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Kleine Tragödie, Zweiter Teil, Dritter Akt


 
 
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag04.08.2009 17:25
Kleine Tragödie, Zweiter Teil, Dritter Akt
von Alogius
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Kleine Tragödie, Zweiter Teil, Dritter Akt

Wie des Buhlteufels Sprössling freundlich empfangen wird, der Doktor und der Paff in Zwist geraten und die Lande um Fichtelstieg, Keilhus und Bachtal unter neue Fahnen gestellt werden, dazu ein unpassend Intermezzo

Bericht des Kaplans zu Bachtal

„Der Gottvater soll es behüten, dass ich je vergesse, was sich anschließend noch zugetragen. Dass nicht gar der Heilige Vater in Rom Wind von diesen Schrecknissen bekommen hat, mag wohl einzig daran liegen, dass niemand sich einen Lügner schimpfen lassen will –denn obschon die Kirch eiligst reagierte, gibt es doch nunmehr keinerlei Spur mehr von dem, was gewesen. Meine Erinnerung führt mich also zurück in die kaiserliche Pfalz, wo der Herr Landgraf von Humboldt seinen verschollenen Sohn erkannt. Mit allerlei Tand, Kurzweil und Maskerade erfreuten Gaukler, Narren und Schausteller den Herrn Kaiser und sein Gefolge. Ja, der Landgraf selbst nahm daran teil. Mit wirrem Blick, den man aber der Freude über den verlorenen Sohn unterstellte, führte der Graf ein selbst geschriebenes Stücklein auf –wohl war der Kaiser weniger amüsiert ob der zur Schau gestellten Schauerlichkeiten, welche der Landgraf als die Tragödie des Priapos bezeichnete. Seinen Sohn hat der Landgraf sogleich wieder aufgenommen, und er hat ebenso –in meinem Beisein- neue Erlasse unterzeichnet, die dem Knaben allerlei Befugnis und Gewalt zusprachen. Man munkelte zu dieser Zeit schon, dass auch sein Erbteil er bekommen.“


Kaiserliche Pfalz. Gotischer Saal. Der Kaiser samt Gefolge. Der Landgraf und sein Sohn. Der Kaplan.

Hausdiener: Mein Kaiser, mich dünkt, wir sind einem Narrenspiel erlegen. Wie der Landgraf spinnert und vollkommen neben sich stehend sein Schaustück vorgetragen, mir wurd ganz anders. Der Schwindel packte mich.

Kaiser: Stüben, wir empfinden ebenso. Doch mag dem Landgrafen aufgegangen sein, wie wertvoll ein ehrbarer Erbe sein mag. Wir wollen also Freude für ihn zeigen und Milde walten lassen.

Hausdiener: Sehr wohl. Seht, dort kommen sie.

Hofnarr: Mein Kaiser, ich geb die Rolle gern ab, wenn der Herr Graf so weiter spielt. Neid empfindet Euer Narr.

Kaiser: Schweig nun. Es möge der Landgraf sprechen.

Humboldt: Mein Kaiser, es ist wohl Zeit, abzureisen. Euer Spektakel war wie immer ein hohes Vergnügen, und so hoffe ich, dass mein kleiner bescheidener Beitrag sich einreihen kann wenigstens in die geringeren Lieder über den vergangenen Abend. Doch weitaus froher ist die Botschaft, dass ich meinen Sohn hab gefunden! Seht nur, wie stolz und prächtig er neben mir steht. Sein ebenholzes Haar ist seinen Augen gleich, und ich sehe die Mutter in dem Jungen. Wie Ihr wisst, steht es nicht gut um ihre Gesundheit, aber mein Kaplan zeigt Zuversicht, dass sie bald schon Teil der großen Freude sein wird, die nun über das Erzgebirg streifen wird. Es soll doch kein Wagnis größer sein als die Liebe, doch ich kann mit Fug und Recht sagen: Ich liebe beide!

Kaiser: Recht so. Wir wünschen doch zunächst den Bericht des Kaplans, wie man mit den gar seltsamen Neuigkeiten aus Euren Landen umzugehen gedenkt. Wir meinen nämlich, ein Mann der Kirche sei der rechte Sprecher für solch ein Geschehen und den Bericht.

Humboldt: Sehr wohl. So an, Kaplan, berichte uns.

Kaplan: Widergöttliche Erscheinungen, der Herr mag uns schützen, haben Einzug gehalten in diesen unseren Landen, wie mir der Pfaff berichtet hat. Von schlechter bis keiner Ernte im Jahreslauf wird schon gesprochen, sind die Felder doch schwarz wie Raben. Und derer hat es auch sehr viele. Die heilige Kirch ist bereits in Kenntnis gesetzt, dies zu untersuchen.

Kaiser: Wohl eine weise Wahl ist getroffen. Schaut uns dennoch beunruhigt. Wir wünschen umgehend Bericht. Meine werte Tochter ist ebenso in Sorge. Wenn sie es ist, dann ist es jeder. Nicht nur das Herz einer Frau mag schaudern angesichts des Übels in der Welt. So an, reist sicher und schnell, auf dass die nicht löblichen Gebilde dieser Zeit einstürzen unter dem Wappen der Kirche und des Reiches.

Alfons: Sag, Vater, darf ich sprechen?

Humboldt: Mein Sohn, dem Kaiser wird es passen.

Alfons: Großer Kaiser, ich darf Euch sagen, dass auch ich mich dem Trotz gegen das Leblose und Böse verschrieben hab. Wir werden in Eurem und in Gottes Namen siegen.

Kaiser: Klug gesprochen. Nun geht fort.

Der Kaiser, sein Gefolge, wie auch der Landgraf und der Kaplan ab. Alfons eine Weile allein in der Halle.

Alfons: Wie sicher und wohlig warm sie sich alle fühlen. Doch ich kenn meine Herkunft allzu genau. Wechselbalg schimpft man mich, und doch hat niemand mich erkannt. Nein, das ist falsch. Mein Vater hat mich erkannt, sieht den Sohn, den er verloren. Wenn er doch nur wüsst, dass dieser schon zu Knochenmehl durch den Gevatter zerrieben. Sein Gesicht tät ich wohl gern dann sehen! Doch alles zu seiner Zeit, sagt der böse Geist, der mich beherrscht.

Ab.


Fichtelstieg. Vor der Taverne. Dunkle Nacht. Der Doktor, der Büttel und eine Wache der Miliz. Später ein Inquisitor und der Pfaff.

Bauer: Hört nur die Wölfe und ihre Schwestern, die Eulen. In der Nacht singen sie. Mich würde es nicht wundern, wenn sie bald auch tanzen!

Büttel: Erzählt keine Schauermär dieser Tage! Wir haben wahrlich genug an Plagen, von denen verdorbene Felder und brackig Wasser noch die geringsten Übel sind.

Bauer: Es ist aber so! Am Tag krächzen die Raben auf schwarze Erde und nachts sind es die anderen.

Vectorius: Schweigt nun. Wir wollen erwarten die Ankunft des Grafen. Haben wir schon von der Kirch gehört?

Büttel: Ich klopf grad an –der werte Inquisitor ist am Nachmittage eingekehrt. Seht, dort ist er schon. Und mit ihm unser Pfaff.

Inquisitor: Lang haben wir uns beraten. Wir kommen zu dem Schlusse, das Unheil hat sich gebettet hier im Gebirg. Unsre Schar an Kriegern und Mönchen ist bereits auf Erkundung.

Pfaff: Preiset den Herrn, alles wird gut!

Vectorius: So einfach ist es nicht. Es braucht wohl mehr als Hellebard und Klinge, um diese Brut in ihre niederhöllische Stallung zu fahren. Ihr habt es wohl erzählt, dass des Köhlers vermeintlicher Sohn den Namen Asmodeus hat gerufen? Euch muss man nicht sagen, was dies meint. Doch, werter Kirchendiener, reicht mir mein Buch. Der Teufel selbst hat es gestohlen.

Pfaff: Das Buch, ich hab es weise schon genutzt. Nachts stand ich am Feld, wo der Weg in den Haselwald führt. Laut ausgesprochen hab ich die Schutzformeln, die sehr weise ins Lateinische Ihr habt verzeichnet. Ihr seht, es ist alles wie es muss.

Vectorius: Seit wann ist ein Pfaff nur so ein Narr! Ihr seid ein einfacher Mann, dem nicht mehr gegeben als die wenigen Schafe zweier kleiner Orte zu führen. Sagt, wo habt Ihr denn gelernt? Ihr hättet sonst gesehen, dass dies nicht Bannsprüche sind, sondern ihr dunkles Gegenstück! Sie zu rufen und zu fassen, das ist Zweck des Buches! Jetzt werden sie alle stürmen, oh Gott, Ihr seid ein Tölpel, und dazu ein herrlich dummer!

Pfaff: Das verbitt ich mir! Seht, hier, das Buch, es ist ganz makellos!
Er hält es in die Höhe. So mag ein Blitz ihn treffen, als ein Unwetter aufkommt.

Pfaff: Weh mir! Er stirbt, geht in Flammen auf.

Inquisitor: Beim Herrn! Wir sind verloren! Was bringt Ihr so ein Buch in meine Nähe!

Vectorius: Schweigt still!

Die Flammen gehen auf den Inquisitor über. Auch er verbrennt, und der Büttel läuft schreiend davon.

Inquisitor: Der Herr soll mich empfangen!

Büttel: Feuer! Feuer! Ihr Menschen, löscht den Brand!
 
Vectorius: Ihr, Bauern, packt Eimer und nehmt das giftig Wasser. Zum Löschen mag es wohl noch reichen!
Er fasst in das verkohlte Buch.

Bauer: Löschen! Löschen!

Vectorius: Oh Ihr alten Götter. Was mag uns jetzt blühen!


Intermezzo

Die Tragödie des Priapos

Hephaistos:  Mein Schmiedehammer ist reich an Zollen, aber so etwas hab ich noch nie erblickt! Schaut nur diesen stolzen Schwanz, wie er dort baumelt!

Diana: Solch einen Pfeil müsst ich mit mir auf die Jagd nehmen, oder sollt ich besser ihm nachjagen?

Demeter: Diesen seinen Stab sollt er wohl behüten, sonst greif ich an! Die Erde kanns gebrauchen!

Dionysos: Darauf will ich schnell den letzten Weine gießen. Den Erguss aus diesem Dochte will ich mal erleben!

Aphrodite: Herrlich, könnt glatt vergessen, was ich für ihn bin!

Hermaphroditos: Aber Mutter, schau mich an. Ich habe derlei zwei davon. Und eines ist die Höhle, in welche dieser Stift gehört!

Aphrodite: Ach, geh, und spiel mit deinen Dingen. Bist doch dir selbst nah genug.

Demeter: Ich will ihn haben!

Diana: Römisch könnt Ihr mich nennen, aber ich hab zuerst gefragt!

Hephaistos: Mich plagt der Neid!

Dionysos: Wenn er geschwollen, misst er sicher zweimal auf und ab. Der Olymp erzittert schon.

Zeus: Schweigt still! Er soll sprechen und uns erklären, wie er dazu kommt, ein solches Horn zu tragen.

Priapos: Ein Fluch ist dieses Ding! Kann kein Weib sehen, ohne sie zu nähren. Kann nicht gehen, ohne dass er steht. Und will ich den Schurz ankleiden, so beult es sich aus und zwickt und schmerzt. Kann kein einfaches Lied singen, kein Epigramm schreiben, kann nicht tanzen, nicht lachen oder gar gegen Hermes um die Wette reisen. All das geht nicht, weil er so groß ist! Ich will sterben!

Hermaphroditos: Ach, mein Freund, so komm zu mir. Wir finden einen Weg. Gemeinsam ist man stark!

Zeus: Es sei der Olymp gelobt!

Charon: Ja, wartet nur ab, ihr Herren und Maiden. Das letzte Wort hab ich, und wir werden wohl sehen, wie das Brett ich über den Styx zu schiffen habe.

Alle ab.

Ende des dritten Aktes, in welchem das Chaos über Fichtelstieg gekommen, die Kirch bereits versagt und Alfons, des Buhlteufels Sprössling, seine Herrschaft vorbereitet



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Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Funkelndermond72
Eselsohr


Beiträge: 273
Wohnort: Nordlicht


Beitrag04.08.2009 21:21

von Funkelndermond72
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Wow. Ich liebe diese Sprache. Stehst Du auch auf Mittelalter oder wie schaffst Du es so zu schreiben?

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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag04.08.2009 21:30

von Alogius
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Danke wink

Ja, das tue ich. Wenn man einmal "drin" ist, funktioniert das ganz ordentlich, denke ich.

(Abgesehen vom fehlenden "f" in "Paff" am Anfang^^, gerade erst gesehen)

T.


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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag06.08.2009 18:03

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Wie kann er behaupten, dass der Pfaf ein Aff ist?
Kein Kommentar, muss mir noch die Tränen aus den Augen wischen. cry  lol

Hardy
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag06.08.2009 18:56

von Alogius
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lol2

Freut mich, wenn es gefällt!

(Noch zwei Akte...)


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