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[Ent] Kunstfigur Paula

 
 
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Paula
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Beitrag24.03.2007 12:24
[Ent] Kunstfigur Paula
von Paula
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Wir sollen im Literaturunterricht eine Kunstfigur erfínden. So ähnlich wie Herr K. von B.Brecht, falls das wer kennt.
Naja, hier mal ein Entwurf:

Paula trägt ein weißes Sommerkleid. Der Saum, geziert mit schwarzen Stickereien, verdeckt gerade noch ihre Knie. Auf ihren Schultern ruhen dünne Träger, die das Kleid an ihrem Körper halten. Paula trägt keine Schuhe. Sie steht auf einem Platz, umgeben von Menschen, hektisch herumwirbelnden Menschen, die stur geradeaus blickend ihr Ziel verfolgen.
Dickes, dunkelrotes Blut rinnt aus unzähligen Wunden, die hübsch, fast künstlerisch angeordnet ihren Oberarm zieren. Es läuft langsam über ihren Arm, lässt Muster, die dämonischen Fratzen gleichen, hinter sich, tropft auf das weiße Sommerkleid, tropft auf das kahle Kopfsteinpflaster, tropft, tropft, tropft. Paula lächelt, sie grüßt die Menschen, nickt ihnen freundlich zu.
Viele laufen an ihr vorüber, einige lächeln und grüßen auch sie.



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Torben Celeste Stern
Gänsefüßchen


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Beitrag24.03.2007 14:12

von Torben Celeste Stern
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Hallo Paula!

Ich finde deinen Entwurf super! Es ist kreativ und macht neugierig auf mehr.

Miles schlug hart mit dem Kopf auf den staubigen Boden auf. Sein teerschwarzes, schulterlanges Haar viel in sein inzwischen dreckiges Gesicht.
Blass sieht es aus, das einst so braungebrannte Gesicht mit den stechend blauen Augen. Wo seine Augen sonst durchdringlich, anziehend und immer wieder fragend aus den Höhlen schauten, waren sie jetzt müde und vor beissenden Schmerzen zusammen gekniffen.
Mit zitternder Hand hält Miles seinen geschundenen Bauch versucht mit Hilfe seiner anderen Hand sich fortzubewegen. Der Zustand seiner Kleidung war im schon lange egal. Langsam zog er sich durch den Staub auf dem bunten Kopfsteinpflaster. Ein breites Band seines Blutes zeichnete hinter ihm Zentimeter für Zentimeter eine Bahn, die den Erfolg seiner Bemühung bewies.
Miles spürte wie die Kälte in sein Körper kroch. Aber nicht etwa von den Füssen aufsteigend, wie sonst. Nein, die grausame Kälte entstand genau im Inneren seines Körpers. Die Kraft verliess seine Hand. Keinen Zentimeter mehr. Nicht einen.
"Soll es etwa so erbärmlich enden?" hauchte Miles zuletzt in den Staub.
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Paula
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 59
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Beitrag24.03.2007 15:05

von Paula
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Das was du geschrieben hast, gefällt mir gut. Ich finde, man kann sich gut in die situtation hineinversetzen und beginnt sofort zu überlegen, was wohl passiert war!


Hier noch was von mir:

Sie stehen in Massen, sprechen wirr, schreien laut, diskutieren, fauchen, streiten. Sie trinken Kaffee, ignorieren das Klingeln in ihren Taschen. Sie sind geschäftig und sind hektisch. Ihre Gesichter sind rot, ihr Atem flach, die Zigaretten qualmen ? meist ungeachtet ihrer Existenz. Es ist laut.
Paula steht am Straßenrand, lehnt an einer Laterne, hält ein Buch in ihren Händen, umklammert ihre Tasche und starrt die Masse an.  ?Was tun sie?? Paula versteht es nicht. ?Was soll das?? Paula weiß es nicht. ?Was meinen sie?? Paula sieht es nicht.
Dann wendet sie sich ab und geht. Läuft die Straße entlang, durch den Park, über die Brücke, durch den Wald, über weiches Moos, durch den leise plätschernden Bach. Sie grüßt die Vögel, grüßt die Bäume, grüßt die Blumen, grüßt die Wolken, legt sich ins grüne Gras. Nach wenigen Atemzügen schläft sie ein. Die Vögel zwitschern, die Grille zirpt. ?Was tun sie?? ?Sie leben.? ?Was soll das?? ?Es hat keinen Grund.? ?Was meinen sie?? ?Sie lieben das Leben.? Paula versteht es, Paula weiß es, Paula sieht es.

Und Paula lebt.


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Torben Celeste Stern
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Beitrag24.03.2007 16:01

von Torben Celeste Stern
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Hey, deine Paula gefällt mir echt gut. Nur, ist es ein und die selbe Paula?


Warum war er nur unsicher? Gerade eben noch war er doch so entschlossen! Miles stand in seiner stattlichen Grösse mit seinem erst kürzlich gekauftem Anzug vor den beiden Gebäuden die er bis jetzt nur als Skizze auf diesem alten, fast zerfetzten Stück Papier gesehen hatte. Am Anfang hatte er es für einen Scherz von den Nachbarskindern gehalten. Ihr Lachen klingt ihm immer wieder im Kopf. Doch jetzt steht er tatsächlich vor der kleinen Gasse zwischen den beiden längst verlassenen Häusern mit dem verdammten Stück Papier in seinen rechten Hand. Geh doch einfach rein, denkt Miles. Wovor hast du Angst?, denkt er. Wer glaubt schon einem immer wiederkehrenden Traum?, tönt es in seinem Kopf.
Langsam setzt er sein linken Fuss nach vorn und lässt den Rechten folgen und nähert sich so dem Eingang der Gasse. Dumpf aber trotzdem schnell lärmt sein Herz in seiner Brust. Er spürt den Schweiss auf dem Rücken und schluckt den Kloss im Hals hinunter.
Muffige Kälte schlägt ihm entgegen. Er bleibt stehen, streicht seine Haare zurück und sucht die Umgebung nach unnatürlichem ab. Er wusste selbst nicht genau wonach.
Plötzlich hört er wieder die Kinder singen. Wie sonst in seinen Träumen! Nur jetzt singen sie nicht mehr so ruhig. Jetzt schreien sie! Immer lauter schreien sie in seinen Kopf. Miles schlägt mit aufgerissenen Augen die Hände gegen die Ohren und dreht sich im Kreis. Den Fetzen Papaier hat er längst fallen gelassen als ihm ein reissender Schmerz zu Boden wirft.
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Paula
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


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Beitrag24.03.2007 17:23

von Paula
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Smile Dieser Miles interessiert mich Smile hört sich echt gut an. weiter, weiter  Cool  

Ja, es ist die selbe Paula. Sie ist irgendwie... vielseitig. Immer für Überraschungen gut Wink


Der Stift klopft unaufhörlich auf den Pfahl der rostigen Laterne vor der U-Bahn Station. Tock. Tock. Tock. Menschenmassen quellen noch vor Feierabend aus den Häusern, drängen sich die Treppen nach unten, manche rennen um ihre Bahn nicht zu verpassen. Männer mit schweren Aktentaschen gehen an ihr vorüber, Frauen mit wehenden Mänteln huschen durch die Meng, ein junger Mann zündet sich eine Zigarette an und bläst hektisch den blauen Dunst in die Luft. Keiner bemerkt Paula, keiner bemerkt den Stift, der langsam verstummt. Tock ? Tock ? Tock. Paula wartet. Stille. Sie krallt ihre Nägel in das Leder des Notizbuches in ihrer Jackentasche. Er antwortet nicht. Paula schließt die Augen. Wo ist er? Warum sagt er nichts? Lärm dringt von der Straße in Paulas Ohren. Stimmengewirr, stumme, böse Blicke. Paula schüttelt den Kopf und geht. Geradeaus, um den Block, weiter, weiter, schneller, schneller, über die Straße, weg vom Lärm. Dann ergreift sie die Dunkelheit und wärmende Ruhe. Ihr Blick streift ein blechernes Schild, das am Tor des Stadtparks hängt. ?Geschlossen?. Paula klettert über den Zaun, geht langsam weiter, langsam, langsam, Stop und stehen. Tock. Tock. Tock. Ihr Stift klopft drei Mal auf den Stamm der alten Eiche. Dann Stille. Paulas Blick husch über Schatten, Blätter, Bäume, Sträucher. Stille. Sie schließt die Augen, lauscht ihrem Herzschlag.
Tock. Tock. Tock. Paula lächelt, öffnet die Augen. Er ist bunt, er ist schön, er ist ehrlich. Und er ist still.
?Hallo Specht?, flüstert sie und weint.


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Torben Celeste Stern
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Beitrag24.03.2007 21:20

von Torben Celeste Stern
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Ja, vielseitig ist super! Ebenfalls: weiter, weiter!!! Very Happy

Regen klopft an das Fenster seiner Küche. Kalt ist ihm. Immer noch müde stützt Miles sich mit beiden Händen auf der Arbeitsplatte seiner alten Küchenschränke ab.  Dabei fällt sein Blick auf seine Hände, die so früh am Morgen immer etwas zittern. Aber noch nicht lange. Erst seit dem Tag an dem er das Blatt mit der Skizze darauf zum ersten Mal gesehen hat.

Die Kaffeemaschine gluckert fröhlich vor sich hin und Miles öffnet den oberen Schrank um eine Tasse herauszuholen. Nur die Tasse, denkt er. Keine Untertasse. Franzi hätte immer eine Untertasse genommen. Aber Franzi ist nicht hier, nichts von früher ist mehr hier. "Also brauch ich auch keine Untertasse", sagt er in laut in seiner kargen Küche, ohne es zu merken.
Unrasiert und auch sonst ohne besonderen Wert auf sein Aeusseres zu legen setzt er sich an seinen Klapptisch und schlürft den viel zu starken Kaffee. Es wird etwas dauern, aber das Zittern wird früher oder später wieder aufhören. Bis Morgen früh.

Zwei Häuser die nur von einer Gasse getrennt sind. Von einer dunklen Gasse. Vielleicht gibt es diese Häuser wirklich oder irgendjemand hat sie sich nur ausgedacht und aus Langeweile gezeichnet und mir zufällig vor die Tür gelegt, grübelt er als er das Jacket aus dem Schrank nimmt. Dabei fällt der Briefumschlag aus der Innentasche direkt vor ihm auf den Boden.
Miles bückt sich, hebt den Umschlag auf und erschrickt. Auf der glatten Seite stand ein Wort in grossen, schwarzen Buchstaben:

                                    MILES

Nein, denkt er und lässt den Umschlag wieder fallen. Sein Name stand vor zwei Tagen, als er den Brief vor seiner Tür gefunden hatte, nicht darauf. Er rennt aus dem Schlafzimmer in Flur und zieht sich hastig seine Schuhe an und verlässt seine Wohnung. Wohin?, denkt er noch als vor ihm ein Taxi zu stehen kommt. Er reisst die hintere Tür auf und setzt sich in das Auto und schreit den Fahrer an: "Zum Münster - Los!". Mit  brüllenden Motor fährt das Taxi davon.
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Paula
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Beitrag25.03.2007 16:37

von Paula
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Mir gefällt dein Schreibstil echt gut! Bin gespannt, was der Miles noch so erlebt. Ich finde, man kann sich total gut in seine Situation hineinversetzen!

Es war bereits weit nach Mitternacht als Paula am geöffneten Fenster saß, über die Dächer der Stadt hinwegsah, die kalte, frische Nachtluft einatmete und den Mond anblickte. Eine leichte Gänsehaut zog sich über ihre rosige Haut, doch sie spürte es kaum. Mit der zitternden Hand fuhr sie den Arm entlang und streifte mit dem Zeigefinger die Narben, die sich hell und in starkem Kontrast vom Oberarm abzeichneten. Ihr ruhiger, glasiger Blick ruhte unterdessen fortwährend auf dem kräftig leuchtenden, runden Himmelskörper direkt über dem Wald, den sie seit ihrer frühsten Kindheit Luna nannte. In dieser Nacht fühlte sie sich eins mit der Natur und das war das beruhigendste, atemberaubendste Gefühl, das sie seit langem hatte. Ihre Gedanken waren befreit von dem dort sonst herrschenden Chaos und sie sah so klar wie die Luft, die ihr beruhigend langsam in die Lungen kroch um ihr endlich die lang vermisste Freiheit zu geben. Die Welt war groß, größer als alles, was sie bisher kannte. Doch der Himmel, realisierte sie, der war größer und weiter als die Welt es je hätte sein können. Luna schien zu sprechen, durch die Nachtigall, durch den sanften Wind in den Baumkronen, durch das Plätschern des Flusses: ?Die Welt mag kleiner sein als der Himmel, aber sie ist noch lange nicht bereit auf dich zu verzichten.?
Da war der Zauber des Moments vorüber, Paula wandte sich vom Fenster ab, legte sich in ihr Bett, zog die wohlig warme Decke bis hinauf zum Hals und schloss die müden Augen. Das Chaos kehrte in ihre Gedanken zurück, die stickige Zimmerluft vertrieb die Nacht aus ihren Lungen, doch das kleine Stückchen Freiheit blieb.


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Torben Celeste Stern
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Beitrag25.03.2007 20:20

von Torben Celeste Stern
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Mit quietschenden Reifen kam das Taxi unweit vom Münster zum stehen. Miles hatte sich während der Fahrt nicht mit dem Fahrer unterhalten. Früher hatte er das gerne gemacht. Aber jetzt war er mit seinen Gedanken woanders. Der Fahrer drehte sich zu ihm um und nannte ihm den Preis der auf dem Taxometer stand. Volle 40 Franken für diese kurze Strecke! Aber das war Miles jetzt egal.  Miles griff nach seinem Portomonaie und zog einen 50 Frankenschein heraus und drückte ihn dem Fahrer in die Hand. Wortlos verliess er das Auto.
Der Frühling war schon ein paar Tage alt aber der Winter kämpfte noch immer Tag für Tag um seine Existenz. Etwas entspannter sog Miles die kalte Luft in die Lungen und kramte eine angefangene Schachtel Zigaretten aus seinem Jacket. Nachdenklich blickte er auf die zerknitterte Schachtel und warf sie dann unachtsam auf die Strasse. Sie würden ihm jetzt nicht schmecken, denkt er. Seine Hände vergrub er in seinen Hosentaschen und ging ohne Eile auf den Münster zu. Seine rahmengenähten Lederschuhe rutschen ab und zu über die im Laufe der Jahre abgerundeten Pflastersteine.
Er wusste im Grunde nicht warum er ausgerechnet zum Münster wollte. Früher ging er immer gerne mit Franzi hierher um von der dicken Steinmauer auf den Rhein zu schauen. Aber es war nicht der Kummer in seinem Herzen der ihn dieses mal dazu bewegte hierher zu kommen. Dennoch lief er zuerst an dem prachtvollen Sandsteinbau vorbei zu der dicken Feldsteinmauer. Er schloss die Augen, lauschte dem Rauschen des Wassers, den umherlaufenden Touristen, den Spatzen in den Bäumen.
Plötzlich sah er die Skizze ganz klar vor Augen. Wieder die zwei Häuser, getrennt von der dunklen Gasse. Jedes Detail zeichnete sich vor seinem inneren Auge ab. Fenstersimse, Dachziegel, Fensterkreuze und sogar ein Klingelschild. Scheinbar unbenutzt klebt das angelaufene Messingstück an der rissigen Fassade. Der Name. Wie lautet der Name der in das Schild graviert ist.
Ein ohrenbetäubendes Läuten riss ihn aus dem Tagtraum. Es war genau um 18.00 Uhr. Die grossen Glocken in den mit aufwendigem Stuck verzierten Türmen tanzten gehorsam im abwechselndem Takt.
Miles entfernte sich von der Mauer lief auf das grosse Eingangsportal zu.
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Torben Celeste Stern
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Beitrag26.03.2007 17:54

von Torben Celeste Stern
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Hallo Paula!!!!

Geht es mit Paula weiter??????
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Paula
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Beitrag26.03.2007 20:06

von Paula
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Jaja, es geht mit Paula immer weiter Smile Muss nur schnell suchen, wo ich den verdammten Terxt gespeichert hab... hmmmm *such* hmm *kram* Ah! Da isser ja!  Exclamation


Sie konnte es nicht fassen. Und ich bin ehrlich gesagt auch noch recht sprachlos. Immerhin konnte ich ja nicht ahnen, dass sie so etwas tun würde!
Ich kenne Paula schon ziemlich lange. Vom Tag ihrer Geburt an, wenn ich mich recht entsinne. Sie hatte sich nie, von nichts und niemandem aus der Bahn werfen lassen. Egal was es war, sie konnte es ertragen und mit allem leben, was sie bedrückte. Im Verdrängen von Gefühlen war sie eine große Meisterin von der man sich so manch eine Scheibe hätte abschneiden können.
Ohne jegliche Hilfe beseitigte sie Probleme, Gefühle und Menschen, die ihr zu nahe kamen. Sie kapselte sich ab so gut es ging.
Freunde hatte sie ebenfalls keine. Sie war der Meinung, dass es ohne Freunde einfacher wäre. Aber was waren Freunde überhaupt für sie? Freunde... das sind doch Menschen, denen man vertrauen kann. Menschen, die einen lieben. Menschen, die einem helfen, wenn etwas aus dem Ruder gerät. Menschen, mit denen man reden kann. Doch für sie waren Freunde eine Last. Menschen, die wollten, dass man ihnen vertraute. Menschen, die einen lieben wollten, egal was geschah. Menschen, die andauernd helfen wollten. Menschen, die wollten, dass man mit ihnen redete.
Doch all das wollte Paula nie. Sie wollte weder reden, noch vertrauen. Weder geliebt werden noch wollte sie Hilfe.
Sie war eigensinnig und strebsam. Sie liebte ihre Freiheit und ihren Willen, den niemand zu manipulieren vermochte. Im Alleingang zog sie durch die Städte und Dörfer, durch die Länder unserer Erde. Nirgendwo hielt sie es lange aus. Von jedem noch so winzigen Flecken dieser Welt wurde sie durch eine nich wahrnehmbare Kraft fortgezogen.
Bis sie eines Tages etwas kennen lernte.
Etwas, dem sie sich nicht wiedersetzen konnte. Etwas, das ihr ihre Freiheit stahl. Etwas, das ihren Willen manipulierte.
Etwas namens Liebe.


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Torben Celeste Stern
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Beitrag26.03.2007 21:56

von Torben Celeste Stern
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Hm...das ist gut. Da du Paula jetzt mehr und mehr beschreibst, fügt sich die Figur Stück für Stück in meiner Vorstellung zusammen.

Kalt fühlte sich das schwere Eisen der Torflügel an. Trockene und spröde Haut streicht über jahrhunderte alte Schmiedekunst. Seine Finger tauchten in die unendlich vielen Vertiefungen der kunstvoll verzierten Tür. Scheinbar tausende von Totenköpfen wölben sich dem Betrachter entgegen und ihre zahnlosen, schwarzen Münder scheinen ihn schmerzverzerrt um Hilfe anzuflehen.
Miles lässt seine Finger über die Schädel langsam abwärtsgleiten, schliesst sie um die Klinke und drückt die tonnenschwere Eisenplatte mühelos auf. Unerwartet gibt sie den Weg ohne auch nur ein einziges Geräusch von sich zu geben frei.
Ein wohlig warmer Windzug schlägt ihm entgegen. Unbemerkt löst sich seine Hand von der Klinke als er, den Blick sturr nach oben gerichtet, einige Meter in die vor ihm liegende Halle geht. Enttäuschung macht sich in ihm breit. Fast schmucklos präsentiert sich das Innere des Münsters und will der Fassade so gar nicht gerecht werden. Drahtige, mit verrusten Kerzen bestückte Kronleuchter hängen ordentlich aufgeteilt von der gewölbten Decke herab. Keine buntverzierten Fresken ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Keine Engelsputten reichen dem Betrachter Weintrauben entgegen. Getöntes, mit hauchdünnem Draht durchwebtes Glas lässt nur wenig Licht auf die abgewetzten Holzbänke fallen. Gedenkkerzen in roten Kunststoffbechern wollen Gläubigen zum Spenden animieren.
Miles sammelt seine Gedanken und geht nun auf die kleinen Holzkabinen zu.

In die linke Kammer, sagt er sich. Er weiss nicht mehr wann er das letzte Mal seine Sünden gebeichtet hatte. Aber darum ging es jetzt nicht. Wen interessierte das schon. Ihn jedenfalls nicht. Nicht mehr. Nach allem was ihm in den letzten Monaten zugestossen war, konnte der Himmel ihm gestohlen bleiben. Wahrscheinlich wäre er bis zum Ende seines Lebens nicht mehr in ein Gotteshaus gegangen. Aber da ist etwas. Etwas was ihn nicht mehr schlafen lässt. Es war nicht nur die seltsame Bleistiftskizze. Es war das Kind.
Ein hauchdünne, kränklich wimmernde Kinderstimme sprach unaufhörlich den gleichen Reim in seinem Kopf. Selbst der beste Gin haben sie nicht zum Schweigen gebracht. Probleme löst Miles immer erfolgreich mit Gin. Oder kam erst der Gin und dann die Probleme?
Desto näher er der Beichtkammer kam, desto klarer und fester wurde die Stimme des Kindes. Unerträglich hallte die Stimme in seinem Bewusstsein:

"Wer hat Angst vorm schwarzen Mann,
 wer sich vor ihm retten kann,
 Blut und Schere eins zwei drei
 der Tod der ist uns einerlei"

Er zieht den dunkelroten Vorhang beiseite und setzt sich auf das unbequem harte Brett, welches die Sünder wohl nicht zum längeren Bleiben einladen soll. Von einem kurzem Scharren begleitet, schiebt sich ein kleines Fenster beiseite.
Eine alte aber noch kräftige Männerstimme wartete nicht auf eine Frage von ihm:

"Du bist wegen dem Kind hier, oder?", sprach die Stimme in ruhigen Tonfall.

"Du kannst es hören, nicht wahr?" entgegnete ihm die Stimme durch die kleine Oeffnung.

Miles Körper verkrampfte sich, sein Herz pochte wild in seiner bebenden Brust.
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Torben Celeste Stern
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Beitrag27.03.2007 18:46

von Torben Celeste Stern
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Hallo Paula!!!!

Wenn du neben dem Lernen Zeit hast, kannst du ja bei Miles vorbeischauen und mir etwas von Paula erzählen!?
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Paula
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Beitrag27.03.2007 19:10

von Paula
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Ganz ehrlich, du wirst immer besser! Smile gefällt mir echt gut, was ich da so les!
kann es sein, dass du ein wenig ungeduldig bist? Smile ich brauch schon etwas zeit, um was über paula zu schreiben Smile schließlich hock ich fast immer bis 17 uhr in der schule und dann noch hausaufgaben und lernen und und und... aber ich geb zu, ich hab mich beeilt und freu mich ja auch den ganzen tag auf neues von miles! Smile



Paula steht am Brunnen und starrt in das kühle Nass. Es ist ein heißer, trockener Sommertag, über ihr strahlt der Himmel in einem grässlich hellen Azurblau, das ihr Kopfschmerzen bereitet. Ihre Wangen sind gerötet, das Haar fällt ihr glanzlos und wirr in die Stirn. Sie schließt die Augen, formt aus ihren Händen eine Schale, füllt diese mit Wasser und taucht ihr Gesicht darin ein. Eine angenehme Kühle umspielt zuerst ihre Nasenspitze, gleitet dann über die Wangen hinauf zu ihre Augen, hinunter an ihr Kinn. Sie spürt, wie sich ihr Herzschlag erhöht, sie fühlt, wie ihre Lungen zu flattern scheinen. Ihr Körper schreit nach Sauerstoff, schreit nach Atemluft. Paula bereut es, ein Mensch zu sein und zerstört die Schale ihrer Hände. Das Wasser plätschert zurück in den Brunnen, einige Tropfen verfangen sich in Wimpern und Haarsträhnen, rinnen entlang ihrer Gesichtskonturen und sammeln sich an Kinn und Nasenspitze. Die Sonne wird sie einen nach dem anderen zerstören, die einen früher, die anderen später, das weiß Paula. Sie denkt nicht weiter darüber nach und dreht sich vom Brunnen weg.
Paula läuft los. Immer schneller, schneller, schneller. Die Leute werden wieder über sie reden, werden sich das Maul zerreißen, werden die Köpfe schütteln und miteinander tuscheln. Wie kann man auch bei dieser Hitze laufen gehen?
Paula denkt nicht länger darüber nach. Sie hält den Blick stur gesenkt, betrachtet ihre völlig ausgelatschten Laufschuhe, die regelmäßig auf den Asphalt donnern. Immer weiter, schneller, weiter. Sie lauscht dem Blut, das in ihren Ohren zu pulsieren beginnt. Den Weg hinauf, in den Wald, über die Lichtung, immer schneller, immer weiter. Ihr Herzschlag scheint ihren Brustkorb zu sprengen. Die Sonne brennt auf ihr dunkles Haar, heizt es auf, macht die Kopfschmerzen beinah unerträglich. Paula läuft weiter. Rennt, rennt, rennt. Sie keucht und quält sich die nächste Böschung hinauf. Sie läuft weiter, hält nicht an. Denn sie weiß genau, wenn sie anhält, kommen diese Gedanken zurück. Die Gedanken an diese Person, die ihr das Leben zerstört, die Freiheit genommen hat. Paula rennt. Sie will nicht an die Person denken, die sie lieben gelehrt hat. Rennt, rennt. Keucht, schluckt, stöhnt. Die Erde dreht sich schneller, schneller, schneller. Der Boden wackelt, der Wald schwankt. Plötzlich ist alles schwarz.
Sie spürt nicht mehr, wie sie mit dem Kopf auf eine Wurzel aufschlägt. Sie fühlt nicht das Blut, das ihr den Nacken hinabrinnt.


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Torben Celeste Stern
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Beitrag27.03.2007 19:47

von Torben Celeste Stern
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Ich habe diesmal versucht die Tipps von MosesBob zu berücksichtigen. Aber es stimmt. Ungeduldig bin ich schon ein wenig. Zum einen was meine eigenen Geschichten angeht und was Paula angeht.   Laughing

Es ist übrigens wie immer ganz toll. Wie du das Spiel mit dem Wasser beschreibst u.s.w.! Da ich Morgen sehr lange arbeiten muss, weiss ich noch nicht genau ob es mit Miles weitergeht. Ich versuche es auf jeden Fall. Langsam muss auch wieder Spannung rein. Bin heute aber erstmal wieder eine Weile hier.
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Torben Celeste Stern
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Beitrag31.03.2007 22:41
Sequenz "Kinderschreie"
von Torben Celeste Stern
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Sequenz  "Kinderschreie"



Müde und schwer drücken sich die inzwischen durchnässten Sportsneakers in den immer höher werdenen Schnee.
Eigentlich sollte Sonnenschein über neu gewachsenen Rasen tanzen, stattdessen hat es in den letzten drei Tagen
ununterbrochen geschneit. Vorgestern war der Tag an dem der diesjährige Frühling seinen Anfang nehmen sollte.
Aus Miles Nase stösst der warme Atem in die kalte Luft und schwebt in einer Wolke in den grauen Himmel. Eisiger
Wind lässt seine Ohren und Nase frieren. Er hatte wie immer die falschen Schuhe für diese Witterung angezogen und so
kriecht die Feuchtigkeit in seine Schuhe und verbesserte seine Laune nicht im geringsten. Immer wieder muss Miles an
seinen unfähigen Vorgesetzten denken. Aber egal, denkt er. Jetzt ist Wochenende und nach einer sehr
anstrengenden Arbeitswoche freut er sich über die entspannenden Stunden die vor Ihm liegen.
Nachdem er den Schwarzfahrerhäschern entkommen war, stapfte er von den Haltestelle "ZOO" in Richtung seiner neuen
Wohnung. Eigentlich ist es ja nicht nur seine Wohnung. Er hatte vor einigen Wochen mit einem ehemaligem Kollegen
beschlossen, gemeinsam in eine Wohnung direkt in der Stadt zu mieten. Miles hat es bis jetzt auch nicht bereut das er
damals den Entschluss gefasst hatte. Er hat den Schlüssel bereits lange vor der Eingangstür aus der Jackentasche
herausgezogen und nachdem in das Haus gelangt war und den kurzen Eingangsbereich durchquert hatte, öffnete er die Fahrstuhltür, stieg ein und
fuhr in den dritten Stock. Ihr Wohnung lag genau neben den Lift, was für Miles nicht von Vorteil war, da er immer den Lift
hörte wenn er sich in Gang setzte. Nachdem er seine Schuhe in das Regal gestellt hat, zieht er seine Arbeitskleider aus und
verzieht sich sofort unter die Dusche. Das erholsame Wasser spühlt den Aerger den Ablauf  hinuter. "Warum können die Sorgen
nicht auch einfach weggespühlt werden", murmelt Miles durchs Wasser hindurch. Er klettert aus der Wanne und trocknete sich mit einem
Handtuch ab.

Er zieht seine bestickte Jeans an und kramt nach seinen braunen Pullover der seit längerem sein Lieblingsstück im
Kleiderschrank ist. Fertig angezogen verspürt er langsam aufsteigenden Hunger. Miles greift nach dem Geld in seiner
Jackentasche um dieses zu zählen. Ja, es reicht für eine anständige Mahlzeit, denkt er. Er holt seine Schuhe aus dem Regal
und schlüpft hinein, öffnet die Tür und ist nicht wenig überrascht als er einen kleine Briefumschlag auf dem Boden vorfindet.
Miles bückt sich und hebt den Brief auf. Nur auf einer Seite steht ein einziges Wort:

MILES

Kurz überlegt Miles ob er den Brief erst später öffnen soll, aber die Neugier ist einfach zu gross. Der Umschlag lässt sich
einfach öffnen da er nicht verklebt war, sondern nur die Laschen ineinander gesteckt waren. Miles zieht den Inhalt heraus.
Es ist ein altes, gelbliches Stück Papier was er jetzt in den Händen hält. Er legt den Umschlag beiseite und klappt den gefalteten
Zettel auf und sah eine Bleistiftskizze. Sie ist schon etwas verblasst aber denoch gut zu erkennen. Es handelt sich um zwei nebeneinander
stehenden Häuser. Sie scheinen nicht besonders prunkvoll zu sein. Eher einfach verzierter Backsteinbau. Miles sah sich die Häuser
einige Zeit lang an, sie standen nicht direkt aneinander, nein, es war zwischen ihnen eine kleine Gasse. Vermutlich als Schutz
vor übergreifenden Feuer, wie es damals oft bebaut wurde. Das Ende der Gasse konnte man nicht erkennen, es war einfach nur schwarz
schraffiert. Miles kannte diese beiden Häuser jedenfalls nicht und er legt das Blatt und den Umschlag auf einen flachen Schrank neben
der Tür.                  
Hinter ihm fällt die Tür ins Schloss und schon ist er mit den Gedanken bei dem nächsten Imbissstand. Gerade wollte er das Haus
verlassen als er plötzlich jemanden hörte.Ganz nah. Es ist eine Kinderstimme, die immer wieder den gleichen Reim wiederholte. Ganz
schwach und wimmert drang die Stimme in sein Ohr. Er drehte sich um und schaute in das Treppenhaus. Aber er konnte die Richtung
der Stimmen nicht ausfindig machen. Die sich wiederholende Stimme wurde immer Stärker und unerträglicher. Er hält sich die Hände
auf die Ohren und hastet zur Tür drückt diese mit Schwung auf und rennt aus dem Haus.   
                     
                    
Also das ist ein grober Entwurf. Er gefällt mir noch nicht besonders. Vielleicht können mir eure Anregungen helfen!!??
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Beitrag03.04.2007 20:21

von Paula
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Zitat:
Eigentlich sollte Sonnenschein über neu gewachsenen Rasen tanzen


hier würde ich eher von Sonnenstrahlen reden als von Sonnenschein.

Zitat:
Vorgestern war der Tag an dem der diesjährige Frühling seinen Anfang nehmen sollte.


Also, hier stolper ich auch irgendwie drüber, allerdings fällt mir auch nichts besseres ein...

Zitat:
Immer wieder muss Miles an
seinen unfähigen Vorgesetzten denken


Vielleicht sollte erwähnt werden, was der Vorgesetzte verbrochen hat Smile

Zitat:
Er hatte vor einigen Wochen mit einem ehemaligem Kollegen
beschlossen, gemeinsam in eine Wohnung direkt in der Stadt zu mieten.


Würd ich auch ändern. Irgendwie hält man sich da zu lange auf. Stell den Satz mal etwas um! Vielleicht den Kollegen in den Nebensatz packen. "Vor einigen Wochen hatte er beschlossen, gemeinsam mit einem Kollegen eine Wohnung..." irgendwie so!

Zitat:
Miles hat es bis jetzt auch nicht bereut das er
damals den Entschluss gefasst hatte.


Damals ist vielleicht etwas unpassend, da es ja erst einige Wochen her ist!

Zitat:
Nachdem er seine Schuhe in das Regal gestellt hat, zieht er seine Arbeitskleider aus und
verzieht sich sofort unter die Dusche.


"Verzieht sich" ist irgendwie zu umgangssprachlich.



Alles in Allem hört sich der Text interessant an. Jedoch solltest du ein wenig mehr darauf achten, dass du in einer einheitlichen Ziet schreibst. Mir kommt es so vor, als würdest du mal im Präsens und dann kurz in Vergangenheit und dann wieder im Präsens schreiben. Auch, wenn es gar kein Rückblick ist. Smile

Paula


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Beitrag03.04.2007 20:22

von Paula
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Und hier jetzt noch was von meiner Paula:


Paula sieht in den Spiegel. Sie kennt dieses Gesicht. Dunkle, große Augen, von blass violetten Ringen unterlaufen. Vom äußeren linken Augenwinkel aus zieht sich eine feine Narbe über die Wange und endet nur wenige Zentimeter neben dem Nasenflügel einer geraden, spitz zulaufenden Nase. Schmale, rissige Lippen, hier und da einige Sommersprossen auf der hellen Haut, vielleicht sind es auch Pickel oder sonstige Unreinheiten. Das kommt vor, denkt Paula. In die Stirn fallen dunkle, glatte Strähnen, einige reichen bis zu den Augenbrauen, andere noch weiter, und wenige erreichen das spitze Kinn.
Paula mustert das Gesicht. Sie kennt es. Sie sieht es jeden Tag, jeden verdammten Tag und stets fragt sie sich, warum es ihr so fremd ist. An manchen Tagen lächelt ihr das Gesicht zu, an anderen schaut es finster drein. An so manchem düsteren Tag blickt es ihr grimmig entgegen. Und manchmal weiß Paula nicht, was sie dem Gesicht sagen soll. Sie starrt es an, zieht sie Augenbrauen nach oben, das Gesicht tut es ihr gleich. Es ist ein ewiger Kampf, lange kein Spiel mehr. Paula kneift die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen, öffnet sie wieder, schließt sie kurz und wartet. Das Gesicht tut es ihr gleich. Was soll das? fragt Paula. Das geht doch nicht! denkt sie.
Sie wendet sich vom Spiegel ab und geht.
Wohin sie geht weiß sie nicht. Sie läuft. Gerade aus, den Hügel nach oben, um die Ecke ? wie immer. Es ist immer das selbe. Am Park vorbei und durch den Wald, hinüber zum Fluss und weiter, weiter, weiter, dann zurück in die Stadt, vorbei an Schaufenstern, Eisdielen und Cafés. Es ist nicht neu. Sie kennt das.
Plötzlich sieht sie das Gesicht. Es starrt ihr aus dem Fenster einer Buchhandlung entgegen und scheint überrascht zu sein. Hatte es nicht damit gerechnet, sie hier zu treffen? Paula wundert sich. Sie blickt in die dunklen Augen, streckt ihre Hand aus um das Gesicht an den Wangen zu berühren, bekommt jedoch nur das warme Glas des Schaufensters zu fassen. Die Ringe unter den Augen sind schlimmer geworden, denkt Paula. Das Gesicht sollte mehr schlafen. Woher kenne ich es bloß? fragt sie sich, schüttelt den Kopf und betritt den Laden.
Im Laden ist es sehr hell und kühl und es richt nach frischen Orangen. Eine alte Frau steht in der Abteilung mittelalterlicher Romane, ein Junge hält ihre Hand und lächelt Paula zu. Sie beachtet ihn nicht, geht nach hinten, links um die Ecke, vorbei an Regalen, Tischen, Stühlen, dann noch einmal rechts. Wie weitläufig doch dieser Raum ist, denkt Paula. Dann bleibt sie stehen und sieht sich einen Moment um. Keine Spiegel, kein Fensterglas. Hier wird sie dem Gesicht nicht begegnen, hier nicht! Sie setzt sich auf den Boden, lehnt sich an das Regal der berühmten Dichter und macht sich daran, Hermann Hesses Gedichte zu lesen. Abwarten, denkt sie, wenn ich nur lange genug warte, wird mir schon einfallen, zu wem das Gesicht gehört!


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