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Nemesis


 
 
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Jenna
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
J

Alter: 53
Beiträge: 49
Wohnort: Buxtehude


J
Beitrag24.05.2009 14:50
Nemesis
von Jenna
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Buchrücken:

Jacqueline Richter ist eine bildhübsche Frau aus armen Verhältnissen, die sich nur durch Diebstähle über Wasser halten kann.
Durch einen Zufall begegnet sie der reichen, arroganten Gräfin von Spreckelsen, die ihr wie eine Zwillingsschwester ähnelt.
Verletzt und voller Blut findet Jacqueline die Gräfin am Hamburger Hauptbahnhof auf und nimmt sie mit nach Hause.
Während sie noch überlegt, ob sie der Gräfin helfen oder sie bestehlen soll, wird sie Bestandteil eines mörderischen Komplotts zwischen der Gräfin, den Immobilienhaien und Staatsoberhäuptern..


Nemesis


Prolog


Jacqueline Richter lief den Jungfernstieg in Hamburg hinunter und schaute sehnsüchtig in die teueren Boutiquen, deren Inhalt sie sich in diesen Leben nicht mehr leisten konnte. Jennifer h a s s t e ihr leben. Sie wohnte in der üblen Gegend St. Georg in einer schäbigen Einzimmer-Wohnung, lebte von der Stütze, die nicht zum Leben reichte. Jennifer war 35 Jahre alt und eigentlich eine bild hübsche Frau, hätte sie sich die richtige Haarpflege, Kleidung, Cremes und Parfüms leisten können, dem war aber nicht so.
Nach Abzug der Miete und Nebenkosten blieben Jennifer 300,00 Euro zum Leben, die eigentlich vollständig von Zigaretten verbraucht wurden. Ja.. Sie hätte längst das Rauchen aufgeben müssen, aber sie war so süchtig! Wie oft hatte sie schon versucht aufzuhören und war kläglich gescheitert. Sie verzichtete lieber auf Essen und alles andere, als auf Zigaretten. Sie war Kettenraucherin und das schon seit ihrem 9. Lebensjahr.
Jennifer, die lieber Jenny genannt wurde, hatte ihre letzte Hose an, die noch nicht so zerrissen war, dass nur noch Haut zu sehen war. Dies war der Grund, warum sie hier war: Sie musste Kleidung stehlen, da sie selbst für die billigsten Läden kein Geld hatte. 3x hatte sie nun schon gestohlen und es war Gott lob gut gegangen. In diesen teuren Boutiquen würde sie selbstverständlich erwischt werden. Alles kleine Läden mit mindestens drei Verkäufern. Nein, sie musste zu Fuß zur Mönckebergstraße und dort zu Karstadt, ein großes Kaufhaus. Die guten Kleidungsstücke waren natürlich diebstahlgesichert, aber es gab auch viele Sachen auf den „Grabbeltischen“, die wohl dieser Sicherung nicht wert waren.
Jennifer ging trotzdem langsam, um sehnsüchtige Blicke in die teueren Geschäfte werfen zu können. Träumen durfte man ja schließlich.
Sie war stehen geblieben und merkte nicht, dass eine große weiße Lincoln Limousine direkt neben ihr hielt. Der Chauffeur war ausgestiegen und hielt die hintere, rechte Tür auf und stieß Jennifer damit fast um, was sie aber immerhin aus ihren Tagträumen riss.

Eine sehr elegant gekleidete, hübsche, schlanke Frau stieg aus dem Lincoln und schaute Jennifer direkt in die Augen. Ihr stockte der Atem. Von dem Klassenunterschied, der Kleidung und der Pflege abgesehen, hatte sie das Gefühl, in ihr eigenes Spiegelbild zu schauen. Die Frau, die ihr eben noch direkt in die Augen geschaut hatte, schien dies jedoch nicht zu bemerkten. Sie wandte sich um und betrat direkt die Boutique, in welche Jennifer eben noch so verträumt hineingesehen hatte. All die Designer, dessen Kleidung sie so gerne einmal getragen hätte: Gucci, Chanel, Jil Sander… Instinktiv folgte sie der Frau in das Geschäft.
Die große Blonde wurde von der Verkäuferin begrüßt und winkte hektisch ihrer Chefin, die auch sofort angerannt kam, um die wohl bekannte Frau zu begrüßen. Übereifrig sagte Sie:
„Guten Tag Gräfin von Spreckelsen. Schön, Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Guten Morgen. Ich brauche ein Abendkleid, ein Cocktailkleid, ein paar Hosen, Pullover, Schuhe und Handtaschen. Ach.. Und ein neuer Nerz.. Nein, lieber einen blauschwarzen Fuchs. Nerze habe ich ja schon zu viele“.
Arrogante Ziege, dachte sich Jennifer. Außerdem näselte die Gräfin beim Sprechen. Vielleicht sollte sie einmal Sprachunterricht nehmen. Gräfin… Päh.
„Bitte folgen Sie mir Madam, wir haben ganz exquisite Stücke für Sie, die ganz fantastisch an Ihnen aussehen werden“, beeilte sich die Besitzerin des Geschäfts zu sagen.
„Wo bleibt mein Champagner?“, entgegnete die arrogante, angebliche Gräfin nur. Die Verkäuferin eilte in den hinteren Bereich, noch bevor die Chefin sie tadeln konnte und kam geschwind mit einer edlen Flöte, gefüllt mit Champagner, zurück. Ohne ein Wort des Dankes nahm die Gräfin das Getränk entgegen und setze sich auf das bequemte Sofa in der Mitte des Geschäftes, wohl um sich bedienen und sich die Kleidung vorführen zu lassen.
Erst jetzt wurde Jennifer von der Verkäuferin bemerkt, die sie entsetzt ansah. Mit grimmiger Miene bat sie Jennifer, das Geschäft zu verlassen. Jennifer kannte diese Situation nur zu gut, nur leider war sie nicht in dem Film „Pretty Woman“. Bevor die Verkäuferin etwas weiteres zu ihr sagen konnte, drehte Jennifer sich um und verließ das Geschäft, aus irgendeinem Grunde entschloss sie sich jedoch, vor dem Ladengeschäft auf die Gräfin zu warten, warum, wusste sie selber nicht. Sie setzte sich auf einen Betonvorsprung des Gehweges, von wo aus sie den Eingang und einen Teil des Geschäftes beobachten konnte.

Nach über einer Stunde des Wartens war Jennifer durstig, außerdem hatte sie den ganzen Tag noch nichts gegessen, doch plötzlich kam die Gräfin aus der Boutique heraus. Drei Einkauftaschen trug sie selbst, diverse Tüten und Schachteln folgten hinter ihr in den Armen der Verkäuferinnen.
Der Chauffeur stieg aus seiner Limousine und wollte erst der Gräfin die Taschen abnehmen, die diese ihm jedoch wortlos entzog, so dass er nur die Sachen der Verkäuferinnen in den Kofferraum lud. Jennifer saß keine eineinhalb Meter von der Gräfin entfernt, deren Handy klingelte. Unwirsch meldete sie sich am Telefon, wurde aber schon nach wenigen Sekunden leichenblass. Sie hielt sich am Dach des Lincoln fest und stieß die Luft aus. Leise sagte sie in ihr Handy:
„Sind Sie sicher? Wie.. Wann.. Was…?“
Danach hörte sie noch eine Weile bestürzt zu und schüttelte mehrmals den Kopf, traute sich wohl aber offensichtlich nicht, laut „Nein“ zu dem Anrufer zu sagen.
Nachdem sie aufgelegt hatte, wollte der Chauffeur ihr die Tür öffnen. Sie sprach eine Weile leise auf ihn ein, der Chauffeur zog irgendwann hilflos die Schultern nach oben, stieg in den Lincoln ein und fuhr davon.
Die Gräfin atmete erneut mehrmals tief ein, raffte die Schultern und ging Richtung Kreuzung. Jennifer war mittlerweile aufgestanden. Wieder begegneten sich ihre Blicke, wieder viel der Gräfin ihre doch so offensichtliche Ähnlichkeit nicht auf.
Aus einen Impuls heraus folgte Jennifer dieser arroganten aber doch offensichtlich verängstigten Frau, warum sie das tat, wusste sie selber nicht, aber sie wunderte sich: Wenn sie angst gehabt hätte in der Situation der Gräfin, wäre sie doch sofort in den sicheren Lincoln gestiegen.
Ohne auf den Verkehr zu achten, überquerte die Gräfin mehrere Straßen, bis Jennifer bemerkte, dass offensichtlich der Hamburger Hauptbahnhof ihr Ziel war. Die Gräfin hatte nur einmal Halt gemacht, um kurz an einem Douglas Geschäft zu halten und war nach nur wenige Minuten mit zwei weiteren Einkaufstüten herausgekommen. Jennifer überlegte sich, ob sie diese arrogante Frau nun ansprechen sollte unter dem Vorwand, ihr die schweren Taschen der Boutique abzunehmen und zu tragen und sodann damit zu verschwinden, mit ihren Stöckelschuhen hätte diese Frau sich nicht auf eine Verfolgungsjagd einlassen können. Oder sollte sie ihr lieber die Handtasche entreißen? Liefen reiche Leute noch mit viel Bargeld herum oder lief alles nur über Kreditkarten und wie schnell würden diese gesperrt werden? Eigentlich sollte Jennifer sich für diese Gedanken schämen, hatte sie doch noch nie jemanden Geld gestohlen, aber Menschen in Not machten bekanntlich ja die unmöglichsten Sachen, oder?

Mittlerweile hatten die beiden Frauen den Hauptbahnhof erreicht und die Gräfin ging hinunter zur U-Bahn. Jennifer wunderte sich, was diese Frau bei einer U-Bahn suchte, wo sie sich doch hätte von ihrem Chauffeur überall hin hätte fahren lassen können, zumal doch nun jeder wusste, was für üble Gestalten sich auf dem Hauptbahnhof rum trieben. Mittlerweile war es fast 19.00 Uhr, der Frühling war zwar hereingebrochen, die Uhrzeit jedoch noch nicht auf Sommerzeit gestellt, so dass es draußen bereits dunkel war.

Auf der Rolltreppe zur U-Bahn drängte sich eine Menschenmenge zwischen Jennifer und die Gräfin, so dass sie diese aus den Augen verlor. Sie lief den Bahnsteig ab in der Hoffnung, die Gräfin wieder zu finden. In einer U-Bahn konnte diese nicht verschwunden sein, da noch keine eingefahren war. Jennifer suchte den Bahnsteig in beide Richtungen ab, konnte die Gräfin aber nirgendwo entdecken.
Genervt gab Jennifer die Suche auf. Die meisten Geschäfte schlossen um 20.00 Uhr, wenn sie noch unauffällig Kleidung stehlen wollte, musste sie sich beeilen, also ging sie zurück auf die Straße Richtung einem billigen Kleidungsgeschäft nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt.

Kapitel 1

Jennifer war es gelungen, eine beige Sommerhose sowie einen leichten, beige braunen Pullover zu stehlen. Das musste für einen Tag reichen.
Sie ging zurück zum Hauptbahnhof und konnte es sich nicht verkneifen, noch einmal beim U-Bahnsteig nach der Frau zu suchen.

Beim ersten Bahnsteig wurde sie nicht pfündig. Beim zweiten Steig sah sie eine zusammen gesunkene Frau an einem Poller hocken. Jennifer ging zu ihr und sprach sie an. Als die Gräfin nicht reagiert, hockte sich Jennifer vor die Frau und schüttelte sie leicht an der Schulter.
Die Gräfin richtete sich auf. Erst jetzt sah Jennifer die Verletzungen im Gesicht der Frau, ihre Kleidung war mit Blut besudelt und sie stand offensichtlich unter Schock.
„Kommen Sie, wir müssen die Polizei verständigen, ich helfe Ihnen auf“, sagte Jennifer.
Vehement schüttelte die Frau den Kopf, wobei sich ihr Gesicht vor Schmerz verzog.
„Dann müssen Sie aber zumindest ins Krankenhaus, Sie sind verletzt und stehen unter Schock.“
„Keine Polizei, kein Krankenhaus“, sagte die Gräfin leise.
„Wo wohnen Sie?“
„In Pöseldorf, im Villenviertel, aber da kann ich jetzt auch nicht hin, auch wenn ich muss. Wenn ich nicht bis 22.00 Uhr zu Hause bin, dann…..“, die Gräfin sprach nicht weiter.
„Sie sollten nach Hause. Haben Sie Geld für ein Taxi dabei? Ich helfe Ihnen zum Taxistand“, bot Jennifer an.
Wieder schüttelte die Gräfin schmerzverzerrt ihren Kopf.
„Nein, ich kann nicht. Ich glaube, ich habe gerade einen Mann ermordet“.
Zunächst sprachlos starrte Jennifer die Frau an, war sich aber sicher, dass diese niemanden getötet hatte. Verletzt vielleicht, aber nicht tot. Wenn dieser jemand hier gleich auftauchte, sollten sie möglichst weit weg sein.
„Wir müssen hier auf jeden Fall weg“, sagte Jennifer. „Sie können erst einmal mit zu mir kommen. Ich habe meine Geldbörse nicht dabei und so voller Blut, wie Sie sind, können wir nicht mit der Bahn fahren. Haben Sie Bargeld da?“
Mechanisch öffnete die Frau ihre Geldbörse und reichte aus einem großen Bündel Scheinen Jennifer einen 500,00 Euro-Schein.
„Haben Sie es vielleicht auch etwas kleiner? Ich glaube nicht, dass der Taxifahrer hierauf rausgeben kann“, war Jennifer ein, behielt die 500,00 Euro jedoch in ihrer Hand.
Die Gräfin griff erneut in ihre Geldbörse und reichte Jennifer einen 200,00 Euro- und einen 100,00 Euro-Schein, welches Jennifer ebenfalls in der Hand behielt. So schnell konnte man 800,00 Euro verdienen.
„Ich habe nicht vor, dem Taxifahrer 80,00 Euro Trinkgeld zu geben und es sind zu viele 100,00 Euro-Blüten unterwegs. Haben sie es auch noch kleiner?“
Immer noch unter Schock stehend wühlte die Gräfin in ihrer Handtasche und gab Jennifer alle 50,00 und 20,00 Euro-Scheine, die sie gefunden hatte.
Jennifer steckte das ganze Geld ein und half der traumatisierten Frau auf. Mit einem Arm von Jennifer gestützt, schafften sie es die Rolltreppen hoch, überquerten das Gebäude des Hauptbahnhofes und setzten sich in den Fond des vorderen Taxis, wobei Jennifer vorher der Gräfin ihre Jacke übergezogen hatte, damit niemand die Blutflecken sah. Schade um ihre Jacke, aber sie hatte jetzt ja rund 1.500,00 Euro in der Tasche, so dass sie endlich mal richtig einkaufen gehen konnte.
Jennifer nannte dem Taxifahrer ihre Anschrift in St. Georg und nach nur wenigen Minuten erreichten sie ihre Wohnung. Jennifer gab den Fahrer nur wenig Trinkgeld. Sie brauchte das Geld mehr als der Fahrer.
Jennifer schleppte die Gräfin die Treppe hinauf und schob sie in ihre Wohnung, nachdem sie diese aufgeschlossen hatte.
Sie hatte erwartet, dass die Gräfin ihre schäbige kleine Wohnung sofort kritisieren würde, was diese aber nicht tat. Sie schaute sich erst um, ging zum Fenster, sah hinaus, atmete erleichtert auf und ließ sich in die einzige Couch fallen, die in der kleinen Wohnung stand.
Jennifer dreht sich zu ihrer kleinen Pentriküche um und zog unauffällig die beiden gestohlen Kleidungsstücke aus ihrem Pullover hervor und ging ins Bad. Dort legte sie Duschgel und frische Handtücher bereit und entfernte die Preisschilder der gestohlenen Kleidung. Mit der Kleidung ging Jennifer wieder aus dem kleinen Bad hinaus und stellte sich vor die Gräfin.
„Ziehen Sie die blutigen Sachen aus und waschen Sie sich das Blut ab. Ich habe Ihnen im Bad alles hingestellt. Hier, das sind ganz neue Sachen. Wir haben dieselbe Größe, ziehen sie das an“.
Als wäre die Gräfin froh, dass man ihr Befehle erteilte und das Denken für sie übernahm, stellte sie sich schwerfällig und unter offensichtlichen Schmerzen hin. Jennifer nutzte die Gelegenheit, die ganzen Einkaufstüten unauffällig mit dem Schuh unter ihren Tisch zu schieben.
Als die Gräfin im Badezimmer verschwunden war und Jennifer nach einer Weile die Dusche rauschen hörte, konnte sie nicht widerstehen, einen Blick in die Einkaufstüten zu werfen. Es war ein Traum: Tolle Kostüme, Hosen, Blusen, Pullover, ja sogar farblich abgestimmte Schuhe und Handtaschen. Die Douglastüten enthielten auch alles, was Jennifer all die Jahre entbehren musste: Teure Parfüms, Cremes und Schminksachen.
Hastig schob Jennifer wieder alles unter den Tisch. Vielleicht hatte sie ja Glück, dass der Gräfin das Fehlen überhaupt nicht auffiel oder sie ihr die Sachen aus Dankbarkeit schenkte. So, wie die Gräfin unter Schock stand, ging Jennifer jedoch davon aus, dass sich die Frau an ihre Einkäufe gar nicht mehr erinnern konnte

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Jenna
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Beitrag24.05.2009 14:57

von Jenna
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Aua.. Tippfehler vorhanden da nicht überarbeitet ..  Bitte darüber hinweglesen.. Beim nächsten Mal lese ich erst Wink Entschuldigung
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Murmel
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Beitrag24.05.2009 15:54

von Murmel
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Ack, da gehört's doch auch nicht hin!

Zitat:
Verletzt und voller Blut findet Jacqueline die Gräfin am Hamburger Hauptbahnhof auf und nimmt sie mit nach Hause.
Warum das denn?

Heisst die Dame nun Jennifer oder Jacqueline?

So, mal auf die Schnelle:

Zitat:
Jacqueline Richter lief den Jungfernstieg in Hamburg hinunter und schaute sehnsüchtig in die teueren Boutiquen, deren Inhalt sie sich in diesen Leben nicht mehr leisten konnte. Jennifer h a s s t e ihr leben. Sie wohnte in der üblen Gegend St. Georg in einer schäbigen Einzimmer-Wohnung, lebte von der Stütze, die nicht zum Leben reichte. Jennifer war 35 Jahre alt und eigentlich eine bild hübsche Frau, hätte sie sich die richtige Haarpflege, Kleidung, Cremes und Parfüms leisten können, dem war aber nicht so.


Es gibt keinen Grund hasste zu betonen. Hassen ist ein starkes Verb. Zum letzten Teil des Satzes habe ich Einwände. Schönheit hängt garantiert nicht von Cremes und Parfüms ab.  Wink

Jau, nettes Stück, keine Angst vor Kritik bitte. Jeder hat mal angefangen.

500,00 na schreib doch Fünfhunderter.

1.500,00 Euro  *ahem* könntens auch 1.500,12 sein? So genau brauchen wir das nicht.

Dein Prolog ist keiner. Nenne ihn Kapitel 1 und ab geht die Post.


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Jenna
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Beitrag24.05.2009 16:01

von Jenna
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Auja.. Ja danke. Wie gesagt, nur so runter geschrieben oder zu korrigieren.. Sorry
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Hoody
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Beitrag24.05.2009 16:08

von Hoody
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Zitat:
Auja.. Ja danke. Wie gesagt, nur so runter geschrieben oder zu korrigieren.. Sorry


Ohne  Wink  Laughing

Willst du weitere Kritik? Also auch zur Stilsachen und so, oder willst du nur Kommis zum Inhalt?


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Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant

"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer
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Murmel
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Beitrag24.05.2009 16:17

von Murmel
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Huch...vergessen: willkommen. Der erste Schritt zum Besserwerden ist gemacht: du stellst dich der Kritik. Gut so.

Zitat:
Nach Abzug der Miete und Nebenkosten blieben Jennifer 300,00 Euro zum Leben, die eigentlich vollständig von Zigaretten verbraucht wurden. Ja.. Sie hätte längst das Rauchen aufgeben müssen, aber sie war so süchtig! Wie oft hatte sie schon versucht aufzuhören und war kläglich gescheitert. Sie verzichtete lieber auf Essen und alles andere, als auf Zigaretten. Sie war Kettenraucherin und das schon seit ihrem 9. Lebensjahr.
Der Paragraph stellt deine Heldin in ein verdammt schlechtes Licht. Sie geht lieber klauen, als dass sie das Rauchen aufgibt. Das ergibt einen negativen Charakter, dem man nicht gerne folgt. Würden sie ihr verbleibendes Geld für ein Kind oder einen Nachbarn, der noch schlimmer dran ist als sie ausgeben, dann wäre sie ein guter Charakter. Ein guter Charakter kann, nein, muss Fehler haben, aber die Richtigen bitte schön.

Das wars von Murmel.


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Jenna
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J
Beitrag24.05.2009 16:58

von Jenna
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Das ist es ja, sie soll so da stehen: Hoch kriminell!! Sonst würde sie ja auch nicht das Geld der traumatisierten Gräfin einstecken.

Ja, bitte alles schreiben aber bitte: Laßt mich am Leben  Very Happy
Danke schon einmal für Eure Beiträge

P.S. Ich versuche das erste Mal über ein Laptop zu schreiben und komme mit der Tastatur noch nicht wirklich klar. Ich bin noch auf Schreibmaschine eingestellt.. lach
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Jenna
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Beiträge: 49
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J
Beitrag25.05.2009 13:14

von Jenna
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So, die ersten Veränderungen:

Nemesis



Kapitel 1


Jacqueline Richter lief den Jungfernstieg in Hamburg hinunter und schaute sehnsüchtig in die teueren Boutiquen, deren Inhalt sie sich in diesen Leben nicht mehr leisten konnte. Jacqueline hasste ihr Leben. Sie wohnte in der üblen Gegend St. Georg in einer schäbigen Einzimmer-Wohnung, lebte von der Stütze, die nicht zum Leben reichte. Jacqueline war 35 Jahre alt und eigentlich eine bild hübsche Frau, hätte sie sich die richtige Haarpflege, Kleidung, Cremes und Parfüms leisten können, dem war aber nicht so.
Nach Abzug der Miete und Nebenkosten blieben Jacqueline dreihundert Euro zum Leben, die eigentlich vollständig von Zigaretten verbraucht wurden. Ja.. Sie hätte längst das Rauchen aufgeben müssen, aber sie war so süchtig! Wie oft hatte sie schon versucht aufzuhören und war kläglich gescheitert. Sie verzichtete lieber zum Teil auf Essen und alles andere, als auf Zigaretten. Sie war Kettenraucherin und rauchte bereits seit ihrem 9. Lebensjahr.
Jacqueline, die lieber Jackie genannt wurde, hatte ihre letzte Hose an, die noch nicht so zerrissen war, dass die Haut an verschiedenen Stellen durch schien. Dies war der Grund, warum sie hier war: Sie musste Kleidung stehlen, da sie selbst für die billigsten Läden kein Geld hatte. Dreimal hatte sie nun schon gestohlen und es war Gott lob gut gegangen. In diesen teuren Boutiquen würde sie selbstverständlich erwischt werden. Alles kleine Läden mit mindestens drei Verkäufern. Nein, sie musste zu Fuß zur Mönckebergstraße und dort zu Karstadt, einem großen Kaufhaus. Die guten Kleidungsstücke waren natürlich diebstahlgesichert, aber es gab auch viele Sachen auf den „Grabbeltischen“, die wohl diese Sicherung nicht wert waren.
Jackie ging sehr langsam, um sehnsüchtige Blicke in die teueren Geschäfte werfen zu können. Träumen durfte man ja schließlich.
Sie war stehen geblieben und merkte nicht, dass eine große, weiße Lincoln Limousine direkt neben ihr hielt. Der Chauffeur war ausgestiegen und hielt die hintere, rechte Tür auf und stieß Jackie dabei fast um, was sie aber immerhin aus ihren Tagträumen riss.

Eine sehr elegant gekleidete, hübsche, schlanke Frau stieg aus dem Lincoln und schaute Jacqueline direkt in die Augen. Ihr stockte der Atem. Von dem Klassenunterschied, der Kleidung und der Pflege abgesehen, hatte sie das Gefühl, in ihr eigenes Spiegelbild zu blicken. Die Frau, die ihr eben noch direkt in die Augen geschaut hatte, schien dies jedoch nicht bemerkt zu haben. Sie wandte sich um und betrat direkt die Boutique, in welche Jacqueline eben noch so verträumt hineingesehen hatte. All die Designer, dessen Kleidung sie so gerne einmal getragen hätte: Gucci, Chanel, Jil Sander… Instinktiv folgte sie der Frau in das Geschäft.
Die große Blonde wurde von der Verkäuferin begrüßt und winkte hektisch ihrer Chefin, die auch sofort angerannt kam, um die wohl bekannte Frau zu begrüßen. Übereifrig sagte Sie:
„Guten Tag Gräfin von Spreckelsen. Schön, Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Guten Morgen. Ich brauche ein Abendkleid, ein Cocktailkleid, ein paar Hosen, Pullover, Schuhe und Handtaschen. Ach.. Und ein neuer Nerz.. Nein, lieber einen blauschwarzen Fuchs. Nerze habe ich ja schon zu viele“.
Arrogante Ziege, dachte sich Jacqueline. Außerdem näselte die Gräfin beim Sprechen. Vielleicht sollte sie einmal Sprachunterricht nehmen. Gräfin… Päh.
„Bitte folgen Sie mir Madam, wir haben ganz exquisite Stücke für Sie, die ganz fantastisch an Ihnen aussehen werden“, beeilte sich die Besitzerin des Geschäfts zu sagen.
„Wo bleibt mein Champagner?“, entgegnete die arrogante, angebliche Gräfin nur. Die Verkäuferin eilte in den hinteren Bereich, noch bevor die Chefin sie tadeln konnte und kam geschwind mit einer edlen Flöte, gefüllt mit Champagner, zurück. Ohne ein Wort des Dankes nahm die Gräfin das Getränk entgegen und setze sich auf das bequemte Sofa in der Mitte des Geschäftes, wohl um sich bedienen und sich die Kleidung vorführen zu lassen.
Erst jetzt wurde Jackie von der Verkäuferin bemerkt, die sie entsetzt ansah. Mit grimmiger Miene bat sie Jacqueline, das Geschäft zu verlassen. Jackie kannte diese Situation nur zu gut, nur leider war sie nicht in dem Film „Pretty Woman“. Bevor die Verkäuferin erneut etwas zu ihr sagen konnte, drehte Jackie sich um und verließ das Geschäft, aus irgendeinem Grunde entschloss sie sich jedoch, vor dem Ladengeschäft auf die Gräfin zu warten, warum, wusste sie selber nicht. Sie setzte sich auf einen Betonvorsprung des Gehweges, von wo aus sie den Eingang und einen Teil des Geschäftes beobachten konnte.

Nach über einer Stunde des Wartens war Jacqueline durstig, außerdem hatte sie den ganzen Tag noch nichts gegessen, doch plötzlich kam die Gräfin aus der Boutique heraus. Drei Einkauftaschen trug sie selbst, diverse Tüten und Schachteln folgten hinter ihr in den Armen der Verkäuferinnen.
Der Chauffeur stieg aus seiner Limousine und wollte erst der Gräfin die Taschen abnehmen, die diese ihm jedoch wortlos entzog, so dass er nur die Sachen der Verkäuferinnen in den Kofferraum lud. Jackie saß keine eineinhalb Meter von der Gräfin entfernt, deren Handy klingelte. Unwirsch meldete sie sich am Telefon, wurde aber schon nach wenigen Sekunden leichenblass. Sie hielt sich am Dach des Lincoln fest und stieß die Luft aus. Leise sagte sie in ihr Handy:
„Sind Sie sicher? Wie.. Wann.. Was…?“
Danach hörte sie noch eine Weile bestürzt zu und schüttelte mehrmals den Kopf, traute sich wohl aber offensichtlich nicht, laut „Nein“ zu dem Anrufer zu sagen.
Nachdem sie aufgelegt hatte, wollte der Chauffeur ihr die Tür öffnen. Sie sprach eine Weile leise auf ihn ein, der Chauffeur zog irgendwann hilflos die Schultern nach oben, stieg in den Lincoln ein und fuhr davon.
Die Gräfin atmete erneut mehrmals tief ein, raffte die Schultern und ging Richtung Kreuzung. Jackie war mittlerweile aufgestanden. Wieder begegneten sich ihre Blicke, wieder viel der Gräfin ihre doch so offensichtliche Ähnlichkeit nicht auf.
Aus einen Impuls heraus folgte Jackie dieser arroganten aber doch offensichtlich verängstigten Frau, warum sie das tat, wusste sie selber nicht, aber sie wunderte sich: Wenn sie angst gehabt hätte in der Situation der Gräfin, wäre sie doch sofort in den sicheren Lincoln gestiegen.
Ohne auf den Verkehr zu achten, überquerte die Gräfin mehrere Straßen, bis Jacqueline bemerkte, dass offensichtlich der Hamburger Hauptbahnhof ihr Ziel war. Die Gräfin hatte nur einmal Halt gemacht, um kurz an einem Douglas Geschäft zu halten und war nach nur wenige Minuten mit zwei weiteren Einkaufstüten herausgekommen. Jennifer überlegte sich, ob sie diese arrogante Frau nun ansprechen sollte unter dem Vorwand, ihr die schweren Taschen der Boutique abzunehmen und zu tragen und sodann damit zu verschwinden. Mit ihren Stöckelschuhen hätte diese Frau sich nicht auf eine Verfolgungsjagd einlassen können. Oder sollte sie ihr lieber die Handtasche entreißen? Liefen reiche Leute noch mit viel Bargeld herum oder lief alles nur über Kreditkarten und wie schnell würden diese gesperrt werden? Eigentlich sollte Jackie sich für diese Gedanken schämen, hatte sie doch noch nie jemanden Geld gestohlen, aber Menschen in Not machten bekanntlich ja die unmöglichsten Sachen, oder?

Mittlerweile hatten die beiden Frauen den Hauptbahnhof erreicht und die Gräfin ging hinunter zur U-Bahn. Jackie wunderte sich, was diese Frau bei einer U-Bahn suchte, wo sie sich doch hätte von ihrem Chauffeur überall hin hätte fahren lassen können, zumal doch nun jeder wusste, was für üble Gestalten sich auf dem Hauptbahnhof herum trieben. Mittlerweile war es fast 19.00 Uhr, der Frühling war zwar hereingebrochen, die Uhrzeit jedoch noch nicht auf Sommerzeit gestellt, so dass es draußen bereits dunkel war.

Auf der Rolltreppe zur U-Bahn drängte sich eine Menschenmenge zwischen Jackie und die Gräfin, so dass sie diese aus den Augen verlor. Sie lief den Bahnsteig ab in der Hoffnung, die Gräfin wieder zu finden. In einer U-Bahn konnte diese nicht verschwunden sein, da noch keine eingefahren war. Jackie suchte den Bahnsteig in beide Richtungen ab, konnte die Gräfin aber nirgendwo entdecken.
Genervt gab Jackie die Suche auf. Die meisten Geschäfte schlossen um 20.00 Uhr, wenn sie noch unauffällig Kleidung stehlen wollte, musste sie sich beeilen, also ging sie zurück auf die Straße Richtung einem billigen Kleidungsgeschäft nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt.

Kapitel 2

Jacqueline war es gelungen, eine beige Sommerhose sowie einen leichten, beige braunen Pullover zu stehlen. Das musste für einen Tag reichen.
Sie ging zurück zum Hauptbahnhof und konnte es sich nicht verkneifen, noch einmal beim U-Bahnsteig nach der Frau zu suchen.

Beim ersten Bahnsteig wurde sie nicht pfündig. Beim zweiten Steig sah sie eine zusammen gesunkene Frau an einem Poller hocken. Jackie ging zu ihr und sprach sie an. Als die Gräfin nicht reagierte, hockte sich Jacqueline vor die Frau und schüttelte sie leicht an der Schulter.
Die Gräfin hob den Kopf. Erst jetzt sah Jackie die Verletzungen im Gesicht der Frau, ihre Kleidung war mit Blut besudelt und sie stand offensichtlich unter Schock.
„Kommen Sie, wir müssen die Polizei verständigen, ich helfe Ihnen auf“, sagte Jackie.
Vehement schüttelte die Frau den Kopf, wobei sich ihr Gesicht vor Schmerz verzog.
„Dann müssen Sie aber zumindest ins Krankenhaus, Sie sind verletzt und stehen unter Schock.“
„Keine Polizei, kein Krankenhaus“, sagte die Gräfin leise.
„Wo wohnen Sie?“
„In Pöseldorf, im Villenviertel, aber da kann ich jetzt auch nicht hin, auch wenn ich muss. Wenn ich nicht bis 22.00 Uhr zu Hause bin, dann…..“, die Gräfin sprach nicht weiter.
„Sie sollten nach Hause. Haben Sie Geld für ein Taxi dabei? Ich helfe Ihnen zum Taxistand“, bot Jacqueline an.
Wieder schüttelte die Gräfin schmerzverzerrt ihren Kopf.
„Nein, ich kann nicht. Ich glaube, ich habe gerade einen Mann ermordet“.
Zunächst sprachlos starrte Jackie die Frau an, war sich aber sicher, dass diese niemanden getötet hatte. Verletzt vielleicht, aber nicht tot. Wenn dieser jemand hier gleich auftauchte, sollten sie möglichst weit weg sein.
„Wir müssen hier auf jeden Fall weg“, sagte Jackie. „Sie können erst einmal mit zu mir kommen. Ich habe meine Geldbörse nicht dabei und so voller Blut, wie Sie sind, können wir nicht mit der Bahn fahren. Haben Sie Bargeld da?“
Mechanisch öffnete die Frau ihre Geldbörse und reichte aus einem großen Bündel Scheinen Jacqueline einen fünfhundert Euro-Schein.
„Haben Sie es vielleicht auch etwas kleiner? Ich glaube nicht, dass der Taxifahrer hierauf rausgeben kann“, warf Jackie ein, behielt die fünfhundert Euro jedoch in ihrer Hand.
Die Gräfin griff erneut in ihre Geldbörse und reichte Jacqueline einen zweihundert Euro- und einen einhundert Euro-Schein, welche Jackie ebenfalls in der Hand behielt. So schnell konnte man achthundert Euro verdienen.
„Ich habe nicht vor, dem Taxifahrer achtzig Euro Trinkgeld zu geben und es sind zu viele hundert Euro-Blüten unterwegs. Haben sie es auch noch kleiner?“
Immer noch unter Schock stehend wühlte die Gräfin in ihrer Handtasche und gab Jackie alle fünfzig und zwanzig Euro-Scheine, die sie gefunden hatte.
Jacqueline steckte das ganze Geld ein und half der traumatisierten Frau auf. Mit einem Arm von Jackie gestützt, schafften sie es die Rolltreppen hoch, überquerten das Gebäude des Hauptbahnhofes und setzten sich in den Fond des vorderen Taxis, wobei Jackie vorher der Gräfin ihre Jacke übergezogen hatte, damit niemand die Blutflecken sah. Schade um ihre Jacke, aber sie hatte jetzt ja rund eintausendfünfhundert Euro in der Tasche, so dass sie endlich mal richtig einkaufen gehen konnte.
Jackie nannte dem Taxifahrer ihre Anschrift in St. Georg und nach nur wenigen Minuten erreichten sie ihre Wohnung. Jacqueline gab dem Fahrer nur wenig Trinkgeld. Sie brauchte das Geld mehr als der Fahrer.
Jackie schleppte die Gräfin die Treppe hinauf und schob sie in ihre Wohnung, nachdem sie diese aufgeschlossen hatte.
Sie hatte erwartet, dass die Gräfin ihre schäbige kleine Wohnung sofort kritisieren würde, was diese aber nicht tat. Sie schaute sich erst um, ging zum Fenster, sah hinaus, atmete erleichtert auf und ließ sich in die einzige Couch fallen, die in der kleinen Wohnung stand.
Jackie drehte sich zu ihrer kleinen Pentriküche um und zog unauffällig die beiden gestohlen Kleidungsstücke aus ihrem Pullover hervor und ging ins Bad. Dort legte sie Duschgel und frische Handtücher bereit und entfernte die Preisschilder der gestohlenen Kleidung. Mit der Kleidung ging Jackie wieder aus dem kleinen Bad hinaus und stellte sich vor die Gräfin.
„Ziehen Sie die blutigen Sachen aus und waschen Sie sich das Blut ab. Ich habe Ihnen im Bad alles hingestellt. Hier, das sind ganz neue Sachen. Wir haben dieselbe Größe, ziehen Sie das an“.
Als wäre die Gräfin froh, dass man ihr Befehle erteilte und das Denken für sie übernahm, stellte sie sich schwerfällig und unter offensichtlichen Schmerzen hin. Jacqueline nutzte die Gelegenheit, die ganzen Einkaufstaschen unauffällig mit dem Fuß unter ihren Tisch zu schieben.
Als die Gräfin im Badezimmer verschwunden war und Jackie nach einer Weile die Dusche rauschen hörte, konnte sie nicht widerstehen, einen Blick in die Einkaufstaschen zu werfen. Es war ein Traum: Tolle Kostüme, Hosen, Blusen, Pullover, ja sogar farblich abgestimmte Schuhe und Handtaschen. Die Douglastüten enthielten auch alles, was Jackie all die Jahre entbehren musste: Teure Parfüms, Cremes und Schminksachen.
Hastig schob Jackie wieder alles unter den Tisch. Vielleicht hatte sie ja Glück, dass der Gräfin das Fehlen überhaupt nicht auffiel oder sie ihr die Sachen aus Dankbarkeit schenkte. So, wie die Gräfin unter Schock stand, ging Jacqueline jedoch davon aus, dass sich die Frau an ihre Einkäufe gar nicht mehr erinnern konnte.
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Valentina A
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V
Beitrag27.05.2009 17:48

von Valentina A
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Liebe Jenna,
wie versprochen, habe ich mir nun deine Leseprobe angesehen.
Ich schreibe dir jetzt einfach, was mir auffällt, bitte lege es aber auf keinen Fall negativ aus! Smile
1.) Wie andere vor mir auch geschrieben haben, rückst du die Hauptperson in ein denkbar schlechtes Licht. Was wissen wir als Leser über sie, außer, dass sie raucht, kein Geld hat und in einer schäbigen Gegend wohnt? Verfügt sie auch über liebenswerte Seiten, wie ist es soweit gekommen, dass sie sogar traumatisierte Leute bestiehlt? Oder soll sie uns von vorneherein unsympathisch erscheinen?  
2.) Du beschreibst Jackie als Kettenraucherin, doch erwähnst du (z.B. während ihrer Warterei vor der Boutique, nach dem Mordgeständnis) das Rauchen/die Sucht kein einziges Mal.
3.) Jemand - die Gräfin ? - wird plötzlich als "große Blonde" tituliert, vorher wußte keiner, welche Haarfarbe sie hat.
4.) Die Geschichte (bzw. dieser Teil) ist mir zu Markenorientiert, es interessiert nicht wirklich, ob die Gräfin bei Douglas oder in einer anderen Parfümerie einkauft, ebenso ist auch der Karstadt uninteressant.
5.) Unlogisch erscheint mir außerdem, dass die Gräfin - nachdem sie den Anruf erhielt, leichenblass und verängstigt erschien - schnell mal zwei Einkaufstüten voll Luxusartikel in der Parümerie einkauft.

So, das war es auf die Schnelle, ich würde dir raten, das Ganze nochmal umzuformulieren, die Charaktere auszuarbeiten und die Story etwas zusammenzuschrumpfen. Manchmal kommen einem beim Überarbeiten die besten Ideen. (Ein paar Stellen habe ich dir markiert.) Wink
Es grüßt     
Valentina

Jenna hat Folgendes geschrieben:
Jacqueline Richter lief den Jungfernstieg in Hamburg hinunter und schaute sehnsüchtig in die teueren Boutiquen, deren Inhalt (Warenangebot?) sie sich in diesen Leben nicht mehr leisten konnte. Jacqueline hasste ihr Leben. Sie wohnte in der üblen Gegend St. Georg in einer schäbigen Einzimmer-Wohnung, lebte von der Stütze, die nicht zum Leben reichte. Jacqueline war 35 Jahre alt und eigentlich eine bild hübsche Frau, hätte sie sich die richtige Haarpflege, Kleidung, Cremes und Parfüms leisten können, dem war aber nicht so.
Nach Abzug der Miete und Nebenkosten blieben Jacqueline dreihundert Euro zum Leben, die eigentlich vollständig von Zigaretten verbraucht wurden. Ja.. Sie hätte längst das Rauchen aufgeben müssen, aber sie war so süchtig! Wie oft hatte sie schon versucht aufzuhören und war kläglich gescheitert. Sie verzichtete lieber zum Teil auf Essen und alles andere, als auf Zigaretten. Sie war Kettenraucherin und rauchte bereits seit ihrem 9. Lebensjahr.
Jacqueline, die lieber Jackie genannt wurde, hatte ihre letzte Hose an, die noch nicht so zerrissen war, dass die Haut an verschiedenen Stellen durch schien. Dies war der Grund, warum sie hier war: Sie musste Kleidung stehlen, da sie selbst für die billigsten Läden kein Geld hatte. Dreimal hatte sie nun schon gestohlen und es war Gott lob gut gegangen. In diesen teuren Boutiquen würde sie selbstverständlich erwischt werden. Alles kleine Läden mit mindestens drei Verkäufern. Nein, sie musste zu Fuß zur Mönckebergstraße und dort zu Karstadt, einem großen Kaufhaus. Die guten Kleidungsstücke waren natürlich diebstahlgesichert, aber es gab auch viele Sachen auf den „Grabbeltischen“, die wohl diese Sicherung nicht wert waren.
Jackie ging sehr langsam, um sehnsüchtige Blicke in die teueren Geschäfte werfen zu können. Träumen durfte man ja schließlich.
Sie war stehen geblieben und merkte nicht, dass eine große, weiße Lincoln Limousine direkt neben ihr hielt. Der Chauffeur war ausgestiegen und hielt die hintere, rechte Tür auf und stieß Jackie dabei fast um, was sie aber immerhin aus ihren Tagträumen riss.

Eine sehr elegant gekleidete, hübsche, schlanke Frau stieg aus dem Lincoln (Luxusschltten?) und schaute Jacqueline direkt in die Augen. Ihr stockte der Atem. Von dem Klassenunterschied, der Kleidung und der Pflege abgesehen, hatte sie das Gefühl, in ihr eigenes Spiegelbild zu blicken. Die Frau, die ihr eben noch direkt in die Augen geschaut hatte, schien dies jedoch nicht bemerkt zu haben. Sie wandte sich um und betrat direkt die Boutique, in welche Jacqueline eben noch so verträumt hineingesehen hatte. All die Designer, deren Kleidung sie so gerne einmal getragen hätte: Gucci, Chanel, Jil Sander… Instinktiv folgte sie der Frau in das Geschäft.
Die große Blonde (ist die Gräfin blond?) wurde von der Verkäuferin begrüßt und winkte hektisch ihrer Chefin (die Gräfin winkte?), die auch sofort angerannt kam, um die wohl bekannte Frau zu begrüßen. Übereifrig sagte Sie:
„Guten Tag Gräfin von Spreckelsen. Schön, Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Guten Morgen. Ich brauche ein Abendkleid, ein Cocktailkleid, ein paar Hosen, Pullover, Schuhe und Handtaschen. Ach.. Und ein neuer Nerz.. Nein, lieber einen blauschwarzen Fuchs. Nerze habe ich ja schon zu viele“.
Arrogante Ziege, dachte sich Jacqueline. Außerdem näselte die Gräfin beim Sprechen. Vielleicht sollte sie einmal Sprachunterricht nehmen. Gräfin… Päh.
„Bitte folgen Sie mir Madam, wir haben ganz exquisite Stücke für Sie, die ganz fantastisch an Ihnen aussehen werden“, beeilte sich die Besitzerin des Geschäfts zu sagen.
„Wo bleibt mein Champagner?“, entgegnete die arrogante, angebliche (wieso angebliche? Sie wurde doch von der Verkäuferin als solche begrüßt) Gräfin nur. Die Verkäuferin eilte in den hinteren Bereich, noch bevor die Chefin sie tadeln konnte und kam geschwind mit einer edlen Flöte, gefüllt mit Champagner, zurück. Ohne ein Wort des Dankes nahm die Gräfin das Getränk entgegen und setze sich auf das bequemte Sofa in der Mitte des Geschäftes, wohl um sich bedienen und sich die Kleidung vorführen zu lassen.
Erst jetzt wurde Jackie von der Verkäuferin bemerkt, die sie entsetzt ansah. Mit grimmiger Miene bat sie Jacqueline, das Geschäft zu verlassen. Jackie kannte diese Situation nur zu gut, nur leider war sie nicht in dem Film „Pretty Woman“. Bevor die Verkäuferin erneut etwas zu ihr sagen konnte, drehte Jackie sich um und verließ das Geschäft, aus irgendeinem Grunde entschloss sie sich jedoch, vor dem Ladengeschäft auf die Gräfin zu warten, warum, wusste sie selber nicht. Sie setzte sich auf einen Betonvorsprung des Gehweges, von wo aus sie den Eingang und einen Teil des Geschäftes beobachten konnte.

Nach über einer Stunde des Wartens war Jacqueline durstig, außerdem hatte sie den ganzen Tag noch nichts gegessen, doch plötzlich kam die Gräfin aus der Boutique heraus. Drei Einkauftaschen trug sie selbst, diverse Tüten und Schachteln folgten hinter ihr in den Armen der Verkäuferinnen.
Der Chauffeur stieg aus seiner Limousine und wollte erst der Gräfin die Taschen abnehmen, die diese ihm jedoch wortlos entzog, so dass er nur die Sachen der Verkäuferinnen in den Kofferraum lud. Jackie saß keine eineinhalb Meter von der Gräfin entfernt, als deren Handy klingelte. Unwirsch meldete sie sich am Telefon, wurde aber schon nach wenigen Sekunden leichenblass. Sie hielt sich am Dach des Lincoln fest und stieß die Luft aus. Leise sagte sie in ihr Handy:
„Sind Sie sicher? Wie.. Wann.. Was…?“
Danach hörte sie noch eine Weile bestürzt zu und schüttelte mehrmals den Kopf, traute sich wohl aber offensichtlich nicht, laut „Nein“ zu dem Anrufer zu sagen.
Nachdem sie aufgelegt hatte, wollte der Chauffeur ihr die Tür öffnen. Sie sprach eine Weile leise auf ihn ein, der Chauffeur zog irgendwann hilflos die Schultern nach oben, stieg in den Lincoln ein und fuhr davon.
Die Gräfin atmete erneut mehrmals tief ein, raffte die Schultern und ging Richtung Kreuzung. Jackie war mittlerweile aufgestanden. Wieder begegneten sich ihre Blicke, wieder fiel der Gräfin ihre doch so offensichtliche Ähnlichkeit nicht auf.
Aus einen Impuls heraus folgte Jackie dieser arroganten aber doch offensichtlich verängstigten Frau, warum sie das tat, wusste sie selber nicht, aber sie wunderte sich: Wenn sie Angst gehabt hätte in der Situation der Gräfin, wäre sie doch sofort in den sicheren Lincoln gestiegen.
Ohne auf den Verkehr zu achten, überquerte die Gräfin mehrere Straßen, bis Jacqueline bemerkte, dass offensichtlich der Hamburger Hauptbahnhof ihr Ziel war. Die Gräfin hatte nur einmal Halt gemacht, um kurz an einem Douglas Geschäft (einer Parfümerie?) zu halten und war nach nur wenige Minuten mit zwei weiteren Einkaufstüten herausgekommen. Jennifer überlegte sich, ob sie diese arrogante Frau nun ansprechen sollte unter dem Vorwand, ihr die schweren Taschen der Boutique abzunehmen und zu tragen und sodann damit zu verschwinden. Mit ihren Stöckelschuhen hätte diese Frau sich nicht auf eine Verfolgungsjagd einlassen können. Oder sollte sie ihr lieber die Handtasche entreißen? Liefen reiche Leute noch mit viel Bargeld herum oder lief alles nur über Kreditkarten und wie schnell würden diese gesperrt werden? Eigentlich sollte Jackie sich für diese Gedanken schämen, hatte sie doch noch nie jemanden Geld gestohlen, aber Menschen in Not machten bekanntlich ja die unmöglichsten Sachen, oder?

Mittlerweile hatten die beiden Frauen den Hauptbahnhof erreicht und die Gräfin ging hinunter zur U-Bahn. Jackie wunderte sich, was diese Frau bei einer U-Bahn suchte, wo sie sich doch hätte von ihrem Chauffeur überall hin hätte fahren lassen können, zumal doch nun jeder wusste, was für üble Gestalten sich auf dem Hauptbahnhof herum trieben. Mittlerweile war es fast 19.00 Uhr, der Frühling war zwar hereingebrochen, die Uhrzeit jedoch noch nicht auf Sommerzeit gestellt, so dass es draußen bereits dunkel war.

Auf der Rolltreppe zur U-Bahn drängte sich eine Menschenmenge zwischen Jackie und die Gräfin, so dass sie diese aus den Augen verlor. Sie lief den Bahnsteig ab in der Hoffnung, die Gräfin wieder zu finden. In einer U-Bahn konnte diese nicht verschwunden sein, da noch keine eingefahren war. Jackie suchte den Bahnsteig in beide Richtungen ab, konnte die Gräfin aber nirgendwo entdecken.
Genervt gab Jackie die Suche auf. Die meisten Geschäfte schlossen um 20.00 Uhr, wenn sie noch unauffällig Kleidung stehlen wollte, musste sie sich beeilen, also ging sie zurück auf die Straße Richtung einem billigen Kleidungsgeschäft nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt.

Kapitel 2

Jacqueline war es gelungen, eine beige Sommerhose sowie einen leichten, beige braunen Pullover zu stehlen. Das musste für einen Tag reichen.
Sie ging zurück zum Hauptbahnhof und konnte es sich nicht verkneifen, noch einmal beim U-Bahnsteig nach der Frau zu suchen.

Beim ersten Bahnsteig wurde sie nicht (p)fündig. Beim zweiten Steig sah sie eine zusammen gesunkene Frau an einem Poller hocken. Jackie ging zu ihr und sprach sie an. Als die Gräfin nicht reagierte, hockte sich Jacqueline vor die Frau und schüttelte sie leicht an der Schulter.
Die Gräfin hob den Kopf. Erst jetzt sah Jackie die Verletzungen im Gesicht der Frau, ihre Kleidung war mit Blut besudelt und sie stand offensichtlich unter Schock.
„Kommen Sie, wir müssen die Polizei verständigen, ich helfe Ihnen auf“, sagte Jackie.
Vehement schüttelte die Frau den Kopf, wobei sich ihr Gesicht vor Schmerz verzog.
„Dann müssen Sie aber zumindest ins Krankenhaus, Sie sind verletzt und stehen unter Schock.“
„Keine Polizei, kein Krankenhaus“, sagte die Gräfin leise.
„Wo wohnen Sie?“
„In Pöseldorf, im Villenviertel, aber da kann ich jetzt auch nicht hin, auch wenn ich muss. Wenn ich nicht bis 22.00 Uhr zu Hause bin, dann…..“, die Gräfin sprach nicht weiter.
„Sie sollten nach Hause. Haben Sie Geld für ein Taxi dabei? Ich helfe Ihnen zum Taxistand“, bot Jacqueline an.
Wieder schüttelte die Gräfin schmerzverzerrt ihren Kopf.
„Nein, ich kann nicht. Ich glaube, ich habe gerade einen Mann ermordet“.
Zunächst sprachlos starrte Jackie die Frau an, war sich aber sicher, dass diese niemanden getötet hatte. Verletzt vielleicht, aber nicht tot. Wenn dieser Jemand hier gleich auftauchte, sollten sie möglichst weit weg sein. (wer Jackie oder die Gräfin?)
„Wir müssen hier auf jeden Fall weg“, sagte Jackie. „Sie können erst einmal mit zu mir kommen. Ich habe meine Geldbörse nicht dabei und so voller Blut, wie Sie sind, können wir nicht mit der Bahn fahren. Haben Sie Bargeld da?“
Mechanisch öffnete die Frau ihre Geldbörse und reichte aus einem großen Bündel Scheinen Jacqueline einen fünfhundert Euro-Schein.
„Haben Sie es vielleicht auch etwas kleiner? Ich glaube nicht, dass der Taxifahrer hierauf rausgeben kann“, warf Jackie ein, behielt die fünfhundert Euro jedoch in ihrer Hand.
Die Gräfin griff erneut in ihre Geldbörse und reichte Jacqueline einen zweihundert Euro- und einen einhundert Euro-Schein, welche Jackie ebenfalls in der Hand behielt. So schnell konnte man achthundert Euro verdienen.
„Ich habe nicht vor, dem Taxifahrer achtzig Euro Trinkgeld zu geben und es sind zu viele hundert Euro-Blüten unterwegs. Haben Sie es auch noch kleiner?“
Immer noch unter Schock stehend wühlte die Gräfin in ihrer Handtasche und gab Jackie alle fünfzig und zwanzig Euro-Scheine, die sie gefunden hatte.
Jacqueline steckte das ganze Geld ein und half der traumatisierten Frau auf. Mit einem Arm von Jackie gestützt, schafften sie es die Rolltreppen hoch, überquerten das Gebäude des Hauptbahnhofes und setzten sich in den Fond des vorderen Taxis, wobei Jackie vorher der Gräfin ihre Jacke übergezogen hatte, damit niemand die Blutflecken sah. Schade um ihre Jacke, aber sie hatte jetzt ja rund eintausendfünfhundert Euro in der Tasche, so dass sie endlich mal richtig einkaufen gehen konnte.
Jackie nannte dem Taxifahrer ihre Anschrift in St. Georg und nach nur wenigen Minuten erreichten sie ihre Wohnung. Jacqueline gab dem Fahrer nur wenig Trinkgeld. Sie brauchte das Geld mehr als der Fahrer.
Jackie schleppte die Gräfin die Treppe hinauf und schob sie in ihre Wohnung, nachdem sie diese aufgeschlossen hatte.
Sie hatte erwartet, dass die Gräfin ihre schäbige kleine Wohnung sofort kritisieren würde, was diese aber nicht tat. Sie schaute sich erst um, ging zum Fenster, sah hinaus, atmete erleichtert auf und ließ sich in die einzige Couch fallen, die in der kleinen Wohnung stand.
Jackie drehte sich zu ihrer kleinen Pantryküche um und zog unauffällig die beiden gestohlen Kleidungsstücke aus ihrem Pullover hervor und ging ins Bad. Dort legte sie Duschgel und frische Handtücher bereit und entfernte die Preisschilder der gestohlenen Kleidung. Mit der Kleidung ging Jackie wieder aus dem kleinen Bad hinaus und stellte sich vor die Gräfin.
„Ziehen Sie die blutigen Sachen aus und waschen Sie sich das Blut ab. Ich habe Ihnen im Bad alles hingestellt. Hier, das sind ganz neue Sachen. Wir haben dieselbe Größe, ziehen Sie das an“.
Als wäre die Gräfin froh, dass man ihr Befehle erteilte und das Denken für sie übernahm, stellte sie sich schwerfällig und unter offensichtlichen Schmerzen hin. Jacqueline nutzte die Gelegenheit, die ganzen Einkaufstaschen unauffällig mit dem Fuß unter ihren Tisch zu schieben.
Als die Gräfin im Badezimmer verschwunden war und Jackie nach einer Weile die Dusche rauschen hörte, konnte sie nicht widerstehen, einen Blick in die Einkaufstaschen zu werfen. Es war ein Traum: Tolle Kostüme, Hosen, Blusen, Pullover, ja sogar farblich abgestimmte Schuhe und Handtaschen. Die Douglastüten enthielten auch alles, was Jackie all die Jahre entbehren musste: Teure Parfüms, Cremes und Schminksachen.
Hastig schob Jackie wieder alles unter den Tisch. Vielleicht hatte sie ja Glück, dass der Gräfin das Fehlen überhaupt nicht auffiel oder sie ihr die Sachen aus Dankbarkeit schenkte. So, wie die Gräfin unter Schock stand, ging Jacqueline jedoch davon aus, dass sich die Frau an ihre Einkäufe gar nicht mehr erinnern konnte.
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Jenna
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Beitrag28.05.2009 07:27

von Jenna
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Super danke für Deine Mühe und Deine Arbeit. Ich mache mich sofort ans Werk! Gute Hinweise!!!
Lg Jenna
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Truetext
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Beitrag29.05.2009 22:47
senf
von Truetext
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ich hab einfach mal drauf los, mit meinem egoistischen Sprachempfinden, nicht alle Vorschläge sind Ernst gemeint. Markiert hab ich auch nix, also müsstest du es lesen.
Und auch nur einen Teil.

Jacqueline Richter schlenderte den Hamburger Jungfernstieg hinunter und blickte immer wieder sehnsüchtig in die Schaufenster der Edel-Boutiquen mit ihren Auslagen, von denen sie sich, das war sicher, in diesen Leben nichts mehr würde leisten können. Jacqueline hasste ihre Armut. Sie wohnte in der üblen Gegend St. Georg in einer schäbigen Einzimmer-Wohnung, lebte von der Wohlfahrt, was nicht annähernd zum Leben reichte. Jacqueline war 35 Jahre alt und eigentlich eine bild hübsche Frau. Ja, wenn sie sich nur die richtige Haarpflege, Kleidung, Cremes und Parfüms hätte leisten können, so wussste sie, dann war sie die Schönste von allen.
Dem war aber leider nicht so. Nach Abzug der Miete und Nebenkosten blieben Jacqueline gerade mal dreihundert Euro zum Leben, welche sie dazu noch fast vollständig für Zigaretten verbrauchte. Eigentlich hätte sie längst das Rauchen aufgeben müssen, aber sie war so süchtig! Seit ihrem 9. Lebensjahr war sie bereits Kettenraucherin und alle Versuche aufzuhören waren bisher kläglich gescheitert. Lieber verzichtete sie zum Teil auf Essen und alles andere, als auf ihre Lieblingsstengel.
 
Jacqueline, von ihren Freunden Jackie genannt, hatte ihre letzte Hose an, die aber auch schon so zerrissen war, dass die Haut an verschiedenen Stellen durch schien. Dies war auch der Grund, warum sie um die Boutiquen strich: Es blieb ihr nichts übrig als neue Kleidung zu stehlen, da sie selbst für die billigsten Läden nicht mehr ausreichend Geld besaß. Dreimal hatte sie das nun schon riskiert und es war Gott lob gut gegangen. In diesen teuren Läden aber war die Gefahr groß, dass sie erwischt werden konnte. In den kleinen Geschäften waren meist mehrere Verkäuferinnen anwesend, die alles unter Kontrolle hatten. Nein, dachte sie, es war bestimmt besser zur Mönckebergstraße zu laufen und dort in einem der großen Kaufhäuser ihr Glück zu versuchen. Die guten Kleidungsstücke waren natürlich diebstahlgesichert, aber es gab auch viele Sachen auf den „Grabbeltischen“, die wohl diese Sicherung nicht wert waren.
Jackie ging sehr langsam, um sehnsüchtige Blicke in die teueren Geschäfte werfen zu können. Träumen durfte man ja schließlich.

Eine Weile war sie stehen geblieben und hatte nicht bemerkt, dass eine große, weiße Lincoln Limousine direkt neben ihr zum stehen kam. Der Chauffeur war ausgestiegen und hielt die hintere, rechte Tür auf. Dabei stieß er Jackie fast um, was sie relativ unsanft aus ihren Tagträumen riss.

Eine sehr elegant gekleidete, hübsche, schlanke Frau stieg aus dem Lincoln und schaute Jacqueline direkt in die Augen. Jackie konnte es nicht fassen, ihr stockte der Atem: Über die schicke Kleidung, das gepflegte Äußere und die anderen sichtbaren Symbole des sozialen Unterschieds hinweg blickte sie in ihr eigenes Spiegelbild. –
Die Frau, die ihr ebenso direkt in die Augen geschaut hatte, schien dies jedoch nicht bemerkt zu haben. Sie wandte sich um und betrat schnell jene Boutique, deren Auslagen Jacqueline eben noch so verträumt betrachtet hatte. Dort hingen sie alle, die Designer-Kleider der großen Marken, die zu tragen sie sich so sehr wünschte: Gucci, Chanel, Jil Sander… Sie konnte nicht anders und folgte mechanisch der Frau in das Geschäft.
Jackies großes blondes Luxusdouble wurde überschwenglich von einer Verkäuferin begrüßt, die dann hektisch ihrer Chefin winkte, welche auch sofort angerannt kam, um die gut bekannte Kundin ebenfalls Willkommen zu heißen. Übereifrig sagte *sie:
„Guten Tag Gräfin von Spreckelsen. Schön, Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Guten Morgen, Madam. Nun, ich brauche ein Abendkleid für den Empfang beim Minister, ein Cocktailkleid für den Karbikurlaub, auch noch ein paar Hosen, Pullover, vielleicht Cashmere, sowie Schuhe und Handtaschen. Ach ... und ein neuer Nerz. Nein, lieber einen blauschwarzen Fuchs. Nerze habe ich ja schon zu viele“.
Arrogante Ziege, dachte sich Jacqueline. Außerdem näselte die Gräfin beim Sprechen. Vielleicht sollte sie einmal Sprachunterricht nehmen. Gräfin … Päh.


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Beitrag30.05.2009 09:53

von Murmel
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Jenna hat Folgendes geschrieben:
Das ist es ja, sie soll so da stehen: Hoch kriminell!! Sonst würde sie ja auch nicht das Geld der traumatisierten Gräfin einstecken.


Das funktioniert nicht, nur in den seltesten Fällen. Analysiere dich einmal selbst, welche Charaktere du in den Büchern, die du gerne liest, magst und warum.

Mich interessiert eine Kettenraucherin (=schwache person), die klaut (=unsozial)nicht , solange du mir nicht etwas gibst, das sie für mich interessant macht.

smile


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Beitrag01.06.2009 07:45

von Jenna
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Truetext
Danke für die ganze Arbeit, die Du Dir gemacht hast! Ich werde einiges davon übernehmen!!! Danke, danke, danke... Wenn ich den Text überarbeitet habe, stelle ich ihn noch einmal rein.

Hallo Murmel: Danke für Deinen Hinweis. Ich habe noch einen Prolog für die Geschichte geschrieben. Vielleicht wird dann die ganze Gesichte etwas klarer:


PROLOG

Vorsichtig und unauffällig zog die Frau ihre Smith & Wesson aus der rechten Manteltasche, entsicherte die Waffe und hielt sie mit beiden Händen fest umklammert. Sie zielte auf den Hinterkopf des Mannes, der vor ihr her ging. Sie blieb stehen, um den Abstand zu dem Mann zu vergrößern, stieß leise die Luft aus und drückte ab.
Blut, Gehirnmasse und Knochensplitter kamen ihr entgegen, der Mann brach zusammen. Die Frau musste nicht nachsehen, ob er tot war. Der halbe Hinterkopf des Mannes fehlte und Gehirnmasse drang aus seinem Kopf.
Nummer eins war erledigt.
Die Frau war versucht, noch vor Ort und Stelle das Blut abzuwischen und ihre Kleidung auszuziehen, aber dann würde sie zu viele Spuren hinterlassen.
Sie war die Gejagte und musste nun zur Jägerin werden.
Man versuchte, sie umzubringen, nun musste sie alle töten, die ihr nach dem Leben trachteten.
Sie war ihres Lebens, ihrer Identität beraubt worden.
Noch vor einigen Wochen hatte sie gedacht, dass es im Leben nichts Schlimmeres als Armut gab, doch sie wurde eines Besseren belehrt. Viel schlimmer und viel gefährlicher als der Tot war der Reichtum.
Bei der Polizei und den Behörden konnte sie keine Hilfe erwarten. War doch fast der ganze Regierungsapparat in dieses korrupte, tödliche Spiel involviert.
Sie würde sich Rächen.. Sie würde sie alle töten.
Sie würde der Racheengel sein.
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