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Takeru Leseratte
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T 28.04.2009 18:33
von Takeru
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Dämmerndes Licht in der U-Bahn.
Eine Menschenmasse, schweiß,
huschende Blicke, wandernde Gedanken,
die nicht an diesem Ort sind.
Ein stilles Gefühl von Bedrängheit,
in dieser Welt der kahlen Wände,
mit bröckelndem Putz und Spraylogos,
die wirklich besser sein könnten.
Ich sitze auf einer Bank und
beobachte die Menschen um mich herum.
Ein schwarzer Afrikaner, mit einer Trommel
und einem leoparden Blick.
Ein blinder Penner, der an einer Wand
am Boden kauert, einen Geldbecher in der Hand.
Er trägt eine schwarze Brille
und manchmal tastet er ängstlich nach seinem
Blindenhund, der ihm Sicherheit gibt.
Eine blonde Frau, die hübsch aussieht
mit blauen Zypernaugen
und warmer Haut,
deren Weiche man spüren kann,
ohne sie zu berühren.
Sie erinnert mich an irgend jemanden,
eine alte Bekannte
oder Freundin,
aber ich komme nich drauf.
Neben mir auf der Bank sitzt ein Kiffer,
der sich gerade einen Joint baut.
Er hat Threadlocks, die ihm
über die müden Augen fallen.
Sein linkes Auge zuckt unruhig
in dem Wissen, gleich Stoff zu bekommen.
Als er sieht, wie ich ihn beobachte,
grinst er und fragt
ob ich auch einen Zug haben wolle.
Ich lehne dankend ab.
Ein Rattern lässt mich hochfahren,
als der Zug auf den ich warte
endlich in den Bahnhof braust
und sein lebloses Metall im schahlen Licht
funkelt. Die Türen öffnen sich
und ich steige ein.
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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28.04.2009 21:38
von Enfant Terrible
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Darf ich was sagen oder ist es eh wurscht?
Ich will aber was sagen! *mit Füßchen aufstampf* *Jucken in den Fingern unterdrück*
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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28.04.2009 21:53
von Enfant Terrible
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Danke.
Diesmal mag ich auch gar nicht meckern, deine "Sinnlosigkeiten" gefallen mir nämlich fast schon besser, als deine normalen Gedichte. Warum? Was mir immer wieder bei deiner "ernsthaften" Lyrik auffällt, ist eine gewisse Kopfgesteuertheit, ein Konstruieren von Bildern, Effekten und Botschaften - hier hingegen lässt du deinem lyrischen Unterbewusstsein, deinen Gefühlen und Gedankenfetzen mehr oder minder freien Lauf, und so liest es sich auch: Angenehm chaotisch, auf eine subtile Weise stimmiger als Gedichte, hinter denen viel Überlegen steht.
Das ist die Kunst: Manchmal einfach den Kopf auszuschalten. Da kommen oft Perlen bei raus, und diese erfreuliche Tendenz sehe ich in diesen Gedichten. Werde auf jeden Fall diesen Faden mitverfolgen.
Langer Rede kurzer Sinn: Diese schönen Stücke sind für mich alles andere als "sinnlos". Sie sind einzigartig und kreativ, sie treffen meinen Geschmack, wo ich schon glaubte, mit dir lyrisch nie eine Tangente finden zu können.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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01.05.2009 23:49
von Jocelyn
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Insgesamt fällt mir dazu eine große Unentschiedenheit ein, Experimente sollen ja auch als solche gesehen werden, nicht kritisiert werden.
Am meisten hat mich (natürlich.... ) dieses Gedicht angesprochen:
Eine Mauer aus Zinnober.
Ein Schnitt in meine Lungenflügel,
ein Schlag in meinen Magen
ein Krampf in meinem Sein.
Schwirrende Worte, schwefelgleich
vergiften sie das rauschende Blut,
das sich nach Atmung sehnt:
Eine metallumschlungene Brust.
Ein lapsus linguare, ein Irren
im Irren einer irrigen Welt,
in der ich mich verlaufe während
sie sich in mir niedersenkt
War mir in seiner Logik, seiner Aussage, am gelungensten. Wobei mir der Hinweis auf ein gutes Entrinnen irgendwie fehlt.
Aber so mal rumexperimentieren, das ist sicher ein guter Anlasser für eine tollen Idee. Muss ich mal heimlich ausprobieren, aber heimlich.
Caecilia
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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02.05.2009 07:17
von Jocelyn
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Takeru hat Folgendes geschrieben: | Warum denn bitte nicht die anderen? |
Mmmmmh, deine Frage liest sich für mich so, als wärest du sogar ein bisschen entrüstet über mein Nicht-Erwähnen dieses Gedichtes, da du von deinem Werk überzeugt bist, es gut findest und nicht verstehen kannst, dass ich das überlesen habe.
Da drängt sich mir die Frage auf, warum du denn das Wunderstückchen dann in den Trash schmeißt? Viel zu schade!
Zitat: | Die poetische Sprache besitzt dort mehr Tiefe und ist expressionistisch angehaucht.
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Selbstredend habe ich es jetzt nochmal gelesen. Die erste Strophe ist wirklich für mich perfekt! Stimmt! Sorry, hatte ich wohl in der Eile übersehen und außerdem hatte ich mich nicht an meine Regel gehalten, erstmal etwas mind. 2x zu lesen, am besten mit einer Nacht dazwischen, bevor ich etwas "beurteile".
Es lag an der zweiten Strophe, dass ich wohl nur schnell drüberlas. Genauer gesagt hatte der "zappelnde Schilf am See" mich an das Mädchen im Schilf bei "Schöne Jugend" von Benn Zitat: | Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte, | erinnert, das mochte ich nicht so. Vielleicht hatte sie ja auch erstmal noch gezappelt.....
Tja, nur so kann ich mir das erklären.
Jetzt gebe ich dir recht, es ist sehr in die Tiefe gehend. Aber "Zappeln" passt für mich trotzdem noch nicht, da ich es mit einem Menschen verbinde, der halt zappelt, so oder so.
Edit 12:10: Zappeln bedeutet für mich außerdem, dass jemand primär gefangen, festgehalten ist. Nun, man kann natürlich sagen, dass das Schilf in seinen Wurzeln gefangen ist. Ich würde hier aber trotzdem mich eher für Rascheln, Rauschen, Flattern, oder sowas entscheiden. Mein Geschmack.
Caecilia
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(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
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T 02.05.2009 15:35
von Takeru
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Zitat: | Mmmmmh, deine Frage liest sich für mich so, als wärest du sogar ein bisschen entrüstet über mein Nicht-Erwähnen dieses Gedichtes, |
Nicht entrüstet, aber durchaus verwirrt. Ich dachte, mir hätte mein Sprachgefühl einen kleinen Streich gespielt.
Zitat: | Da drängt sich mir die Frage auf, warum du denn das Wunderstückchen dann in den Trash schmeißt? Viel zu schade! |
Zurzeit schmeiße ich alles in den Thrashbereich, weil ich nicht für jedes Gedicht einen Thread aufmachen will, wenn sich zwei Tage später herausstellt, dass ich unzufrieden damit bin. Deswegen landet erstmal alles hier, egal ob es ein gewisses Niveau erreicht hat oder nicht. Macht außerdem mehr Spaß in einem Thrashthread alles reinzustellen, weil man herumexperimentieren kann und es sowieso nichts ausmacht, wenn es daneben gehen sollte.
Mache es so:
Zitat: | Gedicht 10 C'mon
Wiesenfelder im Wind
der fadigen Morgenstrahlen
weben Liedersang in
blinzelnde Augenblicke
der Vergänglichkeit.
Raschelndes Schilf am See,
gedämpftes Licht am Feld
der untergehenden Tage-
mon amour, wir werden
zu Tönen in der
Ewigkeit. |
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Takeru Leseratte
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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02.05.2009 22:56
von Jocelyn
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Zitat: | Zurzeit schmeiße ich alles in den Thrashbereich, weil ich nicht für jedes Gedicht einen Thread aufmachen will, wenn sich zwei Tage später herausstellt, dass ich unzufrieden damit bin. Deswegen landet erstmal alles hier, egal ob es ein gewisses Niveau erreicht hat oder nicht. Macht außerdem mehr Spaß in einem Thrashthread alles reinzustellen, weil man herumexperimentieren kann und es sowieso nichts ausmacht, wenn es daneben gehen sollte.
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Das leuchtet ein. Nur hatte ich deine Gedichte übrigens schon immer gemocht, so dass ich dich hier niemals reinschmeißen würde. Auf der anderen Seite kann ich auch verstehen, wenn man mit seinen Werken unzufrieden ist. Das ist ja nun mal so. Kenne ich auch. Deshalb verstehe ich deine Erklärung also gut. Und die Buchstaben lesen sich ja hier genauso wie woanders.
Komischerweise fehlt mir jetzt beim Lesen des Gedicht 10 das Zappeln, als hätte ich mich über den Nachmittag doch mit dieser Vokabel im Zusammenhang mit dem Schilf angefreundet. Seufz, so vergänglich sind Meinungen, Empfindungen, Regungen.
Zitat: | Wie findest du/ihr(?) dieses Gedicht? |
Ich finde es sehr, sehr schön.
Nur musste ich erstmal (wieder) rausfinden was Morpheme sind, erinnerte mich dann an die Schulzeit zurück (doch schon mal gehört...) dann cyanfarben, war mir auch fremd.
Ja, ich habe mein halbes Leben nur Noten gesehen, merkt man halt doch, seufz.
Du kannst sooo schön dichten, wirklich.
Zitat: | Ich bin verliebt in diese Zeilen. Nenn mich wahnsinnig - oder selbstverliebt - aber wenn es in diesem Falle nur eine Reflektion einer Expression ist, dann ist es gar nicht so egozentrisch. Ha! ;P |
Mich stören weder "Wahnsinn" noch Selbstverliebtheit, echt nicht!
Wie hat dir eigentlich das Ergebnis von Gedicht8 in der dsfo-Kalender-AG gefallen? Hast du es gelesen?
Caecilia
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Takeru Leseratte
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T 03.05.2009 18:01
von Takeru
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Zitat: | Komischerweise fehlt mir jetzt beim Lesen des Gedicht 10 das Zappeln, als hätte ich mich über den Nachmittag doch mit dieser Vokabel im Zusammenhang mit dem Schilf angefreundet. Seufz, so vergänglich sind Meinungen, Empfindungen, Regungen. |
Du machst es mir schwer Fräulein. Vielleicht sollte ich es wieder ändern, da es so persönlicher bleibt. Immerhin ist mein Schreibstil mein Stil und die Worte welche ich wähle sind die meines Charakters. Hm
Zitat: | Ich finde es sehr, sehr schön.
Nur musste ich erstmal (wieder) rausfinden was Morpheme sind, erinnerte mich dann an die Schulzeit zurück (doch schon mal gehört...) dann cyanfarben, war mir auch fremd.
Ja, ich habe mein halbes Leben nur Noten gesehen, merkt man halt doch, seufz. |
Morpheme. Musste ich auch nachschlagen, ich gebe es zu. Morpheme sind die linguistischen Bestandteile der einzelnen Silben. Also sozusagen die Atome der Wortmoleküle. ;P Aber ist ja nicht schlimm, wenn man nicht alles weis. Entdecke bei vielen Gedichten von anderen Wörter, die ich selbst nie kannte oder kaum verwendet habe.
Welches Instrument spielst du denn? Ich bin auch Musiker, obschon ich kaum etwas wirklich virtuoses spielen könnte - jedenfalls im Augenblick. Mein Niveau ist kaum Mozartreif, aber ich arbeite daran. Es macht mir Spaß, darauf kommt es schließlich an. Solange man das stolze Mitglied einer schäbigen Band sein kann ist doch alles in Ordnung
Zitat: | Du kannst sooo schön dichten, wirklich. |
Danke <3 =)
Zitat: | Mich stören weder "Wahnsinn" noch Selbstverliebtheit, echt nicht!
Wie hat dir eigentlich das Ergebnis von Gedicht8 in der dsfo-Kalender-AG gefallen? Hast du es gelesen? |
Dann passt es ja. Die Version empfand ich als gelungen, aber bereits die Grundversion war gut, also war die Änderung meiner Ansicht nach nicht unbedingt notwendig.
mfg
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Takeru Leseratte
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