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Bingo Vegas Schneckenpost
Beiträge: 6
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11.06.2009 18:28 Theaterbühnen von Bingo Vegas
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Seit ich mich entsinnen kann, liebe ich Theaterbühnen. Schon als Kind, als meine Eltern mit ihren Freunden jedes Wochenende in so einer Kneipe waren, die an einem Tanzsaal angrenzte, sprangen ich und meine damaligen Freunde auf den Bühnen rum, spielten dort und fanden es einfach toll auf dieser Plattform zu stehen. Ich weiß bis heute nicht warum ich diese simplen Erhöhungen aus Holz so anziehend finde. Manchmal gehe ich zu solchen Bühnen, wenn ich im Vorbeigehen in irgendwelchen Städten diese Bühnen sehe. Ich setze mich dann hin und rauche eine Zigarette. Vielleicht auch zwei. Das verblüffende an der ganzen Sache ist, dass die Kippen dann meist wie verbranntes Laub im Herbst für mich riechen. Ich sitze dann da und überlege mir, wer vor mir schon alles auf diesen Bühnen war. Schauspieler vielleicht, die schon längst nicht mehr sind und an die nurnoch alte Fotos erinnern. Solche Fotos, die vergilbt und voller Kratzspuren sind. Mit langen Belichtungszeiten, sodass die Menschen darauf nicht lächeln. Ich habe noch nie ein solches Bild gesehn, auf dem mir die Personen ästhetisch oder symphatisch vorkamen. Vielleicht waren dort auf den Bühnen auch Musiker, die Lieder spielten, welche heute als Oldies gelten aber damals der letzte Schrei waren.
Ich knalle mich auf die Bühne inmitten eines kleinen Parks und lehne mich gegen die Holzwand. Der leise Knall zieht sich durch das Holz bis auf die andere Seite. Ich stampfe mit dem Fuß auf und merke wieder einmal, wie gut die Akkustik auf solchen halbkreisförmigen Bühnen ist. Ich schaue mir die Menschen an. Sie schauen fragend zurück. Über ihren Köpfen sehe ich sowas wie Denkblasen mit dem Inhalt: "Was macht der Idiot da eigentlich gerade?" Dann lache ich. Früher war es ganz normal, dass Menschen auf kleinen Bühnen stehen. Heute ist das seltener geworden. Entweder sieht man die Schauspieler im Fernsehen oder auf großen Bühnen während sie irgendwelche Neuinterpretationen von alten Klassikern spielen. Schiller. Goethe. Dickens. Ich stelle mich hin und schaue auf die drei Kerle mit Blaumann. Sie warten bestimmt auf etwas. Ich sehe sie als mein Publikum an. Habe sowas wie Lampenfieber, weil noch nie auf einer Bühne gestanden, wo Publikum war. Ich fange also an zu reden und sie hören mir aufmerksam zu. Bestimmt zum leiden der Kunden, die wollen, dass nun ein Rohr bei ihnen verlegt wird oder die Steckdosen repariert werden.
"Meine Herren. Ich präsentiere Ihnen das Einmanntheater!"
Und sie klatschen und freuen sich.
Ich puzzel mir in meinem Kopf eine kleine Geschichte zusammen und spiele drei Charaktere gleichzeitig. Ich zeige, wer welcher Charakter ist, indem ich von A nach B laufe und die Stimme variiere. Das mache ich eine halbe Stunde. Und sie lachen und geben "Oh"-laute von sich, wenn in der Geschichte irgendetwas schlimmes passiert. Wie das Kasper-Theater für erwachsene sozusagen. Eine halbe Stunde schauspielere ich auf der Bühne und dann endet die Geschichte damit, dass alle drei Charaktere in einen Bus steigen und davon fahren. Ich verbeuge mich und sie jubeln. Dann verlasse ich die Bühne und gehe auf dem Parkweg davon. Auch sie widmen sich nun ihrer Arbeit.
Auf dem Weg finde ich ein Buchenblatt. Es ist vom Winter verschont geblieben und sieht aus, als wäre es eben erst vom Baum gefallen. Ich nehme es in die Hand und laufe weiter, bis sich ein wenig Wind erhebt. Ich lasse das Blatt los und es fliegt drehend und tanzend davon. Das Blatt hat seine eigene Bühne, denke ich bei mir und gehe nach hause.
Weitere Werke von Bingo Vegas:
_________________ Es gibt so viele schöne Dinge im Leben. Bestimmt werde ich diese auch irgendwann kennenlernen. |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18344
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11.06.2009 18:32
von MosesBob
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Wieviele Texte sollen's denn noch werden heute?
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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Bingo Vegas Schneckenpost
Beiträge: 6
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11.06.2009 18:37
von Bingo Vegas
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ich hab gesammelt, kumpel
_________________ Es gibt so viele schöne Dinge im Leben. Bestimmt werde ich diese auch irgendwann kennenlernen. |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18344
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11.06.2009 18:39
von MosesBob
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Ich sehe das schon. Aber mit drei Werken ist das Wochenpensum dann wohl erstmal erfüllt.
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
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Skye Gast
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25.06.2009 06:35
von Skye
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Ich nehme jetzt mal an, dass dies eine Kurzgeschichte ist und es keine Handlung vor oder nach diesem Textauszug gibt.
Den Einstieg mit der kurzen, aber klaren Feststellung finde ich gut und regt den Leser auch an. Allgemein gefällt mir der Anfang besser als der Schluss, da die Geschichte für mich nicht richtig ins Rollen kommt. Der Sprung von den allgemeinen Gedanken über Bühnen zum eigentlichen Beginn (Ich knalle mich auf die Bühne[...]) gelingt meiner Meinung nach nicht vollständig. Das könnte vielleicht durch einige ergänzende Worte verbessert werden, sodass man merkt, dass die Hauptperson aus ihren Erinnerungen an die Vergangenheit herausgerissen wurde.
Grundsätzlich versteht der Leser die Botschaft des Textes, allerdings kommt dies schon im ersten Teil zum Ausdruck. Die Passage über das Einmanntheater ist insoweit gar nicht so wichtig, macht aber dennoch einen grossen Teil des Textes aus.
Grammatikalisch habe ich nur einige kleine Fehler bemerkt. Ein, zwei Mal verwendest du das Wort "Bühne" gerade hintereinander, wodurch der Eindruck entsteht, dass du es gezwungenermassen einbringen willst.
Ansonsten einige kleine Dinge (Tippfehler?) wie "Das Verblüffendste" oder "Oh-Laute".
Ich hoffe, dass war jetzt nicht zu viel an Kritik
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