Ich weiß wo Du wohnst

[Wortgewandt]

Golden schimmert das Licht aus Deiner Stube. Der Vorhang vor Deinen Fenstern bewegt sich ein wenig durch die Wärme des Ofens. Ich beobachte Dich. Niemand soll davon wissen. Wir werden uns noch in dieser Nacht vereinen, als wollten wir der Liebe wegen sterben. Du bewegst Dich, Dein Schatten entkleidet sich und ich stelle mir vor, wie Deine geschmeidige Haut in dieser Nacht wohl riechen möge. Denke an Dein weiches Haar, welches Du kämmst, bevor Du am Morgen unter den warmen Strahl einer Dusche steigst. Du ahnst nicht, wie sehr ich Dich liebe, wie sehr mein Schritt nach Dir verlangt. Lange Zeit schon komme ich an diesen Ort. Beinahe täglich und erhasche den Anblick Deines Körpers. Habe keine Angst mein Kind, denn Du sollst es gut und bequem haben, während ich zur Tat schreite, Deine Vollkommenheit in meinen Händen wiege und mein Begehren sich mit Deinem Schoß vereint. Du weißt wer ich bin, woher ich komme und welche Sehnsucht mich treibt, weißt nicht wann ich erscheine, ahnst nicht meinen Atem, der die blonden Haare Deines Nackens wehen lässt. Du schmeckst nicht das Wasser, welches sich in meinem Munde zusammengebraut und sich einmal in feuchten Küssen über Deinem Halse ergießen möge.

Die dunkle Seite meines Gehirns, der Steppenwolf in meiner Seele und der ureigene Instinkt und Trieb nach Fortpflanzung sollen mich in dieser Nacht in Deine Arme treiben. Ich weiß, dass Du es so willst. Wenngleich Deine Glieder schmerzen, Deine samtweichen Knie erbeben oder Deine Hände die Naht meiner Wäsche zerreißen mögen. Ich weiß bestimmt, dass Du mich willst.

Mögen Engel Dich auf Deinem baldigen Weg über den mit Lust ertränkten Styx heben, hinein in meine Welt. Mein Reich wird Dich als Königin aller sieben Himmel willkommen heißen, mein Volk Dich vergöttern, der Adel sich beugen und der Klerus sich im Wahn der Verzweiflung von den Türmen der Welt stürzen, aus Angst, beim Anblick Deiner Lippen in Ungnade vor ihrem törichten Gott zu fallen. Sie beten Fische an, während Du den Kelch des Wassers über mein Land ergießen sollst.

Niemand kennt Dich so gut wie ich es tue. Keiner begehrt Dich. Keiner kann Dir reichen, was auch immer Du begehrst, außer mir. Das Leben hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Nicht krank in der Seele, nicht verrückt im Kopf. Nur mein Herz macht mir Probleme, wenn ich an Dich denke. Meine Hände, mürbe und verschmutzt, suchen nach der Nähe eines fremden Leibes. Ihre Nägel sind schmutzig und angerissen. Die Haut alt und abgenutzt. Ich greife in meine Manteltasche. Wühle mich durch Geldstücke, Papierschnipsel, Coupons. Der Schlüssel liegt kalt in meiner Hand. Ich gehe bis an die dunkle Tür und stecke ihn vorsichtig in Schloss. Niemand soll sich von mir gestört fühlen. Im Haus schreitest Du von der Treppe hinab. Wohl gekleidet in Deiner Nacktheit, blickst mich an und fragst mich trockener Stimme, wie mein Tag war.

[Maria]

hm.
*g
bin unentschlossen.
Du möchtest auf die falsche Fährte locken, mit dem Titel mit dem ganzen Text, der sich am Ende auflöst.

Hatte während des Lesens keine Sekunde das Gefühl, dass es tatsächlich auf einen Überfall hinauslaufen wird und frage mich jetzt woran das liegt. Spannend.
Vielleicht weil der Text zu "schwülstig" daher kommt, die dunklen wolken zu turmhoch sind? Musste beinah lachen, das ist zuviel des Guten.

Nur am Ende hab ich einen Tippser gefunden:

[Wortgewandt]

okay, ist notiert! Danke