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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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11.09.2009 18:30 II. a) Der Reim von jim-knopf
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Der Reim
Eine Menge lyrische Texte sind gereimt. Vielfach wird heute die gereimte Lyrik als „edelste“ aller lyrischen Spielarten verstanden. So haben es doch Lyriker, wie Goethe, Rilke oder George in dieser Kunst nahezu zur Perfektion gebracht. Häufig wird dabei übersehen, dass bei weitem nicht der größte der Teil der existierenden Lyrik gereimt ist. In der Antike waren gereimte Gedichte unbekannt, im frühen Mittelalter herrschte zuerst eine vereinfachte Variante des Reims (der Stabreim) vor und schon mit dem Lyriker Klopstock in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schwand die Dominanz der gereimten Lyrik wieder. In der Moderne ist nur noch ein Bruchteil der geschriebenen Lyrik gereimt. Dies sollte im Hinterkopf behalten werden.
Die Position des Reims
Denken wir an gereimte Verse, so kommt uns allermeist zuerst der Endreim in den Sinn:
Ich wandre durch die Stille Nacht
Es schleicht der Mond so heimlich sacht
Allerdings ist er bei weitem nicht die einzige Möglichkeit zu reimen.
Wo es einen Endreim gibt, da gibt es auch einen Anfangsreim:
Krieg! ist das Losungswort!
Sieg! Und so schalt er fort.
Wichtig zu erwähnen ist hierbei noch der Binnenreim. Die Reimwörter befinden sich innerhalb der Verse:
Es schmettern wie Blitze, die Säbel hervor
Wer fest nicht im Sitze, der kriegt eins ans Ohr
Es herzet und scherzet das flüchtige Reh
Beim übergehenden Reim befindet sich das erste Reimwort am Ende des ersten Verses und das zweite Reimwort am Anfang des zweiten Verses.
Ich solt aber dur die süezen
Grüezen meien walt ouwe
Beim Stabreim handelt es sich nicht um einen Reim an sich, sondern um Alliterationen (mehrere Silben/Wörter hintereinander besitzen denselben Anfangslaut) an den Haupttonstellen eines Textes. Der Stabreim ist eine Sonderform der Alliteration:
Winterstürme wichen
dem Wonnemond
in mildem Lichte
leuchtete der Lenz
Reimschema
Der Paarreim:
Kennst du das Land, wo die Citronen blühn a
Im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn a
Einsanfter Wind vom blauen Himmel weht b
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht b
Der Kreuzreim:
Auf seinen Nasen schreitet a
einher das Nasobem b
von einem Kind begleitet a
Es steht noch nicht im Brehm b
Der halbe Kreuzreim:
Im wunderschönen Monat Mai x
Als alle Knospen sprangen a
Da ist in meinem Herzen x
Die Liebe aufgegangen a
Der umarmende Reim (Blockreim):
Wie wird die Welt doch vberal verkehret a
Hie hat ein Koch im Grabe seine Ruh b
Der mancherley von Speissen richtet zu b
Jetzt haben jhn die Wurme roh verzehret a
Zudem gibt es verschiedene Arten von komplizierteren Reimschemas.
Etwa der Schweifreim: a a b c c b
oder der verschränkte Reim: a b c a b c
Die Qualität des Reims
Der volle Reim:
Bei gutem oder schlechtem Tun
Schau ich ihm durch die Finger nun
Der unreine Reim:
Ach neige
du Schmerzensreiche
(Der halbe Reim ist eine noch "unreinere" Variante des unreinen Reims.
Der unebene Reim ist eine Sonderform des unreinen Reims. Zwischen den Reimworten besteht ein Missverhältnis der Betonung: Ball - Saal )
Der reiche Reim:
(Reim auf mehr als einer Tonsilbe)
Tugendstreiche
Jugendreiche
Der Schüttelreim:
Es klapperten die Klapperschlangen
bis ihre Klappern schlapper klangen
Der identische Reim:
Mitten im Schimmer der spiegelnden Wellen
Gleitet wie Schwäne der schwankende Kahn
Ach, auf der Freude sanft schimmernden Wellen
Gleitet die Seele dahin wie ein Kahn
Zudem gibt es noch einige andere, spezielle Reimvarianten, die nicht alle speziell aufgeführt werden müssen. Z.B. Leben - erleben, Boten - verboten, ...
Die Assonanz ist kein Reim an sich.
Es handelt sich um den Gleichklang zweier Wörter in ihren Vokalen:
Unterpfand
wunderbar
Von der ganzen Theorie nur nicht entmutigen lassen.
Soviel ist es ja gar nicht.
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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27.09.2010 13:26
von Nihil
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Eine praktische Übung zum Reimen findet ihr in der Übungsecke:
Lyrik -> Form -> Wenn Reime keimen
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