18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Prosa mit Zeilenumbrüchen
Septemberamnesie


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
denLars
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 31
Beiträge: 522
Wohnort: Düsseldorf
Extrem Süßes!


LOONYS - Die Vergessenen Rosen der Zeit
Beitrag28.09.2010 19:47
Septemberamnesie
von denLars
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

September-Amnesie


Um ehrlich zu sein
Hatte ich nie verstanden,
Warum du Tagebücher schriebst.

Warum dein Federhalter
Über das Papier glitt
Wie die Nadel eines Seismograph
Bei Stärke 8,7.

Warum du dabei die Lippen so spitztest,
Als ginge es darum,
Mit ihnen das Bühnenbild zu zerfetzen,
Auf dem wir dieses Possenspiel vollführten.

Tagebücher erschienen mir immer
Wie Gefühlsduselei, rührseliger Schmalz,
Zwiegespräche mit der Leere in sich selbst.

Bis ich erkennen musste, wie sehr sie
(Auf bedauerliche Art und Weise)
Mit Mathematik zusammenhängen.

Jeder Eintrag ist ein Punkt
Auf dem Koordinatensystem,
Das diese Welt uns bereitstellt.
Und sobald mehrere Punkte da sind,
Können wir sie miteinander verbinden
Zum Graph unseres Lebens.

Jetzt, wo du fort bist,
Wäre die Kurve meiner Existenz
Wohl streng monoton
– fallend.

Jetzt, wo du fort bist,
Wünsche ich mir,
Auch ich hätte Tagebuch geschrieben.

Um mich zu erinnern
An deine Seismographenschrift,
Deine schimmernden Brillengläser,
Dein Hundertvierzig-Dezibel-Lachen.

An all das Schöne.

In deinen Tagebüchern steht nur
Was für ein Arschloch du warst.



_________________
One whose name is writ in water.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen MSN Messenger
Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag29.09.2010 17:33
Re: Septemberamnesie
von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Hallo denLars,
denLars hat Folgendes geschrieben:

Jetzt, wo du fort bist,
Wünsche ich mir,
Auch ich hätte Tagebuch geschrieben.

hier müsstest du Wünschte schreiben, nach meinem Sprachgefühl.

Für mich hätte der Text hier ein schönes Ende gefunden. Ich hätte die Offenheit gemocht und mir meine Gedanken darüber machen können, was wohl in dem eigenen Tagebuch stehen müsste, um die fallende Kurve aufzufangen. Vielleicht hätte ein Abschlussvers in diese Richtung gut reingepasst.

So werde ich aber im Folgenden mit der Nase draufgestoßen. Bei mir hat es den Effekt, dass ich mich reflexartig von dem Text abwende, innerlich.

Allerdings liest er sich bis zu meinem Wunschschluss sehr schön flüssig und reflektiert.

Schönen Gruß, Jocelyn


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ascendancy
Geschlecht:männlichSchneckenpost
A


Beiträge: 6



A
Beitrag26.06.2011 20:24

von Ascendancy
Antworten mit Zitat

Also ich muss schon sagen, der Text gefällt mir sehr gut, und ist mir hier als erster direkt ins Auge gefallen.

Besonders die Idee, wie das Tagebuchschreiben die Reflexionsebene erhöht. Was auch daran liegen könnte, dass mir selbst aufgefallen ist wie viel besser ich Emotionen und Gefühle anderer verstanden habe, als ich Tagebuch geführt habe. Auch wenn ich schließlich gemerkt habe dass es mir keinen Spaß bereitet und ich meine Zeit lieber anderweitig verschwende.

Aber ich muss auch sagen, dass mir die letzten Zeilen auch bei mehrmaligem Durchlesen nicht verständlicher werden:

"In deinen Tagebüchern steht nur
Was für ein Arschloch du warst."

Soll das nun die Person beschreiben, über die geschrieben wurde? Die mit dem Lächeln? Die gute, die sich trotzdem selbst als Arschloch sieht... oder doch den Ich-Autor, der, wenn er Tagebuch geschrieben hätte, gesehen hätte wie er die Beziehung zugrunde richtete? Oder soll es beidseitig interpretierbar sein?

Ich finde es schade, dass der Schluss mich so ratlos zurücklässt. Für mich nimmt es dem Text das in sich schlüssige.


_________________
"Try to remove obstacles as they appear" my master said
"Don't look too far, you'll stumble before you're even there"
In Flames
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Prosa mit Zeilenumbrüchen
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  

BuchEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungBuchEmpfehlungBuch

von agu

von czil

von Christof Lais Sperl

von Gießkanne

von WhereIsGoth

von Herbert Blaser

von Fao

von agu

von Keren

von zwima

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!