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Tiefgang
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Und ständig fließt Musik aus meiner Stromgitarre
Beitrag10.04.2009 19:34
Momentaufnahmen
von Tiefgang
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Momentaufnahmen




Brot, Ketchup und ein Tiefkühlcordonbleu.
Es erinnert an früher.
Nur ruhiger ist es.

Keine vier Kinder rundum.
Kein Säugling, der schreit.
Kein Zweijähriger, der quengelt und alles in Hüfthöhe zu Boden reißt.
Keine Fünfjährige, die alles besser weiß und dennoch ständig nach dem warum fragt.

Nur ich bin übriggeblieben.
Ich und das Schmalz.
Verbranntes Schmalz.
Neben erhitzter Tiefkühlkost.
Zwischen rauchigen Erinnerungen.
Verkrustet und bitter im Nachgeschmack.

Ich konnte die Anderen nie verstehen.
Jeder fragte dich immerzu:
„Wie schaffst Du das bloß?“
Nun verstehe ich sie.
Und auch dich – mit den Jahren – ein wenig besser.

Anfangs war meine Sicht von Schwaden verdeckt.
Und verdunkelt.
Ich schrie um Hilfe.
Doch meine Schreie verlöschten.
Im Schwarz.

Zwei Jahre lang verkroch ich mich.
Es zentrierte sich Wut.
Ich tobte und schaufelte.
Verbrannte Erde.
Ins Schwarze Loch.

Fünf Jahre, dann war es gefüllt.
Mit schmalzigem Ruß.
Und – inzwischen – fruchtbarer Erde.
Momente verklebten darin.

Fünf Jahre und ich verstand die Welt.

In manchen Momenten aber
frage ich mich immer noch
nach dem warum.



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Brynhilda
Felix Aestheticus

Alter: 44
Beiträge: 7760
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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag13.04.2009 13:30

von Brynhilda
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Hallo Gerold!

Dein Gedicht gefällt mir gut.

Nur eine Stelle würde ich verändern. Und zwar den Anfang der 3. Strophe.

Zitat:
Nur ich bin übriggeblieben.
Ich
und verbranntes Schmalz
Neben erhitzter Tiefkühlkost.


Ein sehr gelungener Text.
Er macht deinem Namen alle Ehre - er geht tief.

Viele Grüße,
Ilka
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Enfant Terrible
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Beiträge: 7278
Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag14.04.2009 09:35

von Enfant Terrible
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Anfangs war ich noch etwas skeptisch, weil die Einstiegsmetaphorik einen typischen modernen "Mir geht es schlecht"-Text vermuten ließ, mit modernistischen Wehklagen darüber, dass früher alles ...
Aber ab dieser Strophe
Zitat:
Anfangs war meine Sicht von Schwaden verdeckt.
Und verdunkelt.
Ich schrie um Hilfe.
Doch meine Schreie verlöschten.
Im Schwarz.

Hat es mich gepackt und berührt.
Du kannst den Text meiner Meinung nach noch ein bisschen verdichten, ein bisschen vom Klischee befreien - unter anderem täte es dem Gedicht gut, sparsamer mit der Ruß/Schmalzmetapher umzugehen, denn sie kann schnell erzwungen wirken, so nach dem Motto "Achtung! Ich hab ein Leitmotiv und bin bereit es einzusetzen!" Verstehst du, was ich meine?
Generell wirkt die Metaphorik trotz der erahnbaren Zusammenhänge ein bisschen chaotisch. Erst Ketchup und Cordon Bleu, dann Schmalz, dann Schwarz und Erde ... ein bisschen zuviel, der rote Faden verliert sich darin, sodass es wie ein potpourri verschiedener Ideen wirkt.
Der Text hat Potential. Ich möchte noch stärker die persönliche Stimme, den persönlichen Hilferuf hören.


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Tiefgang
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Und ständig fließt Musik aus meiner Stromgitarre
Beitrag14.04.2009 11:00

von Tiefgang
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Ilka,

danke fürs Antworten. Ich hatte die selbe Formulierung wie du im Kopf, mich dann aber doch - bewusst - für die obenstehende entschieden. Ich mag die Wiederholung. Für mich klingts dann so, als würde der schmalzige Dreck nochmal hervorgekehrt. Es klingt ein wenig ranzig - und das passt m.M. hier sehr gut.

Reggy,

danke auch dir! Was soll ich sagen. Wir haben wohl ein ähnliches Empfinden derzeit, zumindest was den Umgang mit Klischees angeht. Ich glaube auch überall sofort eines zu erspähen. Allerdings ist dieser Text für mich so wie er ist okay. Er ist nicht wehleidig - klassischer "mir gehts so scheiße, die Welt ist böse zu mir"-Text - gemeint, er soll eben Momente widerspiegeln. Vielleicht ist das nur halb gelungen. Ich finde jedenfalls interessant, dass du genau die Stelle herausstreichst, dich ich persönlich noch mal "klischeehaftesten" finde (Schrei ins Dunkle, verdeckte Sicht, blabliblablupp smile ).

An der Schmalzmetapher werde ich stur festhalten (hehe), weil ich einfach finde, dass sie hier passt. Das Fett in der Pfanne und das Schmalz in der Luft. Ich gebe dir aber Recht, dass es vielleicht einmal zu oft kommt (ich denke da nochmal drüber nach).

So oder so, gut überhaupt Feedback zu bekommen (sonst sieht man bald den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr).

Lieben Gruß,

Tiefgang


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MrPink
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Der Bronzene Wegweiser


Beitrag15.04.2009 22:42

von MrPink
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Wieder was sehr persönliches, so scheint mir. Ein tiefgreifendes Ereignis, das du schon öfters lyrisch bearbeitet hast ? Im Gegensatz zu anderen Werken erscheint mir das LI hier ein wenig distanzierter. Die knappen Sätze und der Titel, ich denke es ist auch so gewollt.

Keine vier Kinder rundum.
Kein Säugling, der schreit.
Kein Zweijähriger, der quengelt und alles in Hüfthöhe zu Boden reißt.
Keine Fünfjährige, die alles besser weiß und dennoch ständig nach dem warum fragt.


sorry, aber da musste ich spontan an die Jever-Werbung denken. Hier fehlt mir ein bisschen Leben, auch oder gerade im Nicht-Leben.

Nur ich bin übriggeblieben.
Ich und das Schmalz.
Verbranntes Schmalz.


Gefällt mir, aber ein Satz zum Ich fehlt mir hier noch:
Verbranntes Schmalz.
Lauwarmes Ich.
....


Es zentrierte sich Wut.
klingt mir zu passiv
Ich zentrierte Wut.  oder so...

Das Warum in der letzten Zeile gehört groß geschrieben, oder ?

Alles in Allem habe ich so den Eindruck, du hast ein emotionales Ereignis konzeptionell bearbeitet. Mir persönlich zu viel Konzept, zu wenig Gefühl.
Ich rede natürlich nur von dem Gefühl, dass für mich in diesen Zeilen sichtbar wird !!

Und trotzdem hat es was, dass ich es schon so oft gelesen habe.

schönen Abend
andi


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Tiefgang
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Und ständig fließt Musik aus meiner Stromgitarre
Beitrag15.04.2009 23:36

von Tiefgang
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Hey andi,

danke für deine Rückmeldung.

Ich hab da ziemlich lange dran rumgeschraubt. Daher fehlt vielleicht auch jetzt etwas. Es ist schon persönlich, aber beiweitem nicht autobiographisch. Jetzt, wo ich es mit Distanz lese, denke ich mir "meine Güte Junge, schreib doch wieder mal über etwas andres, es nervt nur noch" Smile

Zitat:
sorry, aber da musste ich spontan an die Jever-Werbung denken. Hier fehlt mir ein bisschen Leben, auch oder gerade im Nicht-Leben.

War mir nicht bewusst, aber jetzt wo du´s sagst lol

Zitat:

Nur ich bin übriggeblieben.
Ich und das Schmalz.
Verbranntes Schmalz.

Gefällt mir, aber ein Satz zum Ich fehlt mir hier noch:
Verbranntes Schmalz.
Lauwarmes Ich.


Da hast du irgendwie Recht. Könnte man machen. Allerdings nicht mit lauwarm. Mal sehen.

Achso. Gut erkannt. Die Distanz ist schon auch irgendwo gewollt.

So, soooo spät.

Gutes Nächtle


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