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Im Supermarkt


 
 
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versgerber
Geschlecht:männlichEselsohr
V

Alter: 32
Beiträge: 425
Wohnort: Berlin
Der Bronzene Wegweiser


V
Beitrag17.04.2009 19:30
Im Supermarkt
von versgerber
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Gang durch den Supermarkt ist immer wieder eine Qual für sich. Er fällt in die Kategorie „Notwendige Übel“, auch wenn ich ihn lieber in „vermeidbare Ärgernisse“ einordnen würde. Leider kann ich mir das nicht aussuchen, es muss schließlich alles seine Ordnung haben.
Auch heute quäle ich mich wieder durch die endlosen Regalreihen, den Einkaufszettel in der Hand und den Blick starr nach vorn gerichtet.
Wie immer hasten etliche Leute durch die Gänge. Sie laufen wild durcheinander, halten keine Art von Ordnung ein und rammen sich immer wieder gegenseitig mit ihren Einkaufswagen. Außerdem stinken sie. Zuhause werde ich mich erst einmal ordentlich duschen, soviel ist sicher.
Nun gilt es aber, den elenden Einkauf hinter mich zu bringen. Ich schaue auf meinen Zettel und mache mich auf, um Äpfel zu suchen. Sie sind schnell gefunden, mehr Sachen mit „A“ brauche ich heute nicht. Bananen entdecke ich direkt darüber, das ist praktisch. Daneben liegen wiederum Orangen, aber bei „O“ bin ich noch nicht. Das ist wieder typisch. Die können ihren Mistladen nicht richtig ordnen und ich muss die Sache ausbaden. Um Brot zu bekommen, muss ich wieder durch den halben Supermarkt. Aber das kenne ich mittlerweile und was einen nicht umbringt…
Ansonsten läuft der Einkauf heute gut. Mir hat immer noch Niemand einen Wagen in die Beine gejagt und ich bin mittlerweile schon bei „R“ angelangt. Der Rest der Liste sollte ein Kinderspiel sein. Salami, Salat, Toast, Tomaten, kein „U“, kein „V“, bleibt nur noch Wein bei „W“. Man muss sich ja auch mal was gönnen.
Ich schiebe den Einkaufswagen um die Ecke und bleibe vorm Weinregal stehen. Etliche Flaschen Türmen sich vor mir auf. Es gibt roten und weißen Wein, süßen und trockenen, billigen und teuren. Ohne Frage sieht hier kein Mensch mehr durch. Da muss man was machen.
Ich stelle meinen Einkaufswagen an den Rand und wende mich dem Chaos im Weinregal zu. Rot und –Weißwein sind im Groben getrennt, das ist doch schon mal was. Am besten sortiere ich von preiswert nach teuer, dann hat jeder gleich etwas, wonach er sich richten kann. Als ich gerade anfange die Flaschen umzustellen, tritt eine Verkäuferin an mich heran.
„Kann man dem Herrn helfen?“, fragt sie und klingt dabei leicht verstört.
„Das wird nicht nötig sein, danke“, gebe ich ohne aufzublicken zurück. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich immer mehr Menschen um das Weinregal versammeln und mir wird heiß. In meiner aufkeimenden Nervosität streife ich eine Weißweinflasche, 4.99€, trocken mit dem Ärmel. Sie gerät ins Schwanken, fällt aus dem Regal und zerschellt auf dem dreckigen Supermarktboden in tausend Teile. Wein breitet sich auf den Fliesen aus und spielt um meine Schuhe. Mist. Aber das wische ich später auf, nun muss ich erst einmal zu Ende sortieren.
„Entschuldigung, aber ich muss sie bitten damit aufzuhören“, mischt sich die Verkäuferin wieder ein, diesmal energischer.
Bei Nichts wird man hier in Ruhe gelassen, aber jetzt gilt es fokussiert zu bleiben. Ungerührt räume ich weiter Weinflaschen um. Damit hat die Verkäuferin nicht gerechnet.
„Nun reicht es aber“, schreit sie. „Ich kann auch anders.“
Nun blicke ich doch auf. Die Verkäuferin schaut mir direkt in die Augen. Ihr Gesicht ist schlecht geschminkt und ihre Haare unordentlich hochgesteckt. Sie scheint noch jung zu sein.
„Das ist schön für sie“, höre ich eine gehauchte Antwort über meine Lippen kommen. „Ich nicht.“



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eon
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 36
Beiträge: 66
Wohnort: Köln


Beitrag17.04.2009 20:51
Re: Im Supermarkt
von eon
Antworten mit Zitat

Zitat:
... Einkaufszettel in der Hand und den Blick starr nach vorn gerichtet.

Den Blick starr nach vorn gerichtet, ist meiner Meinung nach sehr phrasenhaft.

Zitat:

Wie immer hasten etliche Leute durch die Gänge. Sie laufen wild durcheinander, halten keine Art von Ordnung ein und rammen sich immer wieder gegenseitig mit ihren Einkaufswagen.


Dopplung: "immer"

Zitat:

Nun [...] ich bin mittlerweile schon bei „R“ angelangt.

Zeitproblem meiner Meinung nach -> wie wärs mit: "Langsam arbeite ich mich zu "R" vor."


Ansonsten hab ich mich noch gewundert, dass die Leute stehen bleiben. Im Supermarkt hast Du doch oft Angestellte, die Sachen umräumen; teilweise auch in Privatsachen. Die Idee, dass sie stehen bleiben, ist zwar nett, aber m.E. nach unrealistisch (aber um Realismus gehts hier ja guter Weise nicht.)

Wie gesagt: Sehr schöner Text, Schreibstil gefällt. Weiter so. smile


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Ich muss lächeln üben, um mir das Grinsen zu verkneifen.
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Uenff
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 31
Beiträge: 952
Wohnort: Berlin


Beitrag19.04.2009 11:45

von Uenff
Antworten mit Zitat

Heut lese ich ja nur Sachen die mir gefallen smile

Hi Versgeber

1.Die Geschichte zeigt dieses pedante, zwanghafte sehr gut.
2. Die Wortwiederholung hat eon ja schon für mich aufgedeckt Laughing
3. Ein alternativer Kritikpunkt, den man bei solchen kurzen Geschichten außer Acht lassen kann, wenn man will. Absätze.

------
Mfg
Uenff


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Freiheit liegt in der Zerstörung des Ichs. Hat halt Karl gesagt.
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versgerber
Geschlecht:männlichEselsohr
V

Alter: 32
Beiträge: 425
Wohnort: Berlin
Der Bronzene Wegweiser


V
Beitrag19.04.2009 14:03

von versgerber
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hey,
Danke für eure Kommentare.
@Eon
Dass der starre Blick ne Phrase ist stimmt sicherlich, aber ich finde, er erfüllt hier seinen Zweck. Das nächste Mal versuch ich sowas zu vermeiden.
Die Wortwiederholung ärgert mich jetzt nen bisschen, weil ich das erste "immer" erst in der Nachbearbeitung eingesetzt hab und dann beim zweiten Drüberlesen schlampig war.
Ich dachte die Zeitform kann man an dieser Stelle so verwenden, aber wenn ich wie vorgeschlagen ins Präsens umschreibe, bin ich wohl auf der sicheren Seite.
Das Stehenbleiben find ich nicht unrealistisch, da bereits eine Verkäuferin dazu gekommen ist und das lyrische Ich anspricht. Ich denke wenn jemand in Zivil (und mit Einkaufswagen) anfängt an einem Regal rumzusortieren und von einer Verkäuferin zurecht gewiesen wird, erregt das Aufmerksamkeit.
Danke für Anregungen und Lob.

@Uenff
1. Das freut mich.
2. Jetzt ärgert mich das Ding nochmehr.
3. Ich dachte eigentlich diesmal hätte ich ausreichend mit Absätzen gearbeitet. Hab vorher versucht, den Text so zu formatieren, dass er nicht über den ganzen Bildschirm läuft, bin aber gescheitert. Gibts da irgendwo ne Anleitung?

lg


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