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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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05.05.2009 21:13 Die Stadt ist kalt (Rhapsodie) von Enfant Terrible
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ein Du und ein Du und ein Du
beschleichen jedes Segment
der grauen Straße.
Die Stadt ist kalt
Ritze es in die Alibibäume,
in die Rinde besseren Betons
denn die Stadt ist kalt
sie raubt den Atem
raubt das Wort
Sie war mal alt
die Vampirin aus Architektur
sie wird immer jünger
sie nährt sich am Gebell der Häuser
und jedem Du
Steige die Treppe herauf
spanne das Lächeln
vom Erdgeschoss zur Wohnungstür
Denn jemand wird oben warten
jemand wartet immer
mit Schimpf und Suppe
Eine Mundvoll Suppe für die Stadt
schwimm Du
schwimm kalt
Weitere Werke von Enfant Terrible:
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Telani Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 174
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05.05.2009 23:57
von Telani
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knifflig knifflig. Ich mag den Rythmus in deinen Strophen, aber der Sinn ist sehr schwer zu verstehen.
Über die erste Zeile bin ich etwas gestolpert, dreimal das "ein du" hintereinander ist schwierig zu lesen. Aber sonst gefällt mir die Stimmung sehr gut, die du erzeugst.
LG Telani
_________________ Die Wirklichkeit ist ein zerbrochener Spiegel! |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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06.05.2009 08:52
von Jocelyn
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Hallo Terrorkrümel,
ich muss mich Telani auch anschließen:
Zitat: | aber der Sinn ist sehr schwer zu verstehen.
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Du schreibst:
Zitat: | Sie war mal alt
die Vampirin aus Architektur
sie wird immer jünger
sie nährt sich am Gebell der Häuser
und jedem Du |
und:
Zitat: | Eine Mundvoll Suppe für die Stadt |
Also ist der Protag, das "Ich" wie das "Du", verschmolzen mit der alten Stadt, die dadurch auch verjüngt, auch weil dieser "Ich" ritzt und weil Leben in ihr ist, beispielsweise Gebell von Hunden?
Ich komme nicht so richtig hinter die Aussage.
Und wenn das, was ich hier als Vermutung angebe, die Aussage ist, dann bin ich eigentlich auch ratlos.
Oder wolltest du gar keine?
Caecilia
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Gine Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 494 Wohnort: Berlin
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07.05.2009 06:34
von Gine
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Hi Krümel!
Ich liebe diesen Text.
Diesen Abschnitt:
Zitat: | Steige die Treppe herauf
spanne das Lächeln
vom Erdgeschoss zur Wohnungstür |
finde ich wunderschön.
Ich finde, der Text bringt die 'Normalität' des Stadtlebens auf den Punkt. Es verbindet das Große mit dem Kleinen durch Erleben. Ja, die Stadt ernährt sich von ihren Bewohnern. Da kann ich nur zustimmen. Und sie hält ihre Opfer fest, indem sie ihnen einen Platz anbietet, an dem das 'Du' zum 'Ich' werden kann.
Ich kann die leise Musik dazu fast hören. Melancholische Geige ist dabei, würde ich sagen.
Lieber Krümel,
ich weiß, manchem fällt es schwer, dein Texte, auch diesen, zu verstehen. Aber ich liebe ihn. Er zielt nicht auf die Masse, sondern direkt aufs Herz.
Viele, viele liebe Grüße
Gine
_________________ 'Manchmal zweifle ich daran, dass ich überhaupt existiere.'
'Aus gutem Grund.'
'Wie meinst du das?'
'Ich habe dich erfunden.'
'Glaub ich nicht.'
'Ich weiß.'
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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07.05.2009 15:23
von Enfant Terrible
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Ich danke euch allen für die Kommentare.
Gine, über dein Lob, dein Verstehen und Nachfühlen freue ich mich immer wieder, es ist ein Geschenk, wie du dich in meine z.T. eben eher symbolischen "Bauchtexte" hineinversetzen kannst. Es würde mich übrigens interessieren, wie du ihn bewertungstechnisch einschätzen würdest.
Euch, Cäcilia und Telani, danke ich für das Aufzeigen der Verständnisschwierigkeiten. Dass ich den Text als Rhapsodie bezeichne, war eigentlich eine Art "Warnung", dass ich mir wenig Mühe gab, besonders verständlich zu sein (das versuche ich normalerweise immer, aber leider fruchtet es selten), sondern einfach Gefühle und Assoziationen in einem bestimmten Kontext von der Seele geschrieben habe.
Zur Erklärung des "Sinns" - wobei er, wie Gine wunderbar beobachtet hat, eher auf Emotion als auf einer Botschaft, einer "Story" basiert - eine kleine Eigeninterpretation meinerseits, ab der ersten "Problemstelle":
Zitat: | Die Stadt ist kalt
Ritze es in die Alibibäume,
in die Rinde besseren Betons
denn die Stadt ist kalt
sie raubt den Atem
raubt das Wort |
"Die Stadt ist kalt" - man kann den Gedanken, der einen erdrückt, nicht aussprechen, man kann ihn höchstens ins Beton der Alibibäume (Alibi, weil die paar Bäumchen keine echte Naturatmosphäre zu erzeugen vermögen, sondern nur als ebenso tote Zier da sind) ritzen - wortlos.
Zitat: | Sie war mal alt
die Vampirin aus Architektur
sie wird immer jünger
sie nährt sich am Gebell der Häuser
und jedem Du |
Eine Stadt ist eine Ansammlung toter Betonkisten, lebendig wird sie erst durch die in ihr gefangenen Menschen, durch ihre Emotionen, ihren Kampf: das "Gebell der Häuser" als Allegorie von Auseinandersetzungen, von Schreien.
Zitat: | Steige die Treppe herauf
spanne das Lächeln
vom Erdgeschoss zur Wohnungstür
Denn jemand wird oben warten
jemand wartet immer
mit Schimpf und Suppe
Eine Mundvoll Suppe für die Stadt
schwimm Du
schwimm kalt |
Ein Nachhausekommen (zum Elternhaus?), das kein echtes ist. Je weiter man die Treppe zur Haustür hinaufsteigt, desto schwerer fällt es, ein Lächeln zu erzeugen, zu "spannen", aber es ist notwendig, um die Empfangenden nicht zu enttäuschen.
Ich hoffe, diese Hinweise machen den Inhalt etwas klarer?
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um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
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Telani Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 174
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07.05.2009 15:55
von Telani
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Ja wirklich schön, jetzt gefällts mir sehr gut -die Sprache die du verwendet hast, va. das nach Hause kommen, was kein zu Hause ist. Ja ich glaube, das ist das Leben in einer Stadt. Wir alle sind aus gewissen Gründen hier, aber nicht weil es unsere Heimat ist.
Ich sehe es so: an die Heimat bindet dich dein Herz, an die Stadt dein Kopf.
Schöner Beitrag Terrorkrümel, freut mich, dass du dir Mühe gegeben hast uns den Sinn zu erklären. Danke.
LG
_________________ Die Wirklichkeit ist ein zerbrochener Spiegel! |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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07.05.2009 16:11
von Jocelyn
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Hallo Krümel,
ich verstehe es jetzt auch besser. Danke.
Telani hat Folgendes geschrieben: |
Ich sehe es so: an die Heimat bindet dich dein Herz, an die Stadt dein Kopf.
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Herz reicht doch zur Bindung. Ich will meinen Kopf frei haben. Frei denken.
C.
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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07.05.2009 19:01
von Enfant Terrible
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Nochmals hallo, es freut mich sehr, falls meine Erklärung ein bisschen das Chaos lichten konnte.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
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ASP
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Gine Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 494 Wohnort: Berlin
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08.05.2009 07:17
von Gine
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Ich habe es gerade einer Frendin zu lesen gegeben und sie gefragt, wie sie es versteht.
Sie sagte (was ich wirklich schön fand): 'Der Alltag, an dem wir vorbei gehen'.
Sehr treffend.
Liebe Grüße
Gine
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'Ich habe dich erfunden.'
'Glaub ich nicht.'
'Ich weiß.'
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10314 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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08.05.2009 21:42
von Pütchen
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Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich weiß, wie du tickst, aber mich hat dieses Gedicht auch gleich total berührt
Und ich fand es einfach nur gut
Das wollte ich schnell mal loswerden, bevor ich noch die Federchen da lasse
Liebes Grüßchen, Pütchen
_________________ ****************************************************************
"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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08.05.2009 21:54
von Enfant Terrible
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Ähm, danke für die 2 Federn. In Schulnoten wäre das sicherlich gut ... in DSFo-Punkten irritierend hmm
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
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ASP
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10314 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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08.05.2009 21:57
von Pütchen
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Huch, da bin ich wohl verrutscht
Schon korrigiert - gut, dass du das gesagt hast
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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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