Die Abkürzung

[Gabi]

Hallo ihr Lieben!

Ich weiß, ich war in der letzten Zeit nicht sehr aktiv hier, doch die Arbeit an meinem Roman ließ mir keine Zeit dazu. Ich hoffe, ihr verzeiht mir. Als ich bei den Literaturausschreibungen vom Mobile-Session Battle las, verspürte ich Lust, einen kurzen Text zu schreiben, der nicht mehr als 500 Wörter haben darf. Nun will ich Sony aber nicht meinen Kundendaten in den Rachen werfen. Von daher stelle ich den Text lieber hier ein und hoffe, ihr habt Spaß daran.
Ich fand es ziemlich schwierig, mich kurz zu fassen.


Das orangefarbene Licht der Laterne spiegelte sich in einer der Pfützen wider. Es war die letzte Lichtquelle, bevor der Pfad zwischen den Kiefern in vollkommene Dunkelheit führte. Obwohl sie sich erst wenige Meter von der Haltestelle entfernt hatte,  bereute Valerie jetzt schon ihren Entschluss, die Abkürzung durch den Park genommen zu haben. Doch sie wollte einfach nur so schnell wie möglich nach Hause, ein heißes Bad nehmen und in ihr Bett.  Sie zog ihren roten Umhang fester um die Schulter. Der kalte Wind wehte unter ihren viel zu kurzen Fransenrock. Eine Wolke schob sich vor den vollen Mond. Die Dunkelheit, die vor Valerie lag, ließ sie kaum die Hand vor den Augen erkennen. Das Gefühl der Unbehaglichkeit, steigerte sich in Angst und schnürte ihr die Kehle zu. In diesem Park war noch nie etwas geschehen, hämmerte sie sich wieder und wieder in ihr Gehirn. Plötzlich hörte sie ein Keuchen, das sich hinter ihr näherte. Äste knacksten unter schweren Schritten. Valeries Herzschlag beschleunigte sich und gleichzeitig auch ihr Schritt. Sie versuchte, sich die Griffe aus dem Selbstverteidigungskurs ins Gedächtnis zu rufen, die Tamara ihr gezeigt hatte. Doch sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Die Angst vernebelte ihr Gehirn. Das Keuchen näherte sich. Unter dem Haaransatz in ihrem Nacken breitete sich eine Hitze aus und kroch hinauf zu ihren Ohren. Valerie wagte einen Blick über ihre Schulter. Was sie sah, riss ihr fast den Boden unter den Füßen weg. Am Morgen war sie zu eitel gewesen, ihre Brille anzuziehen. Doch, dass es sich bei ihrem Verfolger um kein menschliches Wesen handelte, sah sie auch ohne Sehhilfe. In ihren Ohren rauschte das Blut. Zotteliges, dunkles Fell näherte sich ihr. Valerie schrie auf, richtete den Blick wieder nach vorne  und versuchte, davon zu laufen. Ein Ast ließ sie straucheln. Während sie zu Boden fiel, spürte sie eine Pranke auf ihrem Arm. Sie riss den Kopf herum und starrte das Ungeheuer an.
„Du verdammter Idiot!“, schrie sie. Eine unbändige Wut löste die Todesangst ab, die sie gerade eben noch verspürt hatte.
„Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht die Abkürzung durch den Park nehmen.“ Ihr Freund Jan schob sich die Kapuze seines Bärenkostüms vom Kopf.  Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen.
Noch heute Morgen hatte sie ihn um das wärmende Fell beneidet, das ihn beim Rosenmontagszug vor der Kälte schützte. Doch in diesem Augenblick wünschte sie sich, dieser Mistkerl wäre am Straßenrand erfroren.


L.G.
Gabi

[Noelia]

Hallo Gabi!

Mehr Klischee geht ja fast nicht.
Aber verdammt noch mal. Respekt!
Sehr gut und unterhaltsam geschrieben.

 
Gruß
Noelia

[Gabi]

Danke Noelia!
Das mit dem Klischee musste einfach mal sein. Das Thema war ja: "Deine Stadt"
Da braucht man nicht zu geizen.   

L.G.
Gabi

[MosesBob]

Hallo Gabi!

Zugegeben, zu einem Wettbewerb hätte ich diese kleine Geschichte nicht geschickt. Da fehlt mir einfach das Besondere, das Herausragende. Ich würde sie als Schreibübung einstufen, aber als eine sehr gute. Denn für eine kurzweilige Unterhaltung und ein schadenfrohes Lächeln reicht die Geschichte dicke, was meiner Meinung übrigens eindeutig an dem hervorragend formulierten Ende liegt:

[Gabi]

Hallo Moses!

Du musst du mal die Geschichten lesen, die bei dem Battle eingeschickt wurden.   
Meine habe ich eher aus Spaß geschrieben. Nicht, um etwas groß zu reißen.
Es freut mich, dass dir das Ende gefällt. Und mehr wie du beschreibst, brauchte die Geschichte für mich nicht sein.
Einfach mal etwas Einfaches für Zwischendurch.

L.G.
Gabi