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Auszug aus "Abtreiben, morgen"


 
 
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Pinta Oleander
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 63
Beiträge: 42
Wohnort: Valensole/France


Beitrag17.04.2009 12:47
Auszug aus "Abtreiben, morgen"
von Pinta Oleander
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Abtreiben, morgen
Neulich nachts, sie war gerade dabei aus der Hintertür der Bar zu schlüpfen, da sieht sie einen Mann auf dem Parkplatz, vor einem Auto kniend.
Ein komischer Ort um zu beten, denkt sie. Ein Auto ist ja auch kein Altar.
Aber der Mann betet nicht, er sucht etwas. Sie geht langsam auf ihn zu, um ihn besser sehen zu können. Seine rechte Hand langt unter das Auto, sie hört das Geräusch eines Schlüsselbundes auf dem Asphalt.
Der Mann steht auf und streicht sich energisch über die Hose. Es ist ihm peinlich, das sieht man ihm an. Er steckt sich eine Zigarette an und dann sieht er sie. Lächeln.
"Hallo. Möchten Sie auch 'ne Zigarette?"
"Eh... ja, gerne."
Sie rauchen zusammen. Sie hat ihn hier noch nie gesehen. Er erzählt ihr etwas, aber sie hört nicht hin. Er öffnet die Autotür und setzt sich hinter das Lenkrad. Sie wartet.
"... und vielleicht könnten wir irgendwo was zusammen trinken?"
In seinem Lächeln ist nichts Aufregendes. Aber das kennt sie ja schon. Sie geht um das Auto herum und setzt sich neben ihn.
Er lässt den Motor an und erzählt ihr dabei einen Haufen Zeug, über seine Arbeit im Labor und so. Nach zwei Minuten findet sie es tödlich. Er ist mit Sicherheit verheiratet und hat bestimmt auch zwei oder drei Kinder. Er könnte sogar zwölf Kinder haben, davon wird ihr auch nicht besser werden.
„Haben Sie auch einen Namen?“ fragt sie ihn damit er endlich aufhört von seiner Arbeit zu faseln.
„Du kannst Martin zu mir sagen. Martin, der Ritter!“ antwortet er und lacht sich halbtot dabei.
„O.k. Martin, der Ritter, ich bin Lola, die Prinzessin.“
„Prinzessinnen wollen doch immer entführt werden, ist es nicht so?“
Irgendwie schaut er sie von der Seite her an und leckt sich dabei über die Lippen.
„Ich will gerade nicht entführt werden. Aber du kannst mir jetzt einen Drink spendieren.“

Sie fahren zu einem bekannten Bistro, ein paar Strassen weiter. Es ist schon spät, ein paar Leute stehen oder sitzen herum, sind beschäftigt mit trinken, essen, rauchen oder sie erzählen ihr Leben demjenigen, der nach gar nichts gefragt hat. Das ist immer das Gleiche: du erzählst es jemandem und demjenigen  ist es total egal.
Sie bestellen zwei Gin-Tonics. Martin erzählt ihr schon wieder von seinem anstrengenden Tag. Es ist mehr als langweilig, nicht zu fassen. Sie hat es satt, diese Langeweile bis in die Knochen zu spüren. Sie will etwas Aufregendes, was Neues, was Leidenschaftliches.
„Ich bin sicher, du denkst daran, mich umzulegen, stimmt’s?“
Er schaut sie an wie ein Auto. Seine Haare sind irgendwie hellbraun, die Augen wässerig und auch etwas rot, seine Hände sind feingliedrig, ja seine Hände sehen gut aus. Lola mag gut aussehende Hände.
„Mach dir keine Sorgen, ich vergreif’ mich nicht an halben Kindern. Ich bin doch nicht blöd…“
„Wie alt bist du denn, Martin?“ fragt sie und heuchelt Neugierde.
„Keine Ahnung. Willst du meinen Ausweis sehen?“
„Nee, will ich nicht.“
An der Theke fängt jemand an zu grölen. Besoffene sind überall in der Stadt, besonders zu dieser späten Stunde. Sie hat keine Lust mehr, in dieser trüben Bar herumzuhängen.
„Wollen wir nicht woanders hingehen?“
„Ja klar, wenn du willst gehen wir zu mir. Ich lebe allein, das heißt nicht ganz, ich und mein Kater Sumo.“
Er steht auf, um zu zahlen und gemeinsam verlassen sie das Bistro.

Eine Stunde später liegen sie auf seinem Bett, trinken Wein und rauchen Zigaretten. Dann nimmt er ihr das Glas und die Zigarette weg und küsst sie auf den Mund. Nicht ganz unangenehm fühlt sich das an. Ihr Herz pocht schneller, sie fängt an zu schwitzen. Er zieht sich aus und geht unter die Dusche. Sie zieht sich aus und legt sich unter die Decke.
Sie wartet.
Jetzt wird sie es der Zukunft aber heimzahlen, und der Vergangenheit auch. Sie will sich lebendig fühlen. Jetzt oder nie.
Eine Viertel Stunde später machen sie das, was die Leute Liebe nennen. Sie erinnert sich nicht, es schon einmal getan zu haben.
Er schiebt sein dickes hungriges Geschlecht in sie hinein, es tut weh, sie schreit, er rüttelt ein bisschen, nicht sehr lange, weil er zuviel Lust hat, sich in ihr zu verströmen.
Sie ist eher froh, dass er so schnell mit der Sache fertig ist.

Eine halbe Stunde später steht sie allein auf der Strasse. Zufällig gleitet ihre Hand in die Jackentasche und sie findet einen 50-Euro-Schein. Das ist ja ein Ding! Nun ist die doch überrascht. Sie hätte nicht gedacht, dass diese Art von gymnastischer Verrenkung soviel Geld wert ist.
Aber vielleicht ist das die Zukunft! Geld für etwas zu bekommen, was eigentlich keinen Spaß macht?

Es ist kalt in der Nacht da draußen. Sie fühlt sich mutterseelenallein und weiß es immer noch nicht so genau.



_________________
Lügen haben kurze Beine und die Wahrheit fährt im Rollstuhl...
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag17.04.2009 14:24
Re: Auszug aus "Abtreiben, morgen"
von lupus
Antworten mit Zitat

Servus Pinta Oleander,

jawoll, so was will ich lesen. Zumindest vom Stil her, inhaltlich is es nicht der Hammer, weil in der Essenz von Anfang an absehbar, aber es ist kurz drum paßt's.  außerdem is ja ein Auszug, aber da stellt sich dann andererseits die Stilfrage (auch in Bezug auf Satzbau, -länge, äh, -kürze: 'wie lange würd ich das duchhalten?' Egal, das was da steht, so wie es da steht is genau meins. HAt Spaß gemacht zu lesen.

einige Anmerkungen:
Titel klingt strange, aber cool, Bezug zum Text selber fehlt mir, aber is ja ein Auszug (hatt ma schon?)

blau: gefällt mir sehr gut
fett: gefällt mir nicht so


Zitat:

Neulich nachts, sie war gerade dabei aus der Hintertür der Bar zu schlüpfen, da sieht sie einen Mann auf dem Parkplatz, vor einem Auto kniend.


ich glaub(!), 'nachts' würde bedeuten 'jede Nacht' und dann paßt es nicht. --> Neulich, mitten in der NAcht

kniend: irgendwie will mir das nicht in den Lesefluß passen. Erwarten würde ich 'vor einem Auto knien', aber: kniend klingt besser. Nur wür ich dann an der Satzzeichensetzung basteln --> auf dem Parkplatz, vor einem Auto. Kniend.

Egal, is eh nur Geschmackssache


Zitat:
Ein komischer Ort um zu beten, denkt sie. Ein Auto ist ja auch kein Altar.
Aber der Mann betet nicht, er sucht etwas. Sie geht langsam auf ihn zu, um ihn besser sehen zu können. Seine rechte Hand langt unter das Auto, sie hört das Geräusch eines Schlüsselbundes auf dem Asphalt.
Der Mann steht auf und streicht sich energisch über die Hose. Es ist ihm peinlich, das sieht man ihm an. Er steckt sich eine Zigarette an und dann sieht er sie. Lächeln.
"Hallo. Möchten Sie auch 'ne Zigarette?"
"Eh... ja, gerne."
Sie rauchen zusammen. Sie hat ihn hier noch nie gesehen. Er erzählt ihr etwas, aber sie hört nicht hin. Er öffnet die Autotür und setzt sich hinter das Lenkrad. Sie wartet.
"... und vielleicht könnten wir irgendwo was zusammen trinken?"
In seinem Lächeln ist nichts Aufregendes. Aber das kennt sie ja schon. Sie geht um das Auto herum und setzt sich neben ihn.
Er lässt den Motor an und erzählt ihr dabei einen Haufen Zeug, über seine Arbeit im Labor und so. Nach zwei Minuten findet sie es tödlich. Er ist mit Sicherheit verheiratet und hat bestimmt auch zwei oder drei Kinder. Er könnte sogar zwölf Kinder haben, davon wird ihr auch nicht besser werden.
„Haben Sie auch einen Namen?“ fragt sie ihn damit er endlich aufhört von seiner Arbeit zu faseln.
„Du kannst Martin zu mir sagen. Martin, der Ritter!“ antwortet er und lacht sich halbtot dabei.
„O.k. Martin, der Ritter, ich bin Lola, die Prinzessin.“
„Prinzessinnen wollen doch immer entführt werden, ist es nicht so?“
Irgendwie schaut er sie von der Seite her an und leckt sich dabei über die Lippen.
„Ich will gerade nicht entführt werden. Aber du kannst mir jetzt einen Drink spendieren.“

Sie fahren zu einem bekannten Bistro, ein paar Strassen weiter. Es ist schon spät, ein paar Leute stehen oder sitzen herum, sind beschäftigt mit trinken, essen, rauchen oder sie erzählen ihr Leben demjenigen, der nach gar nichts gefragt hat. Das ist immer das Gleiche: du erzählst es jemandem und demjenigen  ist es total egal.


Der letzte Satz will irgendwie nicht reinpassen. Fällt aus dem Erzählfluß raus. HAt was zu Allgemeines, fast Besserwisserisches. Wie wär's mit: streichen?

Zitat:
Sie bestellen zwei Gin-Tonics. Martin erzählt ihr schon wieder von seinem anstrengenden Tag. Es ist mehr als langweilig, nicht zu fassen. Sie hat es satt, diese Langeweile bis in die Knochen zu spüren. Sie will etwas Aufregendes, was Neues, was Leidenschaftliches.


da wird's etwas langatmig, die Langeweile (2x) spürt man fast zu viel. --> Straffen?

Zitat:
„Ich bin sicher, du denkst daran, mich umzulegen, stimmt’s?“


Umlegen? Gewollte Zweideutigkeit oder passiert?

Zitat:
Er schaut sie an wie ein Auto.


wer ist das Auto? Sie oder er?

Zitat:
Seine Haare sind irgendwie hellbraun, die Augen wässerig und auch etwas rot, seine Hände sind feingliedrig, ja seine Hände sehen gut aus. Lola mag gut aussehende Hände.
„Mach dir keine Sorgen, ich vergreif’ mich nicht an halben Kindern. Ich bin doch nicht blöd…“
Wie alt bist du denn, Martin?“ fragt sie und heuchelt Neugierde.



Zitat:
Eine Stunde später liegen sie auf seinem Bett, trinken Wein und rauchen Zigaretten. Dann nimmt er ihr das Glas und die Zigarette weg und küsst sie auf den Mund. Nicht ganz unangenehm fühlt sich das an. Ihr Herz pocht schneller, sie fängt an zu schwitzen. Er zieht sich aus und geht unter die Dusche. Sie zieht sich aus und legt sich unter die Decke.
Sie wartet.


super Absatz, Stimmung, Sprache, Ablauf, Tempo,


Zitat:
Jetzt wird sie es der Zukunft aber heimzahlen, und der Vergangenheit auch.


Dafür müßte man wahrscheinlich nicht nur den Auszug lesen, aber so wie es dasteht ruiniert der zweite Teil, den ersten Teil, den ich super finde. Überhaupt: wozu der zweite Teil? Es der Zukunft heimzuzahlen heißt ja (v.a.) es der Vergangenheit zu geben.

Zitat:
Eine halbe Stunde später steht sie allein auf der Strasse. Zufällig gleitet ihre Hand in die Jackentasche und sie findet einen 50-Euro-Schein. Das ist ja ein Ding! Nun ist die doch überrascht. Sie hätte nicht gedacht, dass diese Art von gymnastischer Verrenkung soviel Geld wert ist.
Aber vielleicht ist das die Zukunft! Geld für etwas zu bekommen, was eigentlich keinen Spaß macht?

Es ist kalt in der Nacht da draußen. Sie fühlt sich mutterseelenallein und weiß es immer noch nicht so genau.


Irgendwie fällt hier das Niveau ein bisserl, inhaltlich, sprachlich. Der bezug fehlt mir. Die ganze Welt (also fast) klagt darüber, einen Job zu haben, der keinen Spaß macht.

Und was weiß sie nicht? Dass es kalt ist? DAss sie sich mutterseelenallein fühlt? Dass das die Zukunft is? Oder schwebt da eine Frage im Raum, die vor dem Auszug gestellt wurde. Der bezug ist jedenfalls für mich nicht erkennbar.

Also, bis auf den Schluß: Danke fürs Lesen lassen.


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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Pinta Oleander
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 63
Beiträge: 42
Wohnort: Valensole/France


Beitrag17.04.2009 18:05

von Pinta Oleander
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Wolfgang,
vielen Dank für deine ausführliche Reaktion und die aufbauende Kritik... Natürlich hapert's noch an ein paar Stellen und das Ganze ist auch aus dem Zusammenhang gerissen. Abtreiben, morgen ist eine Kurzgeschichte, die hier den Rahmen sprengen würde (leider) und es geht um die No future-Gefühle einer Heranwachsenden.
Ich werde noch einmal darüber nachdenken, deine Anregungen sind auf jeden Fall sehr willkommen. Merci beaucoup.
LG,
Pinta


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