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Liebes Leben


 
 
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ThinkTwice
Geschlecht:männlichSchneckenpost
T

Alter: 41
Beiträge: 8
Wohnort: Bonn


T
Beitrag21.05.2009 23:39
Liebes Leben
von ThinkTwice
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Schwarz

Das klopfen an der Tür ließ sie nahe den Wahnsinn erreichen. Jedes zerknüllte Taschentuch musste verschwinden und der Haufen zwischen ihren Armen wurde unwahrscheinlich groß. Sobald sie ein neues darauf legte, fielen zwei zu Boden. „Scheiße!“ fluchte sie. Das klopfen ertönte aufs Neue. „Sandra, mach die verdammte Tür auf!“ „JA, GLEIIICHH!“ brüllte sie und taumelte, näherte sich  Schritt für Schritt dem Papierkorb und ließ die gefüllten Arme auseinander driften, so dass alle Taschentücher in den großen Behälter fielen. „SANDRA!“ erschallte es erneut. Diese zog ihr schwarzes T-Shirt ein Stück hinunter, in der Hoffnung die Liegefalten zu glätten und wischte mit ihrer rechten Handfläche einige Tränen unter ihren Augen fort. Dann drehte sie den kleinen silbernen Schlüssel im Schloss ihrer Zimmertür herum, öffnete diese einen kleinen Spalt und steckte ihren Kopf hindurch. Ein bekanntes Gesicht blickte sie finster an, das Gesicht ihrer Mutter. Diese etwas dicklichere, ältere Dame, mit grauen, hochgesteckten Haaren liebte es anscheinend, ihre Tochter mit diesem Blick bis in die tiefe ihrer Eingeweide zu durchbohren. „Was willst du?“ fragte Sandra und versuchte sich das Schluchzen zu verkneifen „Ich habe dich zum Essen gerufen! Kannst du mir sagen, warum du von der Schule kommst und dich einschließt?“ Sandra wurde an die Ereignisse erinnert und ein weiter Stich durchfuhr ihr Herz. So gerne würde sie alles einfach nur vergessen. „Ich will allein sein!“ „Du sagst mir auf der Stelle was du hast. Ich mache dieses Theater nicht mehr lange mit!“ sagte ihre Mutter daraufhin. Sandra auch nicht mehr, die schwarzen Schatten tanzten vor ihren Augen und wollten ihr den Verstand rauben. Alle wollten ihr den Verstand rauben! „Hast du mich gehört Sandra?“ Ja, das hatte sie. Irgendwo in der Wucht der Worte, welche ihren Kopf täglich besuchten, irgendwo war auch die Stimme ihrer Mutter erklungen. Sie lies ihren Blick ins Leere schweifen und sagte: „Ich habe keinen Hunger, kann ich jetzt Hausaufgaben machen?“ „Kind, was soll ich nur mit dir machen?“ „Was immer du meinst. Es ist mir egal!“ Ihre Mutter verschränkte die Arme vor ihrer hellrot schillernden Bluse. Mit einem Kopfschütteln meinte sie: „Mach deine Hausaufgaben. Hat keinen Sinn mit dir zu reden.“ Sie verließ ihren Platz und stieg die Treppe hinunter.

Sandra schloss die Tür und glitt an ihr zu Boden. Eine weitere Träne war ihr nicht mehr möglich. Alles was gesagt wurde und geschehen war, schlug auf sie ein. Die Gedanken vernichteten sich gegenseitig und zurück blieb diese Leere. Solange sie den Boden ansah und sich nicht bewegte konnte sie das Leben nicht mehr erreichen. Solange könnte sie den Schmerz verdrängen. Doch es brodelte tief in ihr und wollte sobald wie möglich wieder zum Vorschein kommen, um sie in einer weiteren Runde endgültig auszuknocken.

Eine Stunde war vergangen. Sie hatte es vom Boden zu ihrem Schreibtisch geschafft und begonnen, die Englischvokabeln in ihrem Heft niederzuschreiben. Nur Worte und die Schrift existierte, nicht sie oder ihre Erinnerung. Doch wenn sie für einen Moment die Kontrolle verlor erschien ein allzu bekanntes und schmerzhaftes Gelächter. Und sollte es dieses erneut an die Oberfläche schaffen würde sie zu Boden gehen. Ihre Hand schrieb weiter, die Schrift ordentlich, die Vorkabeln stets korrekt angeordnet. Ihre schwarzen Augen streiften ihre schwarzlackierten Fingernägel und brachten damit eine Stimme zurück. „Schöne Farbe, Satan wäre stolz auf dich!“ sagte sie, nur um sie tief zu verletzten. Sandra konzentrierte sich aufs Neue und schrieb ein weiteres Wort nieder. Der schwarze Füller brachte eine pechschwarze Farbe zu Papier, dies führte sie zum schwarz ihrer Kleidung, zum schwarz ihrer Haare und zu alledem was in ihrem Leben so schwarz war. Und wieder wurde gelacht, nur diesmal lauter und es wollte nicht mehr aufhören....

Sie hatte ihren schwarzen Mantel übergezogen und ihren schwarzen Rucksack auf den Schultern. Sie hatte ihren Schultisch geräumt, an welchen sie alleine saß. Sie verließ die Schule, kümmerte sich nicht um die Blicke, die auf sie gerichtet wurden, um das Getuschel, sobald sie vorüber ging. Irgendwo in dem bereits fast leeren Fahrradstellplatz hatten Thomas und seine Freunde auf sie gewartet, wovon sie nichts wusste. Die Außenseiterin in ihrem schwarzen Dress marschierte auf den Stellplatz zu bis sie von den Vieren gestoppt wurde, welche ihr nun den Weg versperrten. Angst durchfuhr ihren Körper, ihr war klar dass dies nichts Gutes zu bedeuten hatte. Thomas ergriff das Wort: „Na, wo geht’s hin Seidel?“ „Nach Hause!“ sagte Sandra trocken und versuchte um die unsympathische Gruppe einen Bogen  zu machen. Doch Thomas folgte ihren Bewegungen, so dass sie stets in seine fiesen blauen Augen sah. Der blonde Junge mit Igelfrisur kaute genüsslich auf seinem Kaugummi und setzte ein breites Grinsen auf. „Laß mich durch!“ sagte sie und versuchte die Angst nicht in ihre Stimme rutschen zu lassen. „Und wenn nicht? Drohst du mir dann mit der Rache Satans?“ Thomas lachte und blickte zu seinen drei Freunden, die diese Sprüche ebenfalls überaus amüsant fanden. „Geh jemand anderen auf die Nerven!“ Sie wollte ihn mit ihrem Arm wegstoßen. Er packte sie am Handgelenk, noch bevor Sandra etwas ausrichten konnte. Sie zog fest, doch schaffte es nicht, ihre Hand zu befreien. Er verdrehte diese leicht und sah sich ihre schwarzen Fingernägel an. Oh, warum konnten die Menschen sie nicht einfach in Ruhe lassen? Womit hatte sie die ständige Demütigung verdient? „Schöne Farbe, Satan wäre stolz auf dich!“ Sandra zog erneut und schaffte sich aus dem Griff zu lösen. Sie sagte schnaufend: „Verdammt! Das reicht!“ Thomas blickte in ihre tiefen, braunen Augen. Schnell trat er vor, packte ihre Schulter, drückte sie gegen den Pfosten. „Laß mich in Ruhe!“ sagte sie verzweifelt. Doch er begann erneut zu lächeln, ein Lächeln, in welchem sämtliche Gerechtigkeit verloren ging. „Du bist gestört, Sandra. Ja, richtig gestört! Hör auf dich hinter diesem schwarz zu verstecke, es steht dir nicht!“ Sie begann zu zittern. „Das geht dich nichts an!“ „Das sehen Männer etwas anders. Aber du als prüde Lesbe verstehst das natürlich nicht. Kein Wunder, dass niemand etwas mit dir zutun haben will, so wie du dich anziehst und verhältst.“ Seine Worte trafen und machten ihr klar, wie wenig sie wert war und dass er wohl das Recht hatte, über sie zu herrschen. „Was willst du verstecken..?“ Noch bevor sie etwas tun konnte, hatte er seine Hand unter ihren Mantel geschoben. Als er ihre Brust berührte, verkrampfte sich ihr gesamter Körper und sie musste angewidert die Augen schließen. „Damit du mal weißt wie sich das anfühlt, Schlampe!“ Seine Freunde fingen an zu lachen während er weiter ihre Brust streichelte. Die Anspannung in ihrem Körper stieg und das Lachen dröhnte in ihren Ohren. „Schaut sie euch an, steif wie ein Brett.“ Hinter den geschlossenen Augen konnte sie die Blicke auf ihrer Brust spüren. „Kommt lassen wir sie nach Hause zu ihrem Vater, den Satan, gehen!“ Das Gelächter wurde noch lauter. Doch die Berührungen an ihrer Brust waren verschwunden und der schmerzhafte Krampf in ihrem Körper begann sich langsam zu lösen. Als sie die Augen öffnete war niemand mehr da, bis auf diesen Schmerz. Sie war nichts weiter als ein Objekt, nichts wert...

Unter lautem Knacken brach die Spitze des Füllers unter ihren Fingern ab und sie sah das Schwarz wie Blut auf ihr Schulheft tropfen. All der Schmerz hatte sich seinen Weg zurück zu ihr gebahnt. Sie musste würgen. Der ganze Mist drückte sich nach oben, ein weiteres Würgen folgte. Sie schluckte das säuerlich schmeckende wieder hinunter. Sie sprang auf und schaffte es gerade noch vor einem weiteren Würganfall auf die Toilette, in welche sie sich schmerzvoll übergab.

Fortsetzung folgt!

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Garine
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 63
Beiträge: 169
Wohnort: NRW


Beitrag22.05.2009 00:15
Re: Liebes Leben
von Garine
Antworten mit Zitat

ThinkTwice hat Folgendes geschrieben:

Das klopfen an der Tür ließ sie nahe den Wahnsinn erreichen. Jedes zerknüllte Taschentuch musste verschwinden und der Haufen zwischen ihren Armen wurde unwahrscheinlich groß. Sobald sie ein neues darauf legte, fielen zwei zu Boden. „Scheiße!“ fluchte sie. Das klopfen ertönte aufs Neue. „Sandra, mach die verdammte Tür auf!“ „JA, GLEIIICHH!“ brüllte sie und taumelte, näherte sich  Schritt für Schritt dem Papierkorb und ließ die gefüllten Arme auseinander driften, so dass alle Taschentücher in den großen Behälter fielen.


Hallo ThinkTwice,

nimm mir bitte meine Worte nicht übel, die ich jetzt schreibe:

Den oben eingerahmten Abschnitt habe ich gelesen, dann abgebrochen. Dein erster Satz weißt gleich zwei Fehler auf

Das Klopfen – schreibt sich groß

und zum anderen liegt ein Zeitenfehler vor, der einen gewaltig stolpern lässt.

Wenn sie zwischen ihren Armen Taschentücher hält, wie kann sie neue dazu legen? Um die Fülle zu halten, müsste sie die Arme verschränken.

Auseinanderdriften wird zusammengeschrieben und auch sodass

Ich denke, du schaffst sicherlich einen besseren Anfang.

Liebe Grüße Gabriele


_________________
Angenehm ist am Gegenwärtigem die Tätigkeit,
am Künftigen die Hoffnung und am Vergangenen die Erinnerung. ( Aristoteles )
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Liebe ist eine explodierende Zigarre, die wir bereitwillig rauchen (Lynda Berry)
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Hard2drive
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 65
Beiträge: 107
Wohnort: Köln


Beitrag24.05.2009 10:42

von Hard2drive
Antworten mit Zitat

Hallo ThinkTwice,

Garine hat Recht. Vielleicht wäre der Text in der Talentschmiede besser aufgehoben? Wegen der Fehlerchen, meine ich ... Obwohl ja auch dort die 7 goldenen Regeln Gültigkeit haben.

Aber ...! Trotzdem ist der Text nicht schlecht. Dein Schreibstil ist dennoch flüssig. Ich fand die Geschichte spannend. Du beschreibst eine alltägliche Situation eines jungen Menschen, eine Außenseiterin, die von Mitschülern diskriminiert, gemobbt wird. Es geht um das "verletzte Kind", das kein Verständnis bei seinen Mitschülern findet - aber auch nicht im Elternhaus.

Nach vernünftiger Überarbeitung sicher nicht chancenlos bei einem kleinem Wettbewerb mit passendem Thema.

LG


_________________
Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm.
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