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Rike Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 254
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11.08.2009 21:44 Auf Reisen von Rike
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Auf Reisen
Wir sind Backpackers auf navigierter Lebensreise.
Auf Abwegen wollen wir uns selbst finden,
als lägen wir am Straßenrand.
Wir suchen uns in jedem Kippenstummel und Kaugummipapier,
zertreten ein paar vierblättrige Kleeblätter,
kicken herumliegende Steine aus dem Weg
und glauben, uns in einer Pfütze zu erkennen.
Wir wollen den Mount Everest bezwingen,
aber wir scheuen uns, über uns selbst hinauszuwachsen.
Wir lassen uns von den Tiefen des Ozeans berauschen,
doch unsere eigenen Tiefen meiden wir.
Wir fürchten uns nicht vor dem Tod
aber vor Gefühlen. -
Also sperren wir sie ein
und springen aus Flugzeugen,
um einen Hauch von Freiheit zu spüren.
Wir sehnen uns nach Liebe,
doch wenn wir ihr begegnen,
sorgt Angstschweiß dafür,
dass wir uns nicht zu nahe kommen.
Wir wollen uns berühren lassen,
doch unsere Seelen bleiben vakuumverpackt.
Darum versuchen wir, uns zu beweisen,
wie falsch wir füreinander sind
und lügen uns vor,
dass an irgendeiner Kreuzung jemand Richtiges wartet,
nur damit der Abschied einen Sinn ergibt.
Wenn Wege sich nur kreuzen,
um sich in verschiedene Richtungen zu entfernen,
warum glauben wir immer wieder,
wir könnten ewig nebeneinander gehen?
Wir erfüllen uns die Träume aus schlaflosen Nächten
und machen Rundfahrten und Weltreisen,
doch kreisen wir dabei nur in konzentrischen Kreisen
um uns selbst.
Wir kitzeln lieber unsere Nerven,
als unsere Seelen zu streicheln
und konsumieren Leben,
anstatt es zu inhalieren.
_________________ Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit (R. M. Rilke) |
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MrPink Lyromane
Alter: 53 Beiträge: 2431 Wohnort: Oberbayern
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16.08.2009 13:53
von MrPink
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Mir gefällt die letzte Strophe, sie fasst zusammen und zieht die Essenz aus dem Vorherigen. Könnte auch für sich stehen. Ansonsten findest du schöne und treffende Metaphern. Du hast dir ein sehr komplexes Thema ausgesucht, na ja, eigentlich ist es gar nicht komplex, dass hast du mit der letzten Strophe eindrucksvoll bewiesen. Komplex sind die Symptome und dass du versuchst, dem "wir" gerecht zu werden. Somit stehen die Bilder eher nebeneinander, ohne Chance, dass sich die Erkenntnis aufbaut/entwickelt. Mir als Leser geht es so, dass ich immer zustimmend nicken kann, mir fehlt aber der berühmte Kick, der mir die Augen öffnet. Vielleicht wäre ein Bild/eine Metapher ausreichend gewesen, so dass ich selbst auf die Reise gehen kann, mir die Muscheln zu suchen, die mein Bild entstehen lassen.
schönen Sonntag
andi
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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Rike Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 254
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20.08.2009 07:52
von Rike
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Hallo Andi,
sorry das das mit dem Antworten so lange dauert bei mir.
Zitat: | du versuchst, dem "wir" gerecht zu werden |
Das hast du gut erkannt. ich habe dieses Stück für Publikum geschrieben und nicht nur für mich selbst, daher ist es etwas verkrampfter geworden.
Zitat: | Mir als Leser geht es so, dass ich immer zustimmend nicken kann, mir fehlt aber der berühmte Kick, der mir die Augen öffnet. Vielleicht wäre ein Bild/eine Metapher ausreichend gewesen, so dass ich selbst auf die Reise gehen kann, mir die Muscheln zu suchen, die mein Bild entstehen lassen. |
Sehr schön gesagt. Ich nehme dem Leser das Muschelsuchen ab ...
Aber seit ich meine Texte vor Publikum und nicht unbedingt "literaturbegeistertem" Publikum lese, ist mir aufgefallen, dass viele sich eher einfangen lassen, wenn sie nur nicken müssen und sich wiedererkennen, ohne noch selbst auf die Suche gehen zu müssen.
Ich versuche da noch einen Mittelweg zu finden, um mir selbst gerecht zu werden aber auch den Zuhörern.
Die letzten Verse sind auch meine liebsten und ich werde sicher das ein oder andere Bild nocheinmal rausziehen und neu verpacken.
Diese Zeilen habe ich in einem Männerknast vorgelesen.
Dort kam es gut an.
Mir selbst ist es literarisch auch zu ungeschliffen. Mir fehlt die Leichtigkeit.
Gruß
Rike
_________________ Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit (R. M. Rilke) |
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