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Reimer
Leseratte
R Alter: 33 Beiträge: 136
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R 10.09.2009 22:17 Essen fassen von Reimer
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Eine kleine kreative Aufgabe aus der Schule.
Wir sollten eine Geschichte schreiben die sich um das Essen fassen in der Schule dreht und versuchen es wie einen Krimi zu schreiben, also spannend machen.
Da ich denke, dass mir das ganz gut gelungen ist, dachte ich präsentiere ich es hier auch mal.
60 Augen starren auf die Uhr
und das nur in diesem Raum, im ganzen Gebäude sind es hunderte, oder gar tausende. Der Zeiger springt eine Sekunde weiter und die Gedanken hinter den begierigen Blicken haben das Stück Plastik schon längst nach oben gedreht. Das Ticken der Uhr, sonst geräuschlos und unbemerkt, erscheint jetzt lauter als alle Wörter, die ihren Weg durch das eine Ohr in die Schüler finden und durch das andere wieder hinaus. Gesichter wandern zur Seite, zum Fenster. Blauer Himmel, weiße Wolken, Häuser, Autos. Die Uhr ist noch keine zehn Sprünge weiter.
Redet der da vorne immer noch?
Die Uhr tickt weiter, es raschelt, die Muskeln spannen sich an, der Riemen der Tasche liegt in der Hand. Weiteres Rascheln, der erste steht auf, das Gesicht vorne verzerrt sich vor Wut, uns erwartet ein Schrei.
Der Schrei kommt tatsächlich, doch niemand hört ihn, ein Läuten übertönt ihn und als man seine Stimme wieder hören könnte, ist er alleine. Ein Donnern hallt durch die Gänge und der Boden bebt als würde eine Horde Elefanten vor stürmen um sich über eine Gazelle her zu machen, zumindest die Schlange ist so lang, die Proportionen stimmen.
Die Reihen stehen still, nichts bewegt sich mehr. So scheint es aus der Entfernung, wenn man nicht genau hinsieht, doch in der Menge ist es ein Wallen als wäre die Schule plötzlich ein Schiff.
Keiner hat, am Ende angekommen, noch die selben Leute vor oder hinter sich, wie als er sich in die Wellen stürzte. Jetzt haben alle aufgehört nervös, erwartend oder gehetzt, auf die Uhr zu blicken, alle bis auf einen. Als er sich noch im wütenden Gewässer befindet, hin und her geschoben fast wie zu einer unhörbaren Musik, blickt er immer wieder auf seine Uhr. Gerade noch verstrich eine Minute in der Länge des ganzen bisherigen Tages und auf einmal sind weitere Minuten vergangen als wäre er in eine Zeitmaschine gesprungen, hoffentlich befand er sich noch im richtigen Jahr. Schließlich mit einem Tablett in der Hand wird auf der anderen Seite alles ruhiger. Wieder festen Boden unter den Füßen sehen sich nun alle nach einem freien Platz oder bekannten Gesichtern um. So auch der Junge, der jetzt, beide Hände voll, eine Pause davon machen muss ständig auf die Uhr zu blicken. Ein Gesicht erkannt. „Hi.“ Hingesetzt. Essen.
Ruhe und entspanntes Geplauder breitet sich aus, doch wie eine Fliege, die penetrant immer wieder gegen das Glas fliegt, summt und versucht alle anderen Gedanken zu vertreiben, wirft der Junge immer wieder auf die Uhr, in seinen Händen liegt nun das Besteck, aber das stoppt ihn nicht.
Unruhig wackelt er mit einem Bein und stopft sein Essen in sich hinein. Er wirkt in der ihn umgebenden sonnigen Fröhlichkeit wie ein finsteres von Gewittern umgebenes Schloss.
Schon springt er wieder auf, die Zeiger der Uhr eine Sekunde weiter und bringt sein Tablett weg. Fast rennend sucht er einen Weg nach draußen, das „tschuldigung“, dass er über seine Schulter ruft tröstet das Kind, dessen Eis wegen ihm zu Boden fiel auch nicht darüber hinweg.
Der besorgte Ausdruck der auf seinen Zügen lag, brachte einen Freund den er passierte dazu, ihn zu fragen: „Alles Okay mit dir?“ „Jaja.“ War die knappe Antwort und schon war er wieder weiter.
Noch ein Blick auf die Zeit, sie ran nicht davon, sie war bereits auf und davon, außer Sicht. Zu Spät, zu Spät. Die Schritte wurden schneller, doch als niemand mehr in Sicht war stoppte er.
Sein Blick wanderte hin und her, niemand da. Er war nur wenige Minuten zu spät, er konnte noch nicht wieder Weg sein. Er konnte noch nicht. Konnte nicht. Dieser Versuch sich zu beruhigen gelang nicht, der zweite Versuch war Ablenkung, den bestimmt würde er noch kommen, musste vielleicht auch noch essen, man kann nicht immer pünktlich sein.
Nur Womit Ablenken, ihm fiel nur ein das er gerade gegessen hatte. Spektakulär. Was hatte er da eigentlich in sich hinein gestopft, er so unkonzentriert, dass er es sofort wieder vergessen war.
Der Versuch den Geschmack des Essens wieder auf die Zunge zu beschwören scheiterte, hatte es überhaupt nach etwas geschmeckt?
Jetzt verging die Zeit wieder langsam, scheiß Uhr. Dann tauchte ein Auto in seinem Blickwinkel auf und kam näher. Als es noch näher war, entdeckte er das bekannte, erwartete Gesicht darin.
Das Auto blieb stehen. Es war ruhig, still, Zeit sich das schlimmste auszumalen, oder stattdessen zu versuchen den Knoten aus dem Magen zu kriegen. Doch der Knoten blieb und die grässlichen Gedanken auch. Die Tür ging auf und der Junge stieg ein. „Na, Nervös vor der ersten Fahrstunde.“
Weitere Werke von Reimer:
_________________ How hard must i try in order to understand the unseen truth? |
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Boudicca
Eselsohr

Beiträge: 266
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 11.09.2009 01:06
von Boudicca
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Um es kurz zu fassen: Ein toller Text! Ich habe am Ende gelacht. Abgesehen von wenigen orthografischen Fehlern und der ein oder anderen Formulierumg, die ich zweimal lesen musste, ein Text, der wirklich erheiternd zu lesen ist. Was ich kritisiere, ist der Mittelteil, der Moment, wo alle Schüler zur Essensausgabe streben. Du baust eine ungeheure Spannung auf, die einfach viel zu schnell abflacht. Kennst du das Lied von Reinhard May "Eine heiße Schlacht am kalten Buffet" ? Etwas ähnliches hätte ich an dieser Stelle erwartet: Wie die Schüler sich mit aller Gewalt um das Essen prügeln und todesmutig Hiebe und Stiche riskieren, um das letzte Stück Kuchen zu bekommen. Du beginnst Schiff und Wellen als Metapher zu benutzen - warum keine Piratenartigen Zustände herauf beschwören? Das würde - meiner Ansicht nach - der Geschichte noch etwas mehr Pfiff geben.
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Alogius
Kinnbeber
 Alter: 46 Beiträge: 3207

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 11.09.2009 08:29
von Alogius
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Ahoi,
der Text ist relativ ordentlich geschrieben, ja. Es ist auch ersichtlich, dass Du in der Lage bist, eine Geschichte so zu schreiben, dass etwas ankommt beim Leser, keine Frage. Konnte flüssig bis zum Ende hin lesen.
Jetzt ein paar Kleinigkeiten:
Zitat: | Der Zeiger springt eine Sekunde weiter und die Gedanken hinter den begierigen Blicken haben das Stück Plastik schon längst nach oben gedreht. Das Ticken der Uhr, sonst geräuschlos und unbemerkt, erscheint jetzt lauter als alle Wörter, die ihren Weg durch das eine Ohr in die Schüler finden und durch das andere wieder hinaus. Gesichter wandern zur Seite, zum Fenster. Blauer Himmel, weiße Wolken, Häuser, Autos. Die Uhr ist noch keine zehn Sprünge weiter. |
Diese Passage ist Dir am besten gelungen - die Anspannung davor, das Nichtvergehen der Zeit.
Zitat: | Ein Donnern hallt durch die Gänge und der Boden bebt als würde eine Horde Elefanten vor stürmen um sich über eine Gazelle her zu machen |
Ich mag ja schräge und paradoxe Vergleiche, die das Normale umkehren.
Hier sind es die Elefanten, die sich über Gazellen hermachen.
Ich weiß aber nicht, ob das hier so passt. Zumal ich mich frage, ob Elefanten Gazellen attackieren?
Die anschließende Beschreibung des Stürmens ist mir auch zu knapp. Du formst das Bild des Schiffes, dann kommen die Wellen, aber am Ende verpufft alles - als wäre es doch halb so schlimm.
Das ist sehr schade, weil hier die Möglichkeit gewesen wäre, mehr daraus zu machen.
Wie Du dann auf den Jungen springst, ist gut gelöst. Auch das Überdramatisieren seiner Handlungen und "Ängste" gelingt, zumal es in die trockene Pointe mündet.
Das gefällt mir.
Insgesamt aber gibt es hier ein paar Formulierungen, die holprig sind. Mal verschenkst Du (das Schiff), dann machst Du an anderen unwichtigeren Stellen mehr als notwendig, so dass dem Text die Puste ausgeht, bevor er überhaupt wirklich hätte hämmern sollen.
Das trübt mein Bild.
Danke
Gruß
Tom
p.s.: Talentschmiede?
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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MosesBob
Gehirn²
 Administrator Alter: 43 Beiträge: 18356
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 11.09.2009 08:56 Re: Essen fassen von MosesBob
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Moin Reimer!
Ich denke auch, dass der Text besser in der Talentschmiede aufgehoben ist. Er ist zwar stellenweise gut geschrieben, liest sich aber doch – sorry, aber so sehe ich das – im Großen und Ganzen wie eine Hausaufgabe. Hinzu kommen holprige Sätze, die zumindest mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen haben (was teilweise nicht nur an den Formulierungen lag, sondern auch an den Komma- und Rechtschreibfehlern). Beispiele:
Reimer hat Folgendes geschrieben: | Ein Donnern hallt durch die Gänge und der Boden bebt als würde eine Horde Elefanten vor stürmen um sich über eine Gazelle her zu machen, zumindest die Schlange ist so lang, die Proportionen stimmen. |
Reimer hat Folgendes geschrieben: | So auch der Junge, der jetzt, beide Hände voll, eine Pause davon machen muss ständig auf die Uhr zu blicken. |
Reimer hat Folgendes geschrieben: | So scheint es aus der Entfernung, wenn man nicht genau hinsieht, doch in der Menge ist es ein Wallen als wäre die Schule plötzlich ein Schiff. |
Reimer hat Folgendes geschrieben: | Keiner hat, am Ende angekommen, noch die selben Leute vor oder hinter sich, wie als er sich in die Wellen stürzte. |
Deine Interpunktion ist verbesserungswürdig. Da du viel mit eingeschobenen Nebensätzen arbeitest, fallen Kommafehler doppelt ins Gewicht. Auch lässt mich die Orthografie annehmen, dass sich dieser Text nicht in einem Zustand befindet, in dem du ihn auch an einen Verlag geschickt hättest. Weiteres Beispiel:
Reimer hat Folgendes geschrieben: | Sein Blick wanderte hin und her, niemand da. Er war nur wenige Minuten zu spät, er konnte noch nicht wieder Weg sein. Er konnte noch nicht. Konnte nicht. Dieser Versuch sich zu beruhigen gelang nicht, der zweite Versuch war Ablenkung, den bestimmt würde er noch kommen, musste vielleicht auch noch essen, man kann nicht immer pünktlich sein. |
Pure Flüchtigkeit.
Fazit: Es ist eine nette Schreibübung/Hausaufgabe, mehr aber auch nicht. In der Talentschmiede ist dieser Text besser aufgehoben. Nichtsdestotrotz hast du gute Ansätze für einen packenden Erzählstil. Darauf kann man aufbauen. Drei, vier solcher Schreibübungen pro Woche, und dein Gespür und deine Sicherheit für derlei Texte werden enorm zunehmen.
Beste Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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Reimer
Leseratte
R Alter: 33 Beiträge: 136
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James Henry Burson
Schneckenpost
 Alter: 70 Beiträge: 8 Wohnort: Wiesbaden
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 01.07.2012 18:42
von James Henry Burson
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Ein bisschen schräg - aber unterhaltsam.
_________________ Autor der Biografie eines Zöglings.
"Ich sag´s nur dir..."
Teil 1 und 2 bei Amazon. |
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