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(VorerstnochkeinTitel)


 
 
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psycholiki
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 36
Beiträge: 3
Wohnort: Regensburg


Beitrag23.11.2009 13:24
(VorerstnochkeinTitel)
von psycholiki
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Für die resigniert Umherstehenden und unruhig Umhergehenden war es nur ein gehetzt aussehender Mann um die vierzig, der übereilt die Treppe zur U-Bahn hinabstieg. Kein Grund um einen zweiten Blick aus müden Augen nach Arbeitsschluss zu verschwenden. Lohnender waren da schon die langen, überschlagenen Beine des jungen Dings, dass sich in einen der Plastiksessel verkrochen hatte. Sicher zu kalt für Februar. Die ansonsten zweifelsohne glatten Beine waren mit Gänsehaut überzogen und wirkten ungesund bleich. Das überschlagende Bein wippte gereizt auf und ab. Schmutzig-weiße Schnürsenkel hüpften mit. Ein Paar übertrieben schwarz geschminkter Augen taxierten ihr Umfeld mit grundloser, dumpfer Aggression. Vielleicht war sie versetzt worden. Das leicht verwischte, aber geschickt wieder in Ordnung gebrachte Make-up ließ viel Raum für Spekulationen.
Der Mann um die vierzig lief hastig an ihr vorbei.
Sie warf ihm einen fast verletzten Blick zu. Offensichtlich war sie es gewohnt, dass Männer sie bemerkten. Wie taktlos diese langen Beine, wenngleich mit Gänsehaut verunziert, nicht zu würdigen. Perlen vor die Säue.
Beim nächsten Betonpfeiler blieb er endlich stehen und kämmte sich fast beiläufig mit den Fingern durch das bereits ergraute Haar. Nur seine rastlosen Augen und die beschleunigten Atemzüge wiesen auf Interessanteres als bloße Ungeduld hin. Doch überarbeitete Augen sind kurzsichtig für Details und so blieben dem Mann zumindest die neugierigen Blicke erspart, die noch ab und an die inzwischen aneinander reibenden Beine streiften. Aufmerksamkeit ist nunmal nicht von Dauer.
Minuten vergingen, ehe der Mann sich soweit gefasst hatte sein provisorisches Versteck zu verlassen und die wenigen Schritte zum Getränkeautomaten zurück zu legen. Graublaue Augen überflogen die überteuerten Preise für kalten Dosenkaffee, wässrigen Saft mit mindestens achtzig Prozent Fruchtsaftgehalt und Cola. Mit ärgerlicher Miene nestelte er einen kleinen Haufen Münzen aus seiner Manteltasche und überließ sie eher verächtlich denn bereitwillig der gierig schluckenden Maschine. Auf die betreffende Taste gedrückt und schon kam eine Ladung Zucker in bunter, ansprechender Verpackung zum Vorschein. Die Münzen waren nicht abgezählt und so blieben dem Automaten ein paar Restgroschen, über die sich der Nächste freuen würde.
Seine abgekauten Nägel mühten sich mit dem Dosenverschluss ab, schafften es dann aber doch. Er nahm einen Schluck und verzog den Mund. Egal. Er brauchte nur etwas womit er sich ablenken konnte.
In diesem Augenblick verkündete eine unangenehm schleppende Frauenstimme über Lautsprecher das Eintreffen der nächsten Bahn und warnte bei der Gelegenheit gleich noch vor Gepäckdiebstahl.
Der Mann schloss sich den träge herankommenden Menschentrauben an und nahm einen weiteren saccarinsüßen Schluck aus der Dose.  Sein Herzschlag hatte sich bereits wieder zum normalen Tempo reduziert und das war das sicherste Zeichen dafür, dass alles in Ordnung war.
Beruhigt ließ er sich von der drängelnden Menge in die U-Bahn schieben. Den freien Sitzplätzen zum Trotz blieb er im Gang stehen und hielt sich mit der linken Hand an einer der herabbaumelnden Gummischlaufen fest. Zum ersten  Mal seit seiner überstürzten Ankunft nahm er sich Zeit seine Umgebung und vor allem die Menschen darin zu beobachten. Er war nämlich ein außerordentlicher Menschenliebhaber, wenngleich sich diese Faszination auf bloßes Studieren beschränkte. Daran fand er nichts Schlimmes. Immerhin gingen viele Menschen gerne in den Zoo, ohne jedoch Wert auf eine nähere Bekanntschaft zu den Großkatzen zu legen.
Die leicht gelbliche Beleuchtung im Inneren der Bahn machte aus den Gesichtern der Fahrgäste wächserne Mienen, was die vorherrschende Müdigkeit noch verstärkte. Neben einer alten Frau im Lodenmantel saß eine junge Frau, ein Mädchen eigentlich noch, die kurz davor schien in Tränen auszubrechen.
Der Mann wandte seinen Blick diskret ab, aber die vorbei zischende Dunkelheit durch zitternde Scheiben war nur halb so spannend wie jemand der sich in aller Öffentlichkeit zu Gefühlsregungen hinreißen ließ.
Ein flüchtiges Blinzeln in ihre Richtung.
Sie hatte die Arme fest unter der Brust verschränkt und einen trotzigen Ausdruck im blassen Gesicht. Ihre schwarz umrahmten Augen gaben ihr das Aussehen eines Waschbären.
Dieser Waschbär ist in den Regen geraten, dachte der Mann. Oder an den falschen Kerl.
Er tippte auf Letzteres und nahm noch einen Schluck Kaffeeersatz. Es war nicht so, dass er Mitleid mit ihr gehabt hätte. Schöne Mädchen gerieten meist an ein paar falsche Kerle, bevor sie begriffen hatten, dass in Szene gesetzte, wohlgeformte Beine nicht immer die beste Art und Weise waren, an die Ernsthaftigkeit eines Mannes zu appellieren.
Sie musste seinen forschen Blick irgendwie bemerkt haben, denn ihre verwaschenen, dunklen Augen begegneten seinen.
Automatisch brach er den Kontakt ab und stierte angestrengt auf seine Dose, tat so, als studiere er die angegebenen Inhaltsstoffe. Er nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel heraus wahr und vergewisserte sich wider besseren Wissens.
Die farblosen Lippen des Mädchens kräuselten sich zu einem ziemlich hässlichen Grinsen. Keine Frage, was sie von ihm hielt.
Schade, dass wir uns unter diesen Umständen begegnen müssen, dachte der Mann, ein Lächeln wäre mir nämlich lieber gewesen.
Die Bahn hielt ruckelnd an. Türen öffneten sich mit einem Seufzen, ein träger Wechsel von Fahrgästen begann.
Der Mann sah sich um und stellte fest, dass das Abteil bis auf das Mädchen und ihn leer war. Eine peinliche Situation.
Die Bahn fuhr wieder an. Der Mann nippte am letzten Schluck kalten Kaffee und drehte das Blech dann in der Hand.
Er konnte ihr Kopfschütteln nicht länger übergehen.
"Was ist?", fragte er mit einem unsicheren Lächeln.
"Sie sind komisch.", stellte sie fest.
Erleichtert hörte er die Offenheit aus ihrer Stimme heraus.
"Ja, das sagt meine Frau auch immer.", entgegnete er und brachte sie damit zum Lachen. Das hässliche Grinsen war verschwunden.
Sekunden des Schweigens vergingen.
Sie wandte den Kopf von links nach rechts. Blondiertes Haar schwang von einer Seite auf die andere. Dann blickte sie zu ihm auf.
"Alles ist frei. Wollen Sie sich nicht setzen?"
Als er nicht sofort reagierte, klopfte sie auffordernd mit der Handfläche auf den Sitz gleich neben sich.
Etwas zögernd kam er dem Angebot nach. "Gerade eben warst du noch so feindselig."
"Ich hab´s mir anders überlegt.", erklärte sie leichthin.
Wie einfach junge Leute es sich machen, dachte er nicht ohne Bewunderung. Er wollte es ihr gleichtun.
"Liebeskummer?"
"Nein." Sie schüttelte das lange Haar. "Nur wütend."
"Kannst ihm ja eine runterhauen.", schlug er vor. Sie lachte, erwiderte aber nichts.
"Haben Sie vielleicht ein Taschentuch?", erkundigte sie sich dann.
Er suchte in seinen Taschen.
"Leider nicht."
"Macht nichts." Sie rieb ungeschickt mit den Fingern an ihren Augen. Schwarz wurde zu einem verschmierten Grau.
"Besser?", wollte sie wissen und sah ihm direkt ins Gesicht.
"Ja.", log er. Jetzt sah sie wie ein alter Waschbär aus.
Das Mädchen drehte sich halb in ihrem Sitz herum und kontrollierte ihr Spiegelbild im Fenster.
"Sie haben gelogen.", stellte sie stirnrunzelnd fest.
"Nein", entgegnete er, "du siehst gut aus."
Ihr Blick sprach Bände.
"Wirklich gut.", beteuerte er. "Wen stört das bisschen verwischte Schminke?"
"Mich.", meinte sie, lächelte aber. Sie sah auf ihre Armbanduhr. "An der nächsten muss ich raus."
Der Mann zuckte mit den Schultern. "Kann man nichts machen."
Ihre Züge verhärteten sich für einen Moment.und erweichten dann wieder.
"Schade."
"Ja, schade." Es sollte bedauernd klingen, kam aber tonlos raus. Er wagte nicht sie anzusehen, aus Angst, das hässliche Grinsen hätte sich erneut auf ihr Gesicht gelegt.
Als die Bahn zum Stehen kam, stand sie ohne zu zögern auf und machte zwei Schritte.
"Warte." Er sprang auf.
"Ja?" Sie blieb abwartend stehen.
Er gestikulierte nervös mit der Hand, in der er immer noch die leere Dose hielt.
"Wie wär´s mit was zu essen? Wir können uns ja irgendwo hinsetzen und einen Rachefeldzug gegen diesen Kerl schmieden. Oder uns einfach ein bisschen unterhalten." Er holte Luft.
"Klar, warum nicht?" Sie legte den Kopf schief und bot ihm ihren Arm an.
Er kam nur einen einzigen Schritt weit. In der nächsten Sekunde beschleunigte sich sein Herzschlag mit alarmierender Geschwindigkeit. Er spürte ein entferntes Ziehen in der Brust und öffnete den Mund zu einem stummen Schmerzenslaut. Vergessen waren das Mädchen und die Bahn. Wie eine dunkle Welle schwappte die Angst hoch über ihm zusammen. Er stolperte rückwärts, einen Schritt, zwei, stieß gegen die Sitzreihe hinter ihm.
Ein bleiches Gesicht mit dunklen Flecken anstatt Augen schwebte vor ihm. Er hob die Hand mit der Dose und in seiner Panik warf er sie gegen das Gesicht. Etwas war ihm auf den Fersen, stand im Grunde bereits auf seinen Zehen und eigentlich hatte er das hier die ganze Zeit über erwartet. Selbst das Rattern der Bahn ertrank im Pochen seines Blutes. Jede Sekunde würde etwas Schreckliches geschehen, dessen war er sich bewusst.
Und er irrte nicht.
Sein Verfolger, der ihm seit Stunden wie ein Schatten an den Fersen geklebt war, brach durch das Fenster hinter ihm. Glassplitter explodierten und schnitten gänzlich schmerzlos in Hände und Nacken. Er wollte sich nicht umdrehen, hatte nicht das Bedürfnis dieser Kreatur in das fellbedeckte Gesicht zu sehen. Doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr und warf sich bereit zur Flucht herum.
Ein Lichtblitz schnellte auf ihn zu. Seine letzte Bewegung war reiner Reflex. Dann schnitt etwas durch seine abwehrend erhobenen Arme, schräg durch Oberkörper, Hüfte und Oberschenkel. Rasender Schmerz folgte. Den harten Boden nahm er wie von weit her wahr, als er nach hinten kippte. Etwas Heißes brannte in seinem linken Auge, aber ihm fehlte die nötige Kraft um es weg zu blinzeln.
Der Boden unter ihm erzitterte. Jemand hob seinen Kopf. Ein anderer schlug ihm auf die Wangen. Sein Kopf rollte haltlos hin und her.
Der Ton kam nicht wieder zurück. Die Welt blieb sprachlos.
Sein Blick wurde unstet, als er seinen Mörder inmitten des Auflaufs erkannte, der sich um ihn herum gebildet hatte. Allmählich dämmerte es ihm, dass die anderen aus irgendeinem Grund nicht fähig waren zu sehen.
Im Übrigen hatte er selbst keine Lust mehr zu sehen. Er schloss die Augen, bevor das Mädchen mit den verwischten Augen ihn erreichte.
Keiner der Fahrgäste kam der seltsamen Gestalt näher als ein paar Handbreit. So konnte sie die Szenerie in aller Gemütsruhe auf gleichem Wege verlassen, wie sie sie betreten hatte.
Die Kreatur landete behände auf den Gleisen, auf eine knochige Hand gestützt, in der anderen eine so gewaltige Sense, dass selbst Kollege Tod Respekt gehabt hätte. Eine zweite Gestalt lief mit raschen Schritten die Gleise entlang.
"Musste das denn wieder sein?", rief sie schon von weitem.
Der Sensenträger richtete sich glücklich grinsend auf.  "Also ich fands´s toll. Ein Jammer, dass niemand meinen genialen Auftritt mitgekriegt hat."
Die zweite Gestalt, eindeutig weiblich, hatte ihn erreicht.
"Doch, ich. Leider. C. Arrot  wird begeistert sein." Sie hob sorgenvoll die Brauen. "Denk doch mal an das arme Reinigungspersonal."
Er guckte verständnislos. "Das Reinigungspersonal? Soll heißen?"
Sie verdrehte entnervt die Augen. "Schon mal versucht angetrocknetes Blut abzukriegen? So wie du damit rumgespritzt hast, müssen die Überstunden schieben."
"Ist nicht mein Problem. Ich lasse putzen. Außerdem ist ein gewöhnlicher Herzstillstand langweilig. Irgendwie... abgegriffen."
"Aber praktisch für das Reinigungspersonal."
Offenbar wollte er sich nicht länger mit diesem Thema befassen. "Lass uns hier abhauen." Er sprang auf den Bahnsteig und streckte einen pelzigen Arm aus, um seiner Begleiterin hinauf zu helfen.
"Haben wir noch Zeit für einen Abstecher in eine Buchhandlung?", fragte sie, als sie neben ihm stand und ihre Kleidung zurecht zupfte.
"Aber klaro. Wir haben alle Zeit der Welt.", entgegnete er und pustete sich das schlohweiße Haar aus dem Blickfeld.
Sie trappten gemächlich Richtung Ausgang. Ausweichen mussten sie niemandem. Sie liefen, als gäbe es nur sie allein.
"Sag mal, hast du das vorhin gesehen?"
"Was denn?" Ihr Tonfall gab zu verstehen, dass sie nicht sonderlich erpicht auf weitere Schilderungen seinerseits war.
"Der Idiot hat doch tatsächlich dieses Mädchen mit mir verwechselt. Deshalb hat sie auch die Dose abgekriegt." Er schnaubte geringschätzig. "Dabei seh ich doch viel angsteinflößender aus als so ein halbes Kind. Und cooler." Mit einem Knochenfinger schob er sich die Sonnenbrille den Nasenrücken hoch. Als sie nicht reagierte, stupste er sie mit dem Ellenbogen an.
"Findest du nicht auch? Sag doch mal."
Sie zog eine Schnute. "Ja, viel cooler, keine Frage."
Damit gab er sich zufrieden. Sie hatten die Treppe erreicht, die der inzwischen verstorbene Mann vorhin noch so eilig hinter sich gelassen hatte.
"Weißt du, ich versteh das nicht.", meinte sie dann und strich sich eines ihrer langen Ohr zurück.
"Wieso hast du so eine Vorliebe für Blutbäder?"
Er taxierte sie kurz verständnislos, ehe er begriff worauf sie hinaus wollte. Er wurde ernst.
"Das solltest aber gerade du schon verstehen. Immerhin haben sie mich auf dieselbe Weise umgebracht."
"Sie haben einen Killer mit einer Sense auf dich angesetzt?", mutmaßte  sie in gespieltem Entsetzen.
Er machte eine ungeduldige Handbewegung.
"Unsinn. Dazu brauchten sie keine Sense. Ein paar Speere genügten." Die Erinnerung an seinen Tod legte sich wie ein Schatten über sein ansonsten so unbekümmertes Gesicht.
Sie bereute es sofort, dieses Thema angeschnitten zu haben.
"Ich wollte keine alten Wunden aufreißen.", bekannte sie kleinlaut.
Er lächelte freudlos. "Das kannst du gar nicht. Es ist eh nie verheilt."
Schweigend gingen sie nebenher.
"Und du?", sagte er dann unvermutet. "Was ist mit dir?"
"Mit mir?"
"Ja. Warum hast du noch niemanden vors Auto geschubst? Das wäre dein gutes Recht."
Seine Worte erstaunten sie. Er schien sehr davon überzeugt.
"Wieso sollte ich? Keiner unserer Klienten hat mich damals platt gemacht." Sie dachte kummervoll an die Stellen an ihrem Körper, an denen das helle Fell etwas dünner und dunkler war. Der ausschlaggebende Grund, weshalb sie bei ihrer Kleiderwahl stets darauf achtete, dass ihre Oberschenkel bedeckt waren. Auch wenn sie oft traurig ob dieser Makel war, hatte sie nie Groll gegen den Autofahrer, der ihr das Leben genommen hatte, gehegt.
"Manchmal frag ich mich, warum du diesen Job überhaupt machst.", murmelte er seufzend.
Ich mich auch, dachte sie.
Der Gedanke ein neues Buch zu kaufen, brachte ihr keinen Spaß mehr, aber sie sagte nichts dergleichen.
Ohne viele Worte zu wechseln gingen sie in den nächstbesten Buchladen. Lustlos schlenderte sie durch die Gänge und besah sich Titel und Cover.
"Nichts Interessantes dabei?" Er tauchte hinter ihr auf und sah ihr über die Schulter.
"Nein. Hauen wir ab." Sie wandte sich zum Gehen. Er folgte widerstrebend.
Die Stimmung war gedrückt, als sie in den Eingangsbereich des Einkaufcenters zurück gingen. Sie wollte schon irgendein entschuldigendes Wort sagen, da fiel ihr Blick auf das sperrangelweit offen stehende Portal. Ihr Kiefer klappte nach unten. Gleichzeitig fing ihr Begleiter nervös an zu zappeln
"Oh, äh... mist, da hab ich wohl glatt vergessen..." Er lachte gepresst.
Sie beugte sich blitzschnell über das flammende Loch mitten im Boden. Auch wenn keiner der Menschen hier es sah; hineinfallen konnten sie doch.
Er ging ebenfalls vor dem Loch in die Hocke und lugte hinein.
"Sieht nicht so aus, als wär jemand reingeplumpst, oder was meinst du?" Er grinste sie versuchsweise an. Wortlos stieß sie ihn grob in den Rücken, sodass er die Balance verlor und mit einem erschrockenen Aufschrei in die unregelmäßige Öffnung fiel. Wesentlich eleganter stieg sie hinterher.
Dann schloss sich das Portal, vom Rest der Welt unbemerkt.



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Maria
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Beitrag25.11.2009 12:49

von Maria
Antworten mit Zitat

Hey und willkommen,

schau mir diesen Textanfang nun schon zum x-ten mal an, hoffte jemand anderer findet den Anker. Ist zu lang Dein Text und zu viel von allem.


Zitat:
Für die resigniert Umherstehenden und unruhig Umhergehenden war es nur ein gehetzt aussehender Mann um die vierzig, der übereilt die Treppe zur U-Bahn hinabstieg.


Dieser erste Satz ist für mich bedächtigen Menschen eine Zumutung ^^
Resigniert – Umherstehend (komisches Wort) – unruhig – Umhergehend – gehetzt – übereilt – hinabstieg.
Das fordert mir sehr viel ab: schnelle Bewegung und Stillstand in einem. Weglassen weil....

Zitat:
Kein Grund um einen zweiten Blick aus müden Augen nach Arbeitsschluss zu verschwenden.


Nein? Dann lass es am besten ganz weg wink Er hetzt die Treppe runter, eilig, aber keinen interessierts. Einfach weglassen. Atmosphäre wird damit nicht erzeugt nur Konfusion.
 

Zitat:
Lohnender waren da schon die langen, überschlagenen Beine des jungen Dings, dass sich in einen der Plastiksessel verkrochen hatte. Sicher zu kalt für Februar. Die ansonsten zweifelsohne glatten Beine waren mit Gänsehaut überzogen und wirkten ungesund bleich. Das überschlagende Bein wippte gereizt auf und ab. Schmutzig-weiße Schnürsenkel hüpften mit.

Diese Beschreibung könntest Du anders einläuten, geschmeidiger. Lass den Typen die Treppe runter kommen und sein Blick bleibt eben an Schnürsenkeln hängen. Fertig.

Zitat:
Ein Paar übertrieben schwarz geschminkter Augen taxierten ihr Umfeld mit grundloser, dumpfer Aggression. Vielleicht war sie versetzt worden. Das leicht verwischte, aber geschickt wieder in Ordnung gebrachte Make-up ließ viel Raum für Spekulationen.


Hm. Auch hier wieder dieses so-nein-so: übertrieben geschminkt, grundlos dumpfe Aggression. Woher weiß der Betrachter aus der Perspektive, dass die Aggression grundlos ist? Leicht verwischt, geschickt in Ordnung gebracht: Wenn es in Ordnung gebracht wurde, wo ist dann der Raum für Spekulationen? Das ist – verzeih mir – unnötiges Palaver. Möglicherweise liebst Du einige Phrasen so sehr, dass Du sie ohne Rücksicht auf Textfluß noch mit reinquetscht - und den Text verzerrst.
Daran krankt der gesamte Text.



Zitat:
Der Mann um die vierzig lief hastig an ihr vorbei.
Sie warf ihm einen fast verletzten Blick zu. Offensichtlich war sie es gewohnt, dass Männer sie bemerkten. Wie taktlos diese langen Beine, wenngleich mit Gänsehaut verunziert, nicht zu würdigen. Perlen vor die Säue.

In welcher Perspektive steckst Du jetzt?


Zitat:
Beim nächsten Betonpfeiler blieb er endlich stehen und kämmte sich fast beiläufig mit den Fingern durch das bereits ergraute Haar. Nur seine rastlosen Augen und die beschleunigten Atemzüge wiesen auf Interessanteres als bloße Ungeduld hin. Doch überarbeitete Augen sind kurzsichtig für Details und so blieben dem Mann zumindest die neugierigen Blicke erspart, die noch ab und an die inzwischen aneinander reibenden Beine streiften. Aufmerksamkeit ist nunmal nicht von Dauer.


? Was ist an beschleunigten Atemzügen und rastlosen Augen interessant? Zumal Du ja schon vorher ausführlich über sein Laufen und Hetzen und hastiges vorbeilaufen schreibst. Völlig klar, dass er nun schnauft.
Willst Du auf etwas Hinweisen, könnte dem Mann evtl. was passiert sein?
Kann ich bisher nicht erkennen – fokussiere Dich wenn auf den Mann und nur auf ihn. Nutze eine Perspektive, vielleicht seine.

Ich hatte noch ein Stück weitergelesen, aber es ist leider mühsam und die umständlichen Beschreibungen machen keine interessanten Charaktere. Es dauert zu lange bis ich in die Geschichte komme.

Es finden sich schöne Konstellationen, die aber meist von zuviel anderem Geschwafel (sorry) erdrückt werden.
Wie sagt man so schön – Kill your Darlings!  
Du willst viel zu viel reinpacken in den Text. Ich hab noch eine Phrase: weniger wäre mehr.

Ah… und 500 Wörter sind so ein Richtwert. Du hast irgendwie gefühlte 185.000 Wörter. Je länger die Texte hier stehen, desto weniger Resonanz wink
Nur EINE Meinung...


VG
Maria


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Beitrag25.11.2009 15:22

von psycholiki
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@Maria
Vielen Dank für deine ehrliche Meinung. Tja, irgendwie hab ich mich total gefreut hier angekommen zu sein, aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher... anscheinend ist das hier nicht die richtige Seite, wenn man schon einen Teil eines Romans fertig gestellt hat. Natürlich will ich dann, dass soviel wie möglich gelesen wird, immerhin wird der Absatz sonst total aus dem Zusammenhang gerissen. Jetzt bin ich mir nicht sicher ob ich hier richtig bin...
Haha, ich weiß. Ich "vergewaltige" die Sprache manchmal, weil ich mich zu sehr in Details verliere. Wenn ich schreibe, läuft das Geschriebene in meinem Kopf wie ein Film ab. Vielleicht sollte ich auf zu gewagte Kamerafahrten verzichten.  Rolling Eyes


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Beitrag25.11.2009 15:54

von *Gast*
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Hallo,

im dritten Anlauf habe ich Deinen Romanausschnitt nun bis zum Ende gelesen. Ab der Mitte wurde er spannender. Der Einstieg zog sich ziemlich lange hin und war teilweise umständlich formuliert. Danach schien es, als hättest Du Dich warmgeschrieben.

Was ich verstanden zu haben glaube: Im ersten Teil hast Du menschliche Protagonisten, die sich zufällig begegnen. Einer davon wird von einem Dämonen ermordet. Das scheint jedoch niemand zu bemerken, außer den beiden Dämonen, die im zweiten Teil des Ausschnitts Gestalt annehmen. Die Dämonen, selbst früher Opfer eines gewaltsamen Todes, haben in ihren Gedanken und Handlungen durchaus noch einen Rest Menschlichkeit bewahrt. Es scheint Tore zwischen den Welten zu geben, die ebenfalls nur von den Dämonen (ich nenn sie einfach so, vielleicht nennst Du sie auch anders) gesehen und bedient werden können, in die Menschen aber durchaus zufällig fallen können.

Schön fand ich einige bildhafte Beschreibungen, z. B. die Szene am Getränkeautomaten und den "in den Regen geratenen Waschbären". Einige Leser werden leider nicht bis dahin kommen, fürchte ich. Teil den Text doch in kleine Happen auf und fang vielleicht gar nicht am Anfang damit an, sondern z. B. "Am nächsten Betonpfeiler ..." Ab da könntest Du einen Abschnitt bis zu dem Mord, dann den zweiten bis zum Ende nehmen. Nur so als Anregung gedacht.

Unklar fand ich, wie der Mann letztlich gestorben ist. Eine Sense würde ja deutliche Spuren hinterlassen. Sah es für die anderen Menschen aus wie ein Unfall? Der Grund der Unruhe des Mannes wird nicht deutlich, außer im Ergebenis.

Auch, wenn Du schon einen großen Teil Deines Romans geschrieben hast, eine Überarbeitung wäre sicher von Nutzen. Ein paar Einzelheiten hat Dir Maria ja bereits aufgezeigt. Da kann ich mich eigentlich nur anschließen. Schließlich schreibst Du ja, um gelesen zu werden. Es ist zwar frustrierend, manche Dinge nochmal neu schreiben zu müssen, aber dafür kann sich das Ergebnis lohnen. Besser jetzt mehr Zeit und Energie investieren, als am Ende ein Ergebnis haben, das Dich enttäuscht.

Lieben Gruß
Sabine

edit: Herzlich Willkommen noch, hatte ich vergessen.  rotwerd  smile
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psycholiki
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Beitrag25.11.2009 16:52

von psycholiki
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@SabineK63
Vielen Dank.
Die Menschen sahen nur, wie sich plötzlich der gewaltige Schnitt auftat. Ursache o.ä. konnten sie nicht erkennen. Der Mann starb allerdings nicht an dem Schnitt, sondern an einem Herzinfarkt. Allerdings haben die Todesboten in der Regel die Wahl, es für die Menschen die zusehen anders aussehen zu lassen. Sake hat eine Vorliebe für Blut, deshalb hat er den armen Kerl während des Herzinfarkts noch zerschnitten. Ziemlich fies, was?
Och, Dinge neu zu schreiben stört mich nicht im Geringsten, das mache ich sogar sehr gerne. Es ist, als würde man feilen. smile


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