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Über das Vergessen


 
 
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
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Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag27.06.2009 17:38
Über das Vergessen
von EdgarAllanPoe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eine seltsame Parabel, deren Kette von der Interpretation zum fertigen Text recht lang ist.

Über das Vergessen


Als ich Fräulein H. aufsuchte, um sie darüber zu befragen, warum die Menschen den Lauf der Uhrenzeiger vergaßen und sich in graue Gebilde zu flüchten schienen, erzählte sie mir folgende Geschichte: Des Nachts lagen die Menschen schlaflos in ihren Betten, die Augen zur Decke gerichtet, wo Schatten kreuz- und querliefen. Wenn sich schwarze Finger nach ihnen bogen, erzitterten die Menschen und sahen zur Seite. Auf ihren Nachtschränken thronten schwarze, mächtige Uhren und Wecker, wie auch an den Wänden. Die Menschen nahmen das Ticken der Zeiger kaum wahr, zu sehr konzentrierten sie sich auf den Lauf der Schatten auf den Wänden. Sie flüchteten sich in Formen, die kaum existierten, und wateten im Schlamm ihrer Angst. Wenn nun der Schlaf aus den schattigen Wänden kroch, nahmen sie plötzlich das Schlagen der Uhren nur für einen kurzen Moment wahr, die einen neuen Tag verkündeten. Das Ticken aber war am nächsten Morgen in den Gedanken der Menschen verblasst, weil es im Schlaf und den Schatten ertrunken war.



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(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag27.06.2009 17:46

von Enfant Terrible
Antworten mit Zitat

Sehr schön geschrieben, aber weißt du, welcher Eindruck sich mir aufdrängt, wenn ich deiner Metaphernwelt folge? Dass du, aufgrund deiner aktuellen Parabelverliebtheit, die Gedanken in einer Form transportiert hast, die - meiner Meinung nach - nicht optimal passt.
Ich finde, diese Prämisse mit "Fräulein H erzählte" raubt der Geschichte etwas von ihrer Tiefe, den Metaphern etwas von ihrem Gänsehautfaktor. Es wird zu erklärend dadurch, obwohl ich finde, dass die Bilder der schwarzen lauernden Uhren ganz für sich sprechen - da hat mich die Passage mit "Lauf der Uhrenzeiger vergessen" etc. eher gestört.
Was ich damit sagen will: Ich habe das Gefühl, das hier könnte ein richtig intensives, metaphorisches Gedicht werden, oder eine fesselnde, versponnene, surreale Kurzgeschichte/Shortstory. Aber nicht jeder Stoff muss unbedingt als Parabel umgesetzt werden.
Ich hoffe, meine Meinung enttäuscht dich nichts. Auf keinen Fall will ich dich aus dem Konzept bringen, oder diesen Text umkrempeln, indem ich was falsches empfehle. Aber je öfter ich es lese, desto stärker sagt mir mein Gefühl: "Donnerwetter, das ist gut ... aber warum eine Parabel"?


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"...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
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Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag27.06.2009 17:55

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für deine Kritik, Krümel.
Das Unheimliche ist: Zuerst wollte ich ja ein Gedicht aus dieser Idee machen Shocked Ich wurde dabei allerdings unterbrochen und konnte es nicht zu Ende bringen - und ich hasse es, wenn mir jemand beim Schreiben über die Schulter sieht und sagt: "Ooohhh, ist das aber seltsam!"
Meine "aktuelle Parabelverliebtheit" hängt wohl damit zusammen, dass wir das Thema in der Schule durchgenommen haben und dass ich es klasse fand - als Einziger Laughing


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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag27.06.2009 17:58

von Enfant Terrible
Antworten mit Zitat

Ist doch schön, wenn du damit herumexperimentierst.
Aber eine Parabel ist, soviel wie ich weiß und analysiert habe, etwas sehr kompliziertes; längst nicht alle Themen lassen sich auf diese Weise umsetzen. Ich selbst habe mich mal an einer politischen Pseudo-Parabel ("Die Insel") versucht ... oh Gott Blink
Aber gerade dieser Text von dir schreit nach einem verkappten Gedicht  Laughing


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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag27.06.2009 18:03
Re: Über das Vergessen
von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Edgar Allen Poe,

dein Text gibt mir Rätsel auf. Er ist sehr beängstigend, macht mich beklommen, strahlt aber auch eine gewisse Magie aus. Mir wird richtig klaustrophobisch beim Lesen.
An einer Stelle stimmt was nicht, der Nebensatz am Schluss steht  beziehungslos zum übrigen Satzgefüge:




Zitat:
Wenn nun der Schlaf aus den schattigen Wänden kroch, nahmen sie plötzlich das Schlagen der Uhren nur für einen kurzen Moment wahr, die einen neuen Tag verkündeten.


Ich würde sagen, "der einen neuen Tag verkündete"

Gruß von Mardii
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag27.06.2009 18:06

von EdgarAllanPoe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Mardii!

Dankeschön für deine Kritik.
Eine Anmerkung:

Zitat:
Zitat:
Wenn nun der Schlaf aus den schattigen Wänden kroch, nahmen sie plötzlich das Schlagen der Uhren nur für einen kurzen Moment wahr, die einen neuen Tag verkündeten.  


Ich würde sagen, "der einen neuen Tag verkündete"


Das "die" bezieht sich auf die "Uhren".

Eddie


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Mardii
Stiefmütterle

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Beiträge: 1774



Beitrag27.06.2009 20:54
Re: Über das Vergessen
von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Edgar Allen Poe,

ich habe deinen Text wohl sehr subjektiv interpretiert. Da du aber von Menschen sprichst, scheinst du eine allgemeinere Aussage formulieren zu wollen. Mir kommt es so vor, als ob du von Ängsten sprichst, die vielleicht kollektiv sind. Man könnte es so verstehen, wie die Redensart sagt, dass Schlaf immer auch ein kleiner Tod ist.
Beim Erwachen am anderen Morgen haben die Menschen diese Ängste vergessen.

Mardii
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

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Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag09.07.2009 22:26

von Alogius
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*nicht unbedingt ausgrab, aber für mich mal eben hervor hol*

Ist wirklich eine seltsame Parabel, ein seltsamer Text. Aber da ich so etwas unheimlich mag und auch dieser selbst unheimlich ist, finde ich das erstmal gar nicht so schlecht. Interessant übrigens, dass mir der Text SO mehr gefällt als in der lyrischen Form.

Wie erwähnt, ist der Text bedrückend, beklemmend, auf nicht erklärbare Art. Mögen wohl die Bilder sein, die in sich -intuitiv, anders will ich den Text nicht lesen- schlüssig sind. Das, was mich daran so fasziniert: Ich kann ihn nicht rational deuten und nur mein Gefühl beschreiben. Das Vergehen der Zeit, doch das dabei stattfindende Vergessen, Flüchten, die Bedrohung, das nahende Ende von WAS AUCH IMMER, die seltsame Panik überträgt sich. Und das finde ich so gut daran.

Sicher ist das keine "echte" Parabel. Sie ist extrem schwer zu verstehen, weil ein riesiges Rätsel. Und doch erzeugt gerade das in mir das "innere Verstehen", welches ich nicht weiter transformieren kann. Es verharrt, so wie die Menschen irgendwie verharren, wenn nicht gar erstarren.
Man spricht bisweilen ja von absoluten Metaphern.
Es ist möglich, dass der gesamte Text eine ist.

Kurz: Ich mag diesen Text sehr!

Gruß,
Danke,
Tom


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Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag22.07.2009 10:40

von EdgarAllanPoe
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Hallo Alogius!

Entschuldige, dass ich erst jetzt dazu komme, auf dein Lob zu reagieren, aber ich hatte in den letzten beiden Wochen (zumindest teilweise) ganz schön Stress ...
Es freut mich, dass dir der Text gefallen hat. Ich weiß, dass er sehr rätselhaft ist - eigentlich hatte ich damit nur beabsichtigt, darauf aufmerksam zu machen, dass die Menschen sich auf unwesentliche Dinge konzentrieren und das Wesentliche vergessen (auch wenn es in dieser krassen Form ist, mit der unerklärlichen Angst in der Nacht etc.).
Nochmals danke für dein Lob!

Eddie


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