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Knospe II


 
 
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
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Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag22.09.2009 20:28
Knospe II
von EdgarAllanPoe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zur Erklärung: Diesmal was anderes als sich enthebende Liebe, aber was Ähnliches.

Knospe II

Die grobe, körnige Knospe platzt auf, enthüllt ein dunkles Gewächs, das an Nachtschatten erinnert. Ein verkrümmtes Füßlein hebt sich aus Knospe hervor, macht den ersten zaghaften Schritt auf dem dunklen Boden, bevor sich ein weiteres Bein aus der aufgeplatzten Schale bewegt. Ein Körper, hässlich, voll zerrupfter Federn, kommt zum Vorschein. Darauf sitzt ein unförmiges Schädelchen, über das sich die Haut spannt, die schwarzen Knopfaugen noch geschlossen. Zögerlich und noch unbeholfen tapst das Wesen weiter, es richtet sich auf, sodass seine Flügel erkennbar sind. Es breitet sie aus, tut die ersten Schläge, Federn rieseln zu Boden; die Augen nun geöffnet, sieht das Wesen nach vorne. In die Nacht schwingt es sich empor, noch schwankend, aber schon bald sicher durch die Luft fliegend.



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(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Alogius
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Beiträge: 3206

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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag22.09.2009 20:35

von Alogius
Antworten mit Zitat

Moin,

ein äußerst einnehmender Text, der eine absolute Klarheit in seinem Ende findet. Etwas anderes würde ihm auch nicht stehen.
Nach einem rätselhaften Beginn, blättert sich der Text, wie die Knospe und der "Inhalt" (dem Textinhalt gleich), auf. Zum Vorschein kommt erst etwas, das fremd wirkt. Dann wird es langsam, wieder gemeinsam mit Text und Sprache, klarer, bis am Ende die Entwicklung abgeschlossen ist - aber (und das ist sehr gut) mit einer letzten Unsicherheit ("schon bald").
Damit ist der Text nicht nur die "Geburt" des kleinen Fliegers, sondern beschreibt für mich auch das Entstehen des Textes (oder eines Textes) selbst, das Entwickeln der Sprache.

Sehr gut!

Danke
Gruß
Tom


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Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

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Die Tauben
Beitrag22.09.2009 20:38

von EdgarAllanPoe
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Bitte, und danke fürs Lob Smile Mit der Interpretation - der Sprachentwicklung - hast du vollkommen recht. Bloß hat sich dieser Text kaum Zeit gelassen - er wollte in zehn Minuten raus! Laughing

Eddie


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Alogius
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Alter: 47
Beiträge: 3206

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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag22.09.2009 20:40

von Alogius
Antworten mit Zitat

Das kenne ich - aber ich hab mir ja sozusagen eine Postingpause verordnet!!  Shocked

Nein, aber ernsthaft:
Wenn ich richtig liege mit der Deutung, fühle ich mich gut! wink

Der beste Text des Tages für mich.


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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag22.09.2009 20:42

von EdgarAllanPoe
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Nochmals danke fürs Lob. Mir selbst hat der Text nicht so sehr gefallen, aber zumindest so gut, dass ich ihn posten wollte. Und es hat geklappt, das mit der Kritik Smile Und natürlich freue ich mich, wenn die Botschaft diesmal hundertprozentig ankommt. Das ist mein Anliegen, teils mein Hilferuf, aber nicht immer klappt es, wie man in jüngster Vergangenheit gesehen hat. Crying or Very sad

Eddie


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Enfant Terrible
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Beiträge: 7278
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag22.09.2009 21:03

von Enfant Terrible
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Zahllose Assoziationen weckt dein Text in mir, lieber Eddie. Ich bemerke ja schon seit einiger Zeit, dass diese lyrisch-abstrakten Kurztexte eine angenehme Tradition im DSFo werden, eine regelrechte literarische Strömung, die aber zu keinem oberflächlichen Trend verkommt, sondern vielmehr eine gleichmäßige Welle der Qualität bildet - bei allen beteiligten Dichtern.
Soviel zur internen Marktforschung, zurück zu deinem Text: Dein Sprach- und Bildgefühl ist sicher, anmutig und insgesamt beneidenswert. Ich möchte mich immer und immer wieder in diesen tiefen, leicht düsteren, doch nie sinnlos-schweren Texten verlieren; die Worte umhüllen einen beim Lesen wie schwarzer Samt. Joah, ich hab grad meine Kitschkommentar-Phase, bitte um Nachsicht ...


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"...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
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"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag23.09.2009 12:45

von EdgarAllanPoe
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Krümel, danke für das Lob. Deine Kritiken bedeuten mir immer besonders viel. Es ist nicht schlimm, wenn du dich in "Kitschkommentaren" verlierst - die mag ich nämlich selbst! Embarassed  Laughing Es ist schön, dass du in die Atmosphäre eintauchen konntest, denn die war eine der Hauptangelegenheiten des Textes.

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BlueNote
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Beitrag23.09.2009 23:36

von BlueNote
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Hi!

Ich frage mich gerade (allen Ernstes), ob ein einzelner Fuß, der aus der "Knospe" herauskommt, bereits einen Schrittt ausführen kann, bevor sich das 2. Bein aus der aufgeplatzen Schale bewegt. Ich kann mir das bildlich einfach nicht vorstellen wink  

Wenn du schreiben würdest: "macht den ersten zaghaften Schritt auf den Boden", ist es nicht ganz so seltsam.
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag24.09.2009 08:17

von Alogius
Antworten mit Zitat

Was mich generell stört, das ist das teilweise realistische Angehen an metaphorische Texte...

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Gast







Beitrag24.09.2009 11:03

von Gast
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Hallo Eddi,

du bist auf dem Weg dich positiv zu entwickeln. Dein Stil wird sicherer und von mal zu mal auf treffsicherer! Was mir noch wichtiger erscheint.

Den Hinweis mit dem Bein würde ich dennoch mit Gedanken bestücken. Er könnte der Geschichte nutzen.

@Alogius
Was ist an einem Bein metaphorisch, wenn am Ende ein Lebewesen steht? Es geht doch darum etwas zu vermitteln. Je klarer, desto besser.


Grüße

Bobbi
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag24.09.2009 11:49

von Alogius
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Da ist ein Ding, sagen wir mal eine Knospe oder ein Ei. Etwas, ein Ding, ist in dem Ding drin.
Ein Beinchen wird angehoben und setzt einen Schritt auf den Boden vor dem Ding. Es legt also eine Strecke zurück zwischen Ding und Boden davor. Ist das kein Schritt?


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BlueNote
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Beitrag24.09.2009 12:09

von BlueNote
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Alogius hat Folgendes geschrieben:
Da ist ein Ding, sagen wir mal eine Knospe oder ein Ei. Etwas, ein Ding, ist in dem Ding drin.
Ein Beinchen wird angehoben und setzt einen Schritt auf den Boden vor dem Ding. Es legt also eine Strecke zurück zwischen Ding und Boden davor. Ist das kein Schritt?



Wir können ja mal eine Abstimmung starten Wink

Spaß beiseite: Das kann ja dann der Autor entscheiden, ob ihm dieser Schritt noch gefällt oder ob er den Schritt "auf dem Boden" in ein Schritt "auf den Boden" auswechseln will.
Metaphorik schön und gut, so einen kleinen gedanklichen Plausibilitätscheck kann man auch mal über die Metaphorik laufen lassen,

meint
BN
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag24.09.2009 12:11

von Alogius
Antworten mit Zitat

Da habe ich ja auch nichts gegen - mir war die Formulierung und der "Ablauf" des Bildes klar. Ich war einfach nur verwundert, dass das für Irritationen gesorgt hat. wink

Also, nix für ungut.


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Bananenfischin
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Beitrag24.09.2009 12:23

von Bananenfischin
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Alogius hat Folgendes geschrieben:
Was mich generell stört, das ist das teilweise realistische Angehen an metaphorische Texte...


Ich finde schon, dass es erlaubt sein muss, auch mal etwas in Frage zu stellen. Metaphorisch/surrealistisch/wie auch immer Texte schreiben heißt doch nicht automatisch, dass man alles schreiben kann wie man will und "unangreifbar" ist, gerade wenn man sich, worauf auch Bobbi hinwies, auf etwas Bekanntes bezieht.
Oft ist es aber eher so, dass Leute sich gar nicht "trauen", Zweifel anzumelden, weil es dann heißen könnte "Ach, du hast den tieferen Sinn, die tausend Ebenen, nicht gesehen" Oder eben: "Hör mal, es ist schließlich ein künstlerischer Text!"
Aber wenn man sich innerhalb seines Stils noch weiterentwickeln will, dann finde ich, sollten einem solche Hinweise sehr wertvoll sein.


Hallo Eddie!

Mir gefällt dieser kurze Text, vor allem habe ich alles richtig gut vor mir sehen können. Bei dem Bein, das schon einen Schritt macht, bevor das nächste kommt, kam mein Bild aber auch ins Wanken. Wahrscheinlich, weil ich eine aufrechte Blüte vor mir gesehen habe und das Bein dann wohl hätte recht lang sein müssen.
Dann habe ich mir das Bild aber "zurechtgemodelt", und zwar so, dass die Blüte zur Erde geneigt ist, fast schon den Erdboden berührt. Und dann funktioniert es für mich, in diesem Fall.
Die "zerrupften" Federn passten für mich auch nicht so ganz ins Bild, weil ich ich als Leser automatisch meinen Erfahrungshintergrund zu Rate ziehe und der mir sagt, dass bei frischgeschlüpften vogelähnlichen Wesen eher so ein "angekletschtes" Federkleid zu erwarten wäre. Doch: Moment! Ein richtiges Federkleid haben frischgeschlüpfte Vögel ja noch gar nicht.
Da dein Wesen aber eines hat, könnten für es durchaus andere Gesetze gelten. Und so habe ich mir auch das wieder "zurechtgemodelt".

Ich habe das jetzt mal so ausführlich geschildert um zu zeigen, dass man auch in einem Text, der gar keinen naturalistischen Anspruch hat, über solche Dinge stolpern kann und das durchaus bedenkenswert ist.

Für mich persönlich hat es hier aber letzlich doch "gepasst"!


Liebe Grüße
Bananenfischin


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Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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Gast







Beitrag24.09.2009 13:14

von Gast
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Zitat:
Alogius schrieb:
Da ist ein Ding, sagen wir mal eine Knospe oder ein Ei. Etwas, ein Ding, ist in dem Ding drin.
Ein Beinchen wird angehoben und setzt einen Schritt auf den Boden vor dem Ding. Es legt also eine Strecke zurück zwischen Ding und Boden davor. Ist das kein Schritt?


Hallo Alogius,

selbstverständlich. Ist schon klar worauf du hinaus möchtest. Nur träfe das nicht auch auf eine Apfelsine zu, die einen Hang hinunter rollt und sich während ihrer Reise zum Continental-Reifen wandelt? Eine Metamorphose ist nicht heiliges, sondern Teil der Evolution. Ist es nicht so, dass sich der Schriftsteller im klassischen Sinne, neben vielen anderen Dingen, täglich aufs Neue fragen sollte: „für wen schreibe ich?“

Dazu passt folgender Gedanke von Bananenfischin. Ich kann ihn vollständig nachvollziehen.

Zitat:

Bananenfisching schrieb:
Oft ist es aber eher so, dass Leute sich gar nicht "trauen", Zweifel anzumelden, weil es dann heißen könnte "Ach, du hast den tieferen Sinn, die tausend Ebenen, nicht gesehen" Oder eben: "Hör mal, es ist schließlich ein künstlerischer Text!"


Tritt dieser Fall ein, ist es selten die Deutungsfähigkeit des Publikums, an der es mangelt, sondern an der Fähigkeit des Autors, seine Gedanken in schlüssige Worte zu wandeln. Im Grunde ein Scheitern der Metamorphose. Übrigens findet sich im Wort „Metamorphose“ der mögliche (häufigste)  Grund solch eines Scheiterns. Die exzessive Anwendung von  Metaphern. Es ist ein schmaler Grat vom Autor zum literarischen "Tarot-Karten Leger". Letzterer hat im Grunde nur zwei Möglichkeiten. Entweder geht er vor, wie von Bananenfisching beschrieben, oder bestätigt jede noch so wirre Deutung.

Eine Anekdote dazu?

Während eines Vieraugengesprächs in einer stillen Ecke der Buchmesse, formulierte ein geschätzter Autor folgende scherzhafte Bemerkung:

„Im Grunde sind diese „Genies“ zu beneiden. Sie bringen es fertig sämtliche möglichen und unmöglichen Ereignisse, seit Bestehen unserer Galaxie, in nur einem Absatz zusammen zu fassen.“ grr  Wohow

in diesem Sinne…

Grüße Bobbi

PS. Eddi, dein Werk bleibt davon selbstverständlch unberührt. Dies war nur ein Meinungsaustausch. Sorry, dass es hier geschah.
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag24.09.2009 13:29

von Alogius
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Bananenfischin, Bobbi:

Da stimme ich Euch in allen Belangen zu. War auch nicht meine Intention, Texte dieser Art (wie ich sie selbst gern lese und schreibe) unangreifbar zu machen. Das würde auch ich für einen generellen und schweren Fehler halten.

Ich meine aber schon, dass man den Inhalt der Knospe von einer Apfelsine unterscheiden kann, auch ohne weitere Präzisierung der Anatomie. Zumal es ja, wie ich gedeutet habe und wie bestätigt wurde, es nicht um die biologische Evolution geht, sondern um die Sprach- bzw. Textevolution.
Heißt nicht, dass man deshalb ungenau sein darf, richtig, heißt aber für mich ebenso, dass das dargestellte Bild ausreicht, weil der Fokus sonst vielleicht der falsche gewesen wäre.

Zitat:
Ist es nicht so, dass sich der Schriftsteller im klassischen Sinne, neben vielen anderen Dingen, täglich aufs Neue fragen sollte: „für wen schreibe ich?“

Sicher das.
Er kann sich aber nur so weit biegen, bis er sich beinahe selbst verrät, weiter nicht. wink

Ist aber, in diesem Thread, jetzt zu eskalierend, denke ich auch.


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Die Tauben
Beitrag24.09.2009 16:08

von EdgarAllanPoe
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Danke erstmal für eure Anregungen und natürlich für das Lob. Das muss ich erstmal sacken lassen.

Eddie


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