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Dein-Lieblingsbuch
 Gänsefüßchen
D
Beiträge: 24
Wohnort: Cham
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D  04.11.2009 10:23
Leblos
von Dein-Lieblingsbuch
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Leblos
Leichenbleich, gespenstisch,
treibt eine Gestalt dahin,
und es erwecke den
Anschein als würde der
Anblick des Wesens
unsere Geister durchbohren,
zuckend am Körper,
durchlöchert von Blicken,
treibt leblos im Fluss
ein Mensch
München: 13-jähriges Mädchen vermisst.
_______
Text schon in mehreren Anthologien erschienen,
kommt bei Lesungen bei den Zuhöreren gut an,
denke ich, denn die Leute fragen nach, jetzt
möchte ich auch wissen ob es nicht nur bei
"normalen" Menschen ankommt, sondern
auch bei Autoren usw...
Liebe Grüße
FLO
Weitere Werke von Dein-Lieblingsbuch:
_________________
"Und Tod ist Freude" aus "...wie ausgelebt" von Florian Zach... |
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jim-knopf
Dichter und Trinker
Alter: 35
Beiträge: 3974
Wohnort: München
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04.11.2009 17:08
von jim-knopf
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Guten Tag
ich finde es zum Teil interessant, wie du an das Thema herangehst. Vor allem die Mehrdeutigkeit in einigen Textpasssagen finde ich passend. Soviel vorne weg, ich würde die einzelnen Textpassagen gerne genauer betrachten.
Fangen wir oben an:
| Zitat: | Leichenbleich, gespenstisch,
treibt eine Gestalt dahin, |
Wie kann man an ein solches Thema heran gehen? Ein toter, im Extremfall ermordeter/vergewaltigter Mensch liegt oder treibt da irgendwo. Wie kann man sich dem lyrisch nähern? Dass das sehr schwierig ist, sollte von vornherein klar sein. Es gibt (im Normalfall) kaum Dinge, die mehr Emotionen hervorrufen, als der Anblick eines toten Menschen. Und je tiefer, je stärker die Emotion ist, desto schwieriger ist es, sie in Worten festzuhalten. Und meiner Meinung nach kann man sich so einem Thema ganz schwer nur mit ausschweifenden Beschreibungen der Gefühlswelten usw. nähern. Das kommt nicht hin, wirkt aufgesetzt und nicht wahrhaftig. Der einzige Wege sich dem ganzen zu Nähern, ist in meine Auffassung folgender: Man muss sich dem ganzen sachlich nähern. Mit einer Distanz zum Geschehen. Nur so kann die Stärke des Gefühl angedeutet werden. Durch die Sprachlosigkeit, die in solchen sachlichen Worten liegt.
Und um auf deinen Text zurück zu kommen. Vor allem das Wort "gespenstisch" geht von diesem sachlichen Ton weckt und erzeugt dadurch genau das von mir oben beschriebene: gewollte, wenig wahrhaftige. Aber auch leichenblaß ist so ein Fall. Ich hoff, du verstehst hier, was ich meine. Zur veranschaulichung hier nochmal Gottfried Benn: Der hatte das unheimlich raus:
http://www.0000ff.de/cocktail/benn.html
| Zitat: | und es erwecke den
Anschein |
finde ich hier sehr interessant, weil du ein wenig mit der Befehlsform arbeitest. Es erwecke den Anschein = Es soll den Anschein erwecken. Mit dem Leser wird gespielt. Gewissermaßen wird ihm vorgeschrieben, was er zu tun hat.
Oder hast du dich nur verschrieben? 
| Zitat: | | unsere Geister durchbohren, |
Bin mir nicht sicher, welche genau Bedeutung hier die "Geister" tragen, finde es aber vom Bild her unschön, weil es eigentlich kein Bild erzeugt. Geister durchbohren scheint mir nicht zusammen zu passen. Ich finde, es gibt da bildlichere Varianten, die das selbe sagen könnten, will dir aber hier nicht reinreden, weil ich die genaue Bedeutung der Geister nicht kenne.
| Zitat: | zuckend am Körper,
durchlöchert von Blicken,
treibt leblos im Fluss
ein Mensch |
Hier steigerst du die Zweideutigkeit zum Höhepunkt. der zuckende Körper, der aber gleichzeitig leblos bleibt. Der nicht von Messern oder Kugeln oder was auch immer durchlöcherte Körper. Nein... von Blicken ist er durchlöchert. Das lässt dem Leser einigen Interpretationsspielraum für den Grund des Ablebens der Figur im Text. Finde ich schön gemacht.
| Zitat: | | München: 13-jähriges Mädchen vermisst. |
Das Ende dagegen würde ich persönlich auf jeden Fall streichen. Reißt es doch den Leser (in erster Linie mich  völlig aus seiner Interpretation, indem es ihn in eine reale Situation (München) reißt. Das mag gewollt sein, passt im Grunde auch mit meinem oben aufgeführten, sachlichen Stil zusammen, zerstört mir das Gedicht hier aber mehr, als das es nützt.
Im Allgemeinen hat der text einige interessante Ansätze, zeigt aber auch wieder die Schwierigkeit, sich dem Thema Tod in der Literatur zu nähern, indem er nicht vollkommen überzeugen kann. Er schafft es nicht, zu "schocken", aus den oben aufgeführten Gründen.
Viele Grüße
Roman
_________________
Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Michael Lüttke
Cholyriker
M
Alter: 60
Beiträge: 621
Wohnort: Duisburg
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M 04.11.2009 21:31
von Michael Lüttke
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Ich finde den Text misslungen, weil er rein aus optische Eindrücke setzt und die emotionale Ebene erst zum Schluss "erklären" muss.
Gestalt
durchbohren
zucken
Wesen......
.....totes Mädchen....
das ist mir im Kontext zu eindimensional, weil der eigentliche Schmerz der oberflächlichen Spannungserzeugung zum Opfer fällt.
ML
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