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Robert Trecht Schneckenpost
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Beiträge: 8
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R 22.08.2009 06:12 Der Verräter von Robert Trecht
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Ich wachte schweißgebadet auf. Meine Hände waren mit meinem Körper an einen Stuhl gefesselt und immer, wenn ich atmete, zog sich der Leinensack zusammen, der über mein Gesicht gestülpt worden war. Irgendwo an meinem Hinterkopf klaffte eine schwere Wunde. Panik hatte mit einem Male von mir Besitz ergriffen und das viel zu eng gezogene Seil brannte sich bei jeder Bewegung tiefer in meine Haut ein. Das letzte woran ich mich erinnern konnte, war eine Frauenstimme und grelle Punkte, die über meine Netzhaut tanzten, nachdem irgendein Vollidiot mich mit seinem Totschläger bearbeitet hatte.
Es war keine viertel Stunde vergangen, als ich das Knarren der Scharniere hörte. Irgendwo knallte eine Holztüre gegen die Wand und drei düstere Gestalten hielten mit großen Schritten auf mich zu. Unsanft wurde mir der Sack vom Gesicht gerissen und mit einem Male stockte mir der Atem. Ich befand mich in dem alten Keller von Tommys Lackiererei, den die Marokkaner als ihren Leichenverschlag benutzten. Meine Nase nahm den säuerlichen Terpentingeruch wahr, der in der Luft schwebte. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass zwei Leute hinter mir Aufstellung bezogen hatten, während Malik auf einem kleinen Schemel vor mir platz nahm.
„Hallo Markie.“, sagte er mit ruhiger Stimme und in meinem Inneren brach der mentaler Damm, der bisher meine Angst zurückgehalten hatte. Wild entschlossen versuchte ich mich von den Fesseln zu befreien. Malik nickte den beiden Personen hinter mir zu, woraufhin ein Tritt gegen die Seite der Stuhllehne fuhr. Ungebremst schnellte ich dem Erdboden entgegen und meine linke Körperhälfte federte den Sturz ab, bevor ein greller Schmerz meine Nerven durchzuckte. Für einen kurzen Moment wurde mein Bewusstsein narkotisiert.
Mit einem Mal war ich wieder hellwach. Jemand hatte mir eine Ohrfeige gegeben. Ich konnte das linkes Auge nicht mehr öffnen und meine Zunge fuhr auf der Suche nach meinen Zähnen unruhig durch den Mundinnenraum. Nervös sondierten wirr umherfahrende Blicke das Umfeld und plötzlich fiel mein Augenwerk auf einen der Männer, die mit Malik den Raum betreten hatten. Es war der einarmige Bob, ein Schläger von Maliks erster Garnitur. Früher war er mal Schlosser gewesen, hatte sich aber im zweiten Lehrjahr versehentlich einen seiner Arme abgetrennt, als er angefangen hatte, beim Sägen Radio zu hören. Glaubt mir, ich saß richtig tief in der Scheiße.
„Hey Malik, ich bezahle dir das Kokain. Ich konnte nichts dafür, dass wir von den Bullen angehalten worden sind.“, stammelte ich vor mich hin, während sich Blutfäden einen Weg meinen Körper entlang ebneten. Maliks sonnengegerbtes Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. „Es geht mir nicht um das Kokain Markie. Geht es mir um das das verdammte Kokain, Bob?“, fragte er und zog eine seiner Augenbrauen nach oben. „Nein Malik.“, antwortete Bob daraufhin in gewohnt infantilem Tonfall. „Sieht du Markie, es geht mir nicht um das Kokain. Ich meine, alleine die verfickten zweihundert Gramm waren mehr wert als dein scheiß Junkiearsch. Aber, nur mal der Interesse halber, denkst du eigentlich, dass ich ein Vollidiot bin?“, fügte Malik an und mit einem Male wurde seine Miene todernst. „Ich meine, die Bullen haben euch vor knapp zwei Jahren mit rund einem viertel Kilo Koka erwischt und während Hassan noch immer seine Runden im Knasthof dreht, spazierst du hier bei bester Gesundheit durch die Gegend? Markie, das kann doch nicht dein ernst sein.“, sagte er und untermalte das ganze mit einer fragenden Handbewegung.
Natürlich war das ganze nicht mein ernst gewesen. „Malik... ich kann dir das erklären.“, begann ich, doch wurden meine Worte von seiner hervorschnellenden Faust erstickt. Irgendetwas sagte mir, dass ich nicht viel mehr ertragen konnte. „Sie haben Pedro und Luke erwischt du verdammter Hurensohn.“, schrie mich Malik an, nachdem er wutentbrannt von seinem Sitz aufgesprungen war.
So habe jetzt mal versucht, das Metaphysiche wegzulassen und auch ein wenig mehr Dialoge in eine meiner Geschichten hineinklamüsert. Wäre nett wenn ihr mir sagen könntet, wie das ganze auf euch wirkt. Ist das ein bisschen zu abgedroschen ? Wie finden ihr die Idee mit dem einarmigen Bob ? Total unbeholfen oder doch eher innovativ ? Ist nur ne kleine Vorab Version und wenn mir das Feedback zeigt, dass der Versuch nicht total in die Hose gegangen ist, werde ich auch noch das Ende schreiben.
Gruß,
Robert
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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22.08.2009 10:56
von Alogius
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Hi,
erst ein paar Kleinigkeiten:
Zitat: | „Hallo Markie.“, sagte er mit ruhiger Stimme |
Der "." Punkt muss weg. Ein Beispiel von mehr als einem.
Zitat: | Panik hatte mit einem Male von mir Besitz ergriffen und das viel zu eng gezogene Seil (...) |
Nach "ergriffen" muss vor dem "und" ein Komma stehen. Passiert Dir häufiger.
Da sind hier und da auch Rechtschreibfehler, aber ich will mich jetzt um den Inhalt kümmern:
Irgendwie wirkt die Geschichte sehr abgedroschen, aber gleichzeitig verursacht sie ein angenehmes Schnitzelgefühl in mir. Ein Tarantinoschnitzel, da mich der Stil und die Dialoge daran erinnern, aber im positiven Sinne.
Der Typ steckt echt tief im Dung, das merkt man und das kommt wunderbar rüber. Trotz der klischeehaften Handlung gefällt mir dieser Anfang. Da ist ein stiller Zynismus in den Zeilen, dazu ein halb versteckter Humor, den ich mag.
Bob ist meiner Meinung nach auch klischeehaft, aber trotzdem (oder deshalb) passt er da einfach hin.
Interessant wäre es, den Fortgang zu lesen. Da würde ich mich dann über einen Bruch freuen, etwas Unerwartetes.
Bestes Zitat:
Zitat: | „Es geht mir nicht um das Kokain Markie. Geht es mir um das das verdammte Kokain, Bob?“, fragte er und zog eine seiner Augenbrauen nach oben. „Nein Malik.“, antwortete Bob daraufhin in gewohnt infantilem Tonfall. „Sieht du Markie, es geht mir nicht um das Kokain. Ich meine, alleine die verfickten zweihundert Gramm waren mehr wert als dein scheiß Junkiearsch. Aber, nur mal der Interesse halber, denkst du eigentlich, dass ich ein Vollidiot bin?“ |
Danke
Gruß
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Felix Eselsohr
F Alter: 36 Beiträge: 338
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F 22.08.2009 11:39
von Felix
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Moin Robert,
Tom hats schon gesagt, der Abschnitt ist klischeehaft...aber genau das find ich so gut da dran. Wenn ich den Text lese, dann sehe ich die Szene genau vor mir und das ist das allerwichtigste für solch eine Geschichte.
Vielmehr als an Tarantino erinnert mich das ganze an die dänischen Gangsterthriller von Lasse Spang Olsen, in denen genau derselbe zynisch-schwarze Humor mitschwingt.
Und ja, der Typ sittzt wirklich tief in der Scheiße. Das kommt rüber.
Den einarmigen Bob find ich gut. Auch wenn der Name etwas unbeholfen wirkt (was ja durchaus Absicht sein kann). Ich glaub ich hätte ihn Vegas Bob genannt, weil er eigentlich genauso aussieht wie die einarmigen Banditen da drüben (aber das war jetzt spontan und auch nur ein halbgarer Vorschlag).
mfg
Felix
_________________ -Show me a hero and I will write you a tragedy-
F.S. Fitzgerald |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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22.08.2009 11:44
von Alogius
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Vegas Bob ist aber gut
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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wallenstein Eselsohr
W Alter: 61 Beiträge: 331 Wohnort: Duisburg
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W 22.08.2009 12:11
von wallenstein
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Na ja, ich bin nicht so ein Fan von gewollten Gewalto-Szenen. Nicht persönlich, will ich sagen, ich meine mehr schreibtechnisch: das Ganze lässt sich schwer noch toppen.
Dabei lässt sich auch mit subtilen Mitteln einen Hauch von Gewalt in die Luft legen, und zwar ohne die Fäuste auszupacken. Ist man nämlich einmal in der Schlägerei drin, eskaliert die Gewalt und das war's dann. Versuch danach mal Spannung wieder aufzubauen!
Sehr gut gefällt mir dein "Glaubt mir, ich saß richtig tief in der Scheiße". Das nenne ich subtil. Der Leser bekommt eine düstere Vorahnung und wird mit einbezogen. Ansonsten berichtet dein Ich-Erzähler wie ein entfernter Chronist, dem nach und nach die Nase blutig geschlagen wird. Ohne große Emotionen. Gut, er ist ein Kerl, ein ganzer, aber dadurch auch irgendwie ein Langweiler.
Finde ich.
Sorry ....
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Robert Trecht Schneckenpost
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Beiträge: 8
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R 22.08.2009 14:58
von Robert Trecht
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Erst einmal : Vielen dank für eure Kritiken !
Zur Rechtschreibung : Ich weiß, es ist keine Entschuldigung dafür, so einen noch relativ schlampig überarbeiteten Text zu veröffentlichen, aber ich habe gestern Nacht noch an dieser Geschichte gearbeitet und darauf gehofft, schon gleich nach dem Aufstehen ein paar Rezensionen lesen zu dürfen. Und was sagt man dazu, ich hatte wirklich Glück. (Finde es btw super wie das hier im Forum mit der Talentschmiede funktioniert und ich werde auch erstmal wieder ein paar Texte kritisieren, bevor ich mich daran mache, an meinen eigenen weiterzuarbeiten !)
Zitat: | Ein Tarantinoschnitzel (...) |
Irgendwie habe ich mir schon fast gedacht, dass dieser Name fallen wird. Nachdem die Metaphysik raus gefallen war, musste ich sie durch irgend etwas anderes ersetzen und angeboten hat sich da eine Art Rabenschwarzer Humor, den ich versucht habe, subtil in meinen Text einzuarbeiten.
Zitat: | Trotz der klischeehaften Handlung gefällt mir dieser Anfang. Da ist ein stiller Zynismus in den Zeilen, dazu ein halb versteckter Humor, den ich mag.Bob ist meiner Meinung nach auch klischeehaft, aber trotzdem (oder deshalb) passt er da einfach hin. |
Puh, ich hatte nach dem übermüdeten Korrekturlesen meines Textes gestern echt das Gefühl, dass er dieses Mal ein echter Griff ins Klo geworden ist. Aber scheint ja nicht alles schief gelaufen zu sein. Er hat irgendwie die von mir intendierte Wirkung erzielt.
Zitat: | Da würde ich mich dann über einen Bruch freuen, etwas Unerwartetes. |
Naja ich werde es versuchen. Ich kann dir nur eines verraten : Leider musste ich die Möglichkeit "Und er spannte sein Cocktailschirmchen auf, und schwebte davon." ersatzlos von der Liste gestrichen werden
Zitat: | Ich glaub ich hätte ihn Vegas Bob genannt |
Haha, einfach nur genial !!! Leider schon wieder zu genial, dass ich diesen Vorschlag jetzt noch ruhigen Gewissens in meiner Geschichte verwenden könnte Außerdem ist das ein wenig zu sehr amerikano Style (Ja ich weiss, Tommys Werkstatt tendiert auch sehr in die Richtung) und ich wollte eigentlich versuchen, die Geschichte eher in den deutschen Gefilden anzusiedeln.
Zitat: | Ist man nämlich einmal in der Schlägerei drin, eskaliert die Gewalt und das war`s dann. Versuch danach mal Spannung wieder aufzubauen! |
Also ich habe das beim Schreiben so empfunden, dass die einseitige Gewalt eher die Spannungsamplitude einen Tick mehr ausschlagen lässt und nicht maßgeblich beeinflusst. Der ganze Effekt wirkt ja nur in die eine Richtung : Gegen Markie. Aber das kam bestimmt letzten Endes ganz anders rüber.
Zitat: | Ansonsten berichtet dein Ich-Erzähler wie ein entfernter Chronist, dem nach und nach die Nase blutig geschlagen wird. Ohne große Emotionen. Gut, er ist ein Kerl, ein ganzer, aber dadurch auch irgendwie ein Langweiler. |
Du hast vollkommen recht! Aber irgendwie denke ich, dass Emotionen die ganze Suppe nur extrem versalzen hätten. Der Protagonist ist hart wie Stein (mal unter uns : Meine Contenance wäre schon ausgestiegen, nachdem ich mit einem Sack über dem Kopf in einem Keller aufgewacht wäre), aber ich denke doch, so müssen die Personen in einer solchen Geschichte sein. Mit Realismus hat das gar nichts zu tun, ist halt alles reine Fiktion.
Brauchst dich auf keinen Fall dafür zu entschuldigen. Ich wusste eigentlich schon, dass bei dieser Geschichte die Meinungen extrem auseinander gehen werden! Wie gesagt das Genre ist nicht jedermanns Sache und ich spiele auch noch sehr viel mit Stilmitteln und Charakteraufbau. Mein Primärziel ist es im Moment noch, meine Schreibfertigkeit auf ein gehobenes Level zu hieven (wobei vielleicht als Beiprodukt die ein oder andere brauchbare Geschichte abfällt).
Viele Grüße,
Robert
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Felix Eselsohr
F Alter: 36 Beiträge: 338
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