirkt irritierend, weil der zweite Teil mit mehr Sorgfalt den Text hätte abrunden und besser machen können.

Möchte aber ausdrücklich nochmals loswerden:
Trotz verhaltener Kritik halte ich den Text für nicht schlecht und besser als manch "Werk", das man hier lesen darf.

Gruß

Tom


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Ernst Clemens
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 77
Beiträge: 594
Wohnort: München


Beitrag02.12.2009 16:24

von Ernst Clemens
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hallo mt,

also ich kenne "strandgut" nicht - werde es aber lesen, sobald ich dazu komme.

die "innenansichten" haben mir gefallen, allerdings ebenfalls der erste teil mehr, als der zweite. die gründe dafür sind die selben, die schon genannt wurden.

ich habe aber eine problem mit der chronologie deiner geschichte.

dein staubsaugerverkäufer wurde also geschnappt, nachdem er seinen eigenen sohn "entführt" hatte und sitzt jetzt im untersuchungsgefängnis.

vor sechs jahren baute er den unfall mit todesfolgen und das unter alkoholeinfluss. ist er dafür nicht verurteilt worden? (wir leser wissen es nicht; wir können aber aus dem satz:

Zitat:
Jetzt also auch noch Gefängnis, vorläufig jedenfalls – Untersuchungshaft. Soweit musste es also kommen.
schließen, dass er zuvor nicht im gefängnis war.

was passierte in der zeit zwischen autounfall und kindsentführung? warum führte er das leben eines clochards?  - ich würde einfach gern mehr überdeinen prot wissen!

und dann noch ein paar kleinigkeiten für den feinschliff:

Zitat:
Oder in den alten Elbtunnel, da gibt´s eine Ecke, in der es ist trocken und fast ein wenig warm.
hier stimmt die satzstellung nicht.

Zitat:
Meinem Schulfreund aber schnürte offenkundig irgendetwas die Kehle zu,
- getrennt schreiben

Zitat:
Es macht nichts, dass er meinen Namen nicht mehr kannte,
- ich schlage vor: "es machte mir nichts aus, dass er..."

Zitat:
Die Frau hat sogar Rasierwasser für mich übrig gehabt.
das passt nicht, denn er gab ja "ein vermögen" für die rasur aus. mein vorschlag: "auch in ein teures rasierwasser habe ich investiert".

Zitat:
und meine Krawattensammlung stand der eines Bankangestellten in nichts nach.
- gefällt mir sehr gut, das bild!


Zitat:
Ich dachte an den Beschluss des Vormundschaftsgerichts und lächelte ohne ein Wort.
- "...und lächelte, ohne ein wort zu sagen."

Zitat:
Nachdem er sich umgezogen hatte, nahmen wir die Straßenbahn. Wir gingen ins Kino, sahen uns einen Weihnachtsfilm an, in dem drei Engel aus einem bösen einen guten Mann machten. Anschließend aßen wir Pommes und tranken heißen Kakao in der Innenstadt. Micha und ich fuhren mit dem Riesenrad auf dem Weihnachtsmarkt und stopften kandierte Äpfel in uns hinein.
Zitat:
womit bezahlte dein prot? das letzte geld war doch längst ausgegeben!

Kindesentführung, sagte der Beamte in seiner Uniform. Er warf mir Entführung eines Kindes vor. Entführung meines eigenen Sohnes.
- das empfinde ich als viel zu dick aufgetragen.

sehr gut gefällt mir der letzte abschnitt als wiederholung des einstieges zur geschichte. macht alles schön rund, finde ich!

herzliche grüße
ernst[/quote]
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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 52
Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag02.12.2009 23:27

von MT
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Nur eben in aller Kürze (bin unterwegs und habe leider überhaupt keine Zeit):

Vielen Dank an Euch, Maria, Alogius und Ernst Clemens. Habe eure Anmerkungen nur kurz überfliegen können. Habt euch echt schon wieder richtig Arbeit mit dem Text gemacht. Super!! Vielen Dank.

Komme en detail darauf zurück, sobald ich kann.

Kurzatmige Grüße

Eurer MT
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