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Greybyte
Geschlecht:männlichSchneckenpost
G

Alter: 35
Beiträge: 6
Wohnort: Leobersdorf


G
Beitrag03.05.2009 13:29
Das Gespräch
von Greybyte
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sry wenn das ganze etwas lang ist... aber ich finde das ganze kann nicht in 2 oder 3 teile aufgebaut werden... dann kommt es anders herüber als beabsichtigt...

Das Gespräch

„Liebe ist etwas, was ich nicht verstehe. Einen Menschen gern zu haben, kann ich verstehen, doch fehlt bei mir, auch aufgrund dessen, dass ich das noch nie genossen habe, dass Verständnis jemand anderen zu lieben. Für mich gibt es nur körperliche Liebe. Die Sehnsucht seine Triebe auszuleben. Je schöner die Frau desto besser. Doch jede von ihnen wird nach einiger Zeit so selbstverständlich für mich, ihre Zudringlichkeit so abstoßend, dass ich mich ohne hier übertreiben zu wollen, einmal sogar nach einem Kuss übergeben musste. Spätestens wenn dieser Punkt erreicht ist, ziehe ich mich zurück, lasse alles an mir vorbeigleiten. Küsst sie mich stehe ich nur passiv da. Doch wieso sag ich ihr nicht die Wahrheit? Wieso sag ich ihr nicht dass ich sie mittlerweile verabscheue?
Tja dazu bin ich wohl ein zu guter Mensch. Ich möchte ihnen nicht dass Herz brechen. Also warte ich ab was passiert bis ich einen guten Grund finde, der obwohl ich sie ja noch immer so abgöttisch liebe, es mir verhindert sie zu sehen. Daraus ergeben sich mit der Zeit viele Lügen und Orte wo man sich nicht sehen lassen kann. Doch damit kann ich leben. Ich tue eben alles um den Frauen nicht das Herz zu brechen.
Ein normaler Durchschnittsmensch lügt so heißt es in einer aktuellen Studie die ich gelesen habe 7 Mal am Tag. Leider passt diese Studie so ganz und gar nicht auf mich. Es wäre ein Wunder für mich wenn ich 7 Mal am Tag einen Satz mit der ganzen Wahrheit sagen würde. Wobei ich natürlich nicht Sätze, wie ich muss aufs Klo oder so etwas meine, sondern tiefgründigere Sätze die etwas über mich ausdrücken und meine Lebensweisheiten, meine Arbeit, mein Privatleben und lauter solche Sachen beinhalten.“
Der Psychiater bei dem ich gerade sitze, ein gewisser Dr. Thomas Maier, ist für mich mein aller erster. Er ist schon ziemlich alt und sieht weise aus, was womöglich einer der Hauptgründe für meine Entscheidung bei ihm zu sein ist. Das Aussehen so finde ich ist von größerem Belangen. Allein vom Gesicht eines Menschen kann ich auf sein Art, seinen Erfolg und sein Todesjahr schließen. Wobei ich sagen muss dass ich als ich damit begann mich damit zu beschäftigen ziemlich skeptisch dem ganzen gegenüberstand. Erst mit der Zeit bemerkte ich dass, jenes was ich als Unsinn ausgab doch zutraf. Doch nun lieber zurück zu meiner Sitzung.
Der Psychiater hat einige Zeit gebraucht um meine Worte zu filtrieren und hat es scheinbar noch immer nicht geschafft, da er nun eine eindeutige Zeitgewinnnugsfrage stellte.
„Wenn sie so viele Lügen erzählen, ist es nicht schwer sich diese zu merken und je nachdem welche Person sie fragt die richtige, vorher schon einmal gelogene, Antwort zu geben?“
Ich entschloss mich ihm Zeit zugeben um sich ein Bild von mir zu bilden und antwortete daher relativ ausführlich, was ich für gewöhnlich allerdings immer so halte.
„Ich sehe da ehrlich gesagt kein Problem darin. Um es ihnen genauer zu erklären bringe ich ein Beispiel. Jeder Mensch merkt sich die Namen einer anderen Person, die er öfters trifft. Manche tun sich dabei leichter, also lernen die Namen schneller und andere eben langsamer. Meistens sind die, die sich die Namen der Personen schnell merken, genau die, die sich die Eigenheiten der Personen langsamerer merken, als die, die sich den Namen langsam merken, dafür allerdings die Eigenheiten schneller.
Natürlich sind nicht alle so, sondern gibt es natürlich auch Leute die noch intelligenter sind. Wobei hier das Wort intelligent wohl nicht wirklich passend gewählt ist. Damit meine ich die Gruppe die sich beides gleichzeitig merken. Einfach so als würden die Eigenheiten zum Namen dazugehören. Meistens sind dass die, die sich das alles am schnellsten einprägen.“
„Dazu zählen sie sich wohl oder?“
„Nein absolut nicht. Ich gehöre eher zu der Gruppe die lange braucht um den Namen zu merken aber dafür die Eigenheiten schneller merkt.“
„Was hat das aber mit ihrem Merken von Lügen zu tun?“
„Ich wollte gerade dazu kommen. Für mich ist das Merken der Eigenheiten einhergehend mit dem Merken von meinen Eigenheiten, welche ich bei dieser Person besitzen muss. Ich glaube ich kann das mittlerweile deshalb schon so gut, da ich es von klein auf gewohnt bin und mache es ja eigentlich absolut ungewollt, wie halt jemand der sich einen Namen merkt. Man merkt ihn sich einfach wenn man ihn öfters hört, ob man will oder nicht. So ist es auch bei mir. Ich sage dies und jenes über mich und merke mir schon diese Person erwartet von mir dieses Auftreten. Je nachdem was ich erzählt habe. Um mir diese Daten so schnell zu merken, begann mein Hirn ohne dass ich es wollte andere Banalitäten aus meinem Gedächtnis zu streichen. Zum Beispiel das Aussehen von anderen. Aus dem Gedächtnis heraus könnte ich niemals ein zum Beispiel zuvor gesehenes Bild grafisch wiedergeben. Ich hab einfach kein Bild im Kopf von dem was ich sah. Erst wenn man mir wieder das Bild vorlegen würde, könnte ich sagen, dass es das ist was ich sah und hätte man mir etwas darüber erklärt und den Titel des Bildes gesagt, könnte ich sofort das Erzählte wiedergeben, den Namen allerdings vermutlich nicht.
Das mit meinem Gedächtnis ist sogar so schlimm dass ich nicht einmal sagen könnte wie meine Mutter aussieht. Nur Zahlen könnte ich sagen. Sie wiegt so und soviel, ist so und so groß und ist so und so alt. Aber ihre Gesichtszüge könnte ich nie erklären oder grafisch wiedergeben.“
Eigentlich hätte ich noch ohne Probleme so weiterreden können, doch seine Sekretärin war plötzlich ins Zimmer gekommen. Sie entschuldigte sich für die Unterbrechung, doch es sei wie sie meinte wichtig. Maier sollte kurz kommen und den Anruf entgegen nehmen. Er schaute ein wenig verdutzt, offenbar sich wundernd was so wichtig ist dass es die halbe Stunde, die die Sitzung noch dauert, nicht warten kann. Meinem Anschein nach war es das erste Mal dass er aus einer Sitzung gerufen worden ist.
„Ich bitte vielmals um Entschuldigung.“
Er erhob sich langsam, streifte sein Sakko glatt und folgte der Sekretärin hinaus.
Ich nutzt die Zeit inzwischen um mir das Büro genauer anzusehen. An den Wänden hingen Zeitungsartikel einer Universitätszeitschrift, die vom Inhalt absolut nicht zu seinem Beruf gehörten und auch sonst keinerlei Ähnlichkeiten aufwiesen, außer immer die gleiche Autorin, Julia Fernandez. Neben diesen Artikeln hing sein Abschlusszeugnis der gleichen Universität. Sogar das Jahr stimmte mit den Artikeln die da hingen überein. Sein Schreibtisch war sehr ordentlich sortiert. Alles hatte seinen Platz und war geradlinig geordnet. Nicht einmal die Tischlampe stand schief. Ganz gegensätzlich zu dieser Ordnung war sein Papierkübel. Mindestens 4 leere Becher Kaffee waren darin zu finden, was seine Augenringe die mir schon vorher aufgefallen waren erklären würde. Auch sein ewiges Herumgehdrehe an seinem Ehering ergab für mich endlich noch einen entscheidenderen Sinn als ich vorher vermutet hatte.
Fügte ich jetzt zu dem was ich hier an all diesen Dingen erkennen konnte, noch mein während dem Gespräch gesammeltes Wissen über seine Eigenschaften hinzu, war mir so ziemlich alles klar.
Anhand seiner Gesichtsdrittelgrößen konnte ich schon herauslesen, dass er ein langes Leben vor sich haben wird. Sein spitzes Kinn lies mich auf eine relativ hohe Intelligenz schließen. Dadurch dass seine Stirn sehr groß und sein Haaransatz erst sehr spät beginnt, konnte ich davon ausgehen, dass seine besten Lebensjahre zwischen 15 und 30 waren. Also so ziemlich seine gesamte Studienzeit. Sein Ordnungswahn den man ja schon am Schreibtisch bemerkt, rührt von seinen Ohren her. Seine kleinen, eleganten Ohren stehen für einen vorsichtigen, sinnlichen, musikalischen und, was bei ihm besonders ausgeprägt ist, perfektionistischen Menschen.
Das nächste sehr auffällige an seinem Gesicht war eine bei Männern eigentlich weniger oft verbreitete Stumpfnase. Bei den meisten die diese Art hatten konnte ich auf Besonnenheit, Selbstlosigkeit, Vernunft und Loyalität schließen.
All diese Information zusammen gedacht ergeben ein ganz genaues Bild, wobei ich hier nicht einmal mehr die Augenbrauen oder andere auch noch sehr auffällige Gesichtszüge bei ihm aufzeigen muss.
Ohne es eigentlich richtig gewollt durchzuführen, versuchte ich sein Leben zu rekonstruieren. Natürlich nur sehr grob.

Über die ersten 15 Jahre seines Lebens kann ich so gut wie nichts sagen. In der Schule dürfte er immer recht gut gewesen sein und im Gymnasium wurde er womöglich sogar als Streber beschimpft obwohl er eigentlich nicht viel lernte. Falls sein Vater ein Unternehmen besaß, war Thomas sicher immer einer der ihm geholfen hatte und dabei auch ziemlich erfolgreich war. Mit Mädchen lief in dieser Zeit wohl eher nichts, da er ihnen gegenüber einfach zu vorsichtig und schüchtern war. Nachdem bei ihm allerdings die Sinnlichkeit sehr ausgeprägt ist wird er sich wohl des Öfteren vorgestellt haben wie er etwas mit Mädchen hat und sie ihn für sein Gitarrenspielen bewundern. Jetzt hab ich leider schon vorweggenommen, dass er zu 90% Sicherheit ein Musikinstrument spielt. Wobei ich behaupte dass er nur in seinen Gedanken Gitarre spielt und in echt Klavier, da man dabei nicht vor den Leuten stehen muss. Dazu währe er zu schüchtern. Natürlich ist dass auch nicht der einzige Grund. Wieso er nur in den Gedanken Gitarre spielt ist daher herzuleiten, dass er damals sicher gerne Rockbands hörte und ihm auffiel dass die Mädchen ganz verrückt nach solchen Leuten sind. Aber im wirklichem Leben würde es nicht zu ihm passen. Es ist einer der Dinge die ich nicht genau sagen kann wieso ich dass glaube. Vermutlich ist meine langjährige Erfahrung mit solchen Sachen, die mir einfach eine gewisse Intuition übermittelt hat, die lustiger weise eigentlich wirklich so gut wie immer stimmt.
Durch seine guten Noten ist es nicht schwer für ihn auf eine gute Universität zu kommen. Psychologie hat er sich womöglich ausgesucht, da er schon nachdem er nie im Vordergrund stand, sich angewöhnt hat die Leute zu beobachten und zu überlegen was in ihnen Vorgeht. Möglicherweise hat er dass früher auch nur getan damit seine Personen in seinen Gedanken realer wirken. Diese Phantasien von denen ich die ganze Zeit rede, sollen nicht heißen dass er verrückt ist oder psychisch gestört. Nein. So gut wie jeder hochintelligenter wird mir zustimmen, dass sie alle immer wieder solchen Gedankenspielchen unterliegen. Natürlich geht es darin nur selten um Frauen.
Dieses Interesse, wissen zu wollen was ein Mensch denkt, hat ihm dann schlussendlich den Anstoß gegeben Psychologie zu wählen.
Auf der Universität wurde er auch nicht mehr als Streber betrachtet, sondern als ein einfach nur kluger junger Mann, der er ja auch war. Die Mädchenphantasien wurden weniger, da er mit den realen immer mehr Erfolg hatte. Angst vor einer richtigen Beziehung hatte er schon immer. Doch wenn er eine beging dann galt es für ihn wirklich bis ans Lebensende. Er ist halt loyal. Natürlich war und das ist wieder Intuition seine spätere Frau nicht seine erste große Liebe. Er hat mit Sicherheit davor ein paar Studentinnen gehabt.
Doch wer seine entgültige Frau wurde ist nun nicht mehr aus meiner Intuition zu sagen, sondern kann ich wieder allein durch die Beobachtungen sagen. Die Zeitungsartikel sind sicher nicht wegen seinem Beruf oder so einen Grund da. Sie sind als Erinnerung an seine Frau. Überall stand ihr Name der selbe Autorenname drauf, was soviel heißen muss wie dass die Artikel da hängen weil sie von der Autorin geschrieben wurden. Julia Fernandez lernte er am 16. Oktober kennen. Das kann ich daher sagen, da ich ein Herz neben dem Datum sah. Viele Menschen heben sich Sachen auf von ihrer großen Liebe. Meistens sind es eben genau solche Sachen, wie zum Beispiel vom ersten Treffen ein Zeitungsausschnitt von ihr verfasst. Womöglich hat er ihr dazu gratuliert und sie beide meinten, es währe wohl das beste Andenken an ihren ersten Tag beisammen. Womöglich hat ja sie sogar das Herz dazu gemacht. Er würde glaube ich so etwas nie machen. Genauso wenig wie diese ziemlich privaten Sachen aufhängen. Ich denke mir das war Julia Fernandez, der ich diese Beobachtungshilfen zu verdanken habe.
Da er loyal ist und sie ihn wohl auch nicht nur kurz haben wollte sind die beiden bis heute noch zusammen. Sonst währen wohl kaum mehr die Bilder da. Und wenn dann nur als Erinnerung an ihren Tot der folge dessen noch nicht lange her sein kann, da er noch immer den Ehering trägt. Aber auch hier könnte es doch sein dass er den Ring einfach nicht mehr ablegen will und obwohl sie schon Tot ist, er ihr noch immer treu ist. Meine Intuition sagt allerdings abermals nein.
Damit bin ich beim gestrigen und heutigen Tag von ihm angelangt.
Die Kaffeebecher im Mistkübel, seine Augenringe und dass ewige herumdrehen am Ehering können nur zwei Sachen bedeuten.
Es gibt ein Problem in der Ehe, mit dem er nicht umgehen kann, weshalb er einfach länger im Büro blieb und sich in die Arbeit verbiss. Sicher hat er nicht viel gemacht, da er die ganze Zeit über eine Lösung für das Problem nachdachte. Da er ein Mensch ist der gewohnt ist zu geregelten Zeiten schlafen zu gehen brauchte er eine Menge Kaffee um sich länger wach zu halten und die Heimkehr hinauszuzögern. Dieses Problem kann nun entweder sein, dass sie sich von ihm scheiden lassen will, oder was ich eher glaube, sie an einer schweren Krankheit leidet.
Diese schwere Krankheit würde ich raten, ist Krebs.
Gerade als ich fertig war mit meinen Überlegungen kam Dr. Thomas Maier wieder herein.
„Entschuldigen sie bitte. Es war meine Frau am Apparat.“, sagte er und setzte sich wieder nieder.
„Fahren wir am besten fort wo wir stehen geblieben sind. Ihre Ansichten mit dem merken von Namen und Eigenheiten sind vollkommen richtig. Auch ich habe das schon öfters bemerkt. Das mit ihrem bildlichen Gedächtnis kommt auch häufiger vor als sie glauben.
Mich würde es jetzt mehr interessieren auf ihre Unfähigkeit zur Liebe weiter einzugehen. Immerhin ist das der Grund weshalb sie bei mir sind.“
„Nun ja. Ich denke ich habe schon so ziemlich alles gesagt was es dazu zu sagen gibt.“, erwiderte ich und noch während ich das sagte kam mir die Idee.
Um herauszufinden ob seine Frau sich von ihm scheiden oder schwer Krank ist versuchte ich nun indirekt bei ihm eine entsprechende Reaktion herbeizuführen. Das Thema passte ja auch. Ich musste nur etwas lügen.
„Ich denke“, begann ich langsam, stellte mich schwer überlegend und sprach dann weiter, „Ich denke ich hab einfach Angst“, wobei ich Angst ein wenig ängstlich, geradezu schüchtern, betonte. Ich machte wieder eine kleine Pause und tat als würde ich überlegen. Stotterte kurz und sprach den nächsten Satz, peinlich genau darauf achtend anfangs langsam und dann immer sicherer und schneller beginnend zu reden, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich den Grund für meine, wie er sie nennt, Unfähigkeit zu Liebe, erkannt habe.
„Die Angst…Sie ist einfach weil…nun ja…ich denke ich habe Angst meine Freundin oder Frau zu verlieren.“
Jetzt hab ich ihn. Seine Handbewegung zu seinem Kinn blieb mir nicht verborgen. Jetzt war die Zeit da. Jetzt war er ganz und gar aufmerksam. Ich bedeckte meinen Mund zur Hälfte mit der linken Handfläche und stütze mich mit dem linken Ellbogen gleichzeitig auf die Armlehne, wobei ich, darauf achtete, dass ich eine leicht gekrümmte Haltung einnahm, aber mich kaum auf den Arm abstützte. Meine Stimme ließ ich noch trauriger werden.
„Was wenn sie stirbt? Sie schwer krank wird und stirbt. Ich würde es einfach nicht ertragen.“
Jetzt war sie da. Endlich die lang ersehnte Reaktion die ein 80 Protzentiger Beweis ist. Seine Reaktion verriet dass er es mehr als nur verstehen kann. Er fühlte förmlich mit.
Was aber auch nur ein Trick seinerseits sein kann um die Leute weiter zum reden zu bringen. Als Psychiater muss man ja so etwas drauf haben, also musste ich mir noch ganz sicher werden und die zweite Vermutung als Absicherung verwenden.
„Aber nicht nur wenn sie stirbt währe es tragisch. Ich könnte es auch nicht ertragen wenn ich ihr nach einiger Zeit zu fad oder so etwas werde und sie sich von mir trennt.“
Die Reaktionen wurden weniger. Die Merkmale des Mitfühlens waren zwar noch ein wenig da, doch war es diesmal nicht das echte Mitgefühl wie bei der Erwähnung der schweren Krankheit, sondern seine vorgespielten.
So leicht ging das alles. Unfassbar. Nicht einmal ein Psychiater durchschaut mich oder kann verhindern dass ich ihn durchschau. Ich hab offenbar keinen sehr guten vor mir. Dabei hab ich eigentlich genau darauf geachtet, dass ich einen verdammt guten bekomme. Wahrscheinlich könnte ich ja den Job sogar besser. Jeden würde ich ohne Probleme bevor er noch redet grob einschätzen und ihn dann beim Gespräch vollkommen unter Kontrolle haben. Ich würde binnen kürzester Zeit berühmt werden. Alle reichen Leute würden zu mir kommen, zahlen horrende Summen Geld, nur für einen kurzen Augenblick mit mir. Tausende Psychiater würden versuchen mich zu erreichen, mich um Rat bitten - mich den Allwissenden.
Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ mich das Ende der Sitzung erkennen.
„Nun gut. Die Zeit ist leider um.“, sagte ich mit einem kleinen Gähner.
„Ist schon lustig. Sonst muss ich dass immer sagen. Lassen sie mich nur noch schnell weitere Termine mit ihnen ausmachen. Haben sie Montags um 18 Uhr zeit?“
„Könnte schwierig werden aber… ach… ja ich glaub da kann ich.“
„Gut also nächste Woche Montag um 18 Uhr. Ich hoffe wir werden da auch so viel Erfolg haben wie heute.“
Ich erhob mich langsam und wendete mich zur Tür. „Ich hoffe auch dass wir genauso viel Erfolg haben wie heute“, wiederholte ich ihn und musste einfach Grinsen. Ich hatte sicherlich mehr Erfolg bei ihm als er bei mir. Was hat er schon bei mir erreicht?
Auch der Psychiater stand auf um sich von mir zu verabschieden. „Auf Wiedersehen.“, sagte er fasst schon königlich.
Tja dein Gehabe wirst du gleich verlieren.
„Auf Wiedersehen.“ Ich öffnete Tür, trat mit einen Fuß auf den Gang, tat als würde mir gerade etwas eingefallen, drehte mich wieder zum Arzt und sagte ganz sanft und locker:
„Ach. Und richten sie ihrer Frau  gute Besserungswünsche von mir aus. Ich hoffe sie schafft die Krankheit zu überwinden.“
Als würde ich ihn eine Waffe an den Kopf halten erstarrte er plötzlich.
„Woher wissen sie... Kennen sie sie leicht?“
„Ich kenne sie nicht. Doch sie haben es mir gerade verraten. Auf Widersehen.“
Ich drehte mich um und stolzierte davon. Ein meisterhafter Auftritt meinerseits. Eh so wie immer.
Ins Leere starrend und absolut verwirrt blickend ließ ich den Psychiater zurück. Er braucht jetzt wohl selbst einen Arbeitskollegen der ihn behandelt.

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Einherjer
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Beitrag06.05.2009 20:01

von Einherjer
Antworten mit Zitat

Hi, habe gerade gesehen, dass dein Text bis jetzt noch keine Kritik erhalten hat.
Dachte zuerst, es liegt an der Länge.

Also, ich habe mir die Mühe gemacht deinen Text zu lesen. Und er ist für seinen Inhalt seeeehr lang.

Die Pointe ist unerwartet. Ich weiß nicht was ich davon halten soll.
Den gesamten übertrieben langen (gewollt eingesetzte Adjektive) Text hindurch musste ich mir dieses selbstverliebte ...ich bin doch so hochintelligent und kann alle Leute durchschauen... Eiergekraule des Patienten anhören.
Bis zum Schluss hab ich gehofft, der Psychater fährt im voll in die Parade macht etwas unerwartetes, verarscht seinen Patienten nach Strich und Faden, zieht ihn intellektuell über den Synthetikteppich oder prügelt ihm einfach nur mit seinem Neuner-Eisen das Gehirn aus dem Schädel.

Aber nein, nichts. Dieser unsympathische selbstverliebte Typ hat auch noch Recht.

Entschuldige, aber als Leser fühle ich mich ziemlich verarscht.
Ich lese deinen Text bis zu Ende und dann diese Pointe...

Wäre der übrige Text literarisch hochwertig oder zumindest spannend wäre diese Pointe noch in Ordnung. Dann hätte wenigstens das Lesen Spaß gemacht.

Aber so fühle ich mich als gutwilliger Leser mit der Absicht dir eine Rückmeldung zu deinem Text zu geben ziemlich verarscht.

Vielleicht war das auch deine Absicht. Dann bin ich voll drauf rein gefallen.

Ich weiß es nicht. Jedenfalls werde ich keine Texte mehr von dir lesen, zu denen nicht schon jemand anderes seine Meinung geschrieben hat.


Einherjer
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Mercedes de Bonaventura
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Beiträge: 1254
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Beitrag07.05.2009 13:55

von Mercedes de Bonaventura
Antworten mit Zitat

War das ein Good-Will-Hunting Versuch?

Käte
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Mercedes de Bonaventura
Geschlecht:weiblichMetonymia

Alter: 40
Beiträge: 1254
Wohnort: Graz


Beitrag07.05.2009 13:56

von Mercedes de Bonaventura
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