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Tobias_E_Walter Schneckenpost
T Alter: 45 Beiträge: 12
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T 14.08.2009 22:37 Neulich im Supermarkt von Tobias_E_Walter
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Neulich im Supermarkt. Samstagmorgen.
Es begann bereits an der Gemüseauslage. Zwei Hausfrauen, mit zweifelslos sicherem Einkommen von der Agentur für Arbeit, stritten sich um die letzten Tomaten. Ihre verwöhnten Bälger hatten nichts anderes zu tun, als sich einen erbitterten Kampf mit losen Trauben zu liefern und zogen ein Umfeld von gut fünf Metern Durchmesser mit ein.
Plötzlich ein stechender Schmerz in meinen Kniekehlen. Eine alte Frau, die offenbar ihre Sehhilfe zu Hause vergessen hatte, drängte sich mit ihrem Einkaufswagen an meine Seite. Freundlich, wie ich bin, sah ich es ihr nach und half ihr noch den Kopfsalat in die aneinanderklebende Plastiktüte zu stecken.
Ich ging zwei Gänge weiter und warf einen Blick auf meinen Einkaufszettel. Im selben Moment rutschten meine Füße unter dem Boden weg. Ein Glas mit Tomatensoße hatte seinen Weg wohl, wie aus dem Nichts, auf die Fließen des Supermarktbodens gefunden. Ich konnte mich gerade noch an meinem Wagen festhalten, der in das gegenüberliegende Regal krachte und gefährlich die etwa dreißig Flaschen Aceto balsamico zum Schwanken brachte.
Ohne weitere Zwischenfälle überstand ich den Ausflug zur Fleischtheke und passierte nach einigen Ausweichmanövern die Tiefkühlabteilung.
Vor dem Eierregal traf ich auf eine wahre Menschentraube und ein leises Schluchzen drang in meine Ohren. In der Mitte der Schaulustigen stand eine feine Dame in einem recht teuer wirkenden Pelzmantel. Offenbar war das mittlere Regal mit den Freilandeiern direkt vor der Pelzträgerin zusammengekracht und hatte seinen zerbrechlichen Inhalt über ihr entladen. Unentschlossen, ob sie nun weinen oder schreien sollte, stand sie fassungslos in einer Pfütze aus zerbrochenen Eiern. Ihr Pelzmantel war von Dottern und Eiweiß überzogen und sie erinnerte mich stark an ein übergroßes Omelette.
Ohne Eier also machte ich mich auf den Weg zur Kasse. Direkt vor mir in der Schlange stand eine der streitenden Mütter aus der Gemüseabteilung. Nachdem sie zum etwa hundertsten Mal ihre Kinder zurechtgewiesen hatte zog sie ihre graue Jogginghose nach oben und ich stellte mir wieder die eine Frage. Warum muss ich immer zum richtigen Zeitpunkt an die falschen Stellen schauen? Direkt vor der Mutter stand die alte Frau von vorhin. Sie hatte ihr gesamtes Kleingeld auf das Laufband geleert. Selbst die gute alte Mark blinzte dort noch in zahlreicher Menge und ich nahm mir nach einem Blick auf die genervte Kassiererin vor, mit meiner EC-Karte zu bezahlen.
Endlich war ich an der Reihe, bezahlte meine Waren und schritt erleichtert ins Freie. Genau in diesem Moment fiel mir ein, was ich alles bei meinem Einkauf vergessen hatte.
Weitere Werke von Tobias_E_Walter:
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TintenFisch Eselsohr
Alter: 30 Beiträge: 202 Wohnort: München
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15.08.2009 01:41
von TintenFisch
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Hallo Tobias,
das ist jetzt vielleicht keine sehr weltbewegende Geschichte, aber ich fand sie dennoch unterhaltsam.
Diese kleinen Szenen kennt wohl jeder und mir hat die Geschichte ein kleines Lächeln auf die Lippen gelockt, weil man sich alles bildhaft vorstellen kann.
Sprachlich habe ich eigentlich nichts auszusetzen. Deine Formulierungen sind leicht verständlich und genau so unbeschwert und amüsant, wie es zu der Geschichte passt.
Zitat: | Ich ging zwei Gänge weiter und warf einen Blick auf meinen Einkaufszettel. |
"Ich ging" kann eigentlich immer vermieden werden, gerade am Satzanfang klingt es einfach besser. Aber ansonsten ist deine Sprache ja immer sehr abwechslungsreich.
Zitat: | Nachdem sie zum etwa hundertsten Mal ihre Kinder zurechtgewiesen hatte, zog sie ihre graue Jogginghose nach oben und ich stellte mir wieder die eine Frage. |
Hier fehlt ein Komma.
Zitat: | Endlich war ich an der Reihe, bezahlte meine Waren und schritt erleichtert ins Freie. Genau in diesem Moment fiel mir ein, was ich alles bei meinem Einkauf vergessen hatte. |
Den letzten Satz hätte ich an deiner Stelle ein bisschen pfeffiger gestaltet. So kommt er irgendwie nicht ganz so aussagekräftig herüber. Mit diesem "alles" setzt du dem Leser nur ein Wort vor, das nicht gerade viel aussagt. Hat dein Ich-Erzähler nur Milch und Brot vergessen oder ist sein ganzer Einkaufswagen praktisch noch leer? Liegen vielleicht nur ein Kilo Tomaten, eine Salami und ein Feuerzeug im Wagen?
Da fällt dir sicher eine Möglichkeit ein, es etwas bildhafter zu machen, von was diese Supermarkt-Szenen alles abgelenkt haben...
Aber sonst kann ich eigentlich nichts weiter sagen. Sehr erfrischend zwischendurch und gerne gelesen!
lg
Sophia
_________________ Das Leben fröhlich weiterwinken, heiße Schokolade trinken! |
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Webbi Gänsefüßchen
W
Beiträge: 15
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W 18.08.2009 03:27
von Webbi
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Amüsante Geschichte, die wohl jeder nachvollziehen kann, der in seinem Leben bereits in den Genuss kam, einen Supermarkt zwecks Einkauf aufzusuchen.
Sprachlich gefällt mir dein Stil ganz gut, es ist flüssig zu lesen, ohne Stocker. So auf dem ersten Blick ist mir aufgefallen, dass dort zwischen ein Doppelpunkt seinen Platz einfinden sollte:
Zitat: |
Nachdem sie zum etwa hundertsten Mal ihre Kinder zurechtgewiesen hatte zog sie ihre graue Jogginghose nach oben und ich stellte mir wieder die eine Frage. Warum muss ich immer zum richtigen Zeitpunkt an die falschen Stellen schauen? |
Ansonsten noch anzumerken: Vielleicht ist bei dieser kleinen Aneinanderreihung ein wenig zu viel negatives passiert?
_________________ Mein Literatur-Blog |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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18.08.2009 08:08
von Alogius
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Sprachlich ganz ordentlich und flüssig geschrieben. Manche Formulierung ist zwar dennoch etwas holprig, aber insgesamt ist es in Ordnung -mehr dann aber auch nicht:
Klar kenne ich diese bizarren Ereignisse im Supermarkt (und ich hasse es, einzukaufen), aber eben weil Dein Text nicht unbedingt originell ist, habe ich maximal leise geschmunzelt, das war es dann auch.
Es fehlt mir das Unerwartete, das Neue oder vielleicht Überzogene, was einen solchen Text ausmachen könnte.
Danke
Gruß
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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