Zwei Stunden mit Bernd

[Erm]

„Schreibe ich auf Gut Glück einfach los? Oder soll ich mir erst einmal ein paar Gedanken machen?“ Bernd saß murmelnd auf seinem Schreibtischstuhl vor dem Computer. Auf dem Bildschirm flimmerten Buchstaben in großer klarer Schrift. Bernd zückte zögernd das Notizbuch, nur um es daraufhin wieder wegzulegen. In seinem Kopf spielten die Gedanken verrückt. Es klingelte. Er überhörte es.
Der wirre Schriftsteller trank einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und setzte sie wieder auf dem Schreibtisch ab, wo sie auf einer alten Zeitung des letzten Monats stand, und schon erste Kaffeeflecken erzeugte. Der ganze Schreibtisch war übersät von Zeitungen, Notizen, Schriften und vor allem einem – Essen. Hier eine halb leere Pizzaschachtel, dort die letzten zehn Kaffee- und Kakaobecher die scheinbar nur darauf warteten massenhaft Fliegen anzuziehen, die allerdings ausblieben, denn hinter Bernd surrte leise die elektrische Fliegenklatsche vor sich hin, die nicht nur konsequenter Weise Fliegen tötete, sondern sie auch noch wie magisch anzog. Eine Errungenschaft auf die Bernd sehr stolz war, als er sie
vor einigen Jahren kaufte.
Es klingelte erneut und ein scheinbarer Geistesblitz durchfuhr Bernd. Er schaltete die Fliegenklatsche aus und machte sich an die Arbeit. Nach einer Zeile hielt er verdutzt inne. Er hatte den Faden verloren. Wie konnte ihm so etwas nur passieren. In den Weiten seiner Gedanken verloren schien er nun von weit her ein Klopfen zu hören.
Er überlegte weiter fieberhaft wo er denn nun war. Die Zeit dränge. Es war schon fast halb neun und er hatte gerade mal eine halbe Seite geschafft. Er überflog die Zeilen. „Wirres Zeug“ sagte er leise und kratzte sich am Kopf.
Wieder klingelte es. Diesmal nahm er es war. Und er überhörte es bewusst. „Keine Zeit“ dachte er und beschloss einfach zu schreiben.
Die Zunge leicht aus dem Mund gepresst machte er sich an Arbeit und schrieb ausschweifend vor sich hin. Eine Seite, zwei Seiten, fertig.
Er öffnete das Internet und suchte angestrengt nach der Adresszeile des Browsers. In seinen Lesezeichen suchte er nach der gewünschten Adresse. Auf der Seite klickte er auf die Forensparte. Was musste er jetzt tun? Hätte er sich das ganze Prozedere doch lieber mal vorher angeschaut.
Endlich hatte er gefunden wonach er suchte. Er tippte hastig die Mail. Abgeschickt. Er blickte auf die Uhr.
21:10.
Bernds Augen kräuselten sich zu kleinen Schlitzen.
„Verdammt!“
Sein Kopf schien zu explodieren und während er immer mehr einer Tomate glich stachen die Adern auf seiner Stirn weit empor.
Er gewann langsam wieder die Kontrolle über sich. „Ganz ruhig, Bernhard, ganz ruhig.“
Nach einigen Minuten beruhigte er sich wieder. Er stand auf, ging in die Küche und machte sich einen weiteren Kaffee.

[Michael]

Hallo Erm,

Deine kleine Geschichte war zwar nicht sonderlich pointiert, aber doch recht unterhaltsam. Mir hat sie gefallen. Das beste daran: sie ist absolut authentisch. Mir geht es oftmals genauso. Nach dem zwölften Kaffee schreibe ich mein 13. Wort und lasse mich unbewusst doch von jedem Scheiß ablenken.

Ich finde deine KuGe gut geschrieben. Ohne großen literarischen Anspruch, dafür aber umso unterhaltsamer, was keine Kritik ist.

Gerne gelesen.

Gruß
Michael

[Erm]

Hallo Michael,

freut mich, dass dir meine kleine Geschichte gefällt.
Als Hintergedanken zu dieser Geschichte habe ich das Festival der flinken Federn genommen, ich hoffe das ist etwas herübergekommen.