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Hinauf in den Spiegel


 
 
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag03.10.2009 11:28
Hinauf in den Spiegel
von EdgarAllanPoe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe ein bisschen mit der Form des Sonetts experimentiert, aber bin mir nicht sicher, ob das hier hinsichtlich des Metrums und der inhaltlichen Anforderungen etwas geworden ist.

    Hinauf in den Spiegel


    In den Wald der Leoparden bin ich
    geflüchtet, Schatten hinter mir lassend.
    Worte heben sich hinter mir,
    ein Lachen gebeugten Willens.

    Trügt ihr Schatten wieder eure Kronen,
    wanderten wir ins Blaue hinaus;
    trügt ihr Schatten wieder euer Licht,
    sähe ich keine Spiegel mehr hängen.

    Sterben werden wir hier, ihr
    Worte auf dem Boden kauernd;
    Sterne über den Köpfen schwebend

    wie Spiegel. Keiner der Schatten
    wandet sich jemals wieder in Licht,
    bis Ewigkeit mich schützend umhüllt.



_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag03.10.2009 12:16

von Enfant Terrible
Antworten mit Zitat

Sonettschreiben ist eine neue Trendwelle hier im Forum, was?
Mmh, du könntest hiermit eine neue Unterart des Sonetts kreiert haben. Zwar brichst du hier mit einigen Anforderungen des "klassischen" Sonetts, aber auf eine recht interessante Weise.
Sooft ich dieses Sonett auch lese, entdecke ich kaum ein Reimschema oder ein Metrum. Vielmehr laden deine (durchaus sonettartig gruppierten) Verse ein, sie wie ein Prosagedicht herunterzulesen. Der sonettypische inhaltliche Aufbau aus These-Antithese-Synthese ist hier schwer erkennbar, aber vielleicht interpretiere ich nicht tief genug. Inhaltlich werden im Sonett ja in der klassischen Form in den Quartetten zwei Ansichten einander gegenübergestellt, um in den folgenden Terzetten einen "Kompromiss" oder eine daraus resultierende Erkenntnis zu präsentieren. Deine Strophen hingegen bauen eine eigene Metaphernwelt auf, die eher eine Geschichte erzählt als einem Schema folgt.
Es ist auf eine angenehme Weise vertraut, typische Eddie-Bilder wie Spiegel oder Leoparden hier anzutreffen. Experimentiere mit diesen Metaphern, kombiniere sie neu, bis du eine für sie perfekte und stimmige Form findest. Insofern gefällt mir dieses Gedicht sehr gut, einmal wegen der sprachlichen Finesse und eben, weil es durch Phantasie besticht. Wenn kümmert es dann noch, dass es kein "klassisches" Sonett ist?


_________________
"...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP

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"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag03.10.2009 13:49

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke, Krümel.
Ich hatte den Sonett-Thread hier im Forum gelesen und deshalb spontan beschlossen, mich nach meinen beiden vorangegangenen Versuchen an einem neuen Text auszutoben.
Zum Metrum: Ich habe versucht, Trochäen mit jeweils fünf Senkungen zu verwenden (hat aber nicht immer geklappt, manchmal waren es auch vier, wenn nicht weniger).
Zum Inhalt kann ich gerne was sagen, wenn du möchtest.

Eddie


_________________
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
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Beitrag03.10.2009 14:50

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

EdgarAllanPoe hat Folgendes geschrieben:

Zum Inhalt kann ich gerne was sagen, wenn du möchtest.



Das würde ich auch interessiert lesen.


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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jim-knopf
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Beitrag03.10.2009 15:12

von jim-knopf
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich hatte den Sonett-Thread hier im Forum gelesen und deshalb spontan beschlossen, mich nach meinen beiden vorangegangenen Versuchen an einem neuen Text auszutoben.



Daumen hoch
Lass dir von niemandem einreden, das sei kein Sonett
Klassische Sonette waren was für Lyriker von vor paarhundert Jahren. Wie soll den jemals was neues rauskommen, wenn wir nix ausprobieren dürfen?

Gruß
Roman


_________________
Ich habe heute leider keine Signatur für dich.
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag03.10.2009 18:08

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Euch erst einmal vielen Dank für eure Kommentare, Caecilia und Roman.
Da ich gefragt worden bin - zumindest indirekt -, wie das Sonett zu deuten ist, möchte ich darauf eingehen.
Zunächst zum Metrum: Ich habe versucht, Trochäen mit jeweils fünf Senkungen zu verwenden. Das ist mir jedoch nicht immer geglückt, manchmal waren es fünf, manchmal vier. Ich hoffe, das ist so in Ordnung.
Zum Inhalt:

Zitat:
In den Wald der Leoparden bin ich
geflüchtet, Schatten hinter mir lassend.
Worte heben sich hinter mir,
ein Lachen gebeugten Willens.


Im ersten Quartett äußert das LI seine schlimme Situation: Es fühlt sich verfolgt und ausgestoßen. Es flüchtet sich unter Raubtiere, um sich mit ihnen gleichzusetzen. Dies scheint somit der letzte Weg für es zu sein. Somit haben wir nun unsere These.

Zitat:
Trügt ihr Schatten wieder eure Kronen,
wanderten wir ins Blaue hinaus;
trügt ihr Schatten wieder euer Licht,
sähe ich keine Spiegel mehr hängen.


Antithese: Das LI stellt sich die Welt vor, wäre es NICHT ausgestoßen. Es denkt dann an seine Umgebung als einen "lichtdurchfluteten Ort ohne Schatten", das heißt also, es wird in eine Gruppe aufgenommen und erfährt Wärme, Zuneigung. Jedoch wird in den beiden Terzetten danach klar, dass dies nur eine Wunschvorstellung ist.

Zitat:
Sterben werden wir hier, ihr
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Sterne über den Köpfen schwebend

wie Spiegel. Keiner der Schatten
wandet sich jemals wieder in Licht,
bis Ewigkeit mich schützend umhüllt.


Das LI wird unter den Raubtieren den Tod finden, es kann sich mit Worten nicht mehr gegen seine Feinde verteidigen - die wir übrigens selbst aus den Zeilen nicht wahrnehmen können. Somit bleiben sie also unbekannt, wir können uns jeder eine eigene Version dieses "Unheils" bilden.
In den beiden Terzetten verbindet sich überdies die Hoffnung auf Erlösung und die Angst des LIs, beide in den beiden Quartetten schon ausgedrückt. Der Wunsch der Selbsterkenntnis ("Spiegel") - also die Frage nach dem "Wer bin ich?" - korrespondiert somit mit der Angst und gleichzeit dem Hoffnungsgefühl, welche das LI erfährt.
Ich hoffe, ihr habt das Gedicht nun besser verstanden.

Liebe Grüße,

Eddie

EDIT: Dies soll keine komplette Interpretation sein. Schließlich möchte ich anderen ihre individuellen Gedanken zu dem Text nicht zerstören. Jeder kann und darf eine eigene Deutung des Gedichts erfahren, ich bin jedenfalls vollständig damit einverstanden.


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Jocelyn
Bernsteinzimmer

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Beitrag04.10.2009 14:36

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Eddie,

deine Spiegelküche brodelt immer weiter....leider keine Spiegeleier (bitte mit Bacon)....und die Gewürze werden langsam tödlich. Shocked

Eddie, du machst mir Angst mit deinem Brei. Auch wenn er als Kunstwerk gelingt.

Wie wär's mal mit einem Prosecco?

 Laughing


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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag04.10.2009 14:54

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hmm, ich weiß nicht, was ich auf deinen Post antworten soll, Caecilia.
Vielleicht, dass ich langsam wahnsinnig werde? Laughing


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Jocelyn
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Beitrag04.10.2009 16:00

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

EdgarAllanPoe hat Folgendes geschrieben:
Hmm, ich weiß nicht, was ich auf deinen Post antworten soll, Caecilia.
Vielleicht, dass ich langsam wahnsinnig werde? Laughing


Du musst mir nichts antworten.
Bestimmt bist du ein Hypochonder. Wohow


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